Pürttembergifdje
T&\zxUl\&\x%\x^U
fix
XanireegEfAiiftte.
gleite Jfolge.
Mn Vtartrtnbnng mtt bem Verein für fian& unb 3Utertnra in lllm nnb ©berfdjmoben,
bent iDfirtt. 4freri$iJ&ts- nnb Ältcrtnnwo ereilt, bem ftjtortrdfen Verein für bas
VMfartt Jranben nnb bem £äL4ganer Altertnrnsneretn
Ipransgegeben non ber
nJirttwubergifd) tu Soutmiflum für £anbesgtfd|id|te.
xx. äfafcvgattg.
1911.
Stuttgart.
Drndt nnb Verlag non VP. fioljl Jammer.
/
' • (.
gn^aft
©ettr
3?ie ©bftammung ber Oräftn ©na §u Balm, verehelichten Orftfin von Wörttem*
berg*Wömpelgarb. ©on Otto grorft in Wi en 1
3ur Oefdjichte bet Ätöfter bcr ehemaligen ©eidjSftabt ©<hn>äb. Ontünb. ©on
©eftor a. $. Dr. 8. £.1 a u 5 in Omftnb . 5
35er ©etmcfironift ^oljann Senj and $ei(6ronn. ©on Dr. Worift t>. 9t a u $ in
§eilbronn . 68
Beiträge gut Oefdjicfjte ber ©eidjSarmee. ©on O. tfreiherm o. ©tofeingen . 71
@in benfiofirbiger ätbfchnitt in ber Oef Richte ber ©tabt Warbach c. 9t. Sott
Pfarrer ©eil ach er in ©eubronn 113
5&aoib 3riebri<h ©irau| als ©ater. ©on ’Sjßrofeffor Dr. 3^. £ i e g l e r in ©traft*
6urg 123
®efp rethungen. ©eit, 2)te Ortsnamen beS D&eramtS Natingen. — § ar*
tu n g , ©efcftidjte beS ^räntiföen ©etcfteS 1. — (SUmanger 3 a h f b u $
1910. — Oer lach, ®&wnif von Saulheim. — Künget, ©iSmanf unb
©agem. — ©ranbenburg, Eintritt ber ©übbeutfdjen ©taaten. — 3n*
ventare beS Oroftft. ©abifchen OenerallanbeSardjioS IV, 1. — Oefcbidfjte
ber Familie t>. Dn>. — £amma, 52>ie $ oben bürge 138
3um ©tammbaum beS ©iberadjer OefcftlecfttS non ©ranbenburg 144
Ötaubeurer fcanbfdjriften in Weingarten, ©on Dr. Karl S&ffler 145
<&ie Jpoffapeße unter Johann ^riebricf) 1608 — 1628. ©on Ouftao ©offert . 150
35ie ©uch= unb Stotenbrutferei ber &ohen KarlSfdjule. ©on SRubolf Kr auft . 209
35ie ©chluftoerljttnblungen über ben Oinfaß ber Ouifen in Württemberg (mötnpel*
garbfefte ©erroicflung), unb Orharb non 9lammmgen3 babiföe ©ermtttlung
na(| ©eenbigung beS „Bischöflichen Krieges* (1590—1599). ©on Dr. Ouftao
©ommerfetbt in Königsberg 235
Äart ghtftfoto als roüritembergifdjer Kolititer, ©on Dr. §. § o u b e n in £eip)ig 249
35 eS ©aumeiffcerS Heinrich ©chitfhtrcbt SebenSenbe. ©on ©ertotb Pfeiffer. . 264
2>ie ursprüngliche ©auanlage beS KlofterS ©roftfomburg. ©on ©.Wett ler . 265
35apib Woßeber, ein ©ilb auS ben ©nfftngen ber württemb er giften ©efchicht*
Schreibung. ©on Ougen ©chneiber . 289
3tsr 0tef(hiihte beS ^ergoglic^ iDÜrttembergifdjen Kommerzienrats, ©on ©rchiorat
Dr. Wintterlin 310
35ie iDreifaltigfettStirche in Ulm. ©augefd)i(bte unb ©efc^reibung »on Julius
©nbri ft, ©tabipfarrer an ber $reifaltigfeit$firdje 328
35ie ©Seiber oon Weinsberg. Zugleich ein ©eitrag $ur ber ©aberb orner
©nnalen. ©on ©obert Öolfcmann 413
IV
Snfjalt.
©rite
3Jt i S $ e 11 e n. Dr. Steifen, Sie römifdjen ^nf^riftett von Dfterburfen im
Nenaiffancebattg in ©djroäb. §a&. — 6. Weftle, $ur ©ef$i(fjte ber roürtt.
Äalenber ‘ 473
Sefpredjungen. 3L ftapp, ^r. Xlj* Siföer unb bte ^oliti! (^Beiträge jur tßartei»
geeichte, berauögegeben von Dr. 31. SBaljt — Sllfong 3ef)le, U(mS Ser«
faffunggleben von feinen Anfängen big jur SBenbe bed 14. Sfabrbunbertg.
— 2$. Semmler, Sie ©rabbenfmäler beg mürttembergifcben ^ftrflenbaufeg
unb ihre 2Reifter im 16. 3a$rbunbert — f$rr. Säufer, ©efdjicbte ber SRofer
von gilfecf. — ©btvarb Freiherr v. £ontftetn=©rfiningen, Sie von &orns
ftein unb von §ertenftein, ©rlebntffe aug 700 Sauren. — 21. Srinjinger,
Sie latbolifdbe Stabtpfarrfirdje ©t. ©bewarb in Stuttgart — 3t $olber,
Dr. f^riebricb von §acf, D b er bürg ernte tft er von Stuttgart 477
38ttrttembergif(be ©efdOtchtgtiteratur vom 2$ab K 1010 (mit Nachträgen von 1907
big 1909). Son Jpofrat Zi>. S 6) bn 482
Negifter 524
»tttriliai» ber Pirtt imtfffft fit IrabMief^te. 1911.
©infenbungen, bie nicht burcb bie Seretne vermittelt werben, ftnb an Slrchiv*
btteftor Dr. v. ©cbneiber in Stuttgart ju richten.
Ji
&\z Äbjtamntung öer <$räfm (Stoa |u Salm, ber-
El|Bliri|fen (Sräftit brm WörtfBmbsrg -IßiimpElgarir*
Sott Ctto gor ft (ffiien).
©eitealogifche Sertürner, befrmberS roenn fie bur<h (joI;eö älter unb
großes änfehen ihrer geiftigen Väter geheiligt fntb, frifien oft burcjj
Sahrhunberte ihr £afein. ©in SOCutor fchreibt bcn anbern fritiflos aus,
benit nirgenbs ^errfc^t felbfi ^eute noch, eine fotche ©<heu oor „Sage
ber Vorfahren" toi e bei ber 05 eiten io gie.
3u ben ehrrotirbigften geblern biefer 9trt gehört bie unrichtige An-
gabe ber Eltern ber frönen @oa ju ©atm, ©attin Heinrichs oon SEBürtteui;
6erg*3MömpeIgarb.
3unachft ein paar Sßorte über bie sperfonen, welche uns in biefer
fl einen Arbeit begegnen Tollen.
fieinrich l ), ber jroeite ©obn Ulrichs bes Vielgeliebten unb 6lifabeth$
oon Vagerfc£anbshut, war am 7. September 1448 geboren (oermutlich
§u SBaiblingen). <£r regierte als £aupt bes Sftömpelgarber 3roeiges bas
toeflbeutfche ©renglanb, roeld^eö feine ©rogmutter Henriette an bas fchroäbifcbe
©efchledjt ber V3ürttemberger gebracht hatte, ©eine erfte ©attin, (Slifabeth
oon 3roeibrüdensSitfch, hatte er nach &roeijähriger ®h* 1487 verloren.
9ßa<h furjer Xrauerjeit aber toar er bereits oon neuen ßergenSbanben
gef effelt ; bie 3intnterf(he §hronif berichtet uns *) oon ber raf<h entflammten
Neigung/ bie er ber frönen Tochter eines uralten ©rafenhaufes entgegen*
braute, roelche er, allen £inberniffen trofcenb, fchlieglidj als ©attin hrirn*
führte. ®va, ©räftn §u ©alm, roar eines ber vielen Äinber bes ©rafen
Johann V., tote mir hier oorgreifenb bemetfen. 3h r Vater toar felbft
nicht gerabe mit ©lüdSgütern gefegnet* ihre SRutter wählte unter ihren
&hnen SRinifierialen. ßein Sßunber, bag bie ägnaten unb greintbe oon
Heinrichs Sßahl nicht entlädt waren. £ 0 $, rote ermähnt, bie fieirat fant
juftonbe. 9lrm, roie fte roar, brachte ©oa ihrem Spanne fein anfehnticbeS
*) Seine ißerfonatien im £>au3ard)h) Stuttgart, K 2 ¥ 4, ergtimt burefc ^regijer
unb ©abeRofer.
3 ) Ausgabe IBarac!, 1. Stuflage Sb. HI, S. 8 ff.
fflfirtt. Viertelt a^rf^. f< SantoigeW* X.g. XX.
1
2
fyorft
4?eirat$gut. $ie SBittumSoerfchreibung bezeugt uns bieS 1 ). dennoch
brauste Heinrich feine ®af)I nicht 3 U bereuen. @r lebte mit @ta in
glücflichftcr ©he. Unb als fein Bchtdffal oon trüben Söolfen umbüftert
würbe, harrte bie ©attin treu aus, bis ber £ob Heinrich am 15. Slpril 1519
}U Urach ber ©rbe entrficfte. SBentge Qahre barauf, am 25. Slprtl 1521/
ift ihm ©Da $u Reiche nroeier in bie ©wigfeit gefolgt.
3)er ©ruber fieinruhs fyatte ft<h fdjon 1490 mit feiner Schwägerin
audgeföhnt. 2)afür bürgt und eine im Stuttgarter fiaudarchin erhaltene
Urfunbe. ©oaö 9töihfoimnen in weiblicher Stnie umfaffen ben ganzen
heute regierenben &o<habel.
ÜRun ju unferem eigentlichen Sterna.
92och ©abelfofet nennt in einem feiner Manuffripte *) als ©Itern
©oaS ©raf Johann ju Salm unb eine non Sir!/ bie er aber Sohanua
heigt. Seit bem 17. 3®h r hutibert aber h*t man/ ohne ©ücf ficht auf bie
fpäter ju erört ernten Urfunben, juna^fi blog einen Johann ju Salm
als ©ater oerzeichnet, unb {pater, al s bie Mutter bereits oergejfen war,
nach ungefährer jeitli^er Berechnung Johann VI. ju Salm unb Slnna non
£araucourt als ©Item ©räftn ©dos angefefet. 2 )iefe roillfürltche Annahme
trifft man nun tu allen Süßerfen. £übner, bie Stammtafeln ber Staubes«
herren (Stafel Saint/ nebenbei eine ber miferabelfien ber ganzen Samm=
lung)/ Dotter, düblet (mürtt. ©alerie), um nur einige ju nennen, h^^n
ruhig bie fallen ©Itern afjeptiert/ felbft £h* ©<hön glaubte ber bis«
herigen Srabition unbefehen folgen ju bürfen unb fugte feinem neueren
Sßürttemberger Stammbaum in ©aisbergs jiingftem Sprachtwerf bie
trabitioneHe unrichtige Slbfiammung non Heinrichs ©attin ein.
Unb boch eyiftieren nicht nur Urfunben, welche bie richtigen ©Itern
©Das uns überliefert hüben, es ift fogat eine banoit fd)on längft gebrudft.
3roei Urfunben beS 3fahreä 1488 ftnb es, bie ©Das Slbjiammung
unzweifelhaft bartun unb bamit bie bisherigen Annahmen wiber legen.
3)ie erfte Dom 2 1 . 3uli 1 488, ein SSittumd« unb Morgengabenbrief 3 ),
hat Heinrich zum SÄudftefler. ©r fpridjt barin baoon, bag er bie wohl=
geborene ©räfin ©oa zu Salm zur fjrau genommen hübe unb bezeichnet
tiefe als Mochtet ber moljlgebotenen Margarethe SBitwe ©taf 3oh® nnö
ju Salm geborenen von Sierf ; babei nennt er biefe feine liebe Schwieger«
mutter unb Slrnolb, ben Domherrn, unb 3afob, beibe ©rafen zu Salm,
feine Schwäger. SDiefe ftnb uns aus anberen Quellen als Söhne Johann V.
unb Margarethens befannt. Somit würbe fchon biefe Urfunbe ©oaS
$iefel6e gilbet geh im §audar$ii>, K2 F4, „@»a Satm".
2 J $anbfd|rift 154 f. Stuttgarter Slrdgo.
8 ) ©iue bicäbcgtigtidje Urfunbe au$ im SROmpclgarber 9lnf)iu.
2)ie Stbftammung her ©räfin @va ju ©alm.
3
2tbftaminung erhärten. $um Überfluß enthält bas Slappoltfieiner Urfunberu
bu<b ] ) eine jtoeite Urfunbe oorn 26. ©egember 1488. Storin fpri<$t „BWar*
greife oon ©trdf grefftn 311 ©atme toitioe unb Sfoban grafe §u ©ahne
elfter fon“ oon einem „roibumbö unb morgengabö brieff" (offenbar ber
obige oom 21 . 3 uli), ben „grafe £einri$ $u äBirttembergf . . . fpner
gemabel unfrerr lieben bofjterc unb fmefierr ju irerr oerforgnifc uber=
libert fyatte 1 '.
SRun ifl rooty ein 3 ro eifel unmögti#.
2Bir haben als @ltcm ©oaö ben ©rafen Sodann V. $u ©alm unb
Oräftn BJtargaretlie oon ©ier! urtunblidb feftgeftellt.
mag nodf intereffteren, bie nätbflen weiteren Vorfahren unferer
©r&fm Fennen ju lernen. 9Bir befi^ett eine Sllmentafel ber Butter ©oaS
oon ©abelfofer*) in feinen BNanuffripten. @r nennt als BRatgaretyens
©Item Btmolb unb ©oa 2 Öilb= unb 9l^eingräfin, als ©roßeltem Hmolb
von ©ier t, 5Ji. Beger oon Soppart, Sodann, Bibeingrat unb 2 lbell)eib
oon Ägrburg. SÄoffer fiimmt bezüglich ber Eltern unb mütterlichen ©roh*
eitern Üftargarethens mit ©abelfofer überein, nennt aber als oäterlidje
©rohmutter blob eine 9t. Stodjter &einti(bö oon SBoppart ju Seiömdj
(erfl im 9ia$trag, im ^auptroer! ifl bie ©ierfföe ©tammtafel total
©erfe^lt).
®ic Sinnen bes Sßaterä ber ©oa, bes ©rafen Sodann V., ft eben in
ber Literatur feft.
@S erübrigt und nur no<h, bie Stynentafel ©oas §u a$t Slbneu 51t
geben*).
©oaö SBater mar Sobann V., ©raf ju ©alm (geboren 29. 3uni 1431,
geflorben 4. Sunt 1485). 2 >i e SERutter: -Margarethe, ©räftn oon ©ier! (ge;
boren 1437, geworben 14. gtetomar 1520, oermählt 26. Dftober 1451). &ie
©ro heitern: 3obann IV., ©raf §u ©alm (geftorben 2. 3uli 1431),
3 ob anna oon 3 oinoiüe; ©raf Slrnolb oon ©ier! (geboren 1402, geflorben
1443, oermäblt 2. Sanuar 1434) unb ©oa, BBilbs unb Stbeingrdfin
(geboren 1415, geflorben 1486 [ca.]). ®ie Urgroßeltern: ©raf Sobaun III.
0 U ©alm, $bitippote oon Callenberg, SlnbreaS oon Soinoiffe, Jeanette
oon Souffemont, Strnolb fierr (feit 1442 ©raf) oon ©ierf, £ifa 33eger
oon 93 oppart, 3 ohamt, Btheingraf, unb Blbelbeib, Söilbgräftn ju Äprburg.
*) ftappoUfteinex ttrhmbenbu$, $er audgegeben 0011 3tlbrecf)t 33t». 5 s Jir. 983.
3 ) ©feicQfaQ* in §anbfcfjrift 154 f.
*) Setege bafür: bie notoriföe $iltation ©alm avd jeber ©tammtafd biejeß
.'öaufeS. Soinnitte bei Slnfelme. *Jür ©ierf, Florange : Histoire de . . . Sierk. Paris 1895.
ferner meine auf Urihmbeti gegrünbete 9foti$onfammhing ;um 2. Sanb ber 9(fmentafe(
Oed ©rgberjogS ^erbinanb. S)ie genaueren Selege unb ^aten für bie 9t^nen
<£rad werben im 2. 99anb meines eben genannten Sueben ;u finben fein.
1 *
4
Jyorft, 3)ie 816ft«mmimg ber (Gräfin (soa ju Salm.
333ie mau fiebt, finben fi<h unter ben 3((jnen ©oaS neben beu iffujfrcit
Stynaftennamen ber ©alm unb galfenberg (£imburg) bie befc^eibeneren
tarnen ber urfprünglicb minifiertaten SÄl) ein grafen, ber f (einen ($bel=
Herren, wie ©irf unb Soullemont, f<hließli<h gor bie ®eger non 33oppart,
beten SRegeption in ben £od)abet niemals eine völlige mar. &ifa batte
5 . 39. i^re glängenbe ißartte roobl ihrem bifdjöflidjen Sßerwanbten 511
banfen.
<$$ ift alfo fein Sunber, baß ©bewarb, Heinrichs 33 ruber, nicht
bloß wegen beö mangelnbeu Reichtums unb ©langes, fonbern auch ber
wenig bevoorrageuben IBerroanbtfcbaft *) wegen bie @b e mit 6 va per-
borresgierte.
3 u ber obigen SC^uentafel wäre noch in (Srgängung gu SRotter 311
bemerfen, baß Sifa 33eger non 33oppart (bie ihm mit Vornamen nicht
befaunt ift) bie Tochter Äonrabs unb nicht Heinrichs war.
©0 möge beim biefe ff eine ©figge einen afteingewurgelten Irrtum au&
ber ©enealogie verbannen. Senn auch b et ffeine gebier nicht viel 311
fagen hotte, fo fann er hoch als ©<hutbeifpie( bienen, wie bartaacfig bie
©tanunbäume felbft ^öc3^ftfte^euber Käufer einmal trabitionette gnforreft*
beiten beibeb alten, mag auch bas Süchtige noch fo leicht gu ermitteln fein.
J ) @0 tourte $. 53. baö nieberabelige §auö Süfcelburg gans naße mit Wiirttem?
berg uerroanM na cf) folgender tfonfangmnitätdtabeUe :
3CrnoU> tum ©ierl
Sfrnolb Jeanette kalter uoit £(jann
I i
äofjann V. ju Salm Wargaretlje 3JlargaretI>e ftemrid; uoit £üfcelfmrg
I I
.veinridj ucm Württemberg (St)« ,*c*auö üi'tbelbtirg.
I
£miie Württemberg.
Jur Qfefdpiijfe btt Jklöfttx ber rfyemalfgen Keirfia-
fla&f Stfjtoäb. @münb.
Urfunblidje SWitteilimgen von Dr. ö. 5Uauö in @münb.
$a$ ft (öfter ©ottcßjefl.
Ta$ ftlofter QiotteSjeU foß nach ber gewöhnlichen Slunahme im
Fah re 1240 nach ber Siegel bes TomtnifuS gegiftet worben fein.
T5afj bieö nicht richtig ift, be weift eine Süße von Sßap ft Fwtocenj IV.,
• Toet^e unter bem 28. Februar 1246 butdj ben Sijefaujler SRagifier
3Ratinus ju Spon außgeftcßt unb oon 12 ftarbinälen unterfchrieben ift.
{SBirtb. Urfunbenbudf) Sb. IV.) Tanach nimmt ber ißapfi bas ftlofter
<3otte0$eß auf bas Sitten ber Spriortn unb ihrer ©chweftern unter feinen
Schüfe unb orbnet juerft an, baß bie Siegel bes f>L Sluguftinuö, nach
melier ber Drben eingerichtet fei, aflejeit imoerbrüdjlich beobad; tet werbe.
©otteSjeU war alfo urfprüngtich fein Tomimfanerinnenffofter. ©obann
betätigt ber Sßapft alle Freiheiten unb ißriuilegien, welche ber fttrche in
ülotteSjell oon feinen Sorgängern, ben römifchen Zapften, oerliehen worben
feien, ©o föunte er wohl nicht fprechen, wenn baö ftlofter erft 6 Fahre
porf;et gegrünbet worben wäre. Ter $ßap|t Beftätigt ferner bie Sc*
ftgungen bes ©otteshaufes famt allen Fabehörben an SRiihlen in ber
Släfye, an SHefen, Felbern, S&ätbern, bie (Sinffinfte, welche bas ftlofter
oom Fleifdhmarft in ©münb begehe, feine Siechte an ©tragen, Söegen,
2Baffem. 21u<h ein fo ausgebehnter Sefifc wäre fd^on nach 6 Fahren
fautn benfbar. Stach berfelben Süße barf bas ftlofter freie $ßerfoneu,
ipelche aus bet SBett fliehen, aufnehmeu; wenn aber eine ©chwefter
Sßrofeg abgelegt hat, barf fte ohne Erlaubnis ber Sßriorin baß ftlofter
nicht mehr oerlaffen. SBenu bas Satib bem Qnterbift oerfaflt, fo barf
im ftlofter hinter oerf^loffenen Türen ohne ©lodtengeläute mit leifer
©timme ©otte&bienjl gehalten werben. F m Se^irf ber ftlofterpfarrei
barf niemanb ohne 3uftimmung bes Slugsburger Stfdfjofs unb bes ft [öfters
eine ftapeße ober ein Dratorium grünben. Tas ftlofter hat auch bas
freie ©egräbnidrecht unb barf fotdje jum Begräbnis annehmen, welche
bas (efcttmffig wünfchen, wenn fte nicht erfomniunigiert, interbi$iert, ober
ÄlauS
6
öffentliche SBu^erer ftnb, aber unter Slufrechterbaltung bes Nechtß ber?
jenigen Airchen, non welchen Seichen aufgenommen werben. 2Benn bie
fßriorin fKrbt, foH bie ihre Nachfolgerin werben, reelle bie ©<hroeftern
einftimmig ober mit Majorität nach ber Negel bes hl* Stugujiinus mähten.
SSemt nach ber eben angeführten Urfunbe ade 3Bahrf(heinlid;feit
bafür fpridjt, bag bas Arofter ©otteöjell nicht erft im Qahre 1240 ge?
grünbet worben fein fann, fo wirb biefe Vermutung jur ©emigheit er=
hoben burch bie Äopie einer Urfunbe, bie und im „gunbationsbuch bes
Atofters ©ott es je II" (im A. Aameratamt befinbltch) erhalten ift. 3ni
3ahre 1692, ^eißt es ba, Kegen bie Sßriorin Maria Sherefta ©tahlin,
bie ©ubpriorin Maria granjiöfa Vrefelin uub bie Schaffnerin Maria
Margaretha ©tahlin in ©egenmart bes fiofmeifiers Johann granj
Rummel ben faiferlichen Notar Aonrab ShrifiophoruS 3ahn aus ©chwäb.
$ad fommen, um oon oerfchiebenen Urfunben eine 2tbf<hrift ju machen,
ba btefelben burch bie gefährlichen Ariegsläufe ber Vernichtung anheim-
faden tönnten, wie bies att anbern Drten burch bie Jranjofen gefchehen •
fei. Die erfte biefer abfchriftfich erhaltenen Urfunben tautet nun folgenber?
magen: Äffen benen, bie biefen Vrief anfehen unb lefen ober hören lefen,
thun mir Sltbrecht (Srutedin unb Subgart feine SBcrtin funb unb oeriegen
offenlidj, bag mir haben fauft ju einem Seibgebing bas ©ütlein ba ju
Vrainfofen, barauf fifeet ber 2u6ine, um bie (= oon ber) ^ßriorin unb
bem Aonoent in bem Atofler ju ©münb, alfo bag fte bas ©etb, bas
baoon geht, foden einnehmen unb foden es uns antmorten (= über-
antworten), bieweit mir leben, unb ber Aonoent fod es in feiner &anb
unb ©ematt f)an, beferen unb entfefcen. U. fommen Äbelgeib uub
Stmingarb unferer Sodjter Ainber in bas Alofter, fo foden fte bas oor-
genannte ©ut b an nach unfer beiber Sob, ftirbt ber Ainber eines, fo
fod es halb faden an Aonoente, fommt aber nur Äbelheib in bas Alofier,
fo fod es* bieS ©uts bas halbe Seil hau, ftirbt baSfelbe Ainb Äbelheib
augerhatb bes Aloflers, fo fod bas vorgenannte ©ut halb an ben Aon»
oent faden unb bas anbere halb Seil fod fein in unferer fianb. Dag
bies ftet bleibe, barum haben mir ber Sßriorin unb bem Aonoent, ber
oor bitf (== oft) genannt ift, biefen SBrief gegeben mit fierm Äonrabs
bes Sangen oon Nechberg unb auch aut bes Aonoents Snfteglen beftegelt.
Diefer SBrief warb gegeben unb getrieben, ba oou ©ottes ©eburt waren
1227 Saht o ergangen an ©t. Imbroften Sag (4. Äpril).
Sn bem ermähnten Sunbationsbudj ftnbet ftch eine groge 3aht oon
Kaufbriefen, oon benen mir einige, bie ein befonbetes Satereffe bieten,
mitteilen modelt, ©o fagt uns ein tateinifdh getriebener oom 30. Suli
1288, bag ber Vflrget SSerro in ©münb bie fiälfte feines ©utes in
3ur ©efdE}t$ie ber bloßer ber ehemaligen SeidiSfiabt 8d)u>äb. (ihm'mö.
7
Sörainfofen, bas gegenwärtig Siebinf baue, an ben ßonuent t>ou ©otted-
jeU Dcrfauft fyabe. 3 cu 9 cn finb: Wonherus de Ehingen, Advocatas
in Stauffen, Heinrich de Rinderbach, Scultetus Gamundiensis,
Sifrid Tunis, fratres de Buhil, Verrer, Heinrich Zingge, Conrad
Schopo, Walther Lupus, Sifrid frater suus, Al. Bernard, Heinrich
Wormser, Wal. Gimpold, B. panmada (?) et alii quam plures fide
<ligni. 3)ann ^ei§t eft: Astringo coram me ad Waran diam praedia
boni tarn diu, donec meus puer ad annos discretionis venerit et
publice professus fuerit, praedictam venditionem per me factam
severare ratam atque gratam. — 1347 oermadjt Sruber ftonrab ber
5 £aler, £aieitbruber bes fltoflers ©otteöjell, bem Stlofter ein ©üttein $u
^eubadj), eines in Srainfofen, eines in @fd)cnbad) unter ©taufen, einen
£3ingert 311 28interba$ unb einen fotzen gu ©djornborf, mehrere
©arten ju ©münb unb „bas Ofenhaus, ba ber Witter innen ifl, in ber
99rubergaffe ju ©münb", non bem ein Viertel ihm gehört, enbtidh alles,
ioa$ et ^interläbt. Sengen finb : Qoh- non ftinberbatf), ©djuttheib, SReim .
bolb ©berwein, ftontab im Steinhaus, labber ber Sfjaler, ©berharb
bet SBahner, Qohann 33rünlin non SRinberbath, Sodann unb SBalther
©ebrüber non SRinberbadh, 5Ri<hter unb Bürger $u ©mtiiib. — 1410 oer=
fauft grifc non ©dptaitberg an bic Sßriorin Slnna non Sraitsbeim unb
alle gfläbimten, ßlojierfrauen ju ©otteöjell, ©üter ju öernharbsborf,
über welche eine intereffante SSerhanblung aus bem 3ahre 1343 berietet
wirb. ©s Reifet : $em ehrwürbigen, eblen gettn ©rafen @ 6 . non -Keulen*
Burg unb ben anbem, bie übet bie 33ünbnu$ ju Schwaben gefegt finb,
entbeut ich ©b. ber SBurgermeifter non ©blingen, ber Männer einer, bie
über biefelbe SöünbnuS gegeben finb, meinen £>ienft. 3 <h Tag euch roiffen,
b af? itfj !omm auf ben £ag gen ©münb, ben ibt geben h a &t fiernt
Heinrich non SRechberg genannt non geud<ngen non bet einen ©eite,
unb gerrn Stlbrecht bem gaggen, ©altber unb SRubolf feinen Sr übern
unb Ufrith, bes norgenannten SHbred&t gaggen ©ohn unb getrn griebridh
oort gohenrieth auf ber anbet n ©eite uub ihren geifern unb Wienern.
2 >a gaben bie gaggen non ihretwegen $u mir Äonrab im ©teinhauo,
■
einen ^Bürger ju ©münb unb ganfen jum golfc. ©a gab gerr gans non
§Re<$berg non feinetroegen £u mir gerrn Sronneu ben ©ufen non 93rinfc
nnb Sohönnfen non SRinberbadh, SBurgermetfler ju ©müitb. Sa fam ber
oorgenannt gans non SRechberg mit gfirfprechen für uns unb flagt ju
Sfcibnfph bem gaggen, bab er ihn toiber $Redf)t irre an ben ©ütem ju
39 ewharbsborf, bie er gu faufen geben h<*t ®öjen bem SRöther. Ses
(barauf) antwortete ber oorgenannt SRubolph gagge, bab er ihn an beiu
felben ®ütem nidhts geirret (abgefprochen) ^ättc, noch fürbab irren
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filattd
woße non beß norgenanuten fieinridjß von Sftedfjberg wegen, uitb au$ feinen
Brief inne hätte, bett er auf ©öfeett ben ftöther ober auf biefelben ©üter
non £auß non SRetybetg wegen nor 'beß Äaiferß ßofgeridht gewonnen
hätte. darüber buben wir erteilt (entfliehen), baß er ©öfcen ben SRöther
an benfelben ©ütern fürbaß nid^td irren foß non beß vorgenannten non
Sied) 6 er g wegen. — 1371 tfjut Ulrich ber fiaudf Witter funb, baß feine
ßRutter ein ©ut ju teuren bei fieubadb in baß Älofter ©otteßgcß ju
einem Seelgerät geftiftet habe, aber fo, baß Slnna non Selbened, ihrer
Schwefter Tochter, bie in biefem ftlofier ifl, fo lange fle lebt bie ©ült
non bem ©ut genießen foß. — 1404 flüchtet 3 lbt Stifolauß non Äönigß*
bronn einen Streit jwifcben £ertn Sllbrecßt bem Pfarrer unb £erm
SClbred&t bem Stfrafaplan ju fieubadb auf ber einen unb bem Älofter
©otteßjeß im tarnen ber Älofierfrau Margareta non ©runbach auf ber
anbent Seite wegen beß Seugebntenß in fieubadjj. — 1370 nerfauft kalter
©berwein non ©münb, Bürger gu $aß, fein ©ut gu ©öggingen an bie
SPrtorin Slgtteß non fiürtebadj unb ben Äounent non ©otteßgeß. — 1302
nerfauft ©bewarb ber SBotf, Bürger 511 ©münb, ein ©ut 511 fierlifofen
beit geglichen grauen, Schweflet ©utten ber ©ulanbin unb Schwejier
Stgnefen non £ürleba<h, bie ba finb in bem grauenflofter gu ©otteßgeß.
Bürgen finb Äonrab im Steinhauß nnb fein Bruber 3Solf. — 1379
nerfauft ©bewarb Tefilin, Bürger 511 Bo p fingen, einen £of in fierlifofen
ben geift lieben grauen ©retbeu Slußmin, gu ben 3 e ^u ißriorin, unb ber
alten non £ürlebad) in bem grauenflofter 511 ©otteßgeß. — 1412 net«
fauft $anß SBolf non ©münb ein ©ut gu ßetlifofen ber Schwefter
i Xruten non SRinberbadj, Älofterfrau gu ©otteßgeß. — 1447 befttmmt
• . Sßanl non Sitnberbach, Bürger 3 U ©münb, baß baß ©rträgniß etneß ©ofeö
31 t ^erlifofen feinen beiben Pächtern, bic im Älofter ©otteßgeß finb, unb
nach beren Eob bem Älofter gufaße. — 1357 nerfauft Slbelheib, bic
Snglerm genannt, 3 U ©münb ber Sdjwefler ©lifabeth non ßRagingen im
grauenflofter gu ©otteßgeß bie ©ült non einem ©ut 31 t £>euba<b* —
1461 nerfauft §anß non Saulheim, Bürger 3 U ©münb, ein ©ut in
Qotgteuten ber geglichen grau Sinnen gläbin in ©otteßgeß. — 1359
nerfauft SBalther, ber Xbaler genannt Burger, 311 ©münb, feiner £odjter
Älara bet $balerin im bloßer 3 U ©otteßgeß ein ©ut in fiolghaufen. —
&uß bem 3ahre 1290 liegt ein lateinifdb gefdjriebener Kaufbrief nor,
laut weltfern Diemarus mit bem Beinamen Sllroich, ein ©müuber Bürger,
ein ©ut 3 U Sggingen an baß Älofter ©otteßgeß nerfauft. Bürgen finb:
Cruhliebus (?), Fridericns et Rudgerus. Clericus, meorum avunculi
imerorum, Rudolphus frater meus, Remboldus filius Trer (?), Rudol-
£ur ©ejdjicfjte ber SCtöfier ber ehemaligen Steidjsfiabt 6djroäb. (Stnünb.
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33erfäufer fügt, ba er fein eigenes ©iegel gehabt, §abt er ben 33rief mit
bem beö Sßropflö in Gabelberg (= Slbelberg) geflegelt. 2llö 3eugen
werben angeführt: Conradus, Bertholdus. Egeno, item Conradns,
fratres Conversi cl aus tri saepius memorati, Waltherus Lupus,
Duringo Verrer, Al Wiens Fr. via (?), Albertus, Bemardus, Eber-
winus in cimiterio S. A. Lapideadomo (<£teinf)au$), S. Anticus,
Tunis, Frideyicus Anticus, Collis longus, Gupoldus et alii plures
fide digni. ©eg eben 1290 cm gcfte ber Jungfrau Praxedis (21. 3uti). —
1332 leiben ©dpuefier Gecbtilb bie ©ulanbin unb ©dbroefter ©utta,
ihre ©djroefiter im grauenflofter gu ©otteöged, ibr ©ut gu Sggingen, auf
bem uorfjer ^edetoatbö gefeffen war, Sertbolben beö alten 33ad&erö ©o§n.
3eugen ftnb: §err Sipolb non Kedjberg, ber £irdbb*n; gu Sggingen ift,
23rnber ©ifrib ber &ofmeifier gum ßlofter, Ulrid) Jug, Seinrid) §imar,
39 u rg er gu ©rnütib, ber alt Geringer, fieinrid) hinter bem £l)unn, 33übel
unb SÄofenfteiti, fein trüber uon ^ggingen. —
1333 geben bie trüber ©iemar unb 9Uioid), bie ©öljne beö bei
bem Kaufbrief non 1290 genannten £)iemar mit bem SBeiuamen äHroid),
ihre 3uftimtmmg gum löerfauf tyreö SSaterö. 3 eu 9 cn ftnb: ©ifrib tin
©teinfjauö, 6bo genannt SSegger, Äourab genannt £aler, Süd^ter gu
©müiib, S9er<$tolb, £edo genannt ©töbenljaber, frater Henricus con-
versus procurator seu administrator Monasterii praelibati, frater
Conradns conversus magister curiae eiusdem claustri. — 1362 »er^
fauft SBaltfjer, Geifter Äonrabö fei. ©ruber, mit feinem ©olju ^ßeter an
S$roefter ©utta bie ©ulanbin unb an ©dbruefter Älara feine £odjter,
bie ba ftnb im Sraiienfloftet ©otteöged, ein ©ut in SDurlangen unb
£inba$. — 1366 uerfauft ©ruber Speter ber Scaler non ©münb, Geifter
ftonrabö fei. ©ruber, Sßrebigerorbenö im Älonucnt gu (Sfjliitgeit, aud)
ein ©ut gu Smbadfj, an ©djiuefter Stnna uon Sffitiigingen im ^rauenflofter
gu ©otteöged; ebenfadö ein ©ut gu Sinbad) uerfauft 1393 fianö ©djäfcer,
Bürger gu ©münb, an 5Uara Malerin, gu ben feiten Sßriorin tm ßlofter
©otteöged. — 1315 uerfauft ©kittet ©bertoein, Bürger gu ©münb, eine
jäfjtlidK ©filt aus feinem ©ut gu Guttangen an feine ©cbiuefteni ©etim
unb Stgatben im gfrauenflofter gu ©otteöged. — 1365 uerfaufen Sßrior
mtb ftonoent beö ^rebigerorbenö gu ©münb eine jäf)rlid)e ©ült auö
einer äöiefe gu Gutlangen ber ©riorin Gargaretf>a ber §eflin gu ©otteö-
ged. — 1323 uerma<bt Garquarb uon Stuflabingen (?) gu einem ©eel-
gerät für feine $rau Stbelljeib uon Ufenlodjj fei. ein ©ut in Gögglingen,
aud beffen ©rtrag ben ©cfcioefteru in ber flanuodbe 2 Sßfunb fieöer unb
100 ©ier gegeben tuerben foden. — 1349 ftiftet 3lgneö uon 9iotf), bes
3ot;anneö uon lautem fei. eljelidje Wirtin, 4 Sßfimb ßeder jcibrlid».
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Ä I a u 3
rce[$e am ©rünenbonuerßtag untec bie grauen beß Ätofterö rerteift
werben foflen. — 1456 nerfaufen 3Bi($e(m Äraft, Geifter ber 7 freien
fünfte unb (Sborbert am grauenmünfier Ermann unb Dtt,
\3 trüber, i^r Seben gu Gögglingen an ßatbarina non SRinberbacb,
vÄlofterfrau §u ©otteß^ett. — (Sine lateinifd) gefdbriebene Urfunbe non 1266
lautet : No tum sit omnibus tarn praesentibns quam futuris, quod nos
Abbas Otto et Conventus Ecclesiae Elvacensis duas t curias sitas in
Neubronnen, quas colunt Conradus de Isingen et Marquardus Gen*.
Henrici dicti Neukome, quibus a nobis com es Ludovicus de Spizen-
berg fuit infeodatus, et eas nobis per suas litteras resignavit,
libere damus et assignamas Ecclesiae S. Mariae de Cella Dei
iuxta Gamundiam, priorissae et sororibus ibidem Deo famulantibus
in perpetuum possidendas, ita quod in signum recognitionis, quod
a nobis ad ipsas praedictae curiae manaverint, solvant Ecclesiae
nostrae annuatim duas libras cerae in die S. Viti patroni Ecclesiae
nostrae custodi eiusdem Ecclesiae assignautes. Acta sunt haec
anno ab incamatione Dni 1266 praesentibus Decano Ecclesiae
Elvacensis, fratribus praedicatoribus domus Esslingen, fratre
Alberts de Stauphen et fratre Diepold, Domino Diamaro milite de
Swabesberg et Scriptore de Eiwangen, in Castro Eiwangen. —
Diefe jährliche Sßadjfiabgabe nad^ ©flroangen imirbe im gabre 1536, alß
©eorg non $iintl)eim Sefan bes Kapitels am ©tift ju ©Croangen mar,
burd) ben ©otteß$eflijdben Seicbtnater Seonbarb 9tef<b unb beit ©ofmeifter
3örg Bürger abgelöfl — 1349 uerlaufen Öilctrit non SSeftbaufen,
Äraftß non ßtenborf fei. ebelidje SBirtin, unb ihr ©ob« Ulridb non
Stoben an baß Älofter ©otteßjefl 2 ©üter in Dberböbingen. Sürgen
finb: gdebrtd) ber Sllte non ©cbnaitberg, £temar ber ©fftnger, ßilbe=
branb non ©anneral, £)ietrid> non ©<bnaüberg, Äonrab non SBeftyaufen,
Sfaßleute, unb Qo^anneß 33et$ ^^aler, Bürger ju ©mttub. — 1291 ner-
ntadit ©iltburgts ©edaria für ihre Töchter 3lbelbeib unb (Sbriftina,
Äloflerfrauen gu ©otteögell, 11 $funb fieffcr, welche baß Ätofier für (id)
nerioenbet. 2)aö 511 öfter beftimmt aber 2 Raufer in ber Sfidjtergaffe,
non benen eines Äunicb, baß anbere £oljroart inne §at, bie bem Älofter
gehören, ba^u, baß non bem $auß$inß jährlich 1 $funb Setter für bte
$wei ©cbtneftern bejaht werbe. ©ollten biefe Raufer burcb Söranb ober
fonfhnic gugrunbe geben, fo beftimmt baß Äfofter anbere ©infiinfte für
btefen 3roecf. 9toeb bem $obe ber beiben ©cbwefletn foll für baß ©elb
ein 3 fl h rta Ö K ir fa gehalten unb bem Äonnent 2Bein außgeteilt merben.
1307 nerfauft Witter Äonrab non SSettringen mit SufHmmung feiner
©Öf;ne feine ©üter in 39ettringen an baß Älofter. 3eugen HKb: Ulrich
3ur @efcf)idjte bei 1 ÄlÖfter ber ehemaligen SKeicfjSftabt Schreib, fömünb, \ f
001 t Sfecperg, fein Sohn Äonrab, Ulrich non ffBingingen, § 6 erwarb
genannt Se^er, ©bewarb genannt Gältet unb ©ifrib genannt £aler,
Söürget non ©rnünb. — 1347 nerfaufen Soljann Sertfjolb Dftertag
genannt unb ©ngefaarb ©ebrfiber non Settringen ein £aus mit Steuer
unb ©arten in Settringen an Slgueö non 2 )infelö 6 tif)i genannt im grauen*
Hofier ju ©otteSjeU. — 1364 nerfaufen ßeinridfj non SRinberbad) unb
IRifofaus ber @d)ledjt als Pfleger unferer grau unb ber ^eiligen mit
SBiffen unb SBiffen befi SRatfi 2 ißfunb fieffergetb aus einer SBiefe bei
^ßferöbad) an Sdbroefter ftebroig non £aff im grauenflofter 511 ©ottedgeff.
— 1331 nerfauft Johannes non iRedjjberg genannt non SJettringen beit
falben Saiengehnten gu 9feid£jenba($ bei fieudfifiitgen an SJruber ©ifrib
ben $ofmeifier unb ben Äonnent non ©ottesgeff. — 1278 1 ) nermadp
Slhiucus Songus, Bürger non ©mänb, ein ©ut gu ©dpnhart ben betben
grauenttöfiern 31 t §Re$en!jofen unb ©otteögeff* ©r beftimmt, tüieuiel
jebed Älofiet jä^rtid^ befommt, au<$ fallen bie grauen ju SRedpn*
bofen feine £od&ter affe 3 abre mit 2 Roden nerfeben. 3 engen finb:
9lln) idfj, ber ©o^n SUtoidp beö Sangen, Söalthcr fein ©of)n, 3)iemar
feilt trübet/ fiafpefar, 33crtt>otb unb ©ifrib nom Surm* — 1339 ner*
faufen 3ohamtefi unb Hermann ©ebrüber nou Stumbon mit SBiffen ihrer
SRutter Sfana non Sfumbon eine £ube 311 ©djönbart an ©utta non
^örtnifeineiler im grauenffofier ©otteögeff. SBürgen finb: Johannes Ber
STober unb Utridh non SBpfer, Bürger 311 ©mönb. — 1475 verteilt baß
Älofter ben Ertrag ber fog. Älofierrotefe 3 U ©traßborf bem ebrfatuen unb
frommen ifiriefier Qörg Ferrit, „bieroeif er unfer Äapfan unb etfid&e
3 a$re her unfer ©Treiber unb treuer Wiener gemefen unb noch ift",
fo fange er unb feine feibft^c Mochtet SRargareta, beibe, ober eines non
beiben noch am Seben ifi. — 1293 tun Äonrab non SRedEjberg unb fein '
<&of)n 9Mbre$t funb, baß bas Äloftcr ©otteßgeff non Subtnig non ©taufenedt
einige ©üter gu ©d^nittlingen getauft hat. 3 cu 0 cn finb: Ära ft non
Äfingenfelß, SRittcr, Heinrich non SRinberbadh, ©dpttbeib gu ©mfntb,
©tfrieb im Steinhaus, ©ürgenneifier, Äonrab ber Später, ©berroin, #errn
SRiubolteö ©ohn, ©bettnin ber gejger, £rucf)lieb, ©ifrieb ber Surre,
5 £urittf ber ©cßoppe unb SReifier $urinf fein SJruber.
*) $n toiefem Sa^re machte 3 lföert her ©roi«?, *J- 1280 , au$ bem Crben ber
<Prebigcr6 rüber 311 Äöln, bem, atS er SBifd^of von IRcgenSburg mürbe, vom 'papit bie
Erlaubnis erteilt nmrbe, seitliche ©üter 511 befifeen, ein Xeftament, in me Id) cm er ben
Oret StoiuienHöfiem ju ©t. SJlarfuS in äSiirsburg, ju €t. iiatfjariua in '.Hildburg unb
ju ©münb (bei Sjstingen), in welch lehterem eine 3 d)roe[ter von ihm fid> alo .U(o|"ier-
frau befanb, je 30 $funb §aHer Pfennige beftimmte (Michael, c^efdi. bcS bentfehen
»Dife« ni, e. 108).
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S? 1 a « $
©efiegelt ifi ber Srief mit beten Siegeln unb Äonrabs non 9ted^
berg, bet Ghorherr ift 31 t ©peper, unb mit ber Sttrget Snfiegel von
®münb. — 1331 oerfauft ßiltburg bie SBe^erin, Bürgerin 311 ©ntünb,
itjr ®ut 311 Unterbettringen an ©dhwefter 2 Kedhtilb unb ©utten ©ulanbitt
unb ©dhtoefier (Butten non fiörtuifcioeiler im gfrauentlofter ©otteSjeff.
Särgen finb: Salier unb Äonrab int Steinhaus ihre Brüber, Sffialther
ber 5tur 5 e, Sürgermeifier, Qohanneß Äulabrunn, Ulin ber Egaler tmb
Gbertoin ber Säner, Bürger in ©münb. — 1354 oerfauft £einridh ton
sRinberbadj, Bürger 31 t ©münb, 3 ©üter ju SBeiler bei Settringen an
©df>toefler Glifabeth'bie ©ulinne unb ©dhtoefier Eorothea non $aH ttn
grauen f (öfter ©otteSjeff. — 1259 geben Ulridh oon Slotbingen, fömrab
unb Ulridh oon Sftedhberg, ©ebrüber, ben groben unb flehten 3 e ^ n ^ en 3 U
SRulfingen, in ber Pfarrei Seinjeff gelegen, ben ihre ©Item, Sorfahren
unb fie lange 3 eit §u Sehen gehabt unferer Jranen Äirche bes ÄtofierS
©otteSgeH. 3 ^ugen ftnb : £tlbebranb, Slrcbibiafon unb ©höhere ju Slugö=
bürg, Slnfelm oon fiufett, Sitter. — 1261 betätigt Bifdhof fiartmann
oon Slugsburg btefe (Stiftung. (SBirt. Urf.B. Sb. VI ©. 18 f.)
Sind? bas ©taatsardhio enthalt einige intereffante Urfunbeu über
Ääufe unb ©djenf ungen aus alter 3*^* Saut einer folgen 00 m
7. Sunuar 1278 (Eofnmentenfammlung bes Eomimfanerfrauenflofierß
®otteS 3 eff) tun Marquardus Über de Flochberch et Albertus et Con-
radus funb, bafi fie ben Serfauf ihrer ©üter bei ÜHöggtingen, roeldhc
fie früher ben Sanctimonialibus in Gamuudia (Älofier ©otteßjeff)
oerfauft hoben, gegen jebe Ginrebe fitherfieffen wollen. 3^ u d en finb:
Hainricus, Fridericus, Conradus fratres, milites de Zuppüngen.
C. de Flochberch, Sifridus minister de Bophingen, Siziso, Berch-
toldus de Ufkirche, Conradus Huscheli, Bruninch, Walterus Hesp-
ler, Berchtold Clebzagel, Hainrich Gnlant, Berchtold Gulant, Wal-
therus con versus cenobii predicti, Sibot con versus, Volchart con ver-
sus, Domina de Giselingen. Datum in Bophingen.
1280 fd&enft SBalter „dictus vermis, civis in Scordorf 1 , um
Sefreiung oon einem ©elübbe 3 U erlangen, feinen ©arten beim Sab in
©dhornborf gelegen, ber ßirrfje ber hl* 3Waria bes Älofterß ©otteöjcff.
— 1284 oerfpredjen bie Sßriorin tmb ber Äonoent bes Ätofiers ©otteß=
3 eff, ba bie ©dhtoefier „Luigardis dicta de Webelingen“ ihren 2 Bein=
berg in „&effebadh" ihnen gefchenft höbe, oon ben Grträgniffen bes SGBein«
bergs jahrlid) 15 ©d&iffittg Reffet 311 geben, um ber ©eberin ^ahrgegeite
ju feiern unb für ben Eifch bes förnoents ju forgen.
Gin Sanb mit bem Eitel : „Eer ©otteöjettifc^e Sßrogeb unb befielt
SerglichSsMejefi Ao. 1659" oon bem ©tabtfdhreiber 2Äid)ael SMngert
3ur ®efd)icf)te ber Älöfiev ber ehemaligen SVeic^dftabt «d)n)äb. ©mütib. ]3
fafjt oerf^iebene ©nt erbangen, bie baS Älofter in ben erflcn Sfahrhmv
betten feines SeftanbeS machte, fürs jufammeit, ton benen wir bie m<$;
tigfien hertorheben wollen.
1278 terfaufen bie £errn ton SHethberg itjre ©fiter bei Gögglingen
an baS Alofter ©ottessett, 1 325 fibergab ihm 9gne$, bie Gitwe Äoitrab
3)firrens, Sfirgerin $u 2)infelsbühi, wegen ihrer Äinber unb ßinböfinber,
bie in ©otteäjeft ftlofterfrauen waren, 4 $ofe 511 Settringen unb ein
Out 51t Sggingen. 1331 terfaufte ßilbburg, bie Sesserin genannt,
Bürgerin su ©mfinb, 3 fiöfe ju Ettringen an baS ÄloRer unb 1338
fibergab i^tn Äonrab ton ©mfinb, Qfyoxfym ju Sorch, 3 ©fiter ;u Gögg-
lingen, roeHEje er ton Galther Saug ton Gellftetn gekauft hatte. 1344
terfaufte lefeterer bie Sßogtei unb bie Stiebte über feine ©fiter in Sthen-
mangen unb SRei<henba<h unb 1347 Qohaun öertholb ton 93ettringen
eine Sofraite mit etlichen ©ütern in $kttringen an ba$ Älofter. 1349
übergab ihm Sohann ton SRechberg su einem ©eelgerät 9 Gibemhöfc
SU Iggingen, fietlifofen unb Suffenhofen, barunter auch ben Äirdjenfafc
SU Sggingen, 1352 terfaufte SlgneS bie ©djörlernt 2 ©fiter ju Untere
bettringen an basfelbe. 1359 übergab Walther ber ^haler feiner £o$ter
fttara im grauenftofter ju ©otteSjell feinen halben Sof in Solshaufen,
1 360 terfaufte Heinrich ton SRedjberg 7 ^öf e 511 Spreitbadh unb Zimmer*
bad h/ unb ein ©Mer ton 5Rmberba<b feinen Sof S u Solshaufen, 1361
Johann Äurs ber ältere einen halben Sof 511 Dberböbingen, 1362 ©feer*
harb Golf, Bürger §u ©mfinb, feinen Sof su ^erlifofeu unb SSerd^t^olb
33eef(in, Bürger 51t Sd&ornborf, 2 Söfe su Unterböbingen, 1364 bie
<Eomintfaner su ©mfinb ein ©ätlein su Gögglingen an baS Älofler.
1382 ißrior unb Äontent bes Sßrebigerhaufes 51t ©fjlingeu ein ©fitlein
Su Gögglingen, 1410 grifc ton Schnaitberg ber ältere ©runbftücfe ju
Betnharbsborf, 1412 Sans Golf ton ©mfinb feinen $of su Serlifofeit.
1415 fibergab ihm Barthol. Golf, Bürger $u ©mfinb, einen Sof in
Gögglingen, ben er ton grifc ton Schnaitberg gefauft hatte, 1446 ter-
faufte ihm bie ^ßriefterbruberfebaft ju ©mfinb einen halben Sof su Ober-
■
böbiugen, ben ftc ton bem ©bien &afpat ton gingen gefauft hatte,
1461 terfaufte ©eorg lljltn, Bürger su ©mfinb, einen Sof 3 U s INÖgg=
lingen, 1468 Gargaret ton Böllftatt, Gitwe su ©mfinb, etliche Söfe
unb ©fiter su Suffenhofen, unb Sans ©ngelgeher ton Oberb ettringeu
feinen S°f S u Unterbettringen an baS Älofter, 1499 taufcf)te 3lbt ©eorg
ton Sorch einen Sof s u Dberbettringen ein gegen einen folgen $u Burg-
hof*, ber ©otteSsell gehörte.
97ach einer Urfunbe im ©taatSar<hit hatte ©ottessefi auch einen
Sdjmiebhmmner im betrieb, in ber hinter bem ßlofter gelegenen Güble,
u
RI fl II 6
bie om grettag nor Sßftngften (= 3. 3uni) 1463 bem ©münber Sürger
4)anß Aupferfcbmieb §u Sefjeu gegeben wirb,
$)urd) ferne 2öo^^abentjeit gelangte baß Al« ft er ju ätofefjen, wofür
aud) ber Umftaitb fpvidjt, brife eß, nie mir fdjon gefeiten haben, nornebme
. Snfaffen fyaitz. ©o nerfauft am ©t. Slgnefentag (=21. Januar) 1414
' £ruta non dlinberbadh, eine Alofterfrau beß grauenflofterß ©otteßjefl,
! mit ihrem Sruber Sßaul non Sftinbetbadj mit ©rtaubniß ber ehrbaren
i geifttid^en grau 21nna non Aräwetßbeim (= (Srai(ßbeün), Sßriorin, ein
. jährliches Sinßgelb non 4 Sßfunb geller aus Aonrab Kaufmanns unb
£anfen Hopfen gteif<$banf um 36 rbein. ©ulben an bie ©tabt ©münb.
2Bir t) ab en oben gefagt, bafj Sßapft Qnnocenj IV. burdfj bie Sude
nom 8. gebruar 1246 bas Äfofter ©otteßjed unter feinen befonberen
©d)u$ genommen ^abe.
9m 1 3. 3)lä r j beöfelben Qahreß erfüllt er ben SBunfdj) beß Alofterß,
bem Sßrebigerorben jugeteilt unb unter ben magister et prior Teutoniae
gefteHt gu werben. @r tut baß im ßinblicf auf bie gürbitte beß ©rafen
Qobanneß non SWontfort, ber ben SBunfdh beß Äloflerß unterfHifct, um fo
lieber. ©aß Atofier foff au<h an bcu ^ßriniiegien beß ^ßrebigerorbenß
teÜhaben. Xev SMagifter unb prior provincialis ftnb berechtigt, felbft
ober burd) anbere Srüber ihreß Drbenß baß AfoRer ©otteßjed ju nifttteren
unb, tnaß an $aupt unb ©liebem ber Sefferung bebatf, anguorbnen.
®amit nic^t auß Mangel au einem ^Sriefter ©efafjr entReht, foU baß
5ßrebigerftoRer einige Äapläne befteflen, um im Notfall Seicht gu hüten
unb bie ©aframente gu fpenben. (SBirt. Urf.S. Sb. IV ©. 131.)
&a baß AloRer ©otteßjed urfprünglidfj na$ ber Siegel beß hL SluguRinuß
eingerichtet war, fo bezieht baß SBirt. Urf.S. (Sb. IV ©. 264) eine
ttrfunbe nom 5. Stprii 1251, in welker SRapft Snnoceng fämtlidSjen Kirchen*
obern bie genaue SCufredfjterhaltung beß bem AloRer ber ©dhweRern nom Dr?
ben beß hl. 2luguftinuß in ©münb juRehenben 3ehntbefreiungßrechtß gebietet,
mit nodem 9techt auf ©otteß^ed. (©inige gotf<$er glaubten, baß SCuguRiner?
floRer fei gemeint; aber baß war nie ein grauenfloRer.) Unter bem?
felben Saturn befiehlt ber SßapR bem ©r&bif$of unb fämtlidhen Archen?
obern ber <£rjbiÖ$efe 9ttain$, baß Atofter gegen bie mittfürlichen unb
gewalttätigen ©ingriffe in beffen Rechte burd) Serhängung non Aird^em
(trafen ju fcfjüfeen.
$>ie ©chmcftern non ©otteßgefl werben jefct, nad^bem fte bem ^rebiger?
erben jugeteilt ftnb, sorores ordiuis Sancti Augustin i sub cura et
seeuudum instituta fratrum praedicatorum dezentes.
2Bie Sßapft Senebift am 27. gebruar 1304 fte non adern 3 c h n t cn
unb non aüen ©thafcungen burd£> Sßäpfte ober Sifööfe befreit, fo gibt
£ur ®ef$i$te ber ÄI öfter ber ehemaligen 91eid)$fiabt €>$roä6. Ömünö. J5
iE) nett Äaifer fieinridh VII. aut 2. SKugufi 1309 von ©fjlingen aus bie
3$ergünftigung, baft Re weber ihm noch fonft jemaub eine Steuer galten
ho dh gut 3eit bet #eeresfammlung SBagen fteden muffen.
$apft 3o^annefi XXII., ber gehört ^at, baft einige fllerifer unb
Saien, benen bas Älofter ©üter auf bie ©auer ihres Sehens ober auf
«ine beftimmte 3^ fliehen §at, auf biefe ©üter 2lnfpru<h machen, bt-
auftragt am 7. Januar im 8. $a$r feines Sßontififats (1324) non
Avignon aus ben 9C6t non Sordjj, alles, toas auf biefe SBeife bem Ätofter
unredhtmä&ig entfrembet worben ift, wenn nötig, unter Stmoenbung non
ftirdhenftrafen, wieber in bas Eigentum bes Älofters gu bringen.
©ie Privilegien non Sßapft unb Staifer waren jeboch nidht imftaube,
bas Stlofter hinlänglich gu frühen. ©asfelbe wenbet ftd) flagenb gegen
bie ©tobt ©münb an ben Sdhtväbifdhen ©unb. 9lm ©utentag (= Montag ;
über ben ©utentag f. £. fjfifcher, ©ie tarnen ber Wochentage im Schwab.
2B. 1900, I. unb II.) vor intfer Frauentag gu ©erbfi, als fte
geboren warb, (1. September) 1382 machen bie Stabte gemeinlidh, bie
ben ©unb gu Schwaben miteinanber galten, als fte auf bie $e\t gu
lltm beieinanbec gewefen ftnb, fotgenbes betannt: ©ie priorin unb ber
Aonoent ber Älofterfrauen gu ©otteSgeH Ratten ftdh beflogt, baß fte non
ben ©ibgenoffen biefer Stabte, ben ©ärgern ber Stabt @münb, gu hart
unb gu gefäf)tti<b mit Steuern angegriffen unb befchwert worben feien,
fo baß fte unb ihr ©otteshaus verberben muffen. ©ie Stabt ©münb
habe ihnen auch vorher {(hon groben Sdbaben getan baburdh, baß fie
gu t$rem Stabtgraben verriebene bem Älofter gehörige ©tunbftücfe ab«
gegraben h fl be, woburdh basfelbe bie ©filten non biefen verloren habe,
©a eS bie Aufgabe bes ©unbeS fei, ©otteShäufer unb geiftliche Seute
gu fdhirmen, fo h a & e er beibe Steile gehört, nadhbem bie von ©müub
bem ©unbe volle ©ewalt ber ©utfdheibung eingeräumt haben. ©iefe
©ntfeßeibung geht bah in, bab bas Älofter Mob verpflichtet fei, ber Stabt
jährlich auf ben rneiben Sonntag 20 ©ulben Sdhuhgelb gu begabten,
©er Slnfprudh ber Stabt auf 70 pfunb vergangener Steuer, wofür fie
bem Älofter Sßferbe weggenommen fyabt, fei nidht gerechtfertigt, ©ie
Stabt muffe hoher bem Ä (öfter biefe pferbe gurücf geben.
3nt Sah^e 1447 beauftragt ©ifd&of Peter von Augsburg feinen
©eneralvifar Seonßarb ©äffel unb ben 3ahannes Wilbpfert, ÄanonifuS
unb Pfarrer atr ber gröberen Kirche in Augsburg, wegen eines Streik
falls eine genaue Slbfdhrift ber obenerwähnten ©ude bes Papfts ©enebift
vom 27. ftebniar 1304 beforgen gu laffen, 3116 3eugeu ftnb babei Ulridh
©olfteter, ftanonifus gu St Peter in Augsburg, tmb Soßannes ©altmng,
Kaplan in ©münb. (Staatsarchiv.)
16
HIauß
®er außgebehnte 33efift be« Slloftcrö brachte natürlid& au<b Sefi 6 =
flreitig feiten mit ftdj. Sin Slllerheiligenabenb (I. Stooember) 1207 (£ofu*
, : 1 mentenfammlung im ©taatßardSno) tut bet ©d^ult^eig ©eintidj oou SRinber-
; |ba<b funb, ba§ ein Urteil gefällt worben fei in ber ©ac$e beß Ätofterß
jmit bem SRüffer Johannes bem ©itelid^ wegen beö Gaffers ob ber
ISrlenmtihle bis an bie ©dfjinbelmühfe. Oiicfjter waten: ©ifrib ber Surger=
meijier, ©ifrib bet Sitte Xum, ©ifrib fein ©otjn, £urinf bet SBejetv
(Jribericti auf bem Süht, ftourab bet ©dhalffhtter, (Sbentein in bem
ßirchhof/ flonrab unb SBalter, beibe ^haler. 3 eu 9 cn waren: Stüber
SBalther ber ©inhart, Sruber Heinrich non Sforjbeim Sßrebigerorbeuß,
©dhaffner beö ßtoflcrß, unb Stüber Äonrab, beö JUofterß ^ofmeifier.
3 n einem ©treit mit Johannes unb SfSeter non SRinberbadf) (ibid.)
1321 wegen beß Söehrß unterhalb ber SRinberbatbermüljle finb ©dhiebß*
leute: SRubotph ber Sitte, £aug Witter, SR ei ft er flonrab noit ©münb,
Chorherr $u Sörth, unb flonrab SRötin.
3n berfetben ©adje urteilt 1376 ber ©djuttheijj 3ohanneß ber
Stttere non Slittbetbadf) mit Johann Surgertaler unb Johann bem jüngeren
non Oünberbacf) atö Sintern äwifchen bem ft (öfter unb £einridh non
"• SRmbetbadh als Vertreter ber ©ohne feiner nerftorbeuen Srüber. Sefcterer
fteHt alß Sürgen ©ifrib ©eberlin, Qohamteß ©töbeuhnber unb Sßeter nott
SRinberbadf).
1404 entfdheibet ber ©(hultheijj non Sßefternach anftatt unb tm
bauten ©errn ftourabß non gtiebberg mit ben SRidjjtern SBötftin ®ewant=
ftfmeiber unb ©ermann geierabenb in ©adhen beö fttoflerß mit ber
©enfmähte.
1495 h^t baß ftlofter im Serein mit bem Pfarrer unb ber 5ßriefter=
bruberfchaft ju ©münb einen ©treit mit bem Slbt (Stiaß 311 Äönigß*
broitn wegen ber 3 e bnteu aus einem ©ut in Dberböbingen. ©<hiebß=
rietet finb : ^ßetruß ©d&enf, Sfarcer S u ©eibenheim, ©auß SäG«*/ artcr
ftaflner bafetbjl, 3o$anneß ©d^utrer, alter Sürgermeifter $u ©münb, unb
3nh anned Salbung, SRotar. ©abe i ijt auch ber ehrfame ©err ©anß
Ätrfenejfer, Pfarrer ju Sautern, ben beibe Parteien alß SRittter gugaben
(ibid.).
£)ie SSohthabenheit beß fttojierS rief bei ben ftlofterfrauen ©totj,
(Sigenjinn unb anbere fd)limme ßigenfdjaften heroor. Sltßim 3ab re 1445
ber SBein fehr teuer würbe, fo bafj bie 3Ra&, biß ber im SBeinlanb ge-
fa§te SBein in ben fteller fam, tnoht 12 ©etter foftete, würben bie Ätofler*
frauen wiber ber Sßriorin unb ber Pflegerin SBiffen eins miteittanber,
bafj fte ben SBein an ihren Sßfrfinben notn ßf öfter bie 2Ra§ um 8 gelter
trinfen wollten. Sttß bie ©adhe nor ben SRat fam, befpradh et biefelbe
3nr ©efd)icf)te ber Äl Öfter ber ehemaligen 3teic()sftabt &4iuä£>. ©münb. \ 7
mit ben Pflegern. 3Jtan einigte ft$ bahin, baft man ihnen ben Wein
um 9 geller (affen wolle, obwohl bas SHofter auch ba noch zu ©d&aben
fomme. 30ß ihnen baß non ben Pflegern oerfünbet würbe, antworteten
fie mit gar ftolgen Worten, ber 9fat habe nicht über fte ;u gebieten, fie
wollen zwar bie- SWaft Wein um 9 Heller trinfen, aber nicht oon beß
SRatß, fonbern ihres $rooin$ialfi ©ebot wegen. 2llö baß oor ben SRat
fam, würbe er über ihren Ungehorfam aufgebracht unb erflärte, er werbe
fegt IQ $eüer oerlangen. 6 r lieft ihren $roimt)ta(, trüber SWifolauß
hottet, unb ihren ßaplan, ©ruber Wilhelm, ben man nennt ©rbmanu,
fommen, unb tei(te ihnen feine Meinung mit Sttefe legten gürbitte
für bie grauen ein, man foffe ihnen ben Wein um 9 geller faffen, fie
hätten Übereilt gefprod&en. ©ie oeranlaftten auch bie grauen, eine 3>epu*
tation an ben SRat $u fchidten. ©ß erfchienen oor bemfetben bie priori n
©tß Wölfin, bie ©ubpriornt bie ^ärlingin, unb bie ^Pflegerinnen Slnna
Stötin unb Slnna gläbin unb nahmen zur Uuterfiüjung noch einige SRats?
frauen mit, ©Iß SSötin unb bie ©turmfeberin. ©o lieft ftdfj ber 9tat
erweichen, eß bei 9 geller bewenben $u lajfen. (©taatßard&io.)
S)aß geben ber Sttojterfraueu fdheint in ben nädjjten Jahrzehnten
ein fehr locfereß geworben zu fein *). $>er ©münber SRat teilt bem ÜReifter
beß ^ßrebigerorbenß mit, bie ©chweflem (eben fo außgelaffen, baft nicht
nur bie Bewohner ©münbß, fonbern auch bie benachbarten gürften,
©rafen, Marone, SRitter, oomehm unb gering, geiftlich unb weltlidj fi<h
baran ärgern. ©fl gehe baß ©prichmort, baft man in ganz Steutfdjjlanb
nirgenbß Älofierfranen finbe, bie fo ungebunbeu leben. %f)xe Siebhaber
begeben ftdh offen zu guft unb zu Sßferb inß Sttofter, fpielen bort, halten
3e<hge[age, führen $än&e auf. @ß fei fogar wegen einer SBuhlerei ein
fchrecflidher ÜRorb im bloßer begangen worben, ©r (ber 9iat) habe oer=
Jucht, bie Älaufur wieberherzufteüen unb bie ©tätten ber Unzucht nieber-
gertffen. Wk baß betätigt ber SRat in einem Schreiben an Sßapft
©irtuß IV. in ber Dftao SWariä Himmelfahrt 1478. (©taatßardhio.)
Stein Wunber, baft baß Sttofter bie ©dhufcherrfcbüft ber ©tabt ©münb
abjuf Rütteln fudhte unb ftdh 1476 in ben Schuft beß ©rafen ©bewarb
oon Württemberg begeben wollte. 316er Sßapft ©irtuß bie Rechte
ber ©tabt aufrecht. (Slbfdjjrift ber ©ulle bei Wingert) Jn bie [er SJuIle
wirb gefagt, bie ©tabt ©münb habe oon jeher baß Siecht, jährlich zwei
*) ©cf) oit früher hatten fidf biefelben einmal eine Strafe 311 gesogen. X 1281*
erteilte ber ^ominifanerpromnstal für JDeutfdjtanb, Hermann ocit SRinbcn, bem $rior
oon Solingen ben Auftrag, bie SdpDeftern in ©münb 511 Jjcftrafen. mcif fie unter £r±
bid)hmg einer $ranbgefahr baß Mlofter verliefen (3A_'irt6. llrf.y. IX, ©. 242).
SBürtt. f. fianbrtjef^. w.%. xx. 2
18
tiUud
Pfleger für bas fllofter §u ernennen, unb wenn bie ftaptanei in ber
Äird&e bes Ä 1 öfters erlebigt fei, einen non ben Srübern bes Sßrebiger?
orbens bainit $u betrauen, bas Ätofier fjabe ber Stabt bafür ein jä$r*
li<$e$ Se&ufcgeib ju jafjlen. 3)ie Gmtfdjeibung bes SPapftes mürbe burdj)
Äaifer griebridj am 27. SWärj 1477 befiätigt unb am 17. 3Rai be&fetben
Saures burdfj ben 9totar Qoljanneß Salbung oon ©münb bem ©rafen
Gberfwrb gu SBifbbab infinuiert.
3 m Qa^re 1476 trugen bie ©münber bem spapfie Stytus bejßglidfj
beS ÄlofterS ©otte3$elI and) no<$ bie Sitte not, basfelbe unter Um-
fiänben in bie dauern ber Stabt oerlegen ju bürfen. Sei ben bejiän=
bigen gelben unb Streitigfeiten fönnte es oorfommen, bap bie geinbe
fidj im Ä iofier feftfefcen unb oerfdEjanäen unb ber Stabt großen Sdjaben
jufügen. £5a8 Stlofter fei auch fd&on gmeimal gänjli# gerftört morben.
(ftif eine foldje 3 srftörung bes Älofiers fcfjetnt ein Kaufbrief aus bem
3 alj re 1450 ^injuroeifen, laut meinem „bes ftlofterS großer Stotburft
rnegen imfer mehret Stäben bainit fürgufommen" bie 3 * n f en non
10 Shilling fetter, roeld)e baS Ätofter aus ber Siebmetbe ber Stabt auf
ben Atarenberg behebt, oon ben Pflegern biefer Sie^meibe, Sßeter Statgeb
tmb Speter SßeiSmaiut, um 10 Spfunb fetter abgelöft merben.) $er spapft
erlaubt nun ben ©münb etn bei brobenber flriegsgefaljr, baS ftlofter mit
ber Ätrdbe, bem ©fodfenturm, bem Sd&laf* unb Speifefaal, famt ben
übrigen ©ebäuben abgitbrcd^en unb ein anberes an einem paffenben
^ßlafj innerbalb ber Stabt ju errieten. ®ic ©ebeine ber Serftoibenen,
bie ausgegraben merben fönnen, bie ©loden, Äeldje, Xüd&er, Sparamente,
Sergierungen ber Äircbe unb 2 Utäre, Steine, $ 0(3 unb fonftiges fönne
man $um neuen Sauplafc fdjaffen. <£|je baS neue älofter gebaut mirb,
mufi man ben Sdjjroeftern für eine paffenbe 2Sof)nung in ber Stabt
forgen. $od) fam es gu feiner Verlegung beS ÄUojierö.
$>a§ im Saljre 1476, in meinem baß Älofter bie S$ufe§errf($aft
ber Stabt abjufdEjütteln fudjte, in bemfelben eine ©ärung oor^anben
mar, baranf meift auch folgenbe Urfunbe, meld&e oon Stotar 3oI)anne$
Salbung in bie gorm eines !Rotariat 8 inftrumentS gebradbt mürbe.
©egenmatt ber ftapläne Sart^olomäus Sd&erenbad&, $afob Satter unb
$Ri$ael £afjn unb ber Saien Sixtus Steinffäufer, SDtatt^duß 9RurrI)art
unb Sart^olomäus Sturm als 3 ® ll 9 cn oerlieft Sruber Soljanneß granf,
Seftor unb Sprior beS sprebigerflofterS, im ©&or beS SUofterS 311 ©otteSgeß
als Stettoertretcr bes Drbenögenerals SeonarbuS be SÄanfuetis unb bes
Sntbers £einri<t be ©eömalia, vicarius generalis ber Srüber unb
Sd&meftern bes Sprebigerorbens in ber sprooiitg Xljeutoniß, folgenbe jmei
Bö)x eiben bes erfteren. $aö erfte Sdjjreiben, baS mie bas jroeüe in
£ur @eföi$te ber ftlöfter bei ehemaligen ftet$3ftabt ©tf)tt>äb. ©miinb. 1 J)
Stören} oerfafit ifi, trögt bad Saturn bed 10 . Df tobet 1476, baß jroeite
bad bed 19. Dftober. 3n bem erften betätigt fieonatbud jmiächft, road
Heinrich be SBedmalia in ber testen in ©ottesjell angeorbnet §abe.
5E>erfelbe habe oerfd}tebene bauliche SSeränberungen oorgenommen. ©aö
@elb bagu fyabe er non Sürgermetfler unb SÄai ber ©tabt ©miiitb be=
fomnten unb oerfprochen, badfetbe non ben (Sinfünften bes Aloflerd toieber
guTüd^ugahten. £ie Sßriorin Slgned non SRammingen habe er von ihrem
Slmt ent 6 unben unb noch anbered für bie Erhaltung ber @h« unb bed
guten SRufed bed Älofierö getan, ßeonarbud befiehlt unter Sfobrohung
ber ©ffommunifation, bafj bie Snotbmtngen £einri $8 beobachtet werben
f ollen, weiten ©Treiben fagt er, bad Ülofler ©otteöjell fei non
je^er unter bem ©chu( bet ©tabt @münb geftanben, baßfelbe habe auch
immer bafür ein ©cöufegelb bejaht unb fei oon ©ntünb immer nerteibigt
unb unterfttifct worben. ®r will, bafc Meter ©d&ufc bleibe, unb erflärt
bad non ben ©dhwefiem bem ©rafen (Sberharb non SBürttemberg ge?
machte Anerbieten ber ©<hufcberrfd)aft für null unb nichtig. 2 ) er ©raf
fei 3 war ein trefflicher £err, fein unb feined Drbend SBohltäter, aber
bie ©throefieni feien ohne ©rlaubnid bed Drbend unb mit Serlefeung ber
Sttechte eined anbern norgegangen.
Seouarbud betätigt au<$ bad, bafj Heinrich be Söedmalia eine
ftapfet mit Sprioilegienbriefen mit Sefchlag belegte unb bid auf weitered
bem Sruber Sohanned $ranf, <ßrior bed Sßrebigerfloflerd in ©münb, in
Ser Wahrung gab. — 9ta<h 93erlefung ber b eiben ©chreiben fragte grau!
bie ©chweftern, ob fte gehorchen wollen, ©ie aber wollten nicht auf ihn
hören, fonbem wanbten ihm ben Sttkäen, inbem fte ba unb borthin
gingen unb fötien. 2)ie einen fagten, bie Unterwerfung unter bie ©tabt
©münb bürfe nicht fortbauem, anbere riefen ©chimpfworte gegen bie
antoefenben £eugen. $ic Sßriorin Slgned oon Sftammingen erbat ftch eine
Sebentjett oon 14 $ageit. $ranf erflörte, bie ©chwefitem bürfen nicht
audeinanbergehen, bid fte oerfprochen hätten, bad Verlangte gu erfüllen.
91bcr fte hatten für ihn unb feine Setftfcer nur ©efchrei unb Serhöh=
nungen. 3Ud fte ft<h auch burch bie Anbrohung ber (Syfommunifßtion
nicht gur SRuhe bringen liefen, fpradEj granf biefe über fte aud.
Auf biefe Vorgänge begießt ftch too^l ein ©^reiben bed fßapited
@tfhid IV. aud bemfelben Qahte 1476 an ben ftanonifud Johann ©offolt
in Augdburg unb ben bortigen Dfftjial, in wertem ber $apfl ihnen mit=
teilt, bie ©chweftern oon ©ottedjeÜ haben barüber getlagt, ba 6 fßrior
unb Stüber bed ißrebigerorbend, fowie Siirgermeifter unb 9iat ber ©tabt
©ntünb mit ihnen wegen getoiffer Sßrioilegienbrtefe ftreitcn ; fie faßen
bie ©ach* unterfuchen.
20
M I fl U $
i
3tm 23. ganuar 1477 erneuert ber Sßrior granf bie Gjrfommunü
fütiou in ©egenroart berfetben 3 eu 0 cn / bie bet ber oorigen Serhanbtung
besfelben anwefenb waren. Gr fagt, bie ihreß 2lmteß enthobene Sßriorin
StgneS non Dfammingen ^abe ftch mit ben beibeu anbern DfßjialfchTOefiern
bes vorigen Qaljreä, HJtargaretha ältfiudhin uttb ©orothea gtäbin, gegen
bie Drbeneregeln ohne Erlaubnis Der Dbern nach Stuttgart begeben.
Gr fjabe bann ben Sdhweftern burdh ben Seftor trüber ©eorg Stugflein*
bre^er fagen taffen, ft e füllen eine anbere Sßriorin mähten, biefe aber
haben bemfetben geantwortet, fie ^aben eine gute fßriorin, fte motten
feine anbere wägten. Studj oor granf erttärten fte, fie feien ben Drbenä*
regetu nicht ungehorfam, im gntereffe bee Ätoftere tonne bie Sßriorin
baefelbe oertaffen. ©ie abgefefcte ^rioriu fagte, fte wolle nicht abgefefct
fein. Ge fam wieber ju einem ungehörigen Sännen unb Schreien*
(Staatsarchiv.)
9lm 22. Stprit 1478 betätigte ber 2Re ijter bes Sßrebigerorbens
Seonarbus be äßanfuetis bie Stnorbnungen Heinrichs be Sßefimatia
unb fügt noch bei, baß bie Sßriorui mit 3uftimmung bes größeren ©eite
ber ©cfnoeftem gungfraueit ins ßlofter aufnehmen tönne gegen ein
mofen oon 50 Sßfunb geller; ohne Scjahlung biefeS 3t Im o feite fofle feine
aufgenommen werben. Gbenfo bürfc fie jum ©ienftc bes $1 öftere ehr-
bare -Btägbe unb Änechte annehmen (ibid.).
©er ©miinber SRat will nun forooht bae 9ttänner= als bae grauen-
f (öfter bee sßrebigerorbenS reformieren unb wenbet fi<h ju biefem 3®«?
an ben fßrooinjiat trüber gafob oon Stubadfj. tiefer befanb fid&
gerabe in Urach im Schloß unb erftärte oon bort aus an St. Jgafobs
Slbenb (25. 3uti) 1478 feine Sereitwiltigfeit ^te^u. ©a fd^eint aber
bent Sßtior Johannes graut nicht angenehm gewefen ju fein, baß man
atuh bae -ötämterftofter in ber Stabt reformieren wolle. Gr fdhreibt an
St. Sauren je u Slbenb (10. SKuguft) oon Straßburg aus an ben 3tat, es
befrembe ihn bae, ba ber ftonoent in ber Stabt fot<hee nicht oerbient
habe. ©erfetbe hohe ftch in feinem 3Befen unb Seben fiele fo gehalten,
baß ber ©enerat unb alle anbern Dbern ein groß begnügen gehabt habe.
3i'emt ber 32at an bem einen ober anbern ein 9Jtißf allen habe, tönne
man ihn ja jur Strafe Riehen, ©er größte ©eit bee &onoents befiehe aus
Stabtfinbern unb ee wäre bodh eine Sdhanbe für bte Stabt, wenn man
biefe auötreiben unb anbere aufnehmen wollte. Studh habe ber (Rat fetbft
anerfannt, wenn im ßtofier nicht größtenteils Stabtfinber gewefen waren,
hätte bie Stabt in ihren SRöten nicht folchen Söeiftanb oom Ätofler erfahren.
3tber trofcbem würbe bie Reform burchgeführt. 3tm 13. gebruar
1479 fdhreibt ber DrbeuSgenerat SeonarbuS be Sttanfuetifi oon SRom
3ur @efdjid)te ber Mio ft er ber ehemaligen Sleic^^ftabt 3chmab. Ömiinb. 2 1
aus an ben ?ßrooingial Qafob von Stubadj) unb an ben Sßrior bes
fßrebigerfloßevs in ©münb fotoic bie $riorin in ©ottesgell, nad?bem
Heinrich be Seämalia vicarius generalis ber nicht reformierten Äom
oente in ber heutigen Sßrooing, unb SBruber Subroig gud(|8, ißrior be§
Ulmet Äonoents, als feine Äommiffäre in feinem Auftrag bie Defor=
mation bes fßrebigerfloßers in ©münb unb bes ftlofters ©ottesgell burdf)*
geführt ^aben, was ber 3Bunf<$ non 33ürgermeifter unb Dat fowie aff er
frommen Seute in ©münb getoefen fei, betätige er alle ihre $lnorb=
nungen, enthebe fie jiefct ihres Slmtes unb fiele bie beiben fttöfier toieber
all eilt unter ben Sßroninjiat Qafob non 6tubadj. 2Rit beffen ©inner-
ftänbnis wanbte fidji nun ber Dat non ©münb an ben gu Nürnberg mit
ber Sitte, berfelbe möge aus bem bortigen 3>ommifanerinnenflofier einige
0c^it)efiem na<b ©ottesgell fd^iden, bamit fie bur<$ ifjt Seifpiet bie ge-
wünfchte Deformation ins Seben einfü^ren. 5) er Nürnberger Dat (fein
©dbreiben an ben ©münber Dat bei SBingert) fdjidte auf Slnbreastag
(30. Don em ber) 1476 aus bem bortigen Älofter $u 6t. Äatbarina
6 ©dbmefiem gu bem genannten $md. &as Älofter ©ottesgell fdheüit
infolgebeffen auch ©elb notmenbig gehabt gu haben. $enn es nimmt
in bemf eiben Sabre bei bem fiofjenlo^efd^en Rangier Heinrich Sodsperger
200 P-, unb bei £ans Sßroget unb beffen ©fyefrau Dorothea non £3ern=
Raufen in Ö^ringen 700 fl. auf. @3 f feinen nrtmlidf) nid^t alle Äfofter*
frauen mit ber Deformierung etnnerfianben getoefen gu fein. $ie Alofier-
frau Dorothea fiälin, für welche ihre Butter ein jäljrlidhes Seibgebing
non 8 p. gefüftet ^atte, §at ficb, „fo bie Deformation in ihrem Äf öfter
©ottesgell angefangen, besbalb banon getan", unb nerlangt non ©ottes*
^eU 48 P., um ft<b bamit in einem anbern Älofier eine Sßfrünbe gu er=
faufen. 3^re trüber ©örg ber ältere unb $an$ ©örg nerbürgen jt<b
am ©amStag nach 6t. Diartinstag ( 13 . Donember) 1479, bn§ fie gunädjjft
6 Saljre lang, unb menu il;te 6<broe|ler noch länger lebe, audEj für ihre
£eben£jeit jährlich 8 fl. an ©ottesgell Begabien werbe.
3)aS Älofier fuefit ft<b besbalb forgfättig alle ©infünfte gu fiebern,
auf bie es Slnfpruch gu haben glaubt. $Dtiitwo<b uadb Qubifa (8. Stprit)
1500 entf Reibet Äonrab, Slbt beS ©ottes^aufes 6t. Ulridb unb 3(fra in
DugSburg, als päpfttidffer Äontmiffär einen 6treü gwifcfjen ©ottesgell einer*
feits unb Ulrid& oon Decbberg, $>efan bes ©omfapitels gu Augsburg,
anbererfeits als Vertreter ber Pfarrei ©münb wegen ber 3 c b nten non
gemiffen ©fitem. ®er Slbt bringt einen SSergleicb guftanbe. $ie Se^nt=
gered^tigfeit Pe^e ber ißfarret ©münb §u, aber bas iUofier foUc für bie
oergaugenen Qalire nichts Verausgabten bürfeii, ba cs in ben ÜdegSgeitcn
niel ©dbaben gehabt habe.
22
& I a u 3
(Einige Qafjre barauf befdhroert ftd^ bas Äloßer bet ftaifer Äart V.
über bie Stabt @münb, bag es oon betfelben mit ungewöhnlichen Steuern
unb Sdhafcungen befchwert werbe. Äaifer ftarl gebietet betten non ©mitnb
an unfer grauen 3Cbenb annnntiationis (25. 2Rärg) 1506 non Nürnberg
aus, bag fie bas Ätofier bei ben alten unb regten Steuern bleiben laffen
fallen, bie ihm oom SReid^e aufgefefct feien. (StaatSardhio.)
$ie 3Higßimntung gegen ben ©münber SRat $eigt fidh auch fpäter
roieber. Sls bie Sßriorin Siagbatena gä^ftn non Stamheim am Star*
famstag (= 20. 3lpril) 1527 in einem Briefe an ihren Sruber bie
JDrangfale fd^ilbert, welche bas ßlofier wäfjrenb beS Sauemfriegs erlitt,
ifl fie auf bie Stabt ©rnünb faft ßhlimmer $u faredjen, als auf bie
dauern. Sie fdhreibt, als man ihr gefagt habe, bag bie Säuern not
ihr @otteshaus Riehen, SBein unb Srot, unb was ba fei, nehmen werben,
habe fte fidh mit Srot unb fanßigen Vorräten nerfehen. Sie fei fo fetf
gewefen, bag fte mit ihrem Rottoent nidht habe weidhen wollen. Sie
habe nie gefürdhtet, bag bie dauern fie nerbrennen werben. 3 u 9fei$
habe fie beu ©münber 9tat gebeten, ihr etliche £eute jur Unterfiüfcung
ihrer Rnechte $u fdhiäen. 911s bie Säuern wieber w egg exogen feien, habe
fie bie non @tnünb nidht mehr gebeten, gu wadhen, ba es bodjj feinen
3wecf mehr gehabt hatte. $ro|bem aber hatten bie gebarnifdbten £or=
hiiter $u ©münb oft 4 ober 6 Rannen 2Bein geholt in grogen ^lafdhen,
auch in 3übern, bie fie an Stangen trugen. Staun bie Rloßerfrauen
gefagt haben, fie haben es fürwahr nidht, fo haben fie gebroht, bas
Rloßer aufju flogen. 3ln Sonn= unb Feiertagen feien fie haufenweife in
ihre Kirche gefommen, unb wenn bie Rloßerfrauen gefungen haben, haben
fie unter beren ©efang hmeingeßhrien wie bie Rälber. 3tm hl- Ofiertag
fei fie (bie fßriorin) gewarnt worben, bag bie Sdhmiebe mit ihrem 3In=
hang, SEKänner unb Leiber, ins Rloßer einfallen wollen. Sie habe fidh
aber ein $eT$ gefagt unb fei bageblieben. <5s feien nun wirflidh gegen
200 gefommen, haben Slöcfe an bie Pforten gelehnt unb baS Rloßer
auffiogen wollen. 5Da habe fie etliche einlaffen unb bie Sorräte befidh*
tigen taffen müffen. Sie habe bas ben Herren oon ©rnünb oft fdhriftlich
unb münbtich mitgeteilt, aber biefelbeit haben geantwortet, ba fönnen fie
nidht halfen, ba müjfe man eben burdh bie fe^en. 2luf ben h(-
Rreugabenb, als bie Säuern oon Sordh h^rgejogen feien, bas fie o erbrannt
hätten, feien „bie ©münbifdhen Suben" wohl 3 Stunben oor ihrem ßof
gefianbeit, haben gefagt, fie warten auf bie Säuern unb wollen ihnen
helfen, unb haben bie S>änbe etngefdhlagen. Sie habe ihnen eine giafdhe
Stain um bie anbere geben müffen, biefetben hätten fo fdhänbtidhe Starte
gerebet, bag es ben Rloßerfrauen burdh bas Storf gegangen fei. Stuf
3ut <£tefd)id)te ber Älbftcr ber ehemaligen 9teid)3ftabi 3djnjäf>. ($müub. 23
bie JJragc, wer fte feien, fjaben fie geantwortet: „2öit ftitb Sürger non
©mfinb." 211« bie Säuern (amen, feien fie mit benf eiben in bas Rtofter
gegangen. SDic Säuern felbft hotten fie (bie ^riortn) gebeten, mit ihren
Sdhwefiern auSgugiehen, ba fie fonft ihrer @bre, ihres Sebenfi unb Ser=
mögend nidht fieser feien. Ta hübe fie bie non ©münb gebeten, fie in
bie Stabt in (affen, fei aber mit ihrem Aonnent fd^änbCicf) empfangen
worben. Ter Kat höbe ihnen webet fiilfe noch Mat angebeihen (affen,
Dr. Senharbt unb fonft noch ein frommer Wann h abe ft<h ih re ^ ange*
nommen. Slm Sonntag früh feien bie Säuern abgewogen unb haben frei
unb offen gefagt, fie günben bas Ätofter nidht an, fie wollen benen non
®münb nidht fo viel Siebe tun. 2(m brüten Tag hohe fie nadh ben
Rlofterpflegem gefdjfdt unb gebeten, man möge fte mit ihren Sdhwefiern
wieber in bas Rlofter (affen. Ta habe man fte nidht htnausgelaffen,
fonbern gefagt, fte müjfe bie Rteinobien, Sriefe unb Sieget beö ßtofters
^ergeben. Sie hebe geantwortet, bie feien fo gut oerroahrt, bah Re feine
Mngfi hebe, wenn bad ft( öfter auch nerb renne, Madh einigen Stunben
fei eine Motte non etwa 30 Sttann gefommen unb ihr Anführer hebe
gefagt, wenn fie bas Segehren ber Stabt nidht erfülle, werbe man bas
Äfofter in Sranb fteden unb mit ihr heebetn, wie fte es nidht gern
fehe. Sie hebe fidh auf bas faifertidhe Stecht unb ihre ^reunbfdhaft
(= Serwanbtfdhaft) berufen, aber man hebe ihr erwibert, bie non Medh s
berg unb ber 2lbe( gelten nidhts mehr. Tod) fie fei fed gewefen unb
habe ftdh gewehrt. Ta feien fte bie Stiege hinabgelaufen, haben 9 C:
fdbrien wie bie wütenben §unbe unb gefagt: „2öir brennen, brennen.“
Mun habe Dr. Senharbt fie gebeten, fte möge bodh tun, was mau oer;
(ange, fonft werbe es bem ßlofter fdhlimm ergehen, unb er werbe famt
ben Äfofterfrauen ins Serberben geraten; er höbe bann ben Leuten nach-
gerufen, bie S r * ot * n gebe nadh. So habe fie bie Jfleinobien unb Sriefe bes
RlofterS Ergeben müjfen. Tann höbe man ihre Sdhmeftern eine nadh ber
anbern gefragt, wie fie (bie ißriotin) ftdh hotte ; mau höbe fie wollen in bas
Muguftiner Hofier tun, unb öffentlich gefagt, baß man ihr Äfofter abbreche.
3 Tage nadh bem 2(bjug ber Säuern feien mehr als 50 itt (üotteö^eü
eingefallen, hoben herausgetrageu, was fie gefunben hoben, unb ben Stein
in <&ö(ten oor bas £aus gefteüt. Sor Seiben fei fie (bie Sßriortü) töt=
(ich franf geworben, fie fönne nidht fagen, wetdhe Sdhmad) man in ber Stabt
mahrenb ber Macht mit fpöttUdhem Singen unb Sieben getrieben höbe.
Ter Kat h a & c ty* unb ihrem Ronoent feinen Tropfen gegeben, fie hoben
inüffen junger unb Turft (eiben. Machbem fte wieber ein wenig gefunb
geworben fei, höbe fte müffen Mahnung fteüen, unb fei bann wieber in
ein armes, oerwaiftes Rfofter jurßdgefehrt. 9(ud; feitbem feien bie non
24
laus
©münb bem Älofier immer auffafcig, treiben igr Sieg mit ©eroalt auf
beffen 353eibe, Rfcgen in beffen SBaffer, oerberben beffen SBälber, woflen
ben fiofineifter (öfonomifcger Serwalter bes Hl öfters) gwingen, Sürger
ju werben. SBenn igr Stüber unb igre Serwanbten igr (bet ^3 norm)
feine Unterftüfcung angebeigen laffen, fo muffen Re igr in ein anberes Hloftcr
Reifen. Sadg bem Gemorialbucg Heg ber SRat im 3agre 1530 ben
gottesgeflifdgeu ßofmeiRer ins ©efängnis werfen, weil er gmünbtfdge
Untertanen gepfänbet gatte. 3Me $rtorin roanbte Rdfj bann flagenb an
ben ftgroäbtfdgen Sunb, auf ©runb non beffen (Sntfdgeibung am 19. Süpril
1531 jroifdgen bem Hlofter ©ottesgeR unb ber ©tabt ©münb ein Ver-
trag gefdgloffeit würbe, wefcger „ber Sappengeimfdge Sertrag" genannt
wirb/ weil £eougarb oou Sappengeim, bes tömifdgen SÄcidgß (SrbmarfdgaR
gu ßogenreicgen, unb Ulrich 9}eibgarb, alter Sürgermeifter gu Ulm, als
$aupt(eute bes fdgroäbifdgen Stabes beffen ©ntfdgetbung oerfünbigten.
5Diefe felbR lautete in ben Jjjauptpunften folgenbermagen : 1. ®cr SRat
non ©miinb foU bas ©ottesgaus ©otteägell treu lief) fdgüfcen unb f dgitmen,
roie igm non römifdgen Haifern unb Königen aufgetragen fei, unb baß
Ätoftcr foR beuen non ©miinb bafür jägtlidg 21 fl. 6dju$gelb gagten.
2. $ae Hlofter flage, bag es im Sauernaufftanb fo nie! ©(gaben er«
litten unb non ©münb fo wenig ßilfe erfahren gäbe, ber 9iat gälte bem
entgegen, bag ©ottesgefl fdgon 7 Sagte lang fein ©dgufcgelb megr begaglt
gäbe. 25cnn Sßunft 1 gegenfeitig gegolten werbe, fomme fo etwas nidgt
megr nor. 3. ©er Sftat non ©münb foU ben gottesgeRifdgen Untertanen feine
©dgafcung auferlegen bürfen, auger in Hriegsläuften, unb Re niegt göger
anlegeit, als bie eigenen Untertanen. SBiU eine ©dgagung norgenommen
werben, fo mug bies non ben Pflegern bes HloRers ber Spriorin au«
gegeigt unb bie ©dgafcung barf nur im Seifern ber pfleget unb bes
fiofmeifterß norgenommen werben. 4. Seber neu angeReRte fiofmeifter
mug in ©egenwart ber Sßriorin unb ber Pfleger bem SRat non ©münb
©reue unb ©egorfam nerfpre<gen. ©dgwerere Sergegen (Galeftgfacgen),
weldge im fiofe bes Hlofterß nerübt werben, foRen burdg ben 9tat non
©münb, leiegtere bur<g bie Sßriorin ober igreit £ofmeifter geftraft werben.
5. Segftglidg bes gifdgens unb Söeibens foR es beim alten ®erfommen
bleiben, ©tabt unb Hlofler foRen fi(g im einzelnen gaR nergleicgen, unb
wenn bas niegt möglug fei. Reg an ben Sunb wenben. 6. Son fieu
unb ©trog, baß aus bem Hlofler in bie ©tabt ober ans ber ©tabt ins
Hl oft er gefügt t wirb, foR fein 3°R megr genommen werben, ba bies nur
eine geringfügige ©umme ausmadgt, bagegen foR oom Söein, bet ins
Hlofler gefügrt wirb, bie Slbgabe an bie ©tabt entridgtet werben. 7. 2öenn
einige Säuern non Gögglingen eine gewiffe Horuabgabe an bas Hlofter
3**r ©e|$i$te bei: 5tlöfter bec ehemaligen fteidjSftabt Sdjroäb. Ömünb, 25
oenoeigem raoHen, fo feien fie im Unrecht. $)er Rat oon ©niimb fott
fie gut Erfüllung ihrer Pflicht anhalteu.
Wenn bas Verhältnis bes filofiers 311m Rat non ©münb nicht immer
bas befie mar, fo fcheinen bagegen manche afleinftehenbe grauensperfonen
Vertrauen gum Ronoent in ©otted^eH gehabt $u haben, inbem fte bem»
feCben ihr Vermögen nermadjten unter bet Vebingung seitlicher Serfot*
gung. @0 beflimmt ©lifabeth fiererin, Bürgerin gu ©tnüub, am
1 2 . SD f tob er i 559 , baf) nach ihrem $obe ihr ^päuötein hinter ber ©reib
famt ad ihrer fahtenben fiabe mit Ausnahme beö „ Varleins " (Vafjre,
33 ett), barauf ihre ÜRagb liege, famt 3 u & e hÖr, ba$ einjl biefer gut eil
io erben fod, bern ßlofier ©otteö3eH bafür gufade, baß es ihr ihr Sebeit
fang ade Wochen 2 3 Raß Wein, 2 SaiMein Roggenbrot, 2 ober 3 Weefeu
unb ade fonftige ©peis utib ßofl, tote man btefelbe ungefähr im ßonoent
brauche, fotoie Vrennholg 311m £au@gebrau<$ liefere. Wenn bad ftlofter
aber einmal ihr $auä oerfaufen mode, fo bfirfe es basfetbe nur au einen
eingefejfeneu Bürger oerfaufen.
2Tud) mit bem benachbarten Württemberg fd^eint ©ottesged gut ge-
ftanben gu fein. 31 m 18 . Stugujt 1583 richtet bie ^riortn unb ber Äon*
oent ein ©^reiben an £ergog Submig unb teilen mit, baß fie biefen
£erbft 20 guber Wein bebürfen. ©ie bitten, benfelben burch bad $ürften=
tum an aden 3°^fintten zollfrei pafftereu 311 taffen, mie es and) unter
feinen Vorfahren immer ber gfafl gemefen fei.
©troas über 100 3 a h* e erhielt ber SBappenheimfche Vertrag im
großen unb gangen ben grieben gmifcheu ©tabt unb ßlofter.
£s gab 3 mar audh in biefer 3 ^it hin unb mieber Heine ^ifferengen,
bodj mürben biefetten meift auf gütlichem Wege beigetegt, fo im 3aßre
1 560 . 3 )ie fßfleger bes ©pitals oerlangen oon ben (Gütern bes ßlofterß
ben 3®h n i cn ®erfie, ©rbfen, Sinfen unb milbem ßorn, inbem fie
fagen, baß bas jum großen Zehnten gehöre. 3 >a& ßlofter aber behauptet,
cs gehöre gum fleinen 3*hnten, unb ba es für aden fleinen 3 c huten
jährlich einen thetnifdjen ©ulben in bett ©pital gahle, fo fei es meiter
nichts fchulbig. Rian »ergleüht fich nun bahin, baß für bas, mas oon
obengenannten Früchten auf bes fltofterö eigenen ©ütern gum §auc=
gebrauch gebaut merbe, nichts begahlt merben bürfe. ©mtinber ^Bürgern,
welche bie 3irgetei betreiben, fod es geftattet fein, auf bem ©rimb unD
Söcbeu bes fllofterS £ehm ju graben, biefelben h a ^ cn erbet bafür fiinftig
jährlidh bem Älofter 5 Schilling &eder gu begabten, für bie Vergangen-
heit jebodh nichts, ©anb bagegeit barf auf gotteSäettifrfjem (Eigentum
nicht mehr gegraben merben. (&ie Sekret fdjcint in Öiniinö in gienu
lidhein Umfang getrieben morben gu fein, ba 3 iwfu iar e u vielfach aus
26
£ 1(1116
©münb bezogen mürben. So gemährt ber !Rat bem ©ogt non Staufcnecf
am 22 . Slpril 1 583 bie Sitte, jur fierßellung beß Da Aß auf bem © ü$U
hof Dachplatten bei beit ©münber 3 ie 9 ^ ern beßetten imb jofffrei bejte^en
gu bürfen.) — 5Ra A bem SRatßprotofoll nom 6 . Slpril 1588 lägt ber
SRat baß ©ier, meines Stoffel SRegerlin bem flloßer gefotten unb gu
melchem eß alle Sngrebientia gegeben hat, umgelbßfret pafßeren.
3n größerem Stil brach ber Streit roieber los unter ber fßriorin
SRagbalena Sattlerin. @ß liegt ein non i$r unb ber Schaffnerin ©leonora
ßögliit unterfAriebener, nom 19. Dezember 1644 batierter „umfiänblid&er
©e rieht" vor, „mie unb maß geßalten bie ßerrn non Sd^mdbifA ©münb
mit ben ©otteßgeflifAen Unterthanen toiber alle ©ittigfeit n er fahren".
3tm 14. Dftober beß genannten 3ahre$, ^ei§t eß, haben bie Herren non
SAmäbifA ©münb neben ihren Untertanen auch benen beß Älofterß
(55otte3§eU geboten, bei ihren Stabttoren nächtlich ent) eile 2BaAe ju hatten.
Da feien gmei non lefeteren auß 3immerbacl) in baß bloßer gefomtnen,
um ßA SRatß ju erholen. fiier habe man ihnen biefe SBaAe nerboten.
Stübern Dago fAicften bie Werten non ©münb ihren ©ogt non Spreit=
baA }u fßferb naA 3 ^ mT aerbaA- 2 Uß berfetbe erfuhr, baß ber eine biefer
groei fragliAen Untertanen 31 t fiaufe fei, ließ er baß 4?auß mit nier Sauren
umßeßen, nahm ben SRanu gefangen unb führte ihn naA ®münb. Da
mürbe er gunäAß brei Dage in ben Diebeturm gelegt, hierauf mürbe
er um einen SReiAßtaler geftraft unb mußte nor bem ganzen SRat geloben,
baß er bie non ©münb atß feine Herren anerfenne unb niAt bie grauen
gu ©ottesjed. Sllß letztere fobann ihren ©aunteißer, burA roelAen ße
baß ©erbot beß SBaAenß bei ihren Untertanen hatten nerfünben laßen,
megen gemißer ©efAäfte in bie Stabt f Aiäten, fei er am 17. Dftober
an einem Qahrmarft, ber naA eigener Slußfage ber ©münber gefreit fei,
non groei StabtfneAten ergriffen unb nier Dage lang in ben Diebßturm
gefperrt morben. Dann mürbe er um groei SRei Aßtaler geßraft, unb ber
©ürgertneißer ©eorg 3ef)tin fragte An, mer feine ßerrfAaft fei Der?
felbe antmortete, er feune feine anbere, als bie grauen gu ©otteöged.
Der ©ürgermeißer antmortete, menti baß feine $errfAaft fei, marum ße
ihm beim in feiner ©efangenfAaft niAt geholfen habe. Damit et aber
miße, mer feine JperrfAaft fei, müße er jefct feine Ringer auf heben unb
ben @ib fAroören, ber ihm norgelefen merbe. So habe ber ©aunteißer
gegroungen einen Gib fAroören müßen, baß er benen non ©miinb gehör-
fam fein roofle unb niAt ben grauen non ©otteßged. Dann habe ber
©ürgermeißer nor bem gangen SRat unb bem ©aunteißer mit ben gingern
einen SAnalger gemaAt unb gefagt: So niel biefer SAnalger über bie
gotteßgedifAen Untertanen ©emalt hat, fo niel hat auA beine priori»
3ur ®efd)irf)te bev ÄliSfter ber ehemaligen SeicffSftabt Bcbrcäb. (itatünb. 27
©ewalt übet ihre Untertanen; rotr finb fietr itnb SReifter über ttjre
Säuern, nicht fie.
SDicfc gereifte Stimmung erftärt fi<h baburch, bag bie $riorin an
ben Drbensgeneral $h oma5 Surcuö berietet hotte, bag bas Älofler in
ben teftten Sauren non ber Stabt ©münb roieber ungebührlich befchroert
worben fei. SeSmegen fünbigte biefer in einem Schreiben and SRom
oom 30. 2Rat 1644 bet Stabt bie Schuftherrfchaft übet bas ßlofler auf.
(Staatsarchiv.)
6 S fam nun $u einem Sßrüjeg, ber neun Qahre lang, non 1650 — 59,
beim Fatferlid^en ßof geriet in SBien mit äugetfier Erbitterung geführt
tnurbe. ©ottesgeß tnoüte ftch um jeben Sprets non ber Stabt unabhängig
machen, ba ihr Schuft bo<h nicht viel inert fei unb bie Suriöbiftion über
bas fllofter nur im Sauf bet 3eit angemagt tnorben fei. ©otteSgeK er-
mirfte (ich burch ben ißroningtal 2lI6ert SRottenbucher ein faifer liebes
ÜKRanbat, um Älage gegen bie Stabt erheben $u formen 1 ). 2)aSfelbe nmtbe
burch ben Seichtnater be$ ÄlofterS, Sßater 3ob* 3afob ©abelius aud bem
Sßtebigerfl öfter, bem SRotar Johann ©sftbolb übergeben, ber es bem SRat
infmuierte.
2)aö fttoßer machte unter anberem namentlich auch bu® bem 9tat
jum Sornmrf, bag er, als bie Sdjmalfalber im 3<*h rc 1546 baS-
fetbe in Sranb fteeften, ruhig ^ugefeften fyabe, tnährenb ber SRat fagte,
eine $itfetciftung fei gar nicht möglich getoefen. ©egenfeitig lägt man
es an allen möglichen Epitheta omantia nicht fehlen. 2)er Wat nennt
bie tffofierfrauen unbantbar, frech unb lügnerifch; bie spriorin rooHe blog
aus Stolft bie Schuftherrfchaft ber Stabt abfchütteln, um ben $itel einer
Sbtiffin jju erhalten. Snbererfeits fageit bie Scbtveftern, Re rooUen ihre
weigen Wöcfe nicht an ben fd&ioarjen Äejfeht ber Herren vom Wate
befrhmuften. Ein Setvets für bte unfreunbliche Stimmung, bie fchon
*) Ser Stabtfdjretöer SRic^act ÜSingert begab fty beöfjalb mit bem 9tatSfonfulen=
len 3afob Steinbeil felbft nach SBiett. 2tm 4. 3uni 1651 fchreibt er non $onaun>örth
aus, bag fie feine ©ermgheit gehabt haben, ob unb mann ein UtmifcheS Schiff anlange,
fo gaben fie in EotteS Stauen ein eigenes Schiff um 18 fteidjStaler genommen. Sie
mären aud) an ben oielen 3oQjitätten, foraie burch baS 9iuS* unb Gtnlabeu ber Barett
fehr infommobiert motben, menn fie ein Ulmer ©cfjiff benäht hätten. (So fi^'n fie
alfo beS Nachmittags in ber atterheiltgften $reifafttgfeit Namen aufS Gaffer unb hoffen
m o$ lbe$ alten in SBien anjufomrnen. Slm 13. 3«ni trifft ein Sörief oon 'll'ieu ein, fie
feien am 10. mohlbehalten in Söicn angelangt, h^ en ih* Guartier gtierft in ber golbenen
(JJanS genommen, aber ba eS in ben SBirtSbäujem fehr teuer fei, haben fie eine ^firioat-
tuognung genommen. @ie haben fchon mit bem Agenten ber Btcibt Glmünb, Dr. i/inben-
fpihr, (Shurmainsifchem ftefibenten, eine Unterrebung gehallt unb hoffen für ihre gerechte
(Bache bte SUftori.
k
28
Ä loue
geraume $e\t nor biefem Sßroaeß jwtfcßett 9tat unb ftlofter ßercf<ßte, ift
muß folgenbes VorfommniS. SRacß bcm föatsprotolott vom 20. Vonember
1607 mirb bet Vogt in Spreitbacß angewiefen, bafür gu forgen, baß,
mm am Spraitbacßer ftircßturm bie neue Ußtentafel angebracht merbe,
bas gottesjettifcße ÜBappen ntcßt über baö bes SReicßs unb ber Stabt
ßinaufgefeßt werbe. ©nblicß fommt cd 1659 mieber ju einem SBergleid^.
SDas Ätoftcr batte roieber einmal bas jährliche Schufcgelb non 21 ft.,
bie Steuer non feiner fog. bürgerlichen SRecßbergfchen Vebaufung in ber
Stabt, fotnie beit Vrüdfenjott feit 3 Q h ren nicht mehr befahlt, tnäßteub
bie Stabt non 1699 an mit Stählungen an bas ft [öfter im Slticfftanb
mar. Seßtcres wirb mohl bie Urfacße ber SRenitenj bes ftlofters gemefen
fein. 3Äan nereinbart nun, baß bie Stabt bem ftlofter nach gegenfeitiger
2tbrecßmmg noch bare 150 fl. hinauSgubejahleu hübe; bagegen foü bas
ftlofter non nun an mieber regelmäßig baS jährliche Scßußgelb non 21 fl.,
bie jährliche Steuer nom Sflecßbcrgfcßen Saufe mit 15 fl. unb ben Vrßden:
joH entrichten. — ©in Heiner Streit im 3<*h re 1764 wegen einiger (Sichen,
welche bie Stabt hauen ließ, mährenb bas ftlofter fte als fein (Eigentum
reflamierte, mürbe frieblid) beigelegt unter ber Sßriorin Slbelßeib Schmibin
unb bem Sofmeifter ällepanber fjrribotin ißurmann.
3)er Vergleich farn juftanbe bureß Vermittlung bes Sßrebigerproninjials
3 oh amte s granffen unb mürbe abgefcßloffen am 12. September 1659
im Sßrebigerftofter gu ©münb. S)erfelbe murbe unterfeßrieben non bem
ebengenannten ß$ronin$ial, non ber ^ßrtorin 9Raria SRagbalena Sattlerin,
ferner non ftunigunba Pennerin, Subpriorin, ©äcüia Sölbin, Scßaffnerin,
3oßann Staßl, bereit älmtsbürgermeifter, 3°ß- Vom aß, Vürger=
meifter unb Dberpfleger, Michael ftlopfer, Dberftättmeifter unb ÜJtitpflegcr,
3oß. Vurfßarb SJtößnang, Dberftättmeifter, 3®h- ftaißet, Stättmeifler,
unb ÜRicßael SBingert, Stabtfcßreiber. £>er Vertrag murbe bann non
ftaifer Seopolb ju SQSien am 4. £>egetnber bes genannten 3uh rcfi beftätigt.
©er wef ent ließe 3nßalt besfelben ift folgenber. ©er Streit foü nergeffen
fein unb beibe Steile foüeit fuß beftreben, in alter friebliebenber Ver=
traulicßfeit mitetnanber gu leben. 3eber £eil foü feine ftoflen tragen,
©er Vappenßeinifcße Vertrag foü gehalten ro erben. ©as ftlofter foü
mieber fein jährliches Scßußgelb, 21 ©ulben, an bie Stabt gaßlen. 3*ber
Sof meifter, ber im ©otte&ßauS angenommen mirb, foü im SRebftüblein
im Veifein ber fjfrau ^ßriorin ben nom 9tat nerorbneteit Pflegern als
Scßuß* unb Schirmherren ^fließt leiften. ©benfo foü bie Vergeluk
bung ber Untertanen unb bie Verleihung ber ©fiter im SRebftüblein im
Veifein ber Pfleger gefeßeheu. ©ie gottesjcüifcßen Untertanen foüen
uiemanben als bem ftlofter #ronbienft unb Scßarmer! gu leiften fcßulbig
3ur @ef4t$tc ber tflöfter ber ehemaligen SRcicfj^ftabt Sdpoäb. Ömünb. 29
fein. Sollte bet SRat fotd^e Sienfle oon benfetben wünföen, fo foS er
bie ^rau Sßriorm barum begrüßen, welche fie bann burd) ihren fiofmeifter
ben Untertanen anffinbigen wirb, nid^t als ob bet 9tat einen SRechtft«
anfpruch hotte, fonbem gur Untergattung guter nadjbartid?et „(Sonfibeng
unb Gorrefponbeng". Saß ©otteshaus hot aber bas Vertrauen gu eines
ebtfamen 9tatS Sißfretion, baß er foldje nad^6ar(id^e SDicnfl nit fo gar
oft tmb o^ne gemeine ÜRot begehren werbe. $tu$ bie grau $riorin foß
bei bergleidhen ©etegenheiten nachbarliche Seifnlfe gu hoffen haben. SBei
einem Sterbefall gottesgellifcher Untertanen foH bie Qnoentur non ben
33ögten ber Stabt unter 3ugiehung bes ßlofterhofmeifterä oorgenommen
inerben, Sie gorberungen bes filoßers an bie ßinterlaffenfchaft foUen
nor allen anbern ftrebitoren ben SSorjug hoben. Sollte ein gotteßgeHifdher
Untertan ftch weigern, bem ftf öfter bie fdjulbigen 3fafo ©ulten unb
Sienfie $u teilten, fo foS ber $Hat bem Äf öfter gu feinem SRecht oerhelfen.
Sie gotteßjellifdjen Untertanen bürfen oom SRat nur gu ftriegöläufteu
unb Steichsfolleften gefdjäfct werben unb groat nicht höh« ols bie eigenen
Untertanen, stammt ein fotzet gatt oor, fo hot eö ber Stet ber ^ßriorin
angugeigen, unb bie Schalung muß im SBeifein ber Pfleger unb bes ßof=
meifterS oorgenommen werben. Sollten im ©otteshaus unb Älofterhof
burch Siener, Bürger ober fonft jemanb „SWalcfigfadhcit" oertibt werben,
fo foUen biefe burch ben 9fot, fleinere $änbel burdj bie Sßrioriu unb ben
jgofmeifter abgeftraft werben. Sie ^eiligenredhnungen foUen im Steb*
fftiblein im Seif ein ber Pfleger abgehört werben. 2Beim oom Stet etwas
oorgenommen wirb, wobei gotteSgettifche Untertanen intereffiert ftnb,
3. $. ein fjelbuntergang, fotl bes ßloßerfi £ofmeifter beigegogen werben.
SSenn eine Ziffer eng entfielt, fofl man alsbalb gufaminenfommcn, bamit
biefelbe erläutert wirb. Sen oft unbegrünbeten Angaben ber Untertanen
foQ matt nicht fo fdhneH jiattgeben. Seibe Seile geloben, all bem nad)=
gufommen.
Ruf biefen SBergleidj oon 1 659 beruft ftch eine fatf erliche ftommiffton
im 3ahre 1766, welche Streitigfeiten gwifchen ber Stabt unb beu £anb=
Untertanen fd^Ud^tet, Sie Ungufriebenheit ber le|teren rührte 00:1 gu
großen Umlagen unb gronbienften her. Sie Äommiffion erflnrt, baß
bie gotteSgeDifdhen Untertanen auf ©runb obigen Vertrags non allen
fronen für bie Stabt ©münb befreit feien. Sa bie Säuern nur 511m
fleinßen Seil fchretben fönnen, foUen fie gefragt werben, ob fie mit bem
Vergleich einoexfianben finb. (Staatöarchio.)
Rm 24. Segember 1726 wirb wieber ein Serglcidj jwifdjcn ber
Stabt unb bem ßlofter gefchloffen, ba fi<h fdjon „feit geraumer $t\t
einige Sin ctcnt * eu erhoben hoben". Serfelbe ift untergeichnet 0011 Siirger-
30
Älauß
metfler unb Diät einerfeitß, von bem ^ßroningiat ^omad &ärbtein, ber
Sßriorin 3 o^anna unb ber (Subpriorin 3tnna Styerefta ftäßborerin
anbererfeitß.
3 ut Abhaltung beß ©otteßbienfteß im Äfofter unb $ur $aftoration
ber Sd&weftern mürbe §u ©otteßjell mit ber 3«fc eine eigene Äaptanei
errietet roetdSje ber ©münber Diät ju »erteilen Ijatte. 9?äf>eres über
biefelbe erfahren mir burd& eine Urtunbe beß ' ^afjreö 1408. ©a ber
®ruber U(ridf) Äöfttin, heifjt eß in berf eiben, bie Äaptanei wegen Äranf=
tjeit nid^t metjr oerfe$en fönne, fei biefelbe bem trüber Diifotauß Diottet,
fßrebiger Drbenß, übertragen worben. @ß wirb ifpn baß £auß beim
£ore unb baß ©ärtlein ba$inter $ugemiefen. (Sr befommt für ein Sßferb
ober eine Äub &eu unb Stroh genug, barf 2 Schweine mit benen beß
&f öfters außtreiben taffen, erhält jährlich eine beftimmte Strahl non
Uraltem ©etreibeß unb bie ©infünfte non bejei^neten ©fitem. 2 Birb
er franf, fo forgt baß Ä Io ft er für Stefloertretung, ohne ba§ ber Äaplan
etwaß an feinem ©infommen nerliert. SUrbt er, fo foü bie $ä(fte feiner
£intertaffenf<haft bem Älofter ©otteßjeü jufatten. (Seine Siücher unb
Äteinobien tann er bem ißrebigerffofler ober, wem er fonfl wifl, Der-
malen. 2)ur(h eine Urtunbe auß bem Qaijre 1502 erfahren wir, wer
ber Stifter biefer Äaptanei ift. 3)er ^ßrontnjiat beß Sßrebigerotbenß in
ber beutfetjen Sßroninj, ^ßeter St 6 er, fagt in berfetben, bafe nor $eiten
Qfobanneß non 9fc<$berg mit ©unft beß §Bif<hofß non Slugßburg eine ewige
ÜJtefj in baß grauentlofter ©ottesjeü gefliftet, fte mit guten 3 i n f cn /
©ütten unb Fügungen außgeftattet unb bie Sehenfchaft berfetben -bem
Sftat ju ©münb übertragen $abe. Sarum bittet er ben Wat, nadfjbem
bie Äaptanei burch ben Abgang beß testen Äaptanß tebig geworben fei,
biefelbe bem geglichen 33ater Dtuguftin §aß, fefet Seid^tiger tm Älofter
©otteßjett, $u übertragen.
3m Sauf ber $eit fcfjeiitt bie Äaplanei eingegangen ju fein, wie
man auß fotgenbem Vertrag fleht, ber am 2 1 . Januar 1670 jwifd&en
©otteßjeÜ unb bem Sßrebigerftofier gefchtoffen würbe, ©otteßjell oerfpridjit
für bie 33erfet)ung beß ©otteßbienfteß, ber non ber Stabt auß beforgt
werben foü, jährlich lOOSaler ju bejahten. Safiir finb bie Sßatreß beß
^ßrebigerttofterß oerpflichtet, aüe Soge in ©otteßgeÜ eine 3D2effc 311 tefen
ober ein ätmt gu Ratten, alle 14 Sage bafelbft 311 prebigen unb bie
anberen geglichen Verrichtungen ju beforgen. £)te patres fotten in
©otteß 3 eü nic^t effen unb trinfen, fonbern nach Verrichtung beß ©otteß-
bienfteß R<h wieber in ihr iltofter begeben. &reimat im 3 ahr foüen
bie Sdjpoeftern einem anbern Vater atß bem nom ^ßrebigerttofter
beftimmten Veichtnater beizten bürfen. £>er Veichtnater foü per 3 a h r
3ur ©efdjidjte ber ßlofter ber ehemaligen SReidjefiabt @<hn>äb. Ömüub. 31
befommen an ®efb 16 fL, ferner 2 Sßaar ©trümpfe, ein geftriftes unb
ein leinenes, 2 Sßaar ©djjuhe, 2 ©dhlafßauben, 4 gafcenebten (Dafdhen-
tüc$er), 2 fiemben.
Der Vertrag ifi unterzeichnet für bas Sßrebigerftofter non SBincentius
firner, Sßrior, Safimir Sacfner, ©ubprior, Stonrab 3 e$, organista,
Stifotaus ©teib, Ordinarius concionator, für ©ottesjett non Sohanna
©dhegffelin, Ißriorin, 2 lnna Maria SRaufcherin, ©ubpriorin, Sleonora
Aeglin, Äonftantina 3ürerin, Äat^arina Dillin, Maria 3afobe SBucfp
miflerin, ©djaffnerin. (©taatsardjin.)
DaS ftlofier 311 m bl. £nbmig.
Das jtnette grauenffojier mar bas junt hl* ßubtoig, urfprünglid)
nicht ein eigentlidheS Älofler, fonbern bie jum Dienft an föranfen
unb Daten beftimmten „©eelfcßroeftetn " lebten na<h ber Siegel nom britteu
Drben bes ty. granjiflfus. 3ßerm eine ©ebroefter mieber austrat, batte
fie fein 8 tnre$t meßr- auf ißr mitgebradbtes Vermögen. ©0 erflart
Urfula SBrümierin, Bürgerin ju ©ntünb, am greitag nadj 6 t. $ilarien=
lag (=15. Sauuar) 1507, baß fie „Urfadßen falber aus bem ©<hmeftem=
hauS ju ©münb gekommen, barin fte etlichen fiausrat unb Äleiber hinter
|ld) oerlaffen" habe, foldßes fei if)r fc non ben Pflegern unb ©dbroefiern
beö genannten Kaufes gu geben gefperrt worben. Das fei aÜerbings
nicht unbillig nach Qnßalt ber ®eredf>tigfeit. Deswegen habe fie ftd& 51 t
ben Pflegern begeben unb fie famt ißrer greunbfdfraft (mit ißren SSer-
roanbten) erfud&t, baß man fie nicht fo bloß non bannen gießen laffe.
91uf biefe giirbitte §in habe man ißt bann etliche Äleiber herausgegeben,
aber oßne baß fte ein Stoßt barauf gehabt hätte, nur aus ©armhergig=
feit, unb fie fei redßt banfbar bafür, Stur wenn eine ©dhwefter roäßrettb
bes ^probejaßreS austrat, fei es freimütig ober meil man fte nicht braunen
fonnte, foUte Re nach bem ©tiftungsbrief ißr Mi tgebradjtes mieberbe-
fommen, im anbern gafl. nur einen Hantel unb einen SRocf.
3m Saßre 1606 mürbe auf beit Antrag bes SRatS eine firenge 9Sifi=
tation bes ßlofteTS norgenommen, meil ft<h nerfchtebene Mißbrauche unb
llnorbnungen eingefcßlidhen hatten. SRamentlidEj hatte es großes Nirgends
erregt, baß ber Sprior bes Stuguftinerflofters, goßannes (rifele, mit ber
Mutter bes ©eetßaufes buteßgegangen mar. Die SBifitatiou mürbe nor=
genommen non bem granjisfanerproninjtal Saurentius unter Mitnririung
bes grangisfanerguarbians Soßami ßnüren non ©peper unb bes Slugu»
ftinerprtorS Johann 3Raper non ©münb, foroie ber beiben ©tättmeifter
Dr. fieonh^rb Äager unb Äilian Debler als Statsbeputierter. Der SBifU
32
K(au§
tationSrejefj vom 25. ftebruar orbnete an: 1. bafj bie ©eelfchroefiern nicht
mehr ju frembett, außerhalb ber ©tabt ©ntiinb anfäfjxgen Perfonen, fte
mögen Iran! ober gefunb fein, gehen ober reifen bttrfen. ©ie fallen fleh
immer im ©eelhauö auf halten, nur ben Traufen unb ©terbenben aus
ber Sürgerfchaft zur ©eite fielen unb bie ©oten zur (Srbe $u beftatten
helfen. Sßenu etwa benachbarte Seute vom £errenflanb ober vom Slbel/
welche bem ©eelhaus SBoh (taten erwiefen, in ferneren ftranfheüsf äffen
eine ©eetfchwefler wünfchen, fo fönne bies §roar um ber guten Machbar*
fchaft mißen vom Seidjtvater bes Älofiers, bem fyranzisfanerguarbian,
geftattet werben, aber bie SJtutter müffe es ben vom 97at verorbneten
Pflegern anjetgen unb immer noch eine ©djwefter beigeben. 93eibe
©chroeftern haben fldj, wenn bie Aranfheit vorüber ift, unverzüglich ins
©eelhaus zurücfzubegeben. 2. ©ie ©eelmutter famt ben jmei älteften
©chroeftern hat fogleidh ein ©pezialverzeichmS ihres jährlichen ©infoinwens
abzufaffen, basfelbe bem provinzial unb ben beiben Pflegern vorzulegen,
auch künftig bem ©uarbian im Seifein ber Pfleger Rechnung abzulegen.
3. Sei Stuf nähme von ©chweftern ober 2S?ahl einer SWutter entfcheiben
Zimächft bie ©chroeftern, haben aber bie ütamen ber betreffenben perfonen
ben Pflegern mitzuteilen, welche bas Siecht haben, etroaige Sebettfen
geltenb zu machen, bann tnufj bie Seftätigung bes provinzials eingeholt
werben. 4. ©er provinzial fall gegen bie ©chweftern, welche fid& vet*
fehlt haben, mit ftr engen ©trafen Vorgehen, bamit man fehe, baß ber
Drben baran leinen ©ef affen habe unb bamit lünftig , dergleichen unge-
bührliche, ärgerliche Sachen" perhütet werben. 5. Butter unb ©chweftern
fallen au ihre Pflichten erinnert werben. Äeine Schweflet foü ohne @r;
laubnts zu einem Aranlen ober zu fonft jemanb in ber ©tabt gehen,
unb ihr immer eine anbere ©chwefler beigegeben werben, ©iefelben
haben ftch nach ^eforgung ihrer ©efchäfte, immer aber vor üßachtzeü,
wieber im ©eelhaus eiitjufiuben unb ben 3ugang zu allen verbärgen
Perfonen, Käufern unb Drten zu meiben. 6. ©a „bet mehreren ©eel=
fdhweftern, alten unb jungen, aDcrhanb SBiberwiffen, 9teib, ^einbfehaft
unb anbere berglcidjeu Slffefte, auch unbehagliche, ^i^ige unb fchma(h=
hafte Nebelt, ©throäfcereien unb Schlägereien fürgelaufen, baraus bann
nit geringe 3Biberwärtigfeit, ©ejänf, Unf riebe, Ungehorfam unb offen-
(lienla geijUicher unb weltlicher perfonen erfolget," fo foQ bas alles je&t
begraben unb vergeffen fein.
31m 22. 3tpril 1657, als Sonaventura ©imon provinzial ber ©tra6=
Burger Prooinz ber granjislaner unb Sonaventura SJtarius ©uatbian
in ©miinb waren, befchlofj ber Aonvent, in Übereinflimmung mit bett
beiben Pflegern bes Afoflers, auf ben 9tat von Sauverftänbigeu bas alte
3uc ©eflhichte ber Lüfter ber ehemaligen Weichsftabt Sdpoäb. ©müub. 33
Seelhaus *)/ baö jefct übet 200 Sah™ ftanb, ba eß gänglidj baufällig mar,
oon ©runb aus niebergureißen unb einen Neubau aufeufüljren. ©erfelbe
rourbe bem 3«nmer meiner Sfoguftin fierlifofer übertragen, iituerhalb eines
Sabre« oottenbet, unb foftete alle« in allem 1480 fL 35 fr. (2>er
Simmerroerfmann g. ». erhielt 242 fl. 51 fr., bie Stemmten unb Maurer
176 fl. 34 fr.) ®ie Schroefient bitten große Sorge, biefe Summe gu=
fammetigubringen, ftc nerfauften fogar Silbergefchmeibe um 69 fl. 18 fr.
gu biefeni 3®e(f, aber fdjließlidh gelang es ihnen bo<$, äße« bar gu be--
gahlen bi« auf 51 fl. 17 fr., bie nad) unb nach bereinigt mürben; an
Sttmofen gingen 550 fl. ein. Xiefe« groeite Seelhaus ftanb etroa« über
400 Sabre, bi« Sobann Michael Seiler ba« jefct noch ftehenbe „Älöfterle"
erbaute.
3m 3«b« 1681 b«te ber ©mfiuber SRat mteber uerfchiebene ®e--
f<hroerben gegen bie Seelfdjjiueftent, fie nehmen Scbmeftern auf, bie ent*
gegen bem Stiftungsgroed nicht gur Seel* ober Äranfenroärterei oer*
roenbet werben, eine hätte fogar 2Bad>« bofReren unb gu großem Nachteil
ber Söürgerfdhaft negotüeren foßen. 2>er Magiftrat protestierte aber ba=
gegen, ferner hätten Re oerfchiebene Sabre ihre £au«re<hnung nicht
oorgelegt, ebenfo bie 2Baht ber lebten Mutter ben Pflegern nicht an=
gegeigt, ferner feien nerfchiebene Schroeflern außerhalb ber Stabt über
flacht geblieben, ohne baß Re oorher baoon Mitteilung gemalt haben.
Sie haften Reh audh angemaßt, eine Älaufur in ihrer SBofmitube eingus
führen. ®er SProoiitjial habe gtoar non SBißingen am gefchrieben, baß
») 3(u tb in ©eiSttngeit fc^eint e« ein SeelhauS gegeben gu haben. %m lebten
September 1549 bezeugen Sürgermeifler unb Wat oon ©münb, bafi fie non ber geift=
liehen unb anbädjtigen »tutter unb ben Seelfchweftern ber Älaufe gu ©eisiingen 100 fl.
erhalten h a6eit f 0 * ©Äiuefter ©atbara Üiaierin, reelle non ©eisiingen nach ©münb
refommen gu fein fdjeint. ©er Wat oerpflichtet fleh, alle 3 ah re auf »MdjaeliS 5 fl.
3inS in ba« Seelhau« gu gafflen. Mürbe bie Materin toieber in bie ß laufe 311
©eisiingen gurüdfehren, fo muß ber Wat bie 100 fl. bem Seelhau« in ©eisiingen
gurüdga&len, ftirbt aber bie »taierin in ©münb, bann nicht.
%em Seelhau« mürben oiete Stiftungen gugewanbt. So übergibt ba« £-reU
fiäufein Cfanna oon Wechberg am ©artf)olomäu«tag 1615 bem ©münb er Wat 400 fl.
unter ber Sebingung, baß berfclbc jährlich 20 fl. 3in« an ba« Seelbau« gable.
Sollte er ba« unterlaßen, „ober im Satt afllfle oe räubert er Weligton, welche« ber liebe
©otf rote M«h«a, alfo auch forthin gnäbiglich unb in Gioigfeit wolle oerbüteit", luiben
Cfanna unb i$re ©rben ba« Wecht, ba« ©elb wicber guriiefguforbern.
3m Sahre 1748 hören wir wieber oon Jtlagen gegen bic Seelfchweftern. Unter
Dem 28. Mai befchweren f«h bie Sebjeltner beim Wat, baß bie Seelfchweftern, anftatt
bem nachftufommen, roa« ihnen bei Stiftung ihre« ßlofter« gur Aufgabe gemacht worben
fei, nämlich Äranfe ju befuchen, Sote anguf leiben u. bgl., einen öffentlichen aBadj«;
hanbel treiben, Mach« auf ba« Sanb hinau« oerFaufeu unb ihnen ba« ©rot entgiehen.
mxtt. Siertctiahrth. f. Sanbrtgefih. «. g. XX. B
34
ÄlauS
bie torgenommene Ktaufur bern SWagiftrat unna^teilig fein, imb befreit
deputierten alle düreri, fowobl in ber Konoentftube als au<b an aQen
anberen Drteit, im ©eelbauä offen freien f ollen, aber berfelbe bube boch
bas ©eelbauS ein „Kloflet" genannt, die ©dbroefrem motten ftdj audh
ton ber pfar ritten ©ubjeltion eyimieten. 91(3 ber ttJtagiftrat bie Pfleger
in buS Seeland gefdjicft bube, um bas erwähnte ©djreiben bes Ifkos
tinjials ben ©djroeftern mttjuteilen, buben fre eine dur$gebung ber
3immer nid^t bewilligen wollen, fonbern eine düre um bie anbere mit
Ungeftüm jugefdblagen.
die ©dbroefrem ihrerseits fünbigen nun ber ©tabt bie geliehenen
Kapitalien, unb bie Butter SDtarta ©lifabetba debleriu quittiert am
17. dejember 1686 ben Empfang eines Kapitals ton 725 fl., nacbbem
baS ©tättmeifreramt am 3. 2Rärj besfelben 3abreS bie bis 1685 reftic*
renben 3 in f eit im ©etrag ton 1812 fl. 4 fr. butte bejahten mfifren.
das ftfunjislnnerftofter.
(Einige ältere llrfunben bes ©taatsardbitß erjagen uns ton ©tifs
tungen unb ©dhenfungen, welche biefem Klofter gemalt würben. 3*n
3aljre 1300 tun ©uarbian unb Kontent ber©arfüger 511 ©miinb funb,
bajj fre im ©interfränbnis mit ihrer 9Reifterf<baft, ©ruber Konrab SRifen,
Drbenscufler in ©dhmaben, ton Sfreter ©taff unb feiner Hausfrau älgnes
©Hierin eine ©tiftung ton 80 Sßfunb fetter ju einem ©eelgerät ent-
gegengenommen buben, ©ie terfpredhen bafür, in ihrer Kirdhe auf bem
untern 2Ittar jeben dag eine ©tefre ju Iefeu. ©0 oft fre bas unterliegen, wäre
jcbesmat eine fr$ön ton 4 ©<bitting fetter terfatten, unb fre geben ben
(Srben unb SRadhfommen ber ©tifter als tßfanb ihre ©Hter „ju ben
ßätbis unb ju ©eroänbe", weldhe fre ton £orfom gefauft buben. Slutb
fott ber Kontent ben Keldj, ben Slgncs ©Hierin ju ber genannten 3Reffe
gegeben §at, nie terfefcen, terfaufen ttnb terpfänben.
Slm ©utentag tor ©t. ©eorien(= ©eorgen)tag (17. Stpril) 1374
bef ernten ber ©uarbian unb Kontent „gemeintidh ber ©atfüfier, bie man
audb nennet bie minneren (minberen) ©rüber" ju ©münb, bafr #err
£einri<b ber ©talf, ©Hrger ju ©münb, tf>r guter greunb, ihnen um
©ottes, feines, feiner $rau Slnna ber Keutin unb ihrer ©otbern unb
•Wacbfommen Seelen he Üs willen gegeben bube einen fr Iber neu, tep
golbeten Kelch, worauf fein unb feiner ©$irtin äßappen gemacht unb
gefdhmefjt frub, unb baju ein roeifreS ÜReggewanb mit f eibenen ©itbem
barauf gewirft, um fre beim ©ottesbienfl ju bentifcen.
1377 erflaren ©ruber ©einricb, ©uarbian, unb ber Kontent, bafe
bie felige ffrau litt ton ©aunSbeiin, roeilanb fiertn Konrabs ton !Wedh s
3ur C&efötyte ber Flößer ber ehemaligen 9iei$3ftabt Sc&roäö. Ömünb. 35
berg, oon Heuchlingen genannt, ehli dje Hausfrau, bie fürglidh gefiorben
fei, um if)reS unb ihres Sirts Seelenheils willen ju einem @eel=
gerät unb 2 IIntofen gegeben habe einen (Gürtel non feinen perlen, einen
golbenen SRantel, einen roten Santel, einen gotbenen SRocf, einen fanu
tenen bautet unb einen Äelch. $affit wollen ftc gu beten Seelenheil
alle 3Tage in ihrem Aonnent auf bem 3 iuölfbotenaltar eine SWcffc fefen.
■
3hr Siegel haben au bie Urfmtbe gehängt Johannes ber jüngere 00 m ,
9iinberba<h, genannt non Setned, unb ber Bruber Äonrabs non 9te<h= >
berg, Bürger gu ©rnünb, als Pfleger bes Aloflers, foroie Heinrich non -
ffinberbach nnb Johann Stöbentyaber, jroei dichter unb Bürger gu ©münb.j
Sin St £u faStag (18. Dftober) 1439 ftiften vier ©efdjwifier glab
bie £infen non nerfchiebenen ©ütern famt 16 fl., bie ftc non ihrem
Dheim Ulrich »on Sinfenthal gu biefem 3 roe <* befommen haben, gu
einem Sahrtag, ber in bas Seelbuch eingetragen unb an bem Sonntag
nor bem £ag, an bem er gehalten wirb, non ber Aangel nerfämbet, mit
einer gelungenen Seelmefs, Stäuben unb gwei aufgeftedten breunenben
fielen begangen toerben foOL 3 Me trüber fotten an bemf eiben '/» 3 ftaß
Sein unb bratenes befommen. 9lu<h ber Kaplan ber SReffe non
St. Safobt Slltar in unferer grauen ÜRünfter, bie ihre Vorfahren geftiftet
haben, foü gu bem $ahrtag eingelaben werben. Senn er währenb bes«
felben eine Seelmeffe lieft, foü er einen Schilling Heller Sßtäfeng unb
bas gleiche SJfalil wie bie Sriibet befommen.
3 n ben folgenben 3 eiten f ehernen aber bie ©in fünfte bes Aloftets
gurtidgegangen gu fein.
21 m greitag nach SßhWppi unb gafobi (2. 3Rai) 1539 bezeugen
Bartholomäus Hermann, Sßromngial bes Barfüßer Drbens in ben oberen
beutfdhen Sanben, unb Hieronymus Beutelrod, ©uarbian §u ©münb, mit
feinem Äonnent, bajj ber $Rat non ©münb auf ihre Bitte bem Alofter
ein Äapital non 300 fl. gurüdbegahlt habe. Sie feien 311 biefer Bitte
genötigt gewefen, „bie weil unfer Älofter in einen folgen Slbfaü am ©ebäu
unb fonft an jährlichem ©infommen gefommen ift, atfo baß wir folgen
Hauptguts gur Slufenthaltung ber Brüber SeibeSuahrung unb bes Alofters
©ebäu gang notbürftig gewefen." SDie öfonomifdje Sage bes A [öfters
mar atfo um bie angegebene 3 eit feine güuftige, muß ft<h aber in oer=
hältniSmäßig furger Qtit gebelfert haben. 35enn 1570 fanu bas Alofier
unter bem ©uarbian SRifolauS SHenS infolge bes Berfaufs eines Hofes,
gum Heisenberg genannt, ber Stabt 400 fL unb 2 Sahre barauf fogar
1000 fl. leihen.
3m 3oh Te 1563 erregte ber ©uarbian 3örg Simon bur<h fein
ärgerliches fieben bie Uugufriebenheit bes SRatS, ber Daher ben Sßrooingial
3 *
36
Klau€
bittet, einen gottesfürchtigen tauglichen Drbensmann, ber bem ©ottesbienß
unb Sßrebigen oorßehen fömte unb bet alten Religion ergeben fei, als
©uarbian $u fdjicfen. Der feitljerige habe fidj bereits um eine weltlich*
Äaplaneipfrünbe in Dlbtsgmünb umgefe^en. — Dtm 17. Januar 1583
inadtjt ber Diät bem ©uarbian GrifpinuS $et)felein barüber SBorwürfe,
baß er fdjon längere geit bie Dlbminißration feines ©otteshaufes nicht
in eigener Sßerfon führe. Derfelbe fdjeint nach DRaptngen übergeßebelt
ju fein unb fpäter feinen Sofien in ©münb ganj aufgegeben ju haben.
Denn am 25. DRat bes folgenben Jahres f^reibt er non DRapingen aus
an ben 5Rat, es tue ihm fehr leib, baß et ben Döunfch beS SRatS nicht
erfüllen fön ne, ber ben gmünbifcheu Untertanen ftlaus Unger oon DRut*
langen als IBaumeifter empfohlen habe, ba ©raf Sötlhelm non fittingen
feine neue bauten mehr aufführe unb fogar ben norigen Skumeißer ab'
gefchafft habe 1 )* — 3lm 23. gebruar 1587 trifft ein Schreiben bes
^ßrooinjtalä Johannes Äird^er aus Gillingen an ben SRat ein, mit großem
Seib habe er oernommen, baß fidj Sßerfonen beiber Älößer (bes granjiSs
faner DRannS* unb bes grauenfloßers ju 6t. Subwig) fo ungeißtich unb
ärger lid> halten. 6oba(b es ihm feine ©ef (hafte ertauben, toerbe er nad)
©münb fommen unb oifitieren,
9litö bem 3ahre 1610 liegen noch einige intereffante Sdjriftßücfe
oor. Der ©uarbian JJafob Saib oerteibigt ftdß bem SRat gegenüber wegen
eines it;m jugcfontmenen unb in ber 6tabt befannt geworbenen Schmäh»
unb 6pottgebi<hts. <Shr (egt juetfl bar, oon wem basfetbe wohl au$ge=
gangen fei unb was wohl ben Dlnlaß ba$u gegeben habe. <£s werbe
ben Herren oom Diät befannt fein, baß bas Älofter, als er oor etwa
2 fahren fein Dlmt angetreten habe, wenig (Sinfommen gehabt habe unb
fehr baufällig gewefen fei. Dtachbem er ben ©ottesbienft gu £ob unb
Sßreis bes SWmächtigen eingerichtet habe, fei er an bie fReßauration bes
Aloßergebäubes gegangen, unb ba ein 6pri(hwort fage, baß man mit ben
Dt ad) bar n Käufer bauen müffe, fo habe er auch ben Schloff er Daniel
DRarjer unb ben jungen fißerlin unb hernach an beffen Stelle ben Äafpar
3$ogt jurn Sku beigejogen. (Äafpar 33ogt iß ein bebeutenber äkumeißer;
bas Dtähere über ihn in bem Dhiffafe bes D3erf. „©münber Äünßler" I
in ben SÖürttb. SBjh- 1805.) Diefe 6 eiben feien aber fehr teuer gewefen.
DRapeT habe §. SB. für ein Schloß 2 fl. unb für ein Sknb, $u bem
er (ber ©uarbian) bas ©ifen gegeben habe, 5 fr. oerlangt, währenb
anbere Schloffer für ein 33anb, $u bem ße bas (Sifen noch felbft
') 21 m 15. September 1584 bittet ber '^rouinjial laut SiatSprotofoD, ba$ 9ar«
fii^cvf (öfter mit ber <3c^cifiung ju uerfebonen. 3>er SKat gcf;t aber auf biefe Sitte mdjt
ein, ba niemaub ejemt fein fod.
3ur 0e[d)id)te ber Älöfier bet ehemaligen Sletc^dflabt Schroä&. ©münb. 37
liefern, 6 !r. forbem. Bogt ßabe gmar fatoo^l in Begießung auf
baß Reefen beß Dacßß alß fonft eine ßübfiße Arbeit gemacht, aber
habe ißn (ben ©uarbtan) in überaus große Höften gebraut. Deß=
megen ßabe er biefe beiben Rteifter beurlaubt; basier ißr Qoxn. Dte
fetben hätten nun folgenbeß Vorfommniß gut älbfaffung beß ©dßmäß'
gebidßtß benüfct. 2 Bie bem 9^at befannt fei, ftßiden mehrere norneßme
Bürger ißre ©ößne „jur Seßr ber lateiniftßen ©pra<ß" inß Hlofter, imb
ber Seßrer berfelben, ber erft fürjlidß gum Sßriefter gemeinte Soßanneß
Butting, fei ein fo trefflidjer Rtonn, baß er iti(ßt bloß „bei tiefer 3 ugenb
foldje ßerr ließe ßeßr unb Dtßgiplüt ßalten, fonberu autß täglich 2Jieß
(efen, aud) ©orrn* unb geiertag ptebigen tut 7 '. (Daburd) ergänjt ftd>
meine Darftefftmg ber Anfänge ber grangißfanerfdßule im Programm
beß Reatgpmnaftumß ©münb von 1897.) Die SRütter biefer ©cßüler
feien nun in feiner (beß ©uarbianß) Sftbmefenßeit am Donnerstag oor
gaft na eßt gu bem Seßrer ißter Hnaben gefommen, um ft<ß gu erfttnbtgen,
ob bie 3Rüße unb 3lr6eit bei ißren Hinberit angelegt fei. Da Re eine
befriebigenbe Slntroort erhalten ßaben, ßaben bie grauen bem ßefemetfter
Butting fotoie bem Honoentualen Rfartin unb ber ©djmefter RZaria aus
bem H [öfter ©t. Submig, fonft „ber ßirfdß" genannt, einen „eßrenge-
büßrenben" Drünf bega^tt, aueß oerfprodjen, bem fierrn Butting gur
Remuneration für feine gehabte Rtiiße fein Breoier mit ftlbenteu ©pangen
unb ©dßlöffem befragen gu (affen, unb feien abenbß 8 ober 9 Üßr
nrieber aus bem Hlofter gegangen. Daß mürbe mm in bem ©pottgebießt
in ber SBeife außgebeutet, als ob bie grauen gu ben Sftöndjen in uner=
laubten Begießungen ftünben, unb bie ©eßmefter Rtaria, „ber £irfcß",
babei bie Vermittlerin maeße. Der ©oßn beß Hafpar Vogt unb fein
Diener ßatten nun je ein gleießlautenbes, oerftegelteß unb au ißn (ben
©uarbian) abreffierteß ©yemplar ißm überbraeßt. Qeber motte es au
einem anbern Ehrt gefunben haben. Der ©cßloffer Daniel Rtaper lefc
baß ©ebießt in ben tt&iftfißdufern um ein paar Sßaft Vier oor ober (affe
es tefeu unb fage, wenn er noeß nießt fo alt märe, fo mürbe er eß „in
eine Siebs* ober ©efangßroeiß" rieten. Der ©uarbian bittet nun ben
Rat, ben ©oßn unb Diener beß Hafpar Vogt oerßören ju motten, mte
fte 311 bem Briefe gefommen feien, unb ben ©(ßfoffer SWaper, mte er
bejfeit Qnßalt erfahren ßabe, fobann biefelbeit, roenit [idj ißre ©ißutb er^
miefen ßabe, gebüßtenb gu ftrafen, bamit fünftigßin ^rieftet unb eßr=
liebenbe Seute gegen bergteießen Verleumbungen gefeßüfet feien. 2Baß
bie ©eßmefter Vfatia, fonft „ber fiirfeß" genannt, betreffe, fo fei fte
atterbingß „ etmaß frifcß mit Reben", aber es forme ißr fein Rlenfiß
etroaß Unredßteß naeßfagen. Der ©runb, mar um fie in feinem Hlofter
38
Älauß
gewefen fei, fei bet, bat er ftc Mßber mebrenteilö gu feinem geführten
Sau gebraust |abe, bei bem fte, „fo wahr ©ott lebt, wie ein Sieb ge-
fchafft, aud) bem ©otteßbauß um ein 9Waimbafteß fürftanbig gewefen".
Damit aber aKevbanb Sebenfen, welche überbeforgte Seute b^ben, auß
ben Augen unb fielen genommen werben, fo f^abe er jefct fein ©otteß=
bauß fo eingerichtet, bat i^ m fiirberbin, möge er hier ober anberßroo
fein, „webet geiftlidje noch weltliche SBeibßbtlber barein nit fcbmetfen
oiel weniger fommen follen". Auch bie äRänner ber oerleumbeten grauen
richten eine bie Darftellung beß ©uarbian befitätigenbe Eingabe an ben
9tat unb bitten um 6d>ufe für bie <£l)re ihrer Familien.
3m 3ahre 1689 brach nach bem 5tatßprotofolI im Alofier ein Stanb
Guß. Der ©uarbian bebanft ft<h am 5. SRärg für bie #ilfe, welche ber
9tot bem Aloßer in biefer 92ot angebeiben lieh unb verfpriebt, bat für
jebeß beseitige SRatßmitglieb nach feinem Ableben von jebem Sßriefter
beß gangen Orbens eine f)L 3Weffe gelefen werbe, ©er SRat tfl baburch
febt erfreut unb lagt bem ©uarbian 12 SRetchßtaler überreichen.
SRach ber 0tabtre<hnung von 1781 wirb am 7. (September bem
Srofejfor ber ffrangißfaner wegen ber Sabreßfomöbie (Aufführung einer
Aomöbte burch bie (Schüler) 40 ft unb gu Srämienbüchem für bie
Stubenten 57 fl. 24 fr. verwittigt
(3ur ©efef). beß $rangißfanerflofterß vgl. auch ©übel, ©efdö. ber
oberbeutfdbcn Utinoriten proving, SBürgburg 1886 unb in ben SBürttb.
3abrb. für ©tatiflif unb Sanbeßfunbe 1890, II, ferner Programm beß
SRealgpmnafiumß ©münb 1896/97 vom Serf.)
Daß fßrebigerflofter.
©in Sanb Kopien von Aauf- unb Daufdbbriefen beß Dotninifaner=
tlofterß im Staatßarcbiv gibt unß ein Silb von bem Anwacbfen feineß
Sefifctumß. 2Bir wollen einige ber älteften barauß betvorbeben.
Am Dienßtag nach ^ßfingften (i. $uni) 1311 fttftet ARedbtilb Setten*
bartin ein ©eelgerät in baß Sßrebigerflofter. 3 eu 9 en ftnb Sruber Alrnidb,
ber Sßrior, Sruber Heinrich, ber Sefemeißer, Sruber Heinrich von 9Z ott-
weit, Stüber SEBaltber Dumberg Säbemann unb @ber ber Se£er, Seichter
gu ©münb.
An ©t. ©allen Abenb (IG.Dftober) 1348 fauft Sßfaff Aonrab Argem
bat/ Defan gu Sorch/ 2 Käufer in ©münb von bem $rior Sruber
Johann von ©llroangen unb bem gangen Aonvent beß $rebigerflofterß,
■
unb oermacht ben 3uiß barauß nach feinem Ableben bem Alofter. 3eugeu
ftnb: Qobann ber jüngere von SRtnberbad), Surgermeißer, Aonrab im
Steinbauß unb ^obflnn ber Seher, dichter uttb Siirger gu ©münb.
3 ur Öejc^idjie ber AI öfter bcr elje maligen 31eid;öftabt Sdpväö. Glmiiub. 39
9tud) bie 2)ofumcntenfammIung be$ 3>ominifanerflofter$ im ßameral=
amt enthalt oerfd&iebene Kopien alter fiaufbriefe, 0011 beneu wir gleich 8
falls einige namhaft machen wollen.
1336 oerfauft 25>oIf oon ©münb ein ©ut 31 t ttnterbettringen an
bas Älofter, 1373 wad&t Salther im Steinhaus oon ©uiünb, (Sljorljerr
SU Sü^burg, mit einem formen in Sßfahlbronn eine Stiftung 31 t einem
Seelgerdt, 1399 oermadht 2Ubrecf)t oon Siechberg 2 ©iiter in Straßborf,
1409 oertauft Sßeter Stöbenhaber, Bürger ju ©miinb, 2 ©ütlein ju
3ggingen, 1402 fiaus ber Schürfer einen ßof unb ein 4?ot§ ju Untere
bettringen unb ein ©ut ju gimmern, 1463 fauft bas Älofter ben großen
3 e$nten, Sein= unb Äortyehntew 311 £egnacb 0011 ©eorg £>umer oon
3)utnau, ben biefer in bemfelben Qafjr oon ©raf Ulrich oon Sürttems
berg getauft hat. 1350 ftiftet 3°&anne$ oon 9ied)berg oon Bettringen
mit SB&iffett unb Sillen feiner gnäbigen Herren, ber ©rafen ©bewarb
unb Ulrich oon Siirttemberg, feines BruberS Ulrich oon ütedbberg oon
Sinbelfingen, unb ber Herren aibred&t, Salther . unb Ulrich ber fiaugen
ein ^ofgut mit Steingarten 31 t Binningen, bamtt ‘ bie Sßrebiger im ßloßer
©ottesjell täglich eine Sßeffe tefen 3 U feinem Seelenheil unb 3 U bent
feiner Borfahren unb Stachfommen. 1424 geben $an$ oon JJberg unb
fein trüber Slnshalm ben Sprebigern 3 u ©münb oierthalb firner Sein
jährlicher ©ült oon ihrem Sein$ehnten 311 Seihingen am SJlecfat wegen
ihre« BaterS, ber bei ben $rebigern begraben liegt. ©afür foHen bie
fßrebiger für ihren Bnter, ihre Butter, ihre Bor fahren unb Stach tommen
alle Saht 4 Qahrjeiten begehen mit Bigil unb Seelmeffe. Siefen Sein
f ollen bie Sßrebiger nicht oertaufen unb nicht oerfe&en, fonberit ben
Brühern in ber Saßen über Tifch unb 3 ur Kollation geben.
Bon beit Driginalurfunben, welche und über bas Sßrebigerflofter
oor liegen, flammt bie ältefte aus bem 3ah re 1323. (Staatsardhio.)
33fa St. Johannes Slbenb jur Sounenweube (24. 3uni) beS genannten
Jahres entfdheiben SRetßer ßonrab oon ©münb, Chorherr 311 £ordb,
©gfrtt ber alt £utn, ©benoiu ber Bäner, Salther ber £aler unb ßonrab
ber SBtilner, Bürger 311 ©münb, als gemeine Schiebsleute wiütglich
genommen unb gemeinlich erwählt einerfeits oon ben ehrfamen getftlidjen
Leuten, bem Sßrior unb gatten Äonoent beS ißrebigerorbens, anbererfeits
oon ben ehrbaren Jrauen SUbelhetb unb £abewig, ben SeÜinun genannt,
Bürgerinnen ju ©münb, unb allen ihren (Erben über atte bie ÜJtißheüungen
unb Slnfpradheu, bie fie beiberfeits gegeneiuanber Ratten. ®er Sßrior
unb Äonoent ber ißrebtger ju ©münb fotten uad; ber SeÜinun £ob haben
bas £aus oor bem Äapettentor, worin fie jefct gefeffeit finb unb bie
Scheuer unb ben ©arten bahinter, was alles baju gehört, fie folfeu auch
40
Klaud
fjabeit beß Otßmamteß fiofjlatt unb bas fiauß beß von Eieäjberg mit
©Ipnofftnun £aufe hinter ben Sßrebigern unb was bagu gehört unb beß
^Borgers ©arten ju ©münb. 3(jnen follen auch werben ju @tun 6 a(h
groei Steingarten, bie $ebftrpt baut, unb ein EBeingarten, ben ber ©tocfer
baut Sille biefe ©tütfe follen ben ^ßrebigern ju eigen werben nach ber
vorgenannten SCbel^cib unb @aberoig Eob. ©icfc follen bavon jefct bei
ihren Sebjeiten alle gabt auf unfer grauen £ag ju Sichtmeß bem Äon=
vent ber Sßrebiger 1 Sßfunb EBadhß geben gu tedEjtem 3inß. Meß anbere
©ut, baß bie ©eflinun jefct haben, ober baß fLe noch gewinnen, foU nach
ihrem £ob 311 2 /s ihren rechtmäßigen (Sr ben, baß anbere drittel foll ben
Sßrebigetn ju fallen. 33on biefem drittel follen fte bei ihren Sehweiten
ben Sßrebigern 1 /s Sßfunb ESadbß geben audfj auf Sichtmeß. EBemt eine
ber ©chroeftern ftirbt, foS nach ihrem £ob ben Sßrebigern 10 $funb
geller juteil werben. $ie Sßrebiger follen von bem, waß ihnen na#
ber ©ettimrn Sob jufällt, ni#tß verlaufen, außer. wenn ihnen ber Shi|en
bavon jährlich $u ihrer Etotburft gufommt unb baß fte für baß ©eelem
heil ber 3 grauen Elbelheib, ßabcmtg unb Eignes ber ©ellinun täglich
eine EReffe tefen. &ie Sßrcbiger bürfen aber nur mit ber Bürger Etat
unb SBijfen, bie ihre ©#affner ftnb, etwas verlaufen, unb ntüffen alle
bie Pfennige, bie fte barum belominen, an ein anbereß Eigentum anlegen,
unb fo, baß ber Etüden ber vorgenannten EReffe jugut lornmt. SDeu
Söricf haben beftegelt ber obengenannte Konrab ber ERttlnet, ©ber ber
Steher, ®urinl ber ©ebener, ©pfrit ber Storger £aler, Stubotf ®ule
Stolin, EBalther im ©teinhauß, SBalther Sip#pvtt, Storger $u ©münb
unb genug anbere ehrbare Seute.
Weitere ältere Urfunbeu enthalten gahrtagßfiiftungen. Ein ©regoriens
tag (12. SRärj) 1385 nehmen SJruber Sohanneß, Sßrior, unb ber Konvent
eine forche entgegen von ©ßbe# ber Köphin, ©hefaw beß verdorbenen
©ifrib von tßfahlheim. Sin bem betreffenben 3a^rtag follen bie Steüber
auß bem ©tiftungßgetb auch EBetn, gifdh ober gleif# belontmen. — Elm
greitag vor ©t. ©eorgentag (19. Slpril) 1409 fiiftet ©eorg von SSölfc
warth, Eiitter, „ber unß unb unfer Klofter mit feinem Slltnofen täglich
fo milbigtich begabt unb lange Seit begabt h at "/ einen 3 ah rta fl flfr d#>
feine grau Slnna von ©chechingeu, ben Slbt Stolfart 311 Sor#, feinen
©ohu Ulrich von ESöttwarth, beffen grau ERargarethe von 5Re#berg. Ob
©eorg von SBöUivartf) fein Stegräbniß bei ben Sßrebigem wählt ober wo
anberß, fo werben wir an feinem gahrtag, fagen bie trüber, auf unfer
gemein ©rab in uuferm ©hör gehen mit ^rojejfion, mit ©efaitg unb
mit ©ebet uitb unteren Konventbrübern 12 ©#ifling geller über £if#
geben, unb unferm ©udor (Äüfler) einen ©chilling, baß er bie Äerjen
^ur ber Älöfter ber ehemaligen 9lei$3ftabi Sdjroäb. (3münb. 4 1
aufftedfe unb anbrenne. galten fte bas nicht, fo foH baö Stiftungsgelb
an ben Spital fallen* — 9m Freitag nach SKartä ©eburt (10. Sep=
tember) 141? macht Qunfer ©eorg von SRechberg, ber Sohn Söcitö von
9e<hberg, eine Stiftung gu einem einigen Sicht, bas im Gifyox bei bem
©rabe feines Ahnherrn 9lbre<ht von SRechberg brennen foß. — 3m
Sabre 1 468 verpflichten fidf) bie Sßrebiger, tvie auch bie Srangisfaner unb
9ugufiiner gu einem Sahrtag für 3vb aT!n 3Wurrbart, Dr. ber hl. Schrift,
ber biefen Älöftem einen namhaften Schab von Büchern tefiamentarifch
vermacht hat. (Spitalarchiv.)
©inen eigentümlichen Vorfall aus bem Sahre 1 479 erzählt uns eine
llrfunbe aus bem Archiv bet fluchen* unb Schulpflege. Qn ©egenroart
mehrerer 3^ugen unb bes Notars 3o h- Salbung, ber bie Sache gu ißroto:
foff nimmt, erfcheint in ber flonocntftube beS Srebigerflojters gu ©münb
am lebten 3uli bes genannten Qahres ber geiftlidbe Sruber 30 S Sifribi
von SBilperg, ftonventual gu Sßforgheint, $Prebiger DrbenS, unb befennt,
baft er als ein Sßriefiter Sßrebiget DrbenS nicht in feinem DrbensKeib,
fonbern „in Seränberung" in ber Stabt ©münb h^umgegangen, von
ben Stabttnechten aufgegriffen unb vor Sürgerineifiter unb SRat geführt
morben fei. 2)a habe er befannt, ba§ er ungehorfamerroeife aus feinem
Äloftcr fortgegangen fei. daraufhin mürbe er gu weiterer Sebanblung
bem ©tnüuber ^rebigerfl öfter gugetviefen. £ter gelobte er in bie $anb
bes ^ßriorS, bes SruberS 3°hanneS &if<htnger von Sforgh^im, bafc er
in ißöniteng bes DrbenS flehen unb fein geben beffern molle. — 3m
3ahre 1483 fptechen ißrior unb Konvent ben Stat von einer Stirgfd&aft
los tvegen einer Sdfmlb von 1000 fl., ba fte jefct in ben Stanb gefegt
feien infolge einer <Srbf$aft von ber fei. SBitroe 9nua Dp oltin, biefe
Schulb bis gur n äfften StfÖrblinger 2Keffe gu begahlen.
9m 26. 9uguft 1487 nimmt ber 9otar 3<>banneS Salbung im
ißtebi ger!( öfter in ©egenmart ber Ädpläne Sartholomöus Sd&errenbacb
unb 3ohanneS 9ppenfefj ein SRotariatsinftrument barüber auf, bafj ber
9bt ©eorg von £ot<h ein Schreiben bes Petrus de Yincentia, causaruiu
camerae apostolicae auditor generalis, gef eben habe, in melchem biefer
eine Suffe bes ^apftes 3ntwceng VIII. mitteilt. 3 n berfelbeit wirb ben
Srübem beS SrebigerorbenS erlaubt, 3*b n ten unb fonflige Schenfimgen
angunehmen, ferner, wenn fte eine Steife machen unb in ©egenbeu fommen,
beren Seivobnetn an Safttagen ber ©ebiauch von Sutter erlaubt ift, auch
Sutter gu geniejjen. (Staatsarchiv.)
®er bauliche 3uftanb bes ^ßrebigerflofier« muß im 3afjre 1428
nicht ber befte getvefen fein. 9m 11. Dftober bes genannten 3ahres
fch reibt SarthofomftuS Xepern, ber hl* ‘Sfoolocfie Srofeffor unb ÜReifter
42
R l n u ö
beß Drbenß ber beutftjen Sßroohi$ auß Nürnberg, baß ©münber 5ßrebiger=
f lüftet fei fehr verfallen unb bebfirfe oerfchiebener ©ebäube, 3 U bereu
Aufführung ihm bie Almofen ber ©laubigen nottoenbig feien. Um biefe
SU Seitrögen anjueifern, oerfpridjt er benen, roelche gu bem genannten
3 roecf folche leijlen, ba 6 fte ber $rüd)te non 1000 ty. Neffen, bie im
Drben gelefen werben, unb aller guten 2 Berfe beßfelben teilhaftig werben
foüen.
$ie Srüber beß ©münber Sprebigerflofierß fdjeinen baß Almofens
f ammein jiemtich energif<h betrieben $u haben.
3m 3ahre 1464 fchreibt Seonarbuß ©ejfel, $efan ber Airche in
Augsburg als subconservator (non ben fog. conservatores werben mir
nachher fprecheu) im Auftrag beß Sifdjofß Seter non Augsburg, ber
'ißrior beß ©münber ^rebigerflofterS Sßeter Dpolt habe ihm mttgeteilt,
bie Stüber, welche in oetfchiebenen Stabten unb Dörfern ber Augsburger
unb ßonftaiifter ^iöjefe Almofen fammeln unb baß 2Bort ©otteß auf ber
Aanjel oerFtinben, haben ba unb bort SBiberfianb gefunben, namentlich
in ©öppingen. 2 )er Sorftanb ber bortigen jRodegiatfirdhe Spfrib habe
ihnen oerboten, Atmofen ju fammeln unb baß 28ort ©ottes $u prebigen.
©efFel broht, wenn Spfrtb fein unfreunbliches Serhatten gegen bie Srüber
nicht auf gebe, fo müffe er nach A 6 tauf non 24 £agen oor i^tit in Augß*
bürg erftheinen.
Auch burch bie im SPrebigerFfofter ju ©münb befiehenbe Sruberfchaft
ber hl. Anna fcheint bemfelben viel Almofen flugeftoffen 311 fein. SDer
maxister generalis beß Dbenß ©artiaß be Soapfa fchreibt am 2 . Sunt
1518 aus Aom an ben Sßrior unb bie Srüber in ©münb, ba er auß
ihrem Sendet erfefjen habe, bafi baß Alofter auß ihrer Sruberfchaft oiel
Almofen erhalte, fo mache er bie SWitglieber berfelben aller guten SBerfe
beß Drbenß teilhaftig, um bie ©laubigen $um Seitritt ju berfelben 311
oeranlaffen. (Staatßarchio.)
2 i>ic gewöhnliche Seute bie Jttöfter burch Almofen unterfiüfcten, fo
Fam eß nicht feiten oor, baß ©eiftliche unb ©eiehrte benfelben ihre Sücher
3 uwanbten, wie wir fchon gefehen haben.
Sie A [öfter hatten aud> häufig Sifchöfe als ©cfjüher (conservatores).
Sag bie ©münber Srebtger folcbe conservatores h atten / ^igt eine
Urfunbe vom 8 . 3Rör$ 1493, welche ber Aotar 3<>h* Salbung auffefcte.
®er ©münber $Rat mit bem Siirgermeifter 3ohanneß Spürer läfjt
fid) in biefer Urfunbe bezeugen, ba§ er bereit gemefen fei, ben Stebigern
ein (56 fing er guber äßein §u geben, wie eß bie &auptleute unb SRäte
beß (fchwäbifdhen) Sunbeß angeorbnet haben auf Sefehl beß Sifdjofß oon
Augsburg, als Äonferoatorß beß Srebigetorbens. $er ?rior, Subprior,
^ur ÜJei^id)tc ber Ml öfter ber ehemaligen üHeidiSftabt ©tfjroäb. (frnitnb. 43
Sefemeifter unb Schaffner nehmen aber ben Söein nicht an, foiibetn erflären
im tarnen bes Älofiers, baß fic für ft<^ auch einem Vefeßl bes Vifdjofö
non Augsburg gegenüber nid^tfi entf Reiben fönnen, ba ißr Drben nicht
bloß einen, fonbern mehrere conservatores habe, j. V. ben Vifdjof non
Äöln unb anbere, fie müffen bie @ntf<heibung bem Sßrooinaiat überlaffen.
@S banbette ftch, wie bie Urfunbe fagt, um eine Angelegenheit, „ljer=
rührenb non ben SRaißfnedjten aus ißtebigerflofiets ©afthaus unb Mauren
geführt". 3 eu 9 cn ftnb ber ^riefter ©itg Saglieber unb #ans Appenfeß,
ftaplan. S ie conservatores hatten 11 ad) Gering, Äirdjcnrecht, II. Au ft.
0. 688 , vom Sßapfl: bie Vefugnis, gerotffe Sperfonen ober fird^fidje ftorper;
fünften, als Unioerfttöten, ffitöfter, religiöfe Drben, oor offenbaren Un=
biiben ober ©eroalttäten in betreff ihrer Sttechte unb sprioilegien 311 fdjüfeen.
Sie haben eine jnnsdictio qnasiordinaria ober vicaria unb haben ftch
bes ©infehreitenä gu enthaften, falls bie betreffenbe ©ewalttat erft bur<h
eine nähere Untersuchung erwiefen toerben muß.
3n einer Urfunbe oon 1329 wirb ber Vtfdhof oon flöln noch nid^t
als conservator genannt. Am 25. 3uli beö genannten Jahres fd) reibt
Vifchof gfriebrich oon Augsburg oon Sillingen aus an ben Stefan ber
fiauptfirtht in Augsburg, er habe oon ißapfi Johannes XXII. aus
Aoignon ein Schreiben erhalten, bas an ben ©rjbifdhof oon Saljburg
unb an bie Vtfchöfe oon äßürgburg unb Augsburg gerietet fei. Ser
SPapft teile barin mit, ber SJteifier unb bie Vrfiber beö ^rebigerorbens
haben ihm oorgeflettt, baß ihnen in oerf<hiebenen ©egenben außerhalb
bes fränfifdjen Reiches ©ewalttätigfeiten augefügt werben. 0 ie, bte
Vifdjöfe, füllen ftch als conservatores fclbffc ober burch anbere ber Vrü=
ber amtehmen burch Verhängung bet firdjlidjen genfur, nötigenfalls
unter Anrufung bes weltlichen Armes. Ser Spapfl hebe auch bie Ver-
fügting feines Vorgängers Vonifaj VIII. auf, wonach einer nid)t außer-
halb feiner 0tabt unb Siö^efe, außer in befiimmten AuSnahmefätten,
unb in fetteren nicht weiter als eine Sagreife oon ber ©reuje feiner
Sibflefe entfernt oor ©ericht gelaben werben bttrfe. Vifdwf griebrt^
beauftragt ben obengenannten Sefan mit feiner Stelloertretung in
biefer Sache.
Aber nicht bloß bte conservatores nehmen ftch ber Sßrebiger 01 t,
fogar ber Äaifer gemährt ihnen feinen Schüfe. Am 14. Aooember 1530
fteflt Äaifer Äarl V. bem Sßrebigerorben einen ißrioilegienbrief aus. Sa
in ben ÄtÖftem biefeS Drbens „ber ©otteöbienft mit Singen unb Sefen
bis baher löblich unb orbentlid) gehalten worben ift", fo fielet ftch ber
Äatfer bei biefen fchweren 3eton wtb bei ber Verfolgung ber geglichen
Verfonen »eranlaßt, bie föedjte unb Freiheiten, welche fie fdjon haben.
44
Ä I aus
$u betätigen, unb fte gegen Übergriffe non irgenbroeldjer Seite 3 U
fdjtifeen.
$en näd^ften Schüfe finben bie ©münber ^Srebtger aber felbfc
verftänblich bei ihrem Nat. Neffen Serbien fte werben beö^alb vom
Älofier auch anerfannt, 3Xm 13. Dftober 1476 macht bei DrbenSgeneral
Seonarbus be Ntanfuetis ben öürgermeifter unb Nat wegen ber vielen
Wohltaten, bie fie unb ihre Vorgänger bem Äonvent erwiefen h a &W/
aller guten Werfe bes Drbens teilhaftig, unb jwar nicht blofc fte felöft,
fonbern auch ih** Leiber unb Stinber unb ihre Nachfolger im Regiment
ber Stabt. $aher roenben fi<h bie ^ßrebiger in ihren Nöten vertrauend
voll an ben Nat. So fchreiben fle im 3ahre 1550 an ihn, toie bem?
felben wohl befannt fei, gehöre ihnen ber vierte SCcit bes WetnjehntenS
311 Necfarro eihingen. Nun habe ihnen biefen ßerbfi ber Sogt ju ©tat*
bach erflärt, non ben Neuörücheit, welche innerhalb 20 fahren aus
Stdern 3 U Weinbergen gemacht worben feien, gehöre ber &ehnte nicht
ihnen, fonbern bem 9flefineramt in Nedarro ei hingen. £)er Nat möge ftdj>
beshalb für fte beim ßerjog von Württemberg verwenben, fte werben
bafür fehr battfbar fein unb es um ihn burd) ihr ©ebei bei ©ott ver«
bienen; fte unterzeichnen als bes NatS „arme Äaplän, s $rior unb $on=
vent bes SßrebigerorbenS". $)er Nat entfpridjt ihrer Sitte unb am
17. November trifft aus ber Äanjlci bes fierjogfl (Sbriftoph 5 U Stuttgart
ein Schreiben ein, unterzeichnet von Salthafar von ©ülttingen, ba§ ber
$erjog ben 7. ^ejember als £ag ber Serhanblung jroifchen ben S rc -
bigem zu ©münb unb bem Niesneramt in Nedarweihtngen befttmmt
habe, äit biefem £ag foUen fte burch ftch felbft ober ihren Nnroatt
vor bem herzoglichen fiofmctfler unb feinen Näten in Stuttgart er;
fdjeinen. ©er Nat weubet ftch au<h noch an einen Nechtsgelehrten, ben
er in fchwierigen fragen häufig foufultierte, NHchael von &aben, betber
Nechten ©oftor, faiferlidjen AammergerichtSabvofaten in Speier. ©er*
felbe fdjreibt, bie Sache fei zweifelhaft, bie Sßrebiger fallen fich bem
Sdbiebsgericht fügen.
©ie S^btger erweifen ftch für ben Schüfe, ben bie Stabt ©münb
ihnen angeb eihen lägt, auch banfbar, inbem fte ©münb ent, bie trieft er
werben wollen, einen fogen. ©ifchtitel ausfiedett 1 ). So geben am 15. 3uni
‘) 3Eud) einzelne Bürger folgen hie. unb ba für einen Sifdjtitel. 91m 25. Februar
163 L Besprechen JHodjuS Siaimfer "beS SÄatg unb ©eorg Sftefferfthmibt, 9Betfjger6er, für
ben ©münber SOürgerSfohu Johann @gfelin, ber [ich bem geifttidjen ©tanbe nähmen
iviU, jeber 600 f(. ju bezahlen, bamit ihm von bem ©pitalpfrünbnertifch in ziemlicher
Steife ©peiö unb £ranF geliefert toirb, BIS er eine geifttidje $frünbe BeFommt.
UmgeFehrt ro erben $ürgeräfö!jnc, bie ftch int fllofter Befmben, non ihren 9{n=
gehörigen noch BefonberS Bebacht. @0 vermacht am 80. $uguft 1695 ber Storger*
3ur ©e|tf)icf)te ber Älöfter ber einmaligen SHeirfjSftabt ©djroäb. ÖJmünb. 45
1575 iptior unb Aonoent einen folgen bem ©rnünber Sürgersfoh» Johannes
SRefmaug. 3)a es com Sifchof angeorbnet fei, ba& fein Älerifer jutn
ißriefler gemeint werben fülle, ber uid^t mit seitlichen ©üteru perfehen
fei ober auf einen £ifdj 5tnfpru<h fyabt, ber ihm @ffen unb £rinfen in
jtanbeögemäjjer SBeife liefere, fo nerfprecben fte bem ©enannten, fobalb
er }um ©ubbiafon geweiht ifi, an ihrem Aonrentstifdf) bas ge$iemenbe (Sffen
unb ^rtnfen §u gehen unb ihn 51 t unterhalten fo lange, bis er ein geift-
fidles Seiiefi^ium ober eine ^ßfrünbe erhält.
Stufl bem 18. Sah^hunbert erzählt uns ein Aonoentbruber, ber net'
fdjiebene cbromfalifehe Zotigen aufgejeidhnet hat (Cod. hist. 747 ber öff.
Sibl. ju ©tuttg.), nach ber ©chfadjjt bet ©onauwörth (1704) feien oer*
fdjiebene Gruppen burdf) ©münb gefommen. £)a fei auch bas Sßrebtgers
Hofier hart mitgenommen worben, in ber Airdhe unb ©afriftei feien
Sitbniffe unb tafeln jerfchlagett, 2Refjgeroänber, 3dtartüdj>er, SeudEjter,
Umhänge (bei 250 fl.), in ber Äüdije bie ehernen unb meffenen 4?äfen,
Pfannen, Äeffel unb anberes ©efdhirr gefiohfen worben (200 fl.), bie
Sefdhäbigungen an ©dhlöffern, £üren, Aaften, Truhen, fomie bie @nt-
wenbungen non Äleibem, Selten, fupfernen ©eiten uub $ÖHhäfen in ber
Sabftube höhen 700 fl. ausgemad&t, bie Ziborien unb bie Orgel feien
babei gar nicht angefdhlagen, ferner feien 7 gubcr SSein, 29 3Ra(ter
Eintet, 16 kalter loggen, 64 ÜRalter fiaber, 8 S^ntner ©df)mal$,
6 3 ^ntner gefabenes gleifch unb 3 ©afjfdjeiben genommen worben.
$>erfelbe Äonoentbniber berichtet auch einiges über ben Neubau bes
HlofletS im Sahre 1724. $>omimfu3 3 im^^tmann, Saumeifter 511 fianbs*
berg, habe bas -äftobett bes ganzen Ä (öfters gemacht unb ben harren
Sau aufgeführt, ber am 18. ÜRooember unter £>a<b gefommen fei. (£)aS
übrige würbe burch 3 <>h* 3Ridh. Äeffer gebaut.)
&er Magister generalis Sluguftinus Sßipia habe bie ©rlnubnis ge?
geben, in ber Sßrooinj jum Älofierbau ©e(b $u fammetn. 51m 2. 3fuli
fei ber erfie ©teiu gelegt unb baju ©raf SHopS non Stedjjberg eingetaben
worben, ber 50 ft. unb 25 ©tämme JQ 0 I 3 gegeben habe. $>er Sßater
Sßrior, „qui de aedificiis nil intellexit“, fei mit bem $ ater procurator
311 m qSropp graitj £ubwig oon ©llwangen, jugleidh Aurfürfi wm £rier,
k
gereift wegen eines SeitragS. SDerfelbe habe aber bfofj 10 fl. gegeben,
mciftcr StdiiUeS Staf)t feinem @o$n ^nnocentiuS ein .Hupital von ü!};i fL., von
bem er Oie jährlichen ginjen genießen foll. tiefer ^nnocentiuo ftarb 1703 ju ^Jeft
in Ungarn. SBie er ba$in fam, ift nidjt gefagt. — $lm 11- September bc>3 gleichen
Sa^reS vermacht ber Dberftettmeifter 3ot). 3af. Ginget für feinen Sofjn % ^gnattuS
)um gleichen 3 TOe( * c ^ n Kapital von 200 fl. (^ofumeitteufnmmlung bes SCoininifaner?
ffofterS im Äameralamt.)
4(i
fil ct u s
nmfjrenb bie beiben 7 ff. 39 fr. oerjehtt haben. dagegen habe fein Dom*
fapitel 30 Stämme ©ofj gu SBalbfletten angeroiefen. Das 51 [oft er ©otteS=
jett habe 20 Stämme fiotj urtb 2 @i$en, bie ißriefterfraternität 30 ff.,
M
ba$ Äapitel ju 2Biefenffeig 18 ff. gegeben. @6 werben bann noch niete
Beiträge non ©eifHidjen unb ßaien in ©münb unb Umgebung auf gejohlt.
Der ©münber 2J?agiftrat aber ^abe gar nichts gegeben.
Die Stabt war eben bamalfl felbff in großer ffnanjieller 33ebräng=
nis. ©päter jeigte fie ftd^ bei einer ftd) bietenben Gelegenheit nicht fo
targ gegen baS Äloffer.
!Jta<h bet Stabtrechnung non 178t würbe am 16. 2Rai nom SRat
befdffoffeit, als $ßater &mabeu3 ©<hurr bei bem aQ^ier gehaltenen
pitet unb SProoinjiafsroaht eine ihm juerfannte Disputation als h^efiges
Sanbeßfinb bem löblichen Sbtagiffrat bebijierte, bie non Stugsburg be=
föriebenen Theses non bet ©tabtfammer ju bejahten mit 150 ff., bem
Iß ater Ubalrico Steife als Sßräfes ber Disputation unb bem Defenbenten
je 10, bem Äancnifus ©tabt 5 ff. ju bewilligen. Dem Draubenwirt
würbe für SBein jur 3Habljeit bei ber ffSronlnjiatwahl 46 ff. 9 Ir. bejaht.
Sur SaugefdbiriEjte beS ßlojlers enthält ber Cod. hist. 97r. 237 ber
öffentf. SBibL in Stuttgart ©. 358 noch folgenbe Sftotij: „9? ach nollenbes
tem erften Älofiterbau 1725 als non ber hinteren flirrt bür bis auf bie
©affen gegen beS ^erjers §aus ift ber übrige ®au tierliegen blieben
13 Saht. Sn bem 1738. aber hat bamaliger Sßrior gfranjisfus SRhein*
felb, Conventualis Moedlingae, ben ganjen angefangen nieberreijjen ju
taffen unb in gemetbtem $ahr ben Sroerdp unb fangen 53 au, worin bas
grobe Eüefeftoriuin fich jiehet bis an ben ©h^ auf bauen, bas Dach iff
aufgefebt worben ben 11. September 1738."
Sn bem SinSbuch beS DominifanerftofterS 1 ) non 1757 — 1802 (im
Ä. ßameralamt) finbet {ich ein intereffanter ©intrag ü6er bie 53erluffe,
l ) 3™ ^rinatbefifc $ier bcfinbet ftcb ein SerjeidjniS ber frieren beS Sßrebiger?
fiofterö nom ^aljve 1294 an. £a3fetbe ift of>ne groetfel non einem SonoentuaCen ge«
fertigt unb beginnt mit ben SBorten: Anno 1294 Conventus noster Gamundiauus
ord. fr. Praedicatorura fuit receptus per fratrem Stephanum magistrum ordinfe,
qui fuit octavus magister ordinis. 33ann folgt: SSruber SUrotd), ißrior 1311. ften-
ricuS ©berfjarbitS Leiter, ißrior 1326. 3>of)anne§ non ©Umfingen, $rtor 1348. Äos
lau« Met mar 20 3a(ne ^roninjinl non 1430 an unb ftarb 1452. $etni£ Dppolb,
$rior 1462, ftarb 1482. ^ofjanneS £ranf, Sßrior 1476. $enrtcn$ äiinger, ^Jrior 1482.
3o$anne$ ©patfer, ißrior 1487. (StbarbuS SRuff, sprior 1489. Sem^arbu« 3Wanj,
©ubprior 1496. 3°b anne ^ SEBilljelttt non 3Kan$ 1505. SlntoniuS ©iber, ^ßrior 1508.
^obanneS ©djiterid), ißrior 1510. $ominftu3 ©pegmann, ^Brior 1512. ÜRagifler
SJfagnu« Setter, flrior 1517. ^o^anncS frernumn, ^Jrior 1526. £eonf}arbu3 3tefd),
$rior 1531. 9ttartinu3 Seprer, fSrior 1531. 3ofjanne3 Sörunner, $rior 1537. <3rego>
riu3 Sertün, ^Jrior 1553. ©uilelmuö Saniert s. thenl. doctor 1560. ©logiuS ©(bön^
3ur ©efrfpchte bet Hl öfter ber ehemaligen 9teicb$ftabt Schwab. ©miiub. 47
luefcfje baß Älofter in ben franjöRfcheu Kriegen am @nbe be$ 18. 3ahr=
huuberts erlitt. $>a, Ijeijgt es, in bem äufjerfi aerberbHc^en franjöfifchen
Krieg 1796 ben 1* Sluguft nach furj -juoor groifchen granfreich unb bem
f<hroä6if<hen Kreis in 2TugSburg a&gefdhloffenem SSaffenfliffftanb bie feinb=
liehen SBölfer in ijiefige Neichsfiabt einigen, ift bie Stabt unb bas Sanb
mit unfä glühen 35rangfalen ^eimgefucbt morben. gür ben non granf*
reich bem fdpuäbifdjen Kreis gugeftanbenen SSaffenftifffianb foQte ermetter
Kreis 1 2 äRiQioneit Stores in (Mb uebfi unerfchminglicheu Nequifttionen
an ©ieh, grüßten, KleibimgSjHicfen 2 c. in beftiminten 3eitfrifien eilfertigft
eiutiefern. 3)ic non bem f<hroäbif<hen Kreis auSgerootfene Nepartition
belief fich für ^ieftge Stabt unb bas Sanb au ©elD unb Naturalien auf
196 OOO fl. D beS entfegtichen Jammers, ba roähreufc 6jäf)rigem 3ln=
bauern biefeö nerberblic^eit Krieges f<hon alle Waffen ausgeleert unb roegen
nielet Duartiere bie Bürger unb Saliern äufjerft hart mitgenommen morben
finb ! 2Ba$ Natö in biefen leibigen Umftänben ? &er ^od^löbtid^e 9J?agt=
ftrat, bie bürgerlichen ©pnbici unb 5 neue h«ju ernannte bürgerliche Ne;
präfentaiiten traten jur Seratfchlagung §ufammen, ohne ben geglichen
©taub rinjulaben. 2)a biefe Herren ben Sürger= unb Sauernftanb
ohnehin mit 11 ©chagungen unb unerfd£)ioing[ühen Ausgaben belaflet
hatten fo mar berfelbe ganj unfähig, gu oben angefegter ©mnme noch
mehr beigutra'gen. Steher mürbe ber Sefchlufj gefaxt, ein Kapital 0011
f)err, Ißrior 1566. §ietongmu# ©üldjer, $rior 1576. Johannes Sanbl, ^rior 1600..
^hilippuS fiimpiuS, ^Brior 1612. SWagifter Slnbrea# .^ottanber, ^Brior 1618. Johannes
(ihriftoph 3Ujein, ^Brior 1628. ^aco&uß SapeliuS, ^Brior 1651. (Safimiru# Sacfnet,
$rior 1670- Spaulu# SBierthater, Sßrior 1679. ^ribericu# SBöhm, ^Brior 1692. Singeln#
SJaumamt, $rior 1695. $nnocentiu# SJoImer, ^Brior 1698. Johanne# £aplanbt, ^Brior
1701. Subomctt« 33eit$, ißrior 1701. Stngetu# SBaumann, ^ßrior 1707. ^ofephuS
SRattinger, ?ßrior, 1710. Slutoninu# SHagrhöfer, ^Brior 1713. Slngelu# 93aumaim,
$rior 1716 (mieber berfelbe Stame). 3BituS Stubenbetf, $rior 1719. 33emarbu# 93a um*
harter 1722. SacobuS fehlem, ^Brior 1725. ftenricu# 93eugl, $rior 1728. gloriami#
SBrern, ^Brtor 1731. $etru# 93renbt, $rior 1734. granciScu# Sljeinfelb, prov.
Gen. prior 1737. ftupertu# fmeber, prov. Gen. prior 1739. $au(u# Skenbl, Magister
et prior 1746. Silber tu# SBlanf, ^Brior 1747. SlnbreaS SBerrfjtolb, prov. Gen. 1748.
£gachtthuS ©achter, prov. Gen. prior 1753. So natu# ©aber 1756. tvranciScii# SBauni;
Bauer 1762. SltamiS Storr 1764. Otto ^Bortheimider 1770. SonatuS ©aber 1773.
^oh* Saptift ©enbel 1775. Otto ^SortheimiUer 1777. Slrfeniu# Sautter 1778.
9Tach einer Urfunbe im ©taatSarchio forbert SRapmunbu# Orb, theologine lmigister
et per Teutoniam provincialis am 12. Sluguft 17C0 oou Hild)beri] au# bie einzelnen
^rebigerHöfter auf, ba ber Drbcnägenetnl eine Wejdiichte be# Crbcnö frfjreibe« lafien
toolle, ba# roa# über ben Urfprung, bie ©rüubung, Stubten, 9 touiuate unb fonftige#
Senfioürbige ber einzelnen Honoente au# ben Strcbinen bcrfelbcn erljobcn m erben föune,
,w fatnmeln. 25er Orben#general Slntoninu# Glocfje erläßt barüber am 29. SJiai 1700
bei Gelegenheit eine# ©eneratfapüet# in llonn in# einzelne gcl)cube SBorfcfiriften.
48
tflauä
etwa 200 000 fl. aiifgunehmen unb bie in bcr Stabt unb bereit ©ebiet
gelegenen geiftlihen ©üter als figpothef flu geben. £)ic ©eiftlihfeit unb
bie pia corpora foßten biefeS Kapital in etwa 15 bis 20 Sauren bur<$
beftimmte jährliche 33 eiträge triebet ab jahlen, bie Bürger- unb 3)auent=
fhaft aber bie jahrlihen 3infen beftreiten. 3u btefer Sl&jtc^t nmrbe eine
öffentliche Kapüalauf nannte angefünbigt, unb jebermann eingefaben, fein
entbehrliches ©elb gegen 4°/o 3ins bei ber bürgerlid&en S&epräfentanten?
faffa anjulegen. ferner befhloff man, aßeS oorrätige Kiihettftlber ein-
gufhinelgen unb gegen auegefteßten (Smpfangfhein als Kapital gu 3%
gU oergin fen unb bte Summe feiner 3 e ü an bie ßirdjen unb Klöfter
gurfitfgugahlen. Sonad) nmrbe aus aßen Äircben bas meifte Silber ein*
geforbert, basfelbe teils gefhmolgen, teils ungefhmolgen oerfauft. SluS
ber SJommifanerfirhe nmrben gu btefetn 3 ro eä genommen: ©ine grobe,
gang ftlberne unb ftart oergolbete SRonflrang, weihe bie Sfchtded Stahtfhe
gamilie wegen ihres Sohnes, bes im Klofter geworbenen später ^nnocens
1712 bem Äonnent oerehrt hotte. ©iefelbe war 14 Spfunb fhwer uitb
mit uielen Steinen befefct. 4 filberne, uergolbete Kelh* famt ^ßatenen
uitb Söffeln. 2 Sßaar ftlberne SRefffännhen mit Sanor. 1 fhönes ftlbernes
Krugifij. 2 Keine filberne feuchter unb 2 ebenfotche ©ngel oor bem
3lflerheiligften. Tie jtlbernen, ocrgolbeten fronen unb 3 e P tcr ÜOn 3 € f u &
unb Sftaria. 1 ftlb enter Seher. Einige geringe Studie odn Sotiofilber.
9lus bem Klofter würben eingefhmolgen: 30 ftlberne ©fflöffel, 2 grobe
Sorleglöffel, 7 Heine Kaffeelöffel, 3 Salgbüd&Slein, 24 filberne 9Reffet=
unb ©abelfhalen.
3lu gu ft in er Hofier.
©ie älteftc Urfuube, weihe uns über baS 2luguftinerHofter in ©münb
oorliegt, ftammt aus bem 3oh^ c 1 285. (Staatsarhio.) 9Tm 17. 3uli beft
genannten 3 a h reS fh rß tbt SSifhof Öartmaun non Slugsburg: „Dilectis
in Christo archidiaconis, abbatibus, praepositis, prioribns, decanis,
camera riis, plebanis, viceplebanis, seu aliis rectoribus ecclesiarnm
nostrae dioecesis salutem in eo, qui est omnium vera salus.“ Ta
er, fährt er fort, oerfhiebene Shreiben bes apoffolifhen Stuhles er*
halten habe, burd) weihe er aufgeforbert werbe, ben (Sremitenbrübern bes
DrbenS bes i)l 3luguflinus in feiner ©iögefe ohne ^ßräjubig für bie Sßfarrs
ftrhen feine £ulb guguwenben, fo h a & c er „fratres praedicti ordinis in
Gamundia noviter se receptos eorumque locum“ unter feinen unb
bes aßniähtigen ©otteS, beffen glorreiche* Butter, ber 3 un 9 ftau 9ttaria,
unb ber feligen Slpoftel ißetniS unb ißauluS Sh “6 genommen. ©r gibt
ben 33rübent biefeS DrbenS bie Erlaubnis, an biefem ^piafce gu bleiben
$ur @efrf)id)le ber tflöfier ber ehemaligen SReichSftabt cc^njäb. (iSmünb. 49
m
unb bafelbft feierlich ©otteSbienfi gu galten. (Sr geflattet auch, ba§ bie=
jenigen Gräber, benen ©ott bie bagu nötige SBiffenfchaft unb ©nabe
gegeben hat, nadj) ben ihnen non ben römifchen Sßäpjien oerliehencn
$ßrioilegien bein Sötte bas SBort ©ottes oerfttnben, benjenigen, bie es
fromm anhören, in feiner Sollmacht 40 Sage Sufjgeü für fdf)ioere ©ünben
nachlaffen, b afj fte bie Seiften ber Sünber büren unb ihnen eine heilfame
Sufie auferlegen. ©r betätigt bie ihnen non Zapften, ©rgbifdEjöfen unb
Sifchöfen oerliehenen ißrinifegten. Sen ©laubigen, welche ben Srübern
hilfreiche £anb reichen unb an ben 4 geften (Sfjrifti unb Sftariä, an ben
Sagen ihrer Patrone, an ben beiben geften bes fyl. Süuguftinus unb an
ihren befonberen geiem in ihre Äirdje gehen, um bort gu beten, tagt er
40 Sage Sufjgeit für feinere unb ein 3afjr für löbliche ©finben nach.
2Ba8 bie Sßrioilegien betrifft, auf bie Stfchof fiartmann Segug
nimmt, fo erteilt iJJapft Jgnnocens IV. non Spott aus am 25. September
im achten 3ahre feines ißontififats (1251) ben 3tuguftinem bie Erlaubnis,
in ihren Kirchen unb Oratorien feierliche Neffen unb fonftige ©otteSs
bienfie gu halten unbefchabet ber pfarrlichen SRechte ber Spfarrlirchen.
Samit über (efctere {ein ©treit entfiehe, fagt er, mas er barunter oer=
flehe, nämlich „oblationes, decimas et primitias“, welche non reichen
Saien gegeben gu m erben pflegen, unb beren er bie fßfarrfirchen nicht
beraubt wiffen wolle.
fßapfi SHeyanber IV. erlabt aus bem Lateran am 25. 5lpril im
gtneiten Sahre feines Sontififats (1256) ein Schreiben an ben ©eneral,
bie ^rontngiale, Sßrioren unb alle Srüber bes ©remitenorbens bes hl*
SlugufHnuS es fei ihm ihre Sitte gugetommen, bie ftch barauf begiehe,
bab ber apofiotifche ©tuht einige Raufer ihres Drbeus, ehe fte auf
feinen Sefehl oereinigt worben feien, mit nerfchiebenen ißrioilegieit aus«
gejeichnet h a ^ Siefe ^rinilegien, welche eingebten Raufern oerliehen
worben feien, behne er jefct, nachbem fte in einer Obfernang oereinigt
feien, auf alle aus.
©er ©efan ber Airche bes hl* Sßetrus gu ÜDtaing unb fein ganges
ftapitel begeugen am 26. gebruar 1263 bie ©chtheit biefer 2 Süden.
(©taatsar$io.)
Sine Sude Siemens IV., gegeben gu Siterbo am 30. Januar im
britten 3ahre feines ißontifitats (1268) (abgebrucft im SBirtemb. Urfunben*
buch ®b* VI ©. 370), trägt folgenbe Aberfchrift : Clemens episcopus,
servus servorum dei venerabilibus fratribus archiepiscopis et epis-
copis ac dilectis tiliis abbatibus, prioribus, decanis, archidiaconis
et aliis ecclesiarum praelatis ac clericis per Alamanniam consti-
tutis salutem et apostolicam benedictionem. ©S gegiemt ftch/ fogt
Wkttt etateliaftrty. f . M.ff. XX. . 4
50
tt I a u ä
er, bafe roix gegen biej eiligen, roeldje na<b SSetlaffung bed Meidfjtumd unb
SRubmed bieder 3Belt im ©eroanbe unb ©eifte ber Armut fid^ bem @e=
borfam gegen ihren ©df)Öpfer gugenmnbt ^aben, und nidEjt feinbfelig ver=
galten, fonbern meintest gütig uub freunblidj). 9hm ^aben ihm bie $ 8 or«
gefegten ber StiigufHtier angejeigt, bab einige 2Seltgetftticbe behaupten,
biefe Atömbe bürfen blob in einfamen Orten roobnen, unb bedbalb nicht
gugeben rootfen, bab biefelben ft<b in ©täbten unb Dörfern aufbalten,
ohne gu bebenfen, nrie fd&toierig ed für bie trübet, bie jeben £ag ihren
Unterhalt äufamnten betteln müffen, tonte, an einfamen unb entfernten
Dvten gu mahnen. $edbatb verbietet ed ber spapflt, bie Stüber unter
trgenbeinem Sorroanb gu ftfnbern, in Dörfern unb ©täbten 311 roobnen.
örubet Spalter, Sßromngial bed Augufiinerorbend per regnum Al-
lemanmae et Bohemiae begeugt in einem ©dfireiben, bad gegeben tft
„apud urbem veterem“ am 29. Quni 1284, ba§ er folgenbed ©dbrifts
ftiicf erhalten fyabe : Stilen ©öfjnen bet bl* Butter Äirdje, gu benen gegen«
roärttged ©Treiben gelangt, fagen ihren ©rub im $errn Frater Reinaldus
ordinis prae di catorum Messanensis et Petrus Arbonensis miseratione
divina archiepiscopi, Levehardus Brandeburgensis, Andreas As-
loensis, Frater Gaido Papiensis, Bemhardus Human as, Bartholo-
maeus Gaietanus, Ropertns Rossensis, Vincentius Portulagensis
et Heinricus Saxenas episcopi. 2)a bie Genannten roünftben, bab bie
flirren ber Augufttner in ber ^ßroöing ^eutfdjlanb von ben ©laubigen
häufig befugt ro erben, fo verleiden fte allen, roetd^e ihre ©ünben roal>r=
baft bereuen unb beizten unb biefe Äircben, um bort gu beten, an ben
4 heften ber fetigen Jungfrau SDiaria, an allen heften ber Apoflet, am
$cft bed b^ AuguRinud, bei ber SBei^c btefer 5tird^en unb ber jäbrlid&en
tjeier ber Äirdfjroeib, fotoie bei Abhaltung bed Sßtovingialfapiteld befud&en
unb von ben ihnen von ©ott verliehenen ©fitem gur fierftellung biefer
Atrien ober gur Uuterbaltung berfelben etroad beiReuem ober bilfretdje
£anb bagu reifen, 40 Sage Ab lab von ber ihnen auf erlegten Sufje,
fofern bie 3 ufHmmung bed Siögefanbifdjjofd bagutritt. Sie @<btbeit ber
Urfunbe bezeugt Suberoicud, Sefan in klingen, am 5. Quli 1284.
(©taatdardfjiv.)
Sa bie AuguRinet ft<b in fo hohem 2 J?afje ber fiulb ber haften
geiftltdf>en Autoritäten erfreuten, bürfen mir und ntd)t tvunbern, bab fte
auch von feiten ber ©tabt ©münb Anerkennung fanben. 33ifd^of SKubolf
von ßonRang bezeugt unter bem 26. Februar 1287, bab er ein ©^reiben
bed Sürgermeifterfl, ©dbultb eiben unb ber ©emeinbe ©münb gefeben
habe, bejfen im n>efentli<hen folgenber ift: SerdRolb, genannt
Älebegagel, ßeinrid) von Sfönberbadjj, ©d&ultbeib/ bie 9iäte unb ©emeinbe
3«r ©eföidjte bet Ä [öfter ber ehemaligen Sieidjöftabt Sdjroäb. Ömünb. 5f
ber Stabt ©tnünb tun affen, in bereu £änbe ihr Schreiben gelangt,
funb, baß fte einflimmig unb einmütig ben trübem bes DrbenS bes hl.
Sliigufliitus, beren £e$re, Seben unb Sßanbet nid^t nur für ihre Stabt,
fonbem für bie gange SEBett eine mastige ffötberung bes Weites fei, bte
Erlaubnis gegeben haben, in ihrer Stabt gu bleiben, fo ba§ bie genannten
trüber für ihre ©ebäube ^ßlafee laufen unb unentgeltlich entgegennehmen
fönnen unb fid) ungeflört aff ihrer Sßrimlegten erfreuen bürfen. (Staats*
atchit) . )
Sticht fo fremtblich fdjeint ftch ber Pfarrer eines Ortes, beffen tarnen
teiber nicht angegeben ift, au ihnen gefüllt gu haben. 6s liegt nämlich
ein Schreiben twr non Sßapfl Sfttfotaus III., gegeben gu SRorn apud St*m
Mariam maiorem nom S)egember bes erften QahreS feines ^ßontiftlats
(1288), gerichtet an ben Slbt monasterii Werdensis in ber Slugsburger
«biögefe, an ben 3>e!an unb ben Slrdjibiafon ©regortus in SBürgburg,
worin es h^6t, ber Sßrior unb bie Brüber bes Eremiten orbens bes hl-
Sluguftinus in ©münb in ber SlugSburger SMögefe haben bem ^ßopfte
folgenbeS öngegeigt. ®a ben Brübern bes genannten Orbens nom
apoftolifchen Stuhle erlaubt worben fei, in Stäbte unb Dörfer, wo fie
religiös unb ehrbar nerweilen fönnten, wenn fie nom Bolle berufen
werben, gu gehen unb bafelbft für ihre Bebttrfniffe ©ebäube, Airdjen
ober Oratorien gu bauen, fo feien fte nom Bolle eines Dorfes berufen
non ©mfinb aus borthin gegangen unb haben angefangen, auf einem
©runb unb Bbben, ben fte rechtmäßig erworben haben, fogar mit 3u-
ßimmung bes $iögefanbif<hofS non Slugsburg ©ebäube unb ein Oratorium
gu errichten. S)a habe ber rector ecclesiae bes betreffenben Ortes unter
ber fatfeften Behauptung, bie Brüber hatten eine Air che unb einige
anbere ©ebäube innerhalb ber ©rengen feiner Sßfarrfirche errichtet unb
fahren noch fort, gu bauen, ben $ßrior unb bie Brüber beim ®iögefan=
bifchof nerflagt unb nerlangt, biefelben foffen gezwungen werben, bas
Gebaute niebergureißen, unb foffen nichts Steiles mehr bauen bürfen.
®er Bifchof habe wirllich ber Alage %ol%e gegeben unb eine unbillige
4Sntf<heibung getroffen, gegen welche bie Brüber an ben hl* ©tußl appek
lierten. ®er Bifchof aber fprach unter Mißachtung biefer Slppeffation
gegen ben $ßrior unb bie Btftbet bie ©pfonununifation aus unb ließ bic-
felbe Öffentlich »erfünben. 3)ahet wirlten ftch biefelben ein Schreiben
bes hl- ®tuhle$ an ben ^räpofttus, ®ecanus unb Scholafitcus in ©ich*
ßätt aus. SDtefe übertrugen ihre Boffmacht bem Auflos ber Aircße bes
hl. Mauritius in Slugsburg, ber nach Berufung ber Parteien ohne gu=
reichenben ©runb auch bie ©yfomnumifation über bie Brüber ausfprach.
Sinn richtete ber Bapfl ein Schreiben an biefen Auflos mit bem Sluftrag,
4*
Hl a u ä
52
bic <S?fommunifation binnen 8 £agen nach Empfang besf eiben aufju-
beben. $ie brei Genannten foden bie Sad)e in Sßtirjburg oerhanbeln,
unb wenn nicht ade brei ber SSerhaitblung anwohnen fönnen, f ollen
wenigstens zwei anwefenb fein. Sie foden bie, roeldhe als 3^ u 0 e « 9 C;
nannt werben, oeranlajfen, ber SBahrheit 3*ugnis Z« geben. (Staats^
ar$io.)
3>ie köpfte bleiben ben Hugufiinem auch ffirberhtn gemogen. Hm
Sage bes Sdlarfud (25. Hpril) 1338 fdhreibt fieinricf), (Srjbifcbof non
9Wainz, bes Reiches in Seutfchlanb ^fanjler, an ben Sefan
St»e Mariae in campis extra muros Moguntiae mit bem Huftrag,
ba er butdh fo ntetc ©efdhäfte in Hnfpruch genommen fei, an feiner
Stelle bafl Nötige zu beforgen, baß er non $apfi Fohannes aus Hoignon
ein Schreiben befommen habe, bas gleichzeitig auch an bie Sifchöfe non
Safel uttb Spder gerichtet gemefen fei. Qu bemfelben fagt ißapfl
FohamteS, er fei verpflichtet, benjenigen religiöfen fßerfonen unb Orten,
welche bem apofblifihen Stubt unmittelbar unterworfen feien, feinen be-
fonberen Schüfe angebeifeen ju laffen, ba biefelben außer bem ißapft
feinen SerteiMger haben. Hun fei ihm non ben Srfibem bes Huguftiner*
orbenS mitgeteilt morben, ba§ ihnen in betreff bes ^rebigens, 33ei<ht=
börens unb anberet ihnen nom apofiolifdhen Stuhl erteilten Freiheiten
non Prälaten, Äfrchenoorfiehetn unb bem Älerus nielfacb Sdjtmerigfeiten
gemacht werben. Ser fßapft forbert besbalb bie genannten Sifdfjöfe auf,
fetbft ober burch einen anbem ben trübem in ber $rouinz am Schein
unb in Schwaben 3 « $tffe zu tommen. (Staatsarchiv)
Sogar bie Äaifer nehmen fich bet Hugufiiner an. fiulmannus,
Stefan ber £ir<he bes bl- flontab zu Speier, bezeugt, baß er ein Schreiben
gefeben habe non Äaifer £ubmig, gegeben zu Speier an St. SRartinstag
(11. SNooember) 1339, in welchem er bie ©naben betätigt, bie ben
Huguftinern nom römifdhen Stuhl, befonbers non Sßapft Hlejanber IV.,
gegeben worben feien, unb erlaubt, baß fie erben, eigen haben unb nehmen
bttrfen. (StaatSard^in.)
Hm britten nach Srinitatis (24. dftai) 1345 erteilt bie btfdhöf liehe
Äurie zu Speier ihr 3Mbit einem Schreiben, bas ißapfi Sonifaj VIII.
an ben ©eneral, bie ißrontnztalen unb ißrioren ber SBrtiber bes HugufHnet«
orbeus richtet, gegeben im Lateran am 16. Fauuar im achten Fahre
feines Sßontififats (1302). Ser Sßapfi beftätigt ben Hugufiinern bie
Erlaubnis bes Sßrebigens unb Seichthörens, unb gefiattet, b aß fie ben-
jenigen, weldhe bei Lebzeiten ben 2Bunf<h ausfpre^en, in ihren Äird&en
unb fßläfeen begraben zu werben, biefen 33unf<h erfüllen, außer wenn
fie mit ber (Srfommimifation ober bem Fnterbift belegt ober öffentliche
3 ur ©efdjidjte ber ÄlÖfter her ehemaligen 3 feid} 3 ftabt ©chroab. Ghitünb. 53
SSudherer jtub. dagegen foQ niemanb gegen ihren SBiffen eine 8 et<be
bei leiten begraben ober für Me ©eele eines bei ihnen Segrabenen ohne
ihre in ihren ftirdjeu 2 Keffe lefen. Übrigens fott bie ßon=
ftitution, welche er in betreff btefer fünfte für bie ^ßrebtger unb minberen
Stoiber gegeben habe, auch von ihnen beobachtet werben, um SReib unb
Srgernis 5 U nenneiben. SnSbefonbere foüen jte bie 3afrt ber Seidhtoäter
nach ber ÜRenge be$ Jtleruö unb SolfeS bemeffen. (©taat$ar<bio.)
Hohes Sob fpenbet ben Äuguftinem 3nnocen} VI. in einem an ihre
Obern geridhteten ©ebreiben aus Stoignon nom 17. 3anuar im erften
3 a^r feines ißontiftfats 1352. 3h r Orben habe in ber ganzen ßirdbe
reichliche ftrfidhte bes £etfe gebracht. &a es aber noch oerfebiebene ©io*
gefeit gebe, in weichen er noch leine ©tätte gefunben habe, fo ertaube
er ihnen, in wetten Sßtooinjen fie wollen, noch weitere 4 ?ßtäge auSgus
wagten, auch wenn ftdfj in benfelben fdfjon anbere Settelorben beflnben,
bort Streben ober Oratorien unb JriebbÖfe mit ©locfentürmen unb ©toefen
gu beftfceu unb Käufer $u bauen, fofern ber SMöjefanbifcbof feine 3 ufiim=
numg gibt, unb wenn an ben einzelnen Orten 12 Stoiber unterhalten
werben fönnen.
Sifdfjof SampertuS non ©peier befiätigt in einem ©dhreiben an beu
^b e f aUTar ^ 0 ber 3>reifaltigfeüSfircbe ju ©peier vom 3. ^ooember 1365,
bafi er bie auf bie Stugufiiner bezüglichen Nullen ber Sßäpjle 3 °banneß
unb Snnoceng erbalten habe unb beauftragt benfelben, für bereu Stoß*
fübrung beforgt }u fein, (©taatßardjio.) — Sei folchen Empfehlungen
ber Sßäpfie bürfen wir uns nicht wunbem, ba§ bie ©münbet ihren
Slugufftnern f<bon früh SQ^iagSfiiftungen juwenben. ©0 nimmt an
©t. SRathiStag (24. gebruar) 1 353 Stoiber Äonrab SClwicb unb ber ßon*
oent eine fotd^e entgegen oon Ulrich von Suthrun (Sautern) für feine
oerftorbene Söiutter Slgnes oon Suthrun. 2 lm 3<*Waö für btefelbe foüen
bie Srüber aus bem ©tiftungßgelb auch SB ein, gletf<b ober gifdhe erhalten,
(©pitalarcbio.) — SBie bei btefer ©etegenbeit Stüber 2 ltroi<b, fo werben
1418 39 ruber Heinrich oon Sopfingen, 1420 Sruber Heinrich 3immermann
oon Saugingen als Sßrior genannt, (©pitalarcbio.)
©anj in ÜbereinjHmmung mit ber Stnfcbauung bes bl* Stuhles tobt
Sifdhof Sßeter oon StugSburg in einem ©ebreiben 00 m 23. 3uni 1432
ben Sürgermeifter unb Kat oon ©münb, ba§ fie ben Stugufiinem jur
Erweiterung beS EhoreS ihrer Jttrehe ein fiauß mit einem freien $tag
gegeben haben, unb befrachtet es als eine Hauptaufgabe ber fachlichen
Oberhirten, für biejenigen ju forgen, welche fte in ber Kennbahn ber
ftreitenben Kirche ben anberen ooraustaufen feben. (©taatSardhio.)
54
.tt t n u 3
Sin x 2. 3uni 1466 l ) teilt er mit, baß er, bamit bie ©laubigen um
fo jal)lrei4er bie Äirdjje bes Sluguflinerf (öfters befugen, allen, welche an
gcroiffen Sefien in biefetbe gehen, um bort ju beten unb juni Unterhalt
bes ©e&aubeö, bei* fteldfoe, Südher unb fonfttger ©rforberniffe beS ©otteS=
bienfies etwas beitragen, jebeömat 100 Dage an ihrer ©ußjeit nadhlajfe.
(Staatsardhfo.)
Die ©mirnber felbfl geigen große Slnhänglidhfett an baS Älofter.
Slm 1 5. 3Wär$ i 47 1 fcfjreibt ©ruber So^annes ©inber non ©münb, ber
t)l. Geologie Seftor, sprooinjial ber Sßroutns am Schein unb in Sdhnwben,
an bie ©enoffenfdhaft ber Sdjjüfcen in ©münb, fte haben ftd^ vor etlichen
Sauren burch ben bamaligen ^rooinjial ©ruber Sßeter non ^eibelberg,
Seftor, in bie ©ruberfdhaft ber Stugufliner aufnehmen (affen, unb buben
Üirjlitb ihrer grömmigfeit burcb (Srridhtung eines Altars ju ©6 reu ihres
Sdhufcpatrons, beß 61. Sebaftian, in ber &ir<he beß Älofterß Slußbrud
gegeben» 3 mit Danfe baffir madht er bie Sßitglieber ihrer ©ruberfdhaft
beiberlet ©efdhledhtß aller guten SBetfe beß Dtbenß teilhaftig; au (6 foK
für jebeß SKUglieb nadjj bem Dobe eine hl* gelefen werben.
(Staatßardhio.)
SDtefc 9tnh äng litbfeit ber ©münber an bas Älofter ber Sluguftiner
wie an bie ber übrigen in ©münb befinblicbeu Orben rief bie ©iferfucht
beß SBeltfleruß toad). 3obofuß galb, plebanus seu perpetuus vicarius
ber Sßfarrfirdhe in ©münb, erhob bei ©ifdhof ffriebridh non Slugsburg
Älage gegen bie Sluguftiner, sprebiger unb minberen ©rüber, Die Streit*
punfte bezogen ftdh hauptfädhlidh auf bie SBaht bes ©egräbtiiffeß, bas
©eidhthbren unb Sßrebtgen. 2) er ©eneraloifar bes ©ifchofß entflieh ben
Streit, wie er in einem Schreiben oom 27. Januar 1496 barlegt. Stuf
ber einen Seite ftanb Pfarrer galb unb feine fßatrone, Wridh oon Äedjs
berg als Defan bes flapitelß in Slugsburg unb biefes Äapitel fetbft,
auf ber anbem Johannes SRelliton, ber hl* Dh c °logie Seftor oom @te*
mttenorben ber Sluguftiner, Ulridh Stampf, ©uarbian ber minberen ©rüber,
unb Sohaitnes SSilhelm, ber hl* Dljeotogie Äurfor aus bem Sßtebigerorben.
Die (Sntfdheibung lautet folgenbemtaßen : Die Seiche eines gewiffen 3afob
Sftblin, ber bei ben Sßrebigern begraben ift, fofl bort bleiben, bie Sßrebiger
*) 9luß bemfelöen ^a^re berichtet uns eine Urtunbe beS @taat3ard)iD$, baß
Johannes $nöbler, 2lfolptfj unb ^rofefj beS CrbenS oljne Sonfur unb geifttirfjen Jo abit,
auf einem ergriffen unb vom ©münber 9ial ins ©efängniß gelegt worben
fei, hierauf au cf} nod) weitere ^iebftä^le unb Übeltaten, bie er getan, betannt habe.
y\m Auftrag beS SöifdjofS ÄarbinalS Bieter sott SugSburg mürbe er bem ^ßrior ^ofjanneS
^inber auf beffeu ©ütc ubergeben, $rior unb ftonocnt oerfpredjen, baß fie ilju in
ihre Strafe, SBanbe unb ©efängniß nehmen wollen, baß fein vergangenes Übel geftraft
unb er benen von ©münb feinen Schaben mehr jufügen werbe.
3ut (äefd)t$te ber Hlöfler ber ehemaligen SReidjäjtabt ^djiuäb. Wmiinb. 55
[offen aber ben fanonifefjen $eit für ba$ Begräbnis bem Pfarrer begabten
unb auf bie Slppellation, welche Re gegen ben Pfarrer an ben apoftotifchen
6 tu bl eingelegt haben, oergichten. ßtußerbem füllen fld^ bie ÄtoRergeiR=
lieben in feiner SBeife in bas Begräbnis eines ^ßfarrangebörigen ein*
mif^en, außer wenn einer ju feinen Sehweiten in ©egenmart non wenigftens
2 ehrbaren Männern bei ihnen fein Begräbnis auSmähtt. 2Benn fie
bann bie Seiche beftatten wollen, müffen Re bem Pfarrer angeigen, baß
ber BetRorbene biefe 2Sabt getroffen habe, bamit ber Pfarrer bem Scidhcn-
begängnis anwohnen fann.
Begügtich ber Beichte haben bie AIoRergeiRlicßen bem Pfarrer bic
Bfarrangehörigen, welche bei ihnen beichten, angugeigen, bamit ber Pfarrer
im gatte, baß jemanb plöfeltch Rirbt, ober wenn Reh ein 3 roe ifel erhebt,
ob einer gebeichtet hat, immer im flaren ift. 9fo<h er felbR unb feine 2lmtö-
genoffen f ollen bie Beichtenben aufgeid&nen. 5Die SKuöroahl ber Beidjtoäter
aus ben AtoRergeifttichen fleht ben $rioren gu, welche bie Betreffenben
bem Drbinatius präfentieren, ber ihre 3ulaffung verfügt. Bon biefer
haben Re bem Pfarrer Mitteilung gu machen. SBenn ber Pfarrer unb
feine ©e^ilfcn einen in SReferoatfätten an ben geiftlichen Oberen oerweifen,
fo bürfen Reh bie ÄloRergeiRltchen begiiglich feiner 3lbfolution nicht ein*
mifdhen, wenn Re nicht z>om Oberen eine befonbere Bottmacßt haben. —
3n betreff beS Begtäbnijfes war bariiber unter ben Parteien fein ©treit,
baß bie ftfoRergetRIußen für biejentgen, beren Leichenbegängnis Re hatten
unb nicht ber Pfarrer, teßterem ben 4. £ett ber ©ebühren begabten
müffen, nur bariiber ^errfdßte Uneinigfeit, ob bie ÄloRergeiRtichen, wenn
ber Pfarrer guerR bie ©jequien in ber ^Pfarrfirdßc halt, für bieienigen
©reguien, welche Re nachher bei ihnen im ÄtoRer h a ^ten, bem Bfarrer
auch etwas begabten müffen. gür btefen gall foU jebem £eit feine
©ebühr ungefchmätert oerbleiben.
2>ie ÄtoRergetftlichen bürfen auch bas Botf nicht 00 m Sefuch ber
Bfarrfirche abhatten weber burch Sßort noch burch £at, weber bireft
noch inbireft. Umgefehrt barf aber auch ber Pfarrer unb feine ©ehitfen
bie Seute nicht 00 m Befuch ber Älöfter gurüdhatten unb bie, welche
ÄloRergeiRtichen beichten, in feiner Seife 00 m ©enuß bes ©aframents
gurüdweifen. 3a ben fßrebigten barf fein %t\l ben Rechten unb $rioü
legien bes anbem gu nahe treten, fonbern bie ^?rebiger foüen reben unb
ermahnen, was Reh gegiemt, fotten bie gefunbe Sehre oortragen. — Senn
ein Bf arrati gehöriger fein Begräbnis in einem ÄloRer wählt, ift es nicht
nötig, baß ber Bfatter mit feinen ©ehUfen einerfeits . unb bie ÄloRer^
geiRIidßfeit anbererfeits Rdh guerft in ber Bfarrfirche einRnben, fonbern
jeher Seil fann progefRonaliteT gum Erauerhaufe gehen unb bann in
56
Klaus
Sßrozeffion bie Seiche begleiten, wobei bann ber Pfarrer mit feinen
$rieftern hinter ber ßloftergeifHidjfeit zu geben hat. — Seibe Steile
gelobten, fidj au biefe ©ntfdjeibung zu galten unb fünftig einträchtig nut=
einanber zu leben. (©taatSarchio.)
®urch biefe ooriibergehenben ©treitigfeiten groifeben 2Belt= unb
ÄloftergeijHtdjfeit erlitt aber bie Siebe ber ©münber zu ben Stugujtineru
feine ©inbuge. $Da$ jeigt ber Inhalt folgenber Urfunbe.
Olm ©onntag Subilate (17. SIpril) beS Qabreö 1502 ftnb zu ©peier
oerfammelt ber Sßrior ßafpar Slmman, ^ßrooinjial ber Sßrooinz am SR^etn
unb in ©chwaben, £)oftor „ber bl- ©efdhtift", 99ruber Subroig, Sßrior unb
Sefemeifter zu 33afel, ©eorg 3 U&, fßrior unb Sefemeifter zu Saubau,
Sofob fiolzing, Sefemeifter zu ©münb, diffinitores, unb Sßeter ©peich,
fßrior unb Sefemeifter }u ©tragburg, Seiftfcer, anftatt ©oftor Johannes
Seis non ©tragburg. ©iefelben tun funb, eg fei ihnen oorgebradEft
worben, bag Sürgermeifter unb Kat ber ©tabt ©münb aus äfabadft unb
Siebe 511 ihrem bl- Orben unb $u bem in ihrer ©tabt gelegenen Äonoent,
„bamit barin gelehrte Seute aufgezogen werben", fchon früher etlichen
Tätern aus biefem ßonoent „zur Semung ber hl* ©ef thrif t ihre Beihilfe
Zu hoher ©djul" hoben zuteil werben laffen. ©0 hoben fie in jüngfter
3eit bem 33 ruber ©regoriuö Seppolt, Sefemeifter in ©münb, zum Sefudj
ber &o(bf<hule in fßaris ihre ttnterftüpung bewiefen unb feien ihm baburdj
Zur Erlangung bes $>oftoratö behilflich gewefen, bamit er nadh 3Menbung
feines ©tubiums im SugufHnerfonoent in ihrer ©tabt fürberbin feine
SBohnung hoben, bas göttliche SBort prebigen unb Kuben bei ihnen
fchaffen foüe. Qn Knfegung „folch ziemlicher 33egehrung" geftatten bie
Obengenannten, bag Söruber ©regorius Seppolt nach Slusgang feines
©tubiums in ben Äonoent zu ©münb ft<h oerfüge unb barin in ©ehorfam
gegen ben fßrooinzial, folang es einem ehrbaren Kat zu ©münb beliebt,
bleiben unb „mit Sehr unb gutem (Stempel ft<h holten unb üben foOe".
©ewig ein fchönes Zeugnis bafür, bag ber ©münber Kat auch für ibeale
Sroecfe ©inn hatte.
©otdje Milbtätigfeit zeigte ber Kat, wie es fcheint, nicht feiten gegen-
über ©tubierenben.
3lm Freitag nach Margareten (14. 3uli) 1542 fchteibt 3afob SEBernger,
Bürger unb äöirt zu Gillingen zu ber fchtoarzeii Mohrin, an ben ©münber
Kat, cor 2 Sollen höbe beffen ©tipenbiat ©eifrib ©teinhaufer bei ihm
eingefegrt, unb „als er 3 c ^ Tull 9 halber in Mangel geftanben", habe et
ihn noch uni etwas ©elb gebeten. ©t habe ihm einen ©utben unb
1 1 33a|en geliehen, unb ber ©tipenbiat habe ihm barübet einen ©chulb-
fcheiu ausgeftefft. 2)erfelbe hätte ihn auch ftd^erlidh bezahlt, aber er fei
3ur @ef$i$tc ber Hl öfter bei ehemaligen 3Jeicf)$!*tabt 0d)roä6. ©münb. 57
iugroifd&en geflorben, unb fo bitte er ben Kat um ^Bereinigung bcr ©adj)e.
Unter bem 1 7. ©eptember i 585 roenbet fich ber ©miinber Kat um 3lus*
funft über 4 ©tipenbiaten an ben Keftor ber Unioerfität in 3ngotftabt,
berfetbe möge ft<h bei beit professoribus, bei ihren £ifdE}* unb Hausherren
über fte erfunbtgen unb bem Kat SKitteilung machen, bamit er roiffe,
„welcher ©eftalt bie Hilf, fo wir an ihnen erroetfen, angelegt unb be;
wenbet fei".
©otche Sorftcht geigt ber Kat auch in fotgenbem <JalI. 21m 21nbreaö-
tag (30. Kouember) 1499 fdhreibt Sohanneö ©afi, artium magister unb
äJZitregierer ber ©eergen Surs ju Erfurt, im »ergangenen 3 a h r feien 30=
hannefl grofd) unb Sconharb SSibmann gu ihm gefommen mit ber Sitte,
bafj er fte unter bie ©thar feiner anbern £isgipeln aufnehmen wolle unb fte
in 3udht, £*h* unb anbern ®tsgiplin unterweife, ©ie hüben gefügt, fte
feien vorn Kat ber ©tabt ©münb gefdpeft, ber fte eine 3 c W Qn 9 gu
Erfurt auf ber h®h cn @4ut h a ^ en U)o0e. @r hübe fte unter feinen
©djut unb ©chirm genommen, unb ba fte gang Hog mit teeren £änben
unb ohne ©etb gefommen feien, h a & e ** ®on feinem Vermögen ihnen
geliehen, fei au$ in fdpoeren Ätanfh eiten, mit benen betbe betaben ge=
wefen, unb fonfligen Anliegen ihnen gu Hilfe gefommen. ^Deshalb fei
ihm Sohannes $rof<h 9, unb fieonbatb iZBibmann 8 theinifd&e ©utben
unb 3 Drt fdhutbig. Sr bitte besfjalb ben Kat um Segahlung biefer
©chutben. 9tm ©amstag nach bem Keujafftstag (3. 3unuar) 1500 ant=
wertet ber Kat, es werben etliche Katsfreunbe gur uächflen gaftenmeffe
nach granffurt fommen, welche bie ©ache mit ihm ober feinen ©efanbten
ins reine bringen werben. 3m übrigen foüe weber ©aft nodfj fonft
jemanb ben b eiben ©münbent mehr etwas gu effen unb gu trinlen geben
ober etwas borgen.
Unter bem 27. ©eptember 1584 berichtet bas KatSprotofoH oon
einer gangen Keihe ©tubenten, welchen »om Kat Unterfiütjungen be=
wiQigt werben. ®em ©igmunb Kedjenberger, ber im »origen 3ahr
25 fl. gehabt h a &^ »erben 35, bem griebr. ©teinhäufer, ber 40 jL hatte,
45, bem $ans 9tbam ©teinhäufer wieber 45 ft., bem 3tugufiin Heuens
berget, ber 25 ft. gehabt, 31, bem 3®h* ^htpfofiomus üWofer, ©of;n beS
(ateinifchen ©dhutmeifterS Äoitrab Ktofer, wieber wie ferut 20 ft. gegeben.
£)en ©ohn beS SJtagifter 3°h* ©öfjwein gu ^hingen, 9tugu|tin, will mau
mit 20 fl. unterfttifcen, hoch fott er in ber ©chute Hilf bewetfen, ben
SatthaS Kiecf, ©ohn beS »erflorbenen Katers Salthafar Kiedf, will man
guoor examinieren taffen. $er 3Kutter beS teueren wirb gefagt, fic fotte
ihren ©ohn noch ein 3aht gu ©münb tn bie ©cijule gehen taffen ; wenn
man bann bei ihm in feinen studiis eine Serbefferung ftnbe, fo wolle
58
£ Uu$
mau fich gegen ihn geigen, wie ftch'S gebühre. Sejüglich bes £anS 3Ibam
©teinhäufer wirb unter bem 12. Mär} 1585 bemerft, es feien ihm 50 fL
oerroilligt, aber er folle fich auf bie Unioerjttät gegen £ißingen rer fügen,
bafelbjl in bem Collegia sub diseiplina fein unb feine triviales artes
befier begreifen. Slm 25. September besf eiben Jahres werben bte beiben
©teinhäufer non Dr. Kager, bem Pfarrer unb ©chulmeifter im Seifein
ber Sieger bes £efkmeuts (ohne 3n>eifel ber ©teinhäuferfchen Stiftung,
aus welker rooft für biefe beiben als Serroanbte bie ©tipenbien bejahlt
mürben) examiniert, unb Dr. Kager referierte über ben ©rfunb. Sou
©igmuub SRechenberger Reifet es unter bemfelbeu Saturn, man wolle ihn
in bie (ateinif<$e ©d)ul hier nehmen, ba& er bem ©chutmeifier Slfftftenj
tun folle. Man wolle mit bem ©chulmeifter oerhanbeln, ob er ihn in
bie Kofi nehme. 2Benit man SRechenberger für bie ©djute brauchen fönite,
trolle man bte 3 fl. 28 Ir. ©djjulben, bie er in ^ngolftabt gemacht, be=
gahten. Unter bem 1. Dftober wirb bann berietet, bafc ihn ber ©chul*
meiner wirllich in Kofi genommen habe ; bem Schultheiß, bei bem SRechen«
berget auch ©«halben gehabt ju haben fcheint, fallen bie 9 fl. non feinet»
wegen bejah tt anb ber SRedjjenberger auch gelleibet werben. 35em Sater
bes Melchior Sen er wirb am 19. Slugufi 1586 mitgeteilt, ba fein ©ohn
nicht niel in studiis profperiete, fade er ihn auf ein ©anbroetf tun.
Man mode ihm einige $i(f erjeigen unb feine ©chulben }u JJngolftabt
bejahten. Unter bem 6. Dftober 1589 helft es non griebr. ©teinhäufer,
man habe gefunben, baß er feine 3eit übel angelegt unb über 500 fL
nerftubiert habe, er folle fürberhtn fleißiger fein. —
(3) a§ ber $Rat nicht bloß für bas Materielle ©inn hatte, geht auch
aus folgenber SRotij bes SRatSprotofofls nom 20. Mätj 1586 hetnor:
Hermanno Morbachio pro praesentatione colloquii inter lilium et
spinam 1 ©ulben oerehrt, ferner berichtet bie ©tabtrechnung non 1580,
baß bem SDaotb 2Bolleben non Sdjomborf, „fo meinen fierrn ber fierjoge
non ©chwaben ©efdjicft befchrteben", 12 Bulben nereftt worben feien.)
Kehren wir nun nach biefer {leinen Slbfchweifung mieber gu ben
Slugufimeru jurüdf.
Dtach bem SRatsprotofoH nom Mittwoch nach Misericordia domini
(22. 91pril) 1523 ftedte ber 9Rat an ben ^ßroninjial Konrab Xrager
bas (£rfu<hen, er möge ben Sßrior unb Konnent neranlaffen, bie nom
SRat ihnen jugeorbneten Pfleger ju ber jährlichen SRedjnungSablegung
beijujiehen. £er Sßrooinjiat bewilligt bas.
SBie ber £ominifaner, nahm (ich Karl V. auch ber 2tuguftiner au
btir<h einen @tlaß nom Sahre 1545. £>er Sßrooinjial bes Sfaguftincr*
orbens im Sanbe ju ©chwaben unb am SRhein, Johann ©offmetfter,
3ur (tfefdjidjte ber Adöfter bet ehemaligen ftei$3ftabt 3<ijn>ä6. (3mitnb. 59
habe flagenb oorgebradht, n>ie bieder ben Klößern feines DrbeitS in
©djpoaben unb am Rhein bei lang fyex gewefenen gefährlichen Saufen
imb befonbetö ber fchroebeuben Strang bes d^riftltdfjen ©laubens halb«
allerlei Söefchroerungen begegnet feien unb noch täglich roiberfahren, fo baß
benf eiben bie 2 iufnaf)me junger Drbensleute oielfach nid^t mehr möglich
fei, baß ihre ©otteshäufer unb Klöfter öbe werben unb in Verfall ge=
raten. SDtan (affe ihnen auch ba unb bort ihre Stenten unb ©ülten
nicht jufommen. Mehrere feien auch burch ben Vauernfrieg in große
Rot gefommen, man Ijabe ihnen ihre Regifter unb gmßbriefc genommen,
habe i^nen oft frembe Sßerfonen in Kofi unb Unterhalt gegeben. ®er
Kaifer oerfpricht Abhilfe gegenüber biefen Vcfd&roerben unb fräftigeu
©chufc.
®ie öfonomifche Sage bes ©miinber 2 luguftinerf (öfters fdjjeint feine
flechte gemefen ju fein. 3n einem am 2. ©ejembet 1722 ausgefieüteit,
»on bem fßrior ^herubinufi Sftannharbt unterfdjriebenen 9luS$ug merben
bie Kapitalien aufgeführt, welche bas Klofiet 00 m Qahre 1548 an bis
1675 an bie ©tabt ausgeliehen hat, es ftnb nicht weniger a(s 17 Soften.
©inige ber fatholifdh gebliebenen Orbensmänner oon ätbelberg fcheinen
im &ugitfHiierflofter 3 uflu<ht gefunben gu haben. Qn ben Rechnungen
oom Sahre 1540 — 43 werben gwci berfelben aufgeführtj welche ba ihr
Kojigelb bejahten.
©in futjeß ©hriftfhicf, bas nicht unintereffant ifi, trägt Leiber feine
Sah^ahl/ fonbern bloß einen ÜWonatstag, ben 23. 9Wai. ©S beginnt
mit ben ÜBorten: ®ent ®oftor (= Sßrior, ®oftor ber h^ ©d&rift) 311
ben SlugufHnern ffirjuhalten ; erfilich, baß er foü ootlegen, was geinoenttert
fei. ©obann foü man bie Sßonfiranjen, Kelche unb Kleinheiten (= Klein»
obien) im Klofter bewahren unb bie Briefe heraustragen, ffienn er fidh
fperren würbe, fo foü man ihn in Klofiers Kerf er (egen ober im ©tübtein
mit Ketten unb SBanben an £a(s unb $änben wohl bewahren unb fein
feiner) hüten (affen. Vielleicht hängt bie ©a<he mit ber ©roberung
©mfinbs im ©chmalfalbifhen Kriege gufammen.
2luS bem Sahve 1551 ftnbet ftdf) ein ©^reiben bes Sßrooingials
unb Kapitels bes Sluguftinetorbens gu Kolmar an ben ©münber Rat
oor. 3)erfel6e wirb gebeten, er foüe ben ^ßrior barauf aufnterffam
machen, baß er Qunge aufnehme, fie jum ©ottesbienfi in 3 u<ht unb
Sehr aufgiehe, wie es allen Vrioren ber ^ßrooinj geboten worben fei.
@r foüe nidjt bloß reicher Seute Kinber in ben Drbeu aufuehmen. ®ie
armen foü man oon bem Sllmofen, bas fromme Seute geben, unter»
halten. ©S fei oiel beffer unb gottgefäüiger, bas ©otteshaus werbe mit
ben Kinbem frommer armer Seute befefct, bie in 3 U $* unb ©ottes*
HlauS
60
furcht aufgezogen bie Qfyu ©ottes unb bes £1 öfters Slufeen vor klugen
haben, als mit reifen, bie bas S^rige üppig oertun. 2Bas bie Sitte
anlange, einen ober mehrere spriefter ju fdEpdEen, bie bem ©otteshaus
mit Sßrebigen unb anbern Gingen fürftänbig fein mögen, fo fönne ber
Sprooinzial leiber nur einen f$iden, burd) roetcben bie Sangel nadj Brauch
a(td)rifi(idber Religion, aud) bie Sugenb, fo oorhanben, in ber ©djul oer-
feben unb oerforgt merben foll, ba in lefcter Seit oerfcbiebene anbere
Älöfter bitten mieber befefct merben muffen. 'Der ^roointfal hofft, ber
@ef<bidte merbe ftdb fo bsften, bafj ber 9tat fein ^Mißfallen an ibm
haben merbe.
Über einen 3 e ^ raum »on faft 100 labten liegen uns nun feine
Urfunben mehr oor. (Sirft vom Qabre 1636 h a & en mieber eine
foldje, roeldje zeigt, bafj bie Beziehungen gmifchen Slugujitnerf lofter unb
Siirgerföaft immer no<$ tebenbig ftnb. ©Jagifter gratet $ippolptus
Pontius ginalenfts, DrbenSgeneral, föreibt aus dtom unter bem 19. Mai
bes genannten Sabres, er habe oon bem ©mfinber Sßrior Slafius Burg=
fließt erfahren, bie ©läubigen ber ©tobt ©münb münfdjien gar febr,
bafc in ber Äirdje unb im ßlofter ber Süigufiinet bie Sruberfdbaft bes
bl. Saters Slugujtinus unb feiner bl* Mutter Monifa errietet unb mit
ber gleidjuamigen ©rgbruberfdiaft, bie unter ber Anrufung ber feligen
Jungfrau Maria oom Xroft in ber ßird)e bes bl* Safob in Sonn bes
ftebt, oereinigt merbe. MontiuS fommt biefem Sßunfdj entgegen unb
oerleibt fraft apoftolifcber ibm übertragener SoHmad>t ber Sruberföaft
alle mit berf eiben oerbunbenen Sübläffe. (Staatsardhio.)
$>aß es in bem genannten 3 e ttraum, in melden bie SteformationSs
mitten fallen, im älugufitnerflofier nid&t am beften ausgefeben haben
muß, bemetfi ein ©Treiben bes Magifter grater Soannes be gubaeis,
Sßrooinzial, oom 30. ^Dezember 1657 aus Äonftang an bie Srüber in
©münb, es oerbreite jidj bas ©erü<bt, baß bas ©münber Älofter burd)
beu guten ©eift feiner Semobuer oon gehlem gereinigt fei unb ber
Drben, aus einem fcbmarzen in einen meinen oermanbelt, an Xugenben
madhfe, mesbalb auch bie Siebe ber ©läubigen gum Drben mieber auflebe.
Ser ^ptooingial hofft, baß bie ©emeinfdbaft ber Srüber mieber blühen merbe
burd) (5'tfer im ©ebet, häufigen ©mpfang ber ©aframente unb Siebe
gut SBijfenfcbaft im Serein mit ber Xugetib. 3>enn bas ©ebet unb bie
©aframente oereinigen mit ©ott, bie Siebe gur 3Siffenfdh.aft unb £ugeitb
halte gurüd oon ber Siebe zur 2Belt, jioße bie Bornen ber Saftet ab,
treibe rooljltiedjenbe föofen fyzxvoT, unterbrücfe bie Regungen ber ©inm
liebfeit unb UnooHfommenbeit, oerbinbe bie Srüber miteinanber unb bie
©lieber mit bem $aupt. STudj ber Sßater ©eneral habe biefen 2Öunfd&,
3ut <^efrf)t$te ber Klöfter ber ehemaligen 9teid^dftabt ©chmäb. (Ümünb. (j |
*
imb wolle, b aß niemanb unter Me ©rüber aufgenommen inerbe, ber
nic^t gleichen Sehens unb gleicher Sitte fei, bamit nicht ein räubiges
Schaf bie übrige Serbe anfteefe. (Staatsarchio.)
&as flöfterliche Seben feßeint je(t einen erfreulichen Sluffchwung
genommen ju haben. Qn regelmäßigen 3 tD ^4^räumen inerben Spro*
ninjialfapitel abgeholten, auf benen alles jur Sprache fommt, was bem
Söohle beS Drbens bient. So labet am 24. September 1661 9)tagifter
gratet ©emaTbuS ©aitp, S&e theoL doctor, per provinciam Rheni
et Sneviae rector provincialis, bie ÜJtitglieber befi ©ifftnitoriums im
@münber Älofier (9 patres) auf ben 8. November bes genannten 3al;reS
$u bem ?ßrooin}ia(tapitel ein, ba$ im Conventus Wilanus gehalten
toerben foll ; fte mögen bie norübergehenben ©ef<hwerben ber* Steife bem
allgemeinen ©Sohle ber Tronin} fn u *°Nf e 6 en unb redjtjeitig erfdEjeineu.
©inen ber auf biefem Kapitel gu behanbelnben ©egenfiänbe foH nad>
einem Schreiben beö Drbenfigenerals ?ßetru8 SanfranconiuS aus SRoin
nom 30. 3uni 1661 bie Stebuftion ber 9Weffen btlben, bie notroenbig
fei, weil burch bie RriegSnöten, ^eftilenj unb fonfHge ©ebrängniffe bie
einfünfte ber Alöfter feht gefchmälert worben feiern 3 U biefem 3 raec ^
foS eine Äommiffion gebilbet unb non jeber ^roninj fotten jwei 3>lit=
gtieber beftimmt toerben. gür bie ^Btonmj am Slhein unb in Schwaben
feien gewählt ber 3ßrooin$tal, fobann 3Jtagifter fiilarius ©rüber, als
©rfafcmänner Sttcolaus Sbami unb SRemigiuS puffern. $er Drbenö-
general Sieronpmus ©aloafortus ©lebiolanenfts betätigt am 21. Februar
1668 bie ©efchlüffe btefes Kapitels.
91m 1 4. ®lärj 1 672 labet ber ^ronin^ial, TOagifter grater SfogujiinuS
©ibbon be ©urgo, ber hl- Rheologie ®oftor unb Sßrofeffor auf ber Uni*
nerfität ©rfurt, $u einem Ißrooinjißlfapitel auf ben 29. 9tpril bes ge-
nannten Sahre» nach STOainj ein, unb am 17. 3uli beö nädhften SahreS
ber ^prooinjial glorentinu« SJtinnob *) auf ben 29. Sluguft ju einem fold&en
nadh Äonftanj. 9lm 17. Dftober 1673 betätigt ber Drbensgeneral Siifolaus
Dlina SenenftS bie ©efchlüffe bes Kapitels. SDte ©dhtheit ber ©eftätigungfl=
urfunbe bezeugen ©olumbanuS äRoranb, Ißrior $u greiburg in ber Schweif
äbeobatuS 3onet, Subprior, unb ©incentiuS ©anStnan, concionator.
(StaatSardhio.)
*) 31m 1. 3nni 1675 nimmt ber ebengenannte ^romnjtal ftlorentinuS iDtinuob
unb 9Ragtfter SBolfgang ©Hubert, ber hl- ©ebrift Eoftor unb $rofeffor, biefeS hl- ®re«
miienorbenS $iffmttor, eine ©tiftung beb gemefenen Sflrgermcifterg 9Hicf)ael Klopfer
in $münb im ©etrag von 400 ft, mit ber Sexpflicbiung entgegen, bafc baS 3luguftiiier*
Uofter in ©mfinb bafftr forgt, bafi in ber von Klopfer erbauten ^efuS'änariä'^ofeph^
lapette (jefct ^ofephSKrthleiu) jebe SBocfje eine hl- SReffe gelefen wirb.
62
Ai l n u ä
$tn bec £anb biefer (Siitlabungen föttnen mir bie Stamen uerfdjie=
beiter DrbenSprovingiale unb ©enerale fcpficttcn* ©o ifl im 3af) te 1692
am 9tyein unb in ©dfjnmben ^rovtnjtal Slbeobatus Ulrich in Söürgbutg,
©eneral gulgentüis Travaffoni a 9Ronte ©Iparo ©eorginas ; 1 694 $ro=
vingiat ©elafius Voller in 2Bürjfmrg, 169? Sprovingial (Sarotus Seclerc
in greiburg.
<Sin Seiveis, tvie ftrenge bie Oberen auf ein wahrhaft üöfiertidjed
Leben faben, ifl bas ©Treiben bes Sßrovingiatö ßermannuS ß ermann
au« SBürgburg vom 29, SNärg 1704 an ben $prior in ©münb. @S fei,
faßt er, auf bem ©eneralfapitel gu 9?om int Starre 16S5 bef Stoffen
worben, baß bas äBiirfef?, Harten« unb Hegelfpiel, fei es um ©elb= unb
©elbestvert ober gur ßr^olung, unter ber ©träfe ber (Syfommunifation
verboten fein foUe (alearum, foliorum ober chartarum et taxillorum
ludi). 2ftan fyabe ft<h nun vielfach bezüglich bes Hartenfpiels in ben
lebten 3<ib rcn über biefes Verbot ^imoeggefebt Tas bürfe fünftig nid^t
mehr gefd&ehen. Um aber bie ©eroiffen nicht gu beäugfiigen, gibt ber
SProvingial bem $rtor in ©münb bie SBoKmacßt, biejemgen feiner Srfi«
ber, welche ft<h vom Sabre 1685 bis gutn 16, Sanuar 1704 in biefer
Segiebung vergangen haben, gu abfolvieren unb von ber Srregutarit&t,
bie fte fid& gugegogen haben, gu bispenfieren.
31 m 19, November 1707 gibt ber Orbensgeneral 3ibeobatuß 9?uggi
ab 311tamura von 9tom aus bem ^Srovtngiai fiieronpmus ©cbudEjarbt
wegen ber Hriegsunruhen bie Erlaubnis, baS ^Provingialfapitel ausfaüen
gu (affen, ba bie Teilnehmer auf ber Steife gu bemfelben in Lebensgefahr
fomtnen tonnten, ©chucharbt f<breibt es aber bann am 20. Sanuar 1709
von 2öürgburg aus auf ben 19. Slprit in ben conventus Oberndorfi-
ensis aus.
3m Sabre 1713 ifl @bti{iopborus Lübger, ss. theologiae doctor
eiusdemque facultatis in perantiqua universitate Gerana assessor,
^ßrovingial. (Staatsarchiv.)
2Bie ber Slugufiinerorben im allgemeinen von ben köpften reichlich
mit Stbläffen auSgeftattet ivirb, welche bie ©laubigen gewinnen tonnen,
bie außer ben gewöhnten SBebingungen an ben befonberen fjeften bes
Orbens teilnebmen unb bie vorgefcbriebenen SBerfe ber ^römmigteit ver«
richten, fo fehlen folche 3lb(äffe auch bem ©münber Slugufttnerflofier nicht.
©o erteilt fo(<he ^ßapfl Slleyanber VII. am 10. 9Kai 1667 ber ©e«
baflianusbruberfchaft in ber SlugufUnerfirthe gu ©münb. (Tiefe Sruber«
fdfcaft umfaßt aber jefct nicht mehr bloß ©chtihen, wie gur 3e»t i^rcr
©rünbung, fonbern es tann ihr jeberntann beitreten.) Sluch neue Sruber*
fchaften fuchen 3tnf<hluß an bie Hirche ber 2lugufttner. ©o erteilt 33ifd&of
ßur ©eföid&U ber Älöfier ber ehemaligen SSeichdftabt Sdjruäb. $münb. (iß
ätteraitber ©igidmunb von Stugdburg am 2. Stpril 1699 bie (Stlau&nts,
bei ben 9fuguftinern eine Sruberfdhaft ber fyl. SJionifa unter bem £itel
ber fei. Jungfrau Üftaria vom Stoff ju errichten. Stm 25. 2Rai 1753
verleiht Sßapft Senebift XIV. ber Sruberfdhaft ber Schuhmacher, welche
unter bem ©<huh befl fyl. ©rifpinud unb (Srifpinian in ber Shtguftfnerftrdje
errietet mürbe, verfdhiebene Slbläffe. (Staatsarchiv.)
kuch über bie Saugefdhichte unb Sefiberroerbuitgen bed Älofterd geben
und bie Urfunben wertvolle Oluffdhlüffe. König geinridh fdfjreibt an ben
©dfjultheiff, bie SRäte unb Bürger von ©münb, ba er bie Stüber bed
Stuguffinerflofferd in ©münb tvegen i^reö eifrigen ftöfferlidhen Sehend
mit freunbtidher ©unft um f affe, fo gehe er, bamit fie ftcf) um fo unge*
hinberter bem ©ebet unb ©ottedbienft rotbmen fönnen, gerne auf ihren
Shmfdh ein unb toenbe (ich an bie Obengenannten mit bem Auftrag, ben
Stübern $u geftatten, baff ff e einen fßlafc fturifdjjen ben beiben ©tabtmaueni,
ben ffe bisher befeffen haben, audh künftig behalten, aufferhatb ber SKauer
eine „ camera privata“ machen, unb ben Sßtafc fomoht innerhalb als
aufferhatb ber Sßauern erweitern unb überbauen bürfen. $>ad ©dhreiben
iff batiert vom 19. 3uni im erffen Saffr ber Regierung fieinridhd aud
Sougingen. Son fpäterer fianb iff bie 3ahr§ahl 1190 beigefefet. Siefe
Sahrgaht iff aber offenbar unrichtig, 3)emt ein König griebruh, ber
biefen fieinrich feinen praedecessor nennt, wieberholt biefen ©rtaff ganj
wörtlich, auffer, baff es bei ber camera privata ffatt „faciant“ heifft
„teneant“. 2)ad Schreiben griebridhs iff batiert vom 2. Stuguft im erffen
Saht feiner Regierung aud bem Saget vor (Sßlingen. 9lu< h bei biefem
©dhreiben iff wieber von anberer £anb eine Qabtjahl, 1211, beigefügt,
liefet griebtidh, bem ein Heinrich voraudgeht, fann aber fein anberer
fein, als griebrieh von ÖRetteidh 1315, fotgtidh muff (ein Vorgänger &ein=
rieh VII. unb bie Sahrgaljt 1309 fein. Stn Sartholomaudtag (24. Stoguff)
1333 befidtigt Kaifet Äubroig ju @ff Ungen bad, road bie beiben genant
ten Kaifer ben Srübern gewahrt haben, (©taatdardhio.)
3tn ©t 3afobd 316 enb (25. 3uli) 1351 bezeugt Konrab Stbelmann
von Slbelmanndfelbeit, Surger ju ©münb, baff er babei gegenwärtig ge«
wefeu fei, atd grau Sophia, feine liebe üßutter, öffentlich vor bem 9tat
unb ben Sürgern §u ©münb mit feinem SBillen bem Sßrior unb Konvent bed
Stuguffinerorbend ihr £aud unb £ofraite, gelegen an ber ^Ringmauer,
wie ffe ed vormald von fßfaff Heinrich bem Stthet gefauft hat, übergeben
habe, unb vernichtet feinerfeitd auf aOe Stnfprüche an biefed gaud.
(©taatdardhio.)
31n ©t. knbread Stbenb (30. November) 1405 tauft Sßfaff (Staus
Köpptin, Kaplan ber ©t. ^ßeterdmeffe in ber ©t. Sohanni&firdhe, von
64
H l a « $
beit Sluguftmern ein §au$, bas fpnter ihrem Klofter auf ber inneren
Stabtmauer neben feinem j?aufe gelegen iji, bas ihm SWetfter ©rljart
39 iifje( gegeben f)at y ju einem fieibbing.
3»t Sa^re 1432 am ©utentag (= SDGontag) nach 3ubifate (12. ÜJtai)
laufen sprior unb Konvent mit bem ^rooinjiat ^ßeter Treber von ben
Pflegern unferer grauen um 1 00 r^ein. ©ulben ein fiaus, bas vor ihrem
51 lüftet Über unb neben ber Schul gelegen ifl — in biefer Urhutbe tvirb
jum erfienmal bas Sthulgebäube ermähnt — , um es ab$ubredjen unb
einen ©hot 311 bauen. Da infolgebeffen ihr ©hör unferer grauen
Kirche näher fommt, fo verfprechen fie, menn ihr Singen unb Sefen barin
beffer gehört tvirb, als früher, bas Sauten unb Singen §ur Seyts unb
Kompfet^eit, menn baburdjj bie $rebigt in ber grauen Kirdfje geflört
mürbe, auf eine anbere 3 ett ju legen.
Sin ©utentag vor St. VartholomäuStag ( 22 . Slug.) 1446 geftattet
Slnna Slbelmänmn, bes Sförgeix Schenlen vom Sdhenfenftein Söitme, bamit
bas SCuguftinerdofter 31 er Vollbringung bes ©ottesbienftes mehr Sicht
haben möge, bem Sßrior unb Konvent, 2 genfter in bas Sangmünfter
bes Ä( öfters gegen ihren Hof 311 brechen. Sie verfpricht audh für fi<h
unb ihre ©rben, vor btefe genfter nicht gu bauen unb feine Väume ju
fefcen, nodh fonft etmas 3 U tun, rooburd) bem Klofter bas Sicht genommen
mürbe. SBilhelm Sdhenf von Schenfenftein, moht ein Sohn ber Vors
genannten, verfpricht am Donnerstag vor St. UrbanStag (1 9. SWai) 1 457,
ba fein fiaus an bie Litauer ber Sluguftinerfirche ftofje, in welcher er einen
Stuhl habe, 3 U bem er von feinem £auS aus gehen fönne, bie Dachrinne
3 tvif<hen bet Kirche unb feinem ßaufe 3 U machen unb 3 U unterhalten.
31m SRontag nach Katharinentag (2. Dej.) 1499 geftatten Kafpar fiagg
von ßohenecf unb fein Sohn SRubolf, bafc beim St/Dtilienaltar 2 genfter
übereinanber gegen ihren Hof h e ^ au 4gemadht merben, unb verfprechen,
biefe rote audh bie anbem gegen ihren Hof herausgehenben Senfter nicht
ju verbauen unb 3 U verhinbem. — Vürgermeijter unb SRat erlauben am
SRittroodh nach @t. SRartinStag (13. SQov.) 1504 bem Klofter, auf bie
fiofftatt, roo es etliche Käufer abgebrochen hat, eine neue ÜRauer ju bauen
unb in biefelbe ein Dor mit 2 glügeln 3 U madhen. (Staatsarchiv.)
VMhrenb am Samstag vor Dfuti (9. 3 J 7 är§) 1482 ber ©münber
Vürger fian s Kutpfer fein gifdhmaffer in ber Sterns bei Unterböbingen
an ben Konventualen 3*>hannes SBinter um anberthalb rheinifdhe ©ulben
verlauft, r erlaufen fßrior unb Konvent mit Vermilligung bes Sprovtn$ialö
Konrab Dräget am Samstag nadh Wtaxiä Himmelfahrt (19. Slug.) 1525
etn fvlches in ber Sein um 81 rheinifdhe ©ulben an ben ©münber Vürger
HanS Viedheler. 3m 3 a h r 1754 fauft bas Klofter roieber ein gif<h s
3ur Ü)efd)id)te ber tilöfter ber ehemaligen 9leic^dftabt ©djnm6. ©münb. (j5
maffer in bet Sein non bem ©münber Sürger Qo^anneö Jtfdfjer um
90 ©ulben, ebenfo eined in bet Semd von bem grauenftofter 6t. Subroig
um 100 ©ulben. (Staatöard&io.)
$ad Äloftcr tauft au$ Saufet, bie nicht in unmittelbarer Säbe
bedfelben jinb, fo bad bed $erg Senf ei beim ftombaud. S)iefed Saud
famt 1 Stagroerl SBiefen mürbe im ©ant oertauft. Stn 3. Sooember 1600
geigt ber Sßrior Sobann 932aier bem Schulreif; Seit Äraft unb bem
Stabt geriet an, bajg er badfelbe um 50 ©ulben Sauptgutd unb 7 ©ulben
11 Saften oerfaUenen gind getauft habe. (Staatöarcbiü.)
3m $a$r 1732 tarn bad Äiofier in bie Sage, an einen Seitbau
berantreten gu müffen, 9lm 24. Februar beö genannten 3fab re ä f treibt
ber $rior ätogelud Stüft an ben ©eneraloifar beö Sifdfjofd oon 2litgs*
bürg, bad SugufHnerttofier fei infolge feined 2llterö, ba eö fd^on gut
3eit ftonrabd III. im Sa^re 1140 gegrünbet morben fei, gang im 3et*
fall. ©d fei nötig, menigftenö einen groben $eil neu aufgubauen. 3) er
Stf$of möge bie ©rtaubnid bagu geben unb einen Ste Übertreter fetteten,
ber ben ©runbftein legen unb meinen tonnte. 3lu<b märe bad ftlofler
febr bantbar, menn ber Sifd&of bemfelben aus ber (Sifeuföntiebe gu
Sbtdgmünb, bie ilm ald tßropft oon ©Kmangen gehört, bad gum Sau
nötige ©ifen guroeifen mürbe. 3Äit ber Sudfübrung bed Saued mürbe
ber Saumeifier 3°b- 2Rid)ae( Heller beauftragt (f. über biefen meinen
Shiffaft „ ©münber Äünftler" I Wtirtt. Sjb. 1895). 3)aö Älofter menbet
ft$ auch an S e W ©bewarb Submig oon Württemberg unb an ben
Seidjägrafen Slopd ©lernend ^ranj Sßanfratiud oon Sedfjberg um Über»
(affimg oon Saubotg.
3m 3<*b rc 1738 mürbe gu bem fd^on fie^enben Seubau bin noch
ein meiterer Sau in Eingriff genommen, helfen 2tuöfübrung bem Sau-
meifier ©brijlian Wübtmann oon Dberelcbingen übertragen mürbe. £er
Sauübetfdjjlag mürbe am 7. SSärg bed genannten 3ab*eö oon bem Sßrior
gerbinanb ffrantfenfieiit, bem Subprior Äonrab SHfiblfelb, bem ©yprior
Sinken tiuö ScbeEenberger unb bem Sautneifter . untergeiebnet. Sefttcrer
erhält famt feinem Malier Äoft, $runf unb Quartier im ßlofter, fein
Sßferb bad gutter.
Um 18. Dftober 1756 Retten ber Sßrooingiat $Sartin 2>röf<ber unb
ber Sprior ßonrab SSüblfelb bem bo<bgeebrten $mn Sagbar 3<>f. 3erb.
Bnt. Stört/ bergeit Siirgetmeifler, ber bem ßlofter geftattet bat, in ber
ftlofterfirdbe ber Orgel gu gmei genfter gegen beffen Sofraite eingufeften,
einen Seoerd barüber aud, bafe bemfelben baraud fein Seroitut ermaebfe
unb er nidbt gebinbert fei, auf feinem ©runb unb Soben gu bauen.
(Staatdardbio.)
SBörtt, giertet jafrlt. f. eanbeSgefö. 9t. ft. XX. 5
66
,H l cut ß
Daß ©ült= imb Beftanbbudj beß BuguRinerflofterß non 1706 im
K. Kameralamt enthält triefe Kopien alter Kaufbriefe, roeldf^e und ein
Bilb non bem 2 luroad)feu beß KloRerbejtfceß geben. Wir moffen einige
berfelbcn namhaft mad&en. 1356 faufte baß KloRer non Sßeter im (Stein*
fiauß ein SaUgut in Bud&, befteljenb in jtoei ©bfen. Bürgen fiub: 3o*
fjann ber Bagger, ein Slußmann, Sodann non Binberbatf) ber jüngere,
ju ben Seiten BürgermeiRer, Äonrab im ©teinffauß, ©riiniuger genannt,
unb Wolf, Bürger 511 ©münb. 1420 übergibt ©eorg non Wötttoartfj
ber ältere, normalß ju Seinroben gefeffen, mit SuRimmung feiner Snuß*
frau Defalt non ©unbelfingen, in bemfelben Bud& ein ©ütlein ju einem
©celgerät bem Bruber £aitß non Bopftngen, ^ßrior, unb bem Konnent
ber StuguRiner. 1420 faufen biefe ben ©dEmrrenfjof non Beter ©ernolbt,
Bürger ju ©münb. 1487 nerfauft fianß Üfclin non Xainbud), Bürger
ju ©tnünb, einen ftaltyof ju Unterböbingen an baß KloRer, 1411 batten
bie beiben ©münber Bürger Sßuß Sag unb S^nß Wölftiu ein ®ut 51 t
Unterbettringen an baßfetbe nerfauft, 1395 ber Bürger Beter Butin
einen S<>f 511 ©traßborf, 1446 Sünna Slbelmännin, beß Sorg ©djeuf non
©djenfenRein Witwe, ju ©münb gefeffen, ein ©ut jum Burgßolg, nor*
matß genannt Banenfdjnriler, 1408 Btfolauß non ©d) inert, ber gnäbigen
Serrfdfjaft nott Württemberg Strjt ju ©öppingen — fein Bruber iR Bür=
ger in ©münb — ein ©ütlein ju Qggingen. Der Kaufbrief über einen
gfattßof ju Bfwßbad& non 1361 beginnt mit ben Worten: Fr. Conradus
dietns Alwich totusque conventus domus Gamundiensis ord. ff. Ere-
mitarum S. Augnstini, unb fd&ließt folgettber maßen : et ego fr. Con-
radus, S. Theologiae magister, prior provincialis Rheni et Sueviae
omnia praescripta licentio, ratifico et approbo. 3 U bemfelben
nerfauft Katharina, Seinrid^) beß glaben fetig Xodjter unb ^o^ann B r ün-
linß non Binberbatf) e§Ii($e Wirtin, ein ©ut 311 Serlifofen an baß Kl oft er,
1 355 Setnricfc non ©tttoangen, ©lafer genannt, unb ^Ibelßeib, feine ebtidje
Wirtin, Bürger ju ©münb, einen gfallßof §u Sol^leutben. 1420 nerfauft
Bf uff B^ter SWadf 2 Bf unb Setter jälprlidfjeS Sinßgelb auß einer Wiefe
beß Snnß Bern oft) t, Bürgerß ju ©münb, an ben BuguRinerfonnent J ).
*) Stuß ber 3?it gegen (£nbe beß 18. 3afjrf)unbertö liegt ein Beqeidpuß ber
©eiftlirfjfeit beß ftdbtifc^en ^atronatß vor, weldjcß auch bie ijeroorrageuberen ^Serfön-
lirfjfciteit ber verriebenen M l öfter GJmiinbß enthält. £anacf) tvar bamatß im Brebiger*
Hoftcr erfter Borfteher ^)$. Gaffiattuß Sdjlidjt, weiter Borftetier B* £eopolbuß 3Rem$inger.
Beichtvater in ©otteßjell 5ß. tßiuß Mlaibcr, Pfarrer in fcerttfofen $. ©atticanuß SBaibel.
Bei ben 3Cuguftineni ivar erfter SBorftcfjer B- Ctljmar 3crnenifch, jroeiter Bor-
fteljer % (Sanbibtiß otraubenmuücr. 3« bem Kl öfter ber mittbereit Bräber beß
I)t. ^ronüßfuß mar erfter Borfteljer B- Sliitou feiger, jiveiter Borftetier unb Beidit-
vater bei ct. ^ubivig P, Silarius. 3m Mlofter bei Kapuziner mar erfter Borftelier
^itr ©cfdjichte ber ftiöfter ber ehemaligen Sicidjeftabt 8 chwcib. OlniUnb. 67
$ 0 $ äopngiuerfliiftcr.
Ülm wenigften urfunblidhes Sftaterial Hegt über bas Äapujinerflofter
oor ; aujjer ben Elften über bie Streitfrage, ob bie ©münber Äapujiner
ber ötlerreic^if^en ober ber fchwäbifch-fränfifchen Sßrooinj jugeteilt werben
faßen, nichts als einige Rechnungen, welche feeroeifen, ba§ ber 23ürger=
meifter unb bie Herren ©eheimen ihre gemetnfamen geflmah feiten, na-
mentlich bie fogenannte Safoatorfirchweih, gern im ^apujinerflofter ab=
hielten* gür bie Auslagen würbe ber Äapuäüterfüche @tfafc geleiftet
unb oom ©rethmeißer Rechnung barüber *geßeßt. gitr bie Saluator=
lirchweih liegt folche nor oon 1722 — 30 1 ).
©er ©runbfiein jur Ätrche ber £apu$iner würbe am 2. 3uni 1652
burdh ben 2Beih&if<hof Äafpar 3*il** non Slugsburg gelegt, jwei 3 a h rc
hernach Äirdje unb Älofter burch benfelben eingeweiht, wie auch bie
SHtäre auf bem St. Saloator unb im Älofler ©ottesgeß, welche wähtenb
bes SOjähriö* 11 Krieges jertrümmert worben waren.
p. $i&eratu&, jmeiter p. ©eminian. ^ranenllojter 3t. Submig mar S3orftcherin
Crcecentia 'öonapenhxra SRaoertn. ^rauenftofter ©otteSgett mar erfte 9?orftet)erin
Carolina Suibfin, jroeite gfrangiSfa 3taf)lin ; öoffebaffner SaurentiuS SRftuföte.
QJütteSjefltfche patronatepfarrcr mären 311 Iggingen ^o[eph Sgnas Sroinger, bev
<&otte 3 geI. unb ber geiftl. 9ted)te tfanb., ju Spraitbach 3&h« ©eorg Söeitfjmann, ber
©. u. ber g. 3t. Äanb., ju gimmerbadj Äart Srcntano, ber @. u. ber g. 9t. Sicent,
ju 9Hutf> langen Johann 3öalter, ber u, ber g. 9t. flanb.
*) gum Öeroeife bafür, bafj eS babei nicht fcf)led]t herging, motten mir anführen,
maS matt bei einer foldjen brauchte: 30 pfunb Dd)fenf(eif(h, 12 U 8 cfjn>einefletfcb,
jCraut, Soreffen, 21 £ Jpammelfletfth, 16 Srathüfyner, 1 SHel), Mrebfe, (Sdjmfen, ©änfe,
STorten.
Oer Sshnifycimiß Johann leitf aus ^eiürronn.
S3on 3Rori} t>. S a u $.
(Sine nächtige fdjroeiäerifdje Duelle für ben „©dhroabenfrieg" non 1499
ifi bie Steimchromf bcfi ©«hutmeifierd Sodann ßenfl (fienfc). ©er SReint«
<hronift, ber ftifj felbji als einen ©dfjioaben begegnet, roar auö ff £e(tbruim" *)
gebürtig; baft fyexunUT ßeilbronn $u oerftehen ift, ifi in einer fchroei;
jetifd&en ©tubie über Sodann Senj angenommen morben 3 ), in ber nnirt=
tembergif<hen Literatur aber toirb feine Slbftammung aus fieitbronn nicht
ermähnt ober bejroeif eit 8 ).
3obann £en* oon $eilbromt, SBüqburger 23iötumö, mürbe am
3. Dftober 1478 auf ber fieibelberger Unioerfltät immatrifuliert unb
am 18. 3<utuar 1481 Skffalaureuö oon ber via modema 4 ). 3™ 3 a ^
1488 b^elt er fid& fd)on feit* längerer 3eit in ber ©djraei} auf; benn am
9. 3anuar 1488 erging oon ben )u Saben oerfammelten Siatöboten ber
gemeinen (Sibgenoffen folgenbeb Schreiben an ben fieilbronnet 9tat: ber
^eilbronner 33firgeröfohn 3ohonn £en§ fei beb SBißens, toieber auf bie
hohe ©(hule ju gehen, fein Später £en$ SBeber fei ihm aber ungnäbig
unb ^art mit ^anbreidfrung ; ba ftth £enj in ber ©ibgenoffenfdjaft allent*
halben (ein Drt toirb nicht genannt) ehrfamlidh, frömmlich unb jüd^tiglidh
bemiefen habe, fo bäten fie, bafc er burdh feinen SBater ober fonft §u
weiterer Sernung geförbert werben möchte 5 ). ©aß biefes ©dhreiben ber
*) ©. p. Wpji, So^annebScnj in ber SlUg. $eutfitjen Biographie XVIII @.276.
s ) 9Übert Bügi, &er (E^ronift £enj alb Schulmeifter in Freiburg (Freiburger ©e=
fchichtöbiatter III [1896] 112—116); in feinem fpäteren $luf[ap, $ie @hronifen unb
Ghroniften non Freiburg im Ü$t(aub (Jahrbuch für fchroeijerifche ©cfc^id^tc XXX [1905}
©. 261), bezeichnet Büdji 9enj afö fltotiroeiler.
9 ) Wilhelm &epb in feiner Württembergifchen Bibliographie nennt ihn nicht,
ebenfomenig Äarl JUiipfel in feinem Shiffafc Über bie SBtbroäbifdjen ©efchi<bt$iorf(ber
unb ©efdjichi (Würit. SSierteljl). für Sanbeägejrf). 1887); in Äarl 6teiff$
©efdjitbil. fiebern uitb ©prüfen Württemberg^ ift £en$ ©. 70 genannt, aber ohne
@rtüähnung feiner ^erhmfi auä ^eilbronn ; 91. Äraufi (Schtoäb. Siteraturgefd). I, S. 405)
bezeichnet biefe al3 böcbft unficher.
*) Xbpte, Watrifel ber Unioerfität öetbelberg I 6. 357.
*) Schreiben von Wittrood) nach bem ^reifömgStag 1488 (öeilbronner Stabtnrchio).
3er Heimdjromft 3o$ami Senj auS £eilbronn.
69
ßibgenojfen burch ben Sabener fianboogt fiubroig t). 2)ies6a(h beließet!
iR, erflärt Reh oielleicbt aus einer befonberen ©önuerfchaft besfelben
gegen Senj ; beim in ber Familie non ^iesbadj bat R<h auch eine 33tb=
fd^rift ber Senken Sfeimchronif oererbt, bie ein ©lieb ber Familie im
3abr 1849 b*rau$gegeben bat 1 ).
3tm 28. Oftober 1491 erliefen bie $u Supern oerfammelten Stota*
boten ber ©ibgenojfen ein JorberungSf ^reiben an ben Heilbronner 9lat
für SReiRer Sodann £enj tnegen etlichen ©ut$, „bamtt er Rd& beRo beffer
ju weiteren unb größeren ©bren fdjicfen möge 11 ; £enj, non beffen ef)r=
barem, frommem unb flüchtigem SBefen bie Freiburger Watsboten berietet
batten, werbe ben Heilbronner 9tat genugfamtich unterrichten *). £enj
wirb in biefem eibgenöffif^en Schreiben ©chulmeiRer non greibutg
genannt; bemnach war feine bortige Snfiettung nom 21, !Dtär$ 1494 5 )
eine 93ieberanfteHung ; bie Untertreibung feiner Freiburger Xätigfeit war
wobt eine Folge feines SBieberbefucbß ber Uninerftt&t. Slm 19. Slooember
149J fchrieb ber fturfürft von ber Sßfalj aus Hetbelberg an ben
Heilbronner SRat, biefer möchte bem StteiRer £ans £enj, Sdmlmeifter gu
Freiburg im Üchtlanb, bie noch au&Rehenben 20 ober 30 ©utben non feiner
n erworbenen SRutter ©pitalpfrünbe, bie biefe nid^t lange genoffen bube,
als einem rechten ©rben flu feinen $änben geben ; £eng habe nichts mehr
jum ©tubieren 4 ). demnach b Q t tc fi<h Sen} wieber auf bie UnioerRtät
Heidelberg begeben; ba er fowohl in bem eibgenöfjifchen Schreiben als
in bem bed ÄurfiirRen „Reiftet" genannt wirb, fo fiheint er flwtfchen
1488 unb 1491 magiRnert }it buben.
©chutmeiRer non Fretburg blieb £enj wabrfiheinlich bis flum Früh 9
jabr 1496 6 ), bann würbe er Hauslehrer bei ber bortigen Sßatriflierfamilie
$erroman unb im 3 a br 1498 ©chulmeiRer ju ©aanen im ferner Ober*
lanb ; wenige Sabre barauf würbe er als ©tabtfchreiber unb ©chulmeiRer
in 99rugg im jefcigen Äanton Hargau angefteüt, wo er roabrfcbeintich im
$eflember 1541 geRorben iR 6 ),
Seine SReimchtonif bat £enfl, als er ©chulmeiRer flu ©aanen war,
im Stuftrag bes Freiburger Stots gefchriebeu, unb flroar unmittelbar nnd)
*) 2)er ©$roaßen?rieg, bedungen von einem ^eitgenoifen, ^oijaun Vetty Qerauä?
gegeben non £>. tum 3teSßa$, gürtdj 1849.
*) ©Treiben oon Simonis unb 3ubä 1491 ($ei(ßronner Stabtarctfm.
®) 2U6ert 39ft$i, 3er (£f}ronift Senj o. a. D. ®. 112—113.
*) 3d)reißen nom ©Iöbetßentag 1491 ($eilbronner Stabten^ io).
*) SUberi «öcßi a. a. 0. 118.
•) (5J. x>. 3Bbb ö * <*• 0. in bet 9ttfg. 3eut)d^eit 3Mograp^ie. — Statt 3aanen (jeifjt
eS bort unrichtig Sarnen.
7U
u. 31 au dj, Ser 3leimcf)ronift 3ol)ann Sen} au$ Joeilbronn.
ben (Sreignijfen bes ©dpnabenfriegs ; feine Angaben ftnb gunerläfftg, feine
©djrilbenmgen etnge^enb unb burrf) ifjxe üßainiät anfpredjenb. Die
Gljrontf ifi in ber gorm eines (SJcfptäd&S gtnifd&en bem SSerfaffet unb
einem ©infiebler gehalten, mehrere 6 cblad)t; unb Äriegslieber ftnb ein-
geffod^teu 1 ). 39 ei einem Sieb non ber für bie Sdjroeijer ftegrei$en
Dornacfjer ©djfadjt 2 ) nennt ftd) Seng felbft als SBerfaffer unb fagt, er
habe bas ©ebidf)t 39ern, gfreiburg unb ben (Sibgenojfen §u (Streit gemacht
£>urd) bie Stufnaljme non Sanbsfnecbttiebern in feine ©Ijnmit läfjt Sen 5
au$ ben ©tanbpunft ©$ioabenS unb bes Stetes, feiner alten fieimat A
gu SBort fommen; non einem 8 ) biefer Sieber fagt er, es fei in <5fjlingen
umEjrenb eines bort gehaltenen DagS bes ©d&iuabifdjen 39 unbä entfianbeir
unb SRathiS ©<$ang fei ber SBerfaffer. StufjerbaH) ber fteimdjronif, aber
urfprflngtidj nielleidjt auch mit ihr nerbunben, gibt es ein non Seng
gebid&tetes Sieb „ein neu Sieb non ben ©djinigern unb non bem
@dhmäbifdben 39unb" 4 ), bas unmittelbar nor bem Sfosbrudh bes (Sdjpnaben*
friegs gebietet ift unb grobe 3werfl4t auf bie Sache ber Schweiger
geigt ; Seng fdjrieb biefes Sieb unter bem tarnen „ 33ruber fianS im finftem
Dann", begegnet fi<h aber am Schlug als Schulmeifler gu Saanen 6 ).
~ —
*) Sll&ert S3ütf)i a. a. D. 114 — 115, unb berfelbe, Die (Spornten unb (Sbroniften
tum $reiburg int Üdjtlanb ©. 261 ff.
*) Sodann Sen}, ©ctmmbenfrieg ©. 149 ff. unb ?K. v. Siliencron, Die ^Iftorifc^en
$tolf$liebei' ber Deutfd)en H ©. 407 ff.
8 ) Johann Sen}, ©ebnxtbenfrieg S. 186 ff* unb H. 0 . siliencron a. a. 0. II
©. 3& r > ff.
4 ) d. n. Siliencron 0 . a. D. II ©. 370 ff.
& ) $>gl. Ulbert Die Gbrouifen unb (Shronifteii oon $reiburg im ücfjtlcmb
8. 264.
®£ütä0B {uc (SBfdjttliiB btt ©sidisarntBE.
33 on 0. ftretycrm 9 . @ t o $ i it g e n.
Sie 2)tobilma<bung ber SReitbserefutionßarmee, meiftetiS furgmeg
SReicbsarmee l ) genannt, mürbe am 17. gamiar 1757 vom Steübstage itt
SRegensburg beantragt unb vom Kaifer burd) SReitbSfölufc befohlen.
s 3Rebr als 300 SReid&Sftänbe mären $ur (Stellung non Kontingenten jur
StetcbSarmee, ober ju ©elb^abtung an Stelle ber 2ftannfd)afteu oet=
pflichtet. ®ie fiofoftärfe beS SReicbsbeeres betrug (£nbe September 1757
20 685 3Rann. 24 ©eneräle fommanbierten in ber SReicbSarmee. Ser
@rfa$ gefebab teils burdfy SBerbung, teils burd^ jmangsroeife Slusbebung ;
bie ^Bewaffnung mar oerfdjtebenartig, ebenfo bie öefleibung, bas
<£ine?ersieren fattb, mo no<b 3^ bsfür war, na<b oerföiebenen Siegle*
nt ent S ftatt*), bie SBerpftegung ber im gelbe fteljcnben Gruppen mar nicht
geregelt. ©in anf(baulic&e$ Silb oou biefen guffönben geben bie ^Briefe
eines ©euerals ber SRetcbsarmee, beS greiberrn Sin ton ©gbert granj
non SRobt, bie nad&folgenb gum erftetimat oeröffentlidbt werben. Sintern
non Stobt mar am 27. 3uli 1710 als Sol;n beS faiferlt^en gelbjeug-
meifters, fp&teren gelbmarfcballeutnants unb Kommanbanten oou 211t-
Sreifacb, gra nj ©briftepb Sofepb greibemt oon Wobt, fietr auf Drf en-
tlaufen, unb ber SHaria £h erc fa gttiin oon Sulingen geboren. Söobt
anfänglich, mie feine 3 33rüber, oon benen 2 ben fürftbifdböflicb fonftan^
fdben Stuhl befliegen, für ben geifttidben Stanb beflimmt, trat er jebodE)
in ben 20er fahren bes 1 8. gabrbunberts in bas faiferßdje Infanterie«
regiment greiberr oon SRüffling 5Rr. 26 ein, aoancierte im Regiment
3 um Seutnant unb trat um bas 3abr 1730 in bie £)ienjte bes Sdbmä*
bifdjen Äreifes. Wobt biente 1735 im Kreisregiment ju gu)j ©eneral
gelb^eugtneifter SBaron Wobt als ^auptmann unb mürbe am 26. Sep«
tember 1739 gum ©eneTalabjutanten, 1743 gum Dberftleutnant beförbert 3 ).
*) Siebe Über bie 9tei$£armee : 2)er Siebenjährige tfrieg, hcraufgegeben 00 m
<3rofseit ©eneralftabe, V, 20 ff. Sei ro eiteren Senveifungen auf biefeö iöerf foll ber
Äürje wegen nur 1. c. gefegt werben.
*) 2>a3 öfterreidjifdje, hirpfäljifche, baS bem preujjiftöen Reglement nQdjgcMfoete
ipürttemßergifcbe, baijerifdje unb bannftäbtfrfje Reglement fatnen in 33etrucf)t.
®) Elften beS föitiglidjen ^yiliatftaatöarcfjtoS ju SubroigSburg.
72
0. gretyerrn o. S t o i n g c n
Äaifenn SItaria X^erefia verlief bem greiherrn Anton von SRobt „in
milbefler Stn^ung foroo^t beren von feinem abgelebten *) Sattem Uitferem
burdjtaudjtigftert ©rfchouß tjtebevor bittch viele 3 a h*« getreu, tapfer unb
erfprießlidb getesteten gefbfriegsbienften, bann beffen Sntberd bes (Sar-
btnaten unb Bifchoffens $u ©onflanj Sbb. außne^menber Serbienfien als
au<h feines ju gleichmäßiger Aachfofge bejeigenben Eifers, anbet in mili-
tari fidj erivorbener Erfahrenheit unb foulen beftfcenber rü^mtidf»er ©igen=
fchaften" ben Xitel eines faiferltchen ©enetalntajorS am 22. DftoBer
1756*).
gteifjerr Anton von SRobt unterhielt einen regen Sriefivedjfel mit
feinem Sruber granj ßonrab Äaftmir 3p aj greiherrn von SRobt, geboren
10. 9Rärj 1706/ feit 1750 gürftbifchof von Äoitflanj, feit 1756 Äarbinal
unb geworben 15. ßftober 1775. Aadjjfolgenbe Briefe finb Xeite biefer
Äorrefponbenj unb beftnben ftd^ im greiherrlicb von ßornfleinfchen Archive
ju Orfen Raufen, ein Schreiben vom 1. November 1760 im föniglidh
baperfdjen Allgemeinen SReichSarchive ju München l * 3 ). Xie Briefe aus
ben 3nh ren 1755 unb 1756 laffen einen BKtf auf bas Seben eines
ÄreisofftjierS ju grieben$zeiten unb auf bie mannigfachen Sntriguen, bie
bei Sefefeung ber geifUidhen unb iveltlichen ©teßen ^errfd^tcn, merfen.
Stobt flanb bei Auffteßung ber SReichsarmee bei bem ÄreiSregiment ju
guß Baben unb führte vom fierbfl an, zugleich SRegimentsfommanbeur
bleibenb, eine Brigabe. Qm 3uni reifte ber „ Dbriftfelbroadhtmeifter " uon
Drfentjaufen in bas Säger bei Untertürftjeim. 3n fürjefter 3eit foßten
nun bie neu eimjejießteu SIRannf (haften eineferjiert, bie älteren ©olbaten
mit einem neuen ganz verfchiebenen ^Reglement befanntgemacht werben.
Xiefe Aufgabe mar unmöglich ju (öfen, jumal es fo racit an Ausbilbungs=
material fehlte, baß keimten als Unteroffiziere venvanbt werben mußten 4 ).
Am 29. 3 U Ü 1 tafen bie fdhtväbifchen Uretsregimenter Baben* Baben unb
BabemXurlach in bem Saget bei gürth, wo bie Bereinigung ber SRei<h$-
erefutionöarmee ftattfinben foßte, ein 5 ). ®er mit ber gührung biefer
Armee betraute faiferlidfje gelbmarfchaß Sprinj von ©tbburghaufen erlannte
fofort, baß er im gelbe mit biefen Xruppen nichts auärichten fönnte;
l ) $ rc *ll err ftranj Gfjriftopf) 3ofepb von Stobt mar am 21. 3Hän 1743 ju <yreU
bürg i. & nevftorbeii.
*) ©ütige SJiitteilung beS (. f. &rieg$arrf)u>e3 ju Men.
8 j Sftitgeteilt sott bem (eiber fo frölj baöingeföiebenen eifrigen gotfd&er ber ©e^
fdjidjtc ber gretyerren von Stobt, Pfarrer ©raf, bem auch bie Sluffinbtmg ber ©riefe
im Sirdjioe ju Drfen Raufen ftu oefbanfen ift.
4 ) 1. c. V, 37.
Beiträge gur ©eidjidjte ber 9tei$3armee.
73
er jdEjrieb an ben ©rafen ©ollorebo, bag er „lieber fimtbe auf bie Sag b
führen, als auf folche 2lrt eine älrmee commanbiren möchte" A ). ©er
Stufbruch aus bem Säger bei gürth begann am 27. Sluguft. SBägrenb
ber ©<h lacht bei 9togba<h befanb ftd) Stobt in ftöfen, wohin er mit feiner
©rigabe betachiert war, fanbte aber einen ausführlichen Bericht über bie
€<h(a<ht an ben ftaröinal. ©s folgte nun ber Sittcfgug unb bie BtyiU
bentng ber SBiuterquartiere, in benen bas 9tobt imterfteüte Regiment an
allem SRangel litt, ©ie Briefe aus biefer $eit finb mit ft lagen äuge;
füllt unb ber ©enerat befennt offen : bie ftonfufton ifi unfer Anfang unb
©nbe. Sn 2 weiteren ©riefen berichtet Stobt im Suhte 1760 über bie
©$la<$t bei ©orgau unb 1761 über bie SBiebereinnahme non ©<hweib=
nifc. 9IuS einem ©riefe ber ©attin bes ©enerats, (Eleonore geborene
Sretiu ©peth *), geht henior, bag Stobt bei Sreiberg in ftriegßgefangen-
fdhaft geriet. Über bie weiteren militärifchen ©ctyicffale bes greihetm
ift mir feine ©eförberung gurn ©eneralfelbmarfchalleutnant, ein Slang,
ben er 1764 betreibet e, befannt. Stobt ftarb 1768 als lefcter weltlicher
© pro ff e feines ©ef (Rechtes 3 ).
$od)n>ürbigf%er ©ifchoff
©näbigfter Jfirfi unbt £err Jperr ic.
©as ©wer fiodjfürftl. gnaben gnäbigfte guefdhrift nicht ehenber beant*
roortet, geruhen ©wer $o<hfürfit. gnaben (einem faumfat bep guemeffen
gehalten non meinem gndbigfien Herren nadher ftempten berufen roorben,
unb aüererfi oorgefieren abenbs gurüdfgetomen, roiir h a ^ en eine oijite
non feiner ^ochfürfü. ©utchl. bem Herren Sütfien oon augsburg, es wäre
alles in Überflug aber fer tlÖfterL eingerichtet nach aftem gebrauch/ beebe
fürftt. godheperfohnen h^en mir gnäbigft aubefohleu ©wer &o<hfürftt.
gnaben bero ©rgebenfies ©ompliment gue überfdhreiben.
SBegen gnäbigft erteilter erlaubnuS in meiner fiaus©apelle bie fiepl.
ÜJleffe anhören gue börfeu erftatte unbterthänigfton banf, mir bie ^öd^fte
gnabe beoorhattenb fo halb möglich ©wer «öodfjfürfil. gnaben in ÜReerS'
bürg ben rot tüffen gue börfen.
SReineS fchwageren 4 ) Vermählung wirb laut brief oon 33ür$burg
ben 15te laufenben moljnats vor fich gehen, bie frei) len braut foüe
J ) 1. c. V. 34.
(sleonora Freifrau uon Stobt geb. greiin SpetI) ftarb am 23. 3)1 arg 1796 gu
£iUtngen.
3 ) Xtt ifingfte $vuber beS ©eneralö, SHagimiliati (Sfjriftopb/ 9 ^ 6 . 10. ©egember
1711 , ^ürftbifäof gu Äonftang, befd^lofs ben 90?anneSftamm ieineS Kaufes am 17. Ja-
nuar 1800.
*) gfreibttm oon Spetö.
74
0. ^-rcitjcmi i). S t fl $ in g e n
eine fdgone unb mcriteu volle perfon fepn, bei) ber geimbfigrung goffe
fie in orfdgengaufen gue bebienen.
bas magnifiqiie prüfe nt, weldgeS ©rore fiodgfürftl. gnaben von 3gro
üfteg. ber Äegferin überfdgifet worben, ift nicgt fo vigt bes pretfeS als
atfergödgfter gnabe falber guefdgäfeen.
beb ß- ßaubt. von SRamfdgwag l ) üble ©onbuite tringet mir umb fo megr
gue gern üt ge, rocilen feine fioffnung einer SBeffermtg, unb ©wer fiodgfürftl.
vieler vertrug guegeget, er gat mir gefdgriben, bas er verreifen gue barfen
gnäbigfte erlaubnuS erhalten, roogin er aber gue gegen gefmnet nidgt beg=
geriifet.
Tie femptenfdge groifiigf eilen feyub meines eradgtenS nodg nid)t ge-
goben, tvovon fidg halb ein megrereS engeren börfte.
3ue fürwegrenb fiocgfürftL fiöcgfien fiulben unb gnaben midg erlaff enb
in tiiffefter emibrigung garre
©wer fiodgfürftl. gnaben
vntertgänigft gegorfambfter
% gg von Sftobt
Orfdgengaufen, ben 18te 7bris 1755.
©wer fiodgfürftl. gnaben foHe unbertgänigft ein gue bericgten ogner-
mangeln, bas bas tobt. Stfitter Tirectorium Viertels an ber bonato auf
ben 17ten volgenben monats ben wagltag eines neiven Tirectoris aus*
gefdgrieben, ba nun vermutglidgen fierr von gfrepberg von fiürbet gier
gue börfen erbeten werben, fo wirb anburcg eine ritter 9iatg ftelle er=
lebiget, weldge ebenmäfig gue erfefeen; fierr Setter von fiornftein gat
vile gute freinb, unb glaublidgen bie megrere flimen für ft cg, idg bin an
niemanben pofttive engagiret, gewärtige bagero ©wer fiodgfürftl. gnaben
gnäbigfte willens meinuitg gue entnemen, umb midg bamadg ridgten gur
fennen; wann mein guäbigfter fierr midg ab ©onventum nidgt aborbnen,
werbe fcgwerlidgen babep erfdgeineit, fo halb immer möglidg gebänfe nadget
fempten gue retourniren. 3ue fürtaurenb fiodgfürftl. göcgften fiulben . . .
Drfengaufen, ben 19ten 8bris 1755.
SBie vememme, waren 3gro fiodgfürftl. Turdgt. Sifdgof von
augsburg in gfiitfcadg bet) meinem gnäbigjten fierten, weldge bann
bero reviftte in Dberborff gemadgt, bie freunbfcgaft beeber gnabigften
fierreu fdgeinet umb fo megr vefte gefefcet, als bie obgefcgwebte
■) SBogl 3tgmunb 3gnaj SBilÜbalb ftreiljerr von 3tam(rfitiiag, geb. 1729, ©o(|n
beS fürftbifcfiöfticb ©idjftcHfd^en unb ©afelfcfyen äRimfterS beim ©(fjroäbiicbeit Mreife:
Jfcranj (Sbriftopfj 3°fcpf) greigerr non 9iamügn>ag.
Beiträge jur OJejdjidjte ber ■Reiterarmee.
75
fd&on lange Stob* webreitbe 3wiftigfeiten burdj gütliche oerglüdje
gehoben worben, unb nur noch bie ratification beeber fettiger ^od^er
(Sapitulorum erwartet wirb, i<h gweifle nidR bas bas fempt. gelbt ober
£rebit §ier gue ben grunb Pein gef eget, wo bas (Santeral in üb (ent umb=
ftanb biefes metal alles bewürfen fann, ber fiochfürRl, augSburg. fjof
ift gtmlich mit auslänbern befefcet. ber DbriRboffmciRer graf 39rata ein
Tribentiuer, graf uffenbec ein fftomaner, Saron Slülewie aus fviauf, unb
wirb noch ein fiofmarfchaff aus Stalien erwartet, ob nun bife frembb«
finge bem fiodbRift erfprieslich fepn werben, ift eine frage, welche traurige
oo( gerungen enbeefen börfte, bep uns ift es noch in bem a(ten Ranb.
$as mein fiaus orfenbaufen gue erbauen, unb gue meubfiren oer-
mögenb, flieget ber non ben gnaben bronnen ©wer fiochfürRl. g naben
fiöchRe ntilbe, unb bepReuer meiner fraw Butter gnaben, fiofe einftens
fo beglüefet gue fepn ©wer fiod&fürRl. gnaben untertbänigR bebiuen gue
lernten, fierrett DbriRablmeiRer 1 ) unb feine gemablin fyabe bep mir gut
Bewürfen bie ebre gehabt, bie wabl ift fer wol ausgefallen, unb wirb
Re R<b tnübe geben ©wer fiochfürRl. gnaben gnabe jue erwerben,
ber fi. oon fftomfehwag führet Rdfj in fdjwaben autb fer fdjfed&t auf,
befonbers oerübet er oibte ejeeffen mit bem Sagen, unb ift gue beforgen
er werbe aubutd) un gUtfIt ch, wünfebete, bas er anberwertbs funte plagiret
werben.
©o gefährlich fi. oon giel in SntriguieS, beferdpe bo<b nicht, bas
felbet bis mahl etwas ausrichten börfte, bann fein baubtfoutien mit
fieTten 3)irectore oon ffiebheim erlofchen, bie mebreRe fierren (koalier*
fepnb bem fierr oon frepberg fyxbel geneigt, wie oon unferem fierren
(ebenprobR entnommen, weither bifen fomer gimlid) in [djwaben berumb-
gereifet, f offen einige (kmembra ber fftitterfchaft barauf tringen, bas
wegen erfefcenbet StitierratbfiReffe ein eigenes ©onoent aus getrieben
werbe, bifes ift eine weit gefugte fache, unb fepnb epempla in (Sontrarium
oorbanben, weilen bep nächRem ©onoent nichts als bie wählen oorfommett,
habe eine ooffmacht cum Hbero fierren oon ©tofcing*) überRhifbet, in
bem fdbreiben aber bemerfet, bas felbe ^aubtfddblid^en auf fi. oon frep-
berg fiirbel unb oon fiornRein refEectiren möchten, fierr oou umgelter
hat an mich nichtes gelangen (affeit unb iR auf feine einwenbnng gar
feine acht gue geben, bie Sugenb mit titfer einRcht begabet, iR biffich einem
unwiffenbett alten oor gue gieben, guebeme fepnb bie 3Sota abfolute libera.
‘) 3Üohl Sreiljerr oon tspety.
*) Jibet Sem^atb SBtUjelm ^rciljerr oon 6 to gingen, gcö. 17. 3Jtai 1707 veu-
borf, geft. 2. 3uli 1760 Ulm, fürfU. ©üfjftettjther Olefjeimec 3lat, Pfleger 311 Äipfenberg,
l’päter Stitterrai.
C. Jreiljemi v. Sto gingen
T(j
Herren SBrüberen 3Jlarquarb l ) unb 3Har ! ) ^abe bte Stusfchretbuiig beö
Wahltags fd&ulbigft einberichtet, aber feine rufantroort erhalten, mit
gnäbigfler ertaubuuö ©wer §o<hffirjtt. 9 naben werbe bifen winter nebft
meiner fraro, weldje ©wer fiodjfürfll. gnaben ben rof fiiffet, in mersburg
untertbanigfl aufwarten, gue fitrroe^rcnb £o<hfür|H. fiöchften hulben unb
gnaben mich etfaffcnb ....
Äempten ben 13 !)bris 1755.
3 ue notge ©wer JßotbfürfH. gnaben gnäbigftem befe^t habe bie ein?
fdfjlüffe feiner beljörbe fetbfi behänbiget, unfer £err £>ecant wäre über
bas gnäbigfte fd&reiben ©wer £ochfürfU. gnaben gang oerhoffet, begeigte
eine aufjerorbeittlidhe freub über bie neuerbings gügewante ^od^fürfll.
gitab, non bem fiertn Dbrtfiafmeijter habe entnommen ba$ beffen £err
trüber ihm einberi$tet, tnie beb Herren fürften &od)enloe ®ur<ht. partie
fidb noflfommeu getrennet, mitbin fiödhft biefelbe ohne Hoffnung gue bem
gürftentumb ©(Iwangen gue gelangen, ber ©b ur £tget 3)Mnifter £err non
©pannenberg flehet in wenigem ©rebit beg bem ^od^mürbigen ©apitul,
geiguus gibet, baö beebe fegne projecten wegen ber ©oabjutoreg wahL
fo wobt für Herren graf ötting, als fr non ©cbwarfcadE) fein gehör ge-
funben, feine fiodjfütftf. Storni. ber Sifd&off non augöburg fegnb ein
ftarfer kompetent, gweifte nicht, baö $ert non 3 C£ h bie partie führe,
bie Herren Qefuiten, fo non bem fiof bisgufiiret, nermögen ni^ted beg
benen frxhroürbigen Herren ©apitularibuS, ba nun bife ßernt patres
ohne hin fer intrigant, unb fi<h ihrem northeit woht gue nu|en gue machen
roiffen, hinten fte ©wer fiochfiirfH. gnaben getreglicije bienfle Ieiften,
bifes fürjtentumb were umb fo leichter gue erlangen, als feine poftulatio
fotennis erforberet wirb, $err Dbriftalmeifler hat über biefen punft
feinem Herren Araber uachtruffambft gef<hrtben unb noüftänbige aus?
f unft fi<h auögebeten ; wann man ficher, baö frrr non @<hwarfeacb feine
faction, wirb fr fiofmarfchall bas feinigc fräftigfi begtragen, an behüt?
f amfeit unb forgfaft folle unteres orts nichteS ermanglen. ber gütige
gott erteile feinen fegen, non lieberer &anb habe in erfahrung gebracht,
baö ber oerglich mit augsburg ^ieftged fürftf. ffcüft feine parfdhaft ge?
fofiet, ob aber nicht eine gewehrfchaftleiftung non ^fl. Kapital mit ein?
gelungen worben, fege in gweifel. ©wer ßodjfürftt. gnaben gratufire
l ) SJtorquarb fteorg ©ufeb ^reiben: von Stobt, Somljcrr 311 Bamberg unb
bürg, getauft 24. SNnrj 1704 Äonftanj, geft. 1756.
s ) SJiar (Ibriftori) ^reifjevr von Stobt, geb. 10. Xejember 1717, alö ^ärftbifc^of
17. Januar INOü geft.
Beiträge jur Q5efc^ic^te ber 9tei$3anuee.
77
untertfjänigfl zue erhaltener fepf. aßermübefier benomination zur &öchflen
Garbinalswfirbe, berjenige, welcher Gwer £o<hfürjil. gnaben oorzüglich
ftöchfier »erbienfie anburd) becrönet, wirb auch für ben nöt^igen unter»
halt forgen § elf cn, ber fiaubtftein beb anftojjeä bärffte fepn bas bep betten
Garbinals ber SRöm. flu hl denominationem successoris h*t. fo halb
bie üble Witterung es ^ue taffet, werbe Guter £o<hfürfH. gnaben in meets*
bürg unterthanigft aufwarten, benoeil $ue fürwehrenb £o<hfürfU. hbdjften
©ulben unb gnaben erlaffenb in tüfefter entibrigung hatte ....
Äempten, ben 8ten Sunuarp 1756.
©eflern hat ßetr Dberfialmeifier non feinem $erm ©ruberen über
bas gnäbigft beroufie rufantroort erhalten, weilen er aber wegen Äopf=
fchmerfeen aufjer jlanb Gwer £ochfÜr(iL felbflen ben fd^riftlidhen raport
abjuefiatten hat er mich heute zue ft<h berufen, unbt norbefagten brief
jue lefen gegeben, welchen er Gwet $o<h fürfit., fo halb möglich unter»
thdnigft etnfdtifen wirb, ber inhalt ijl, bas bie non Gljur $rper in motum
gebrachte Goabjutoriiwahl ft<h gänzlichen gerfchlagen unbt bep foldj be-
wanten uvnbflänben baran nicht mehr jue gebauten, mithin ber Casus
mortis zu erwarten, wann es ad electionem fommen fottte ifl er mit
bes fr ftirflen non fiochenloe burchl. engagtret, fo nerne aber bie postu-
latio non einem fiodjwürbigen Gapitul beliebet würbe, offeriret ber fr
non ^frepberg Gwer frxhfürfll. gnaben fein ootum, nermeinet, es börfte
fer oorträgtich fepn, wann Gwet fiochfürftl. gnaben ohne jeitoerlueft fich
umb bie Bullam eligibilitatis bewerben mosten, unb anburch anberen
hohen kompetent zue norfommen, man nermuthet jlarf, bas feine $o$fürftL
gnaben non würfcburg nor ben Ghur Strperifdjen h°f burften uorge>
fch lagen werben, baS privileginm Cardinalium f^einet abermal in
bem wege jue flehen, ich erwarte tägigen mehrere unb genauere aus»
hmft, unterbeffen empfehle mich zue fürwehrenb fiochftirjll. fiöchften
frühen unb gnaben ....
Äempten ben 15tn. Sanuarij 1756.
Gwet fr>d>fürfl[. Gminenp gnabigfleS ruf antwortfehreiben ift mir
ri^tig behänbigt worben, ich gratuüre Gwer fiochfiirftl. Gmminenb in
unterthänigfeit zue erhaltener abtep ©arbata unb wi0 nicht gn>ci;f(en
feine Äepf. Äönigl. 9Rap. bem guten norgang feiner päpftL frpl. nolgen
werben ; ber gtüfhlich zue *nb gebrachte SÄeichenaroer $anbel wirb Gwer
£o$fürftl. Gminenfc nihler »ertrüfelidjfciten unb unfojien überleben,
feine gochfürfll. ©naben mein gnäbigfter gerr befehlen mir Gwer gochfürftl.
Gmminenfe bero gehovfambes Gompliment zue entridjten, intb fan göchft»
78
0. Areifjerrn o. ©tofcingen
bemfetben nichts attgenemmereS fepn, als 6roer ßodfjfiirRl. 6minenfc £ödf)fte$
TDol)lroecfcn gue entnemmen, unb fiih 6od)er®eroogcit^eit^ gefuheret gue miffen.
bas unterthänigR über[d)ifte 33reoier ift mir verehret roorben, erachte
mid) ,§öchR begtüfet, fo es na<h gnäbigftet Intention ausgefallen, id£>
habe gmep fdfjöne mann unterhanben, metche mit ber geit gue ^egbüfen
Junten gebrauchet merben, an meinem Reib falle nichts etmanglen, ba
aber megen noch anguefcijaffenbet gelbcquipage nothroenbig nadjer orfen?
Raufen abreifen mug, barf ohntnafigeblich uortrüglidf) fepn, mann 6roer
£od)fürftt. 6min en ft gnäbigR gerufen mosten emtroeber einen & offtcir
ober unterofflcir unb gemeinen mit einem {^reiben an meinen gnäbigRen
Herren J&ierhero abgufc^tfen famentfiche p Reger merben atttbunlidtjen
uorfdjub geben, man bebitirt gerfdERbene meitausfeheitbe nemigfeiten aus
bem miirtenberg., einige toollen miffen, es fepen feine £o<hfürftL $ur$L
ber Verbog nerreifet *), anbere aber fiöchftbiefelbe meren noch in Rutt?
garb, unb Rehe gue beforgen, bas non feiten ber laiibfd^aft gegen bie
£ödjfte perfon feiner &o$fürftf. gemalt auSgeübet merbe*) bei)
folcf) geftalter bemantfame höbe bebänftich gefunben mich an mürtenberg
gue menben, megen eröffnung non erhaltenem Stapf. Stimigl. general SRajorS
6aracteur mare ber meinmtg meiner fcbutbigfeit gemes gue fepn oorber?
fambft einer allgemeinen ßochanfehlid&en ©repsoerfamlung bie gehör?
fambRe angeige gue thun, ich Bitte mir 6roer £ochftirftl. 6min enb gnäbigRe
gcRnnung unterthanigR aus, von 6roer £odf)fÜrftl. 6minen6 fetter
beichte atteren erhalte bie nachridfR, bas R(h bep bemfelben ein anftän?
big er geiRIicher namens Ö. Sanbaro gemelbet, mann alfo 6m er £o<hfürRl.
6minenb ihm gue bem löbL Regiment als felbprebiger gnäbigR gue
ernennen geruhen moQen, gefdt)ih ßt mir eine ausnemmenbe hö<hRe gnab.
meine fram fiiffet nebft mir 6mer £o<hfürRl. 6minenb in unterthänigfeit
beu ro! unb empfehlen uns gue fürtaurenb fiochfiirRl. #ÖchRer £ufben unb
gnaben ....
Stempten ben 3teu 3Jfaij 1757.
h
6m er fiochfiitRl. 6minenb gnäbigfter erlag ift mir Xag$ oor meiner
abretfe behänbiget morben, baraus entnemtne, bas 6mer £o<hfürRI. ©minenb
geruhet ben Herren Einbau gum gelb 6apelanen bes löbl. Saab. Segi?
mente gue ernennen, ich erftatte oor fothane h*><hR* Segnabigung ben
unterthänigRen baut mir mirb fer angenemm fepn, mann er ffch balb
einpnbet. unfere mohlgemachfene leute in bem allgep fepnb fer mig?
*) £cr fterjog Hart Sogen oerlieg Stuttgart erft in ber 9tod)t uom 6. 3Jlai.
*) Siche über bie Unjufriebcnf)eit ber X^anbftänbe: .’&etjog Hart Sugen oon
©ürtteinberg unb feine 3eit ©. 210 ff.
Beiträge pr Öefcijidjte ber ftteid)3armee.
79
trauiföer art, aud) theilö nid )t ohne urfatb, bann jerfd^iebene an p reifen
unb roürtenberg uerfaufet worben, bie groep, meldje nod) gue bekommen
einige hofmmg habe, perbienten ^epbufen gue fepn &err Dbriftftalmeifter
non frepberg baö mcfjtefie beitragen fan, foaerne (Stare £od>fürftl.
(Sminenfe eine orbentlicbe Werbung nadjer Kempten unb baftge pffegämbter
ab gue fdjifen fid^ gnäbigfl gefallen (affen möchten, jroeifle feineöroegö
an folidje leutte gu befommen, bie grenabier hauben unb monatliche 30 fr.
mcfjrer begahtung ben jungin (euten muth geben börffe. $ue fürtauernb
hofftet protection ....
Drfenbaufen b. 9. HHaij 1757
©wer &o<hfürpt. ©minenp falle untertbanigft ein berieten bas gur
aofge erhaltener orbre ben 20ten Currentis in bem new aufgefieften
lager bep unter tfirf&eim ohnweit ©glingcn ein gue treffen habe
man inirb aUba wenigPenö 4 wachen {leben bleiben müfen, weilen baö
proaiant jette unb artitterie fubrtoefen noch nicht an gef «hoffet, meineö
wenigen barfür batten, wirb baö new einjupbrenbe Reglement pi^te miibe
fopen, unb bo<b fchwerlich gue flanb fommen, inbem auch 3 ue bie
tüchtige aber unb unterofpeirö gebrechen, bie f>r. SRajorö comenbiren
nicht mehr bep bem ejercireu fonbem bie obriften unb obriplieut. ieber
fein Satalion, bie Skrtifanen l ) geben ab, unb befontmen bie ©r. Dfpcierö
©pontonö *), aermutblichen »erliefen ber §r @rf. aon SBitgenRein unb ich
baö Regiments ©otnmenbo unb toerben unö mit ber general SWajors
gage begnügen muffen, ©eine ©fcellenj ber fir. ©eneral’gelbgeigmeifier
lanbgraf aon Jürftenberg waren abgetriebenen montag bep mir in orfem
häufen, auch iß fir. Dbrift proaiant (Somtffariuö aon greller butdj utm
nadlet ftnttgarb papert umb bie fiochfürftl. SBfirtenberg. $auötrupen §ue
übernemmen, meine frato befleibet mich big untertürfbeim, unb mann
wür aüba aufbrechen, wirb fie retournieren, fo aortte bep bem ©orpö
ober roürtenberg. Sanben roaö merfwürbigeö p<h ereignet, werbe ohn
entftehen ©wer fiod&fürPL ©minenfc unterthänigPen Bericht gue erstatten.
3ue fürtaurenb £o<hfürp(. fiödjfter Ruthen harr ....
Drfenhaufen, b löten 3unij 1757
©wer jpod&fürPl. ©minenfe gnäbigPeö glüdwunfchfchreibeit gue meinem
nmnenötag befchämmet mich, unb befielet bie gröjjte glücffeeligfeit
barinnen, baö bie göttliche güte mir unb bem gangen 93 at erlaub einen
unferem wohtPanb fo teuren fürpen auf bie fpotePe gehen menfchlicbeu
*) ^Jarttfanc, eine @tofin>affe mit sroeifdjneibiger ©pifcc.
-) 3 pontonö, etgenilid) gjpoutonö 7 1 /» — 8 gujj lange Stid}n>aifc.
0. $rei$emt n.@to gingen
80
altera ermatten wolle, für bag gnäbigfie prefent erftatte ben unter?
thänigften banf, ed oerbienet nid nur ein paar gute äBirfchftufcen, fon?
bem, wann bie quelle woher mir fothane fiochffirftl. ^öd^fte SSegncU
btgung §ue fließet in erwegung $ie$e, mehr als jue bejahen oermögeitb,
ich gewärtige nur ben gnobigften gingerjeig oon was oor einem meifter
bie 6irf<hftuben (Swre 6o$fürftl. töminenfe angenem fegn börffeu, fo
werbe felbe ungefäummet oerfertigen lajfen. §. Sieut. Dieinolb, welcher
btefed tüdjtige pfert $ue geritten, wirb iner conoenable bauer abreifen.
2lbgeroid)enen fonntag bin in ben ßaubtquartier jue Gannftabt l ) eingetroffen,
uubt oolgenben £aga meine örigabe übernommen, ber bienft ift ganj
geänbert, fo baft alle oon ber generalitat bis jue bem gemeinen mann
lernen müfen, ich abre&ire mid) an ben $errn @eneral grafen oon
SBitgenftein, als welche ieberjeit &ep benen ^od^fürftl. SBürtenberg. (Som?
pamentg bienfte get^an, was anbere preftiren fennen, wirb auch mir
nid unmöglidb fegn, ber bienft gebet fiat!, mitwochs haben bie hwhfürfll.
würtenberg. ©auötrupen *) eine förderliche Stebedion angefangen, inmaffen
fie fuh $ue 2 unb mehr hunbert mann ^uefamen rottiret, in benen
Goffarmen bie ^enfier nnb alle geretbf^aft ruiniret, auch bie trei) ge?
finnte, fo ftd& nicht in bürgerliche Käufer oerfchloffen gewalthatig fykx*
weggefd^lepet, mit flingenbem fpihl in ber Patt herumb marfchirt, bie
thorwad^n forjiret unb auf einen, fo wiberfefeet, gefeuert auch ganpe
nad htuburch oon benen nächft gelegenen rebbergen bie (Soffarneu be=
f<hoffen, boch ift niemanb gebliben, bep folgen umbftanben ift oon bem
friegfirath für gut erachtet worben bem Überbleibfel ber mannfehaft
Urlaub auf 8 unb 14 £agen gue geben, bie angabt ber beferteur ift
weit über 2000. geftren ift oon 3h ro Furcht, bem fierpog burch ein
Courier an £. Dbermarfchad oon walbrunn bie erfröliche nacfjrid
eingelofen, bas bas prinp Seoerifcbe Gorpö totaliter gefchfageit worben,
unb feine fiocbftirfit. Furcht, nebft bero equipage fleh oolfommen wohl
befmben. £)et &r. Sinbau ift noch §ue bato ber einzig aufgefi eilte
Gatbolifd gelbpater 3 ), ber §r. ©uperior oon golbbadfj §at fidjj noch
nid fehen (affen, auch b em gfelbpater leine inftruction juegefd^üt, wie
*) Tie fdjnw&ifchen , UreiSregimenter nmrben im $ager gu (Sannftatt nad) bem
nuirttembergifchen ^Reglement, bnS bem pveufjifchcn nacbgebilbet mar, einejerjiert.
2 ) Tic nuirttembergifchen Truppen roctren anS religiösen ©rünben, ba ftc ben
Äönig non ^reufeen als ben Scfdiüfcer beS eoangelifdjen (Glaubens betrachteten, ab«
geneigt, gegen ipreujien 311 fechten, nach einer UrfaubSoenoeigerung Scheint ber HnroiQcn
am 22 . ^uni, als ber ftanjöfifdie ftontmiffar Rotier fuh baS £eib Infanterieregiment
Süerned jur äJiufterung Dorftellen lieg, jum SluSbrucfje gefommen 311 fein.
9 ) Sei jebem Truppenteile füllte ein $elbprebiger. beim fleinen <&eneralfiabe ein
„ pater superior cum socio“ fein.
Beiträge jur (Sicfdjicfitc ber SHeirfK'artnce.
81
er fit ratione ber fonfi geroötjnti^en faften bifipenfation uiib anberen
oorfaüenbeiten jue oerbalten, manu ber anf$einenbe mangel bes guten
nmffers an tau er t, bürfen roür oi^le franfe befomen, 511 e für roefjreitber
£od)fürfU. fiöd)fter protection . . . .
Kannftatt, ben 24ten Suttü 1757
maß feine £od)fürftL 3)urd)l. prinj (S^riftof 0011 Saaben ^urladj,
roelte bep letzterem prager aus fall gue gegen geroefen unb oorgeftem abenbs
hier burt paffiert, umb fid; in bem langenfieinbat ober Toilbbab an
einem fuß toorinnen jerfd^ibene tbc^er gefallen curiren $ue taffen, für
parti cutarien uns mitgebratt, geruljen Kioer £o$fürftf. Kminenfc aus
ber beplag gtidbigfi jue entnemmen, näd^ft fomenben monat f ollen
— mann g-ranpöfifter £rupen unfere gegenb paffirn, unbt ftatt befe
oflerreit* Kontingent gur $fteid) 8 arm 6 e abmarcbiren, ber antrag ift, uns
mit guenemen, es wirb fit nun geigen müffen, roorgue man uns ge-
brauten will, gefteren fepnb feine ^otfürftt. $urtl- ber £erpog oon
nürtemberg *) in fhittgarb angelanget, batten in ihrer fuite aleiit ben
£r. Dbriflen oon SeHnig 2 ) unbt 2 ttajor 2 Jhmbeflier nebfl einen Kammer^
biener, wette gioei leptere gue pferte toaren, gott gebe bem fer böfen
unb weit aus fefjenbem ^anbel eine getreplite enbftaft, feine $o(fjfür[U.
$urtl* aber beroa^re berfette milbigüt oon aller gue beforgenber gefabr.
3)er bienfi gebet fer fiatf, unb tfl gue bato in gröfter unorbnung meilen
es uns a$n tägigen ober unbt unterofficirs gebritt, b cut b* fdtib fambt=
fite generals gut fürftl. tafet nater ftuttgarb eingelaben. $r. $aubt
oon SRamftnmg führet fit Bis anfjero in allen ftüfen gut auf, er tbut
SKajorsbienfi bas leb er roerf oon Kroer ^ot fürftl» Kminenp Kontingent
ift fer ftfet* ausgefallen 3 ). 3 ut fürtaurenb J&otfürftf. fiötfteu bulb
Kannfiatt bn 30tn Sunij 1757
Relation
©inet ben 18ten giften ben ^eIbt-3RartaÜ ©r. Saun unb bem Spreu ff.
$eoer. Korps oorgefaüenen SBattaiHe 4 ).
Xtn 18t. bifeS gegen mitag goge fit ber £ergog oon SBeoeren
mit feinem ganzen Korps gegen btc ©amtifte Slrmee en orbre be SBafc
taiüe, toorauf fit ber 3 felb SRartall £aun eben aut aufgematt unb
■ — — - • b - ™ — ™
*) 35er regierenbe fjerjog roar in baß öfterreic^ifcfje Hauptquartier oorcmgeeilt.
*) SJon SßÖttnifc, fpäier (^euecalabjutant, bann ^arforceoberjägermeiftcr.
-) 1. c. V, 45.
4 ) 3<f>ta<pt bei Koün.
m&xtt. 8tcrt*(|abre*. f- 8anbeiflef<$. K. XX. f i
82
£. (yreiberm o. <3t o gingen
in gueter orbmtng gegen ben feinb aoanciret non welchem Cr mit grofer
beftigFeit angefallen worben, mit tapferer gegemoart unb webt benf eiben
aber 2 tnaf)£ repoufftret, worauf ber Äönig aus Sßrepffen fetbft mit 16000
mann frxfdjer Srouppen beten feinigen ju b^f* gefommen unb bte öfter-
rei$if$e mit ootlem fäftutb angefallen aber gleich mit grofem 8er(uft
wieber weiten müfen. ber felbt marcfjall $>aun aber bliebe befiänbig
ohne ben geinb jit nerfolgen, auf bem roaf)tp(aj lieben, worauf ber ÄÖnig
feine Caoallerie genommen unb bem feinb in bie flanFen juf allen fudjte,
welchem aber ber (Br. $aun oorjuFommen feine Caoallerie jurufgejogen
unb an berer plaj grenabier aufmar^iren taffen, welche bie anpreOLenbe
Caoallerie ber Sßreufen bur<b gewähr, gefdjüj unb Crenaben werfen fo
gleich in unorbnung gebracht, worauf fte {ich geöffnet unb ihre Caoallerie
oorrufen taffen, welche mit bem Jaffas in ber ^anb bie in Confuffion
gefegte fßrepfifdje Caoallerie angegriffen unb oöHig gefchlagen auch in bte
flucht getrieben, worauf bet gfirft $eßau abertnaln mit 8000 3R. frifche
Gruppen geFommen, unb ban mit noch gtöferem epffet bie öfterreich,
angefallen, aber auch bifev ift in wiberboltem abermalig, angriff juru(f=
gefchlagen worben, unb b a t fobann in ber Sftetirabe ber felbt ntarchaH
35amt mit gefambter SCrmee ben feinb nach ooal oerfolgt l )/ wobin ftch
ber ßönig mit fein, reft geflüchtet, b. oon ©)effau übriggebliebene ift auf
bie feitb gegen CoKin geflohen, b. ®eoer. Corps aber bat ftch non mal-
ftatt, wo jeitigau wäre, gegen teutfd&brob retiret unb feinb alfo 3 Corps
fepariret unb ihnen bte Communication burch bs. jwifchen fiehenbte Corps
beS fetbtmard&alls ©raf $aun gefpert, ber Sßreufifdje Söerluft erfireFet ftch
an tobten über 10000 Ult. worunter ber ißrinjj morij beffau, general
löanorotj*), grl. £resgau 3 ) nebft nieten gefangenen unb plefirten, anbep
bat man 100 Sßrepf. felb Stuf, nebft 15 grofen @tuf oon 24 Sigen
Fugten unb 25 fabnen erbeitet. ©eneral Staun bat jwep ©treifffchuß
befotnmen, unb ein Sßfcrb unter bem leib oerlobren, ©enerat Ceroeloni
ift fchwebt bleffirt nebft oilen ftaaböofficier., ber ©enerat 8e! ift mit
fein ungartfeh Corps oor ber bataiße bem feinb feine $agage juüber-
fallen gefehlt worben, bis bato aber, ba ber feinb gefchlagen wäre, unb
ber Staun. Sfoiiit. nach roien abgangen, noch nicht gurucfgeFomtnen, ber
*) ,,©a3 faiferli^e £eer »erfolgte nidjt Über ben 3ufj ber ööljenftetfimg (jinauö,
bie cS mit jft^er Tapferfeit behauptet $atte . . . ©djon oor ber @${adjt batte ©aun
jebeö weitere 9Jadjftofjen einzelner Teile oerboten." ©e r ©iebenjäfjrige Ärieg, beraub
gegeben vom (Sr. öeneralftabe 111, 37. ©er König batte ben 3öeg über Himburg ttaef)
$ranbets ei ngeftty lagen. 1. c. 94 unb 96.
2 ) Generalmajor oon $annenri&.
3 ) (Generalmajor oon Trcfcforo.
Beiträge jur ©efdji^te ber 3ftet$ßarmee.
83
Ibiutant ifi §u toien mit 24 ißoftilfion eingeritten, worauf man fogleid)
600 Stuft gelöfet, unb ein £e SDeum get alten, audj bie Courier an alle
$öfe gefänbet, bife (Somplete mctorie überall außjubreiten, fouit b*t ge=
bracht ber na<t Spariß unb tttabrib getenb unb non toten fommenbe
Hapf. £o Courier.
(SDiefe Relation ifi von anbeter $anb getrieben atß bie ©riefe —
ebenfo fotgenbe auf einen 3 ctte ^ geW&riebene 9h>ti$:)
$. ©enetal gelbmarfdjafl graf SDaun bat ben 18tn. junii bei) b.
SBataille bep blanian 1 ) befommen
gefunb gefangen preuffen 6000
Mefftrte gefangen 5000
t»
Sßreujfen begraben worben 7600
SDeferteur feinb 311 öftereicb gefommen 9000 *)
generale prepfftfäje gefangen 2
offer 150
Erobert canonen 44
gatnen 24
Sßaufen unb ©tanbarten führte bie spreufftf<be armäe nid^t.
®ep bem außfal oore $ptaag feinb oon Sßreuffen gefangen 1 1 00
Erbeutete Ganonen 7
nifjle beferteur gefehlt morben
Sßraag oöHig entfett
unb fiebet b. Honig mit Seiner arm£e bep branbeis 2 fhmb
non bem öjierei<bf(ten lager.
£eute alß ben 23ten currentiß fepnb feine £od()fürfll. ®urdtt. unfer
Gomanbirenber £r. general 3 ) mit ber erfien Solone ber 9ftei<bßarm£e
befietenb in 17 fdjwabronett (Saoallerie, bann Infanterie Sepr 4 ) 2 Sat,
vfatfe ein f<bn>a$eß Regiment, fronegg 5 ) 2 Sattl., 3n>eipnui 2 Satt.
'Jtoffaro meplburg 1 Satt, abmarfdürt ; feine fiodrf ürfit. 2>urdjl. ber £.
JelDmarfdjall nebfi general felbgeugmeifier non gürftenberg, getbmar*
jdjaH lieut. milbenfiein 6 ) non mapnj, general SRajorß graf ßfferu 7 ), von
*) ^Slanjan.
“) ^er gefamtc S3erluft ber preufjifttjen Srtnee mar 392 Of fisle re unb 13876 äßann.
I. c. III, 87.
*) ^Jrinj 3o|ep^ von ©adjfemöilbburg Raufen, f. t. <yelbmnrf d)alt,
4 ) Jttirbapern.
*) ßronegf ; ein frffn!if$e& Regiment.
3Silbenftein lommanbierte baß furfMniföe Kontingent.
7 ) @raf @ffem »ar hirpfäfjf$er ©eneratmajor.
84
0. Jreifierm o. © t o ß i tt g e n
oarel 1 ) unbt prinj fioüberg®) führen felbes, bie ©aoatterie 3h r ° ®virrf>L
prinj ron Saaben unb bcebe generals Srethlaf ; baß jtoegte treffen
welches enthaltet Sagrtt 3 Satt, gürfienberg 2 Satt. Saaben ®urta<h
1 Satt« Saab en^Sa oben 2 Satt, comanbiren fein bur<$(. prinj von
Saaben SDurladj), felbmarfchatt Cieut. graf roittgenfiein, general Sttajore :
ich unb SWofenfelb 8 ), bie 13 fchtrabronen (Saraflerie prinj oon 3oflent
imb non tnolfsfehl. £)en 26ten brechen n>ür auf unb marfdjiiren wie beg=
ligetibe marfchroute au Streif et. 9ia<her nürenberg fommet in befafeung
gelbmarfdf)all ßieut. non Äronegg mit bem falfcburg. Regiment unge=
fäljt in 1200 mann beftetyenb, ber bienft geltet ftarf, unb ift jue betauren,
bas feine gleicheitb foubem einige bas öfterrei<hifd&e anbere aber bas preis
ftfd^e ober trürtemberg. Reglement pro normativo fürfd^ögen feine £o<h*
fiirftl. burdjl. unferetn gnäbigft ©omenbirenben £r. generalen ift lefctereS
roKfommen r erb affet, ich rotinfchet es möchte bas fagf. überhaupt be=
liebet trerben, ba toür ohne ^in mit bifen trupen bienen ntüffen unb
bie inegalitat unorbnimg ertrecfet, auch uns general Majors aufferftanb
fcfect bie ßehrorbrs beg benen Srigabes bem mertlidjen inhalt nach gue
berolgen. mir fraget bie fatique gan| gut gue; ber ftarfe auffauf ber
franjöftfd&en (Somijfarien börft eine groffe teuerung rerantaffen, unb ba
mür im lanbe marfd&iern bie toeit oon benen h 0( h unb £öbl. fiänben
entfernet, bie gelb forten in «ihrigen preis couriren, fehr rieh len nerbruff;
lieh feiten umb fo mehr als ber gemeine mann unbt offteir ben namhaften
rerluft nicht ertragen fann unb ber erfafe fd^toer gemalt trerben trirb^
ber ©regsgefanbte fir. oon pfeift hat & lmo 7bris mit benen abmobia
teur ben accorb errichtet bas für bie pfert unb munbportion 36 jr be=
gablet, benen aber fo ft<h felbften rerpflegen 4 yr abgewogen trirb, benen
hoch unb löbl. ftänben ift anburch fer trohl gehaufet, gehalten öfterreidh
unb bas reidh 47 yr gibet, glüffeelig bieienige fo an bie operationS (Saba
angetriefen, bann ihre gage unb portionen fi<h fer hoch belaufen. Sott
ben nunterquartier mache mir fchlechte hoffnung, inbem bie ho<he geitera*
litat unb franfcofen bas fette beziehen uns aber bas nachfehen überlaffen
trerben. 3 ur fünrehrenb ^odhfürftt. §öd£)fier protection ....
gelblager beg gürtb ben 23ten augufti 1757
(Seigefugter 3ettel): 2te treffen bricht auf ben 26. auguft. ron
fürth nach budheitbach 3 4 )
3 ) ron Stauet führte ein fräntif^eS Regiment.
-) C&errbeinfcfjer Äreißgeneral (Sari ^rinj 3. ©toß&erg^Öebern.
s j Ä. f. ©eneralmajor r. Stofenfelb.
4 ) $a bie 9ieid)$arntee größtenteils auS neu 2Ingen>crbenen beftanb, irar ißre
Beiträge juv Giejdjitfjte ber Heilsarmee.
85
ben 27t. auf neiffig
Den 28t. raftag
ben 29t. bambetg
ben 30t. baunadj)
ben 31t. raftag
ben 1. ©ept. ebern
ben 2tn marlöroeiffad) unb oofernnnb
ben 3t. raftag
b. 4t n trabftatt unb alf dfjliben
b. 5tn f/ogn
b. 6tn taftag
b. 7t. jupon
b. Stn meinungen
b. 9tn raftag
b. lötn fd&mßlfatben
b. lltn neuborf
b. 12tn raftag
b. 13tn fjolpfjaufen
b. 14tn. tiadf) erfurtfj
@roer £od)fürftl. (Sminenfc gnabigfles f<$reiben £at mir ß. fioftatf)
Sauer roof)lbeI?änbiget unb (jabe mit felbem gefprodfjen, aud& alles pfli<$t
mäfftg eröffnet was §ue befferem nujen eineg fjod) unb löbL <£regfes nöt^ig
gefunben, ber prooianturaccorb ifi fo genau gefdfitoffen worben, bas weber
bie abmobiateurö nodf) offtcirs befielen fönnen, Me entreprenneurs ber
9leid)3ann6e Ijaben für eine munb unb pfert portton 11 fr me^r fegnb
mithin in ben flanb gefefcet alle notlftürftigfeiten jue überjafften, bie
ghranfeofen $aben fdjon vor unferer anfunft bas taub bergeftalten aufges
fauget bas faft nidjits me$r übrig, ber fftd&ftfcfie lanbmann ift unfer ab=
gefügter feinb unb preiftfdE) fo otyt möglich, umb pars gelb wirb nid&ts
oerfaufet, einige fogar geben nor, bas tynen verboten benen 9%eidj?8£rupen
bie bebürfniffen neraboofgen $ue lafen, bie encafte fepnb fdjarfeft oer=
botten, nirgenbö ifi fjilfe für uns, bie urfadjj ber feber nidjt anuertrauen
barf, xoan nit remebiret wirb, ift $u beforgen bas roür bep unferer ruf*
funft feiner rebuction nöt$ig, wür fjaben in bem türinger walb o[)ne
fetten brobt unbt fourage forfirte marfc&e macfjen müffen, bie equipage
ift fer rouiniret, unbt geiget ftd& eine grofte menge marobe, bafi uns
ber namen epequirte nid^t aber ejecutionSarmäe biflidj bep$u legen, wann
Siarjtfjleijtung eine cmjjerorbenUidj geringe, unb bie Stbfidjt beftanb audj, bie 9iufietage
.tum Sinererjiereti ber Xrappett ju verroenben; 1. c. V, 25 unb 51.
86
D. ^reifjerrn ». ©io gingen
betn übet nidfjt gefieuret mirb^ fenen unfre be&erteurd nicht mit ber tobeß-
ftraffe beleget ro erben, ieber folbat ift bereitf; für beit feinb fein leben
ju lafen, aber tvegen übfer anftatt jue grunbe geben, ift betaurungdroirbig,
bie abmobiatenrd geben t^eild vor, bas fte fein gelb empfangen, tbeild
bad fte gut f ortbringung bed proviant unb fourage feine votfpane be=
fomen fenen, bifed ift bet effect, baß uns feine proviantroagen angefd^ajft
tvorben, nun fepnb mit ben 4teu £ag in Cpfenadh, befommen für ben
gemeinen mann in bie jetten feinen b<ilm flroh unb manglet bad brob,
ein Commiffleib foftet 16 fr bet jentner h*9 1 ft 30 ft ein viertel babre
1 fl 30 ft, icf) erad^te mtd) g tu flieh, mann nur fourage befommen fan,
ban bie abmobiatenrd bie officird ni$t verfchen moüen ober fennen, ed
ift jmat bad fouragiten ertaubet, man fefeet aber anburch pfert unb leute
grober gefaxt aud. feine bittet, ber prinfc von ®ilburghaufen bejeigen
ficb gegen nitdfj ganj inbifferent, es mag bie urfadj fepn bie hö<bff betten-
felben juegeheube tnleoerbrufflichfeiten burdh bie®, franftofen J ) beren Corps
f>öd$enä ~ mann audmadfjen mirb, fo vil;l abnemmeu fan, ^egen feine
&ur<$t. eine audnemenb ^o^ad^tung gegen ®mer flodhftirjH. Cminenj,
bet) ber arrnee gebet es noch etmad oermürret jue, ittbem rnür mebet in
treffen nodjj Srigabed abgeleitet, ben 18t. mürbe unter Commanbo bed
prin^en von ®effen 3)armfiabt*) bur<hl. mit 12 grenabir Compagnien
nadlet ©oth a comaubiret, und volgten 20 franftöjtfdje unb bie ganje
CavaQerie uebft ungefähr 2500 $itfaren unb Croaten umb bie aUba
ftebenbe 22 edquabrond preijtfc^e hufarn unb tragoner jue belogtren, xoeU
<bed auch gleich ervotget, ohne bad bie Infanterie jum treffen gefönten,
fo bann haben roür bie ftatte unb fdjjlofe befefeet, n adh ungefähr jme^
ftunben aber miberumb verlaffen, unb und in bad atte lagt jue rufe ge-
jogen, mad feinblidhet feitd geblibett, ift mir unmiffenb, ber gefangenen
feinb 10 manu, man bette gar mobl bad ganje feiubtid^e Corps juegrtmbe
rieten fenen, unter unferen toten befinbet ftch ein SHittmeifier von benen
$ufaren. Cd haben ft<h na<b unferem audmarfdfj jroep general abjubauten
als ®. von @uttenberg unbt von Cifenberg in ber fiatt oerfaumet, fepnb
nebft ihren pferten unbt bebienten gefangen gemorben, nicht mtnber
4 pferte von einem fadhftfdjjen general 2 von ®* obrift von So(h £ i in 3 )
*) 25 er ^Srinj ©oubife, bem bie fran^dfiföe Arrnee unterftcUt war, weigerte fitb,
$ilbburg$aufen als Cberbefeb^^ber anjuerfemten.
*) 9tei(^S^eneraI^eIbiiiarfd|aU«2eutnant $rinj ©eorg 2BiU>elm van Reffen-
25armjtabt.
*) X'ubroig 9(bo(f ©Bewarb greiljm von 33ofcfjeim, furpfäljifdjet ©eneralmajor,
geb. 20. OTcii 1695, geft. 13. 91p ril 17G1.
Setträge $ur 05efd>id)te ber 3leid)äarmee.
bl
einen ©amerbiener [eine ©odbfiirftt. ®ur$t. unfereß ©omanbiereub nebft
itodj) ettidf) anbereit unb gegen 40 unterofficirß unt gemeine, meines er=
achten bette gotta gar wobt feiten fouteniert werben unb anburdb ber
ganzen nrm 6 e ein bequemtidb unb mit ninreß b eff er nerfebenß taager ner-
[Raffet, ©eilte taufet bie nadjridjt ein, baß ber feinb erfagteß ort uoff-
flänbig oertafen ; bie ftatt ©rfortb i»at über ^ fReidbtb. bem Hönig bejablen
müfen, nermutblicb werben bie franjofen, welche all gutteß oor fidfj be=
batten, vor rufen unb uns baß ftabife benefitiitm beß mangels an affem
üb er taffen, bie fernere pagage ift in ineinungen 311 c ruf gebtibeu, wo ein
Satation ton Saberborn in garnifon tiget, bie arm£e vermehret ft<b tag'
tidb J ) unb fepnb wür wenigftenß ^ ftarfb, ob aber non benen franjofen
oit)t erfprießtidfjeß $ue gewärtigen, [lebet juc erwarten, meine wahre ©erpenß
meinung ©wer ©odbftirftl. ©minenfe jue eröffnen leiben bie fiirwatteuben
nmbftanbe nicht, weldbeß mir bep anberer gelegenbettb Vorbehalt., meine
fraw b a be nad) mapen 6 erg 3 ue ihrer fraw fdjwefter abgefd^ifet, ©err
general felbniarf$aHieut. graff non wittgenflein befinbet ftdjj fer unpäfftiib,
fo baß an bejfen gänfetid^er ©erfletfutig f;ue jweiften ift, idb erbete babero
©wer ©odbfflrflt. ©minenp untertbänigft bet; ergebenben faß meiner gnäbigft
jue gebänfen, ju e fürtaurenb ©odfofiirftt. böcbfter protection
©ifenadb b. 21tn 76riß 1757.
©wer ©odf)fürft(. ©niinenj geruhen nicht ungnäbigfi anjuefeben baß
jue ©ödEjflen namenß feft meine untertbäuigfte gratutation nerfebieben
muffen, wür fepnb unbefcbreiblidjj unb uuuötbig gebtaget, ber gemein mann
officir unb equipage gebet noßftänbig jue grunbe wegeu manget unb i'tbter
Witterung, unfere Verwirrung ift mit feiner feber außjue trüfen, bie
fdbwäb. Infanterie bot anfangs nad; ©rfortb uaebgebenbß aber nach al>rn-
ftatt marfdbiren ntüfen, 8 tntfertge 1 ©off. uubt 22 franfeöftfd^e grenabier
©ompagnien flehen in ©rfortb nebft etlicb taufeub mann ©anafferie ohne
pagage in bie tritte woeben, ber Honig non preifeu aber bep rubolftatt,
jwifdben ben ©ufaren f affen täglidb fcbarmiifcet für, fo bato aber baß
©orpß ft<b en Söattaffie fteffet reterieret er ficb, Beebet^eiCe ©ontoniren,
wür entgegen ©ampiren, unb (affen bie (eute mutwillig jue grunbe geben,
©r. general tanbgraf gürftenberg 2 ) unb prinj 2 luguft non baaben haben
Udb non ber armäe uadher ©aus begeben, feine burd&t. pring ©art 2 tuguft
4 ) 25aß oberfdd^flfcpe Kontingent von öilb Burg Raufen traf erft am 8. 3tovcmber
Bei ber tReidjßarmee ein. 1. c. V, 25.
*) Üubvoig Suguft ®gon Sanbgraf von ftiirftenberg, geB, 4. ^ebruar 1705, geft.
10. Dtooember 1759 alß ftekfjSgeneratfetbjeugmeifter beß fc^iudOifdicii Jtreifeß.
"jjfl'au
&on ber ben 5* DfbrS. 1557 jiuifdjeit ber Äapferl. 9{eid)serecutionö unb
fraitböfd). Slrmee mit ber HöuigE: ‘tprcnfifctjeu Strinee 33or gef offenen 2lction
a: bte iTibpofition ber Santentl=31eicl)b unb granfc. Slrmbe
Ir. Serljact aliuo bic Sleicfjs Snfantrie geftanben
c: SBorrttcfung ber Äagferl. Äöntgl. unb iHeicf)« 6noaU: nebft bem Cor beb St: Oiermaiu : ©:2:
<1: einbrucf) itt geitibl. (iauall: bereit 2. Siegim: 'bretlacti uitb Jrautmamibborff:
e : bie granj* unb 31eitf)b (Saoaterie
/: bie dieidjs ^nfantrie
(j: bie anrnard): Jyrait}: Snfantrie
h: bie geinbl: tSauatl. u>ie Sie 3ict) geftettet.
j. bie 3eittbl: 3>'fant: tote Solcfje iljre tiaoall: bebccit:
K. Tvcinöl: ßbcab: bie uns im ntcfen ©efatten
L. 'lietirate ber iHeicftb Strmee.
'Beiträge jur (tfejrf)id)te ber iHeidjSarmee.
89
(Somenbiren unfer (SorpS, uub werben ebenfalls nid)t mehr lange Darren,
3b*o bitvdEtL her prinj non fiilburgsbaufeit fallen enbe Sbriö nadjer roien
oerreifen, werben fcbroerlidben bie ^teidbsannee (Somenbireu, beren gr Öfter
tbeil bei tangenfalba poftiert, es f cf) eint fein luft jum angreifen. 2B ie
weitläufig oerneme kommen bie fötoaben in fransen bodjj ift itodb fein
anfialt ^ierjne, ber general laubon, fo bie Granaten (Somenbiret, fielet
obnroeit fya ffe, unb bat bem flönig einen wagen mit gelb abgenomen,
bie öfterreid^ifd^e fireifen bis in ba$ branbeubu'rgifcbe, wo fie braute
fdja&ung ausfd&reibeu, ohne milbe bepbilf eines fiod&löbl. (Srepfes fepnb
wür eyequirte Schwaben aufierßanb uns fünftige (Sompagna in bienft-
bahren ßanbe feben jue laffen, bem gemeinen mann faulet wegen fdbtedjteu
gelten bie inontour an ben leib unb reißen bie franlbeitöen f)öftg ein.
$ue fürtaurenb bo$fürßt. ^öd^fler protection ....
af)mflatt, b. 9tn 8briS 1757.
Groer fiodbfürftL Gminenfc werben aus benen ofentlid&en äeituugß
pläteru allfdbon entnomen b^ben, was großes ungelüf uns ben 5ten lau«
fenben monats juegeftofen, bas ift ber erfolg, wann nicht in geit oon
fieberen oortbeÜen profittret, * bem feinb jue feiner 33erftärfung raum ge-
laffen, auf feine aufdjjeiuenbe Übermacht §ue tnfjl gebauet, unb bie gebüb*
renbe bispofitfonen unterlaßen werben, ber oerlauf fo oibl mir roißeub
ift oolgenber, als bie allirte armee in ber gegenb leipjig cantonirte unb
unfere norpofien bis an bie t^or fireiften, audjj anfangs in erfagter ftatt nidfjt
mehr bann ungefähr 1000 mann pretfen lagen, barunter oible fadben
befitiblid), würbe nidbtS ^aubtfäd^tid^ed unternommen, fonbern bem feinb
jeit geßattet ftdb §ue oerßärfen, welker auch bis auf “ mann angeroadbfit,
na$beme wür in ben tritten tag in oor erfagter pofition fiunben, fame
nachts 12 ubr orbre aufeuebredben, bie baubtarmÄe joge fidb in bie ge=
genb meifenfels befehle erfagten ort mit franfcofen benen SBagerifcben
Sataüions unb bem Regiment Sroegbrfif Dberrein, feine burdjl. prinp
(Sari Sluguft oon Saaben &urlacb fir. General oon wilbenßein teutfeborbens
Dritter unbt teb würben mit 13 $ata(ions nadjer Hamburg an ber fala
(Someubiret, i<$ aber mit 4 Satallumö unb 7 felbftufen an bie b au & t=
prüfen bep Äefen betad^iret l ), umb atfenfals bie retirabe $ue bebefen,
eine fer mißliche Gomifcion, oolgenben Xagö würbe oon bem feinb weifen=
fels überfallen *), bie befafcung wäre nidbt auf gemtgfamer fyute, in beme
bie ftatttfior eingebauen unb ber feinb eingetnmgen beoor ficb bie Gregs
*) 1. c. V, 194.
-) barüber 1. c. V, 106.
V
90
C. $reil)crrii ». 3 1 o $ i n g c n
£rupen famleten, bie frangofen fjaben bie preifen trep mal oon ber
prüfen djargiret als fie aber nid^t gebft^renb fcconbiret würben, fid re-
tiriret, unbt bie prüfe in branb geftefet, ben nemblic^en tag fernen feine
burdt* prmfc Garl Sluguft mit nod 9 Sattalions gue mir, nid^t minber
ber SOtarquis gouftin mit ungefähr 1000 frangofen, groep tage barauf
befommet berierter 5ftarquiö orbre fxc^ jue ber fjaubtarmee gue verfügen
um ber beoorfteijenben bataiüe mit bep 311 fein groei tage fdien uns bas
gtüf gtinftig, geft alten ftarf canoniret rourbe, unb ber feinb fid^ immer
gurüfe goge, bife finte mad^te unfere Gomenbirenbe all gue Fef, ber 3te
STag als ber 5te n>ar iener fo uns »ollflänbig gue grunb gerietet ')/
beebe armeen lagerten fid uortbeiEtjaft auf anfjöhni, ber feinb galtet feine
Gaoalerie in ber tiefe verborgen, unb machte ntine abermateu $ue meinen
unb fid nadber merfeburg 3ite gieren, unterbeffeu aber rend^irte ber Völlig
feine Srupeit unfere mouoements genauefi beobad)tenb, unfere £rupen
verliefen ihren SBortfieil giefjeten fid in bie tiefe, unb o$ne gemigfame
bispofition gue madEjen mürbe mit ber Äepf. unbt Steides Gaoallerie auf
ben feinb lofigegaugen, meid) er fid mercnber gcit auf bie an^ö^e gog mit
einem entfefcliden Ganonenfeuer bie unfere bemiHfomete, ber fituS f>at
verurfadbet, bas eine fuglen fo bas erftere treffen verfehlet bem jroepten
unb tritten grofen fdaben oerurfadet, bie fepf. Gourafiier unb Greps
Dragoner*) haben tote lernen gefodten 5 ), metlen aber bie frangöfifd&en
nidf)t ein gleicbes getrau unb bie infanteria fie nid^t gebüfjrcnb fouteuiret
fonberen eine grofc mänge ohne attf ben feinb gue diargiren fd^önblidber-
toeife unb in gröfler unorbmmg eutlofen, bnbeit mür in einer hafbcnjhinb
in Gonfufion meiden unb bem feinb gemis 30 Ganonen überlaffcn müffen,
oon ber fdnmb. Infanterie roare fein mann bep ber amtee, fyoffentlid
mürben unfere leute nidf|t fo fdledfjt gethan fyaben, burd bie forfiirte
retirabe fepnb uns uihte inamt giirüf gebliben, melde ber uns volgenbe
Portion mögen oermutljltd gefangen befommen, equipage tntrb uihle g es
miffet, mann ein &od- löbL Greps und burd namhafte bouceur uidt unter
bie arme greifet, ift ber gemeine mann unb offteir totaliter rouiniret,
mür merben muihmastiden in frattfen unb benen Grängen poftirung halten,
x ) 3djlad>t bei iHofr&cttf).
8 ) Xätigfeti traten ||ier bie Faiferlicfien ftegiin enter : Süraffiere Sretladj, ßüraffiere
Srauttmanäborf unb bie §ufaren 3re$enp, oon ben Ärciötruppen Hurpfal^Müvaffiere,
SBürttemberg» unb 2tnäbcufj*)£ragonev, „bie noch leiblich jum SHufmarfdje Kamen", ferner
bie §obeti 3 oUern* unb Sapreutl^üraffiete, Bei benen bie 3Ranöoerierfä^tg!eit nic^t au?'
reicht, „fie gerätsen in Unorbmmg unb bringen audj $ertmmmg unter bic anberen";
1. c. V, 215.
*j (9. äRajor non Tretrad) tericfjtete ; „bafi Feine ber anberen weiten roollte unb
cmanber iotdiergeftalt in bie Weficbter f>ie6en"; l. c. V, 278.
Beiträge pir Wefäic$te ber StetcfjSannee.
9t
uiemahlenS ift für bie fubfiflenj einer armee unb bereu ßouferpciliou
wenigere forgfalt getragen worben/ bie confufton ift uufer anfang unb
enbe/ was wür an tobten unbt bteffirten, ift wegen ber oerfprengung
nicht 311 e roiffen, obrift graf &nuhfeS ift rermuthlichen tobt, fo halb
eine tifte jue h<*nb befomme, werbe felbe 6wer £o<hfürftt. ©minenfc imtcr=
t^änigft überfchifen jur fürtanrenb ©odbfxlrftt- ^ö^fter protection ....
falfelben b. lOtn 9 bris 1757
©wer jQod&fürftf. ©minenp werben aus meinem oon faalfelben unler=
t^änigfle abgelajfenent fdhreiben bes mehreren erfehen höben/ wie erbars
mungSwürbig unfere umbfiänbe, es niminet bas ungtfif liehe fcfiiffal noch
fein enbe, fonberen fcheint, bas unfer ©omenbitenber bie Sfteichstrupen
oollfomentlid) $ue grunb rieten wolle, wür fielen bet) unb in £of einer
baregtifchen ftatt in bent ooptlanb ahn benen fächfifdjen ©ränfcen obn 3
weit blauen/ eine lanbfdjafft bie eramet unb an ben mehreren betürfnuffen
abgang/ jue bent ift fie mit mannfehaft überleget. 3)i e an bie Reichs«
Operation« <Sa§a angewifene genetals unb ftabs Partien fepnb uortreflidh
bebaut, Bamberg SBürfcburg ©oburg $ilburgfyaufen sc. höben fi<h bep
i$ro $ur<hl. bem prinjen loßgefaufet, erftereö unterhaltet feine Furcht,
mit bero gefolg gratis in bamberg/ fennen oolgfam ihre wmterquartir
fambt noch beträchtlichen gelb fummen frep in bie d^atouille nerfd^tieffen/
nürenberg ift ebenfals nicht umbfonji ihre garnifjou abgenommen worbn,
barept hat ein namhaftes an parem gelb unb eine golbene repetirnhr
mit ftein nerfefeet für bie äftabame The§ geopferet nicht minber bie f epf.
unb SReichslfoeranten 3uben frantel ihro — feine ®urc3hl. aber nicht
nur ich fonberen ade Beichstnipen fagen öffentlich/ bas wür bie fc| lachtopf er
eines unerlaubten eigennut}, unfer gemeiner mann ift ohne fleine montour
alfo awar, bas §erf<htbene fein hemmet auf bem leib bie fchuhe unb
ftrumpf jerriffen, bie mehtefie groffe montour ift nicht jue reparieren/
weilen felbe theils burdh bie nefe unb abgang tüchtiger gelten 1 ) an bem
leib tsermobert/ theils auch burch bas Vampiren unber ftepern himmel
bep faltet Witterung oon bem feucr, umb welches ber gemeine 2Jtann unb
offteir gleich benen hunben ohne ftrohe ligen ntüffeu, oerbrant/ bie pa=
gage bet officirs belaugenb fo ift oihles oerloren gegangen/ bie über-
bleibfel aber in fdjjlechteftem ftanb, ich felbflen habe würfligen jwep pferte
oerloren/ unb werben (ich me hier fchwerlidf) wiberer holen, ohnerach t ein
namhaftes übet bie portionen füteren Iafen, wann ein $oehlöbl. ©repö
uns nicht unber bie arme greifet fepnb bie officirs oon fortun auferftanbe
*) Über beit fanget an 3 e ^ en i* 1- c. V, 4-1.
92
D, greiherrn n. @ t o lü n g c n
ftd) roiberumb jue equipiren, bie überige aber muffen fitf) fet roehe thuu,
unbt ift öannach bep iepigem ©omenbo nichts als proftitution jue geroarten,
roas ©roer ^ochfürftl. ©intnenp pffühtmäfftig imterttjänigft anmerfe, ift
nebft nodj mehreren jue erproben, bie Äapf. ©uraffter, $ufaren unb ©ras
ttiper 1 ) fagett ohne fcheue, bas mann ber prinfc non $i Iburg*
häufen Cfinftiges Qa^r roiberumb ©omenbiret, fie ibue
oon bem pfert Ijetunterf chieften roolleu, ein 5linb non
12 Sauren mürbe ju einer action beffer anftalt gemacht
haben 2 ), gerois ift, bas alles bennaffen jue unferem oerberben angeftellet
Toorben, bas ber ßönig in preufen feiner $ur<hl. oihleö jue oerbanCen;
roiir fennten nach benen oorgeroefteu umbftänben nunmehro meifter von
reppjidj unbt nahe bep breßben flehen, ohne groferer gefahr als iepo
ausgefepet ju e fein, feit poniatuca unbt ootfici ift in benen hfftorien
fchroetlich eine gleiche unorbnung jue erlefen. ich h°f? c feine ©ycellenj
ber §r. general felbjeigmeifter tanbgraf oon fürftenberg ro erben fleh nicht
abroenbig machen [affen felbften nacher roienn jue gehen, unb nebft feiner
©peetfenp £r. general SBaron oon Srethfach Cepf. mcp. bie oottftanbige re-
lation afferunterthauigft jue entrichten, benen fepf. £rupen unb Reichs
ftaabspartien toirb bie pfert unb ntunb partion p. 20 ß bezahlet ohne oon
benen iiberigen utüitäten melbung jue thun, gefambte &r. officirS unb
gemeine getröften ffch, ©roer fiochfürfil. ©minenfc gnäbigft geruhen toerben
bie oerfiegung jue machen. Daß roür bis jue ber ausrutung in bie Sam-
pagne oon benen tioeranten befrepet, unbt bie portiouen oon ber ©reps
©afea, rote felbe benen abmobiateurs bejahtet toerben 8 ), Bejiehen mögen,
eine noch bep fiegenbe mebiocre bouceur bürfft als bann uns in ben ftanb
fteüeit roiberuntb gebührenb equipirter juerfchetnen, bie tioeranten h a & cn
fidj fer fehlest gehalten, geftalten felbe bie £rupen öfters noth lepben
laffeti, unb bie offteirs genöthiget getoefen umb unerlaubten preis in orth=
fd)aften, too bie fourage teuer toare für eigenes gelb jue erlaufen, rote
ich bann in ©ifenadh 8 oiertel haber umb 13 ß bejahten müfen, es ift
jroar in erfagtem eif enach ein ©repSmagajin angeteget toorben, meines
aber faurn etttäfltcb bie erftere &r. generals über groffe equipage jue er*
nehren, bep benen ©atholifchen Regimentern haben roür benen abmobia-
teurs an ber pfert unb munb portion 4 Cr roürtenberg aber nur 3 Cr jue
') 6i« gemffrfjtes Detachement oon f. !. ( 5 ren 3 * 3 nfanterie unter bem (Generalmajor
von Bonbon.
-) 1. v. V, 28.», roo bem oietoerleumbeten (Generale eine geregte SBürbigung
SUtciL toirb.
3 ) Über bie Betrügereien ber Lieferanten unb BeftcchUchfeit mancher Benoaltungßs
ornnne f. 1. c. V, 49.
Beiträge $ur ©ejd)icf)ie ber SReirffSarniee.
93
rufe taffen mfifen, ich fdjretbe roas $r. obriffc non oge mir münbtidhcn ge=
melbet, belangenb nun beit gemeinen mann, unb beffen ifyn gebuhreube
2 S brobt täglich, fo fan ihnen auf bem tanb nor 4 fr in ben flattieren
aber p, 5 fr eine e^rlid^e ^ausmaunsfoft oerfdhafet werben, mithin jur
trüber rerfleftung ber ftei neu montour ein gimltdheS erfparet, bie abmobta-
teurs r ß ben f!<h nicht gue befthroeren, bann fte erroeislidben übet 3000 §1
monatlich profitiret, es ift nichts neroes, fo ©rote fiodhfftrftf. ©minenfc
unterthänigft uortrage, gehalten roüt anno 34 et 35 eben f als uufere
portiones von ber ©reps ©afja ber gemeine mann aber in benen fiodjs
fürftl. loürteuberg. I an ben ftatt bes brobts bie ^ausmannsfoft genoffen,
unb nebft benen gefambten Xrupen ein bouceur abgereichet toorben, rooe=
gegen groar ber ©reps Rath öttinger gewaltige etnroenbungen inanen
wirb, roer feine oorige umbftänbe fennet, leicht exakten mus, bas ein
nefas fotd^e fer geenberet, ^eute laufet bie oerläfige nadfjricht ein, bas
ber König non preufen neuerlich in böheimb eingetrung. bas ein aber-
maliger effect ber übereilten unb nidht angeorbnet. action, toür flehen fo
ausgefefcet, bas bep gefdhencr attaque uns bie retirabe in baS;gebürg
allein Überig.
3ur fürtaurenb £ochfürftl. protection ....
4?off bn 29tn 9briS 1757
©wer £ocbfürftl. ©minenfe gnäbigftes rufantroort fdhreiben gibet mir
gu e entnemen, toas groffen antheü ©roer ^odjfövftt. ©ntineng an unferen
üblen umbftänben unb äuftetfter ©onfufton nemmen, bife roirb nicht leicht
gue heben fepn, gehalten &r. general gelbmarfdhaflieut. graf oon roittgen*
ftein in bepfeiu bes £r. Wegs ©omtf arii 3 e< h o er nemmen (affen,
bas bie intention feinet ©odhffirftt. burdhl. bes Herren fierfcog bie ©reps
trupen in fo lang in unorbnung gue erhalten, bis hö^ft benen felbe er-
jagte trupen ooHfomentlidf) gur freper bispofitiou übertafen mürben, gue
bem enbe ihm $r. generalfelbmarfchadlieut. anbefohlen rootben, bic bep
benen löbr. Regimentern »orhin angetmfene $r. offteirs gue rüfe gue nemen,
unb bie h<*ubtpuncten nidht gu eröffnen. <So groffer gefahr mich butdh
bife an tag ligenbe gefinnung ausfepe, fo (affen meine pflichten nidht gue
ftiüe gue fdhroeigen; unter ber gleichen particular abftdhten mus ber ge*
fambt fyotfylöbL ©reps unb mhte ehrliche (eute namhaft lepbeu, mann
fomenbe ©ompaigne nicht anbere mefurs getroffen werben, fo ift fidh
eben fo roenig erfprislidjes gue oerfpredhen; roer bie grünblidhe umbftäube
unfereS h^ft betrangten RUlitair ohne parteplidjifeit einfihet, roürb er-
fenen müfen, roo ber £aubtfehter fielet, ©roer £o<hfürflL ©mineng £ö<hfte
protection unb gnab ift iene fttipen, roorauf ftd) bie ehrlich unb trep ge-
94
0. greisem; v. 0 1 o n g e n
filmte oerlaffen unb ift gang ofjne gmeifer, bas eine getafene aber grünb*
tid(j mad^enbe uorfteflung eines fepf. £>r. 2Kiniftri mebrers als bie böftig*
(eit beptragen würbe. 2BiH man uns in bienftbaren fianb berjleflen, mus
erblichen n eines unb tüchtiges gemebr nach art ber feg. fönig. lErupen
mit treg ringen, als woburdj ber fcbaft fer gefchonet wirb, angefc&affet
werben, fetbes aber beffer unb genauer ban nortjin gegeben oifitiret,
bas catibre ift auf 2 totfi gue oerauorbem, bamit bie fugten fo et lieb
unb groanfcig auf ein leicht pfunbt geben bie gehörige fpifytung unb bureb
bie oerfdhleitmtng bas gef<bn>inbe laben ni(bt gebinberet werbe, auch mus
bas geroöhr leidet unb nidjt gue lange fegn, ich glaube bas erfagtes web*
am beften non ber neto aufgeriebten &ep. ftöngL fabrique in ©arlsbaab
gue erlaufen, bann benen fuler, bie fieffifebe untertbanen nichts gutes gue
guetrauen. SBegen ber pronianttinerung unb nötigen fubrmefen tnirb eine
gang anbere einriebtung gue mad&en fegn, meine unoorgreiflicb Pflicht*
malige meirnmg geruben ©wer $o<bfürftl. ©mineng aus ber begtag gnäbigft
gue erfeben. bie ben 5tn unglüflüb ausgefallene action mar alleranftat=
tung halber unmöglich gue geminnen, begiebe mich btfen puncten betreffenb
auf meine norbinige untertbänigfte beriete, eine meitere betaite habe nicht
in etfabrung gebracht, fürftenberg unb baaben werben fidf) beffer als
anbere ©TepS ©ontingentien gehalten höben, bo<b niemalen nermögenb
gemefen fegn ber unerhörten unorbnung inbatt gue tbun, man mürbe uns
fdjroaben beg (egf. 3Heg. niemalen fo fer oerungetimpfet höben, mann
bem 3ub franfle bie abmobiation überlaffen, unb bie 3 meg £r. general
felbgeigmeifter ft<b mit bes ©omenbireitben fiodjfütftl. burdj)!. betten be=
tragen fennen, ich molte roimfehen, bas meber ©reps mürtenberg noch
burfach beg uns, bann beeben beg oorfallenber action nicht oibl gutes
gue traue, es miOf oerlauten, bas erftere ihre munitionsfuglen an einen
2ftarquetenter nerfauffen wollen, festere aber ber megterei fer ergeben
unb ihre pregfifd&e gefinmmg nicht oerbergen fennen. 3ue belaueren ift,
baS felben wahrhafte relationes erftattet werben. 2Bür haben bep nuferer
armee gmep generalfelbmarfdhaflteut. angefteHet feben niüfen bie meber in
ßegf. Äönigl. noch ©regf. bienften engagiret, bergleicben oerfabren tbut
biüich ebrßebenben gemüteren tüfefi gue bergen liegen, gage begiebeit unb
nichts tbuen, ift bas betragen ber niberträchtigen, welche bem näcbften
ben fpan in ben äugen mit grobem gefchreg geigen, ihren paffen aber
nicht feben wollen, übrigens ift uichtes oorgefaüen was ©wer $o<bfürftl.
©mineng nicht fchon einberichtet, unb höben mür feine refolution über bie
wohl oerf affte legiere ßodjiabnfebliche ©reps referiptum, bereu mür tag«
lieh mit begierbe entgegenfeben, umb unfer fdjiffal gehöriger orten am
bringen gue fenen. £>er $r. generalfelbmarfchaHieut graff von wittgeuftein
Setträge $ur ©ejdjidjte ber 3ieid}dannee.
95
befiubet ftch in fet mifflid&en umbßänben feine gefunbheit betreffend fo
jwar bas felbe fd^merlid^en bas ftrülje fahr erleben bürffen, id) beforge
affiges ben bicuft betreffenb ohne mir bepgehen jue laffen ihnen bic fd^ue^e
aus$uetretten ob. mir ein befonbereö merite jue machen in ber ruffidfjt bas
in gleichenforfaffenheit mir ein nemblidjeß wüiifchete, hoch getröfie mich
bas bep norfaHenber abenberung auf mid) um fo mehr SRefleyton gemalt
werbe, als mid) bifer begnäbigung roütbig gemacht jue haben beglaubet,
unb bie bemeife $uema<hen ohnfötoehr fallen werben. 3 UT ^bd^fien pro-
tection ....
$off, b. 7 ybriö 1757.
(Sopia ©Treibens
non
bes Gommanbiereuben £errn ©eneral gelbmarfdjallert Sßrinjenß ju ©achfen
$itburghaufen fifrftl.
bb. Samberg 25 9br 1757
SBohlgeb. Stephen!
Stlgee^rter &err ©eneral Schwad) tmeifter !
Stachbeme ber winter, unb mit folgern bie jeit hnannahet, welche
hauptfädjlich babin oerroenbet werben muß, bafj bie trouppen in ben
ftanb oerfeßet werben, fünftige Gompagne mit aller oigeur aus unb
gegen ben feinb )it rüden, bem $erm ©eneral 5elb2B9R. aber nicht
litimiffenb ift, bafj bep benenf eiben ficb otte mänget, als gum eyempel
in ber befpannung ber artifferie, $toniant-magen unb ber gleiten mehr,
welche in benen Operationen hfaberlich fepnb, oorftnben ; als wirb ber
4?err @eneralgelb2B3Kr. nach feinet beften Äänntnuff wiffen unb gemiffen
nicht allein affe bisherige mängel unb gebrechen anjeigen, welche nach
ber fepbigen erfahrung bie trouppen außer ftanb fepen ftch berfelben im
felb rechtfchaffen ju bebienen, fonbern auch jugteich an $anben geben,
wie am ffiglichften ein unb auberem abgeholfen werben fönite, wormit ?c.
Gopia Antwort ©Treibens
an
b.b.
t>eö Gommanbirenben ©erm ©euerale £3» ©fjlt
oon mir
bem ©. g. 9B. fffteifter ^repherrn oon SRobt.
£of 7 jbris 1757
Guer £od)f. b. bifen oormittag h Q i& 9 ubr empfangen ©gfter.
orbre gufolge fofle meinen unterthänigfl ohnmaßgebltchen oorfchlag bahin
96
C. $reii;eirn u. 3 1 o fe i n g c n
gehorfamß eröffnen/ baff weilen mir nur affe guroobl befamtt, wie ntle
mängel bep bes fiothlöbl. ©djroäb. <£repfeß trouppen unb beffeu milita=
rifchen einridjtung oorßubig, ber Antrag fiauptfädjl. gu thun, baß wegen
bem proniant
1°. eine anbere einrichtung gemalt — biefes nicht mehr benen
Qiiben ober einem admodiatori fonbem einem verpflichteten SDber=(£om=
miffario, bente wohl ehenber al[f fyntn bie ^öd^fle inteution bes ©om=
manbirenben ®errn ©enetalen wegen norfepenbeu mardjen unb aufgu*
rt^tenben SKagaginen angunertrauen, übergeben unb unter feiner pfiicbt*
mäßigen $irection bie epgens aufgußeffenbe proviantfuhren unb Sßferbe
beforget werben folte. — Betreff ber Slriiffcrie wäre.
2° hö<hß nöthig, bur<h epgens angußhaffcnbe tüchtig — ünb fiarfe
artifferie Sßferbc, wie fie bep franfretdh geführet werben, jebe ©anon
mit 2 begleichen, ober 3 geringeren eben auch bie munitionswagen auf
fold)e art gu befpanen: bie Dbforge bariiber einem beftänbtg babep
bleibenben friegS ober anberem ©ommijfario — aufgutragen, unb 3h mc
einen gelbnorrat gur hanb gu geben, baff was an ^ßferben ober fonß
etwann abgienge, fogteich wiber erfepen gu fönnen, unb ba —
3°. bas famtliche gewähr ent web. fd&abhaft ober untauglich, wäre
auf anfchaffung neuer gewähr nach bem bepfpil beret fapfert. mit
3 ringen, woburih ber fchaft befto beffcr gefdjonet wirb, nicht weniger
4°. ber ernjilid&e bebaut gunemmen, bie leuthe ben rotnter hinburch,
fo oi( es bie Witterung gugibet im chargiren, unb gefdhwtnb laben gu
üben, welches befonbers gum tßeil bie officirs nothwenbig hätten, ba
bergreich, von hoch nnb töbl. ©tänbeu gefteffct worben, bie bauon noch
wenig unterricht unb begriff beßfcen: es iß gwar von feiten bes hochföbl.
©repfes Br. £odjf. ®ur<hl. bes Sfteg. £errn fiergogen gu SBirtenberg
errichtetes eyercitium beliebet — aber nur was bie &anbgriff unb etwas
non ber chargirung betrifft, bodj fefjr unbeutlich im brucf h er au$gegeben
worben, wie nun gu erlernung beffen bie geit gu furfc obfchon bamit gu
©außatt ber aufang gemacht worben, bie (eute aber in ihrem ehenorigen
eyercitio barburch confns werben mähten, baß Bie weber bas alte nun=
mehro recht wißen, weniger bas neue in fo furger geit begrciffen formen,
fo iß bermal anberft nichts übrig, als im gefdjwinblaben, abfeuren, unb
benen ©hargirungen, fo nil möglich, ©te fertig gu machen, was bes
J&errn ©eneral fjelbgeugmeifters Sanbgrafen non giixftenberg ©rceffenp,
unb nach 3h mc ber bahier fehr franfligeube fierr ©eneral 5elb4Warfdjaff
graf non witgenftein not inßructiouen haben, banon iß mir weber com*
mu nt cation gefchehen, noch etwas befannt, unb gleichwie bep ber ©repS*
generalität ich ber jüngße anwefenb, mehr nicht/ als bep bes $erm
Beiträge $ur ©ejdjidjte ber SeicfjSarnice.
97
©arbinalen unb bifd^offen $u ©onftanj ©tninens alß bem ©rft
außfchreibenbeu ©regßfürften bte nötige vorfteßung ju ifyun, welches
nicht unterlaffe, unb bereite begehen, hauptfä<f)li<b fommet es auf bie
£o<hfürftt. ©regß außfchreibenbe gefamtfd)aft befonbetß SBirtenberg an,
benen fachen unb aßennöthigen anföaffungen ben behängen tctb ju geben,
um baß militäre in orbnung jubringen, unb jurn häuften Herren bienft
ju qualifirirn.
Übrigens fofle ©uer £ochffirfH. burdjl. unterthänigft nidjt bergen,
baff/ ba ber gemeine mann ftati verhofft — unb fetyr benötigten rointer
quartieren — um bares gelb leben muS, $um theil feine grofe — übet*
haupt aber bie vößige ffeine montour 311 fejen, bityt begfammen 3a
6. unb 8. in einer Stuben einquartiert buidj baß ungejifer $u grunb
gerietet werben mug, tmb an allem abgang feibet, ohne außbitf ober
etwelche doucenr vom botbföbl. ©regß in bie länge nicht belieben fann,
jutnalen auch befannt, wie bargegen bie fagf er liehe fonberbar bie ©avaßerie
im winter quartier gebalten, bifem aber nid&tß jugehet, beg 3ffime enbli<b
auch f(bn)ürigfeit ju beforgeit, unb berfelbe wegen abmangef au allem
3u fünfftiger ©ampagne nach erforbernuff nicht $u gebrauchen fegn
börffto p. p.
&aß ©wer ßochfürjK ©minenj mein untertbänigften Bericht nebft
begingen jue gnäbigfien &anben gefomen, wiß nic^t jweif len ; unter beffen
entnemme, baß eine fio<hanfeblid)e ©regßverfamliuig in ufm {ich unfer
beg fegf. 9Jteg. fräftigft verwenbe, bamit wür rninter quartier jue ge»
niejjen, unb aitburch in ben ftanb gef e bet werben, bmmenbe ©ampaigne
equipirter erf feinen ju fennen, täglichen wirb ber &. DberEomifiariuß
öttinger fyiev erwartet, umb ein fo anbete neue Verfügung jue machen,
welche vermutlichen vortbeifbafter für bie abmobiateurß als ßftilitar»
perfonen auß fallen wirb, eß ift bie orbre ergangen, baß von benen 9 tegi=
meuteren unb ©omifiariat baß gewähr unb jeller foflen burchfuchet wer»
ben, erfiereß belangenb, fo muß faft aßtgeß new gefdjiffet, bie fd)l öfter
unb fchraufen repariret auch frifch eingefefcet werben, bie mirteiol taugen
jue bem iebigen epercitio ebenfalß nidjteß, bie läufe fegnb nicht gleich
in bem ©aliber. 9 hm geruhen ©wer ßodjfürfil. ©miuenb gnäbigft jue
ermegeu ob bie reparatur eine $ue raten, auch $ m ber ftatt hoff nur
ein büchfenma^er befinblich meine ohnvovgreiflich unterthänigfie meinung
iß, baß voßfomen neweß gewähr, unb {war von ©arolßbab, aßwo eine
fer gute gewähr fabrique errichtet worben, angefchaffet werbe. $te
3eften befangenb fegnb bie alte gar ni$tß tauglich, bie newe aber 5ue
brauchen, bo<h foßte 6eg wiberanfehaffung ber bebaut genommen werben,
»fett. S1ert«Ii«frf$. f. SaiAcfgefö. 9t. XX, 7
98
0. # retberm ». ©to^ingen
bas fo Id;c in beut fafe umb ein jrotFel weiter, unb groildh non gfeic^er
qualitet erfaufet werbe. general felbmarfchallieut. non witgenftein
fegnb in fo üblen gefimbheitsumbftänben, bas fie ben tointer fd^incrUd&
überleben werben. Gin feinblid/eö Gorps non 5000 mann unter Go=
manbo beö general ßeitfy fielet bet) Gamnifc, melden ber general
fiabid obfcroiret, unfere fitwatton in &of ift gar nicht oortheilhaft* bie
mir juegefommene fd&lefifche natfjricbten fdfüieffe abfchrifftlidb unterthanigft
bei), es will oerlauten, bas eine netoe nerlegung ber trupen nächftens
in ben oorfchein fönten werbe. £)a$ ©wer fiochfürftl. Gmirtenb nicht nur
gegenroerthtg beoorftehenbe Sahresabwechfelung fonbern oihle nolgenbe
in ßochfürftt. wohlroeifen erleben mögen, ift mein trep benoteter wunfdf).
fiojf b. 19en ybtis 1757.
©Treiben aus bem Säger bei ©chroeibnifc ben 9. 3)ec. 1757.
Selten babe fd&on berietet, baff ber Äöntg non Sßteufjen felbflen
mit einem Gorps non ungefe^r 15000 SKann über (Börlifc, (Botbberg
bei Sßarchwifc an ber Ober angelanget feg, ju folgen nun f)at er bem
3?erneljmen nach bie non ber Seoerifchen Slrmee fo an Gauallerie unb
Snfanterie o^ngefe^r übriggebliebene, bie auf 10000 äßann gefdjäbet
worben, au ftch gesogen, bann ^tte ftd) auch non bem feitifchen Gorps
etwas mit i^me conjungiret, unb non bem £ewalbif<$en Gorps fegnb auch
10000 SRaim aus ^ßreuffen bar^u augelanget, nicht minber ^at er aus
(Broßglogan fo niel h^tausgenommen, b a£ mir 400 SRann SBefa&ung
barinn geblieben, alfo bafi er eine Slrmee non 50000 3Rann jufammens
gebraut, mit biefer bradE) ber Äönig am 3*™ bteff non Sßarchwifc auf
unb nähme feinen SRarfö gerabe nach Steumarf, ben 4*5» langte bes
geinbes Slnantguarbe fd^on in aller frühe bafelbft an, belogirte unfere
in biefer ©tobt gelegene 300 SRann Kroaten unb Sefereg 1 ), h^uete
mehreften banon nieber, machte bie übrige auffer ohngefehr lOOÄöpfe,
fo fich mit ber flucht falniret, ju (Befangenen unb hatte auch felbtgen
£ag einige ©chamtifcel mit unfern £ufaren unb ben fä<hfif<hen Gheoaur
legers fo unfere Sloantguarbe auSmachten. Unfere Slrmee brach ben
4*?n aus ihrem bet) SBrejjlau gehabten Säger auf, paffirte bie Sohe unb
bas ©cbweibnifesSBafTer lagerte fich alsbenn eine ©tunb wegS oon bem
SRarft-gfefeu Siffa, wo oorhtn lange 3«t unfer ^aupt^Duartier war,
foldfjer gefialten jroar, baff bas 3)orf Slippern auf ben rechten glügel
bas ®orf £roblaab Ä ) gerabe oor bie SRüten, ober bas Gorps be SBataifle
l ) £ic ^clbbäcfcm, beten 2 'Bataillone tiroaten unb 2 £>ufareitregh
meiiicr fommanbievt roaren, 1. c. XI, 15.
3 ) JytobcliDib.
Beiträge jur (Slefc^ic^te bev 3lei$3cmnee.
99
ber Strmee, unb bas 3>orf Serben ') vor unfern Hufen ^tügel, ba$ SDorf
Sora 2 ) aber hinter ber Bitten ber Strmee ju Hegen fam. £)as Rabaftifdjje
©orps pofürte |l<b btefen Sag hinter b«8 anbere Treffen, unb machte
nebji bem ©orps be Referoe bie 3 ^ Stnte aus, obbenante erftere 3
Dörfer vor ber fronte mürben mit ^ßiqueten unb ©ren abier- ©om p agnten
ftarf befefret unb in folcher Sßofition bliebe unfere 9lrmee o§ne bie 3«fto
auf^ufebfngen bie Radht §inbur$ bep bem ©eroebr liegen, eine Stnnb
rot Stags mar f$on alles atfart unb bas Rabafiifdhe ©orps mardhirte
tinfs ab, poftirte ftdfi Knfer ©anb bes obbemelten SDorfs Seiben in jroep
Treffen, mit Rnbrucb bes £ages aber fabe man fdjjon bie feinbli^e
Sfoantguarbe unb gleidh barauf nad^beme ji<b ber eingefallene Siebet in
etmas uerjogen, bie gefamte feinblt<$e 2trmee auf ber Sfoböbc bes SDorffs
Äom 5 ), fo eine halbe Stunb gerab non bem 25otff Xrobloroife 4 ) an ber
großen £anb=Straffen Heget; anmarchiren. Soldjje mar (flirte, halb mit
rechts halb mit finfs en orbre be bataiHe auf unb bann mieber ab$u=
marebiren immer einige 3J?anöt>etS unb unfere Ratten mit bes getubes
Borpoflen mittlerroeif immer einige Sdjarmiftel. 2öie ber ßönig
von 3ßreuffen aber fabe, baß unfer regier gtügel gar gu gut pofiiret
mare unb vermut^!, bureb feine Spions erfahren, baff bep bem Rabafti.
©orps bie SBiirtenberg. unb Baper. $touppen maten, ju roelcfj erftern
mir felber feines fonberl. guten uns jemabls oerfeben; fo änberte er
auf einmal bureb SEBabtnebmung eines Signals feine SMflpoftHon unb
mard&irte rechts gegen unfern tinfen gtüget, mcltber befagter SDtaaffen bas
Rabafttfdbe ©orps bajumabten aufimatfjte, nnb obngeadfjtet baff fotdher
ebenmäßig gut pofiiret mar, fo fienge er bo<b bafelbfien um 1 /sl Uljr
bie Attaque an, unter mäbrenber 3eit blieben mir in unfern erftgenom*
menen 3)ispojitionen gang rubig fleben. So batb aber 3b ro Äöntgl. Roheit
Sprinj ©arl non Sotbringen unb unfer ©err gelb=üflar(ball. ©yc eff. faben,
baff ber $etnb mit feiner gefamten Rtadht rechts abmarfdjitrte, fo mufte
auf bero orbre unfere 9lrmee b^lb (infs machen unb söge ft<b aisbann
burdh baS $)orff Selben gegen unfern tinfen Flügel. S)ie Regimenter
fo unfern linfen $lüge( ber groffen 3trmee auSmad&ten, langten auch juji
gu foldjer 3**1 bep bem Rabafiifdjen ©orps an, als ber Äönig non
$reuffen anfienge bas Rabafti. ©orps in ber fjlanque gu attaquiren ; $ue
foteber fjlanque fhinben einige teutfdhe Bataillonen, fo ber ©err ©eneral
Rabaftp biefe gange ©ampagne von ber Sürmee bep fidh gehabt, meld^e
*) £eufhen.
'-) Kolonie Saara.
s ) Borne.
4 ) ftroGelroifc.
100
0. 3rei$emi o. Stofciitfleit
bem geiitb jlarfen roieberfianb traten; roie aber Das geuer an Die
SBürtteiiberger Gruppen tan i, fo retirirten jidh folche mit fiinterlajfimg
ihrer ©tüfe uub mehriften gähnen, baff manche nur einen niete aber
oieHeidjt gar feinen ©<hujf gethan, mit fiinroegroerffung beß @emebr&
alfo gleich &uruf unb brauten baburch nicht allein bie 9agerifcheii
Xrouppen in Unorbnung, fonbern fogar unfere £rouppen in ©onfufion ;
<£s mürben baheg non unfern ©eneralß unb ©taa6ö*Dfficierß auch anbern
Dfficterß alles mögliche angeroenbet, bem geinb SBiberftanb ja thun, unb
unfere Seute fochten als roie bie SÖroen, b^ ten au $ ben geinb gu 2
biff 3 mahlen roieber auf, man befefcte baß ®orf £eiben febr ftarf unb
biefeß b^i bem geinb febr nie! Seut gefoftet, biff er eß behauptet, allein
ba et unß bermablen mit ber 9Rad)t weit überlegen wäre, immaffen unß
burch baß Slusmeidjen 12000 SRaim 1 ) Sßürtenberg. unb 9 aper. Srouppert
entfall en, fo ©üeberroeiff ^inipeg roaren, fo ifi nichts anberß ju thun
gemefen als auf eine gute SRetirabe $u gebenden, unb biefe nähme nach*
beme baß Keine geuer unb auß ben Kanonen gegen 5 ©tunb gebauert,
abenbß gegen 5 Uhr gegen Sijfa unb bafelbft über baß ©dhroeibnifts
ro aff er ihren anfang, welcher ehe noch in beftmöglidbfter Drbnung ge=
fdheheit unb roobep unfere (SaoaHerie, ro eiche ber ©eneral ©erbeüoni
commanbirte, red^t prao gethan. 2)en anbern £ag als ben 6. retirirten
mir unß über bie £oh gegen 9reßlau unb oon baljer anhero gegen
©chroeibnifc. 3n bie Stabt 9reölau haben mir 13000 Sftann hinein-
geroorffen unb fepnb auf 6 SDlonath mit htatöngtiiheH ^Sroüiant oerfefien,
ber geiitb h at ftch m bie anlieg enbe 2)örffet um bie ©tobt gelagert
S)er SBerlufl unferer 'Seite belauft fid> auf 0000 3Rann *), an bleffirten,
gefangenen unb lobten. SDer ©eneral oon ber ßaoallerie £uquefi M ),
©eneral 2Rajor 9rgfä, ©tollberg unb Dtterroalb 4 ) fegn tobt.
*) Regiment ©pipnaß, baö Seibregiment imb bie Regimenter ^rinj Souis, Rober
unb Druchfeß. Die nmrttcmbergifchcn Regimenter räumten ihre Stellung, ohne ben
SCngriff abjutr arten. 1. c. VF, 27. Der ©eneralfelbmarfdjatt o. ©pißnaß berichtete
cm feinen $erm, ben ^eqog oon Württemberg : Die Offiziere oom erßen bis auf
beit nieberfien bcjeugten burcbgcfyenbS eine aufaehmenbe Sraoour unb Dapfcrfcit unb
mürbe getoiß oon @to. £o<bfürpl, Dur$l. Stujiliarforpff ein ©roße« gethan rcorben
fein, toenn nur ber gemeint 2ftatm feine Sdjulbigfeit hätte tßun rooüm, allein eß hatte
berfelbe einen fo fdjlecßten ÜRuth, baß beffen Conbutte auf getoiffe Sßeife ber cor*
maligen Stuttgarter ^ipotte glcicßfam. §ergog Äarl ßugen oon Württemberg unb
feine 3 e *t* |>erau3 gegeben oom SGBürtt. ©efdndjts« unb Stttertumßoerein. 0. 127.
s ) Der öPerrcicf)if<hc 93erluft belief ftch auf 3000 Dote, 6000—7000 Semmnbete
unb über 12 000 befangene. Der preußtfcbe 5Serluft toar an Doten unb Senounbeten
223 Offiziere unb 6169 9EWann. 1. c. VF, 41.
s ) ©raf Succßep.
4 ) ©eneralmafor $aron Cttenrolf.
4
Beiträge jur ©efcfjicfjte ber Bteidjdanttee. j()|
h
©eneral-^elb'ÜRar^aff. Sieut. Stafjremberg, SJtaquire, Raffer bleffiret.
3Ran regnet beit feinbl. Serluß gegen 8000 üWann uttb ber feinbl.
(Benerat Ärugan 1 ) iß gefangen.
fernere 9lad&rid&t aus bem Ä. Jt. Säger Dberbogenborff ben 12 £br.
SDen 9. als ber §einb gwifdjen Stffa unb Sörefflau Sictoria geföoffen,
machte ber ftd^ audb in Srefflau geworffene (Benerat SBed einen Ausfall
unb trajf aus betten Sufdjwerfen fo wohl, baß er 1600 9Ma nn gefangen
gegen 3000 ßJJann gufammen genauen unb afte ©tüfe fo ba$ bafetbft
ßehettbe Corps b at te (: beren 22 fepit foHen:) roeggenommeit, maffen bev
geinb nur btinb canonirte. ©s fcheint als giefje ft$ fetbiger in bie
3Binter=Quartire. (Beßren fepnb einige 1000 3ftamt reconualeSärte
Erouppen bist eingerufet unb es werben berern noch mehrere erwartet
unt bie Regimenter wieber nerßarfen gu fönuen, unb fobann werben wir
gegen 23reslau einen ßarfen ©orton sieben unb bie Artillerie gegen
Böhmen in bie Sßinterquartiere neriegen auch bie Bagage gegen ßöitig*
graft fenben, guntablen burtb 3 tägen ©$nee unb Regen fället, baff
Rtenfcßen unb Sieb im gelb nidß weiters beftetjen f Annen. Söer
©eftroeibnift nach ber Eroberung gefetjen unb jefto betragt, muff fidb ver*
wunbern, wie es in fo furger 3^t bergeßatten ausgebeffert unb mehr
wie gunor beneßiget werben fönnen.
©feß hiebei unweit Radm ben 13. jbr.
©ein £ödjßen fep ©anf es iß für uns wieber etwas confolabter.
Durch 2 ©äge verlautet non aßen «Seiten, ber geinb fyabe unweit Siffa
wieber eine empfinblicbe ©djlappe befommen. 25er Jgerr ©eneral JJanuS,
beffen unterbabenbe Xrouppett Rdft unfern biefer (Begenb beßnben, b^t
an nertnubenen Jreptag bep SBarta gwifdjeu ©lag unb granfenßcitt eine
ißreuff. Conooij ruinirt, 2 goß ©elb a 8 Zentner erbeutet, welche nach
©lag fontmen fotten, attwo ber ©olbat wegen bes ©elbmangels tag.
nur fo viel als einen baföen ©rofeben 6cf|lef. ©eines befotmnt, nebft
1; 2 ffi gefalgenen gleifch. 2)er fiolg mangel foU auch in ©lab hart
brufen.
gfrepburg non 13. ybr.
3Äit ber glüdl. Affaire bes ©enerat Sied b öt f* feine Richtigfeit,
unb bie ©tabt Sreslau begeiget ß<b gegen uufere ©rouppen fo, baß ße
es anftero rühmen unb Öffnung machen, baß es ihnen an nichts mangeln
werbe.
*) Generalmajor von Ärotforo venouttbet unb gefangen.
102
£. ^ reiftet: ni o. 3 1 o ^ i n g e n
2t*aß Do u Icfetcrer unglüflüh in fd&lefien für und außgefaffeneit
action gefprochen wirb will mir nicht juefommen naih juefagen noch weniger
ber feber an jue »ertrauen, geroiff ift, bas roür eine fer empfiitblidje
f^Iape bauon getragen, obmo^Ien bie fdjjroäb. Infanterie an allem notige^
Saht fürgefallenen nicht ben geringften theil, fo mfiffeit roür both in
unferm fchledfjten rointer quartier bie fdfiulb frembben uerbredhenß büfen,
$ue beme fornmet noch bie neuerliche abfd^ätjung ber gclbt forten abfeiten
beß lobt, fränfifdjen <£ret)feß in einer 3^it/ roo amroenigfteu bäumt bette
gebaut roerbeit f ollen, uub bic nötigen uictualien in baffen preis ge=
fügen, <£roer ^odbfürftl. Eminent gerufen in gnebigfte erroegung §ue jiehen,
roaß groffeß nad)tl>eit beneu fiodEj unb löbl. ftänben ttnb gefambten 3Rifc
tair anburch juegebet, betn gemeinen manu fatt mit fueg reitend fein uer*
tueft aufgebürbet roerben, unb benen offteirß thut ieber freier fer rochc,
id& will mit ftillfd&ro eigen übergeben bie beftänbige unrube unb fatiquen,
welche bic immer antaurenbe mouuementß ber preufen in betn anfränfeen;
ben SBoigtlanb uerurfadhen. 25?ann roür nun eine foußprife oerfiteten wollen,
ift erforberlüf) bichte fiegfamen uerleget jue bleiben, beß gemeinen folbaten
ligerftatt begehet auß roenigem ftrohe, barauf eruofget, baß felber ftdh
uon bem unge^ifer nicht reinigen fan, fonberen notbgebrungen bauou jue
grunb gerietet roerben muß. feine ©ycellenj ber £. general fetbjeuginetfter
lanbgraff uon Jürftenbcrg roaren bie roeqnadbt fepertage in £of umb wegen
ber pofttrung newe nerorbnung jue machen, weilen bie jroep ©uraffier
Regimenter S9retlatf unb ^rautmannßborff nebft Würfeburg Infanterie
naefeer Söheim aufbrechen foüen, bie Reichßgeneralitat ift nicht gutt jue
fpredfjen, baß ihnen bie uerfeoffte Winterquartier abgefd&lagen worben,
ihre gage ift ohnehin anfehlidf) genueg, baß fie ftdh begnügen fenneu,
fonberbar bie einige roeldhe jroepfach Riehen, bei unß überigen mögen bie
uerfe Sic vos non vobis mit gröffter bittidhfetth appliciret roerben, unb
fo uerne nicht jimltche oeranbenmgen für gehen, unb seitlich bie erforber=
liehe ueranftalt getroffen wirb, börffte fünftige ©ompague nodh weit be=
fdjroerli^er außfaüen, ganj fadhfen auffer bem attenbnrgifchen ift auß
gejeferet, böheim eruimret, bie fulbifch unb hefftfehe lanben uon benen
franj ofen biß auf baß blut außgefauget, fommen erfagte fraufeofen
jue unß gue ftefeen, fo fepnb wür ohne fchtbl. fdhroertftrei<h fdjweher
gefchlagen, bann bife leute ftch aUigeß alein gue eignen, unb einen uner*
(aubten troff mit fi<h fih^en, bie beebe natioueß roerben fi<h uiemalen
betragen, general graf non roitgenftein leben 3 war noch a ber in fer
betrübten umbftänben, an beffen plafe ift $. general felbmarfdhaü Sieut
uon &0I6 in $of angeftellet, mit beme gar roohl auß jue fomen. alle
unß gue geftoffene befihwernuffen, uub ber lefeli<h empftnblidhft erlittene
Beiträge $uk ©ej'djidjte bec SReidjdarmee.
1Ü3
vcrlueft fepnb bie volge ber bep midien uttb roffbach muifjiDittigenoeife
verlohrne action, uttb fdjiänblichcr retirabe, ed ift mir ber wahrhaft plan
von ber SBataille butch bie juegegen gewefene Sfttgenieurd mit juetljetfeu
verbrochen worben, bann iener, fo von bem Gomenbiteitben nadjer roienn
abgegangen/ ift rtid^t e<f)te, worauff jue erfehen wem bie fdjutbe fyaubU
fachlichen bep jue meffen. 2Sie verlautet, ftoffet bie aus Manöver gewichene
fo genannte Reutralitatdarmee }ue benen preuffen, gott gebe, bad wör
und mit benen öftereid&ifdjeit trupen vereinigen, wo aldbann wegen ben
übel gefinnten & luteranem vorforg gemalt werben tan, heute fangen
wir an mit benen $. offtchrö auch lniterofftcirß $ue eye reiten, bamit felbe
in ben ftanb fommen ben gemeinen mann absueridjten, unb fie bad
nötbigfte jue hö#en betten bienfte erlernen, wetten von vibteu fer
fd&löferig traftiret worben and etmanghmg f(butbiger übficht ber
ftaabdoffteird. $. obrift graff fugger l ) f feinet geneiget §u fepn bie generafc
abjutanten {teile gue fud)en, ich unb bad gange Regiment werben mit
wahrem vergnügen attthunlid&en vorf $ub geben, geftalten fepn unartiger
bumor bep fiarfen täglichen trünten unerträglich, ober friegds
Gomiftariud von Öttinger ift einige tage bi*? gewefen, unb mit benen
proviant liveranten einen neumen accorb errichtet, nicht minber von gelle
in bem gotaifchen 400 ftfite neu w cs gewähr für bie grenabierd befteüet
unb wegen reparirung beff alten accorbiret, bad uorgegeigte mufter, fo
bep feiner ©yceffeng generalfelbjeigmeifter gtie fehen befomnten, f feinet
fer gut, bad wünfd&ete fambentlid^e Regimenter betten betgletcheu, hoch
erfaßt feine ©yceHeng unb ich fepnb ber meinung, bad für bie Tropen
verträglicher, wann ftatt bet Keinen montour bad äquivalent an paarem
gelb oon einem fiodblöbl. Grepd abgereichet würbe, bie mehtefte grobe
montour ift butch bie wenige obforg für bie folbaten, wie (Swer $ochfürftL
ßminenj fchon unterthänigft einberichtet jue grimb gerichtet, unb bad lecber
wert wenig werth, als will bie nothburfft erheifchen auf bereu newe
onfdjaffung bebaut $ue nemett. ber lutherifche felbt mebicud ift giinlich
unflciffitg in bem lagareth, gue gutter beforgung ber tränten holte bed
boctor frawenfned^t eingefchifted project ungemein vortheilhafft, wegen
begafftung ber Portionen wirb bep buthhaltung anftanb genommen, vor;
gebenb ed fepe unbewuft wie ho<h felbe gue bejahten. 3 UC fürtaurenb
£ochfftrfl[. ßödfjften hulbeu ....
£of, b. 7 Sanuarit 1758
*) ©raf Stnion Sigmunb ^ugger ju Stdtenfels unb $ietcnf>eim, geb. 20. Jvebruar
1715, geft. 10. September 1781.
104
0. SJreiljetrn o. @totingen
3lu6 trüften urfad^cn habe ©wer fiochfürßt. ©minenfc nicht ehenber
untcrthänigß berieten Fennen, baß fdfjon abgewichenen monat ber ftönigl.
preußfche geheitnbbe Slath uitb ober falfcfactor von often bur<h bie Fegf.
£ufareu ^ier^ero gefänglich eingebradfjt worben, er iß ein oemttftiger
Äop f, unb $at ffch oor jahren a(S gefanbter in ber fatybutg. ©mis
grationSangetegenheith gebrauten taffen, ben tag unferes einmarfches in
ßof iß er von ba auf $ftafd>aue fein (anbgut in oogttanb abgegangen,
feine unerlaubte beföäftigung war, bas er Feg. beferteurs auch preußfche
fo in bife gegenb getontmen bem fetnb guegefdf)iFet nicht minber (euten
bie gue benanter armee mit obres ge^anbtet pä§e ertb eilet, affiges
ausfpionieret, mit bem Äönig, gen erat rmnterfetb unb generatabjubanten
lentufus 1 ) fer oerbächtige ©orrefponbenj gefü^ret. bamahts ftenge bie
franf^eit bes general roitgenftein fdfjon an gue gue nehmen unb
&odS>biefetbe oon geit gue geit gue betiriren, bahero mich noth getrungen
bes ©ornenbo unterbieten muffen, einige fugten ftdj bie fchwacheit beä
generaten gue nufc gue machen unb aus (ut^erifd^em eufer ben be=
ri erteil often feiner gefangenfd^aft gue befreien, welkem unoerantwort?
liebem unternemmen mich Fräftigiß entgegen gefefeet, unb meinen abjiu
banten mit ber poß nacher Samberg abgefchiFet, unter beffen aber ben *
arreßanten unb ferne fd^rifften beßmöglidf)tft oerroahreu taffen, beg beren
burdhfuchung $abe noch ein fo anbere pieces gefunben, welche ihm feiner
©erbrechen überweifen Fennen, bas mehreße unb oermuthlich ©erhäng?
U<hße hatte er oortjin auff bie feit^e ge raum et, bie beg i^me oorftnblidhe
1 200 Sfah* ÄönigL fatggetber fepnb nebft feiner perfon gnäbigßer orbre
be$ ©omenbirenben £o<hfürftl. 2)ur<ht. gue oolge nacher ©gcr in fcharfeßer
©erroahrung gebraut worben, wie oertautet iß er bifer tagen gefdfjloffen
nacher wien abgegangen, 3b ro £o<hfürßt. $urdEjf* ber marggraff oon
Sareptt) fegnb über mich fer ungehalten, weiten in benen actis auch
beträchtliche fd^reiben oon ber fraw mavggräftn Röntgt, fiodieit enthalten,
ba nun bife unguabe aus beobadEßung meiner pflichten h^rriert fo über?
trage ße mit oihtem oergnügen, nur wunfdfjete bas feine flegf. Äönigl.
s JJieg, meines aller untertt)auigften bienß eufers benachrichtiget werben
möchten, oou bet höheren geueralitet habe mich weniges gue getröften,
bann felbe fich unfet bebienen wie ber aff ber Fape, ich hübe oon benen
$aubtpieces Copias vidimatas in hünben behalten umb allen falls ben
erheifchenben gebrauch wachen gue Fennen, h eu *h e tufheii unfere trupen
ad interim in ihre oorige ftationes unb werbe nachthuntichfeit trachten,
bas unfere franFe beffer als bis bato gefchehen, beforget werben, ©wer
■) 3 dp io uon Ventil lu$.
Seitrffge gut ©ejdjidjte ber Steidjäarmee.
105
©ochfürftl. @mmeu$ gnäbigfte rufantmort non biu 5tn. ©urrentis ift
tnir jue ungemeiner Confotation jue gefomen. 3 U fürtauernber S r °-
teftion ....
©off b. 14 tu 3<muarii 1758 .
Cntlichen habe ber wahrhaften grunbriff ber beg mieten ober toffbadb
oorgefüffenen unglüflidf)ifien action jue ©anben befomen, bifer geiget
f tätlich, bas unfere armee ihren oortbßit oertaffeu, unb feine gute nadj=
rieht oon ber feinbtic©en pofttion gehabt jue beme fegnb über 23 Satta*
lions unb bie mehrefie grenabtet Compagnien weg betadptet worben,
unb iwav an foM&e ort wo fie inacttu bleiben müffen, wemt felbe bis
auf wenig Comenbirte jue bebefung ber brüfen gegen roeifenfels mar=
fahret mürbe ber feinb feine fteüung nothgetnmgen geänberet ober gar
ft<h retiriret haben, ich fan mir nicht anberji einbilben, als bas feine
Furcht, unfer Comenbirenber oermutbet ber feinb siebe ftdj jue rüte /
weilen feiber rufwartbö beS laagets (ich formiret, unb hinter ber Infan-
terie bie Caoafterie oerbeiter gehalten, fo halb feine Shit#!. in ©odhßer
perfohn, beoor bie armee in orbnung geftanben, mit ber fegf. CaoaHerie
ben angrtff geroagei, wäre ber oerluft ber SattaUie unoermeiblidb, unb
mann ber feinb oon feinem ftge profttiren wollen, mürbe nicht ferner
gefallen fegn bie unter Comenbo beff prinjen oon 2>urlach ©ur<hl. beg
fofen gefianbene 15 Sattalions nebfi 14 ©renabier Compagnien wegen
*
unferer besaoantageufen läge ein ftuefchlieffen, mit benen Canonen oon
benen nach gelegenen anhödjen in grunb jue fcbieffen, unb entliehen gue
aMegung bes gewebtes jue nötigen. ©eine Furcht, ber Comenbirenbe
fegub ben 19tn. oon nuerenberg nacher mienn abgegangen, unb feine
©yceffenfc ber ©. general felbjeigmetfier (anbgraf oon fürflenberg bas
Comenbo übernommen, es börfte ftdh fiegen, bas ber ©. general SÄajor
oon SRofenfelb, welche oon fegf. meg. beg ber Keichsarmee angefMet,
anbermerts emploiret wirb, fo gelanget ahn ©wer ©ochfürfM. Cminens
meine unbterthanigfte Sitte mir gnabigfl behilflich gue fegn, bas an beffen
Rette angeflettet werben möchte, fernen höhere, bie nach ihrer gelegen*
heit© gebienet boplete gage stehen, fo ifl es mir uic©t sue mijjbtttichen,
mann ©wer ©odjfürRI. Cminens mich B ue protegireu gnäbigft geruhen,
jweifle nicht an eroolg meines glüfeS, gepalten in gegenwärtigen seiten
auf bie auSfchreibenbe für Ren refleyion gemachet werben mus, ich biete
auch meinen roiberig gefilmten ben trufe in bem bienfie mir etwas aus
Suefieüen. 3 ue fü* taurenber ©ochfürfU. ©öchfier protection ....
©off bn. 28tn Sanuarij 1758
106
D. SKtycrm v. Stofcinßcn
$urch ©. fiaubt. oon ©erleid abjubanten bep feiner ©yceffenj Herren
general non ffirßenberg entnemme geßren, bas erfaßter feine Sycelleii$ ben
antrag machen, bas mir non einem ©ochlöbl. Sreps her felbmarfdjaßlieut.
Saracter bep geleget merben möge, mann f)ierunbter feine particular
abßdfit nerborgen mete, mürbe feine ©pcel. untertfjänigfien banf jue er«
fiatten ^aben, atein beforge nid^t ohne grunb, ba$ ber antrag mir an=
burdb bas SRegimentsSomenbo jue entgehen, unb ©erren graf fugger
o. ®utenijeimb in bie ©änbe jne fpihlen melden falls megen nerhteft ber
obrißen gage unb portionen ohnmögfidb fünftige Sampaigne befielen funte,
fan ©. general felbmarfchafl Iieut. graf non roitgenßein als ftraufer bifes
emolnmentum geniefen, fxnbe nicht mie mir mit fug regten ein fold^eö
abgetrufet merben mag, ich grünbe meine Hoffnung auf bie ©öchße pro«
tection unb gnab ©roer ©odjfürftl. ©minenj roo$in mich untertf)äntgß ge«
Ejorfambft erlafe unb in ttifeßer ehrfordß erßerbe ....
©off bn. 9tn februarii 1758
@s haben uns nor etlid) tagen bie in bem ©rfcgebürg. Sreps ligenbe
preufen etmann in 3 Satattions mit fo nieten ©ufaren fdbroabronen
© efle© ertb fer attarmiret, geßatten fte mit einer trup oon ungefähr
1200 mann unb einigen Kanonen bie in planen geßanbene fepf. ©ufaren
belogiret, nid^t minber ©Isnifc, mublborff unb überige SbutfWßfö* ftättidjen
befepet, bep bifer gelegenbeit iß ein febarmfipet §roifcben benen nortrupen
fürgefallen, als aber ber ©. Obriß non ©öttoS ©plenifchen l ) Regiments
ihnen entgegen gerufet, haben ße bie (tätlichen befepet gelaßen unb fid&
nach planen jueruf gezogen, geßren mürben non berührtem ©. obriß
8 friegsgefangene anbero gefebifet, bas gegeiuoärtig an ben Srättpen
ßebenbe SorpS mirb uns nicht attaquiren, ob aber fein ©interbut ner=
borgen, mus bie Seit lehren, meilen mür feine fpionen haben. ©. general
non milbenßein unb ich machen alle nötigen anßalten, bamit mür nicht
überfallen merben, bie ßtuatioit non ©of iß fer besanantageufe megen
antiegenben an bö eben unb balmegen auch oorßätten unb ab gang einer
orbentlichen ßattmauer. Wann meinet es nicht gut mit uns fchmaben,
bann mür alein ber mehreßen gefahr auögefepet, unb feine utilität jue
geniefen. SBon ftuttgart fommet bie betrübte nachricht,. bas baö (Steps bou=
ceur in gar menigem beßehen foffe, unb ber Steps SRatb öttinger bie
abmobiation gefainbter SReichSarmöe erhalten, nicht minber ber antrag,
baS bie ofßcirs ihre portion es in natura beziehen müfen, auf bife arth
fan fein ofßcir beßehen, mann ©mer ©ochfürßl. ©minenj uns non bem
') Ungartfd>e §ufarcnrcgmicnt ispCtmpi.
4
Beiträge jur Öefdjidi|te bei 9teid)3aimee. j07
augenföeinli<heH umbfiurg bufö $ö$fle protection nföt retten, liget alle
unfere Hoffnung gue hoben, imb werben vihte, umb ffö nicht gänglföen
gue rouiniren, noth getrungen quittiren. 3öer fomenbe ©ampaigne ©omen=
biren wirb, ift gue bato unbefannt, alligeß gehet in größer unorbnung
gue, wie fierr obriß wa$tmeifter non ©teinßborff, fo erft auß bö^eirn
gefommen, wir melbet, würbe wann in ©arotßbaab föon gemachtes gewähr
gefnnben ^aben, unb ba bie biföfenmadhet wenig ober gar feine arbeit
bette bie reparation föne II not ffö geben fennen, ohnerad)t meiner vor=
jteftung ift mit einem faChfen gotaiföen gewähr liveranten ber accorb
errfötet worben, wo felbeß in preuftföe ^&nbe gue fallen außgefepet,
bamit wür abermahlen groffentheilß unbrauchbar in baß felb sieben, auf
bife art fepnb ehrlföe leute gue betauten, weföe nebft ihrem vermögen
bie reputation einbüffen müfen, fo verne ©wer ßochffirjU. ©rninenp alle
faumfeeligfeiten, unb gefliff entlieh unferem ©orpß gue gezogene gering
föäpung punctatim einberföten Tollte, würben vihle bogen erforberet, mir
aber nföteß anbere als eine unerträgliche Verfolgung überig bleiben, gue
fflrtaurenb h*föfter protection ....
£of bn 26tn. gebruarij 1758
©wer £ochfürfil. ©ntinenp berichte in epte, baß bem anföeinen
nach bie frangofen ftarf müfen getiten fyabm, weilen bur<h &effen ein
einbrudh in franfen beforget wirb, gue bem enbe bie Stefößarmee orbre
erhattn, p<h ungefaumt bep ©ulenbach gue fammten. 3tn bem Steinftrom
iß man ebenmäfftg in forgen, welches barauß abgue nenimen, baß feine
churffirftl. gnaben in mapng ben £. gencratfelbmarföaü lieut. von
SBilbenpein guerufe beruffen, umb wegen h<fö em after beß bafigen
fr ©omeubanten baß ©omenbo gue übememen, ein föreiben von erfagtem
SDGapng melbet, baß ein theil ber frangofen p<h gegen fpeper unb ftraß-
bürg stehe, was mm an ber fach, bie geit lehren wirb. 3ue belaueren
ift, baß noch wenig gewähr repariret, mithin bie ©repß trupeu in
föted^tem befenponß ftanb, unb benen protefianten nichtß guteß gue gue=
trauen, ber fr general graf von SBitgenftein muß franfheit halber in
fr>f gueruf gelaffen werben. ®i e vihte geföafften geftatten mir nföt ein
tnehrereß gue berichten, empfehle mich gue für taurenben frföfürftr.
$ö<hften fr u Iben
froff ben 29tn SRartij 1758
©uer hcföffrfH* ©naben berichte unterthänigft, baf? bie gro§e fapf.
armee ben 3ten in ber nacht gegen 9 uht nach vorhin erhaltenem berr=
Iföem pge von bem feinbe überfallen unb auf ihre nadhläffigfeit terbe
108
0. grtiljertn g. @ t o i it g e n
6d)täge befommen, obngefäbr 300 offtjierS unbt 40 tamms verloren
unb gänplicben verfprengct worben. $ägli<b ftnben ft<b beten non allen
nationen ju ^uubcrt unb mehret in Aemnip ein, man wirb ben toasten
Sterluft wegen beffen Söeträcbtlicbteitb ntemalen in erfabrung bringen,
beebe armeen flehen ganfc nabe bet Qreäben, frepberg ift oertaffen, unb
fobalb fi<f> bet feinb babm wenbet, bleibet ber fcbwadjen SReicbSarmee
nidfjts übrig als ft<b gegen £of gutücfjujiebeit, ich bin fo beforget es
möchte auch Bresben verloren geben, wir fantonnieren umb Aemnifc
unb bie fcbwebre pagage ifi in Dlsnij, weßbalben ft<b jebermann elenbig«
lieb behelfen muß, biefes ift ber eroolg beb böHifcben SRißgunftes. SBie
vernommen ifi ein allgemeines (Steps Gonvent würfligen verfammlet,
babero Gure bo<bfürfHtcbe gnaben geborfamfi erbette bero anfebw
liebe gefanbtfebaft inftruieren, bamit mir bie bem Gommanbo ber
trupen geworbene Silage unb meinen $. ©erfahren angetpene Douceur
juegebaebt werben möge; bie viele ungewöhnliche fatigues f<bwft<ben bie
gef unb beit unb bie große Neuerung erforbem einen ftarfen 3 l, f a fc
eigener Mittel, fürften unb ©tanbe eines löblichen GrepfeS fepenb allju
gerecht, als baß $ö<bft- unb $odj)biefelben verlangen, baß mit auf
fünftige feiten webe tbun folten, unb ba niebt nur umb baf gelb, fonber
auch bie ehre biene, fo lebe ber getröfitieben b°ffnung, Guer ßocbfürftl.
gnaben fieb gnäbigfi gefallen laffen werben mir vetbülflieb ju fepn, baß
mit bem felbgeugmepfter Garafter umb fo mehr fonfoliert werbe, als
bas decorum eines fo anfebnlidjen GrepfeS allerbin gs erforberet, baß
beffen trupen von einem generalen fyofytn ©ang* fommenbtrt werben,
unb weiten Dberfiablmfir frepb- v. frepberg bie SRitterratbfielle
erhalten foHe, fo lege midb wieberbolt biefer Gbarge wegen Guer bo<b ;
fürftl. ©naben untertbänigfi $u füeffen $u fürroebrenb ^öd^fter pro=
tection
Aenmip ben lten Dtooeinbris 1760
Gwer fiocbfürftl. Gminence geruhen aus ber anlage bie copiam ber=
j[ eiligen confignation ju erlefen, welche wegen ber beit ltn BbriS Gr folgten
Groberung ©d^roetbnij an unfereS comanbirenben 3fetbs3Rare<hal
Grceß. Gingefduft worben, ba man vorbero nichts pofttives Grfabreti,
muffte biefe ab warten. ©on bem aigentlieben Hergang ber fach ift bi**
nichts befamtt, als was Sflajor griconi an $. obrift graf SErucbfeff
von Staben von Bresben aus febrifttidjen Grlaffen bS, nembticb ber
ftönig fein verfcbanjtes läget bep jauentigg verlaffen, unb auf oltmatau
marfebirt umb ben felbjgmftr. laubon auch aus feiner pojition $u
bringen, ber felbjgmftr. b ätte aud) fogteicb alle lagerauffießet voraus
^Beiträge jur ©efc&idjte ber SeidjSarmee.
109
wtb bie armee na$ marfdfjiren taffen, bem föntg folgen, mit einem
corpS aber von 12 fouftlier Satt unb 8 grenab. SattaiDonft wäre er
ben 30tn. 7bris nachts gegen f<$n>eibnib geruft, um 3 u$r foldfjefi atta=
quirt unb um 6 u$r fru$e baoon fleh metfier gemacht, ben gröfften
fd^aben fol ein mit 800 centner Sßulner gefprengteft ÜDtagagin gemalt
haben. 2Bo ber lönig fic& n>tirfti<h beftnbe audjj ber $lb}gfir. taubon ift
ungetoifi bod& mie man fagt in ber gegenb SReijj unb münfterberg &u
fürroähtenber fiodjtfürftf. gulben unb gnaben au§ ^öd^fter protection
mich erlaffenb
felölager bep SBepba ben 12tn 8brifl 1861
€>ummarif$er Gptract beten unterm 1*” 8briä 1761
bep Eroberung ber geftung ©dfjroeibnifc, lobten, Slefiierten unb nerlohrett
gegangenen Äapf. ftönig. 3Rannfi$aft
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Xobte vom ^elbmebel an
Sleffirete . Sflajor
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über bifed quantum befinben fid) nod) ejtra jerfdjiebene anbere frieg« gefangene, reelle foQ(etd) noch nidjt renibiret werben fönen, wer;
unter bann auch bie in benen $reu«. fajaretf)# befuiibene fronte annoch tmjuredjnen fönten mtb bifer reft fid) ftber 1000 Wann belaufft, au
Jroptyeeu fepnb erbcutfjet worben 25 gähnen, 1 paar fil 6 eme j * urfen
1 paar fup ferne I ^
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(gptract über bie heg ©türmuug ©djroetbnifc gemalte Sßteuffifd&e Äriegögefangene.
Beiträge jur ©eföicfjte ber SeidjSarmee.
11t
Snoentarium über nad&benanteö »eufcgefdjfifc, fr fi<$ in ber gefhmg
@<$n>eibnit, auf benen äuffeten forooljl, ata inneren werfen norgefunben ata :
an geföüj
1. ber 1 ffig eiferned gatconet
70 ber 3 1
28 ber 6 | ffiig metallene
14 ber 12 J > ©tü<f
26 ber 12 ffig eifeme
24 ber 24 ffig metallene
2 ber 7 8ige ßaubijen
8 ber 10
5 ber 25
1 ber 30 - Sige SKetaBfene
12 ber 50 ► SJlortierö
10 ber 60
6 ber 60 Sige eiferne
2 ber 75 ®ig metallene t
®*9 C metaKene ©tein Portiers
211 ©t. gefdmfc
135 fianb 3Jtortierö
an Sßunition
89 760 @t. Karabiner \
1 300 600 ©t. gttnten | ? atronen
6000 ber 3 )
6000 ber 6
12000 ber 12 I ®'0 en Rationen SartoitdieH
3 000 ber 24 J
121 955 Sarabiner |
2 687 614 glinten } @teine
45 394 ber 3 1
9000 ber 6
35000 ber 12 ’ ®*0 <n ÄU 9 Ien
33 683 bet 24
1 000 ber 7Sigen SJomben
4000 ber 10 |
2500 ber 25
1 400 ber 30
8583 ber 50 \ Si ß e S3ora6en
5 263 ber 60
764 ber 75
112 ftretymn o. ©tofcingen, Beiträge jur (9ef$id)te ber 9Iei$3armce.
1 200 Zentner ^ulner
100 Zentner Sunten
3876 500 Karabiner \
4 603280 glinien f ^A 1 -
9 000 6 t. 6dE>anä=3 eu 0
Sanebft b a * fab ein ißarc ober Referee norgefunben, beßebenb aus:
97 ferneren 3JJunitionß=raägen, welche aber wegen ßürje ber
Seit nodj nid)t renibiert werben fimnen.
2 SRegmtß. 6 tii<f
1 $eer;&$agen mit 3 paar Raufen
1 geuerroerffcflaften
15 3eug=2lmtß=2öagen
9 oorrätfjige Sonetten
2 gelbfd&mibten
SBrtef ber ©attin beß ©cneralfetbmarfchalHieutenant an ben 3 fürßbif<bof
unb ftarbinaL
Sa mir bie betriebte 9to<bri<bt $u obren gefommen, baß bn. 29tn
abgewü(ben Hftouatß in ber nnglicflicben action beg gregberg, üßein fierr,
in bie Äeniglicf}e preififdje gefangenfebaft geraten, fo weiß ich mir nicht
bejfer ju raten, alß Guer £od&fürflli<b ©minenj umb bie bc<bfc gnab 511
bütten an prinj #enricb ju febreiben, nnb an $u f neben, baß mein fierr,
auf parote entlaßen werbe, not we($e beebfa gnab, i<b ben nntertbenigßen
ban! erftate, nnb in bieffiften SRefpect oerfjarr, ....
B. de Rodt nee Speth.
Drfenbaufen ben 13tn Sfrmemb,
1762
(Sin frEti&ftiüröiger mbfdiniä in ber (gfifäldif*
ber j&tabt BJarbadj a. B.
Sßon (Sari ©eita$ec.
$)enfwürbtg barf bo<h wohl bet 3^^ aUT n in bet ®efd)i$te bet
©tabt ÜWarbad) a. üft v ber bur<h beit 14. SWärg 1749 einerfeitd unb ben
Sfofang bed 3amtarö 1753 anbrerfeitd begrenzt ifl, genannt werben.
9m 14. SRärg 1749 fam Sd)illerd Sater in Sarbach an, Anfang Qamrnr
1753 h a * er bie Stabt mieber oerlaffen.
(Sine ©arfiellung btefeö 9bf<hnitted in ber @ef$i$te ber <5tabt 9ftar=
badj ifl fyier erftmalö oerfucht. SDie 9rt bed uor^anbenen Queffenmateriatd *)
nötigte, ed bei ber 3eUhnung einzelner (^arafteriftif^er Silber bemeubett
gu (affen.
1. $ad Ändere ber Stabt
3>rei mächtige £ortürme bitbeten bad SSa^rjet^en ber Stabt 9ftap
ba$ in jener 3*ü* „Obered £l)ot", „SKeccarthor" unb „ Sftif fodthor "
mürben bie $ore genannt über benen fitf) bte ftümte erhoben. 9n
jebem ber £ore wartete ein Torwart feined 9mted. $)ie Stellen mur«
ben jeweils an ben 2J?eiftbietenben vergeben. ©afür flofj ber 3^, ben
ber Torwart einjugtehen befugt war, in feine Xafd^e. Durdb ben SRagifirat
ber Stabt war ber Setrag, ber erhoben werben burfte, genau beftimmt
gffir einen Sagen j. 9. waren 8, „für einen ftarren" 4, für ein Stücf
Sieh 1 ßefler gu entrichten. 9m „Oberen Xhot" unb am „SReccarthor"
waren Uhren angebracht beten Seforgung gleichfalls gur Aufgabe beö
betreffenben Torwarts gehörte. (9ta<h 3. Ä. Schillers SBeggang von
SRarbadh nrnrbe fein Schwiegervater, ber burch unglttdfttche Spefulationen.
um £ab unb Out gefommen war, Torwart am „Sftifladthor".)
3n ber £urmfhibe bed „Oberen £h orS " wohnte ber ßodfjro achter,
©r hatte bie „Sturm; ober $euer 3M)n, fo audgejtecft wirb, wann
Srunften audgehen unb gef eben werben", bedgleichen eine „ßedigte Salem,
*) @tabi* unb 9üntdpflegere4nungen, ©firgermeifterörec^nungen, ^eiligem unb
SUmofenrcdjmmgen, ^ofpitalrcdjmmgm, iHedjnungen beä flömericfjen ©tipenbiumd»
(9eri(btduroto!oQe.
Bftitt. mcrtf)|abrtb> f- £<mbc*geT4. s.g. XX. 8
114
Seilatf)er
bet) entfiehenber Scuetfl 0 efal)r nä$tL SBeil auSjubängen, unb bie refler
bet SBrunft bamit ans^atgen", 31 t Derroafjren unb enent. ju uermeitben.
SBeiter gehörte gu feinen Tienftobtiegenbeiten bie Snftanbbaltung ber auf
einen ije^oglidjen Sefebt vom 3. 3Äärj 1738 angefdjafften, in bem
„Äirefjlen neben ber ©och macht" auf bewahrten „28 glinten, 27 Öajoimetö
unb 28 SßatronsTafchen".
Tte Sftauer, bie äftarbadj rings umgab — nur wenige ©ebäube
lagen außerhalb betfelben — , batte bei ber SBerwüfhmg ber ©tabt burch
bie ftranjofen im 3abt 1693 ftarf üftot gelitten. TaS Ta<h auf ber
SOTauerltone mar bamals „ gä^licb eingeäfchert worben". 37tan batte ficb
nun „feitbero jroar angelegen fepn lagen, je unb je, roie bie Äräfte
©tatt unb 2 Imtö es gugelafjen, roieberum ein Stfitf mit einem Ta<b ju
nerfeben unb $u repariren, allein oöHig fonnte es hinc inde [gxübjaijr
1749] nod) nicht 311 ©tartb gebracht werben. " 3m ©ommer 1749
mürbe SDtauer unb 33eba<$ung ringsum mieberbergeftedt.
Ter nom $ranjofeneinfall b err ü^ ren ^ e Trümmerhaufen bagegen,
ber bie @tede bes alten SRatbaufes bejeichnete, blieb unberührt liegen,
bis ©er§og Äart, als er 1762 „bei ber SluSbebung" in Sttarbad) weilte,
fein emfili^es SRi&fallen über bie 23erun(ialtung ber 3ftarftftrage änderte
unb auf einen Neubau brang *). 3 ut folgenden Sabte mürbe berfelbe
auSgefÜbrt. S3iö ba bin biente ein ©aus in ber SRä^e beS $ranbpla$e£
als Statbaus. 3lu<h bas Sabebaus „norm SReccartbor" lag 1753
noch »öb unb roüjt".
3 n berf eiben 3 «t, in ber bie ©tabtmauer mieb erb ergeft eilt würbe,
ift auch an ber Stabtfir ehe eine gröbere Reparatur uorgenommen
morben. Ter obere Teil bes Turmes, bie fogenannte Saterne, bie ein»
juftfirjen brobte, mürbe abgetragen unb erneuert. (Ebenfalls im ©ommer
1749 mürbe burd) Einfügung einer maffiuen 3wifdjwwanb in bem
f$on ermähnten, neben bem oberen Tor gelegenen ftircblein, ber fogenannten
„©ct. SBenbelS ©appel", ein feuerft$eret SRaum für bas ©tabtar$it>
geraffen. 2öie im ©ommer 1749, fo ^errfc^te auch im ©erb ft 1752
rege fflautätigfeit in ber ©tabt. Tie SBieberberjieftung bes not bem
■ftedartor gelegenen SßafcbbaufeS in biefer 3 ßit machte meniger 3Rübe;
mit erheblichen Jtoften mar aber bie ®eberberfteflung bes „ © ch i e 6 b a u f cflW
unb bie ©<baffuitg einer neuen 3uleitung für ben SWarftbrunnen
nerfnüpft. ©djon feit längerer 3 eit batte ber SRarftbrumien, ber nicht
genügenb äßaffer geben roollte, ben Tätern ber ©tabt Sorge bereitet
®nbti<h, im ©erb ft bes 3ob reS 1752, entfchloffen jte ftd), es mit einem
J ) cf. Jpnffticv, 2)ie gerftönmg SRm&flc&s burdj bie ^vranjofen im 1693.
^oftiKoti, U/S. 1893 9lr, 81.
Öiit benftoftrbiger ftbfdjnitt in ber ©efdndjte ber (Stabt 3Rarba$ a. 9t. 1 15
„BronnenfChmeder" ju verfugen. 3n ber $erfou bes „Stfartin #agen;
toc$er oon XMhelberg" würbe ein foldjer berufen, derfelbe fanb wirtlich
jroei ergiebige Duellen unb garantierte/ „ba& bep trodenem Sßetter bie
2 Duetten 3 Stob?/ un b bei; nagem SBetter 5 SRo^r treiben werben".
Süd Belohnung für feine Xr beit würben ihm 40 fl. unb „3 ffllas SB ein"
aus bern Stabtfeffer in Xusftdd gefiettt „©egen 2 3Ronath lang incl.
ber barinnen fidh befunbenen ^efU Sonn; unb fjepertägen continuirt
ber SBafferfChmeder mit feinen Bemühungen, welche enbliCh fooiet ge=
fruchtet, bag bep ©nbigung bes ©efChafts" ft<h genügenb SBaffer geigte»
9hm war aber &agen(o<her bei bem Unternehmen „fo (eiChtfinntg ge-
wefen, bag, wenn man ex parte ber Statt flricte ^atte babep bleiben
wollen, er nicht einmahl nerbient hätte/ womit er nur bas, fo er mit
feinen £euthen ob ber Xrbeit verehrt unb bargetljanermagen fich über
50 fl. erloffen", hätte bejahten fönnen, fo bag fidh ber äftagtffrat genötigt
fah/ bie auSgefefcte Belohnung ju erhöhen.
©ine Xufjöhlung fämttüher in ben Urfunben ermähnten ©ebäube
ber Stabt würbe ju weit führen. ©$ genüge, nod) hinjuroeifen auf „bie
halben ber Statt, unb halben beni Xmt gehörige ao. 1699 erbaute
1 ßh 9 ficatd Sehaufung unten an ber SWarftgagcn", auf bie Xpo=
thefe, auf baS über bem ftunbament eines BegincnftofterS errichtete
Schulhaus unb auf bie außerhalb ber Stabtmauer gelegene, in ben
fahren 1450 — 1481 erbaute Xte|anberfird;e.
2. ©iuwohncr.
die Bewohner ber Stabt f (hieben iid) in „Burger" unb „Bepftjer".
1752/53 mürben in 3J?arbad& „278 Burger" gejählt. 5Die ©rwerbung
bes Bürgerrechts war mit beträchtlichen Äojien nerlnüpft. ©in 9Wan n
hatte junachft einmal 8, eine grau 4 fl. ju bejahten. damit nicht genug.
„2Ber jum Burger angenommen wirb, mug entweber einen Jeuerapmer
in natura anfchaffen, oDer gemeiner Statt banor bejahten ... 1 fl."
Xugerbem hatte jeber Bürger naCb einem „ha^fürftl. ©eueralrefcript"
„wegen bem ©enug bes Bürgerrechts jährlich oor alles unb alles 2 fl.,
eine 3Bittib hingegen bie Reifte mit 1 fl*" ju entrichten, demgegenüber
hatte bie „obferoantia", bag, „wann ein Burger angenommen unb
beapbigt " worben war, „einer folgert Sßerfohn aus bem Stabtf etter
1 95taS SBetn nebft Brob oerabfolgt" würbe, nicht uiet ju bedeuten.
Xm 29. 3uti 1749 hat SChitterS Bater bas 9Rarbad;er Bürgerrecht
erhalten.
©in „Bepfijer hatte fiatt uovmahlen üblich gcmegten 1 fl. nun=
mehr 2 fl. Bepftjgeflt ju erlegen".
116
@eilad)er
3. $anbel nub ©eftcrbe.
$)ie Söder, SJtefcger, Füller, 6 d)u$ma($er, SBeber, ©erber, ftüfer,.
Streiner, Schneiber, Steinmefcen unb SWauret ber Stabt traten in
fünften gufammengef djloffen. Sin ber Spi&e ber 3ünfte flanben bie-
3 unftmetfier. Sie führten ein ftrengefl ^Regiment; pufig' malten fte
ron ihrer Sefugniß, ©elbftrafen gu ner bangen, ©ebraudj). Semerfenßwert
ifl, baß bie Seineweber „wegen nid)t erjknbener SBanber 3abr" befiraft
würben, wobet „ein SReifierß Sobn brei, ber aber, fo feine« 3Jteifterß
Sobn ift, fe 4 « ©uiben erlegen" mußte*
Stte üDHtgtieb ergabt ber 9Rarbacbet Säder« unb SReßgergunft im
Saßt 1752 ließ ftcß noch feftfteflen. 17 SReßger unb 21 Säder waren
bamalß in ber Stabt anfäffig. ©in er ber leßteren war befanntlicß ©eorg
gfriebrid) äobweiß, ber Scßwiegeroater 3* £• Scßiflerß. SRit ben meiften
Sädereien war, f o auch mit ber, beten Sefißet Äobweiß gewefen ift, eine ©aft*
wirtfchaft rerbunben. Slußgefd&enft würbe faft auöfd)Iießltch einhetmifcher
SiMn, ba ber mit ©infußrfteuer belegte außwärtige Sßein 311 teuer war.
Unter ben ©enojfen einer 3*mft ^errfd^te ein ftarfeß ©efüßt ber
3 ufammengeprigfeit. Söar einer geftorben, fo würbe er oon feinen
£anbwerfßgenojfen gu ©rab getragen. Selbflt bem Srmfien, ber auf
©emeinbefoften beerb igt werben mußte, würbe biefe ©hre rrwiefen.
Reiche ©innahmen brachten ben $anbek unb ©emerbetreibenben ber
Stabt bie S^hrmärfte, bie an ^ßbilippi unb Qafobi fowie an SRartini
abgehalten würben, ©ie ©röße unb Sebeutung ber beibcn SRärfte erßeSt
barauß, baß 7 „©eharnifchte" gur Aufrechter Haltung bei Drbnung auf«
geboten würben, ferner barauß, baß man, alß im 3aßr 1751 ber ißhiltppt«
unb 3 a^o^ij^rmarft oerfd&oben werben mußte, „benen beeben Such«
brudern, fr ©otta unb Stollen in Stuttgarbt, bie Verlegung in ihre*
3 eitungß 3 0urna l eingutruden" ben Auftrag gab. 2 >ie SBaren würben
in Stänben, für beten Senkung an bie Stabt ein Stanbgelb gu ent»
richten war, gum Serfauf feilgeboten. „SRach geenbigtem SRarft" hatte
ber „Scbüß" „bie Sretter, Satten unb Schrägen wieber an ihr Drth" pt
bringen. 5ür bie Säder würben befonbere „Sr ob Sau ben" erfießt.
£roßbem atfo £anbel unb ©ewerbe offenbar in Släte ftanben,
herrfchte bocß oielfadf) Armut in ber Stabt SDie Sdpbigung in ben
Sermögenßoerhältniffen, bie bie 3 ^ftÖrung eine« großen £eilß ber Stabt
im 3ahr 1693 im ©efolge gehabt fyatte, war noch nicht fiberwunben.
©in ©intrag, ber grotfcheu Sichtmeß 1748 unb Sichtmeß 1749 gemacht
würbe, flagt über bie „obfcßwebenbe große Armutheß", ein anberer
gwifcßen Sichtmeß 1749 unb Sichtmeß 1750 niebergefcbriebener rebet 001 t
ber „noch anhaltenben befd^wehrti^en unb gelbflemmen 3 «*"-
(Sin benfnmrbiger Sl&fdjnitt in ber ©efdjidfte ber «tobt 3Äar&a($ a. 9i. | \ 7
£anbroirtfdjaft rourbe nur int fleinen betrieben. „ 2 >er roenigfte
*Xfy\l, ja laum unter 20 einer (äQt 3w9®feb"/ b at ber ©tabiföreiber
•gelegentlich oerjeidjnet.
4. KtttbltdjeS.
93t$ SRartini 1749 begleitete bas 2 lmt eines ©pegials in ©ar=
ba$ 3Wr. ^ronntüler. Sei feinem ©eggang — er mürbe als Prälat
na<b ©urrbarbt rerfefct — befam er non ber ©emeütbe eine „©alb*
©$euben nere^rt ", bagu mürbe ihm ber „©örtb 3 lnnfc" erlaRen. ©einem
©obn, ber „6 3a^r lang als SicariuS bep feinem £errn Satter geftanben,
bibber aber non gemeiner ©tatt meber gu 9teu 3 aljr no$ anbem 3 citat
einiges honorarinm befommen ", mürbe „gum 2 U>fdjieb ein Douceur non
3mö If ©ulben aus bem Suvgermeifier Slmt bebanbet".
Sin gronmütters Stelle rücfte ber ©arbadjer Siafon 11 s ©r.
4 ?o<bftetter not. $as auf biefe ©eife freigemorbene Diafonat erhielt
Submig Sofepb ttljlanb, ber ©rofjnater bes ©idjiters. ©0 maren alfo
©Ritters Sater unb Urlaubs ©ro&nater gu gleicher 3 eit ln ©arbacb.
SebeS 3 a^r mürben bte Barbadier ©eiftli^eit bur«b ben ©pegtal
non ©annRatt nifttiert ©it 3 ff. in bar rourbe er für feine ©übe ent«
fdjäbigt. Stufe erb em mürbe ihm gu @^ren anlafetidj ber Kirdjenoiffc
tation non ber ©tabt ein ^feRejfen gegeben. ©in Sergeicfjms ber
©Reifen unb ©etränfe, Me bei einem folgen ©ffen am 10. 3Kai 1751
aufgetif$t mürben, ift no<b oorbanben. Slufeer bem ©pegial nou ©ann=
ftatt nahmen 8 $ßerfonen an btefem ©Ren teil, golgenbes mürbe ben
Herren uorgefe&t: „1 ©upp mit 1 alten kennen unb gleifdRnöpflen.
0$fenReif<h* 4 ©alatierS bargu. 1 grobe Statten mit groben ©parge[tjn.
1 ißaRetten mit jungen £auben unb ©or<be[l]n. fiedjtRftb, 1 gefpuft
unb eingebauter Kalbsfdjlegel. 1 SRofeinlens Sortiert. Rippen. 1 Kalbs-
braten gu obigem ©Riegel. Stob. 1 glaRb fauer Gaffer. 9 ©aas
©ein k 24 y. 2 ©S. k 12 y."
Sie ©otteSbienRe {feinen meift in ber ©tabtfitdfje abgebalten
morben gu fein, ^ebenfalls fanben Re im ©intet $ier ftatt. $ur<b
Koblenfeuer auf transportablen „©futbpfannen" finite man bie Kirdje
31 t entrönnen.
©benfo mangelhaft mie biefe „©tutbpfannen" bat mobl Me Orgel
ihren 3 med erfüllt, ©ehr oft mar Re reparaturbebürftig. ©it ber
©ieberberfiellung pflegte man „fjrriebridj Slnton Köhler, ©ägblenS ©«hui»
meifier unb Drgetmadfeer gu ©rofebottroar", beffen „SüdRigfeit in repa*
xirung ber Orgel angerühmt unb gteubfam »erfi<bert morben 1 ', gu be*
trauen, ©ine ©uRffapeüe unterRüfcte bie Orgel, (cf. ©. 120 .)
118
@<ita$cr
06 motjl bie Sanbuljr, bie auf ber flauet aufgefteüt mar, if>ren
3rocd immer erfüllt hat? Sie foflle bie Sßrebiger banor Bemalten, itjre
^ßrebtgten att$ufeljr ausjub ebnen.
„Sin Sonn« gefb unb ftegertägen" mürbe mätjrenb be« ©ottefi*
bienfte« „ber ftlingetbeuttet herum getragen", „bep Eetebrirung
roürbigen Stbenbmahl«, ©odfoeiten *), Seidhenbegängnüßen unb bergt."
legte man ba« Opfer in „aufgeftellte 33edE^eter". 3n einem „Opfer*
ftod, roorju ©err Speciali« unb ©epligenpfleger jebet einen befon*
Deren Schlüße!" ©atten^ mürbe ba« etngegangene Opfer uermahrt. 3Son
1749 auf 1750 finb 177 ft. geopfert morben. SWitgered&net ftnb babei
8 ft., bie „an benen monatfjt. 33uß* unb SJettägen" gefallen finb; an
biefen Stagen mürbe „oor ba« 29ei)ßenhauß gu Stuttgart" geopfert.
3n jene Summe nicht eingerechnet ift ba« ©elb, ba« bei ben Äircfjeiu
FoDeften für bebfirftige ©emeiuben be« £anbeö jufammenfam.
ftirchenMeften mürben ©Öuftg angeorbnet. fünfmal ift im Qa^r
1749 an Spe&ial unb SSogt in 37?arba<h bie Stufforberung „ju Erfamm*
tung einer SoQecte" ergangen. Stuf einem gebrudten Formular, in ba«
nur ber 3 rac d ber Äollefte unb ber 9tame ber ©emeinbe, in ber ge*
fammett merben füllte, haubfdjriftlidj eingefegt ju merben brauchte, mürbe
ber b^ogti^e 33efef)I mitgeteilt. Ta« Formular ift im fotgenben mit
ben burdh Älommern gefennjeichneten banbfdjriftluhen Einfügungen eine«
Ertaffe« rom 18. 3Rärs 1749 mtebergegeben:
„VOn ©Cttc« (Knaben (Sari, §ergog $u 2ttuerteinberg un'o 3rccf, ©raf ju 9)toempe[;
gart, $err ju ftcpbcngeim, ti.
Sitter be« golbenen Slicffeä, unb bc« Soebl. Sdjwaebijdjen Srcgfe« ©cncrafcSelb*
Siarecgal, etc.
Unfern ©ruft *uoor, S Infamer, Siebe (betreue! 9t9Id)beme 3Sir auf befcgegene«
untertgaenigftc« Supplicireit ber ((Sommun SWnrfcgnlfenjimmern Suljer 9lmmt«) ju Se#
ftrcitung igre« (ttir({]eii#3gurn;Vauweefcn«) nebft aubern attdj ba« Sud) gnaebigft an;
vertraute ((Statt unb) 3lmt (SÄarbad)) ju Srfammlung einer (SoUecte gierju gnaebigft
angetvicfen; 911« ift giemit Uufer gnacbigfter Vefegl an Sutg, 3gr wollet bie Ser#
anftaltung uorFegren, bafc bicfe SoUecte ab ben Sangein verfuenbet, bie 3 u ll 0 ^er ju
einem Sgriftt. Söeptrag anerinnert, unb barauf mitte Ift SuffteUung ber Vctfcter vor benen
tfirigemXguercn ba« alebanu eingegcnbe ©elb, $u Unfcrer ^ucrfK. Ätrdjcn haften«*
Verwaltung urfunblid) eingefanbt werbe, $aran beftgieget Unfere Segnung, unb 3i>ir
verbleiben Sud) in ©naben gewogen. Otutgart ben (IStcu nuirtii) 17(49).
W»9-
SB. Atuctlcin."
Durdjf<hnittti<h gingen bei biefen Ätr<heitFolIeften 10 ft. ein.
l ) 9lm 22. Juli 1749 verbeiratete firfj 3- 3d)tHer mit ber Sorfjtcr feine«
VJirte« in Siarbntft
(Sin bentofirbiger Slbfc^nitl in ber @eföi<$ie ber «Stabt üiarbad) a. 92. H9
9Rit Strenge mattete baS SRarbager „Air gen Sen für <3erigt w
feines States, insbefonbere bann, roenn es beit ©onutag entheiligt glaubte,
©o begtafte es eine grau, bie „an einem ©onntag Sinbel gewoben",
ferner einen Bäder unb öagroirt, ber „an bem geg tri um regum unter
ber SfogmtttagSfirg Ääg unb gering $um Stenmagl gogten unb am
3. ©onutag nag (Spipganiae big Iftagts um 2 llgr fpieten tagen". 3tm
22. Sejeinber 1751 nmrbe ein „9iefcript" „auf ganzen Bogen an bie
Sgor gemalt/" in bem bas „fo häufig befd^e^enbe Überfelb Saufen an
ben ©omu unb getjertägen " fgarf getabett nmrbe.
5* ©ihnlen.
SBägrenb ber ©pejial von kanngatt für bie Airgenuifttation in
SKarbag 3 ft. erhielt, bejaglte mau a(S „Honorariuni“ für bie Prüfung ber
Sateinf d^ute, bie burdh ben „Rector ein Gymnasii von ©tuttgarbt“
oorgenommen mürbe, 4 ft. Ser Unterfgieb ertlärt Rg wohl baraus, bag
ein gerjogliger (Srlag oom 18. 2ßärj 1746 baS gegejfen, bas bis bahin
mit ber SMRtation ber fiateinfdhuten bes Sanbes oerbunben getoefen mar,
ab gef (gafft hatte. Stuf biefen krtag gin ift oermuttich bas Honorar für
bie Prüfung erhöht worben. Sfa ber Sateinfgule mar ein ißräjeptor
unb ein Äoßab orator tätig.
Sie „teutfthe ©gute" oertor im Kühling bes 1751
ihren S egt er. .„Ser biggettge ©gutmeiger Stnbreas SJtaper [mar] $u
bem oacant morbenen ©gutmeifiers Sieng nadh SBaiMingen getaugt."
SWan gatte ign ungern jiegen taffen. Siafonus Ugtanb mar oom 3Ra=
gigrat ber ©labt „requirirt" morben, „nadh ©tuttgarbt ju tapgen" unb
beim Äonftgorium bie Sitte oorgubringen, „bag inan 3gne bet) fjieftger
©(gut nodh ferner Tagen mögte", Sie Steife mar aber „ohne ©ffect
gemefen". ©o mugte man einen neuen ©gutmeiger mägten. (Ss mar
beabgcgtigt, bie freie ©teile „miberum bürg ein tügtigefl ©ubjectum gu
beferen". Säger giett man unter ben Äanbibaten, bie Rg gemetbet
gatten/^forgfättige Stusfefe. Stur uier „oon beuen Rg gemelbeten kom-
petenten" mürben „citirt", barunter „Submig gtiberig Sgubtgum, $ßro*
oifor bet} atgiegger teutfgen ©gut". Stm 14. 9Kai 1751 faub bie Sßrü*
fung gatt. Sor berfctbeu mürbe an bie SWitglieber bes SWagigrats bie
SRagnung gerigtet, „bag man alle prioat Stbggten bep ©eite fegen,
unb einig unb altein bagiit fegen foße, wie unfrer ©gut ein tügtiges
unb oorgügtigeft ©ubjectum ausermegtt merben mögte, aßermagen fo
oiet an einer mogtbegeßten ©gut gelegen fepe." Sie Prüfung fetbg
fei mit ben Porten bes Srotofoßs gefgitbert : „Sarauf mürbe bes 33ots
mittags baS Exercitium rousicale, Vocaliter et Instrumen taliter, mie in=
120
6ei(a$er
gleichen bes S^oralö in attjießger ftirche, ob tractirutig bet Drget, in*
fonberheit audfj bet ©bowl ohne Drgel oorgenommen, nachbeme biefes
oorbeg, fo gienge man an bie ©yamination /: unb groar bes StadbmittagS
ltm 2. Ufjr :/ im Suchßabieren, Seelen unb ©rflärung bet ©prßcb, item
an bas Stedbnen." 3 um «Sotiren" mürben biejenigen „ SJiagiffratS SKem-
bra, roelcbß einem ober bem anbem allgunab oermanbt, welches aber nie*
manb von benen kompetenten als aUein ben Sbubichum angtenge", nicht
„abmütirt". ^ubid^umd „ Sefreunbte" mußten alfo oor bet ©timm*
abgabe abtreten. Jobbern erhielt bet SWarbac^et Sßrooifor 1? von 21
abgegebenen Stimmen. ©in vorficbtiger ©emeinberat batte Um, mohl int
©ebanfen baran, baß man ihn nidfjt lange vorbei batte beßrafen müffen,
weil et „Sonntag Stades nach 11 Ußr noch im SBirtshauß geroefen",
nur „gut ffirob auf ein JJahr" anßeffen motten. ©ein Antrag mürbe
ine $rotofott aufgenommen, ßuffimmung fanb et nicht. 2>en „butdj'
gefallenen SßrooiforibuS" mürbe eine Steif eentfchäbigung oermilligt Studb
£fjubi<hum erhielt einen „^provifor" gu feiner Unterßüfeung. „©eg albiet
gimlich ßard angemadjfener ©dbitljugenb" mar eine fotche $ilfefraft nidbt
gu entbehren.
SJtit feinem neuen Stmt erhielt ^hubidhum audb bie ©teile bes
„Stect. Sftuf . " bei ©tabt 3)tarba<b. ©ine ftattlidbe Kapelle — eine 9te<h*
nung für bie im Sauf* eines Jahres verbrauchten ©aiten beläuft ßd&
auf über 6 fl. — , bie „alle Sonn* u. Sepertög" „auf ber Drgel"
mußgierte, unterftanb feiner Leitung. Mit Reh aus einer Schloffers?
redbnung ergibt („miten entgroeg geroeße $ofaune geffidt unb felbe in
einanber geßodt u. ringlein b erum gelegt u. gelobet"), unterßüfeten
Sßofaunen bie ©treichinßrumente. „2IU ©ofalißin" geiebnete ßcb bie
©attin ^babidbums bei ben ©ottesbienßen aus. „Stach alter obferoang"
pflegte bie ©tabt biefen mußfatifdbeu Kräften ihre Slnerfennung butch
©emäbtung eines jährlichen „2Rußfc©<bmaufeS", gu bem ße freilich außer
bem SBetn nur 2 ff. besteuerte, ausgubrüden.
6. ©eriißte.
3n Sitarbach h a ^ e ein fogenanntes SQtalefiggericht feinen ©ifc.
Storch bie Rriminatprogeßorbnung (SDtaleffgorbnung) bes fiergogs ©ber-
harb Äubroig vom 4. Slpril 1 732 *), bie ßch auf ber peinlidben §als*
geridbtSorbnung flarls V. vom Saht 1532 aufbaute, mar feine Sätigfeit
beßtmmt.
l ) Cf. 5tep)rf)er, ©atnmhmg ber lvfirtt. CÜtefe^e. Tübingen 1885. 6. 93anb
6. 369 ff.
(Sin bentoürbiger 2l6f(f}mtt in ber ©efdjidjte ber Stabt SRarbadj a. 9t. 121
§ 20 biefer Sßatefigorbnung fd&rieb oor, bog „in gmeiffelßafften gälten
na<b oorfjerig»etngel>o$ttem SRatß Unfern Surißen gacultät gu Tübingen
mas Siedet iß, gefpnuben" merbe. (Sin foldjer gtoeifet^aftcr gall lag
bem SRarbadjer 3Raleßggeri<&t im 3abr 1752 »or. (So nmrben benn
bie betreffenben „ SOJatepj Slcta " burcb ben Blarbadjer Stabtboten ber
3urißenfafultät in Tübingen überfdjicft mit ber Bitte um „Stellung
eines re$t(i$en Sonßtii". 3m $nlx 1752 mürben bie Sitten nndj
Tübingen gebraut. SUs bas ßonfttiutn nidjjt fogtei<$ tarn/ monierte bas
3Rarba$er 9Ra(eßggeric$t, ma$rf$einli<$ unter Berufung auf § 25 ber
SJtalefigorbnung, in bem es $eißt: „ Shtjfer biefem verfemen Sir Uns . . .
gu Unferer 3urißen=gacuttaet in Tübingen, es merbe biefelbe in @(abo;
rierung ber 3$ro in fenbenben peinigen $ßroceß=2lctonnn fxdj feine
moram gu Sdjutben fommen taffen." 3n § 26 mar für bie „(Stabo*
rirung" ein Termin oon 8 bis ßd$ßens 14 Sagen feßgefe&t Stuf bie
SRonition $in fam ein „particulier ©Treiben" oon Tübingen, beffen
3n&alt ber Sttarbac&er ©tabtföreiber bem ©emeinberat in fotgenben
Sorten mitteilte : „es befrembe bie gacuttaet bas abgetaßene
Uftonitorium, inbeme bet SRonaty 3utiuä bie einige tegatoacang in bem
ganzen Sa^r fege, roorinnen bie fierm ^rofejfores eine (Sur gu 3b rer
©efunbßeit brauchen fönnen, mie bann bief eiben erß ben 6. unb 7ten
curr. [Sluguß] miebet retoumiret fegen, . . . man buffe ba$eto oon bem
SöbL SHateßg ©eridEjt eine . . . nodj gang fteine ©ebutt an, ba man
o^neßin außer folgen 3«t atlemaßl in immer möglicher Beförberung
aller Sieten promt unb bereitroilligß fege." 17 Sage nach bem Abgang
ber SRarbadßet SKonition braute ber UnioerßtätSbote ben Befdjeib. Stuf
ben Umfang bes ©cßriftßtids läßt ein ftoßengettet bes ©tabtfd&reibers
fließen, in bem es ßeißt: „SaS refponfum auf 29 fot. gr. Rapier
becopirt." Sie SüMnger Surifienfafuttät ßat ßdß atfo offenbar um bie
SRaßnung bes ,§ergog8 in § 25 ber Sftateßgorbnung menig gefümmert ;
fie lautete: „fo befehlen Sir ernßlicß, baß biefetbe [bie Sübinger Surißen*
fatultät] ßd> barinnen [in ißrem Befdßeib] möglidjßer Äütje befteiffe,
in oßngegmeiffetten assertis gu ©eminnung ber 3*^ unb @rf paßrung ber
Unfoßen, oon oßnnötigen unb überhaupt oon gemufften, an fteß allezeit
überßüßigen Stttegationen, ber in quovis articulo juris biffentirenben
Soctorum abßraßire." ©ämtli<ße Sitten mürben fobanu „gur fürfll.
Regierung eingefdßitft". Sie Beßimmung ber SKateftgorbnung, „baß
bas Wefponfum oon ber gacuttaet fetbßen gut gürßt. Regierung ein*
gef<ßi<ft" merbe (§ 27), mar moßt ingmifdßen in Slbgang gefommen. Studß
bie „gürßt. ^Regierung" monierte man naeß furger 3eit auf SRütfgabe
ber Sitten.
122
@ei(a$er
Das „fiodhgerid&t" brau&en oor her ©tabt fdfjeint feiten gebraust
worben gu fein. „Der auf ben 2 fteinernen ©fiul quer Hegenbe ©alfen "
mar allmählich „total faul" geworben, fo bag er „oon einem Warfen 2Binb
gar leidet b^tuntergefcbmiffen werben" fonnte. 3m 3uli 1751 würbe
bte bringenb notwenbige Reparatur oorgenomnten. Die „beriöthigten
ßanbroerfsleuthe würben nad& ber fiirjtl. ©auorbnung per sortem" aus«
gewählt. 6te fyabtn „bas alte ßoij herunter gef d^miffeit unb ein neues
©tücf non 1 0 ©<hu lang, uub 1 ©<hu in bie ©ietung bargu befchlagen,
oben eine ©erbadhung baran genauen, unb enblich mit bem Jlafd&enäug
hinauf gemacht."
Dft mu(jte ber 3Rar6a$er ©ürgermeifter non feiner ©traf*
befugnis ©ebraudj) machen. ©efonberS h a *ie er ©raSbicbftahl JU
bestrafen; ba§ Danieberliegen ber Sanbwirtfdjjaft (cf. ©. 117) macht (uh-
hier bemerflidj. 3m ©ommer 1752 würbe eine rückfällige ©raöbtebin
„24 ©tunb in ba$ 3u<hthäu&le conbemnirt". Da mit einem aber*
maligen Slüdfaff ju rechnen war, (teilte man ber grau in SfuSfidjjt, bafj
„ihro all&bann bie ©chanbbühne *) ohnfetbar ju theil" werben foHe.
2lu<h Drau ben = unb ®oljbiebe mußte ber ©ürgermeifter öfters (trafen,
besgleidhen „Seute, bie ftch unziemlicher unb unüberlegter Sieben ner$
nehmen lieben". „3u Beobachtung fünftig beßerer ©efd&eibenheit"
würben bie festeren bcflraft.
3u einer 3Trt ©elbftbeftrafung fc^eint berjenige genötigt ge=
wefen ju fein, ber fich in ber Öffentlichfeit einer ©aftroirtfdhaft gum
gffudhen binreiben lieb. ®ie ©uße würbe in fogenannte ©dforoörbfichfeit,
bie in ben SBiitshäufern aufgefteüt waren, eingelegt. ®ie ©chroötbüchfe
in ber SBirtfchaft jum golbeneit Söroen würbe bei ber Öffnung am
5. 3cwuar 175U „leer erfunben", auch fonft blieb gewöhnlich ber in
ibr norgefunbene ©etrag hinter bem ber übrigen jurfief. Daraus barf
wohl gefdhloffen werben, b ab ber ©(bwiegeroater ;3- Ä- ©chillers au f
einen guten Don in feiner Sßirtfdjjaft gehalten h at -
©on bem „Äirdhen ©enfur ©ericht" mar fd&on oben (©. 119)
bie Siebe.
*) Durdj ein (jer&ogf. @cneralreffript vom 15. Oftober 173t mar angeorbnet
worben, „baß aller Orten neben bem Pranger eine ©djanbbttfine auf gerietet, unb
bep oorfaUenben fotzen Sierbredjen, welche gar su gemein ju werben anfangen, an
beren Verhütung hingegen bem gemeinen SSSefen befonberS gelegen ift. boef) aber nur
eine (SüriUStraffe SJJla$ greiffet, bie Delinquenten burdj ben ©tabtfnedjt an SGPot^en*
äRärcften, nach 33efdjaffenl)eit beren Umftänbe, ein« 3 m ey* biß bregmal anbern jum
9fbf(ßeu, barauf gefteUt, unb baS Verbrechen burefi einen auf bie Vnijl ju ßefftenben
^ettei mftnniglid) befanut gemacht werben fülle." ftegfeßer, 6 . $anb S. 408.
(litt benfroürbtger Sftfönitt in ber @efcf)i$te ber ©tobt SJiarfcad) a. 9i. 12$
7. $er£og ftarl nnb bie Stabt tRariadj.
3n näd)ße 9täb c bcr Stabt, nach Henningen a. 9t v {am ber £ergog
am 29. 3uni 1750, „um bie in Sdßffen baf etbften angefommen ge«
mefene Orangerie Säume gu beaugenfdjieimgen". 3m 9Jfai bes Sabres 1752
fam er in bie Stabt felbß. Oie llrfunben berieten barübet folgenbes :
„Slls ben 19ten bito [SRai 1752] Serenifßmus eine Xour nacber
Spiegelberg malten; fo mürbe gnäbigß befohlen, baß, roeiten £ödjß=
biefetbe not iRa$t ni<bt retoumiren borften, teurer auf benen Straßen
gemalt merben fallen. " Oi e „SRetour" ift aber bann bod) noch vor
©inbrudj ber Ounfelbeit erfolgt, fo baß bas ßerbeigef^affte fiolg roieber
meggefü^rt merben Fonnte.
Slm 20. Rovember 1752 mar fierjog Äarl mieberum in fWarbadb
gu feßen. Su<b biefefl SRal ßielt er ß<b ober nur furg in ber Stabt auf.
OaS SReifejiel mar SBeinSberg. Qn SJtarbadfj mürben bie Sßferbe ge«
me<hfelt. Oie Stabt hotte ben Auftrag erhalten, 8 Spferbe für bie
„$errf$aftti$en Äutf^en" bereitguhalten.
3m Oftober bet 3obre& mußten gmeintat je „6 angef dE>itrte ^ßferbt",
ata «ber gürftL £of Staat ß<b von Subrotgsburg na<ber Stuttgarbt
verfügte 11 , von ber Stabt 3Rarba<b „gum Transport ber gftrßl. Sagage"
gefiefft merben.
3u ben in ber ©egenb oom fiergog abgehobenen Sogben mußten
regelmäßig „fämmtl. im Smt beßnbl. Megger- unb getbfjüter fiunb"
gebraut merben.
9li<bt nur Sßferbe unb $unbe maren bem $ergog gelegentlich gur
Verfügung ju ßeüen. Änt 25. Sprit 1749 ließ £ergog Äarl an Stabt
unb Smt 3Rar6a$ ben Sefe^l ergeben, „fünf 3Reß 33udjirt- unb fünf
3Reß Obanntn fiolg" gu liefern, „aQbiemeiten bas SBrennbolg bet) unferm
fürßl. ßof Staat gu £ubmigSburg, unb unterer bermabtigen Sejour
bafetbßen bermaßen genau gufammengebet, baß man aüba über etliche
Oäge nicht mehr gu brennen bot-" Slm 8. 9Rai 1749 mürben gar
„Secbgig Hfteß" SBrennbotj verlangt.
8. SWilitärifdje Einquartierung.
Som 1. Oftober Ms lebten Oegember 1750 btrrföte in ber Stabt
reges ntilitärißbeS Oreiben. SRar ba$ hotte einen Oeil ber „£öbl.
fieib ©ufaren (Sscabron in bas Quartier nehmen mäßen". Unter ber
Rührung ihres Äommanbanten, bes „$erm Obrißen SBaron von SRoeber"
rfirften bie £ufaten in 3Rarba<$ ein. „3 h ber fieerberg gum SBilben®
mann" ftieg ber fierr Dbriß ab. £ier mürbe er „mit benen £erm
124
@ eiladjer
06er Dfficiers unter bem 3 u foruch #errn EypebitionS^ath Bogtens,
©tattfchreibers, Burgermeifier Ganzen, u. beS SRed^nerft tractirt, welches
famt beme, fo bie Sßf erb te an fiaber unb £eu confumirt, auch bie
Sebiente unb anbere bargu gefommene ^ßerfonen, nebft bem Courier
tags junor genoßen, 17 fl. erforberte." $eS öfteren mären bie Herren
„Ober DfficterS" ©afte beS Bogts. tiefer hatte infotgebejfen „einen
Ungemein groben Stufroanb gehabt, fo Sfttne burebaue nicht jugemuthet
ro erben" fonnte. mürbe ibm non ber ©tabtfaffe „ju einiger
bonifkation 10 fl. eingebänbigt".
„3t in 31ten $>ec. 1750 fame hochgebadhter £err Dbrifi Baron non
iRoeber mieberum ^ie^ero, um gu bem Slufbruch ber $ufaren bas nötige
ju biSponiren, ba bann in oorermelten <§ktfihof jum SBilbenmann aber=
mahlen etroaö jub er eitet mürbe: allein es nabme berfelbe nichts an."
@o mußten bie „maffacrirten &ünet, gefpieften Kapaunen, unb gifche"
anbermeitig rer menbet merben. auch fonft bem $etrn Baron „mentg
Ehre hatte angethan merben formen, mürben 6 3Re$ Brennholz bie Er
bep ber ©tatt alhier er f au ft, franco naher Stuttgart tranßportirt, unb
baß 2Jteßgelb banon übernommen."
„Um mit h^eftger Slmtßpfleeg megen ber fürftl. Söürttemberg. im
Ouartier gehabten $ufjaren unb ihnen ausgegebener gourage abju=
rechnen", fam nach ihrem 2lb$ug ein pürier mit einem Btachtmeifier
„nebft 2 Eorporalß, melche alle — nach ihren gegebenen SRinen, unter
aüerhanb Erklungen von anbern Ouartierfl-Drthen auf Douceur ge=
märtet Mein man molte ab ©eiten ber SlmtSpfleeg biefes nicht »er*
flehen, hingegen boch auch nicht (Gelegenheit geben, ©tabt unb 2Imt
gegen anberen Orthen einer (Grobheit befhulbigen ju tönnen, mithin
mürbe ihnen mit einem 2Rittageffen begegnet"
3ugleich mit SRarbacß Ratten auch bie umtiegenben Ortfchaften Eim
quarüerrotg befommen. ©attc man in äRarbah an ben ©olbaten im
allgemeinen eine greube gehabt, fo feufjte man hier unter ben Mafien,
bie bie Einquartierung mit fi<h brachte. gn 3Rurc mar es inSbefonbere
eine „$elbf<hererin", über bie man fidj ärgerte. @ie mar „mit 5 ßinbem
93 Xag ju größter Befcßmerbt bes glecfhen" in 2Rurr. 2ludh Erb mann s
häufen hatte $u Hagen. 3)er bort einquartierte „ SBadjtmeifier hatte
«ine grau, melche achter ßinbes geneßen unb mußte ihro nebft ihren
2 ßinbem unb einer 3Ragb Bett, eine eigene ©tuben, (Sammet unb
ßu<he angefeßafft merben, fo fic 104 £ag, maßen fte nicht mit ber
Escabron ausgenufht fonbem bie ßinbbett hier ausgehalten, genoßen."
@irt benftmlrbiger 96f$mtt in bei Öefdjidjte ber ©iabt 3Jiar6atf) a. 3i. f25
Eingang.
SteueS von ©cgillets Sater.
2>aft fug bei einet genauen ®ur<gfugt bet Urfunben bed 3Rarba<ger
©tabtartgioä auß ber geit, in ber ©Ritters 33 ater in ber Stabt weilte,
manche auf biefen bejüglid&e, bisger unbefannte Stetig ftnben liege, war
gu erwarten. Einige ber ^funbe mögen gier angangßweife mitgeteilt
werben.
35er Käme 3°g<ut*i ftafpar ©<gtfterß ift erwähnt in einem fieft,
baß bie um ftänb liege Uberfdgrift trägt: „£erbft= unb ©teuer 4Änfag ad
annum 1752 befagenb maß na$ftegenbe Sßerfonen auf innftegenben
fierbft eben nidgt fowogl non igrem Jgetbft — alß fünften non igrem
übrigen gelb ©eegen unb (Sommercio not ©teuren unb Anlagen gum
©tabt SBurgermeiftet Slmt gu begagleu gaben." $itx wirb 3* ft. ©(giftet
unter ben ©teuerpftügtigen aufgefügrt.
Qn bem 33ergei<gniß „berjenig nergeuratget unb lebiger Sflamtfcgaft
oom 18. bis 60. gagren . . . , wel(ge nadg bem gngalt beß unterm
28. Slug. 1743 ergangenen $o<gfürftt. ©eneral Kefcriytß gum (Syerctten
naeg fttiegß üftanter unb ©<geiben ©(gieren angegalten werben", ift
3* ft* ©cgißer wägrenb ber gangen Stauer feineß SJtarbacger Shifentgaltö
gefügrt worben.
(Snblicg fei eine Slufgeugnung mitgeteilt, bie ft<g auf ben im ganuar
beß Sagrefi 1753 erfolgten SBeggug 3. ft. ©cgtßerö oon ßttarbag be*
giegt ©ie gat folgenben Söortlaut : „SDem gewefenen Sgirurgo algier A
bermagligen Courier aber unter bem £öbl. Sßring Souiß Qnfanterie
Regiment 3ogann ßafpar ©(giftet, mufjtc ftrafft einer oon ^ürftL
ftrtegß Katg eingetommenen ©ignatur ognentgeltlidg ein ftarreu mit
1 Spferbt gu gortbringung feiner atgier notg gegabten SBagage naeger
©tuttgart angefegafft werben, bene bann gergegeben, unb auf oerfäumte
4 Stag gu forbem Subwig SEBalter : 1 ftarren 22 y 3 g, 1 Sßferbt 45 ^
1 SDfann 15 y = 1 ff 22 y 3 g."
®airib Jrtebrirfj Strauß al« Uafsr.
$on $rofeffor Dr. Xljeobatb £ i c g I e r in Sirafjburß.
33or mir liegen etwa 140 Briefe oon Straub, bie ich bei her 9Cb^
faffung meiner Straubbiographie noch nicht fannte. 34 oerbanfe fte
ber ©üte beß mir befreunbeten ißrofefforä Dr. tßreuner in Berlin, in
beffen Beftfc fte aus bem 9tta4ln§ feineß Baterß, bejtehungßiueife @rofr
uaterß gefommen finb. Sie flammen auß ben Sauren 1854 — 1859
imb ftnb gerietet teils an biefen ©rofjoater, ben Sßrajeptor Sßreuner in
Öhringen, bei bem ber Sohn unb bie beiben Neffen non Straub mäbrenb
jener $<4?* in ißenfion mären, teitß unb cor allem an ben Sofjn fetber,
grifc Straub/ ber im $a$r 1909 alß ©eneraiarjt in Stuttgart geworben
ifl. darüber ju berieten trage i4 freilich einiges Bebenfen. 3n ben
ftirjlid) erf4tenenen 3nb refl & cr i4ten für neuere beutf4e Siteraturgef4i4te
über bie 3uh re 1906/07 föreibt 2L ©löffer mit Bejug auf bie non mir
ueröffentli4ten Briefe non Straub un meinen Schwieg er nater Binber:
/r eß hunbelt fi4 nur um einen nicht ferner roiegenben ®ebanfenaußtauf4
groif^en jroei jungen Bifaren — bei Straub haben erfi leife 3 ro eifel
begonnen, unb namentlich um bie 3lbfi<ht ber beiben, gemeinfam bei
#eget in Berlin ^P^Uofop^ie ju hören. " ©ß ifl unglaubtidh- biefe Briefe
haben eß uns erft uottenbß möglich gemacht, bie innere ©ntnudlung
non Straub ju oerfteljen, unb gerabe fte jeigen, toie er gu Anfang
ber breibiger Sabre bereits über baß Stabium beß 3*neifelß h^nauß,
mit ber Dogmatil oöflig gebrochen fyat; unb nun rebet jentanb, ber bie
Briefe getefen §u hüben fuh bo4 menigftenß ben 3lnf4ein %\x geben
hat, uon einem nicht fchtoerroiegenben ©ebanfenaußtauf4 unb non leifen
3n>eifeln. ©ß erinnert bieß an jenen 3Jtün4ner Siteraten, ber über
ben „@hriflian SWärflin" uon Straub eine SÄejenfton nach bem
Schema fdjtieb: „ 2)ie Bef4rei6ung, bie hter ein 9Bürttembergif4er
SHagifiet uon bem Sehen eines anbem SBürttembergifchen SJlagifters
gebe, ^abe für fotche, bie nicht äöiirttem bergige ÜJtagifter feien, uiel
©rgefclüheß." ©4t 3Jtün4nerif4 ! nennt baß Straub; echt Berlinetif4
fage ich mit Beziehung auf ©löffer unb feine 2trt, $u referieren. 2tber
-angefuhtß biefer Berjlänbnißloftgfrit gegenüber einer inhaltßr eichen Sßu*
Sasib griebricft Strauß aI4 ®ater.
12?
Wifation habe ich roirflicb 33ebenfen, aus ben mir neu erföloffenen Briefen
einiges mit juteilen ; benn fie ftnb in ber %at „nicht fdjmerwiegenb" unb
bringen faunt etwas -Heues gu bem öilb non ©traub ^ingu. SBenn id)
es bennocb tue, fo möge ich es im Vertrauen barauf, bag ber Seferfreis
biefer Blätter bodj mit ganj anberem Serfiänbnis unb Qntereffe folgen
fcbwabifcben Intimitäten, wie fte fyet ootUegen, gegenflberftebe ; unb bie
befannten Söge werben burdj baS Detail, bas uns burcb fte gugängliih
geworben ifi, bod) noch befümmter unb ausgeprägter ars bisher. So lohnt
es ftdb am @nbe bod>.
3n einer Sefprecbung ber non 3*K*r auSgewä^Iten ©traufebriefe
nennt $au*ratb Strang „einen gewiffenbaften gfamiliennater, ber na$
fieibetterg jic^t, weit ba für feine £o$ter ein paffenbes SnfHtut ifi,
ber aber ben 2tufentbalt in £eibelberg, wo er bie innigfien $Teunbf<baften
gefcbtoffen bat/ mit Setlbronn oertauf cbt, weit er für feinen ©obn bie
fd&wäbifcbe Schute ber babifcben oorjiebt. " SDafür liefern nun bie not-
liegenben Briefe erffc ooüenbs ben urfunbticben beweis, fte ftnb bie 3 ütu
ftration ju bem allgemeinen Urteil über ben gewiffenhaften unb — fügen
wir bingu: tiebeuoßen 33 ater. Um alles lümmert er fidj, ums Aleinfte
tote umft ©tobte, um bie ©trümpfe bes jungen unb um feine ©itten,
um fein Schlittenfahren unb um feine $ortf$ritte im Sernen, um bie
ben Sebertran nerfübenben ©djofolabetäfelcben unb um fein Ataoierfpiet ;
unb alle ©aiten gte^t er auf, emfte unb fitere, ftrenge unb liebenoHe,
belehrenbe unb imterfjaltenbe. 2 )ab ber Qunge feine ^^riftgefd^enfe gu
regtet 3 stt befommt, trenn fte if)tn jugefcbidt werben müffen, bafür tnirb
burdb genaue Snftruftion geforgt, unb ebenfo, bai er auf ber Steife $um
Sater nach ©eibelberg ober jur SRutter nach Stuttgart gtüäticb bis £eil*
bronn ober Sietigbeim lommt, non wo ihn bann bie bamals in Subroigö-
bürg lebenbe treue ftaroline abboten unb nach &eibetberg ober Stuttgart
meiterbef örbern foß; unb Straub bebt' in fieibe( 6 erg am 93a^n^of ober
am Sanbungsplab bes Medferbampffcbiffes unb bat bas ©Hibben für ben
©obn, ber ein paar ^eriemnodjen bei ihm ü erbringen barf, bereitgemadjt.
9lm meiften intereffieren ibu aber bocb bie Schutjeugniffe: fie unb bie
$efte beS ©obnes labt er fi<b mitbringen ober }ufdf)icfen, unb freut ft<b,
wenn im £ateinifd|en unb fpfiter and) im ©riedjifdben — „fannft bu fcbon
Tutzrcd fonjugieren?" fragt er einmal — ein f (ein er gortföritt ju ner-
lettbnen ift; ober aber tabelt er bie nielen Rebler, baS niete „SBtut" in
ben ^efteu unb finbet, bafi manche bocb $ti nermeiben geroefen waren:
„es ifi nicht mit bem Sinft(en unb ©dfjreiben getan, man tnug fid) auch
lufatnmennebmeu unb benfen, ebe man fchreibt." 3tu<b um ben Planier-
unterridbt flimmert er fid), an bem ber ©ob» feine rechte greube 511
128
Siegler
hoben fdjeint ©abei fallt baS für bie Biographie wichtige SBort : „Heine
anbere Sftcfe in meinen Henntniffen unb gerügfeiten empfinbe ich fo
f<hmer$li<h, alo bag ich in bet üWufif nicht gelehrt roorben bin."
mug ib m / wenn er heimfommt, oorfpielen unb ^infid^tlidb ber 95Crt beg
Hlaoierunterricbts äußert er feine befiimmten 2öünf<he für ben Sehrer.
©o gilt, mag et einmal fdjreibt : „©u fiebft mir täglich unb fiünb«
lieh oor 9lugen unb gebft mir im $ergen hemm. " Unb wirtlich benft
er bei allen möglichen Sfaläffen an feinen lieben „§ergenftfri&", 3 . 8 .
„wo bie ©feigen am ©cblogberg mit ihren roten ©dtteln jebefimal nach
©ir gurten, fo oft ich oor beigebe." 92ur ein einige« 3Jlal wirb er um
gebuibig unb empfinbti$, alfl ibm %x\% nicht nach & otm fäMbt, wo er
bei Körting am Jütten arbeitet: „bag ©u Iran! bifi, roitt ich nidrt hoffen ;
bag eö ©ir unbequem gewefen, am 2 Berftag ein paar 3 eilen an mich £ u
febteiben, tann ich ni<ht glauben." dagegen ift eö natürlich fc^erj^aft
gemeint, wenn er oon einer fieimreife nach ßb™gcn färeibt: „nachbem
©u ©eine Söettem wieber batteft, roollteft ©u böfer Bube oon deinem
15 ater gar nid&tg mehr roiffen."
31 [S Beifpiel unb Sßrobe für bag ©efagte unb für ben finbfichen
©on, in betn biefer Brieffcbreiber erften langes auch an Hinb gu
feb reiben oerftebt, gebe ich junächft ben erften noch au$ ßöln batierten
Brief oon Straug hier wörtlich roieber:
3 Jlein lieber ^rifc!
liefen ÜJtorgen um 8 Ubr waren eg 8 ©age, bag mir ooneinanber
Slbfchieb genommen hoben, ich möchte gar gu gerne roiffen, wie eg ©ir
feitbem gegangen ift ? ob ©ein fiuften aufgebört bot, ob ©u mit ©einen
neuen Hameraben fefion recht gut bift, unb ob eg auch iw Semen vor*
roärtg gebt? ©eine ©chwefter unb ich b a & CI1 treulich an ©ich gebacht
unb oft oon ©ir gefprochen, als roir oon ©ir roeg roaren, befonberg in
©eibelberg in einem .goubertbeater, roo 2 berjtge Heine Sßferbchen roaren,
ein fd&warges unb ein brauneg, bie roaren fo gefcheit l ), bag fie mit ihrem
fierrn Harten fpielen tonnten; er legte 3 Harten oor jebeß b* n unb
fragte, ob fie bie ober jene augfptelen wollen? ©a nirtte bag 5ßferb?
eben, roenu es ja fagen wollte, ober föüttelte, wenn eg nein fagen wollte;
fie bitten jebeß ein gebcrbüfcb<ben auf bem Hopf, bag fab gang b er äi&
aus. Sind) bei ber ©eorgtne bin ich noch einen ©ag geblieben, jie ift
ebenfo liebreich aufgenommen worben wie ©u unb wirb ©ir halb ein:
Brief djen fchreibeu. SBenn ©u nun an mich fdpeibfi, liebes Hinb, fo
niach'g wie fyex beim Brieffdhreiben, nimm ©etn ©ebiefertäfetdjen oor
') Hitm fie 0 1, „ber finge £an3" in Berlin nmr ntcfjt baß erjte berartige SÖiinbertier.
£auib ■griebricty ©traujj at§ Sater.
129
©id& unb föreib, was SDir in ßopf unb fielen tommt, bann lege es
bem £errn $räceptor nor unb bitte ihn, 2)ir bie Schreibfehler $u »er*
beffem, bann ifi es jugleich eine Übung für SDich, unb mir eine greube.
®er ©mit gebt jeßt mit bem Semharb 1 ) ins ©gmnaftum ; es ifi ihm
gar nid&t recht bab ®u nicht mehr ba bijt; er unb feine IBrüber, mie
auch 0n!el unb £ante, taffen $>ir niete ©rü&e fagen. 9hm (eb’ roohl'
mein aüerliebfier grifc, es fügt £>icb non £erjen
flöht 25. Dfi. 54.
&etn treuer Später $>. g. Straub.
Unb noch ein jroeiter aus &eibetberg nom 20. 9io»ember 1856 —
er tautet fo:
Sieber grifc!
©ein SBobüein unb bab $>ir bie ©eburtstagsgefdjenfe greube ge;
macht haben, bnbe id; mit Vergnügen aus deinem t. $rief<ben erfe^en.
Untcrbeffen ^aft $u wohl ben Splitten fdjou gebrauchen tonnen; menn
es bort nur um etnms mehr gefdjneit bat als hier, fo habt 3h* fahren
tönnen. 9tun, unb toie fcbmecft benn bas ©riedjifäte? tjaft 2)u fdjon
r t yXwaca ober roas in ©urer ©rammatif bie erfle ©eflination ifi, ge;
lernt? $>ie fteine 3Rarie gifäier 5 ) bat $>ein ®ru§ gefreut. 3d) habe
fte gefragt: 9?«bt mahr, ber grifc ift bös? ba fagte fle gan$ ftägticb:
Stein! 3ft ** bra»? barauf fagte fie febr eifrig: 3a. SRächfte aßocbe
wirb £err gifcher *) nach 3^na abreifen; grau 3-*) unb bie Äteine blei=
ben noch h^t, bis er eine ^Bohnung gefunben bat vielleicht bis Dftern.
Stun aber mit bem £hran ! £)er fierr Sßrofeffor löffelt *) mar fafl bös /
bab ich nachfragte ; icb fagte, bie ©eförnürdhen haben ftd) verloren ; allein
er meinte, es fei nicht Mob besmegen, fonbern auch megen bes SBadjfenS
unb $u fotteft auf alte gälte ben £h*an nehmen, fonft fommen fie im
Sommer mieber. Sttfo fab ®ir eben ein £erj; ©eorgine nahm ben
Xbran immer vormittags 1 0 Uhr, einen ©blöffel voll ; jum $tauf nehmen
fände id& ®ir bter etmas ©bofolabe; gib« ber grau ^räceptorin unb
bitte fie, IDtr jebesmat ein halbes ©äfeld^en §u geben, unb menn’S aus
ifi, mieber fo etmas (auch verluderten ©atmus hat fr löffelt ertaubt)
SU taufen. 9tun teb moht, lieber ßeraensfrifc, empfiehl mi<h fierrn unb
grau Premier, grübe röernljarb unb ©mit, uub tab ©ic$ füffen von
deinem treuen 33ater.
l l (Smi( unb 93ernf)art>, bie Neffen ooit Strauß, Söfjne [eine« SruberS SBilfjclm,
bie [päter au<$ &u ^rfyeptor Premier nad) £ bringen in ^ßenfion tarnen.
7 ) fluno gifdjer, [eine grau unb fein Södtferdjeit SRarie finb l)ier gemeint.
*) Reibet berger SKebijiner.
VBürtt. DferteUatnrtb. f. ?ani*«aef4- Ä. XX.
9
130
3 ie 8 Icr
Sott bem, too« Strauß perfönlidh erlebt unb äußerlich ober inner*
lieh befd^äftigt, unb von ben SRenfdjen, bie toir um ißn ^er mißen unb
fennen. Hingt audj in biefen ©riefen allerlei nriber. „2>et ©atbe 3*for "
— (Sbuarb 3 e & cr iß gemeint — fommt mit ben ©einen an ©ftngften
1855 nadj Stuerbadj an ber ©ergffraße: auch Strauß gebt mit Georgine
auf einige £age bortbin* 3Wit fluno f$if<her reift er nach ^bringen, um
bann weiter su gfreunb SRapp nach 3Wfinfbeim ju pilgern unb bie bei ben
miteinanber befanntjutuadjen. ©ei Stopp« barf ^ri| toieberholt 2Beib ;
nachten verbringen — „mir toirb e« ©Beibnachten erheitern helfen,*
fdjreibt er an $ßreuner, „wenn ich grifc an einem Drte weiß, ber mir
felbft fo lieb ifl*" ©tabtpfarrer gifdjer in Ab^ngen, ein greunb von
Strauß fdjon von ber £übinger Seit her, wirb öfter genannt; auf ba«
©erhättnis be« ©ohne« gu ihm gebt ba« gute ©fort: „©tan !ann be*
fdjeiben unb bodj gutraulich fein." @r tommt auch einmal nach £eibeU
berg unb Strauß gebt mit ibm nadj ©tannbetm gu &etf<b. (Sbenfo toirb
eine« ©efucheß von Dr. Sicherer aufl ßeilbronn @rro&bnung getan, ©on
Emilie ©igel ijl mehrfach bie Siebe; auch ein reigenbe« ©riefeben von
ibr an grifc liegt bei, ba« eine ©Beibnachtögabe begleitet; Strauß nennt
fie „eine befonbere ©önnerin" feine« jungen. 9hidj uon einer 3ufammen«
funft mit greunb ©if<het vor beffen Abgang nadb 3äH<b toirb berietet.
„3)aß grieba Stapp jefct nach öfjringen fommt" (alfl 5rau von ©rofeffor
©oger), „ift recht fd)ön; ba ifi bann jernanb toeiter ba, ber 2Mr gut ift."
<SnbIi<h noch 'ein ©Bort über feine &eibelberger ©Bohnung, bie ja fürglich
auch eine ©ebenftafel erhalten bat: „fo Hein fte ifi, fo freunbltdb unb
gierlich ift fte auch."
©on ber SJtutter — auf btefe« Äapitel fommen mir aldbatb — ifi
nur einmal bie Siebe. 3frifc unb ©eorgtne bringen vertragsmäßig bie
©ommetferien bei ihr gu, unb ba fdjreibt Strauß gleich ba« erfiemat
im 3uni 1855: „©on Stuttgart aufl, liebe« Äinb, barffi $u mir aber
nicht fchreiben; £>eine Butter mürbe, toie fte ba« früher immer getan,
bie Gelegenheit benttfcen, SDir Sachen angugeben, bie mich häufen müßten,
ohne baß $u, gute« ftinb, efi toüßteft ; auch Georgine barf mir von bort
nicht fd) reiben." SDafl Hingt hatt, mar aber, toie ich cm« anberen ur=
funbtidjen Quellen tveiß, berechtigte Siotwebr; benn e« mar (eiber toahr.
$a neben ben ©riefen be« ©ater« an bett Sohn aud) bie ber
©djtvefier an ben ©ruber beiliegen, fo erfahren mir auch au« ihnen aller*
lei Nähere« über ba« enge ßufammenleben be« ©ater« mit ber im Snflitut
be« Fräulein Reibet 31t Jpeibelberg untergefcrachten Tochter. (£in ibpfli-
fdjes ©ilbchen gibt 3. ©. bie (SrgäbTung, mie Strauß bet gräulem £etbcl
■’mh Xee gefaben ift unb ba« Södjterdficn benfelbetr feroiercit barf; ober
£a»ib ftriebridj <£traujj alä Steter,
131
wie fie feinen ©eburtstag am 27. Januar 1857 jufammen feiern, bei
„ein paar $errn,‘ bie Sßapa emgelaben Ratten unb Sonaten non SJiojart
fpietien, weil fein 101 jähriger ©eburtstag mar unb weil fie biefes jebes
5tth r tun. " 9tur mirb fie fyitv — es ift bas einzige 9Waf — oom Bater
•gefränft: als man auf feine ©efunbheit tranf, oerfdjlucfte fie ft<h, unb
„ bariiber mürbe fie nachher oom $apa oerfpottet".
Äber nicht nur bie Briefe bes BaterS unb ber Schroefter an grij
Straub fuib erhalten, fonbern ebenfo auch bie faum minber jahireichen Briefe
non Straub an $räseptor Sjßreuner in Öhringen ; ineifi gehen nämlich jmei
Briefe 3 uglei<h, einet an Sßreuner unb einer an grifc ab. Sie ftnb bis
liefet nicht auf einen intimen unb freunbf<haftfi<hen, fonbern auf einen
mehr förmlichen £on geftimmt; noch tu bcn fpateften fartbet fi<h gelegen!'
lieb bie Slnrebe „Suer SBohlgeboren". SBohl aber ifi es immer mieber
ber £on lebhafterer &anfbarfeit für £errn unb grau Sßreuner, ber
Straub nicht mfibe mirb SÄusbrucf 31 t geben. „3<b roeiß," fdjreibt er
•einmal, „grift fantt nad} ©eijt, ©emüt unb Seib nicht beffer aufgehoben
fein." StUefl mirb mit $ßreuner 6 efp rochen, gragen ber ©efunbheit unb
Körperpflege, bas fernen in ber Schule unb ber ^rioatunterricht im
.Klaoierfpiel, bie £öhe bes Eafchengelbs unb bie SBahl ber für grifc be-
ftimmten 3Beihnachtßgef^enfe, feine ©arberobe unb bie 31rt, mie er nach
£au$ reifen fotf. 31u<h beraten fofl ihn ^ßreuner über ben fünftigen
Beruf bes Sohnes: gri| null eine 3«tlang Sanbmirt merben; bariiber
fchreibt Strauß : „Sieb märe mir, t>on Shuen aud& eine Äußerung bars
über 5 U oernehmen, mas Sie benu von grifcens fünftiger Beftimmung
benfen. So menig ich auf eine gelehrte Saufbahn für ihn erpicht bin,
fo menig ich i$ n überhaupt miber feine Neigung 311 etmaS nötigen möchte,
fo menig fann ich hoch bie $bee mit ber Sanbmirtf<haft für mehr als
einen finbifchen ©infaü halten, fo menig glauben, baß fi<h grifc herein ft
in biefer Saufbahn befriebigt ftnben mürbe. ©ine faufmännifche, eine
techniföe Sauf bahn gefiele mir meit eher, nur glaube ich von ber crftereit
nicht, baß grifc baS Talent baju hat, unb oon legerer gmeifte ich. 2 Baö
■ftnb benn 3 h« ©ebanfen über biefen spunft?"
@0 feh^n mir hier einen Bater, ber ftch um alle Details ber @r-
3 iehung fümmert, unb ber, mie aus oerfchiebenen Äußerungen heroorgeht,
*
.einen flaren Blicf unb feinfies BerftänbniS geigt für bie gorberungen ber
ißäbagogif unb beshatb überall £anb in §anb 31 t gehen fuebt mit ben
gremben, benen er fein Kinb jum (Srgiehen unb Unterrichten auoer=
traut hat-
2tud) bas bösartige ©erebe non StraußenS ©eig mirb burch bie
Briefe an Sßreuner roie an ben Sohn aufs fchlagcnbftc rotberlegt. 2ßas für
132
Siegler
bas leibliche ober geiftige 95>o^t bes jungen notwenbig ift, bafür ift bem
Vater feine Ausgabe guoiel. Sluch bie ftinber gu erfreuen — etwa gu:
ÜBeihnadjten - ober am ©eburtstag, labt er fid^ immer wieber angelegen
fein; feine ®aben erfreuten burdjaus reiflich, nur nicht übertrieben.
^Brenner gegenüber ift er in ©elbfragen generös unb tut hier eher guoiel
als guwenig. (Sr unb ber Stüber wünfchen, baß Sßreuner bie gabt ber
Venftouäre nicht über ge^it hinaus oermebre, bamit er ficb ber einzelnen
inbioibualifterenb aunebmeit fönne : bafür erbieten fte ftch, üjn oon ftch auS-
gu entfdjäbigen, unb beiaffen ibm bie (Srfiöbung, auch als er aus befon*
bereu 3Rütfftd)ten hoch noch einen elften bingu nehmen muß. Niemals-
fommt ein unmutiges Start über Verausgabtes ober erft noch (Srforber*
lieh es aus ©trauiens ] ) gebet, eher gebt bie Mahnung, ba§ es bei ber aber
jener Ausgabe auf ben $reis nicht aitfomme, nadj & bringen, unb ma
man bei einer ©a<he ftreiten fönute, wer bie ä offen gu übernehmen $a\ r
ba erbietet er fich oon ooritbercin bagu. ©enau geigt er ft<h nur in
ber Bezahlung beffen, nmS er fchulbig ift. &a& einmal — nicht bur<h
feine ©djulb — bas ftoftgelb an Premier ein paar £age 31 t fpät ein=
trifft, ift ibm feht leib. 2 lls er oergeffen bst, bem ©tabtpfarrer gif eher
bas ©etb für ein %fy eaterb illett für ©eorgine gu geben, ba fö&reibt er:
„bas feien ©cbulben, bie 31 t betten geböten, bie fdhleehterbiugs nicht fteben
bleiben bürfem" Unb ein anbermal beunruhigt er ftch batübet, bah
er einem ©djneiber in dringen 12 Äreuger fchulbig geblieben ift, ohne
mebt gu roiffen, wie ber SRann beißt: er bittet bringeub, ibit auöftnbig
gu machen, bamit bie ©djulb bereinigt werben fann. Jlurg — wir feben
überall ben guten unb getreuen $ausbalter, ber auch auf Äleinftes achtet;
aber fleintidj ober gar geigig ift er nie.
gilt Brenners aber lagen, gang abgefeben oon ben in ber Statur
beö gu (Srgiebenben begrünbeten Hemmungen, Die SMnge in biefem gaff
fchwierig genug, ©ie ftanben gwifchen gwei geuern; benn bie ©Itern
bes {(einen grifc lebten getrennt, unb fo famen auch oon mütterlicher
©eite Vriefe mit 2$ünfdjen unb gorberungeii aller 2lrt. Unb bie SBünföe
unb Slnfchauungen ber beibett gingen weit genug auseinanber. ®ie SDtutter
fdtjreibt gu oft; baher orbnet ber Vater an, baß nicht mehr als affe
14 Sage i)iu unb he? getrieben werben bürfe; unb fie fchidt bein
,<t naben gu oiel, er meint, fie wolle ihn bei ben fiinbern „überbieten",
ffßenig erbaut ift er namentlich auch/ als fie biefen im Stooember 1856
ihre ©elbftbiographie wibmet („ffluS bem Seben einer ftünftlertn oon
*) 2>er Slame ©traufi, bem man im Öeneiio (ein S anljängen fann, ift für ben
Biographen ebenfo unbequem, roic aus anberen ©rflnben ber 91ame hatten, über beffen
„Ungattigleit" ©traufj tmeberholt Älage geführt hat*
2)aoib 5riebrid} @trou& old Siatcr.
133
fcgnes Schebefi. Mit bem BtlbniS ber BerfafTeritt, Stuttgart 1857.
Meinen geliebten Ätnbern ©eorgine unb $rifc gewibtnet"). 2)ar=
über Reifet am 2. $e$cmber 1856: „ftürgtich wirb 3hnen non Stutt-
gart aus etwas BiograpbifcheS $ugeföidt worben fein, mit ber 2lnfünbi=
gung, bab es für Srifc auf Sßeibnachten a(s ©efchenf fommen werbe.
Obgleich ber Snbalt nicht eben nerfängticb fein foü, fo $at bodj grrl.
Reibet bto paffenb gefunben, ©eorginen $u erflären, bab fte cS il;r nicht
geben würbe. Um ein ©leides möchte ich Sie bitten ; was brauet grifc
non ber &b ea teHmrtf$ a ft $u wiffen? — obgleidt er’s wabrfchrinlich, auch
wenn er’s befäme, nicht lefen würbe." 91 uf alles begleichen foDte alfo
ißreuner achten unb ben ©in* unb Übergriffen ber Mutter webten, was
natürlich nicht eben leicht war. $as erfennt Straub bnrchauS an unb
fo fchreibt er ihm am 13. SRooember 1855: „SBie tinenblidj leib tut es
mir, bajs mit ber ©rgiebung meines Sohnes, an bem Sie nichts als
$anf unb ©Utes oerbienen, fo mancher Berbrub für Sie nerbunben ift.
freilich werben Sie, fo wie Sie nun in bie Berbältniffc fjtnetufc^en,
bie Urfacbe mehr in biefen als in mir ftnben ; bo<h mub ich fürchten, es
möchte 3h nen burd) bie SEBieberfebt folcher Unannebmlicb feiten bas ©e*
fchäft ber ©rsiebung meines Äinbes am ©nbe gauj oerleibet werben.
©ineS müffeit wir, um biefen fiemmnijfen ju begegnen: nämlich uns
beibe immer enger jufammenftblieben, bamit nichts mehr 3mif<hen uns
auf baS Äinb einbrtngen faun." $>urcb bie Antwort auf biefen Brief,
ber mit bett Starten fch liebt : „ 9tun nerlteren Sie bie ©ebulb nicht,
befter $err ^räceptor," fühlt er ftcb aber bann getröftet, ba ft<b Sßreuncr
„burcb bie tempestates muliebres nicht oerftimmen taffen " will.
3n all bem fönnte man nielleicht eine 51t weit gebenbe ©ebäffigfeit
non Straub gegen feine $rau nermuten unb meinen, bab biefe Sperre
mabregeln nicht genügenb begrünbet feien, üftun liegt aber ben Briefen
non Straub sunächft noch ein folcher non Stabtpfarrer §tf<her att *ßreuner
bei — aus 3(ntab eines törichten 9llarmf(hreibenS ber Mutter, bab bie
Äinber burch Äameraben fe^ueü aufgeflärt worben feien unb babei &ingc
erfahren h^ben, non benen fte „bis in ihr 30ftes Sebensjabr" feine
9(bnung gehabt bube, @t tautet: „Wach ben liebenSwürbigen Mitteilungen
ber 30jäbrigen Unfchulb in Stuttgart ift meine unnorgreiflühe Meinung
biefe: 1) an Straub werbe ich gelegentlich nur mit ein paar Btarten
metben, bab jene puncta sexti ©ölnifchen Umgang feiner ßinbet betreffen ;
2) an bie Mutter berfelbett aber nach Stuttgart würbe ich an 3h*er
Stelle für} unb bünbig fchreiben: a) bab Sie nid)t nerfeblen werben,
ben fjfrifc in Kenntnis 311 fefcen, er werbe fünftig nur je alle 14 Xage
Briefe non feiner Mutter empfangen, b) bab Straub ttie barauf ein*
134
3 i c s ler
gelten roerbe, je affe 8 Tage ©riefe ztijulaffen, bie 3BaJ)t bed Xagefc
aber, an reellem bie Butter f ^reiben moffe, ihr freiftebe, nur mfiffe
immer eine 3eü non 13 £agen bazmifdjjen liegen; c) bafj Sie ftd& nidbt
baju ^ergeben mürben, bie uerlangteit Mitteilungen an Strauß gn über»
nehmen; d) baß Sie bitten, mit affem bergleidben verfdjont ju bleiben,,
als rooburd) bie Erziehung bes Änaben jur uuerträglidjen Saft merben;
müßte.
ge ft bin id& überzeugt baß es eine Spfiidbt ber Selbftcrbaltung für
jebeu Lehrer unb ©rjießer ijt, fieß eine foldfoe Mutter unb itjre ftorrefpon-
ben3cn oom fialfe 311 f Raffen."
5)a8 ift bas 3 eu dm fi eines freilich mit Straub befreunbeten, a6er
bodb über ber Sache fteljcnben unb barum unbefangenen dritten, auf bas
iä) bcs^alb nid)t verzichten }u bürfen meinte. Soffte jebodb auch bas
nod) nießt genügen, — mm id& ^abe auch noch bie Briefe ber Mutter*
felbft an ^ßreuner unb an ben SoEjn.
Mein Urteil über bie grau, rote icf> es in meiner 6traußbiograpl;ie
ausgefprod&en habe, mirb burd) biefe Äorrefponbenj im mefentlid^en burdjj«
aus beftätigt. &er ungefügen $aitbf<hrift entfpnd^t ein jeßr ftarf in bie
&ugen faffenber Mangel an allgemeiner Bilbung. Unb noch mebt fallt
ben burchmeg gehaltenen tmb maßooffen Briefen Strausens gegenüber
ihre ungezügelte Seibenfd&aft auf. gib gebe eine Sßrobe bavon:. „fierrn
Sßräceptor Sßreutier, ®oblgeb. 3<b habe nun, nadjbem i<h bereits feit
Sonntag vergebens nach einem Lebenszeiten von meinem flinbe ftmatte
unb fton am Dienstag einen forgenooffen Brief an grifc, am Mittrooch-
aber in meiner Seelenangft einen an Sie gefd)riebeu §äbt, bis bato*
vergebens auf eiue beruhigenbe Sffntroort gemattet. 9£enn Sb nen bie
Straußifchen Emfimfte fo hoth ftünbeit, baß Sie fidj) ju begleichen ©ienfte
verroenben lajfen fönnten, um. mit bein (Beflißt eines armen, geangftigten:
Mutterberzens gleichfalls ein unineuid&üdjea Spiel zu treiben, fo mürbe
id) genötigt fein, gerichtliche &ilfe anzufprechen. 3d& bin bereits, bureb
teufliftbe 3tmiutungen von meinem franfen *) 5tinbe abgefperrt unb jeber
Beruhigung entbebrenb felbft Iran! gemorbett, benn ich habe ber quälen»
ben Erfahrungen bereits genug gemacht, um einem neuen Unheil mit
banger Seelenangft entgegenfeben zu bürfen unb verfwhere, baß, menn ich
ntdf)t bis beute 9lbenb auf meine beibeit lebten Briefe eine Slntmort er»
halte, ich fofort an bas Cb?inger ©eridjit, ober an bie ©eifilid&feit (!) fd&rei*
ben mürbe, um mir über bas Befinbeii meines ÄinbeS 8lusfunft einju»
*) gris war flar nidjt franf, fonbern nur fei« ’örief nidrt zur erwarteten 3eit in-
ihre ipetnbe gefommen!
©amb jjriebtitf) ©tranjj a($ Sater.
135
holen. 3<h habe, atß id) bem Strauß bie Äinber übergab, attetbings
auch noch biefe, von ihm an mich geftettte, unrnenf cbtidje g-orberung
burd) Unterfdjrift erfüllt, nämlich feinen SBo^nort nicht gu betreten; id)
tat baß, weit ich ihn, nati) allem, maß oorgegangen mar, für eine arme
verlorene Seele batten mußte, bie nur gwei Engel, wie bie Äinber ftnb,
retten tönnen; ich tat eß, weil ich hoffte, biefe meine unerfchüttertiche
Zeitnah me für ihn, trofc allen feinen mir erwiefenen gerglofigfeiten
werbe ihn woljlroollenber gegen mich fHmmen unb ihm fetbft $eit bringen,
anftatt beffen hat er mir mein hö<hfte* Opfer mit teuflischen Quälereien
vergolten, gog mit meinen armen Äinbern immer in einer von mir etwa
bunbert SReilen weiten Entfernung umher, um mir nur ja ihren jeweils
gen 9fobficf möglich ft gu erfthroereu, roährenb er mir hoch, wenn er nur
einen Junten gleiches Erbarmen für mich empfunbeit hätte, wie id) eß
gegen ißn hatte, biefeß Opfer erleichtern hätte foüen. Mim foH mir
auch noch, nachbem ich mich allen feinen hergiofen, mißgünftigen 3 Us
mutungen in ©ebulb füge, obenbrein jebtoebe Antwort auf meine 2ln=
fragen, ob baß Äinb franf ift, rorent hatten werben? Öffentlich mürbe
ich, wenn eines meiner armen Äinber ftürbe, ohne baß man mich an fein
Äranfenbettchen gerufen, gur SBarnuug anberen armen ÜRüttern, bie etwa
in gleichem gaffe wie ich außbarren müffen, biefe Sd)änb liebfeiten befannt
machen. Tie Seele meines armen, erbleichten Äinbes würbe bie frevler,
bie mit ihm unb mir ein graufameß Spiel getrieben haben, oorß Sicht beß
ewigen ©eriebteß giehen."
Stuttgart ben 3. Slpril 1S57.
eignes Strauß.
Unb auch in £1 einigfeiten geht ihr Temperament mit ihr burd).
So fchretbt fte g. ©. einmal auf bie ätbreffe eineß Briefes an ben Sohn:
„Eß wirb gebeten, baß folche Sriefe, welche man franfirt einem hoch*
löblichen oft amt anoertraut, auch abgegeben werben, waß bereits gu
wieberhotten ÜRalen nicht gefaben fei"; unb freut fich bann föniglich
über ben 3<mt beß Sßoftbeamten, in beffen $änbe baß ÜRäbcben ben
SSrief abgegeben hatte.
916er auch unrecht möchte ich ib r nicht tun. 3m ©egeitfaft gu ben
Briefen an ^ßreuner geben bie SBrtefe an ihr „liebes fiergenßfrieberle"
im gangen ein erfreuliches 33ilb. 3®ar fehlt es auch $ter nicht an ver*
fteeften bitteren Ausfällen gegen ben SBater, barin geigt fte weber Taft
noch ?ßäbagogif; auch hat man guweilen wtrflid) ben Einbrucf, baß fte
in ©efthenfen unb Siebfofungen ben 93ater gu „überbieten" unb fo bie
Stinber an fid) gu giebeu fucht, wie er baß gang richtig berausfftblt. 9(ber
rührenb unb echt ift boch biefe Sie6e gu ben Äinbern, rührenb bie gfreube
136
Siegte*
auf Me wenigen Sßochen, Me fie bei ihr in Stuttgart verbringen taürfen,
unb rüljrenb bie Sorge, wenn ’ ihnen etwa« fehlt, — bief e freilich auch
maßlos übertrieben unb übertreibenb, baß hot ber Brief an $reunet
gegeigt. Stu<h baß SRaive ber üfierretcherin fehlt nicht, fte hot etwaß
finbti<h fiarmlofeß unb fann ftch bahev über ein Bitbeben, baß ihr
gemalt, ober über einen braftifchen Shißbrud beß jungen bolb totiadhm
unb eß bei ©ott unb SBelt betumgeigen. Sie ergäblt felber gern Slnef*
boten unb freut ft<$ boiter unb luftig über fd)mäbif<he SRaivitäten unb
ben föwäbifihen SMaleft ihrer Umgebung. Selbft über ben SPa pa fällt
in folgen Stunben gelegentlich 0 ong loifo ein freunblicheß 9Bort.
Dagegen erinnert bie Abneigung gegen alle ©etebrfamfeit, namentlich in
ber Db'Mogie, bodh wieber an ben ehtichen ©iffenß : biefen theologifchen
Qntereffen ihreß äRanneß war fie nicht gewachfeu gewefen; baher erboft
fte ft<h über ben ihren fiorigont überfteigenben iReligionSimterridjt ©eor*
ginenß unb fchüttet batüber bie Schale eineß luftigen £orneß unb Spotteß
auß. 2 tuß biefem ©runb billigt fie auch — i m ©egenfag gum Vater —
bie SHjficht beß jungen, Sanbwirt gu werben.
©rnftbaften Anteil nimmt fie, bie Sängerin, am äRufif unterricht
beß Sohneß; hierüber fdjreibt fie einmal nach einem Befuch ber Ainber
ausführlich unb gang oerftänbig unb fachoerftänbtg an fßrenner folgenbeß :
„©ine ßerjensa ii gelegen beit non wegen ber mufitalifchen SKußbilbung
meines grigd>enß nötigt mich an Sie nachftebenbe Sitte gu richten. grigs
chenS Siebe gur 9Ruftf, fowie auch feine tedjnifchen Sortfdjritte finb feit
feinem verlegten Befuch bei mir leiber nicht geförbert worben. 3<h febe
wohl auß allem, waß Srigen ginn ©inüben vorgelegt würbe, baß eß fein
Sehret grünblich unb gut meint, ich weiß auch, baß, wer fid) fleißig
in ben Sonaten von ©lementi geübt hot, um fo leichter bie von $agbn
unb SRogart fpielen unb aufgufaffeu fähig fein wirb. Mein ba gfrife für
bie Vorübungen in ber ÜRuftf viel gu wenig 3*it hot/ um alle Stufen
biß gur $öhe fiafftf<ho* Stüde gu burd) laufen unb fein mufifatifcheß ©es
fühl eher burch (ernige ÜRelobien angefporitt werben bttrfte, als
baß burch bie fanften, § t e r 1 1 <h e n , preiswürbigen Sonaten eineß ©le-
menti gefchehen fann, fo meine ich, baß eß beffer unb (ohnenber für ben
S e h t e r wie für ben Anaben fein würbe, wenn jener bie Siebe unb ben
©ifer beß Ainbeß eher burch kräftige Volfßmetobien ober leicht inß Dhr
tönenbe SRufif gu hoben fudfte, als burch bie gwar einfachen, aber ben?
noch fehr funftvoKen Sonaten ihn gu führen, bie ihn nicht weden, fon-
bem eher ermüben burch baß feine ©ewebe ihrer garten, finnigen für
3rig nodh unverflänblichen SRetobien unb Harmonien. 3fch höbe bemerft,
baß bem Jrig folche Stüde, wie g. B. ber Sägerchor auß bem greift Üg,
Staub griebridj Stroujs at$ State r.
137
bie Biflcun erhöre aus $ßregiofa, au4 foI4e Stüde von £ünten unb
Burgmüller viel leidster in ben Äopf gegangen finb y als bie ttafftfd^e
ÜRufit eines StementL ’S)arum hilf/ was Reifen fann, ein 30tenf4 ift
nid^t wie bec anbere / bem einen Talent batf man f$on in fröheRer 3«t
mit HafRf4e? 3RuRf aufhelfen, baS anbere muR erft bur4 fräftige Botfs=
ntelobien hinanreifen. 34 rounberte mi4 übrigens, n>ie gerne ber
Änabe fchon als Heines flinb etwas red^t <£rnftet, etwa einen Safe aus
Beethooens Sonaten, ben (Srlfönig non Säubert ober bie näd)ttidje £eer-
f4au non SReufomm hörte, ein 3ei4*n, baR er einmal nidjjt nur für bas
©eflingel ber MtagSmuRf Seele unb Dfjr fein wirb, aber auch ent=
fliehen beit er e Sieber mag er gerne. Ftun bitte i$ Sie, bas feinem
fiebrer ge fällig ji gu fagen, baR er ihm lieber fold^e Stüde lehrt, bie er
if)tn erft norgefpiett unb bie ibn freubig beinegt ober ergriffen haben,
(ur) foldbe, bie ibn begeiftern. 34 habe babei bie Srfahrung ge=
macht, baR i<b bur4 f old^ e Sebnoeife bie Talente triel eher gewedt
habe, was ui 4t gef4eh*n wäre, batte i4 Re nur mit Hafftf4er SRuRf
fpeifen wollen. 3Qfo fräftig einbringenbe Gelobten."
Stuf ihre S4riftReQerei tut Re R4 in naioem Stolj bem Sangen
gegenüber orbentti4 etwas gugute: Re f4tdt ni4t nur ben Äinbetn,
benen Re ihre Setbjlbiograpbie wibmet, baS Bu4/ Re ergäbt au4/ wie
Re bem SDrud beSfelbeti gugefehen, ober wie non flöht unb StraRburg
bereits Bestellungen barauf beim Verleger eingetaufen feien. Unb roäb ;
renb Re an ihrem Sebrbu4 *) fefareibt^ weift Re in luftiger ©ntrüftung bie
Überbebung beS Heinen SateinerS über bie ungelehrte SRutter gurüd.
Unter ben Flamen, bie in ihren Briefen häufiger norfommen unb
S4lüffe auf ihren Umgang geftatten, begegnet neben bem beS @6nerf4en
Kaufes feiner bäuRger als ber ©rüneifens: bei ihm unb feiner Familie
fdjeint SlgiteS S4«beR fefar niet aus* unb eingegangen gu fein. Unb als
Re im Saufe beö StubienratsbireEtors v. flnapp eine SBobnung mietet,
wirb aud) ber Berfebr mit biefem unb feiner grau ein re4t lebhafter.
So Rnb bie Briefe oon $). gr. Straub unb eignes Scbebeft au
Ißrägeptor Sßreuner unb an ihren Sohn gri| trop beffen !inbli4em Sitter
bo4 niefat gang ohne Sntereffe unb 3Bert. Sie geigen uns neben allerlei
Biograph f4em unb 3rttgef4i4tft4 CTn / wie bie getrennten ©blatten bod)
ein ©emeinfatnes bis gum S4luR gehabt unb Rd) bewahrt haben, bie
Siebe unb Sorge für bie flinber; unb bas hat biefem gerrütteten @be s
leben gegenüber etwas BerföhnlicbeS unb lägt uns — nidjt anberö, aber
milber barüber urteilen als bisher. Unb au4 bas iR neu unb ift rührenb
*) «Rebe imb ©eberbe von 3tgnefe S cf) e & e ft.
13 b
3iegler, Daoib ftriebrid) St raup alB Vater.
ju fe^eit, wie bie beiben, um ein fdjöneB 3ufammenleben vom ©djicffat
betrogen, fiel) aus ben Sterben ü)reß e§ liefen ©UicfeB ifyxe etnfame £äuö«
lidjifeit aufgebaut uub fo roolfnlui) als möglid) eingeri<btet haften- Unb
enblidE) — aud) an biejen Briefen beftätigt fid) bad 2Öort, baß ber arte
weife fieraflit fd&on gefprodjen ^at : r&o; Ävitpwwo Sakwv — feine 9frt
ift bem SRenfdjen fein 0d)ic!fal!
B«n»rcdiun0cn.
]>r. $r. Seit, Die Ortsnamen faeß D&eramtß Natingen, ©rmeiterter
0eparatabbru(t aus bem Saünger Tagblatt „Der s XSolfsf«unb".
(Salingeu, Dnuf von Ibotf Daniel.)
Stuf fnaop 26 Seiten entwirft ber auf bem Gebiet ber $iateftforfchung befonberß
Durch feine „Dftborfer Stubien" längft befannte Verfaffer etn überauß anfdjaulicheB
Bilb von ber BefieblungBgefdjidjte beB DberamtB Balingen, wobei er oon rein praf*
tifdjen ©efidjlBpunften auBge£enb fid) auf bie Befprechung ber jepigen Orte befdjränft
mit Wegtaffung ber Flamen untergegangener ober aud) oerfümmerter Sieblungcn. Wir
fefjen 3 uerft bie Spuren römtfd)er (Weilfjeim) unb Feltifcher fiebert affungen (Walb;
jtetten, SRehftetten ; bie Vermutung, bnfs -steifen überhaupt auf oorgermanifdje Befieb*
lung beutet, hätten mir gern auBfüf|r(i$er begrünbet gewünfdji, bodj mar ber Verfaffer
burdj bie S. 26 angebeuteten (%ünbe im Staunte befdjränft); bann überfluten alamam
nijdje Sippen (alle bie heutigen -ingen) unb nach ihnen bie grauten (-heim) bie
©egenb, worauf fdjliejslicf) noch auf bem Weg ber ßolonijation oon ben atamannif^eit
Sifcen auB eine jüngere Sd>id)t (-haus, - hof ^lurbcjeidjnungen) folgt. ®B ift natürlich
nicht lauter SteueB, maB mir Qier erfahren, unb ber Verfaffer felbft macht fein $eht
barauB, maB er ben Vorarbeiten oerbanft, inB 6 efonbere ben 9lachroetfen in ber neuen
l'anbeBbeföretbung (2>a3 Königreich Württemberg, 1904- ff.), aber er geht bet feinen
(rrflärungen burdjauB felbftänbig oor; befonberB oermutet er, fpejieU in ben Sippen«
fieblungen, nicht mehr jo oiele ^erfonennamen rote jeine Vorgänger. (Sin Kenner
uufereB VolfBlebenB wie wenige (hat er bo<h jahrelang mit Vauern, unb 3 war gerabe
im Valinger Oberamt auf gleichem jyufje oerfehrt) überträgt Veit bie ©runbfäbe inobexner
länblicher 'Jlamenfchöpfung auch auf bie früheren 3cttcit, ein Vorgehen, über beffen
Berechtigung bei ber Stamenbeutung er fid) in ber 3 eitfdjrijt für beutfehe Wunbarien
1908, 186 fchon ausführlicher auBgelafjen hat. So finbet er in manchen DrtBnamen,
rno bie 2anbeB befrei bung noch auf ^erjonennamen hatte raten tnüfjen, appeQatioe
Bei; bjro. 92ebennamen, mie bei Balingen, ^of fingen, 2)igiBheim, giflhaufen. 2)aB ift
jum mtnbeften ein wichtiger Schritt oormärtB, unb bie neu gewonnenen Deutungen
finb 3 um STeiC fehr einleuchtenb ; bah er in allem einzelnen recht habe ( 3 . V. bei
Streichen, auch bei anbcrBartigcn (Srflärungen wie etwa frommem), beanfprucht ber
Verfaffer, mie er im ©ingang feiner Tarftellung heroorheht, felber nicht, ©eigentlich
greift bie Unterfudjung auch in benachbarte Oberämter über, cbenfo tuB £ohenjoHerfdje
unb mieberholt ins Babifdie. $aB auficiorbentlid) intereffante unb anregenbe Büchlein
ift am Sd) I uh noch mit einem Gegiftet j amtlicher bcfjanbelten OrtBnamen oerfetjen,
wofür jeber Beniiber bnnfbar fein wirb. W. Vßeiberer^
Befprech ungen.
13»
$r. ^arhtttg, QSefdjidjte bee 3rränfifdjtn flreifeS. ^arftelhing unb Sitten.
Grflcr 39anb: 25ie @cf$i$te bes {Jränfifd&en itreifeS non 1521 — 1559
(Seidig, Quelle unb SWe?«, 1910. XXXVin unb 462 ©. M 18.)
Sie © em ein f amfeit bet Benennung unb bet gerichtlichen Erinnerungen oerbanfen
bie ©ebiete beb gütigen ftranfenb eben ber Äreiboerfßffung. 3I6er bicfer 1. Batib
ber 2. Deihe ber Serbffentlichungen ber ©efettfdjaft für ^ränfif^e ©efchichte iß für bie
gange beutle ©efthidjte bebeutfam. Sie Einleitung bietet nidjtö roeniger alb eine
Sarßettung ber ©nißehung ber beutfchen ÄreiSoerfaffimg bib 1521, tnbem ße nicht
iotDoftl bie rechtliche Daiur alb bab wirtliche geben ber Äreife aufgugeigen unternimmt,
bie bie Sachführung ber bem ©angen obliegenben Aufgaben in bie §anb genommen
i
heben. Sie Areiboerfaffung iß entßcmben aub ben faiferlichen Sanbfrieben unb ben
£anbfriebenbbünbnif[en. ©djon ber Nürnberger ttmbfriebe non 1383 füllte ein bab
gange Deich umfaffenbeb ©efefe fein, beffen BoQgugbocgane Eingeloerbänbe werben
foDten. Sie erße, freilich nur für menige §abrc burchgeführte Ärei$orbmmg ift ber
Egerer £anbfrieben von 1389. Soch ber SDßiberftreit ber ©tänbe, bie Serßhiebenheit
ber 3ntereffen beb Abnigb unb ber Äurfürßen lieb *3 &u feiner allgemeinen Einigung,
fornmea. Sie Deformation ^riebrichb III. ift für lange bab lebte Reichen ber ©orge
beb Äönigb für bie innere Drbnung beb Deiche beffen Berbanb ft<h immer mehr loderte..
Ergbifchof Bertolb von Ntaing gelang eb, bie ©tänbe gu einigen; ba er aber bab
Abnigiunt ihnen unterorbnen mottle, roiberfefcte ßch oiefeb. Dtasituiltan I. fchlug feiner»
feitb eine Areiborganifatüm uor; alb biefe für bab Deich mifjgtüdte, oerfuchte £aug
von äBerben berg gugunßen beb Aaiferb fte menigftenb in ©thmaben burch juf Uhren,
1495 tarn bie Deform, burch bie ©tänbe abgefchroädjt, gußanbe, 1500 erfolgte bie
1. Areibeinteitung, bie freilich bie Aurfürften unb bie hobbburgifch»burgunbif<hen Deichb»
lanbe aubßhtoß. 3h re unmittelbare Bebeutung mar bie Errichtung von Stahlbegirfen
für bab Deicbbfammergencht ©runblage ber Einteilung maren bie alten ©tatumeb?
hergogtümer; ber ^ränftfdje Areib beßanb atterbingb nur aub ber tätlichen Hälfte beh-
alten §ergogtumb, beffen ©renge gegen ©chroaben fo unftar mar, baß bie 3ugehürigfeit
non $aff, Sinfelbbühl, SJimpfen, $eilbronn lange nicht feftftanb. 1500—1519 fugte
Dtagimilian L eine feße gentralgeroalt unb eine begentralifierte Egetutiogeroalt aubgu«
bauen. Sie erße mürbe von ben ©tänben vereitelt, bie streite abgefchmächt. Sodh
fam eb 1521 gu einer Erneuerung ber Areiboerfaffung.
Eigentlich eb Seben erhielten bie Areife erft burch bie Ejefutionöorbmmg von 1555.
Sie Dotmenbigfeit, biefe gu hanbhaben, füh^c gur enbgüttigen Einrichtung auch beb
*rftnfifchen Areifeb, an beffen ©ptße burd) Vergleich von 1559 ber Bifthof von Barn»
berg unb ber SNartgraf oon Branben6urg*Dnbbach alb freibaubfehreibeube dürften traten..
Sie Dtüngorbming oon 1559 feftigte bie gemein fame ©ruublage.
©omeit führen bie Sarftettung unb bie gut aubgeroäbtten unb bearbeiteten Dften.
Sab Stert ift in Dnorbnung unb Behanblung beb umfangreichen ©toffeb gleich oor*
trefflich un b eine fehr bantenbmerte Bereicherung unfereb SBiffenb oon einer fo mistigen
unb feither in ihrer Entßehung nicht gang Karen Einrichtung.
Eugen ©cfjneiber.
(£ttttumger ^afjrlmdi 1910 (EDfoangen, gt. 39u$er),
Ein rechteb Bottbbuch ber $eimatpßege bietet ber ©eßhicbtb* unb Dttertumboerein
Ettmangen gufammen mit bem Sauchheimer. 3ahreb<hronil unb Düdblid, Dbhanblungen
über bie ©rünbung beb Alofterb Ettmangen unb über £eimatpßege, Beiträge gut
140
Befpregungen.
4?efrnatfunbe, ©ebenFblütter, ©ebigte, Bügerfgau, Urfunbett, ^uttbberigte, Vereint«
nagrigten unb Berfgiebened folgen fig in paffenber Steibenfofge, fl He in einem Tone,
ber geeignet ift, ftreube unb ^ntereffe an ber Sage ju werten. Slujier ben Bereind*
oorftänben Sanbrigter £äcfer unb Dr. ©erlag bieten namentlig ber bewährte GKmanger
fjorfger Dr. ^ofef 3e& er nttb ber befte Kenner ber ©rünbungdgefgigte bed Ä lofterd
D. ©ufiao Bofferl wertvolle Beiträge, ©uie Stbbilbungen geben beut Bug nog weiteren
3teij. Wöge ber Grfofg jur ^ortfe^ung ermutigen. G. 6.
Dr. tt. @1 er fad), (5l;ronif von Saudfteim (ßllroaitgen, %t. Söudjer, 1 907).
(Sine reige Sammlung non altem, wad fig jur ©efgigte ber ehemaligen 3>eut[g?
orbengFommenbe Kopfenburg auf treiben Uefj, teild gronif artige 3ufammenfteHung, teild
fortlaufenbe TarfteÜung. 3>ntereffant ftub nameutlig bie Jpinroetfe auf römifge Spuren
unb fränfifge Stieb er (affungen. 3Rit Siegt fagt ber Bevfaffer, baß berjenige, ber bad
Büglern burggetefen b«t, aug in ber Tat roeifi, wie ed im Fapfettburgifgcn ©ebiet
audgefeben b<ü. 2>aju tragen aug bie gutgemäfjtten, meift originalen Slbbilbungen
oieled bei. Seiber wirb eine folge gronifartige Beb anb hing nigt viele Turglefer
anlorten. G. S.
Sfiujel, 39iömarcf unb 33ai)ern in ber $ei\ ber 9ietdpSgrfiHbung
(granffurter £tjfr)rtf$e fyorfdjungeii, ©eft 2 , 1910).
Tie trefftige Sgrift rigtet fig gegen o. Siuoitted pbantaftifge Stuffiteltungen
über bad KÖnigdroort Submigd von Bapem oon 1 86ti r ben Kaiferplan oom ^frübjabr 1370
unb ben famofen Tofumentenfunb oon Gergap. Württembergs Ber batten wirb ohne
Boreingenom men beit befprogen. Bei Winifter o. Bambiiter wirb anerFannt, bafe oft
barmtofer ißartiFutaridmud ober Sgroäge unb parlamentarifge TaftiF jugruube liege,
wo ber Kriegdininifter o. Sudow in feinem feurigen nationalen ^bealidmud geneigt
mar, nationalfeinblige Umtriebe ju wittern. Teuilig wirb b^ruorge hoben, wie ©raf
Brap, nagbem Württemberg bad Stellen oon Bebingungen an fßreufjen für bie Kriegd*
t eil na l) me abgelehnt b«ttte, eigene Wege ging, obgteig amtlig beibe Staaten nog
jufammengeben füllten. daraus erFlftrt fig ja aug, wad Künjcl anberd auffafit, ber
„Seitenfprung" Württentbergd, ber fig in bem Telegramm an bie württembergifgen
Winifter oom 11. Stooem&er unb beren Stbreife nag Stuttgart Äußerte. Weil in Stutt-
gart ber baperifge ©cfanbte, bie baperifge Regierung unb ber baperifge König fort»
mäljrenb sunt 3ufainmengeben rieten, ohne felbft etwad oon Brapd ipalhtng in BcrfaiKed
SU wiffen, fonnten fig Regierung unb §of 3 U Stuttgart bad plöplige Sodfagen ber
württembergifgen Winifter in Berfailled rein nigt er Flüren, fo bafj perfönlige Berigt*
erftattung nötig würbe. SJtit Siegt weift Übrigend Künjel barauf bin, bafj baburg bie
Bebingungen für Württemberg nigt harter würben. Wad Brap befthumt bat, in
Berfailled bog nog oor Württemberg abjufgliefeen, roeifj aug K&njel nigt gu er Fl Aren.
Gbe bie Slften jugftnglig werben, finb nur Bermutungen erlaubt. Wir rft bie wahr-
fgeinligfle GrFlärung bie, bafj Brap oon feinen WimfterfoHegen, bem Kabinettdgef
unb ber öffentligen Weinung fo gebrAngt würbe, bafj er nigt wagte, ohne einen
Bertrag beimguFebren unb bajj er einen folgen unter ben oon Bidmard gewährten
Bebingungen mit bem ©ebanfen abfgtojj, bafj bie Kammern entfgeiben unb bie Ber*
.antworhmg ftbemebmen feilen. Gugen Sgneibcr.
Befprechungen.
14f
€. ©ranbenburg, ®er Eintritt bet ©äbbeutf<$en ©tauten in ben SRorb*
beutfd^en Sunb. (Berlin, $ätel 1910.)
@ine gufammenfaffenbe fehr lehrreiche Sarftettung auf @runb atteS Bisher betannten
Waterial*. Sec Unterfdjieb greif eben ber baprifchen unb roürttembergifcben Staff affung.
ift fiparf becoocgeboben ; Dort biä gum Sdjluh bie BorlieBe für einen weiteren Bunb
Bayern* mit bem übrigen enger gufammengefcbloffenen Seutfdjlanb, hier fdjon bei ben
Wttnchener Besprechungen bie @rtenntni* non ber ftotwenbigteit beb engeren Bunbe*.
Staerfannt wirb Württemberg* Berbienft, bie bröffnung von Betbanblungen ber füb»
beutfcpen Staaten mit $reuhen befchleunigt 311 haben. Kur in brei fünften ftheint
unb Branbenburg* Sluffaffung nicht richtig 311 fein. Einmal legt er bem Wunfdj ber
äöntgin Olga nach Bergröherung Württemberg* eine viel gu grofse Bebeutung bei, wenn
er fagt: „in Stuttgart wünfthte man $ohengottem gu erwerben." Ser ©ebanfe ber
ruffifchen ©rohfürftin hot in ber amtlichen württembergifchen ^olitif unb in ber Öffent*
liehen Meinung überhaupt feine Stelle gefpielt, fo wenig wie ber Berfucb, bie Benven?
bung beb ftaifer* non Äufjlanb gu erbitten. Sann ift bie alte Behauptung non einer
Intrige beb baprifchen ©efanbten ©aff er in Stuttgart nicht aufrecht gu halten, ba er,
wie bei Befprechuug beb ftüngelfchen Werfe* au* geführt ift, gang nach feiner Bnftruftion
unb gubem gang offen gehanbeU hat* ©runbfalfcp ift bie Sluffaffung von ber Bebeutung.
0. Sucfo wb. Sief er war für feinen SEftnig ber Retter aub ber burch bie Haltung ber
Kammer herbeigeführten militärifchen Slot Bolitifcp burfte er nicht wagen, feinen Stanb;
punft geltenb gu machen, ba er bem beb ftönigb genau gumibertief. ß* wirb fiep nie
nachweifen laffen, bah 0. Sucfow feinen SJfinifterfolIegen gegenüber in ben Befprecpungen
über bie beutfehe $rage auch nur einmal eine abweichenbe Slnficbt vertreten hat 3 n
Berfaitte* hat er gwar perfönlicp ftch alb ftreunb beb SCnfchluffe* gegeben unb Bibmarcf
fofort eröffnet, Württemberg werbe auch ohne Bagern abf cp liehen, aber amtlich hat er nur
über bie SKilitArfonoention gu oerhanbeln gehabt. SUIe* $olitifcpe war Sache 0. 9 )litt=
nachtb, ber, nachbem er einmal burch ben ©ang ber Singe gu ber übergeugung gebrängt
worben war, bah Württemberg fleh mit Ißreuhen 3 um Reiche oerbinben müffe, offen
unb beftimml für biefeb 3* e ^ eintrat, ohne freilich bie ftüdfidjt auf bie SBünfdje feinet
ASnig* unb bie Eigenart feine* Sanbe* au* bem Stage gu verlieren. ®S ift hoch ein
Unrecht, wenn Branbenburg v. Witt «acht atterbing* nicht a(* Borwurf, bie Bbfuht
gufchreibt, ftch bie Bebenfgeit von 24 Stunben gu genauerem Stubium ber WiUtär?
fonoention be*ha(fi gu nehmen, weit er einen auffchiebenben Befehl au* Stuttgart er?
wartete. Siefer Befehl war ihm vielmehr fehr unwitttommen; in ber Wilitärfonvention
intereffierten ihn atterbing* nicht bie mititärifchen ßingelheiten, aber er muhte bie ftaatS»
rechttiche Stellung unterfuchen, bie fein 2 anbe*herr nach Befchräntung feiner frtegö*
herrlichen Befugniffe einnehmen würbe. Wenn in ber Branbenburgifchen Schrift bie
Rolle, bte Württemberg gefpielt hat wefentlich günftiger beleuchtet wirb, at* bie* burch
bie Spbelfcpe Sarftellung üblich geworben ift, fo ift nur gu bebauem, bah ba 3 Ber?
bienft bafür bem unrichtigen Wann gugefeprieben wirb. Sah ba* Borgehen Württem?
Berg* bem §erm v. Sutfow verbanft wirb, beffen Arbeit viel höher einjuichäfcen fei, al£
feine turgen Zotigen erfcheinen laffen, wirb jeher, ber bie $erfönli<h(eiten unb Berpält*
niffe Württembergs in ber fragliihen Seit unbefangen anfehaut ober gar genauer tennt,
für unmöglich erflären. Senn bie am meiften in bie Bugen fattenbe ßigenfepaft
v. Sucfow* war ungewöhnliche ßitelfeit, bie burch anbere ©eleiftete* ober von fei b ft
beworbenes für fich in Bnfpnnh nahm.
ßugen Schneiber.
1142
©ejprethungen.
Sntoentnre be$ ©rofhcrj. gtabifdjett (&tueral«£attbeßardjttaß. ficrauß-
gegeben oon bet ®ro§l;er$. Ardjiobtreftion. 4* 33anb, 1. §atbbanb.
(ftartßruge, G. SWütter, 1910.)
Saß §eft enthält bie Urfimbenarchive von $eterß häufen, Uberlingen, IßfuUenborf,
Atainau, Salem, Äonftanj, ftabotfßgelt, Steingarten (babifche Orte), Stellen barg, Sengen«
Sinssfiupfen, Äletgau, St. Georgen, 6t. Atärgen, 6L $eter, St. Srubpert, Säcfmgen,
§tmmeIßpforte, ©euggen, Somftift ©afel, 3o$anniter, ©reißgau, Dberrieb. Sebe
Urfunbe ift nur mit einem Stichwort begegnet, baß ftch auf ben fac^lid^en Straft
besiegt. ©oran ftehen bie (Steneralia, bie bie gange Abteilung berühren, bann folgen
bte Spegiatia, bie bie alphabetifch aufgegähtten babifchen Drtfchaften berühren, bann
baß Außlanb. ©ei ben erfteren toie bei ben einzelnen Ortf (haften finb unter bent
Stichwort alle Urfunben berfelben Art befaßt, wobei bie $ahreßgahl nur bei ber
ätteften unb ber neueften angegeben unb bie 3 fl hi ber Urfunben biefeß 3eüraumß auß
- einer in fflammer beigefe$ten 3*ff cr }* erfehen ift. 25 ie $olge ift, bah ©erfonennamen
in bem ganzen ©ergetchniß überhaupt nicht vorfoinmen unb bie Sahreßgahlen ber
meiften Urfunben nicht erftchtlich finb. Eß bürfte fich bod) bie (frage erheben, ob nicht
wenigftenß bet Außftetfer ber Urfunbe genannt fein foHte unb ob nicht wenn biefer
roegbleibt, bet ben auß einer Reineren 3 Q hi von Urfunben beftehenben Abteilungen
alle Sahreßgahlen aufguführen wären, ©ei 50 Urfunben auß 1489—1784 wirb bie
Angabe ber Sabre nicht entbehrt, wohl aber bet 3 auß 1312—1064. (fraglich fcheint
auch bie ^Berechtigung einer Trennung ber babifchen Orte vom Außlanb. Senn biefe
Trennung ift neu, hat aber für bte 3eit ber Außfteüung ber Urfunben unb für bie
Einteilung beß alten Urfunbenarchioß ferne ©ebeutung. Eutweber eine hiftorifche ®lie*
berung, — bann fällt ber Unterfchieb ber heutigen Sugehörigfeit weg, ober eine terri*
toriale, — bann geh&ren bie außlänbifchen Urfunben auch in außtänbifche Archive.
2) aß aUeß foK feine ßritit fein, fonbern ein ©eiirag gur Debatte über bie noch
nicht feftftehenbe $ortn grober Archtvtnoentare. Aecht brauchbar ftnb auch b« nach
Art ber babifchen angelegten, unb wer amtlich ober alß fforfcher mit Archiven gu tun
hat, fann für bie babifchen Snventare nicht banfbar genug fein.
Eugen Sdjneiber.
©djön, £anß Otto tnm DtD*2Bad)euborf unb 3faton bon Düm^cII*
borf, @ef$i$te ber gamilie non Dro (2Jlünd)en, ßafiner unb Gattroe^,
1910).
Eß ift jebenfaQß eine ber beften unb guverläffigften gfamiliengefchichten, bie unß
hier geboten wirb, außgegeichnet burdj flttfftge SarfteKung, gute unb intereffante ©ilber,
überfichtlirije Stammbäume unb fachlichen Xon, Auß ber ffüHe ber vorgeführten $er»
fönlidjf eiten, beren bie Familie von Dm bebeutenbe aufguweifen hat, einzelne herauß«
gugveifen, würbe guroeit führen.
3u Sßtberfpruch forbern nur bie Abfchnitte über bie 3 u 9 e hbrigfeit beß SWtnne*
fättgerß Jpatimann von Dm gu unferer fd)»äbifd)en Familie unb über ben Urfprung
beß (ftcfchlecbtß herattß. SBaß über £>arimann beigebracht wirb, ift feh? lehrreich, unb
bafr er von Obernau ftammt, ift buvehauß nicht außgefchloffen. Aber bie Art, wie er
guin Sienftmann uitb hoch gunt Ebelfretcu gemacht wirb, ift erzwungen. Sah ^aß
('Jcfchledit ber urabeligeu Herren von Dw mit ben Ebelfreien von Ow beß 11. $abr«
hunbertß giifammcnhängt, ift gang wahrfcheinlich ; aber in ber urfunblith ftareu 3^it
öejp rech ungert.
143
Vg 13. 3 a &rbunbcrtg fic noch Pen ©rafen non Jpohenberg unb non 3oUem an bie
©eite rüden ju wollen, ifi etil oergeblidjer Berfud), Unb nenn baju SRittel benüfet roer-
. Pen, nie bad (Seite 44), bafj bie Bezeichnung dominus noster nicht ben $öherftehen=
Den bebeute, ober bab ber Wugbrud fecimue roborari bei ©iegetanh&ngung bie ©leid) 1
fteUung mit beni ©iegler befagen foQ, fo ifi bag Bergenattigung ber OueUen. 2)amit
nirb, nie fonft nur in unglaubnürbigen Büchern, gegen bie ©enealogie SDtibtrauen
■enoedi.
JDocp bag fmb $nei einzelne fünfte, gegen bie nir un$ grunbf üblich neuben
mfiffen. S'ag ©anje ift ein beg ebten ©eftblerfjtä nürbigeg 2>enfmal.
ßuget; Schweiber.
Errang $amnta, S)i c £of)enburge unb ihre S6$n>eigungen (Sftefc, 1910).
©ine &ritif, welche ben ©tanbpunft ber ©achtidjEeit zu nahten nertnag, nirb
ftetg banfbar beachtet werben, — fo fc^lie^t ber Berfaffer feine ©runbtegung einer
gfamitiendjromf ber „§amma" in $ribingen a. 2). £afür nftre Boraugfefcung, bab
ber Berfaffer auch fachlich barfiettt. ßarolingtfche ?ßa taftgrafen in Steh, bie $ohen<
bürge, bie fchnäbifchen Burfarbinger, bie 3oHtrm$ohenberg, bie mit bem Bornamen
$ammann erfcheinenben alten dürften? unb ©rafengefch (echter, bie im Warnen £amma
»erfdjnjinben foüenben ©rafen non Bobburgs§obeti&urg unb non @rüuingen*£anbau,
ben ^eter §amma, ber atg ftltefter feiner $amtlte in ^ribingen a. 2). erfdjetnt, oer*
vbmbet bie btfthenbe ^ß^antafle beg Berfafferg mit lauter „ohne greifet" unb „nähr«
fch ein lieh" }u einer fich aneinanberreihenben ©efchlecfjtgfotge. ©ugen ©chneiber.
Jmn Sfantntbaum be« BiberadjEt:
ium Branbcntmrfj.
3« ber ©enealogie (1910 €>. 274 f.) §abe i<h mich im allgemeinen
an bie alten, mehr ober weniger noneiuanber unabhängigen Stammbäume
angefthloffen, bie übereinftimmenb £anß I. als Oheim non (£b erwarb IT. an»
geben. 9tun macht mich fierr 2)efan SBerner in SiberaA, ber jich alß
Stfadjfomme einer Sranbenburgerin für ben Stammbaum fpe^ieH intereffiert
unb bem ich meinen ©ntrourf nor ber ©rudttegung norlegte, nachträglich
aufmerffam auf einen im ßalenbarium be$ SDliffate fidj ftnbenben @in-
trag, tno fianß 33ranbenburg4floth alß Oheim ßilbebranbß II. — „fr ater
patris mei w — bezeichnet mirb. ©ann hätte bie fianftfChe Sinie zugleich
als bie ältere zu gelten. Seltfom genug märe ferner bie ©. 271 er»
mahnte ^Bezeichnung beS gricf Sr. als „patruus“ fiilbebranbß II. rceber
mit 33 at erb ruber noch mit Setter zu überfein, fonbern als „(Snfel
eines Saterbruberß - zu beuten! — 9io<h auffaftenber tfl, bafj £ietonp*
muß II., auf beffen Autorität baß Fragmentum genealogicum guriicf»
geht, ^ilbebranbß Angaben im Sttiffale, baß ihm bo<h wohl befannt
unb zugänglich mar, abfuhtlidjj ignoriert zu h a & e u fCheint. SBoHte er
etwa feine Sinie, bie jüngere, non vornherein alß bte $aup ttinie hin=
fteQen ? Sobann ifl, tnenn 4?anß Sranbenburg»SRoth roirflich ©berharbß II.
Srnber mar, auch bie SRichtbeteilignng ber fianfifdhen Sinie an ber ßa=
pell en ftiftung fdjroer zu er Clären, ©nblidj, tote f am Gberharb II. baz»,
meljr alß hoppelt fouiel Vermögen zu befifcen alß fein Sruber ober SReffe
fianß (S. 279) V Sei entfernterer Serroanbtfdbaft märe baß begreiflicher.
— m biefen Sernunftgriinben roiberfpricht nun aber §ilbebranbß be=
ftimmteö 3cugniß, baß gu einer Slbänberung beß Stammbaums nötigen
bürfte, zumal ba auch in einer Urfunbe nom Samstag nor St. fiilarien
1493, moburd) Heinrichs Sßfriinbfiiftung non £itbebranb unb gricf
Zeugt roirb, Jricfo ®rojmater &anS alß Saterbruber äilbebranbß er»
fcheint. S. $|3.
Blaubwirer ^anbfi^ctflen in Weingarten.
®on Dr. Äarl £5ffler.
93on ben fianbfdjriften ber Slaubeurer ftlofierbibliotbet ift b as meifte
verzollen unb für Württemberg verloren. £er Sßerluft biefer Samtm
hing iß um fo mefjr ju bebauent / als barunter nach ben erhaltenen
92achridbten alte unb fettene Stüde waren. 3u fernem 9hts$ug aus ben
Slaubeurer Shmalen berietet Frater Christianus Tubingius im
152!> bafc f^on ber 1. Blaubeurer 9I6t am @nbe be$ 11. Sabrbunbertö
eine flattliche Stngahl t>ou fianbfdjriften aus feiner $eimat $irfau mit«
gebracht unb jugleith bie bort gepflegte Vorliebe für Sitter nach 5ölau=
beuren verpflanzt ^att e. Bon biefen S$ä|en wirb wobt ber gröfjte Xeü
in bie $änbe ber Sefuiten gekommen fein. 2>ie Acta Sanctorum ber
SoOanbißen verraten bafür ein paar älnbaltspunfte, worauf Statin in
ben SBürttemb er giften 3abrbücbern, 1838/ pag. 373/ aufmertfam madjt.
Siefer gorfcber auf bem ©einet ber ©eföidjte württembergifcber 23ü^er=
fammlungen weift bann am gleiten Ort 4 BlaubeuTer &anbfcbriften nadb,
bie unter ben alten Befttmben ber Sanbesbibliotbet fid) befinben. 3b r *
3ugehörigteit }iim Älofter Btaubeuren wirb burdj bas hübföe Ex libris-
verslein bewiefen, bas gewöbn(i$ vorn eingefdjrieben ift: „quocumque
tollatur, blauburen semper meum fatur“. 39 ei ben anbem, ver-
fallenen £anbf<briften ift offenbar bie Stimme biefes 3 au ^tf prüc^l eins
oerjiummt.
SWun haben ft<b bei einer £)ur$fi<ht ber fianbfdbriftenbeftänbe, bie
im 3afyr 1901 aus ber £ofbibliotbe£ in bie SanbeSbibliotbef fattieu,
noch 11 weitere Blaubeurer fianbfcbriften gefunben. @s ftnb bie fot-
gettben :
H.B. I, 27. saec. XV.: Meditationes de passione Domini.
H.B. I, 44. saec. XV.: Expositio regul ae S. Benedicti. Kecessus
varii capit. monachorum nigrorum Prov. Moguntiae.
H.B. I, 63. saec. XVI. : Ordo officii divini in monasterio Bo-
censi.
H.B. I, 77. saec. XV.: Bitnale cum calendario ecclesiae.
H.B. I, 99. saec. XIV.: Cursus marianus. Psalmi ad horas
minores.
■ML BUrttUft^rH. f. MW hrt g K ». *.$. XX.
10
146
Soff ler
H.B. I, 111. saec. XIV.: Breviarium cum calend. mouasterii
in Blaubeuren.
H.B. I, 129. saec. XIII. : Sermones latini et germanici.
H.B. I, 178. saec. XIV.: Officium de spiritu sancto. Cursus
Marianus.
H.B.I, 217. saec. XV. : De fide: de decem praeceptis decalogi.
H.B. II. 28. saec. XV. : Psalterium germanicum.
H.B. VII, 42. saec. XV.: Smaragdi abbatis diadema Mona*
chorum.
ferner befinben fidfj in ber Sanbesbibtiotbef in Jutba, nadf) freurtb-
lidjjet Mitteilung vom bortigen DberbMotbefar, £erm Dr. ©euerer, aud)
nodj 4 Slaubeurer ßanbfcbriften, unb par:
Aa 96 saec. XV. : Legenda sanctorum.
Aa 114 saec. XV.: De comparatione religionum, oratio contra
Hussitas, et alia.
B 25 saec. XVI. : Martyrologium ; regnla s. Benedicti.
0 27 saec. XV.: ©<bmabenfpiegel unb fdjpftbifdbes £eben 6 re<$t.
$afj biefe fiaiibfd&riften einfi in Staub euren waren, ergibt fid) ein=
inat baraus, bajj einzelne au(b jenes SBerStein enthalten: „quocumque
tollatur, etc. u , 3 . 8 . 1, 27. 44. VII, 42. Jjfulba Aa 96; bann aus bem
Eintrag Blauburani 1 ) ober Blaupurensis, tneifl mit batauffofgenber
Sfabresjabt 1631 ober 1635 ober 1 630, auf bem erften Statt; ober enb=
tief) aus ber Angabe am ©ebtuffe beS £ejteS : „gef$rieben in" ober „für
Staubeuren im Sabre . . (Siner oon biefen Seroeifen ffir bie 3uge;
börigfeit jur atten Slaubeurer Söibttotbef ift in jeber £anbfdjrift 31 t finben,
in einigen pei, in anberen auch alle brei.
biefe Manuffripte in bie £ofbibfiotbef tarnen, roaS im Sabre
1812 gefd&ab, refp. nad; fjutba oerbrad&t mürben, im Sabre 1803, be=
fanben fte fid) in ber IKtbtei Steingarten. ©ie tragen nämtidb ^eute no<b
*
3 um größeren Seit bie alte Söeingartener Signatur, beflebenb aus £itera
jur Sejeicbnung bes ^ad^es unb aus einer 3 a (tf aur 33e$eidjmmg ber
ÜRummer, auf einem eirunben ^ßapierf^itbdben, bas unten auf bem
SRiitfen aufgeftebt ift. SBo biefe ©ignatur fehlt, ift uoru in ben Werfet
ein gnbaltSDerjeie&nis eingeftebt gan$ in ber Strt, roie fte fonft uon
SQBeingartener fianbf<brifteit befannt ift. ©nbfidb aber — unb baS ift
roobl ber .ftauptberoeis — finben ft<b unfere ©tüdfe in bem ftatatog, ben
im 3abre 1781 Sommer non ben SBeingarteiier ©anbfdbriften ans
legte. $>ie einige Ausnahme bitbet H.B. I. 217, wo aud) bie SBein=
*) 3« ergangen: monasterii.
SUaubeurer $dtibfdfriften in Steingarten. 147
gartener Signatur fe^tt ; oieUeidf)t wäre be«balb biefe ^anbfc^rift oon
unferer Sifte auöjufcbeiben.
2 Bie fdgon bie obige Äufgäblung mit Angabe be« Älter« unb $\v
halt«, — wobei übrigen« bei lefeerem mehr eine furje @ araf t erifHf ab
oollPänbige 3nbalt«angabe beabfi tätigt war — erfeben faßt, finb eö, mit
Äu«nabme von H.B. I, 129, feine $anbf$rifien, bie nach Älter ober
3 nljalt befonber« wertoott wären. $)ie eben angenommene £anbförift,
bie ja audg bie frübepe iP, b<*t al« eine ber ältePen beutfdben $rebigt-
fammlungen gröbere Sebeutung unb ig bem 1 . Sanbe bet Sammlung non
@$önba$, Äftbeutfd^e ißrebigten, @ra$ 1886, jugrunbe gelegt, da-
gegen flammen bie meiflen anbern ja er ft au« bem 15. refp. 16. 3 aljr=
bunbert unb würben audf) bem Subalt nadjj nur &efdf>ränfte« Sntereffe
oerbienen, oieüeidbt j. S. Julba G 27 wegen ber dbronifalifdben Stotzen
über Slaubeuren in bem ©inbanb. So wäre eä wobt faum ber OJlfibe
wett gewefen, biefer fleinen Äatytefe oon Slaubeurer $anbf<hriften in
ben Sierteljabrßbeften ©rwöfjnung 51 t tun, wenn ni<bt barau« p<b ein
paar Streiflichter auf bie Schiebungen jwifdKtt Slaub euren unb 2Bein=
garten erwarten liegen.
®agu mögen furj bie in Setradfit fommenben Stufen au« ber ©e=
fd)i<bte Slaubeuren« angebeutet werben. Salb nadf) bem ©iu^ug bet 9ie=
formation fdjliegt pdjj bas ßlojier ber neuen fiegre an. $o<b wirb nicht
gleich eine Seftlmmung über bie weitere Serwenbuug ber ©ebäube ge-
troffen ; jur 3 ^it be« Snterim« fommt fogar noch einmal ein fatfjolifdbev
Äbt jurficf, ber obengenannte ©brifüau Tübinger, beffen 9lame auf
immer mit Slaubeuren oerfnüpft ift burdj feine fcbon erwähnte ©b rou ^*
Äber halb nach ber SRitte be« 16. Sabrbunbert« wirb in ben alten Sene*
niftinerräumen eine ber proteftantifcben ÄloPerfcbulen ein gerietet, unb
bamit beginnt bie Serwaltung be« ftonpporium« refp. be« Dberfirdben-
rate«. ®er 30jäbrige Ärieg bringt nodf) einmal ein Sntermetfo. SRacb
bem SReflitutionaebift febren bie Senebiftiner wieber jurücf; ba« ÄloPer
Steingarten pellt einen Äbt unb eine Än&abt Stöndbe. ©nbgültig oer*
treibt pe ber 2BePfälif$e ^rieben au« Slaubeuren, unb feiger blieb
bie ftloßerfchule mit ber furjen Unterbrechung oon 1810—1817.
®iefe oetfdbiebenen 2Banblungen lagen Rd& au$ au« unfern $anb*
Triften feftpeHen. ®t e Seweife für bie alte Slaubeurer 3«t finb fdboii
auf geführt. ®ie Qeit be« ÄonfigoriumS beutet ber ©intrag „Con-
sistorium“ auf ber 1. Seite ober bem SRüden bet £anbf<briften an, unb
augetbent bie Signatur ber ÄonRftorialbibtiotbef, beftebenb au« einem
fleinen, auf ben oorberen ®ecfel auf gef lebten ^apierf^ilb^en, auf weites
in roter garbe eilte Sitera aufgefteübnet ip unb barin eine 3®bt*
10*
Löffler
UX
9 )terfjei<beu bet 3 ugcljöriofeit §ur früheren .ttonfifiorialbibltotbef tragen
bie eingangs ermähnten 4 $anbf<hriften aus ben atten Sefiauben ber
Sanbesbibliotbef am beutlichften ; Re Rnb {ebenfalls bireft aus ber Äonft-
ftorialbibliotbef ^ie^er gelangt. 3fn bie SibtiotEjef beft ßonfijtoriumS
marcn Re gefommen, als 331aubeuren bem Äonfiftorium imterfteDt ioorben
nmr. damals mürben entmebet fämtlidfje Staubeurer Sejtänbe nach
Stuttgart gerafft unb banii teilroeife gut Senitytmg in ber ÄfoRer-
feinte mieber gurücfgegeben, roo Re ja 3 . D. Ms verblieben finb.
Ober mürbe legerer Deil von Anfang an in Staub euren belaffen, ge=
roiffermaften als ©uttebnung aus ber ßonfiftorialbibliotbef. 3 u legerer
batten aber auch unfere Slaubeurer ßanbfcbriften, bie fpäter nach Wein?
garten tarnen, eine 3 e ül an 0 gehört. Sluch non ihnen haben einige jenen
Eintrag „Consistorium“, anbere bie oben befebttebene Signatur. Der
Eintrag bat bann offenbar fpäter ben Weingartener Sibliotbefaren &opf=
3 erbrechen gemacht. 9116 bort gegen ©nbe bes 18. Sabrbunberts bie $anb=
fchriftenbeftänbe neu georbnet mürben, tonnte man ft<h bas „ Consistor ium a
nicht mehr erflären unb ergänzte es in einem fjalle furjerbanb ju : hic
libellus voeatur — Consistorium !
91m in etfien Qntereffe mirb mobl in biefem 3itfammenbang bie grage
verbienen: Wie famen unfere $anbfd)rifteu von Slaubeuren nach SBein=
garten? 3Ran fann hier junäthfi an bie Serf uche benfen, auf bie ©ugcit
Schneiber in ber 3citfc^rift für ftir<hengef<hi<hte, 1885, bwgemiefeu hat
unb bie beabfichtigten, mit recht anfechtbaren Mitteln bie Slaubeurer
©üter Weingarten $u fichcrn. ®ies mürbe verfuiht mit £i(fe von Sittern
flüdcit, bie im 3ahr 1658 angefertigt, aber auf bie 3eit nor bem Weffc
fätifchen ^rieben juriidbatiert mürben. Sür bie unberoeg liehen ©üter
bes ßtoßerS Slaubeuren mar bie Durchführung biefer Serfuche beim
meiteren ©ang ber ©efchidjte ja gan$ unmöglich gemorben. Wefenttich
günfliger lagen bie Dinge für bas bemegliche $ab unb ©ut, ju bem in
erfter Sinie bie Älofterfdbäje unb bie Sibliotbef ju rechnen mären. £ier
brauchte man auch teine jurfitfbatierten Urtunben; fonbern bie mieber
heimfebrenben Senebiftiner batten eben bie Stüde bei ihrem 8 töjug aus
Staubeuren mitgenommen. Ebenfalls ift bei biefer Gelegenheit ein
gröberer Deil ber Slaubeurer Sibliotbef nach Weingarten gefommen.
Die Sanbesbibliotbef befifct bavon noch einen aus Weingarten ftammenben
banbfehrif fliehen Katalog : Cathalogas librorum Monasterii Blauburani
Anno 1676 renovatus. Sluch er enthält eine Singabt von SRanuffripten,
bie ftch aber unter ben Seftänben ber Sanbesbibliotbef nicht finben unb
auch im obenermäbnten Sommerfdfjen flatalog ju fehlen fcheinen.
ift mobl als ficher angunebmen, bag biefer Deit ber Slaubeurer Sibtio»
Slaubeurer $<mbfc$riften in SBemgarten. 149
i$ef in Steingarten befonberA aufberoahrt mürbe. 3üt$ fdieint er nid)t
einmal in ber Vermattung beA ßloßerbibliothetarA geftanben }u haben,
benn am ©<hluß befi AatalogeA von 1670 bereinigt bie Übergabe ber
aufgeführten Sterfe ein Matthäus £unb. Von ihm mirb in beit SScin*
gartener Siften nur große ntufifafifdje Begabung unb bie £ätigfeit atö
ftüchemneißer ermähnt, aber mcßtA bavon, baß er etma baö 8 fmt beb
VibliothefarA innegehabt hätte- $icfe Bücher fdheinen bauerub alfi ein
Segat ber Vlaubeurer Kolonie angefehen morbeu $u fein, beren 3Kitglieber,
wie j. 8 . Slbt 9tapmunb, na<h i&rer Vertreibung auA Vlaubeuren ihren
Sebenfiabenb in Steingarten verbrachten. ©ö ftnb bamnter auch SWanus
ifripte von Venebiftiitern, bie nadjroeifllich in Vlaubeuren geroefeit maren
unb ben Drt tyreA vorfibergehenben Slufenthalts gum ©egenftaub von
ßhrijtßellerifcben arbeiten gemacht hatten, rote $. V. P. ©regoriuA 5tnaud.
dagegen ftnb jebenfaüA unfere 15 .ßanbfdhriften voflßänbig unter
bie SteingartcneT Veftäitbe eiugereiht geroefeit. 3)aö mirb meniger byrd)
jene obenermähnten (Einträge in ber ärt, roie fte fonft gerabe von Steins
garten befannt iß, als vielmehr burcb ben Umßanb bemlefen, baß bie
©obiceA in VommerA Katalog aufgefü(;rt ftnb. $ie ©inträge „ßlau-
burani“ ober „ßlaupurensis 1031 ect. u finb roohl gur 3ett ber Steins
gartener $nvaßon in Vlaubeuren von einem SBeingarteuer Venebiftiner
gemacht morben, ber biefe (Einrichtung feiner früheren £eiuiat nach Vlau*
beuren übertrug. $o<h ift bavon jebenfaüA bie fianbfdjrift H.B. I, 27
auftju nehmen. ©ie trägt bie Sttifßhrift „Monasterii Weingartensis
1628“ unb iß alfo feßon vor ben anbern in ä&etngarten geroefen, unb
jnwr mahrf^einUch auch f$<m aor 1628, in roeldiem 3 af}r ße roohl erft
inventarißert mürbe, ©ie ift von Vlaubeuren vielleicht alA ©efeßenf ober
im £auf<h abgegeben morben.
Von ben übrigen 14 — refp. 13, conf. bie Vemerhmg oben 511
H.B. I, 217 — $anbfd)riften ift rooßl mit ©ießerßeit anguneßmen, baß
ße nach Steingarten (amen, alA enbgültig bie 3«t ber Venebiftiner in
Vlaubeuren vorüber mar, unb baß ße in Steingarten furjerhanb unter
bie alten öanbfdjriftenbeßäube eingereiht mürben. ÜOarum mürbe aber
nur fo menig mitgenommen? Staren ba bie Qefuiten guöorgefommeu,
auf bie feßon eingangs hingeroteien mürbe ?
2 luf {eben fjatt iß alfo ber 3 amadhA nicht groß geroefen, ben bie
Steingartener Vibliotßef in jenen 3 eiten auö Vlaubeuren erfuhr unb ber
fo auf biefem Ummeg jum größten £eil Stürttemberg erhalten blieb.
Stenn bie Kacßricßt begrünbet iß, baß baA Vlaubeurer Strcßia nad) SBetns
garten geßüchtet mürbe, fo märe an Urfunben eine meit reichere Ausbeute
in ÄuAßcßt gu nehmen.
3>te ^ofltapefte unter Jaftann Srteöridj
1608 — 1628 ').
Son ©uftau Soffer L
3nbalt$Mr jetflnib : ^o^ann griebritb unb feine ©telhmg jur SDhiftf überhaupt
unb jur Äapetle, feine großen SRuftffefte 8. 150—154. — SaS Äonftftorium alft Ober«
auffid)t8be(|örbe ber Kapelle, feine Seritbte von 1608 unb 1610, fein fömflift mit bem
Äapellmeifiec Saab unb bie groge ber ßammermufif ©. 154—170. — Sie fojiale
Stellung ber ftapeKvenoanbtett, bie ©e^altboerbältniffe, Abfertigung unb £ei6gebing
©. 170—177. — Sie ^ufammenfefeung per apelle 177—184 : &) Sie tfapeUmeifter
Saa& @. 178—181, — Sobiab ©nlomo ©. 181—182, — SafiliuS ftroberger unb
feine Sienftinftatftion ©. 188 ; b) SijefapeKmeifter ©. 188 ; c) ftomponiß ©. 184 ;
d) Sie ÄapeHe, if)re SeformaHonbverfudje, i^re Seftanbteile ©. 184—185. — Sie
$erfonalien : 1. ber ©äuger ©. 185 -187, — 2. ber Snftrumentiften ©. 188—192, —
8. ber Xrompeter @. 192—193, — 4. Organiften ©. 193, — 5. fiauteniften ©. 198.
— Sie 3nftrumenienmadE)er ©. 193. — Sie ©ingf naben ©. 193—194. — Sie £e$r*
Iinge ber Snftnimentiften unb Trompeter ©. 195—197. — Sie Semerbung frember
Btaftter unb iljre Abfertigung ©. 197—198. — (Sie engliföen Stopfer 198 ff.) —
Sab Aepertoir unb feine Serme&tung ©. 199—201. — Sie titufttaliföen £eiftungen
ber Äapeffe, Affumb Sentit bar Über ©. 202—208. — Sie Schaffung ber ^nftrumente
©. 204—208. — (Sie Ätiegbmuftl ©. 206—207.) — Ser Orgelbau ©. 208. — Süd«
blid ©. 208.
£>er neue ^er^og hatte eine forgfältige Vilbung erhalten unb auf
langjährigen Steifen feinen ©efid&tbfreib erweitert. Such bie SDtufif war
ihm non Äinb auf nicht fremb geblieben. 2Bähtenb feiner Stubten-
jeit im Collegium illustre $u Tübingen ^atte er ben £arfeniftat 3o=
hann Äontab Staab in feiner Umgebung gehabt. 316er wenn eb bem
fierjog mährenb feiner ganzen Stegierung an ©elbftänbigfett, Klarheit
beb Urteils, 3taf<hh«t beb (Sntfdf)luffe$ unb an SEatfraft fehlte, bie bei
feinem Vater nur ju jlarf (Ich fühlbar gemacht hatten, fo traten biefe
fh machen Seiten feines 3Befenö auch in feinem Verhältnis jur ^offapeöc
hernor.
Satte fein Vater griebrid) bem Äonfiftorium unb ben Äirchenräteu
ben feit ben Seiten beb ©erjogb ©hrifloph ihnen gufomnieuben ©influfj
auf bie fioffapelle entzogen, bie buch aus fir<hltchen Mitteln unterhalten
mürbe, unb ohne ihren Stat eiujuholen, alle eiufchlägigen gragen felbjl
*) Sgl. SSürtt. Sjlj. 1898, 124—167; 1900, 253- 291; 1910, 316—874. ©$lufe
(1628-57) folgt 1912.
2)ie ftoffopeHe unter ^o^cutn griebrith 1608—1628. 151
entfliehen, fo foitnte bas ÄonRRorium in bem Sendjt vom 28. SBärg
1610 (©t.A.) betonen, ihm fei burdj fürRlicheS SDefret „bie Snfpeftion
Aber bie gange ftapeDe unb bie Annahme junger unb alter ÜÄuftfanten
auf & g. @. Approbation guäbigR befohlen worben". 2öir fehen auch
au« 2 no$ erhaltenen, fpäter gu befprechenben Senaten oom 15. April
1608 unb oom 28. SWärg 1610, wie ber £ergog für wichtige fragen,
welche bie fiapette betrafen, ben $Rat ber firdjlidjen Sehoröen einholte.
Aber freilich gleich bei bet bringenb notwenbigen enbgfiltigen @ntfd^eibung
ber Jfrage ber Leitung ber Kapelle unb ber SReubefefeuug be« Amt« be«
fiapettmeiRer« geigte Reh, wie ber $ergog, Ratt bem wohlermeffenen Sftat
ber tirdhli<hon Sehörben gu folgen, gum Schaben ber ftapelle R<h bur<h
perf önficbe Segnungen leiten lief unb nach wenigen SRouaten bie Un=
haltbarleit ber burch ihn gefchaffenen Sage erfennen muhte, ber nur
burch tafche Entlaffung be« ftapettmeiRers abgeholfen werben fonnte.
2Bie weit bie mufifalifdje Segabung unb Gilbung be« £ergog« fHbft
teilte, ift f<hwer gu beurteilen, aber {ebenfalls förberte er bie pflege
ber SRuRf am $of unb bei feinen Srtibern. 1618 liefert ber Orgel-
machet Subwig Ubermann ein neue« Elavichorbium fär ba« „fürRliche
grauengimmer " um 20 fl. 1 )
ffür bie fütRlichen Srüber würben 1611 etliche 3* n ^ cn / Sföten unb
3werchpfeifen um 18 fl. angefdjafft. ®er SigefapeOmeifter %ob. ©a*
lomo hotte für Re etliche ©eigen (12. April 1611) um 36 fl. machen
taffen. Son einem SReiRer in @<hwäb. fiall würbe ein Sorpu« ©eigen
für bie fürftUcheu Stüber im Collegium illustre um 28 R. erworben
(20. 3uni 1611). Sefonber« mar e« ffriebrich Achilles, ber eine
ffreube an neuen muRfaltfchen QnRruntenten hatte. 1611 ben 30. Januar
erhielt er eine Duiuteme (eine italienifche ©uitarre mit 4 Starmfaiten),
bie ber Drgelmacher 3°h- SERaper lieferte. 1612 befam bet SauteniR
3 e n i f $ 5 R. f ür eine Saute, welche er bemfelben bringen gugeRettt hatte.
Au« ©trafeburg würben für 3 tiebridj Achilles unb feinen Sruber
äRagnu« 1611 IT. AuguR 2 Panboten (Heine Sauten) um 10 R. 30 y.
begogen.
$er SBert ber ^offapeüe lag für ben neuen fiergog wie für feilten
Sater nicht fowohl in ber pflege unb bem ©emijj ber ÄunR, als vielmehr
in bev Entfaltung feiner (fürRenherrlidjfeit. 2Ran wollte auch in biefem
©tüd nicht h^ter anbem Potentaten gurtidRehen, ohne gu fragen, ob bie
verfügbaren 2Rittet in gleicher SBeife, wie bei anbertt dürften vorhaitben
feien. An ffeRlichteiten bes $ofes fpielte bie $offapeUe ein gang h?n>or=
*) 2He Duetten für bie Angaben über gemachte Ausgaben ftnb bie Äirdjenfnften;
ie<hnungen (A.&.A.), bie nicht mehr befonberS jitiert werben.
152
SB o ff ert
ragenbe Stoffe, um ben ©lang be$ ^örflen^aufed »or bet großen Söelt
barjutun.
Am 5. Stoo. 1609 Fonnte Soßann 5riebri<h bie Soweit mit
feiner ißm Idngfl oerlobten Staut Sophie Sarbara, £o$ter befi f Äur=
fürflen 3oad>im (Srnft oon SBraubenburg galten. £)abei fanbeii groß-
artige mufifatiföe Aufführungen flatt, hatten bod) SRatFgraf ^^riftiau
8 SÄufttet, 8 Trompeter, 1 ßeerpaufer mit 3 ÜRuftfevs unb Snßrumenten*
mögen unb 3oa$im @rnft oon Sranbenburg 10 AttuftFet unb 6 £roms
peter, ffflaifgraf ®eorg Stiebrid) oon Saben aber 2 Sflalet, 1 Sau»
meifter, 6 SRuftFer uub 10 Trompeter 1 ) mitgebradjt £)ie fioffapeffe mürbe
oerfiärft. frühere SRitgtieb berfetben, ber jetjige furpfätjifd^e 3n«
flrumentifi gr iebrid) fiogul, ber lanbgräflid) heffif$e fieerpaufer ff$hi*
tipp ftautmatb, ber galfettift ©eorg fiaßtiuger, ber Tübinger
Drganift Steidjarb SRang, oon Ulm ftabian Stupredjt mit 5 ®e*
noffen mirften mit. Sieffinger gufjrleute Rotten oom pfaljueuburgifdjen
£of SÖioIen unb anbere große ©eigen, 'öon ft iti an ftern, £urm=
blüfer $u ffRöffmüßt, ermarb man etlidße Schalmeien unb aiiberet jut
fiodjaeitAfeier. $et Sautenifi £atiß ftafpar ftftrget forgte für 3u*
rttfhtng oon 7 Sauten/ bie er brauchte.
Sie £errti$feit ber Aufzüge unb Stitterfpiete erregte fo großes
Auffe^en unb ffBohtgefaffeii/ baß ber $er$og jte für bie Stammelt bur<h
ben ©münber SRafer Saltßafar ftud)Ier barßeflen unb batm brucFen ließ.
$ie Seföreibung ber Soweit machte ber fürßlidje Kenooator SR. 30$.
ßttinger*). ftudjlet erhielt oom ftirdjenfaßen 1711 fL 50 bie £anb=
{(Treiberei fdjoß baju noch 600 fL, fo baß baü SBerF oßne $>rudfoßen auf
2311 ft. 50 y. Farn*).
*) Dettinger, SSarfjafte §ifforifd)e Söefcfireibuug ber fyürftCictjen £>od}jeit . . . .
1609. 25 ff.
*) §eob, 9ibliograp$ie Sr. 1018.
*) ebenb. 9tr. 1019. tf.ft.9t 30t $re£lauer, Ä otatog 1, Sie. 573/ €5. 196 ff.
.HlauS, f&münber tf ünffler, SB. Sft* 1896, 3, 14 ff. (Sr fennt nur 242 SMätter. 2)a8 SBeit
mürbe oon (Sebljarb ßlrttbä SBtime gebrudt, mel$e für 500 (Sgemplare ä 71 Sogen
317 ff. 51 £. befam. $anS Söpridj Sellin brudte Segifter ju ben SCufttigen. <Jür
500 Gj. ber ftupferblätter, rodele baS geuerroerl unb ben Sluftug mit fteben Sauten
barfteUten, erhielt tfuttyler am 25. Sooember 1611 weitere 133 ff. 3ur Grßänjmig ber
24 ftüb elfteren mußte ftudjlec nod) 2000 ©tfid liefern, bie i^m fe mit 1 SReidjStaler
unb 4 ff. Botenlohn 6e$aß(t mürben. $ie non ber Saribföreiberei an tfudjler bellten
600 ff. mußte ber tfireßenfaften aud) erfefcen. $faff, äWtgjeUcn ©. 81 nennt ben SRaler
Südter. bem gebmdten SBerf aber unb in ben tfit(bentaffenrec|nungen beißt er
tfucbler, in ber oon 1623/24 aber £talt$. tffubler, 9Raler unb @e(eitgreiter ju Sdjro. ©m&nb,
alg er noeß 300 ff. für bie ftupferblätter erfjieü, barauf bie SCufjüge beim fürffiitben
Seilager rabiert mären.
Sie fcoftapeUe unter Johann ftriebridj 1808—1628. 153
Shidjlerg $rachtroer! enthält 253 Jtupfertafefn, von benen faft ein fünftel für bie
@efc^i^te ber fcoffapeHe in Vetradjt Kommt. Seilg fehen mir bie SRufifec hoch ju
Stoß mit faulen unb trompeten ben einzelnen 3ügen voranreiten, teilg feben mir
fte in ben 3^8^ f*lbft ib re mujifalifdje Jtunft angüben. @8 ftnb mobT alle 3nftru«
mente Jener 3*it burd) große frfjbne Mbbilbungen vertreten, vor allem bag bamafige
ftobeinfiniment, bie £aute, bann bie @eige, bie Kniegeige, bie Viola di braccio (©ratfdje),
bie £arfe, ©uiiatre, fofaune, ferner 3infe, trompete, glöte, 3agbborn, gagott,
Vanfe, Xrommel, Subclfad ic. Sie Schönheit ber 3eicbmmg Kennzeichnet Vinet, Biblio-
graphie des beaux arts (1874) 9tr. 730 mit ben ÜBorten: On sent, qu’on n'est pos
loin d’ Albert Dürer, mag einigermaßen übertrieben fein bürfie.
2tudß bie mit befonberet gefHicßfeit am 10. SJZärj 1616 in ©egen*
matt beg Äurfürften griebridf) von bet SPfalj unb feinet ©emaßtin
gefeierte Saufe beg ^ringen $tiebtidß, roehße bet gerjog but# 3o=
ßann 9tuguft Äff um betreiben unb butdß beit nieberlänbifcßen 9Ra ler
(Sfaiag von fiulfen na<ß ben ©utroürfen beg Hofmalers ©eotg So=
nauet bilblicß batfietleu ließ, wie bie Saufe beg Sßrin^en Ulridb unb
bie ßodßgeit bes fierjogg Subroig gtiebtid^ vom 13. bi* 17. $uli
1617, roeldßc ©eorg SRubolf äBetfßetlin betrieb unb ©faiaö
von ^ulfeu abbilbete, 1 ) roaren gute ©elegenßeiten ßum Seroeig ber
Seiftunggfäßigfeit ber £offapette, unb gugletcß 3)2uftffefle, )u benen bie
ftemben dürften ißre ÜJtuRfer mitgubringen pflegten, roie nur 1609 faßen.
Sie fioffapefle rourbe für bag Sauffeft 1616 verftärft, tnbein man ben
Stuttgarter sptovifor SB. Sa nie l ©rafft, bie Drganiften 3afob ßaim
au ber £ofpitaIfir<ße unb £and 2Bolf in ©annftatt, ben früheren
•) Sie Sitet her Söerfe ©faiaS von §u1fen, Vffumg unb SBedberling f. §epb,
Sibtiograpbie ber mürtiembergifeben <$ef$i$te, 1,109 Wr. 1 020 unb 1026. Gf.n. hülfen
erhielt 4. SRai 1616 gur Verfertigung „anüef offner Sachen* 200 fL, offenbar a(g Vors
jebuß, 1617 für 70 (S$. feineg äSerfg & 2 fL 15 g. 157 fl. 30 weiter für feine 3Mtye
unb Arbeit unb 120 Stieg groß Schreibpapier, bie er tvobl bem Stucfer geliefert batte,
300 fl., unb 17. Vptil 1618 no$ ©rfaß ber Srudfoften. Sein 98er! bat 76 Slätter.
Vuf bem Sitelblatt ftebt unten in ber linfen @tfe : Georgias Tonawer I n v e n-
tor, in ber rechten : Matheus Merlan Basiliensis fecit ©t bat bie glatten
bergefteQt Sag gange 9Ser! mürbe eilig in & SRonaten voüenbet unb „verrät. tü<btige
ttoutine, ber eg mehr auf Seutlicßfeit afg auf fünfilerifdje äßirfung anfommt". JÖc^el-
bftufer, 9t. geibelberger Sabrbücbet 1, 275. 3 o b . 21 u g u ft i n 91 ( f u m , ^rfyeptor,
bann Sefretär unb 9tat beg $er§ogg 3uliu8 griebrid), erhielt für feine Arbeit einen
Vecber im ffiert von 40 fl. 16 g. (3Btbe(, $obenlobifd)e ßireben* unb 9tef.@efcb. 1, 450.)
Sal jroeite 3Serf beg @f. von Wulfen ($epb 9lr. 1026), ba8 bem erften fefjr ähnlich
iß, enthält 92 Xafeln. Sie Velobnung, melcbe er für biefeg 2Berf erljiett, läßt fleh
aug ben Üinbenlaftenrechnungen nicht ficher feftfteüen. Senn 1618/19 finbet ficb nur
ber $often : @faia non $ulfen für allerlei gemachte Stüde, fo u. g. $. bei ihm erfauft,
158 fL SBabrfcbeinlicb erhielt er unb ebenfo SQedherlin, ber 1634 VifitationSffribent
mar, bie Belohnung aug ber 2anbfchreiberei, weil ber Mirchenlaften febr in Vnfpruch
genommen mar.
154
koffert
SefjrKttg bes fioforganifien Subroig Sobets, fianS 3ol(, unb ben ©fr
linger Watfeniflen Salomo 9lptlin beijog. $er oielgeteifte Slugsburger
$atrijier $^Uipp ßain^ofer, welcher beni fierjog tyfyilivv H. oon Sporn*
mettt von bet gfeftlidjfeit 1616 benotete, fonnte uid)t umbin, ben mufi*
falifchen Stiftungen bet fioffapeüe Snerfennung flu joffen. 1 )
Such nur £aufe eines ftinbes bes WergogS 3uliuS griebtich,
bet in SBeiltingen bei Stinfetsbübt reftbierte, mürbe ein $eil bet $of=
fapette 1626 abgefanbt.
Selbftaerflänbticb nahm bet fierjog nach bet 933cifc feinet Vorgänger
SRüglieber bet Woffapelle auf Steifen in- unb außerhalb bes £anbes mit
fo 1611 unb 1612 auf ben Sfperg, 1610 nach Weibenbeim, 1613 nach
Seonberg. 9llS bet fiergog am 29. 35e$, 1609 nach fiatt gum Union«;
tag reifte, nahm et ben engflfcben SJlufifanten 3 ob. ^ßrice mit feinen 3n=
firumenten mit, 1617 im 9lptil aber gum Unionstag in Weilbronn etliche
SRufifer mit ibten Snfirumenten. ©benfo ersten bet Werjog mit feinen
Stübern Shibroig grriebrid), griebricb Spilles unb äJtagnuS in Weibelberg
gut fiocbjett bes jungen Äurfürften griebricb mit bet englifc^en Äönigs=
toller 3 ) im 3uni 1613 mit feinen SKRufifanten unb ihren Snflr umenten.
SCtft ber fturförft mit feinet ©emaljlin 1616 am 10. 2Rärg bet &aufe
bes Springen ^xiebridb angeroobnt b attc unb auf bet Stücheife in Sau
bingen übernachtete, nmrben etliche Snftrumentiflen bottbin gefanbt, um
ihm „ aufjuroarteu ", i nie auch bet Wetjog bem furfürfilicben Spaar nach'
eilte, um noch ben lebten Sbenb mit ihm in Saibingen gugubringen. Ob
es ftch am 28. 3uli 1619 um eine geiet mit ©äfien ober um ein fr5fr
lidheft Jeft mit ben Sütgetn in (Sannftatt hobelte, als bet ßetjog gu
einem Sanfett bort 3 ob. Sttce mit „feiner Äompagnie* unb ihren 3n=
firumenten fommen lieb, ftebt babin.
Sei allen biefen Slnlöffen geigte ftch bet gegenüber ben etfien 91m
fangen oöffig oetönbette Gbaraftet bet ^offapeüe. 35 et ©efang trat
Döllig in ben Wintergrün b gegenüber bet Snfttumentalmuftf, bei welcher
bie trompetet immer ben anberu Qnftrumentifteu gleichgefleHt mürben
unb weit in bet SRebrjabl waren, Stur in ber Äirche behauptete bie
Sofaftnuftl ben Vorrang.
©leid) bei bem Zutritt feiner Regierung fühlte 3ob ann ^riebrich
bas Sebütfnis, bem Äonfiftorium feine frühere Stellung als Ober;
auffichtsbehörbe über bie Woffapelle wieber einguräumen unb beffen Stat
eingubolen. ©ab es hoch 2 febmierige fragen gu ßfen, bie nach bes
*) ^^Uipp fcambofrrö 'ÖerUfit «ber bie Stuttgarter Kinbtaufe im Satire 1616,
berauSgegeben von 3Ö>olf von £ct)eU)<iu|er. '}». Heidelberger 3al)r6ud)ct 1, 296, 300.
'■) Sattler, H«3oge 6 f 7u.
2 )ie £ off ap eile unter Sodann ^riebrich 1608—1628. 155
fiergog Srriebrithd £ob erlebigt werben mußten. 35er Aufroanb für bie
$offapette war bei bem völlig felbftänbigen, an feine 9?ü<ffid)t auf bie
verfügbaren Sftitteln ft<h binbenben SJer fahren gfriebrichd in ©achen ber
Soffapeüe fo geßiegen, baß eine SNinberung bedfetben für ben ftirften»
faßen fd)lethterbingd notwenbig i$ien, wenn nicht eine unerfefclicfje ©dfjä-
bigung ber firchlicben Mittel eintreten foüte. S)agu waren auch ungeeig«
nete Elemente in bie ftapelle gefommen. Unter ben ftapeDfnaben,
welche ftetd ben SMdfant bi Ibeten, befanben |t<h folc^e von geringer muß*
falifcßer Begabung, weil ber $ergog gerne ftnaben von niebeten fiof*
beamten unb $ofhanbwetfem aufgenommen hatte, um ihnen ben Sieg
gu miffenfchaftlicber Audbilbuug gu eröffnen, wobei bie SVücfficht auf bad
Sebürfnid ber ftapeüe gu furg fatn.
(Sine weitere bringenbe Angelegenheit war bie enbgültige Sefefcung
bed Amtfl eined Äapeflmeiflerd, bad feit Sechnerd £ob am 6. ©ept. 1606
unbefebt geblieben war, fo baß bie ÄapeHe von ben dHgefapeümeifiem
Stob. ©alomo unb Johann Subwig fiogul geleitet würbe. Stfefed
$roviforium fonnte ber ©tdrfung ber ftapeüe unb bem feften 3ufammen=
wirfen ber einzelnen STeile unmöglich förberlich fein.
Aber beibe fragen forberte 3toh. Sriebtich burch ein nicht mehr
vorlxegenbed ®efret ein (Gutachten bed äirchenratd, ber nach grünblicher
Erwägung unb eingegogener ©rfunbigung über bie SOTußfanten unb 3nßrus
mentiften, bie äapeüf naben unb Sehtjungen am 15. April 1608 einen
eingebenbeu Bericht erstattete. 1 ) 35er Bericht behanbelt gunächft bie 6r=
fefcung bed ftapedmeißerd. 3)ie State fanben bagu unter allen SRuftfern
feinen tauglicher als Tobias ©atomo, für welchen fte in erfier Sinie
geltenb machten, baß er ein guter Äomponiß fei. 3(u groeiter Sinie würbe
hervorgehoben, er fei viele 3ahre bei ber ftapeüe h^fommen, atfo auä
ihr herau6gewa<hfen unb mit ihr gang vertraut. Setter aber würbe be-
tont, baß ©atomo fdbon etliche’) Qahre Sigefapedmeißer, b. h- Setter ber=
felben gewefen war, ohne baß er ben £itel, bad ©infommen unb ben
Äang beö ftapettmeifterß befommen hatte. @iit 3«f Q h am Staub iß noch
wichtig, benn er rühmt von@a(omo: „hat auch fünften eine feine gravi-
tatem". Atfo feine gange Sßerfönlichteit unb fein Auftreten war bie 93ürg*
fdjjaft für bie Autorität, bie für bad Amt nötig war. £rofe all biefen für
*) ©taatäardjin, ^offac^en Ä. 68 , 34, 33. 40. ®r ift im Konzept erhalten,
bad 6 Blätter, bad le|te leer, umfaßt, ©ittaib ©. 39 fieht barin eine Eingabe ber
üapeHmiiglieber, welche gegen bie geplante ftefcuftion remonftrierten unb junfidjft um
SBiebererfefcung bed Aapettmeifteramtd baten, (fr hat bamit bie Bebeutung bed 93e=
richtd vertan nt, ben er auch fonft vielfach mifjuerftanben hat.
*) „etliche" ift int Aongept geftriche».
156
Soffert
©atorno fprechenbeit Gigenfchaften, miijs bas Aotiftflorium berieten, habe
Anbteafl Berger, ein vor anberthalb Sauren angenommener Seitorift
unb feiner ßomponift, ft$ um bas ftapedmeifteramt unb eoentued um
bie Befotbung aiö Äotnponifl beworben, gür ben non ben 9täten offene
bar bringenb . geroünfehten unb mit adern Stecht empfohlenen ^ad ber
Gmcimuug ©atomob möchte Sodann Subwig £ogut, ber in
mnsica inunter/ behergt unb ein guter SßraFtifub fei, beffen 33 ater unb
Stltoater 1 ) ftapedmeifter gewefen feien, bas Amt beb BigeFapetfmeifterß
ferner bemalten. Sollte aber ber fiergog BebenFen haben, einen ber ®e=
nannten gum Äapeflmeifter gu ernennen unb auf einen tauglicheren Be*
bad)t nehmen, fo fönnte ©atomo einftro eiten bas Amt weiter oenoatten.
Berger aber, ber ein feiner ©efede fei unb ftch roefenttidj ^aCte, fönnte
bie Befolbung eines. Äomponiften erteilt werben. Wan merft bem testen
©afc an, bafj bie State eine Ahnung baoon hatten, bafj ber £ergog
BebenFen gegen bie befinitioe Befefcung beb ftapedmeifteramteb mit ©a=
lomo batte, unb bafj ihn babei nicht faßliche ©rünbe, nicht 3weifel an
ber SttdEjtigFeit ©atomob bejtimmten, fonbern perföntidje ©unft unb Stei=
gung, weshalb fie ihm nahelegten, bah eine Abweichung oon ihren Bor=
f$lägen unb eine 3titücffe|ung ©atomob nur bann gerechtfertigt wäre,
wenn ber ßergog einen tauglicheren Wann fänbe. SDie Ahnung ber Stäte
war nur gu berechtigt $enn wie wir fehen werben, ging ber fiergog auf
ihren Borfdjfag nicht ein, fonbern folgte feinen perföntichen Smputfen,
atb er am 11. Stoo. 1608 einen ffir bie Leitung ber ftapede fchtechter«
bingb ungeeigneten Wann, ben fiarfenifien fianb Äonrab Staab, be«
ftedte, ber fchon nach 20 Wonaten enttaffen werben muhte.
$ab ©utadjteii ber State wenbet (ich nun gu ber grage ber Winbe=
rung ber &offapede ober genauer gunächft gur Befeguug ber ©timmen
bei ber BoFalmuftf. Wenn ftch h^ er neben ben te<hnif<hen ©efichtspunFten
auch ber fireng fonfefftonede *) gettenb macht, fo ift gu berütffidjtigen, bah
eben jept bie Fonfeffioneden ©egenfäfce aufb äufjerfie gefpannt waren, unb
ber vor nichts gurüdfd&tecfenbe Gifer ber ©egenreformatoren in ber gredften
Weife in ber Behanbtung 2)onauroötths htnwrtrat. tiefer ©tabt nahm
fich Württemberg burch Unterftüfcung ber Berbannten unb in ben barüber
geführten f^ifeigen ©chriftenwechfel burch bie „Befiänbige Informatio facti
et juris, wie cd mit ben am Faifertichen £of wiber beb b- r. Steigs
©tatt Stonauwehrt aufjgangeiten B ro S e ff cn nnb batauf oorgeuommener
GpeFution aigenttich unb im ©runb ber Warheit befchaffen fei ... . 3m
*) Subrotg 2)a)er.
■) 8ittarb 6. 89 Ijat faft alCe für jene 3eit $arafteriftif($en fonfeffionefleu 99e-
Wertungen beb ©uiadjienb weggelafjen unb fo bab eigenartige geübilb oerwifdjt.
$>te §offapeÜe unter Sobomt griebricb 1606—1628.
157
3a$re 1611." 4°. auö bet greber beö s £igefangler6 Se&. fjaber 1 ), fräftig
an. $afc man allen @runb gur $orfidf)t batte, wirb ft$ fpäter
bet ber Sbaraftetifiif Äärgelö geigen, mäbrenb mir bisher batmlofe
Sertrauensfeligfeit bet Regierung gegenüber bem Sßerfebt bet ßapefc
oermanbten mit ftatbolifen unb bei Stnfieüung folcber in bet £dffape(Te
beobachten formten.*)
®er fiergog batte fdfjon in feinem heftet ben ©ruubfafc aufgefiellt,
baß „Sßapiflen nidjt mebt gu bulben feien", rieten nun bie Säte
auch in ihrem ©utacbten. ÜWan batf babei nidbt übetfeben, baß in bet
3Rtin$net £offapel!e fein üßroteßant gebulbet mürbe unb bet Rapefc
meifter ®afer nur feinet proteftantifd&en Überzeugung megen fd^on
1560/63 feine (Sntlaffung befam. s ) @6 famen alfo jefct in ber 3 «t
be$ heftigen fionfeffionftfireitö nur biefelben ©runbfäfee gur Slnmenbung,
meldbe man auf fatbotifdber Seite längft befolgt batte.
Sefdheiben fagen bie Säte: „Kit batten itt unfetet ©infalt untertänig
bafür, baß ber Saß, SEenot unb 211t meniget nit benn jebe Stimme
mit 5 Sßerfonen erfefct metbe" 4 ).
Kun werben bie einseinen stimmen unb ihre äRitglieber nachemanber genau ge=
jdjübcrt unb jwar junäcbft ber ber 6 (Sänget jä^lte. 1 . §einri$ Seitgeb,
fo in ber ftapette unb oor ber fcafet ber befte unb Sngroffijt ift, ber aber fettyer feiner
langwierigen $ienfie wenig genoffen. 2 . g o h a n n Subwig oon Hümberg, ein guter
Saffift unb Äomponift. 3. ©eb. ©cfi eil, ber „gfeichwol" 6 ) im Singen fehlest unb im«
perfeft, aber nicht allein ein SanbeMinb, fonbera auch obtigierier ©tipenbiat unb wiber
feinen äßtUen oon ben ©tubitö jur SSufi! genommen worben, baljer er in feinem
9Uter nicht wohl oerftofien werben fönne. SDann finb noch brei anbere, alle brei „ber
Sapiften Religion" gugetan: 4. SÄelch. SBallraff, 5. 9 tif. ^röbfttin, 6 . Äonr.
äagiuä, weichet legerer fuh erttärte, „er habe su unferer Religion eine gute Sin«
mulung, bedwegen Knute g. ©. ihm ferner sufehen, „beoor"*) weil er ein guter Jtom«
ponift ift, unb ftünbe gleichwohl g. 01 . alle ©iunb frei, fall? er ftch f&nftig nicht würbe *
taffen weifen, ihm bieXüre 311 weifen." 35 ie Stftte fe|en alfo oorauä, bah 3Ö allraff
unb $ r Ö & ft li n unb bebingungdweife auch fcafliub entlaffen werben foUten. 3 mei
weitere Bafftften aber, gol). S3aptift3teicb unb 2 )aoib $udjerower, foüfen ent«
ft ) ah bie Snformation allem ©eb. gaber* SÖerf ift, hat febon ©tieoe, 3) er Äampf
um $onauw&rth (1875) ©. 423 unb 9(nh. ©.131 Sinnt. 4 angenommen. Sie ß.£.9t.
1611/12 enthält ben Sofien „©eb. gaber JBtjefanjler für oerfertigte 2)onauwerihfche
gnformation 200 ft" SBenn neben gaber noch ber üttmgifche Stat 9RüKer genannt
wirb, fo ift ba* unberechtigt.
») SBüdt 3$' 1900, 280.
*) SBürtt Sfh» 1898/ 185.
4 ) ©ittarb ©.39: bah ber &hor nicht weniger benn au* 5 Stimmen beftehen
fönne.
•) $enif«h, Thesaurus ©p. 1642: aeqnc bene, niliilo minus, imo.
*) $enifch, ©p. 354 praesertim.
158
Soffert
laffen unb ihre Stellen wohl »erbeffert, b. b- b eff er befefct werben, ba fte fufj „in viel
$Beg* ärgerlich erzeigen.
Xenoriften ftnb ed {leben: 1 . Xobiad Salomo, 2. »aftliud $to*
b erg er, 3. 3B. SBenbeltn Ärafft, 4. »nbrea* »erger unb 5 . So 9 Stfer, ftnb
aKe gut unb wohl befttmmt, aber 6 . 3 oh- SWartin Sufe unb 7) 3of>. §ermann
$of fmann fönnten {J. ®. 10 egen ibred oielfältig ärgerlichen Sehend unb fötedften
©rjetgend wohl entraten. atltiften finb ed [echd: 1 . Söenbel $o£fetb, 2. $oh-
Schüfe, 3. 9Btlh- Ulr. Scfeabfearbt, 4. 3afob »irife, 5. Sluguftin Scfeenf,
6 . SBolf S dj a cf, „welche alle trefflich roobtbeftimmt unb mehrenteild oon ber papi*
ftfföen abergtäubifchen Sehre jur aiugöburgifdjen Äonfeffion getreten unb berentioegen
oerfolgt werben. Xaher holten wir in Untertänigfeit baffir, biefe ^erfonen möchten bei»
behalten unb einer oon ihnen für einen Supernumerariud gehalten werben, ber sunt
Ordinarius oerorbnet werben [oUte, wenn eine Stelle erlebigt werbe, weil fonfit ftCh gute
unb wohlbeftimmte 2 Utiften aUejett gar wenig finben." 2 )iäf ant: „®d foK bei ber
alten 3ahl von 10 Knaben bleiben, aber eine gute &eit herein ftnb mit nicht wenig Nachteil
ber Stuft! gar fdjmacfje Knaben, auch etliche, mit fchlechtem 9tufeen su gebrauchen, in
bie Kapelle gefommen." Um bied su oerhüten „foll bem KapeOmeifter auferlegt werben,
tünftig nach feinen, erflarften Knaben su trachten, aber felbige nicht ohne »ormiffen
bed Äonftftorium« anjunebmen."
Organ ifl: „früher nur einer, jefet etliche 3ahre h a $wei: 3 er.be la (Strange,
„papiftifdjer fteltgion", unb Subwig S 0 h e t , ein fürtrefflicher Organift, ber ftch fonft
wefeniltch oerh alten unb ift anjefeo feine Stelle nicht su oerbeffem.*
Sauteniften feit einiger 3«* jroei: „Äafpar Kärgel aud ©lfafc 3 abem,
ein ißapift (am 9tanb: „berowegen oermöge befrei neben obgenannten $apiften nicht
SU bulben*) unb G h r t ft 0 p h Gleiter oon ©öppingen, „fielet in ber Kapelle jurn
SMdlant, wirb mit geringer »efolbung erhalten unb, weil er ein guter Xropf, nicht
wohl su oerftofjen fein.*
Xed §arfeniften SDaoib ©ucfeerower ift oben bei ben ^apiften ©rmähmmg
gefchehen. Sieben biefenftnb noch 3 3nftrumentifien, welche nicht Trompeter ftnb:
J.@liadHufunb$ahin, auf bem gagott unb ber Ouartpofaune trefflich gut, welcher
bie 3nftrumente unter £>änben hat. 2. HRelchior Kraufj, fo jurnal 1 ) »aKmeifter ift
3. 9t i f. SÄ a r t i n , welcher „fidj oor wenigen fahren jm älugdburgifchen Konfeffton be*
tannt hat, ift auf ben 3 nftrumenten perfeft, oerfteht bie äRuft! wohl, benn er fompo*
niert, ift aber fehr arm an ©ut unb an feinen Setbdfräften *), berowegen biefe $ ers
fon bei ihren Xienften gelaffen werben möchte.*
Trompeter würben bidher 15 gehalten, welche sunt mehreren Zeit auch baneben
gute 3 nftrumentiften ftnb; l,©eorgStraal ber ältere, ein guter Xrompeter unb 3n«
ftrumentift. 2 . Sodann SBagner, guter Trompeter unb trefflicher $id!antgeiger.
3 . ©liad $effe, 4. 3ah ann @<*$arbt, 5. ©eorg Straal ber jüngere ftnb gute
3nftrumentiften unb Xrompeter. 6 . Konrab @ cf herb t, 7. SCIbrecht ©dharbt,
8 . Subwig Sigel, 9. Johann 9Binter, 10. Johann SCicheltn, 11. ©regor
Sigel, 12. Stnbread § eilemann, welche sunt Xeil gute Snftrumenttflen, jurn
Xeil gute Xrompeter finb. 2). h- biefe fieben waren nicht, wie bie erftgenannten, gleich
gut auf ben ^nftrumenten unb Xrompeten, fonbem ber eine Xeil beffer ald 3 nftrm
mentiften, ber anbere ald Xrompeter. 13. Ulrich »edltn (»ed) ift Xrompcter, 3m
*) 3 ugleich.
Sittarb S. 40 : au feiner Seibroäfcbe !
Die $offopelle unter ^o^aitu griebrich 1608 — 1628.
159
ftnimentift unb Heerpauler. 55>icfe wären bei ihren Dienflen ju erhalten. „SBeil man
$u ©onabeu " l ) auf 2 $oßen (korrigiert ftatt 8) jtoölf bedürftig, fo wäre ^iemit folche
Sahlgang, bet brennte aber, Beditn, oerfieht bie Heerpaule *). 14. 1£$riftop£ Stoße?
unb 15, $f}iti?p @rf^arbt, foßen, wie bie Säte berietet finb, bereite enttaffen
fein. „Bon 16. ftonrab ©rb en unb feinem SEßeib iß ber Unzucht ^alb mit nicht
geringem SrgentuS ein böfeS ©efdjrei auSgelommen. 3Bo etwas daran, wäre er
feines DienßeS ju erlaffen."
SBeit Seonljatb fehler aEein Heerpaufer ift unb Ulrich Bed bie Heerpaufe
auch fdjlägt, wäre fehler ebenfo wie Johann Ala? er, JDrgelmadjer, ber erft eine
neue Befolbung „auSge bracht" batte, jumal er ober anbere jederzeit ju dergleichen Sr»
beiten an ber $anb, ihrer Beßallung wohl 3 u erlaffeu. Ulrich Beutel, Äa Kanten,
halb taffen eS bie Säte beim Sitten bleiben.
Uber bie Sehrjungen ber ^nftrumeutiften ttnb Trompeter waren bie Säte nicht
felbft genfigenb unterrichtet unb hatten barum bei BijefapeQmeißer, (EliaS Stuf unb
Dahin unb Sit ©eorg ©traal Bericht ein geholt *). Aus biefen Berichten ergab fwh, baß
bie oier Drompeterjungen auf3 Sand gebraucht würben, b. h- wohl bie Trompeter bei
ihren Berfenbuugen begleiten mußten. Dem ^erjog machten fte weiter feine Äoften,
alt bafs fte ben Difch (bei $of) bei ben Snftnimentißenjungen hatten. Da fte jur
fßartung ber Bferbe ber Trompeter nicht wohl gu entbehren feien, rieten bie Säte, fte
pafßeren ju (affen, aber unter ber Bedingung, bafs bie Sangen etwas von ber 2Äuft!
oerßehen, ju ben Saftrumenten gebraucht werben fbnnen unb wirtlich begehren, baS
Drompetenfpiel ju lernen, unb „nicht jeber lieberliche Dropf ohne einige billige Urfache
anbem oorgejogen werbe". Denn au3 ben etngegangenen Berichten erfahen bie Säte, b ab
@eorg hoffte tterS S un 0 ß4 ) nunmehr ziemlich alt war, aber feine befonbem gort»
dritte bei ihm ju erhoffen waren. Da feine ©Item ziemlich bei Bermbgen waren,
rieten bie Säte, ihn feine £ehr$eit ie|jt beenben $u (affen ober ihn gu anberem an»
juweifen, b. h* einen anbem Beruf ergreifen ju (affen. Sit ©traa'13 §unge Keß fidj
„trefflich wohl" an, fo bah *4 auch in Anbetracht feiner fugend unb ber Armut feiner
(Ettern nicht angmge, ihn abjuroeifen B ), Dagegen war Ate Ich. Ätetfjlin3 (ftraufs)
Sunge *) auf ben Snftrumenten fe^ledjt unb lieh auch nicht viel erhoffen, bagegen foüte
*) ©ittarb ©. 41 oerßanb ben ©ah nicht unb wollte ftatt be3 ganj beutlich ge»
fchriebenen „©onabe" gelefcn wiffen „©tunbe", roa3 gar nicht paßt. Sadj ödjel*
häufet, S. Heidelberger Sohrbüdjer 1, 818 Anm. 5, oerftanb man unter „©onabe" (eonna)
ba3, waS Hntnhofer ©. 288 3eile 28 „gehn Hof blafen" nannte, womit bie anwefenben
Sürßen unb Htnßhaften am 19. SÄärj 1616 abenbö 6 Uhr bur<h 10 Drompetcr unb
2 Heerpaufer ju Difd) geloben würben. Da bie „©onate" als AZußfftücf jroei» ober
breeftimmig ift, fo rechnete baS Gutachten bei breiftimmigen ©tüden je 4 ^nfirumente
für jede Stimme. DaS würbe torrigiert unb gweiftimmige ©tüde als maßgebend an*
genommen mit je 6 ^nßrumenten für jebe ©timine, wie eS am 19. Atärj wohl ber
Saß war.
s ) ©ittarb hat baS folgende Übergangen.
*) Diefe Berichte würben als Beilagen bem Hergog mit bem ©utacfjten eingefanbt,
fehlen aber jebt.
4 ) Daoib Soff, ©tieffohn beS HofseltfchneiberS, erft in ber Sehre bei bem Sauteniften
Anbr. Boren, feit 1606 bei $offtetter.
6 ) SBoIj Sftiebrtch ©<had, ©oh« beS Altiften 2Öolf ©djaef, feit 25. Dltober 1606.
®) fjflorian ©<harpfenßein feit 1604.
160
Sof fert
er im SaUfpiet gut fein, meglfalb bie 9täte ootfchlugen, ber §erjog möchte ihn bei
festerem bebenfeil. 3olj. (Edharbt ^atte 2 jungen. Der eine mar ber Seither eineg
(Einfpännigen, ber im $arniföbaug gemejen mar, . aber er mar jehon 20 Sahte &U, h®*t*
fUb nicht« ÄüIjmliiheS befltffen" unb mar ein leichtfertiger Sogei, ber auch nichts gelernt
hatte, womit er beftehen fönnte 1 )- Darum märe er abgumeifen. Der anbere Sehr*
junge ^cfharbtd, (En b reg ©djroabg ©ohn, mar fchon 15 3ah* c alt, eg fönnte aber
noch nicht recht erfannt werben, mag ang ihm werben möchte. (Er fönnte etmag anbere«
lernen, menn ber $er$og ihn nicht in ber gehre bei ßefharbt behalten wolle. (Ehriftop h
SRoftep bftttc bibher 5 jungen gehabt. Der eine mar beg ©rotienmeifteg ©ohn )u
äßötnpelgarb 1 ) unb fchon 8 3«h*e iu her Sehre, hatte aber faft nichtg gelernt unb
fönnte an anberen Orten fein @lttcf oerfuchen. ©tof f el grepg 8 ) Sohn, „ber in
viel Weg pafft ert", möchte beibeh alten unb fftnftig als 3)hrfttant mit Shtfcen gebraucht
metben. Sb am Seitner foH front fein, tft auch ziemlich alt, bei 19 fahren, äugen«
Midlich nicht anmefenb 4 ). (Er fönnte anbergmo augfemen unb ftch augmftrtS oerfuchen.
Der vierte 8 ) unb fünfte 8 ) finb gefangene Xürfen, welche jur SRufif nicht tauglich finb,
aber fte foüten, meil fic getauft unb »bei christlicher (Gemein ju erhalten" ftnb, im ©toll
ober fonft oermenbet werben.
Submig äohetg gunge, Steicharb $aub enreich 7 ), ^attc fleh in berJtapelle
wohl gehalten, unb meil er fähig fei unb einen trefflichen SRetfier habe, fei ju hoffen,
er merbe auch ferner nicht umfonft in ber Sehre unterhalten merben.
®er £erjog ^atte in feinem SDefret auch eine Äußerung ber DRäte
über $oflieferung unb ßoftgelb verlangt. ©ie gefielen, baoon nicht
eigentlich ö ) reben gw fönnen, hoch bttnft fte, ba bie ©Anger unb Slnfirumen«
tiften meift arme ©efeden feien, merben fte fich mit bem gewöhnlichen
ftoftgetb von 34 fl. 40 ;. 9 ) Schwerlich „betragen" fönnen, fo bajj ber fierjog
„viel Nachlauf eng ", b. f). Sitten um 3nf^üffe buben merbe. ©odte ihnen
aber 50 fl. ß oftgelb beroidigt merben, fo fönnten fte ade , r ringer ", b. h-
billiger bei $of gefpeifi merben, mo man über eine gute Slnjahl ber vor-
neljmften Siftualien verfüge, jumal fte, menn fünftig viele frembe $err*
fchaften nach ©tuttgart fommen, hoch bei $of „aufroarten" unb bann
ohnehin bort gefpeift merben müffen. $o<h foQ bieg nicht für ben Stapel'
meifter unb bte ftapedfnaben, welche bei ihm untergebracht maren unb
„bei ber ©chule fich einfteDen foden", gelten.
*) &ang Herwig feit 1603.
*) $ang Äonr. ©chneiber feit 1600.
3 ) ©hriftoph t*rep.
4 > 9Cbam Seitner oon ©pifc 3t.*£>fterreich, feit 1604 Sehrling Ulr. Sedg.
6 ) Rpfsmang.
8 ) 9Richae(.
*) 9t. $au6enreich, big her ÄapeUfnabe, feit 29. Suguft 1607 bei Sohet, ftirbt 3Beih f
nachten 1608.
e ) $eni[<h @P- 683^ $• 24; beutlich, flävlicb.
•) Wöchentlich 40 s. ^ 1 SR. 14 Sßf.
Sie §offope&e unter 3o$ann grriebridj 1608—1628.
161
9tan fann biefem eiitgeljenben ©u tagten nid^t bie forgfälttge Er*
roägung bet Serbältuijfe, bie gri'mbtidje ©achfenntniö unb bas geroiffens
hafte Sefireben abfptechen, bent im Tefret bes ©etjogs ergangenen Stuf-
trag adfeüig geregt gu werben. 2 Bir haben tjier ben Seroeis, roie roenig
berechtigt e$ roar, als griebrich bie Dberftrchenbehörbe als Ruffi<htsbe=
hörbe ber ©offapefle einfach beifeite fchob unb bafür mancherlei 2 tti§=
ftänben bie Tür Öffnete, roie bem Einbringen untauglicher Elemente in
bie Jtapefle felbft unb in bie Leihen ber ©isfantifieu unb Sehrjungen.
3Ran fleht auch, roie rÜcffichtSüod unb roohlroodeitb biefe Sehörbe ftd)
geigte gegenüber ber Sage ber Äapedoerroanbten, für bie als „arme ©e=
feflen" fte ein ©erg ^atte, roie fie ältere Rlitglieber noch gefront roiffeit
rooQte unD auch auf bie gufunft ber roegen geringer Tauglichkeit ju
entlaffenben Sehnungen Schacht nahm unb gu anberroeitiger Serroenbung
ober Serforgung berfelben riet.
©ie Sorfchtöge ber Räte fanben, roenn auch nicht ade, aber hoch
gro§enteilS Serüdfichtigung. flurj nach Segiun beS Rechnungsjahrs
1608/9 rourben ÜRclch. SBallraf f, 3°h- 8 apt. Reich/ 2>ao, Tuches
toro er, ©ans ©ermann ©off manu, 3 ofj. SRartin Sufc, 3 er. de
laGrange, auf 3 1 . Slug, feiner Sitte gemfifj auch ßonr. Erben unb
ftonr. ©agtuö, Unterer am 20 . gehr. 1609 etttlaffen. Ebenfo rourben
bie Sehr jungen nach ben Sorfchlägen ber Räte befchränft, g. 8 . © a n ß
Äonr. ©dhneiber 2. Rtoi 1608 abgefertigt. Rber Erben mürbe am
6 . San. 1609, SBallraff am 31. San. unb 3°h» ©erm. ©off mann
am 20 . Rüg. 1609 roieber angenommen, ^ßröbftlin erhielt ein £eib=
gebing non 15 flC., 1 ©cheffei Roggen, 6 ©Reffet ©infet, 1 Eimer 2Bein.
Rieht minber beachtenswert für bie ©tedung, roeld}e bie Dberlirchen-
behörbe gegenüber ber ©offapefle einnahnt, ift „Sericht unb Rnbringen"
bes ßirebenrats, nämlich bes ©ireftors 8 alth*Eifengrein, bes ©e=
tretärs 3<>h- Subrotg ©cller, bes ©tiftspropfis Erasm. ©rüuinger,
beS ©tiftsprebigers Tob. Sotter unb bes ©ofprebigers Ehr. S i n b e r
vom 28. SRärg 1610 1 ), bem eine Rlenge Soraften beigegeben roaren, fo
bas ©efret nom 12. Rpril 1608 roegen Serringerung unb anberroeitiger
Seftedung berÄapede, bie Refotution über bie Rnnahme ©ans Äonr.
Raabs 511 m flapeflmeiffcr, welche bie im Sericht angegogenen Sebiit'
gungen feiner Sefteduug enthalten haben bürfte*), bamt ein Serjetchnts
ber feithet angeftedten SRufifer unb ber bem ©ergog norgelegten Rm
*) StaatSar^io §of[adjen St. 68 84 9. 40.
-) ©ittarb »erftanb beit Eingang beS 9eri<bt$ faljcf). @r nimmt an, bafi je^t (am
28. SWärg 1610) bem §erjog bie erfolgte 3(nfteUung SRaabS al$ tfapeUmeifter berietet
mürbe, unb boeb l|atte ber $er$og felbft iljn am 11. SRonember 1608 ernannt.
Sürtt. Bierttfftfrti. f. SmbcHeM. Ä.g. IX. 11
Soffert
162
bringen, betreffenb bie ätußf, weiter ein BetjeidEjniö ber 1585/86 jur Äa=
pelle gehörigen ^ßerfonen unb bet jefct angeßellten, i$re „Sieferung" $u
£of unb i^re tfoßgelber *). Ter Äirdjenrat wollte offenbar eine breite
Unterlage für ben beweis feiner fpirforge für bie ftapeüe unb ber !Wi<fc
tigfeit von Bemängelungen fc^affen, bic mabtfd&einlih von feiten Staabs
beim £erjog vorgebrad&t worben mären 11 ). Etuf biefen Beriet muß um
fo me$r genau eingegangen werben, als i$n ©ittarb ©. 41—44 woßl
benüfct, aber vieffadf) mifwerßanben unb be$ei$nenbe ©tfufe ausgelaffen ßat.
Ter Bericht weift junäd&ß nadfj, baß gemäß bem SBüEen beft £erjog$ 8 )
fämtlid&e Äapeflverwanbte ber evangetiföen „SReligion" §ugetan feien außer
brei, nämlidfc: l.EReltbior SB allraff, Bafßft, „aus bem ißapfitum
gebürtig", er ßamrnte aus SWengen. (St blatte „auf 31nfpre$eu" et>
flärt, er ßabe an unferer Religion „bas EBenigße ntdjß ju beßberiereu",
aber weil er in feiner £eimat nodf) fein väterliches (Srbe aOflufjolen habe,
bas ißm nid&t ausgefolgt mürbe, menn er ß(ß öffentlich jut Slugsbur:
giften Äonfeffion bekennen mürbe, hatte er gebeten, mit if>in nod> fur$e
3 eit, bis 511 m £erbß, ©ebulb gu buben, bis ißm fein ©rbteil ausge^änbigt
fei. Tann wolle et geroiß 511 unferer ^Religion treten unb fommunt^ieren.
Tie DberfirdEjenbe$örbe bat, i^m biefe griß noch ju^ulaffen, meil er ßiüen
EBanbelS fei, ßdf) mit TiSputieren miber „unfere Religion" gar nicht einlaffe,
weshalb nicht $u vermuten fei, baß er etn „paptßifdj ©emüt ßabe", unb
er biefer Seit ber hefte Bafßft fei. 2. Ter Sauteniß £an$ Äafpar
ftärget ift ein „giftiger ipapift, rebet h^haifch von unferer SReltgion,
unb rote man gtnuhlich berietet, empfa^et er roöd&eiitlidh bei ber ordi~
nari ß$oß von papißifd&eu Drteit Briefe, hingegen fd^reibt er mieber fel=
biger @nben, meines bei jebigen fcfnviedgeu Seiten fef>r gefährlich, unb
beSmegen nicht ju bulben" s ). 3. Ter neutidj angenommene ©nglänber
3 oß. Brice iß ein (Salviniß, bat »au f Slnfpredjen" erflärt, er verftebe
bie Sßrebigten ziemlich nnb begehre 311 lernen. 9Ran fönne a(fo, meinten
bie Herren ber Dbertircbenbeljörbe, ber Hoffnung fein, baß er ft<h mit
©otteS £ilfe na$ unb nad> weifen laßen werbe.
Ter £er$og ßatte bem #ir<benrat bie ffrage wegen Berminberung
ber £offapeüe aufs neue vorgelegt unb bainit bie JJrage na<b ©Raffung
*) $ie wertvollen ^Beilagen fehlen leiber.
s ) ©. 163 .
*) 2)aS fdjarfe Urteil über ßiirget, beffen Xüdjtigfeit als £autenift, wie mir feljeii
werben, anerfannt würbe, imifi neben ba$ milbe Urteil über SßaUraffS friebltrf)c @e*
ftnmmg geftellt werben. Si'ic weit bie Slnnaljme non gefährlichem 9riefwe$fel ÄärgelS
begrünbet war, ließe fitf) wobt ans ben Sitten elfäfjifdjer ^efuitenanftalten ober ber
tforrefponbem beS ^ujerner StuntiuS feftfi eilen.
Sie goffapelle unter ^o^ann ^nebrid) 1608—1628. jg3
einet Ratmtiermufif oerbunben. Tie diäte Ratten bie grctge, „wie eine
«ngejogenere, gur Dotburft wohl oerorbnete, bod^ unüberflüffige Dnfiedung
ber SWufif oorgenommen werben mochte", grünblt<h erwogen itnb fidb
but<h Stad^fd^fagen ber Dehnungen non ben merflidj großen Unfofteu
überzeugt, welche bie große Slngahl ber Äapetfoerwanbten perurfad&te.
©ie fanien auf einen hoppelten Sorfchlag. ©ntweber fottte neben ben
bereits angeftettten Trompetern, beren man gu breien fßofien bei ben
$eerpaufen nid^t wohl mangeln 1 ) möge, bie meift auch ^nfirumentiften
feien unb in ber ßoffapefle beim ©efang, bamit er fiärfer gebe, gebraust
werben, nur emeflammermufica *), „in maßen bei anbern Gfjur; unb gfirftem
ßöfen gebräudbig", ungerichtet unb nur*) gar wenige, aber qualifizierte
unb moblbefHmmte Seute famt 4 ober 6 Äapellfnabeit als Tisfantiflen
bagu oerorbttet werben, ©o Fönnte eine große ©umme erfpart unb bie
Deputation ber Äapelle auf gleicher £öh* wie bie auberer Rur= unb
Sürßen gehalten werben. Slinh bie SRufifanten, bie efgeflierten, föntiten
wegen ber befchranften Stngahl beffer befolbet unb länger behalten werben.
Sollte aber ber fiergog auf eine ßarfe Üöhijif abheben, bann müßte man
neben beit früher erwähnten Trompetern unb Snfirmnentiflen gum minbe-
(len für jebe ©timme oier Sßerfonen unb 8 Tisfantißen hoben.
2Rit biefen 33orfdhlägen fegte fid) ber Rirdhenrat mit einem etwas fon-
fufen unb überfpannten Sßlan bes flapettmeißers $anö Ronrab Da ab au3-
einanber, weiten er bem £ergog am 4. SMärg oorgelegt unb biefer ben $er=
orbneten be$ Ronftßoriumö gum SBebenfen überwiefen hotte. Daab wollte
gur ©rfparung ber großen Höften ber $offapette nur fofdhe Knaben in
bie Rapelle aufgenommen fehen, bie „au&bünbig unb wohlbefHmmt"
waren, bie audh nach ber SKutation ber ©timme wieber gum ©efang ge=
brauet werben tönnten. ©obalb ein folget Hitabe petfeft finge, foKte
er (omponieren unb eine „muftfalifdhe tolleratur" fehen lernen, ehe er aus
ber Rapelle fomme, Tiefen Unterricht füllte ber Rapellmeifter ober, wer
bie ©nabe gut Sftfiruftion höbe, geben, ©o würbe ber SReifier oon
ben ©chülent unb bie ©dhüler oon ben dReiftern lernen, was beibes eine
Dotiwrft fei, unb fönnte in fuqer 3«t otel Sehrgelb erfpart werben.
Tie Ritaben füllten oon Sugenb auf nur gum ©ingeit, komponieren,
„tolerieren", gu allerlei Snflrumenten unb Trompeten unb fonft gu nichts
ergogeu werben. 2Ufo SRaab will bie allgemeine humanifitifche Gilbung,
welche bie Rapeüfnaben bisher bitrdb ben ©dhulmeißer, jegt ^ßäbagogarchen,
*) Stttarb 41 : 9tur bie brei Trompeter feien nid)t ju entbehren.
*) 3ft „bie fülle Stuft!" Sö. Sift. 1898, 159 ber Anfang ber tfammermufit ?
3 ) ©iltarb lieft „non", e$ ßeißt aber „vor", iva3 3d)reibfef)ler ber Steinfdjrift für
„nur" fein wirb.
11*
164
sUoffett
uitb provifor gur Vorbereitung auf bie ßfoflerfdbule unb baS Stift emp*
fingen, geftrtchen uub eine einseitige muftfalifche Vilbimg angeftrebt wiffen.
3 a „eS f ollen £arf entfielt, Drganiften, Sauteuiften, $eerpaufer, auch einer,
ber Drgeln unb 3nftrumeuteu macht unb ftimmt, alfo gebraucht werben/
was faum etwas anberes h e ^6 ei1 faun, als aus ber ERUte ber ftreng
muftfalifch gebilbeten Knaben foüeii auch biefe Aunflter b crfl ngegogen
werben. äBeim jcfet non 3 n[trumenti|len uub Trompetern famt ben
5 eben genannten jlitnfUern (ßarfenifteu, Sauteuiften u. f. w.), im gangen
22 Perfonen, nor ber fürfilid^en Tafel ober in ber ftirc$e r octo vocum“
muftgiert werbe, fo Meibeu tO Perfonen ber jetzigen ftapeüe übrig, bie
entweber gubbren ober fpagicren geben. ©s fönnteu alfo 10 Perfonen
erfpart werben unb bie SOlufif bennoeb red^t befefct bleiben. !Ra<b SRaabs
Meinung mürbe man auf biefe EBeife burdbaus „perf'ecti musici“ mit
ber 3cit befomineu, wie fie bei feines Potentaten Äapefle gu finben wäre.
©S fönnten bann biefe Seute mit ber Söefolbung etwas beffer gcfleDft unb
bemtodb jährlich bei 1000 fl. gespart werben.
Tie SluSftcbt auf biefe grobe ©rfparnis uub bie beffere Scfolbuug
ber Äapeflinitglieber war wobt eine angenehme Mufif, aber wo füllten
fotdbe muftfalifdje Uiiinerfatgenies 311 finben fein, bie in allen Sätteln
gerecht unb überall „perfect! mnsicr wären? Ter Mufifpfau bes ßa?
peümeifters mußte bod) betn fiergog gar gu febr als Suftfdblob erfd^eineit ;
beswegen forberte er nicht nur ein ©ntatf)ten über benfelben, fonbern
auch einen Vertat über ben ÜapeQmeifter felbfi unb bie &apeBverwaubteit
vom ftonfifiorium. Tiefes erinnerte beu dürften baran, bafe 9 taab laut
bes fürftticben Tefrets aus ©naben nur, auf „Verfugen uub fein
SB ol) In er batten", angefteüt worben fei unb ibm noch befonbers bie
©riuuerung initgegeben würbe, „bab er fidb gegen inänniglicb unb fo übers
lieh tu feinem officio gefftffen, bagu befebeiben, verträglich, auch fonfteu
ber ©ebü^r verhalten unb auf unverfebenben gatt wibrigeu ©rgeigens anbero
Vefcbeib gemärten foU 1 )*" $tefe Mahnung an beu Äapellmeifter vor feinem
EhntSantritt ift fo eigenartig, bab tnan erfennt, bie ©Ijarafterfeljlet bes*
fetben müffen ben Vebörben unb betn ßergog genau befannt gewefen fein.
SRim geigt bas Einbringen, wie Etaab feiner Sujiruttion entgegen bic
Äapellfnabeii im Singen fehlest genug unterrichtet habe. „Sie verliegeu
bei ihm uub werben lieberlich in disciplina gehalten." ©r fomine auch
nicht immer gu beu mufifatijeheu Übungen. Elm &of fei es eine aflge*
meine Siebe, bab unter ihm bie Vofatmufif vor ber fürftticbeu Tafel
*) ©ittarb bat btefen für Staate SOttrbigung fe$r tmdjtigen SCbfönitt gaitj Aber«
gangen, iki feiner Tarftellung gewinnt eS ben ätufetjein, ats batte ber fördjenrat non
fief) aus Klage gegen ftaab erhoben, wahren)) er nur attf ’ÖefelK berieslet.
$ie öoffapeUe unter 3ofyaun gfriebritft 16U8—1028. ](j5
übel imb fdßliinm abgeße (vgl. baft heutige „abfd^ncibe")* ßabe (ein
vcdßteft $auftroefen, fonbern ßänge es 1 ) an ben Trompeter lltrid^ SBecffiit
uitb fein SKeib.
©eßr begei<ßnenb für ben großartigen ©eiß SRaabs, ber gu Tange in
3oßann griebriißs Umgebung auf ßoßein guß gelebt ßatte, iß ber weitere
Slbßßmtt befi SBeriißtö, ber fagt, SRaab wolle bem £ergog nur gu vielen
Ausgaben raten, baß „mit bem großen Söffet auftgefeßöpft werbe". ©o
empfeßte er faß alte SRußfanten, bie naeß «Stuttgart tommen, gur 91 n=
ßeltung, befonberft SUtißen unb Senortßen, beren ©timnten bodß oßneßin
überfefct feien. 3 n mistigen ©adßen, bie ß<ß nicht mir auf 2 , 3 ©ulben
belaufen, fonbern große ftoßett verutfaißen, ßabe er im SBrawß, fi<ß auf
angebliche miinbliiße Sefeßle beft £ergogft 311 begießen a ). 5 J)aö gebe große
ftonfufton, SSifiroetlen fei eft feßr gefährlich tmb gweifelig, ob feinen Stuft*
fagen burdßauft ©tauben gu fdjenfen fei. Sftur 31t berechtigt mar bem*
gegenüber baft 33 erlangen, baß [(ßriftlitße betrete aufgelegt mürben,
bamit burdß bie Äinßenräte in fünftiger SRedßmmg altes beßo fiigtießer
uerantwortet werben tonnte. SHun fährt ber Öericßt fort: „Über baft iß
meßrgebadßter ftapeflnteißer fe^r geßrßaft, läßt ßcß gar gotttofer Nebelt
vernehmen, ffueßt unb feßroort, faßet $ant unb £aber an, iß babei gang
trufeig, verroenbt 8 ) unb ßodßftreß 4 ), wie er benn neulicßer £agen, atft er
in baft ftoufißoritim erforbert unb von ißm 311 mißen begehrt worben, auft
was Urfadßen er für pdf) fetbßen, vorberiß oßnc 3ß re f. ©naben, fobann
aiuß ber &onßßoria(ium SSorroiffen, als benen bie Snfpeftion über bie
gange ftapelt unb Stnneßmung junger unb alter Sttnßfanten auf 3ßrer
f. ©naben Stpprobation vermöge ffirßlid&er SDefret 5 ) gnäbig befaßten
worben, oßue längßen 2 flnabeit in bie ÄtapeQ eingenommen, in voller,
toller SBeife ßefttg angefangen gu fcßnartßcn unb mit großer Unbefdßeiben*
ßeit unft Äonßßotialen begießtigt, baß wir 3ßr f. ©naben untaugtieße
SRußtanten aufbringen, fo botß fein einziger SKußfant, wie ber größere
fasciculus mit fidß bringt, vom Consistorio proprio motu, fonbern
aÜweg auf 3* f. ®. befrei unb meßrenteilft fein, Äapeffmeißerft, guvor
getanen Sericßt angenommen worben. Unangefeßen nun ißm obiges
$efret, baß bem ftonßßorium bie Sufpeftion über bie gange Kapelle
J ) ©ittarb ©. 42: ber.
: ) ©ittarb ©. 42 3* 10 ließ ftatt „auf geltet" fälfelilict) „anfynitfit".
■) ®erfebrt, »erbrefjt. gifrfjer, ©djnritb. 3Börteröutf| 2 , 1409 9tr. r>.
*) $o<ßftreß, botbßräuft, feßr gum ©trauß, gum ©treit geneigt. ®rimm IV,
>, 1635.
*) 38 ie ber gange $eri$t auf 3 forgfättigfte bie ^oraften betbringt, fo bejog fict)
bn$ Äonfißorium auch liier auf eine Beilage „im Keinen ^aSrifel ?ir. 5 W . 9üi<t) biefer
Mit.
166
Soffett
anbefohtatt, oorgeroiefcn roorben, (at er fidjj bodf) bamaleit in truitfener
(audfe je&t nodh in nüdfeterner Söeiß) ruiib oerite^men taffen, er gebe auf
bie flonffftorialed außerhalb bem Saiibhofmeifter unb $ireftor ganj unb
gar nid^td, fjaben ihm auch nichts 511 beferen unb in ©umma auch über
bef<$ef}en freunblid) Sitten unb Sermarnen mit folgen unbefdheibenett,
trufcigeu Sieben ungeftümiglidfj und angefahren, ata wenn mir nur £unbd«
buben mären, meldfeed und bann im $er$en fe^r mehe tut, ata meiner
begleichen ^oc^mut unb freuentliche Unfläterei non niemanb jemals,
foitberlid) eben in fütfUidjer Äanjlei ata loco privilegiato, begegnet,
o er hoffen untertänig, mie mir ed nit nerbienet, alfo fei es auch roeber
3. f. ©. Sefehl nodlj Meinung jemalen gemefen, mit und biefer ©eftalt
$1 »erfahren. 35 eßroegen mir auch ganj untertänig bitten tun, und folget
ÄopeDfoerrichtung füraud in ©naben gu er taffen, junt gaff ed aber nit
fein fönnte, unb er, ßapeffmeifler, tanger bei biefem officio oerbteiben '
füllte, ihm alles ©rnjte au fp legen, 3. f. ©. gegebene betrete ber ©chulbig:
feit nach mehr und 51t refpeftieren unb gefjorfamen, auch feinem 8tmt
fleißiger abjuroarten."
■äJtan mirb bie ©ntrüftung ber ftonftfiorialen über bad Setragen Staabd
nicht anberd ald roohlbegriinbet pnbeu müffen. @d lägt fi<h auch rool;l
»erflehen, baff fte ft<h fräftig gegen bie ihnen miberfaffrene Seffanblung
mehrten unb ben ^erjog not bie äBahl pellten, entmeber fte non bem Start
ber 3nfpe?tion über bie Jtapelle 311 entheben ober Staab ju enttaffen. ®er
gergog mirb moffl sunächft noch aud Schonung für feinen früheren £effrer
einen üßitlelroeg eingef$tagen, unb ihn ju einer Stbbitte nermod^t buben,
wenngleich bie Sitten nidjjtd baoon fagen. 1 ) 316 er ed geigte ftdff bodfj halb,
baff SKaabd Stellung unhaltbar mar. darüber fpäter.
Slun fährt ber Sericht mit ber (S^arafteriftif ber meiteren Äapell*
oermanbten fort;
Vijefapeflmeifter Xobiad ©atomo ift ein guter 3Rufthtd unb iComponift, nun*
mehr lang bei ber Kapelle, unb an feiner $e£terität nichts ju Hagen.
Saffiften ; 1 . 3R e 1 dj i 0 r 335 a 1 1 r a f f ift anje^o ber befte Saffift. SBie ed ber
Religion ^alb mit tyrn bef Raffen, ugl. ©. 162. 2 . Johann fiubroig non 9 türnbcrg
ift ein guter ßomponift unb Saffift, boef) bem Sßatfraffen mit ber Stimme nicht ju uer*
gleiten, unterfängt fid? auch bed ^ngroffierenö, inmafeen feinetmegen injonberheit
untertäniges Einbringen „tn Eieulichfeit* gesehen, unb ift an feinem SBanbel nichts 311
Hagen. 3. © e b. 6 dj c 1 1 fingt feinen fd^fed^ten Safe ungeroife, b. h- unftdjer, fefeettert mit
ber Stimme unb f)at bad ©efid)t nicht gut, bannen h«o er ftefe ber Stätten gebrauchen
mufe, fünften unärgerlidjcn SSBanbeld”). £ie Sritte fiel alfo bamald noch Port auf in
*) Sßan mufe eine Vermittlung annehmen, fonft märe ftaabd femered Verbleiben
im ECmt bid 25. 3uli 1611 unbegreiflich.
2 ) ©ittarb ©. 42 3* 3 4 ift hier eined feiner merfmürbigften SRifeuerffänbntffe
begegnet, ba er meber „bad ©eftcht" noch „Stätten" recht nerftanb. <$r, ber mufft*
Sie $offapette unter Sobonn Jriebricb 1608 — 1628.
16T
bei Kapelle. 4. 3 o $ a n n U ( r i $ $ o f f e n ti *) tß erft neulich angenommen worben, fingt
einen fteifen*) Sag unb ift „gleichwohl" papiftifcber Religion gewefen, aber auf be=
fcbebene Snformation bat er „oerfcbiener" •) SBeihnacbt bei un« fontntumjiert unb ^ält
ftcb wohl. 5. Johann ©ottfrieb Sutor fingt gewig 4 ) unb bat einen lieb«
lieben Sag, hat auch *ine feine Strt in ber §Ö(}e unb ift bei fürftlidjer Safe! wobt JU
gebrauten, fommt fein et^a 16 feine Klage.
Sen oriften: 1. Johann Kubwig ^oiout" ift ein guter Musicas pr&cticas,
wei| feine SRuftf wobt ansufteHen unb ber Surft 6 ), wann fie etwa verflogen (bat),
mieber anjubelfen, wie er auch $u Abrieb hing ber KapeHt naben erwünftbt wäre, fonften
unfträflicben ©anbei«. <2. S a f i t i u « groberger ift ein gewiffer •), guter Senorift,
bat eine feine Srt mit ben Koloraturen, bat neben ber Shtfil auch ein officium, bie
©bellnaben ju unterrichten 7 ), unb obwohl felbe ihm noch ber 3**1 nicht untergeben
worben, nimmt er bo<b bie oerorbnete Sefotbung ein, wäre ju wünfeben, ba| ihm bie
3ugenb ohne längeren Sergug untergeben würbe. 3. Xnbrea« Serger ift ein
guter Slujtlu« unb feiner Komponift, aiemlicb befttmmt, führt einen ftiUen, eingeaoge-
nen ©anbei, ift nüchtern unb beleihen, wäre feiner guten §anbf<brift wegen gut }u
gebrauchen. 4. £og£ifer bat eine gute Stimme, fingt einen rbfeben*) Senor, ift aber
jehrhaft, nimmt fub närrifeber SBeife an. 5. Johann Hermann £ offmann fingt
nicht gar perfeit, beäwegen uor 2 fahren beurlaubt, bitnacb aber auf vielfältig ^nter=
cebieren, wie au« ben 9tcti« im grögeren $a«cilel ju erfeben, wieber angenommen
worben.
SMUften: 1. ©enbet $ogfelb unb 2. Johann Scbüg. Siefe beibe finb
auSbünbig gute ©ufici, bcrrlic^ beftimmt, unb bei ber fürstlichen Safe! wohl ju ge*
brauchen, batten ficb unärgerlich. 3. $af ob Steril ift wohl befttmmt, altem wirb
von ihm gelingt, ba| er nnb fein SBeib, fo hoch f (blechten S<ba|e« wert/ ben Leuten
übelnachreben. 4. ©ilhelm Ulrich ©ebabgarb nnb 5. ©olf Scharf. 3b«
Stimmen finb wobt ju gebrauchen unb geben biu, finb aber bei fürftlicber Safel nicht
)u gebrauchen, halten ftcb fonften nicht übel. 6 StuguftinSchent ftngt einen ftarlen
9U4, feine« Sun« unb 33 anbei« halb ift leine Klage.
SUlantiften finb gehn unb ein Supernumerariu« 3acbaria« Krieger.
Stefer muttert unb ift feinet hat 6 % f. ©. „fonberbare« Einbringen" befchebett, barauf
man einer gnäbigen Hefolution gewärtig.
nerftänbige ®2ann, Sann angeftebt« ber Snforberungen ber Kuffubtäbebörbe an bie ÜOtit«
glieber ber Kapelle fagen: nadjbem man ihn (auf ba« Scbettern) aufmerlfam gern ad) t
batte, ba| ftcb ba« nicht gut mache, habe er fi<b ba« SrüKen angewbbnt.
*) Sittarb S. 42 3« 95 : Ser Italiener Johann ^offenti. war au« Kr atu.
*) 9tu«bauemb, vielleicht mit bem Sebenbegriff hart.
•) Sittarb S. 42 3* 39 w vorf)iner".
4 ) Sicher, feft, suverläffig. Sutor befag offenbar eine grofje Sreffficherbeit.
6 ) Surft, Surfch, bursa, contubemium, manipulua, ©efettfebaft. ftenifcb, Thesau-
rus Sp. 566, alfo nicht b(o| bie KapeOlnaben, wie SUtarb meint, fonbem bie ganje
Sängerfchaft.
•) Sgl. Snm. 4.
T ) f^roberger war an Start int 1608 jum Snfpeltor ber Kbelfnabcn ernannt
worben.
•) grifch, lebhaft?
168
©offert
D r g a lti ft : 2 u b ro i g 2 o Ij e t ift, rote männiglicb beraubt, ein fürtrefflicber Drgantft
unb bBlt fid) „roefentlicb", informiert einen jungen, §an« 3°H, beä Jpoffijdjerä So^n,
ber toobt proficiert *).
Sautenißen: §anS Hafpar Äärgel ift „gleichwohl" ein feiner Sautenift
aber ein ge&äfftger, böfet ißapift, ber allerlei $ra!ti!en anftellt, bat einen jungen, 3<>b*
Subroig ©tejger non SJJdmpelgarb, ben er gu teuren gnäbige ©etoittigung auSgebracbt
bat. 2. @$rtftop$ Hl etter, @umid)uä s ), fingt auch $i3fant, feblägt nicht gar toobl
auf ber Saute, fünften ein frommer @efett.
Snftrumenttften: 1, (StiaS 91 u f unb 2) ab in ift ber äUteften einer, gar
gut auf ben Snßrumenten, fonberlicb bem $agot. 2. SReldjior Hr a u ft ift auf ben
3infen unb ^nftrumenten gut. 3. 9t i c l a 3 2R a r t i n „fnnn feine Süden auch oertreten*.
4. 9tnbrea8 $etlemann ift fromm, guter $agot; uub $ofaunenb(äfer, geigt toobl
auf bem ©aß. 5. 3of)ann $rice, (fnglänber, ift trcff(id) auSbünbig gut auf bem
3infen unb ber ©aftarboiotgeige •), oerbält fid) befcbeibenlicb. Seiner Religion halb ift
oben 3. 162 Anregung beföeben. 6. (Sbriftopb Srep 4 ) ift fonberfitf) auf bem
3infen gut, fünften oon 2lvi unnftfc, „oenoenbt" 6 ) genug, noch Jung unb bat ficb tm=
jertig oerb eiratet.
©Ja« bie Trompeter anbelaugi, tonnen Subfignierte ihrer Jtunft halb auf ber
Xrompete nicht jubicieren. 3bte3 JEunS unb SaffenS halb miffen fie {eine Hlage. ©Ja3
für Xrompeterjungen auf unfereä gnftbigen dürften unb §emt ober ihre eigene
Höften lernen, unb welche ba3 $ofeffen be [neben, ift in ben ©eilageu lit, 6. unb (\
ju finben.
Son beO §eerpauter3 ©efdjaffenbeii weiß man im Honfiftorio nicht«. 3 ob-
©taper, Drgetmacber, ift neulich wieber angenommen worben aus Urfadjen, tote in
untertänigem ©nbringen im größeren ftaSjifel ju finben. ®ewefetter $eerpaufer unb
HaQtant tt l r i eb © e n t e l ift ein alter „belebter", frommer ©tarnt, mit bem wäre bie
oermutlicb noch geringe 3*it feine« Seben« ©ebutb gubaben.
2)aß etliche Trompeter $ur ©erfebung ber ipferbe jungen halten unb fclbigc
ba« §ofeffen befueben, weiß man folcber ©etoiffigung im Honfiftorio nicht« ju oer=
m dben.
9lu<h biefer ausführliche Bericht beweift bie Sorgfalt, mit welcher
bas Äonfiftorium bie Slngelegenheiten ber fioffapelle gemäß ber ihm
aufgetragenen Qnfpeftion behanbelte. SRan wirb ihm auch keineswegs
bie ba$u nötige ©achfenntnis, foweit fie gur Snfpettion nötig war, noch
bas Sntereffe für bas Snftitut obfprechen fönnen. Senn (ich bie Äirchem
behörbe bes Urteils über bie Trompeter enthält, fo h^t bas feinen
©runb wohl barin, baß biefe klaffe oon SJlufifern urfprünglich nicht
gur fioffantorei gehörte uub eigentlich ihren Beruf im ßriegsbienft, im
ftu ri er oer lehr unb in ber Steif ebegleitung bes dürften hatte.
*) Öute gorifebrittc macht.
') ©1. ©ib- 1910, 348.
s ) Viola foastarda, ©aftarbgeige, bat nach Wat ln), ©tufirntifdieSÄonoerjationSterifon
5. 490 ben Äörper ber Viola di pfamha, ßmegeige, bereit oaiten in C, F, c, e, a unb
eingeftridjen d geftimmt imivbctt.
4 ) Sittarb 3. 44 3- ?rep.
6 ) S. 165 %nm. 3.
Sie SoffapeUe unter 3 ofjann §riebrig 1608—1628.
169
SBemt bas ©utagten nigt fofort bei 3of)ann gfriebrig feine
iSirfung tat, fo ernfttige Sorge gm aug bie Uttinberung ber Ausgaben
für bie ftapelle unb bie bamit jufammen^ängenbe ^rage grer SRebuftion
bereiten mochte, fo bfirfte bie Erinnerung au ben ©latij feiner £ogjeit$-
feier im #erbft 1609 unb bie AuSfigt auf fein Erfgeinen beim Uitionö-
fonoent in fieitbronn 17. ff. $u\\x 1610 gn abge$alten Ijaben. Aber bas
3<gr 1611 braute eine oöttige ltmgeRaltung ber AapeUe.
Sgon mit bem SBeginn be 3 KegnungSiapreS 1611 mürbe am 28. Kpril eine
g ange Steife Sftufifer entlaffcit, nämtig 306 o ( f Sga&, fttf. Ktartin, Äugufttn
3 gen!, Ulr. Sed, Stnbr. gctiemann, IS p riftopp ®1 etter, 3 op. § ermann
§o ff mann, Äon r. Erben, (Spriftopp 3 Te 9 unb ber Drgelmager unb Äaßant
3 o p. SK ct 9 e r. Slm 20. 3Rai erhielt aug $ a f. 3H e r i p feinen Sföfdjieb, an 3a!obt
aber ber JtapeHmeifter # a n $ Ä o n r. Staat unb ber Snfftft © e 6 . S g e I (. £09
^ i f e r mürbe am 23. Stprit 1611 mit 24 fl. Gtetb, 1 Sgeffel Koggen, 10 Sgeffel Sinfet
unb 1 Eimer 3Bein rerleibbingt *)■ 2 >ie ber ÄapeÜf naben, neige an $fingften
1611 nog 11 unb 1 Supermimerar iu$ betrug, mar 1612 auf 8 unb ben Supermt»
merariuS eingefgränft. KtterbingS gelang eS einer SReipe ber entladenen Seute nag
ffepentligcn Sitten mteber angenommen ju m erben, fo 9?if. SKartin an^alobi, 3af.
Sierip am 2. Januar 1612, Äonr. Erben nag Kif. 3 Jiartin$ frühem Sob am 12.
September 1612, (SpripoppftrepamO. 3 uni an gfriebr. §opul3 Stelle, Soft. SR a 9 e r
an SRigaeltS (29. Sept.) 1611, 3 0 P- § e r m a n n $ 0 f f m a nn am 25. 3 <muar 1618,
S e fr. Sgett an Stelle beS am 3. SCuguft IG 12 entlaffenen SJierip. Somit famen einige
minbermertige £cute, melge leigt ju oermiffen mären, mteber in bie ÄapeUe herein,
iuie -3efr. Sgell, Epriftopp j$rep, 30 p. .fjerm. $ off mann. Sagegen oerfgroin«
bet ber Sautenift Äärgel lautlos.
Söon ber im ©utagten angeregten Äammermufif *) finbet flg ju=
uägR feine Spur. SBenit SR. ArauR fagt: „3o$. ^ßrice errichtete mit £i£fe
feiner beiben Sgiuäget 3>of)ann unb $amb Sftorefl bie erRe Aammer-
muRf s )," fo Bunte bas frigepens 1617 gefgeljcn fein. $eun oon biefem
3<gr an ermatten bie beiben Srttber Söartgelb, bis Re 1623 eine orbent-
lige Sefolbung erlangten. Anbererfeits ift bie AammermuRf fgon oon
§er$og gftiebrig 1595 ermähnt 4 ). 9Ufo fann Re nigt erft oon Sßrice
errietet fein. ®og fönnte Re jeitmeilig eingcfgrafcn unb mieber
aufgelebt fein, dagegen iR in ber AmtöinRruftion beS SBaRliuS groberger
bei feinem Amtsantritt als AapeQmeiRer 00 m 1. September 1621 oon
ber AammermuRf bie Siebe, für toelgc bie jtoei bcRen ©isfantipen unter
ben AapeKfnabcn oorbe^alten bleiben foUten, fo ba§ Re nid^t in ber
ÄapeUe $u fingen braugten 5 ), wie bies fierjog griebrig nerlangt fiatte.
J ) 3n ben Kuhepanb oerfept.
2 ) 6 . 163.
*) K. Ärau^, SaS ^oftpeater (Stuttgart 1907) S. 7. ligl. Sittarb S. 37.
4 ) m. ®jp. 1910, 324, 371.
*) Sittarb ©. 44.
170
koffert
Slm 23. SRooembet 1623 aber mürbe gortunatuß SRibt ( Stiebt) auß
Sßfaffjtetten in Defier reich l ) mit feinen fünf Rinbern außbrütflidj) für bie
Rammermufif angeftellt, aüein fcf)on an ©eorgti 1625 roieber enttaffen.
(Sin Sefolbungßoerjeidiniß auß bet ,3 eit furj not SRibtß Gntlaffung
unterfdjjeibet 1. bie cngltf$e Rompagnie, befle^enb auß 3 ob* $tice /
riaß Rrttget, fianß Sßenbel fiofefetb, Sodann SRoreD, $aoib 3ftoreII,
3ob* 2)ipon ; 2* bie Rammermufit, vertreten burdh gort. 9tibt 3 ). Solle
RIarheit über ben Gharafter ber Rammermufif ift bamit nidjt gegeben,
^ebenfalls fanb jte mit bem £obe Sodann griebridhß 1628 ihr Gnbe, benn
iprice unb bie beiben SKorell mürben enttaffen, mie $iyon, Rrüger unb
$of;felb.
$He SRitgftebet ber Rapelle roaren, menn fic tüchtige Gbaraftere
mären, in ber öffentlichen Meinung offenbar gefliegen. 3)aß bemeifen
unleugbar i^re eigenen Gf) en / n)ie auch bie <§$en ihrer Rinber. Stngefeljene
Beamte vertrauen ihnen ihre Töchter an, unb mieberum bie SBitroen
unb £ö<hter ber Rapeltoerroanbten ftnben alß ©attinnen Stufnahme in
bie gamilien non Beamten alter 2lrt, Pfarrer unb ©pejialfupetintem
benten 9 ). Seim Slußtritt aus ber Rapeüe tritt Sinbenfpfir in ben
2)ienft ber SRefibeng unb mirb Sürgermeifter, ber (ich in fernerer Rriegß?
geit groge Serbienfte erwirbt. Stnbere äRitglieber ber RapeQe werben
bei ihrer Gntlaffung Seljrer am Späbagogium, mie Stöotfgang ©<hadf,
Daniel ©alomo, S ft ^ ar tas Rrüger 4 ), ber faft ein SReufcheus
alter an ber erften unb jroeiten Rtaffe jener ©(hule unterrichtete.
Merbingß mar baß äußere £oß ber RapeÜoermanbten auch
unter gohann griebridh ein befdjeibenes, waren fte boch, mie baß Ron=
fiftorium in feinem Sericht vom 15. Stprit 1608 & ) fagt, meiftenteitß
arme ©efeKen, welche mit bem gewöhnlichen Rofigelb von 34 ft. 40 y.
nicht anßfommen fonnten. Um fo wertvoller erf (hielt für biejeuigen
2Jtitglieber ber Rapelle, meldhe $ur £afelmuftf geeignet waren, ber $oftif<h.
greilidh mar ihnen bas mit nieten Sittfdjriften vor griebrid^ß £ob
roiebererlangte fedhfte Gffen 6 ) beim SRegierungßme<hfeI fofort roieber unb
■) @itner, 8J8.C.S. 8, 223.
-) @taatßard}ii>, SRegimentSfachen #. 16, »üfd|«i 9?r. 19.
*) Sen »eroeiß für biefe Satfadje geben bie ferfonalien ber ttapeftoenuimbten
unten @.185—193.
4 ) »faff, ©efdjidjte ber Stabt Stuttgart 1, 472.
s ) 0. 160.
e ) Saß fedjfte 6ffen fpielte feit 1573 Sejember 19. eine Stolle. Sie beiben »rüber
2Bolfgang unb @eb. <9an| glaubten bei ihrer Shtftettung bie 3 u fi^ erun 9 ermatten ju
haben, baft fte bei Sifdj ben abeligen ^erfonen gleichgehalten nierben, toooon fonft
2)ie $offapeUe unter Johann 2?riebrid) 1608—1623.
171
110 $ baju ein Se$er ©hrenwein entzogen worben. Sie Ratten aber
eine ®ittf$rift an ben neuen #er$og aufgefefct unb unterzeichnet, als
Daab flapeHmeifier geworben war unb fte hoffen mochten, mit ßilfe
biefes beim £er$og beliebten HRannes wieber bie alten Dedjte gu ge-
winnen. Daab wagte bie ohne 3u>eife( etwas gefabene SBittfchrift bem
fierjog ni$t vorjulegen, um, wie er in einer Eingabe an ben fierjog
oont 4. Dlät$ 1609 fagt, fernere SBeitlö uftgfei t en §u oerhüten unb
niemanb ju irritieren. Tod) füllte er ft$ amtltd) verpflichtet, ft$ ber
Äapeflverwanbten „anzunehmen unb au$ fürfttidje Deputation zu er«
(alten", ©r wollte auch fparen helfen, meinte aber, btefe 2?er!ürjung
ber ftapeümttglieber fei ni$t ber SBeg jur ©parfamfeit. 3lu$ wiffe er
aus vielfältiger ©rfahrung beffer als fonft jemanb, was ber Dlufifa unb
guvörberft fürftli$er Deputation gufiehe. Teshalb bitte er, ihnen baS
je$fle ©ffen unb ben ©hrenroein wieber jufommen zu (affen. 'JÖirflidj
hatte Daab trofc bes naiven unb gefdjjwoüenen ©etbflberouhtfemS, mit
bem er feine Autorität gegenüber ben erfahrenen, auf Sparen notgebruugen
angewiefenen $ofbeamten geltenb machte, mit feiner Sitte ©rfolg. Äm
16. Dpril (im flonjept 15. Dpril) verfügte ber Herzog, bafc baS fe$fte
Offen bei jeber orbentlidjen SRahlzeit $u $of ben betreffenben „Dtoft«
Fanten unb Snftrumentifien", wie vor 3*iten unb, wie fein Sater djrift«
feligen ©ebächtnis es ihnen wieber bewilligt unb noch wenige SDonate
vor feinem Dbleben aufs neue gegönnt, „füraus" wieber gegeben werbe *).
Som ^^renioein aber enthält bas Geltet fein SBort.
Allein bie |$Teiibe bauerte nicht lange, benu 3. 3tmi 1611 würbe
allen ftapeüverwanbten mit Duänahtne von 5 gelbtrompeteru unb ihren
jungen ber $oftif<h „ abgeftrieft rt unb ihnen bafür 50 fl. floftgelb aus«
geworfen 2 ). Dber als ber i&erzog na$ ben Serhanbhmgen mit bem
&mbtag im Suni 1618 (Sdjneiber, SBürttembergifche @ef$i$te S. 222)
an Sparfamfeit benfen muhte unb auf Safobi eine „grobe Deformation"
ins SSerf fe|te 8 ), bei ber bie 3<*h( ^ cr Äapellverroanbten befchränft unb
einzelne h°h e Sefolbungen befchnitten würben, würbe auch ben Trompetern
ber Tijch bei $of „ abgeftrief t " unb ihnen bafür 50 fl. Äoftgetb gereicht.
Dun aber fam bie Aipper« unb SBipperjeit, ber @ elbwert fanf er«
fdjredenb, bie fiebensmittelpreife fliegen ins Unerhörte, Äaum h&tte
ttiemanb etroad muhte, auch ihre 33eftaHung nirfftö fagte. ^\()r 3)cifpiel roirlte anfiedettb.
ot9t. afien beS Dberhofmarft$alfomtS Ä. 43 %. 18 S. 574.
*) ©t.a. D&erbofmarfthaKamtSaften a . d.
*) SaS Jtöftgctb betrug nodj 1608 für ben öemMjulicf)en SHufifcr 40 ]r. roö*
4enttid}.
’) Saoon fpäter.
m
koffert
groberger bie Seitung ber ftapeffe am I. September 1621 imb bie
fjrfirforge für bic AapeUFnabeu mit bem üblichen Äoßgelb von je 18 ß,
übernommen, fo mußte er erFfären, baß er bet ber teuren 3 e 't bie
ÄapeUfnaben ohne merFltdje Einbuße mit bem bid^erigen ßoßgefb nicht
erhalten fönne, roes^alb ihm von Sid)tmeß (2. gebruar 1622) an für
jeben ftnaben ßatt biöfjet 18 ff. 36 fl. äoßgelb gerechnet mürbe, biö
biefe ferneren Texten etroaö „liltenlicher" mürben. Slber bie ftapeüoer-
manbten mußten märten, biö ihnen oom 3. Tejetnber 1622 an möcßents
lieh 1 fl. 17 y. (2 M 20 3 u ^9 e gemährt mürbe. Tiefe 3 u ^ a Ü e
fiel jebodj roeg, fobafb bie unnatürliche Steigerung ber greife unb bie
©ntmertung befi ©elbeö ihr ©nbe fanben, So mürbe 1625—1626
roiebet 50 ff. äoßgelb gereicht. Tabei blieb eß, biö ber Tob Johann
Jriebrichö am 18. Suli 1628 unb bas DeßitutionöebiFt ber £of Fapeflc
neue äBunben fdjtug.
Tie ©ehattöoerhältniffe mären nodj bie gleiten mie früher. Ter
äapeffmeißer bejog alß ©ebaft 70 fl., ber SBijeFapelfmeifter neben feinem
behalt atö SoFatiß noch 8 ff., ber äomponift als 3ulage 10 fl. Tie
gewöhnliche Sängerbefolbung betrug 52 ff., bie jungen Trompeter unb
3nßrumentißen begannen gewöhnlich mit 32 ff., ber $eerpaufer ßeonh.
geht er nur mit 12 ff. Slieb ein Trompeter unb Sftßrumentiß hinter
ben (Srmartungen jurücF, fo Farn eß oor, baß er non einer höheren
©ehaltßFfaffe in eine niebercre jurütfgefefct mürbe, fo 1612 SRartini
(11. Dooeinber) s $eter ©irarbiu unb 1614 3. Suni ©eorg Sigef,
bie ftatt bißberiger 52 ff. nur noch 32 ff. beFamen. Gemährte fi$ ein
SWuftfer, fo erlieft er 3u(age, fo ber treffliche @e. Straal ber Ältere,
ber £u 24 ff. urfprfmglichem ©ehalt 28 fl. 3 u fafi* Sejog. ©fiaß 91 uf
unb Tahin unb äRefdj. SBallraff Ratten neben 52 fl. je 8 ff.
3ufage, ber 93tgeFapelImetßer groeimal 5 fl. öefonberß beuor$ugt waren
bie ßauteniften, bie Vertreter beß bamaKgen SRobeinßrumentß. ä ä r g e f
hatte einen ©ehalt tunt 100 fl., ebenfo 3tnbr. Söorell, mährenb Sßauf
3enifdj aus Sfugßburg 1613 mit 62 ff, angeßeflt mürbe. Dodj beffer
alß bie ber Sautenißen maren bie ©ehaltßoerhältniffe ber ©ngläuber.
3oh- flSrice beFam ooit Anfang au 100 ft., aber baju Famen immer
neue 3ufagen biö ju 135 fl. 1 )* Tod) mußte er ßcb bei ber großen
Deformation non 3aFobi 1618 für Furge 3 c *t 75 ff- 2fb$ug gefallen
(affen. Seine noch gnnj jungen Schwäger 3°h<tnn unb Taoib
äRorelf, bie Söhne beß fehr hoch in ©miß ftel;cnben fürßlidjen £eib*
ober äammerbienerß <£äfar SRorell, beFameu fdjoit non 1617 an jährlich
*) Sittarb Z. 3y.
$ic .'goffapelle unter ^o^atui Jriebricb 1608 — 1628. 173
je 5ü ff. SBattgelb. ©eotg gitfchet erhielt 180 ff., 3o$. $t;on
nom 11. Nonember 1624 an dü ff., alfo woty für bas 3a$r 100 ff., bet
mit feinen 5 Ambern für bie Aamtnermufff befftmmte g-ortunatug Äibt
200 ff. ffieben bem Selb bezogen bie Aapettoenoanbten no<$ fierbergs
gelb, bas für unoerfjeiratete unb ungünffiger geftellte 3Ku(ifer 2 ff. 10;.
betrug, ober gauftjin*, ber bei ffkice auf 15 ff. flieg. $a§u famen
meift je eine ©ommer* unb eine SBinterfleibung, beren SBert im gangen
auf 12 ff. angefdffagen mürbe. Leiter bezogen bie ßapeüoermanbten
eine f<$öne 3a&I Naturalien, bereu ^Betrag je na<b ihrer SBertung für
bie Aapeffe abgeffuft mar unb namentlich in feiten ber Deutung oon
h&dhffem SBert mar. ber lebten Hälfte oon 3 ol). Srtebridh« 9tegie=
mng famen bagu noch Siebter,
©in Nareg öilb über bie Selolpiung ber Äapelfoernmnbten erhalten mir bunh
ein Sterjeichmg ber Sefotbungen, bag burd? einen Sermert bed Segiftratorg bem Saht
1605 jugeroiefen mürbe 1 ), tu o rauf ftdj ©ittarb ©. 32 ff. »erlief unb bamit grobe Ser«
toirrung anrichtete, inbem er auf ©nmb biefeö 33erjei^niffc0 annahm, Safitiug Sto*
berget fei jroehnat ftapeflmeifier geroefen “), unb auch 3 ob. ^ßrice fdjon 1605 in ©tutt?
gart angeftettt fein lieh 1 ). Xtä Serjeichnig gehört in Starrheit in bag 1624/25,
wie ficf) ganj fidjer feftftellen läfct 4 ). (£6 oerloljnt fich, bag Serjeidjnig genau roieber?
;ugeben, um einerfeiig bie 3 v f ammen fth un 0 ber tfapettt, anberfeitg bie Sejüge ber
Kapefloenuanbten für bie fpfttere 3 ^it Johann <yriebrid)S genau Cennen ju lernen.
1 . Äapeümeifter 93 a f i I i u g $roberger ©olb 70 ft., ftoftgetb 50 fl., Soggen
2 ©djeffet, J&infel 18 ©cheffei, für ©chtaf* unb Untertrun! $infel 2 Steffel, ©aber
3 Steffel, Stein 5 (Timer 8 3mi, für ©djlaf* unb Untertrunf 15 3mi, ©olj 24 fttafter,
©troh 1 $uber, Äleioer, Sinter 40 ftf.
ferner für bie HapeQfnaben, ordinarie 8 , für welche ber ÄapeÜmetfier für Äoft
unb Sfieferung jäFjrli^ 18 ft. unb jefct roegen ber Xeurung noch einmal fo viel erhält,
alfo 86 fl. — mfammen 288 ft., fobann für ieben Soggen 4 ©ri.; Eintel 4 ©$.; für bie
SRorgenfuppe 3>infel je 4 ©ri., ©aber je 6 ©ri/). Stein je 18 ^mi. Äleiber, Sichter je
10 rT. ®er Äapeltm elfter erhielt alfo 1624/25 an (Selb 408 ft., Soggen 6 ©Reffet,
Dinfet 56 ©dj., ©aber 9 ©ch-, Stein 15 Sinter 7 $mi. ©otj 24 Älafter ober natb
bem blutigen Stert unb Slafte 699 Sit. 42 $f., Soggen 10,6336 hl — 735,84 kg.
SJinW 99,2466 hl = 4168,36 kg. ©aber 15,9504 hl 730,528 kg. Stein
45,375 hl. © 0 I 3 81,251 Rm 8 ).
*) OberhofmarfchaDamtg^Segiftratur ft. 43 ft. 17 S. 5GG. Sin u) eiteret Sremplar
fiubet fub in ©offadjen 99. 40.
’) ©ittarb 82, 38, 43, 48.
*) (£bb. 37.
4 ) 2)ag Serjei^nig tann nicht oor (Meorgit 1624 entftanben fein. $cnn eg fennt
ben am 17* 3Rftq 1624 aiigefltettten ft o I). CE©riftopf> roie ben am 23. Sprit on-
genommenen 9W. ©aujj, roitbrenb eg ben 1624 entlaufenen ft a f p a r ©acratiug nicht
mehr, ebenfowenig aber bie 1625 angefteltten ©öbnc beg Kapettineifterg ^faat utib
Johann @eorg ^roberger nennt.
*) ©aber je 6 ©ri. fehlt in 1 Sjremptar.
*) £ie Sterte fiub berechnet nach brr oon ber Mgl. ^entralftelle für Hctoerbe unb
174
koffert
Xer SHjefapettmeifter Sodann Subrot g Main ©olb 52 ft. SCbbttion ö + 5 fl.
fcerberggetb 2 p. 10 al« Siisefapettineifter 8 ft., Koftgelb 50 ft., X. 21 ©$., für
odjtaf; unb Untertrunf 2 ©cf)., SB. 4 ©inter 15 3 m i* Kleiber 2, Siebter 40 ff *).
Xrompeter unb 3uftruinentiften:
1. (Stftjarbt, Konr. ©. 32 ft„ Kg. 50 ft. 3*. 4 ©<b-, X. 14 ©$., SB. 3 lg. 15 3„
Kleiber 2, S. 20 rT. 2. © rt f) a rbt, Ä t b r. ©. 32 ft., Kg. 50 fl. 3t. 4 ©$., 3. 14 ©$., SB. 8 &
15 3-, Kt. 2, & 20 ff. 8. Sticbelin, 3ot). ©. 32 ft., Kg. 60 ft, ft. 4 ©$., X.
14 ©d)., SB, 3 G. 15 3-, Kl. 2, 3. 20 ff. 4. ©eotg ©iget. 5. Sinbenfpür, SBolf
gr. 6. $ftum, @e., ebenfo wie 1.-3, 7. Kümmidj, ©e. gr. 8. gted, ftü*
biger, 7. unb 8, wie 1*— 6., mir ftatt Kg. Sieferung ju §of. 9. ©ebaef, SBolf gr.
©. 32 ft.. Kg. 50 ft., tg. 2 ft. 10 y. X. 2 ©4, SB. 15 3-, KI. 2, S. 20 ff. 10. ©anf er,
3 an cd 1 ) rote 7. unb 8., aber für Kl. 12 ft. 11. ©c^mibtin wie 10. 12. §aag, ftub.
©. 32 ft. KI. 12 ft. gür ©tytaf; unb Untertrunf X. 2 ©dj., SB. 15 3* Lieferung ju §of *)•
13. ®ern(au)er, ftif. ©. 32 ft.. Kg. 50 ft. 4 ). Kt. 12. ft. 4 ©dj., X. 14 ©4, SB. 3 & 15
3>, £. 20 ff. 14, ©iget, Sub w. ©. 82 ft.. Kg. 50 fl. ft. 4 6cb„ X. 14 ©cb., SB. 3 ©.
15 3*/ Kl. 2, 3. 20 ff. 15. ® r e 9, © b r ifi op i ) , $eerpaiifer unb 3nftnimentift, ©. 32 ft.
Süon ber $eerpaufe 34 ft., ft. 4 ©d)., X. 18 @d>., SB. 4 ©. 15 3* Lieferung ju $of.
Kt. 2, 2. 20 ff.
3nftnimentiften :
Gcfbarbt, ©ottfr., tpoforganift ©. §&. ^auäjinä juiammeu 70 fl., Kg. 50 ft.
ft. 3 ©d}., X. 30 @<b*, Unter? unb @d)taftrunt X. 2 ©<$., SB. 2 ©.8 3* S&r ©$faf$
unb Untertrunf 15 3- Kl. 2, Stbb. 1 G. S, 40 ff. St u f u n b £ a Ij i n, © l i a 4 ©. 60 ft.,
für ^ot) unb §b. 12 ft„ Kg. 50 ft. ft. 3 ©cf)., X. 12 ©dj., SB. 2 15 3., Kt. 2, 3.
20 ft 6 ). $rice, 30&. ©. 100 fl., neue Stbb. 100 fl., Min« 15 ft., ©aiteugetb 20 fl.
Stbb. 35 ft. ft. 3 ©cf)., X. 32 ©$., SB. 5 & 15 3., Jpolj 12 Kl. Kl. 2, 2. 20 ff. SJon
anberer §anb beigefügt ; Xeu £iidj bei §of, 3 e u i f d>, $ a u I, £autenift ©. 62 ft„ £b.
2 fl. 10 y., ©g. 10 ft., Stbb. 35 ff.. Kg. 50 ft. ft. 1 ©$., X. 10 ©$., SB. 3 ©., KL 2,
£. 20 ff. SJorell, Stnbr., Sautenift ©. 100 ft., ©g. 10 fl.. Kg. 50 ft. ft. 1 @dj., X.
10 ©d)., SB. 3 fit. % £.20 ff. 3 a cf). Krüger, 3nftnimentift ©. 52 ft., §&, 2 fl.
10 y., ©g. 20 fT., Kg. 50 ft. ft. 2 ©cb-, X. 16 ©$., SB. 3 ®. 15 3., Kl. 2, £. 20 ««.
SRelcb. SBattraff, «affift ©. 52 fl., £b. 2 fl. 10 y., Stbb. 5 fl, me&r 5 fL, % 50 ft.
X. 18 ©cb., SB. 3 ©. 15 3v Kl. 2, S. 20 ff. ö ofj f e tb, 3 0 ()• SB enb el, ^>nftruinentift
52 ft., f&. 2 fL 10 y., Kg. 50 ft. S. 4 ©$., 2). 14 ©cb„ SB. 3 ©. 15 3., KL 2,
£.20 ff. Sub, 3of). SHatL, Xenorift S. 52 ft., J5&. 2 ft. 10 £., % 50 ft. 3). 2 ©d;.,
SB. 15 3., Kt. 2, S. 20 ff. Xro 11, &an£ ©eorg, Xenorift ©. 52 ft., $b. 2 fl. 10
Kg. 50 ft., 2). 2 6d)., SB. 15 3^ Kt. 2, S. 20 ff. © cb a b b a r b t , SB i I U tr., Slttift
©. 52 ft., §b. 2 ft. 10 y., Kg. 50 ft. X. 10 Scb., SB. 2 ©. 15 3-, KI. 2, S. 20 ff.
$anbel ^erau^geget enen ©ebrift „ftia£e unb ©ewiebte neu SBürttemberg gegenüber
ben metrifeben be« Xeutfcben fteidjS“. ©tuttgart 1871, ba« ©ewiebt be« ©etreibe« nach
bem SB. Sflbttmrfi« beg ©tat. SaubeSamtd 1898 II 35 für bie 3^bte 1887 — 1896 be*
rechneten Xurcbidjuittögewicbt ddu X in fei, ftoggen, $abcr.
*) 3<b !ürje fünftig ab, S. Stbb. £b. Kg. ©d). X. $. 3t. SB. ©. 3- Ö. S., bie fid)
au$ ben Slngaben für ^roberger unb Snbwig leirtjt feftftelten taffen.
-) Sittnvb ©. 33 Raufer.
s i Siefenmg 311 öof in 1 Gr. geftricbeu, am ftanb : Xcn Xifd) «iebt bei ftof.
4 1 3n 1 Gr. geftridjen, am ftanb : Xen Xifd) ju fiof.
5 ) Stuf unb Xaljin fehlt in 1 Gr.
2>ie $offopelle unter 3obaim tJriebricb 1608—1628.
175
fcofcf elb, SBenbel, «fflft ©. 52 fl., §b. 2 fl. 10 g., % 50 fl. 9t. Vf* @d)., 5D. 7 6$.,
33.2 @.15 3„ Hl. 2, 8.201?. ©alorno, $ante(, Stltift 6. 52 fl., $b.2f(. 10 g.,
2g. 50 fl., Hl. 12 fl. (!) $. 2 ©d)., SB. 15 %, 8. 20 #. SÄ o r eil, 3 0 (>•/ Snftrumentift
©. 52 fl., £b. 2 fl. 10 £., % 50 fl., @g. 20 fl. 9t. 2 8$., $. 16 ©dj., SB. 3 & 15 3-,
Hl. 2, 2. 20 &. SR orell, $auib, 3nftnimentift 0. 52 fl., $6. 2 fl. 10 g., Hg. 50 fL,
8g. 20 fl. 9t. 2 ©$., 2>. 16 ©$., SB. 3 <S. 15 3-, Hl. 2, 8. 20 Ä. SÄ aper, 3ok
Orgehnadjer unb Haifant ©. 52 fl., §b. 2 fl. 10 g., Hg. 50 fl. 3). 2 ©$., SB. 15 3-/ Hl. 2,
2. 20 ff. ©tf)ft$, $and G^riftop^ «Itifl 52 fl., $b. 2 fl. 10 g., Hg. 50 fl.,
HL 12 fl. 2). 2 ©d>., SB. 15 3v 8. 20 £?. $ auß, SÄattb*, ®i4lantift unb 3 n ftaimentift
@. 52 fl., §b. 2 fl. 10 g., Hg. 50 fl.. Hl. 12 fl. 35. 2 ©cb-, SB. 15 3„ 2. 20 ff. ftran«
cbini, granjigluS, SÄuftler Hg. 116 fl. 44 g. 9Ubt, gortunatug au# öfterreicb,
Hammermuftlant ©. 200 fl.. Hg. 60 fl.. Hl. 12 fl. 9t. 2 ©dj., ©. 18 ©dj. 3t*m für
bie Suppen, Unters unb ©cplaftnmf 2 0$. (£inlel), $aber 3 ©dj., SB. 4 &, für <Sc^laf-
unb Untertrunl 15 3v $oI$ 6 Hlafter, Steifadj 200. 8. 40 if. gteie SBebaufung.
@t e i g t eb e r, $ a n # U (ri $, ©tiftSorganift, Hg. 50 fl. vom Htrdjenlaften, 0. oom Stift
(b. !). ©tiftäDerrualter) 60 fl. 9t. 1 0$., 35. 8 ©4-/ für ©djlaf« unb Untertrunl 2 0$.
3). Slbb. feit 1624. 4 ©dj., SB. 1 (£., für @<btaf; unb Untertrunl 15 3*» feit 1624
SCbb. 8 3.
Setjrjungen ; © Ij r ift o p b gr e p, 3 nftrumentift unb §eerpauler, für £ a a g, S> a « 3
SSÖ i 1 0- 8 ebrgeß> 80 fl., @$uf}gelb 4 fi v Hl. 12 fl., 8 , 8 ff. Hg. 0 , Honr. ©d^orbt,
Trompeter unb 3 njümmentift 1 . für i a f i 1 . ö 0 p u l £g. 30 ft., Sdjg. 4 fl.. Hl. 12 fl.,
Lieferung ju $of. 2. für feinen ©obn 2g. 30 fl.. Hg. 34 fl. 40 g., ©djg. 4 ff. Hü nt*
midj, ®e. §ein v Trompeter unb 3nftrumentift, für 3Ä i c^. Ho dj 2g. 30 fl., ©cbg.
4 fL, H(. 12 fL, Hg. 0. 93 0 re U, 31 ttb r., Sau teilt ft, für 33 a f 11 . gr 0 b e rg er # , Hapefc
meifter#, ©ob 11 8 g. 30 fl.. Hg. 34 ff. 40 g., ©cbg. 4 fl., Al. 0. ©cf tyarbt, ® 0 1 1 f r., für
ben ©obn ber gewefenen Hinbdmagb Slnna ©orner, $einricb 8 g. 100 ft., Hl. 12 fl.,
Scfjg. 4 fl., HgO. ©ebneiber, §an# ju SÄompelgarb, fo beu ©obti ber Hinb#frau
)u §of Sarb. $irnbeim Gljriftopb auf ber trompete getetjret, Sg. 100 fl. gled, 9t ü?
b i g e r , Trompeter, für feinen 3ungen ©cbg- 4 fl. Lieferung ju $of. 9ernauer,9til.,
Xrompeter, für feinen 3ungen ©cbg. 4fl. Siefentng ju $of (alfo beibe lein Sebrgelb).
©djmiblin, 3^bvfür feinen 3ungen ©e. Subroig, grang Sang# ©attellnecbt#
fei. ©obn 8 g. 30 fl., ©cbg. 4 fl. Sli $ e I i n , 3 ° &•# feinen ©ob« 8 g. 30 ff.. Hg. 84 fl.
40 r.. Hl. 12 fl., ©cbg. 4 fl. (Sdbarbt, 31 1 b., für Hafp. grep, Xrompeterjungen Sg. 30 fl..
Hg. 34 fl. 40 g.. Hl. 12 fl., ©cbg. 4 ft. SÄ 0 r e U , 3 ® b* n b ® a beibe für 91 m b r.
Stell er ö Orgelmacberd ©obn Sg. 30 fl., Hg. 34 fl. 40 g., Hl. 12 fl., ©cbg. 4 fl. 3 a $‘
ftrüger für beg SBijelapeßmeifterg 3«b- Subwtg ©ofju Sg. 30 fl.. Hg. 34 fl. 40 g.,
Hl 12 fL, ©cbg. 4 fl.
3u biefen regelmäßigen Seligen famen no$ mancherlei 9tebeneins
nahmen.
Regelmäßig fomtten bie AapeDnetinanbteu auf bie hergebrachte Reu«
jahtftuerehrung non 100 fl. rechnen. &>eun hohe Herren jum Sefuch
tarnen, ließen fte beu ÜRuftfern ein 3C&fd^ieb©gefd^enF Oberreicheu, roorauf
fte ficher rechneten. 1 ) Sei Trauer fällen im fiirftli^en Saufe mürben
s ) SCm 18. 3ani 1599 iuar gürft 9t of) au oon Stuttgart abgereift, ©r batte burd)
^SÄunfere bie Saferra", tdo^I Monsieur de l:i fere, 18 Hronen, 8 für bie Trompeter,
10 für bie anbern SÄußl^r, jurücfgelaffeu. Septere befamen nicht 3 ba&on su fel)en.
176
hoffest
ihnen Trauerfleiber ober (Selb bafür gereid&t, fo beim Tob beö S er $°9 ö
SKagnuS am 26. Augufl 1622 220 fl. imb beim Tob ber SRarfgräfiu
Barbara von Baben, ber ©dhraefter bes Swgogs, 8. Sttai 1624 224 fl.
3oI). ?rice erhielt im $erbft 1621 gur Anfdhaffung eines <£hvenf(eibft
100 fl. ©oldhe ©hrenfleiber, menn auch nid^t fo roertoolle, erhielten 1617
fämtlidhe Angehörigen ber Äapette gut fürftlidhen Tauffeier unb §ur
Sodhgett bcs BniberS bes £er$og& Subrotg griebridh mit Ausnahme
bet 12 Trompeter unb beS Sterpaufers, bie nur wie „atibere gemeine
Wiener" eine „fiiberegKeibimg'' von Tudh erhielten, wofür ihnen bas „Dr-
binari ©ommerfleib" entzogen mürbe. ©ie fühlten fidh baburdh gegenüber
ben anberen ÜRufifanten benachteiligt unb malten in einer Eingabe (pr.
7. Auguft 1617) geltenb, baß fie nid^t nur mie bie anberen ÜIRuftfanten
in ber flirche unb vor ber fürfUidjen Täfer, fonbern mit ihren Troim
peten audh auf ber Bahn (Stenn* unb @pielp(a|) unb anbem Orten
gebraucht toürben, beffen bie übrigen SRuRfaitten überhoben mären. Tes*
halb baten fie, ihnen jur (Sntfdhäbigung auch bie ©ommerfteibung juteif
roerben gu laffen, mürben aber mit ihrem ©efudß abgeroiefen 1 ).
Audh fonfi hatte ber §erjog namentlich gegenüber befonberS beliebten
SRuftfern eine offene &anb. Tie betben jungen ÜJtorefl erhielten im
©ommer 1618 gur Steife nad) Gitglanb 100 fl., toährenb bie gleite
Summe ihrem Begleiter, bem £autenifien @e. ^itfdjjet, oorgeftredt mürbe.
^reilidh braute jebe Äranfheit, jebes ^äuötid;e tinglüd, and) bie
Srmerbung eines eigenen Kaufes bie Äapeüoerroanbten reicht in ©ehutben.
1611 entlehnte ber Bigefapeihneißer 3°h* Subroig Sopul nom Äirdhcn*
faften 50 fl., ber Bafftß 3of). £ubroig am 3. Stooember 1611 60 fl.,
mofür er „feine gange ©libftang, maS er häuslich oermodhte," oerfchreiben
mußte, ebenfo ber Altiß: 3ob- Schüfe 26 fl., Anbr. Boreü 7. Atoi 1612
70 fc, 3oh. SKartin £ufe 1614/15 40 fl., (SliaS Auf unb Tahin 1617/18
100 fl. Als ber Äapellmeißer Sans ftonr. Staab im 3uui 1609 in
3Rün<heit in ©efangenßhaft geriet unb bort mohl eine fdhroere Strafe
unb große Saftfoßen gaßlen mußte, fanbte er in hödhfier Slot einen Boten
an ben Stedhenbanfrat Sans 3aEob 3Jtohr, ber für ihn vom &ir<hen*
faflen am 4. 3uli 150 fl. entlehnte, wofür er feine Befolbung gum spfanb
fefete, um feine £oSlaffung gu bewirten*)«
Äapeflmeifter i'ecßner Bradjte bie Sadje an ben öerjog, ber eine Unterfucßung anßeUeit
ließ. Tie Trompeter Gefarmten, baß fie 9 ftatt 8 Äronen erhalten patten. 8 Äronen
patte ber italienifcpe SUtift üDttcpael «tornpan empfangen unb für fiep Gepalten. $on
ber feptenben Ärone mar leine Siebe mepr. <2t«. DberpofmarjcpaUamtSaften £. 43,
%. 18, ». 574.
‘) St«, §offatpeii St. 109, *. 3, Sö. 6G.
2 ) S. 179.
Sie fcoffapetle untei So^omt Jriebridj 1608 — 1628.
177
SButben AHtglieber ber $offapelIe entlaßen, bann erhielten fte ge=
roöhntich eine SierteljahrSbefolbung gur SCbfertigimg. (Belang es ihnen
nicht halb, eine neue Aufteilung erlangen, fo mürbe ihnen auf ihre
Sitten w$l noch eine zweite Abfertigung zuteil, 5 * S. Anbr. Berget,
ber am 15. April 1612 15 fl. erhalten hätte, am 18. Auguft weitere
10 fl. 35em entladenen ftapellmeifter JRaab ließ ber ^eqog noch am
10. Auguft 1612, alfo 13 SRonate nach feiner ©utlaffung, 100 fl. „zur
3 e^rung" reichen, weil er ohne Smeifel noch feine Aufteilung gefunben
hatte.
Altershalber bienftuntauglich geworbene ÄapeHoermanbte erhielten
ein fieibgebing, beffen ßöhe mir bei Aif. $röbftlin unb £09 fiifet 1 )
fennen lernten. Katharina, bie Söitroe bes Sfnftrumentiften unb £rom=
peterS (Sliaö $eß, empfing nach 1624 ftatt bes falben £eibgebtngS ihres
furj not Martini 1619 oetftorbenen (Batten 8 ft.
5Die tfapelle bitbete immer noch eine fe!)r bunt zuiammengefefcte
ftörperfdhaft non fehr oerfchiebenartigen (Elementen aus oerfdjiebenen
fiänbetn. 3 roat traten jefct bie Italiener fefjr ftarf zur ü cf, aber noch maren
bie ©ttglänber unb ©(hotten gut oertreten. Aid)t gering mar bie
ber Aorbbeutfchen, mie groberger, Serger, $ad). Ärüger, ©e. ©traal, 3oh-
©chfifc, mdh^ttb bie einft zahlreichen Sßieberlänber nur noch burdj £09
fiifer oertreten maren. dagegen fehlten bie £eute fran^öftfdhcr Sunge,
mte bie 3Römpelgarber unb eigentliche granjofen, nicht. Aber im großen
unb ganzen h attc bie ftapeOe nun entfliehen beutf<hen ©harafter. $aß
man jefct barauf bebaut mar, auch £eute einer Äonfeffton in ber ftapelle
ju haben, ift oben 2 ) gezeigt morben. AnbreaS Serge r, Safitius
grobetger, 3 oh- fittbmig fiopul, Johann £ubmig unb
biaS ©alomo maren £eute 001 t guter Sübung unb tüchtigem Gh a =
rafter, mie oon guter muftfalifiher Segabung unb Ausbilbung. Auch
anbete, mie 3Senbel fioßfelb, Daniel ©alomo, 3 &<h- Äriiger
maren gebilbete £eute, fo baß fte atsbalb nach ihrer (Sntlaffuug aus ber
ßapelle ein flehramt am Sßäbagogium übernehmen fonnten, aber baneben
fanben ftef) auch minbermertige £eute, mie 3 0 h- «& e t m a n u £ 0 f f m a n n.
Sei ber bunten 3 u fanunenfefeung ber Äapelle fatm es ni<ht über;
raffen, baß bie £ettuitg berfelbett unb bie ©<haffung eines fieberen 3 u=
fammenfpiels manchmal z u wünfehen übrig ließ. $afür fpricht fthon
bas £ob, welches bas Äonfiftorium 3 °h* fiubwig ©opul am 28. 3Wärz
1610 erteilte, »er miffe ber Surft, menn fte oerftoßen, mieber aujuhelfen 3 )."
*) 161, 169.
*) ©. 157.
«) e. 167 .
Bärtt. Wert*tja$rt$. f. 8avt>e«s*f4. 9t. XX,
12
178
Sofferi
äßar es gu Staats 3^t infonberhett bie SSofdtnuftf, bie bei ber Xafel
wenig Sob erntete 1 * * 4 )/ fo würbe groberger bei feiner Seftaffung ernfttich
auferlegt/ affe @efeffen, fonberlidh bie Snftrumenttflen unb Drganijten,
in feinem fiaufe gufammen gu fiben, bainit jte nicht, wie bisher, etwa
mit ©pott befielen *). mufi a(fo Eob. Salomo in feiner (egten
Seit bie ßraft gefehlt haben/ bie bioergietenben ©elfter gufammenguhalten
unb fo b<mnonif<he Seiflungen gu erzielen*
©ie Leitung ber ftap eile hatte auch im erflen 3ahr Johann
gfriebrichs, wie feit £eonh- Seiners £ob, ber Sßigefapeffmeifter %ob.
©alomo, ihm gur ©eite flanb als fein ©tettaertreter ber neue SSiges
fapetlmeifter 3oh- Subwig ßopul. ©i<her rechnete Salomo, wie auch
bas Aonftjiorium 8 ), auf beftnitiue Übertragung bes 2lmtes, bas er fo
lange promfortfch nexfehen hatte. Slffein ber fiergog entfdiloft {ich nach
(angem 3 a ubent, am 11. SRooember 1606 bem ihm non feinen Tübinger
©tubienjahren im Collegium iltustre beigegebenen ©arfenifteu ©ans
ftonrab Slaab non Sßüntreich (SBintreich), einem fßfarrersfohn non
EnberSbadh unb früheren Aapefffnaben *), bie Seitung ber Aapeffe 311
übertragen. Es war bies eine fehr unglückliche SBahl. SBohl fehlte
eS SRaab nicht an mufifalifdher Begabung unb Slusbilbung, war er bo<h
gu ihrer Soffenbung anberthalb Sahre in SRom gewefen. Uber es fehlte
ihm an ben nötigen Eharaftereigenfchaften. $er ffttann befafi feine
©elbftbeherrfdjung unb war burch ben langen SBetfehr mit Johann
griebruh unb feiner abeligen Umgebung gu fehr nerwöhnt. Sr befafi
ein fehr fkrfes ©elbfiberaufjtfeut, bas es ihm ferner machte/ fich unter
SBorgefegte gu beugen unb fleh in aubere Seute unb in bie SBerhältnijfe
gu fehiefen. ©dhon baS Slnfteffungsbefret 5 ) lögt bie flarfen Sebenfen,
bie gegen feine ffBal;( geltenb gemacht würben/ erlernten. £)er $er§og
wollte ihn nur auf SBerfuchen unb Sßohloerhalten aus ©naben anfteffen.
©abei würbe ihm eingefchärft, bafe er fich gegen jebermann unb in
feinem officio gefliffen geige. 9Wau fürchtete alfo rücffkbtslofes 2Tuf-
treten unb ©i^igehenlaffen unb baneben Sßachläfftgfeit in feinem 2lmt.
©efonbers würbe Sefcheibenbeit unb SBerträglichfeit oon ihm geforbert
unb ihm überhaupt gebührliches Verhalten gur Pflicht gemacht unb ihm
beutlich mit fofortiger Entlaffung gebroht/ wenn er biefeu Erwartungen
nicht entfpredhe. 3Bit welchem ffftifjtrauen mufi ber ffffann von ber
l ) ©. 164.
©ittaib 6. 45.
*) Sgl. ©. 155.
4 ) SB. Sth. 1900, 261, 268 ff., 271, 1910, 346.
*) Sgl. ©. 164.
2)te ^offapeUe unter 3o(ann frriebrich 1608-1628.
179
ßapetfe empfangen roorben fein, mit roefcß bemfltigenbeu ©efiißlen muß
et bas Slnflcflungöbcfrct empfangen haben, bas non thm forberte, maß
bei einem anbeten in folgern Jatt als felbftoerßänblicß oorhaitben
oorausgefeßt tmnbe! Sber Waab entfpradj ben Snforberungen feines
Slmtes fcßlecßt. ©ein Verhalten gegenüber bem ihm norgefefeten Aon«
ßftorium ift unbegreiflich fjodfifa^rcnb, uneßrerbietig unb unanßänbig.
Slan möcßte es mit SBetrunfenßeit entfcßulbigen, aber er magte es, ni<ßt
nur angetnmfen not bcr Sufficßtsbehörbe gu erfreuten, fonbern gebärbete '
ficß auch in nüchternem burcßaus uumfirbig. Niemals mürbe
(icß eine oorgefefcte 33eßörbe foteßes Auftreten non einem untergebenen
Seamteu bieten laßen, ohne beffen fofortige (Sntlaffimg ju forbetn. ©er
Staun mar atfo ein ©enußmenfeß, bet im ©runfe fein Staß
hielt, unb in ber ©runfenßeit fluchte unb feßroor unb böfe Sieben führte,
fo baß feßr gut 3 « begreifen ift, baß er im Suni 1 609 iu Stünden in
Saft fam, menn et beim baprifdjen Ster feiner 3unf)e freien Sauf
ließ 1 ), ©ie Steigung jum ©rinfen mochte noch bureß ben Stange! an
Sefriebigung in ber eigenen Familie nerftärft werben. ©emt bas Äon-
Rftorium hatte gewiß allen ©runb, bem Herjog 311 berichten, 9taa6 habe
fein orbentlicßeS fiauSroefen *). SEßohl mar er mit einer *$rau Sarbara 9t.
oerebeUdjt, aber biefe moeßte unter bem unruhigen Seben ihres Stanues
unb beffen fangiähriger 3hiaufptu<ßnahme für ben ©teuft im Collegium
illustre*), mo ber Staun fauut je 311 m gemeinfcßaftlcchen Stahl mit
grau unb Stinbern 4 ) fam, ferner leiben. Stögli<ßexmeifc mar fie aud)
feine gefeßiefte Haushälterin, mas boeß nötig gemefeu märe, ba bem
Äapettmeifter bie pflege unb Sfrsbilbung ber Äapeüfnaben übertragen
mar. ©tefer ^ßfXidßt fam 9taab feßr fcßlccßt naeß. ©as Äonjijtorium
fagt in feinem Sericßt, Staab hänge fein fianswefen an ben ©rompeter
Ulricß Becffin unb fein SBeib, mas moßt befagen mid, ihnen überlaffe
er bie ©otge für bie Unterhaltung feiner Äinber unb ber Äapeüfnaben.
©abei fehlte es an ber retßten Sufficßt. ©ie flnaben oerliegen, b. ß.
oerfommeu bei ihm, fagt bas Äonjtftorium. 3 U ben mufifalifcßen Übungen
fteUte er fteß nießt regelmäßig ein, fonbern überließ fie gern bem SBige-
*) Über SaabS @e fangen! cf) oft roar bis jefct in feinem Sirrin in 9)1 und) eu etnmS
8» ergeben. iRad) Sföünchen wirb er gegangen fein, um etwa neue mufifiilifcfyc Kräfte
;u ro erben, wie fein britter Vorgänger Söeber (3B. 93jf). 1898, 148), ober SKufifafien,
Saiten w., wie Xafer 1577, ju taufen (95. $jf>. 1900, 276).
*) ©. 165.
•) SB. ®jß. 1910, 347.
4 ) 9laab erhielt feit Seorgii 1608 für feinen älteren ©ofjn ^riebvid) (Sber^arb
50 fl., für ben jüngeren §an& Äonrab 30 fl. jährlichen Stubienbeürag, unb gmar unter
ben abeligen Schülern (9taa& d. ^ßüntrich !).
12*
180
öoffert
Japetfmeifler ©atomo. Sm $of an ein Seben auf fjofpem Jub gewöhnt,
ohne nach bem ©tanb ber Mittel 31 t fragen, modte er auch als flapeü
meifter gern bem &erjog $u großen Ausgaben raten. SDenn er mar in
Tübingen an ben „groben Löffel jum Susfchöpfeu" gewöhnt toorben.
©tatt ben orbentlid&en SBeg einsufd&lagen, an bas Aonftfiorium 33orfdjtäge
$u bringen, roeld)e biefeS mit Bericht bem ^ergog unterbreitete, (iebte
er es, unter Umgebung bes ÄonfiRoriums fi<h auf münblidje Befehle beß
fterjogs berufen unb fo grobe Sußgabeu gu oerurfadjen. 3n ber
Susroaht ber 9Jhififer lieb er bie nötige Ilmficht oenniffen unb modte
faft ade Bewerber ohne SRücfftdfit auf ihre ^üdfitigfeit unb auf bas Be*
bfirfnis angefteüt fehen, obwohl ber Sit unb £enor ttberfefst mar l ).
Ohne bas Äonjiftorium gu fragen, ^atte er groei ftnaben in bie Aapede
aufgenommeit, unb als it;m biefe (Sigemmdigfeit oorgehalten mürbe, ft<§
ungebühtlidf) aufgeführt. @3 ift oöflig begreiflich, bab ber fetnfühlenbe
unb taftoode BaftliuS ^roberger unter diaab nicht gern bienen modte
unb barum an ddarttni 1608 bie SBahl 511 m 3 nfpeftor ber ©belfnaben
anttabm, melden Soften fc^on not ihm ber Bafftft Söolfgang SÄauh feit
1 592 bef leibet batte*). SderbingS fab 9iaab noch 1609 feft in ber
©unft bes fiergogs, ber gerne feinem fiarfenfpiel, mie er gemahnt mar,
laufchte, unb ihm beshalb ein ©aitengelb oon 25 ff. gemährte 3 ). Sudj)
eine neue £arfe lieb er ihm für 40 fl. aiifd?affen. Sber am 29. 3Rai
1611 lieb ib m ber fiergog bur<h ben ÄirchenratSbireftor eröffnen, ba§
er „mit öden ©naben" entladen merbe unb auf Safobi abtreten fode.
3 ebodE> mode ihn ber #erjog Eünftig mit anberen EHenften bebenfen.
Das mar für SRaab nieberfchmetternb. 2 )eöwegen manbte er ftti) am
30. 3Rai an ben ßergog, bctn er barlegte, bab er ohne §errenbienft
nicht ausfommen fön ne. ©r bat, ihn mit einem anberen Sienfi, ber
feinem ©taub gemäb 4 ) fei, gnäbig gu oerforgen, ober ihn fo lange bei
ber ÄapeÜe bleiben gu faffen, bis eine ©tede für ihn erlebigt fei 2 )enn
er glaube nunmehr 40 3ohre ft<h „aufrecht, unb als einem treuen
Wiener gebührt" fi<h gehalten 511 ^aben. 2>et Befdjeib be3 ßergogS
lautete fnrg unb trodfen: 2 öau etmad für ihue lebig mürbt, mag er
barumb anhalten fl ). ©er ftolge, anfpruchsoode üdtann fanb nicht leicht
einen ©teuft. SRodji im Sugufi 1613 mubte er {ich um „Soßung“ an
') ®gt. ©. 165.
2 ) m. 1900, 262.
*) Äapettmeifter, fo ftc^ jumal auf Mufforbenmg auf ber £arfe fcören [affen foll,
6aitengetb 25 fl.
4 ) fflaab glaubte too^l oon 3tbel au fein.
•) ®t.H. $offacf>en Ä. 109, 3, 99. 66.
$ie §offapcße unter l^ojjaim gfrtebrid) 1608 — 1628. jg j
bcn $er$og wenben, ber ibm, wie wir faben, auß befonberer ©nabe bie
gtofec ©abe oon 100 fl. jufommeit lieb ')*
9lun enbli# würbe bie Sabn für £ob. Salomo frei, bet an
3afobt bie fieiiung ber Äapefle übernahm. SBar man 1607 genötigt
gewefeit, bie Singfnaben bei 3 ob. Subroig $oput unlerjubrtngen, roaljr=
föeinlidEj weil Salomos ©attin Iränfelte unb bafyinfiedfjte, fo fonnte er
fie jefet in fein £auß aufnebmen, ba er ft$ am 19. Sßooember 1609
aufß neue oerebelicbt batte (fiotbäeitfigefd&enf am 9. Januar 1610 10 fl.).
Xob. Salomo war gleidj 5Raab au« einem Pfarrbauß unb auß ber ®of*
fapelle b^toorgegangen. Sein ®atcr 2 lbam Salomo auß Sdjmalfalben
war 1559 — 1562 Pfarrer in Sd&nait, 1562 — 1565 ©iafonuß iit Sporns
borf, 1564 Pfarrer in ©ölftbaufen, 1565—1575 in Stetten, 1575
etfier eoangeliföer Pfarrer in Slaten. Seine ftinber waren alle mufi=
falif<b begabt. Sein Sobn Slbam befanb ft<b feit 27. &uguft 1 579 im
Stift $u Tübingen, nadbbem er als Singfnabe im pabagogium 51 t
Stuttgart bie nötige äSorbilbung erhalten batte 2 ), aber 1581 §olte man
ibn auf einige Qeit jur SBerftärfimg ber ftapelle bei ber Soweit beß
©rafen griebritb, beß fpäteren Serjogß, am 22. Mai, ebeufo jur Sod);
jeitöfeier ber S$wefier beß ^erjogß, ©tifabetb, ber üSitme beß ©rafen
©eorg ©mft oon Senneberg, mit bem Pfaljgrafcn ©eorg ©ufiao am
31. Dftober 1586, ba er föon Siafonuß in Mödfmübl war. 3a ’jelbfl
alß er bereitß Pfarrer in Plieningen war, berief man ibn tiocb 1591,
alß ber Äönig oon granfxeicb ben SBicomte Zurenne cm bie beutfdjen
eoangelifd^en gürflen f Riefte, . für 6 £age jum ®icnfl bei ber Äapeße.
Sein SBruber £obiaß war ebenfaüß Singfnabe gewefeu unb batte noch
alß folcber bem Serjog 1584 2 ÄompoRtionen iunerbalb weniger Monate
bebi^iert unb bafür erft 3 fl., bann 6 fl. erbalten. 3m 3ab? 1585 war
er in bie ftapeDe alß SCltift eingetreten unb lieg ftcb jefct oon bem
Spüler Drlanboß bi Sajfo, 33 albntii $ogul, bem flomponiften unb
fpäteren ftapeümeifier, 7 Monate lang im komponieren unterridjten,
wofür $ogul auß bem Äit^enFaften 8 fl. £ebrge(b erhielt, fortan fmben
wir ibn fleißig in ber £onbid)tmig, bereu grüßte er bem &er$og wibmete.
Mit fküer STreue leitete er na(b Secbnerß Xob am 6 . September 1606
') ©. 177.
*) Hermelin!, Sie SRatrifeln von Tübingen 1, 580, 76. Gr mar Stepeteut ber
3Ruftt 1585, 3)iafonuß in äRbtfmftyl 1586, Pfarrer in Glaißburg 1589, in plieningeu
1591, 0peji al m Seonberg 1606, in ©ietigljeim 1612, -f- 1631. (Sr mar ber ©cljmteger*
fofjn beß ÄapeHmeifterß 3)afer, beffen Xodjter SRagbalene er 1586 3uli 20. eijelid)te,
mtyrenb $aferß £o$ter ftegtne 1587 Februar 21. bie Gattin beß 3Jt, 9(br. (Sngelbarb,
$iatonuß gu Kofenfelb, ©oljn beß Cateinifd^en @d|ulnieifterß i'eonfjarb (£. in «Stritt'
gart mürbe.
182
Soff ert
bie Kapelle als SUjefapeffmeiRer, welches Stmt für ihn 1604 neu ge=
fdjnffen worben war, im ©iiiDeruehmen mit 3oh- Subwig Hoijut, bett
man ihm ata sweiten ^BijcfapeHmciftcr an bie Seite fteßte, bamit er bie
Stngfitübeu übernehmen fonnte, was (Salomo bamalS unmöglich war.
SBohl mag es für ben oerbteitteu SRaitn, beit bas KonftRoriutn nicht
nur wegen feiner muRfalifchen ^fäfjtgfeiten, foitbem auch wegen feiner
trefflichen, für bas Stint beö KapeffmeiRers wichtigen ©haraftereigenfdjaften
warm empfohlen ^attc , ) / nicht leicht gewefen fein, ft<h bem wenig älteren
Hans Konr. SRaab unter$uorbnett, wir h^en non feiner Klage, non
feinem Streit mit ihm. Slts Kapeffmeifter muh 3atomo Süchtiges ge*
leiftet haben, beim fßhilipp fiainhoFer erteilte ber SRufif ein gutes Sob.
©r fdjreibt §. 9. nom ©ottesbienft am 1T./27. üffiärä 1616: „Stile ©hup
unb dürften, fßcrfonen unb alles HofgeRnblin waren in ber ^ßrebtg unb
hat man auf 4 ©höre wiber libliih not unb nach ber Sßrebig muRciert" *),
nachbem er fchon am 13/23. SWärj berichtet hatte, wie nachts bet ber
*
£afet „ein fiauf nach bem anbern gar lieblich angefangen |u muficieren" 8 ).
£>ie Sluerfennung aus bem SRunbe beS in feinem Urteil ui<ht befangenen,
unabhängigen unb burch feine 9übung unb Kenntnis Dieter Sänber
fompetenten Hainhofer be [tätigt, was 3°h* 2lug. Stffum in ber „SBars
haften Relation burch ^hifopatriba ©haritinum"*) über bie muRfalifchen
SeiRungen ber Hoffapeffe bei ber Saufe bes ^rinjen fjriebrich berietet,
unb worauf wir fpäter gurücffommeii miiffen. Stu<h in ber ^ürforge
für bte Kapefffnaben erwiefen fleh Salomo unb feine ©attin als gewiffem
hafte Sßftegeettern. Sie liehen fchon im Sommer 1612 bas Söettgeroanb
ber Kapefffnaben neu „beRedjen" 5 ). Sßenn es in ber testen 3 e ^ oon
Salomos Stmtsführung an ber freieren Übung unb au ber rechten Har-
monie ber einzelnen Slbteiluiigeit ber Hoffapeffe bei gemeinfchaftltchen
Stufführungen in ber Hoffitche, bei ber Safel ober fonft fehlte, fo bah
Re ab unb 311 Spott ernteten 0 ), fo mag bies beit gealterten Kräften
bes nun Doch wohl 60jährigen Spannes gugefchrieben werben, währenb
Slffum gerabe bas „fchöne Sufammenf affen" ber in 3 ©hören wirfenben
Kapelle bei ber Saufe im SMrj 1616 unb ben baburih gewonnenen
majeftätifchen Schtuheffeft rühmt 7 ). Stm 2 . 3nli 1 62 1 erlag Salomo bem
„catarrhus suffocativus u .
*) @. 155 „hat eine feine {üfravitiit«']»".
91. .^eibcl&ergcr 3«ln&ücf)er 1, 300.
B J ®bb. 6. 296.
4 ) Sgl. e. 153.
*) 3Ditt 3Ba<$S beftrcicfpeit.
*) Sittarb @. 45.
7 ) ätfarljafte Relation 8. 24.
Sie $offopeHe unter 3o$ann ^rriebriti) 1608 — 1628 .
183
$ie grage, roer fein Sadbfolger roerben foßte, fonnte nidbt jroeifel-
baft fein. @ß fonnte mir bet fdljon 1599 in bte Äapeffe eingetretene
£enorift $afitiuß groberger fein, ber jmar mäßrenb Saabß Smtsbauer
ber Stapelle ben Süden gefehlt imb fld^ ber Grjiebung ber Sbelfnaben
geroibmet fyaite, aber na$ goß. fiubmig £opulß Stob mieber als £enorift
in bie Äapelle eingetreten mar, baneben aber Snfpeftor ber ©belfnaben
Mieb unb fo einen hoppelten ©ebalt bejog. Sm 1. September 1621
tourbe ibm baß 9lmt beß Äap etlmeifterß übertragen. Seine 2lmts=
injftuftion 1 ) entfprid&t ganj bem non $er$og griebridt) für Seiner be*
fo^lenen £ert non Staat unb Crbnung beß ftapeßmeifierß unb bem für
Saab feftgefefcten. ift bantm auf SBürtt. ffiib. 1910/ 333 ff., 370 ff.
jju nermeifen/ mo bie Aufgaben beß Äapellmeifierß befd&rieben ftnb.
grob erg er toar ein tüchtiger üJhiftfer, ein feingebilbeter Staun, tnie
man tyn für bie (Sbelfnaben brauste, ein ruhiger, gebiegener (S^arafter,
ber in beit unruhigen Seiten treu feinen ®icnfl oerfab, aber fctyon beim
£ob gobann griebridbß eine große ©infdjränfung ber Äapelle unb enbtidb
tiocb ben nöHtgen Untergang berfelben erleben mußte, 2Bir fabelt ftbon
oben, tnie eß ibm bei ber furdbtbaren Neurung unb ber (Sntroertung beß
©elbeß unmöglich gemefen märe/ feiner SBerpflicbtung atß ^Pflegevater
unb ftoflreidbct ber ftapeQfnaben natbaufommen, meint ibm nicf)t eine
bebentenbe 3^Iage mäbrenb jener Seit gemäbrt morben märe 2 ). Seinen
muftfalifdb begabten Söbnen fonnte er eine grünblidbe Sußbilbung §ut eil
roerben laffen, fo baß fie fpäter teils in ber Äapelle XnfteQung fanben,
teils ausmärts SMenße befamen. Über fein (Snbe vergleiche ben folgen«
ben Sbfdbnüt.
SBäbtenb ber gnterimßgeit nom £obe Seonßarb Seiners biß ju
fianß Äonrab Saabß Ernennung alß Äapeömeifter mar feit 23. Sprit
1607 neben £obiaß Salomo ber £enorift 3oß. Submig fiogul
jum jmeiten ^ijefapellmeißet ernannt morben, biefe Sötirbe nertor
er aber/ alß Saab fein Smt antrat unb Salomo mieber alleiniger SBije«
fapeümeifter mürbe, befam fie jebodb mit Saabß <$ntlaffung mieber. <$r
ßarb bereitß am 18. $)eftember 1612 8 ). 2?ann fdfieint baß 3lmt nid)t
roieber befefet morben ju fein biß 1621, alß ber $affifi 3obamt Subroig
oon Nürnberg am 28. Dftober mit 8 ß. jährlichem (Schalt $BijefapeII=
meifter mürbe. ßr mar feit 1607 in ber Äapelle unb b at t e ftd> audf)
*) Sittarb 44.
*> e. 172.
*) Sermuflitß oertrat groberger im 91otf alt 8alomo, nacfjbem ei tuieber alß
ienorift in bie äapeae aufgenommen mar.
184
Öoffert
als ßomponift bewährt. 3w fievbft 1628 flehte et batjin unb ftarb
am 28. Dftober, ohne bie grobe SRebuftion ber StapeHe erleben gu müffen.
9tud) baß Slmt beß ßomponiften fd^eint nach Slnbreaß Vetgerß
Abgang am 6. 9Rai 1612 nid^t mit ber Defekt toorben gu fein, trenn eß nicht
ber Sautentft $aul Qenif dj mürbe/ ber 52 fl. + 10 ff v alfo gur gewöhn*
lieben Sefolbung 10 ft. (Äomponiftengulage) begog. Verger mochte ©tutt*
gart enttäufdjt beu dürfen feeren, atß er fah, ba§ er roeber bie Leitung
ber Äapelle nach SRaabß Abgang befatn, auf bie er fi<b Hoffnung gemalt
gu b^ben fdjeint, noch ftatt 3* S. £ogul Vigefapeümeifter mürbe *). Toch
fcftt bie Slmtßinftruftion grobergers baß gortbeftehen beß Slmteö oorauß.
5Dic Äapette beftanb 1608 auß 8 Vaffiften*), 8 Tenoriften, 6 SUtiftert
unb 10 Tißfantfttaben, 2 fiauteuiften, 2 Drganiften, 3 Suftrumentiften
15 Trompetern/ atfo 54 SRitgliebern. 1610 gählte ber Saft 5/ ber Te=
not 5/ ber 3Ht 6/ ber Tißfant 11 ©änger. Sauteniften waren eß 2,
Drganiften 1, Suftrumentiften 6/ ßarfeniften 1. Tie gabt ber Trom-
peter ift nicht angegeben ; ©ittarb nennt 1 6. SXlfo gählte bie flapeffe 52 3Rit=
glieber. 1625/26 waren eß 2 Safßften 3 ), 2 Teuoriften, 4 Stftiften, 1 er*
wadhfener Tißfantift, 8 Änaben, 1 Drganift, 2 Sauteniften, 7 3nftrumen=
tiften, 15 Trompeter, gufammen 42. SRan fieht Deutlich/ roie bie Vofal*
muftf aötnä[;licf) gang guriief tritt unb bie fchmetternbe ©leebmuftf ber Trom-
peter auch über alle anbereu Snftrumente {legt. Sin 3afobi 1618 mürbe eine
„ SRefomtation ber äapeüe" oorgenommen, inbem neben teüroeifer SRin*
berung ber ©egiige 4 ) eine Verjüngung ber ftapette, aber auch gunächft
eine f leine Verringerung ihrer SRitglieber eintrat. Ter ©af jtft © e b. © <h e 1 f,
ber Snfirumentift <£liaß §e§ unb ber $eerpaufer Ulrich 93 e df (©etf*
tin) mürben mit Seibgebing gut SRuhe gefegt. Ter Slltift Tan. ©alomo,
bie Tenoriften 3 oh- £ ermann $offmann unb fianß SR artin
fiufc mürben entlaffen, ebenfo ßanö SBenbel Sofjfetb, ber 3nftru«
mentift. Slber Sufc mürbe fehr halb mieber angenommen/ fo bafj er feinen
gangen Sahreßgehalt beziehen burfte. £o§felb fanb mieber Slnftellung
am 21. SRärg 1620, Tan. ©alomo erft 11. SRooember 1620/ roährenb
feit Sßfobi 1618 $ an ß 3®rg Troll, mahrfchemlich ber SReffe ooit
©alomofi elfter ©attin, alß Tenorift unb SBolfgang griebrich ©djaef
1 1. Siooember 1619 alß 3nftrumeutift angenommen mürben unb bie beiben
■) 156.
8 ) Ser 93affx[t Shidjeroroer roor jugleidj >>arfenift.
9 ) Stltarb l)at ben 3>ijefapellmeifter Subivig alß 99affiften m$t gegärt.
4 ) ©. 171. Sturf} groöerger tu ui beit bie 28 fl., bie er atß tenorift begog, ge*
ftridjen unb ihm eine neue lÖefolbung non 60 fl., Äoftgelb 50 fl., $erberggelb 2 ft. 10 j.
gugewiefen. 93ielleidjt imirbe er je^t feineß ^tmteß alß Suformator ber $agen enthoben.
2)ie § off c pelle unter Sodann griebrich 1608—1628.
185
Srüber 3o$. unb $)aoib SJtoreU feit 3afo&i 1618 ein SBartgelb 6 t*
jogen. fortan blieb bie ÄapcHe immer gut befe(t. <Setbfl 2 Staliener,
granjiöfo gtandjiitti unb flafpar ©afratiuö ober €>aratiu6
fanben am 3. Suni 1623 unb als Äammermufifer gorturtatus Stibt
11. üftooember 1623 Sfofnoljme. 1625 fomite groberger auch feine beiben
Söhne 3faaf unb £anS ©eorg als gujlrumentiften ber ftapelle einoer-
leiben. Slber freilid) als Sodann griebridj am 18. guli 1628 bie Stugeu
gef^loffen fjatte, mußte ftcb bie fflormunbldjaftsregierung ftu Maßregeln
entfließen, wie fxe bisher unerhört maren unb fdjon auf bie ftata*
ftropßen oorbereiteten, welche biefem Äunftinjlitut beoorfknben.
3um 6cbluß biefes 2lbf nitteö über bie SOTitglieber ber ©offapelle
gebe ich nod) bie ^erfonalien 1 ) berfetben für bie 3cit 3^f)ann griebricßö.
1. Sänger.
A g r i f o 1 a , g o h a n n , 35iSfcmtift. angenommen 18. guni 1608, erhält 27. guli
4 fl. Seifteuer jur Abholung feines $au3rat$ auS „Miltenburg", too^l Miltenberg am
Main, iuo$u ber befdjeibene Setrag ber Seifteuer ftimmt. @r fdpeb fdjon 1609, ein
Vierteljahr nach ©eorgii, alfo ®nbe guli, auS ber Kapelle.
S erg er, AnbreaS, £enorift, ogl. SB. Sjl). 1910, 333, erhält 1610 als Komponift
6 fl. (toohl halbjährlich) 3 u l°fl e / toirb aber 1612 6. Mai entlaßen unb erhält 18. Augujt
15 fl. unb offenbar auf roieberbolteS Sitten am 18. Augufi noch einmal 10 fl. jur
Abfertigung. (Sr fcheint nach Augsburg gegangen pt fein, too er 1685 alS inclytae
reipublicae Augustanae olim a secretis et aerarii rationibns bezeichnet wirb. Seine
Alerte bei ©itner S.S.DS. 1, 457.
groberger, SafiliuS, Xenorift, ogl. 98. Sjb* 1 910, 338, mürbe 1608 Martini
gnfpeftor ber (Sbeltnabeu unb befam feinen Glehatt aus ber Sanbfdjreiberei. <§x mollte
aber feinem früheren Seruf nicht entfagen, foubern bat nach beS SizetapeUmeifterS
goh- fiubmig öopulS $ob, f 18. Eejember 1612, mieber als Xenorift in ber Kapelle
imtroirfen ju bürfen, blieb aber babei noch einige $eit gnfpeftor ber (Sbelfnaben.
1613 mürbe ihm bie Hälfte feiner an ben Kirchenfaften noch nicht ganz abgetragenen
Säulb mit 16 fl. 11 g. erlaffen. Von feinen Söhnen gfaaf, gohann ®eorg, Johann
(Ehriftoph* gohann Subroig, Melchior, gohann gafob unb SafiliuS II (SafiliuS I, ge»
tauft 1618 13. ganuar, muh früh gcftorben fein) erf^einen 'gfaaf, gohartn @eorg,
Johann (Ehnftoph unb Melchior fpäter in ber $offapede, gohann. gafob in ber öfter«
reichlichen Kapelle unb zule^t in Mömpetgarb, mährenb von Johann £ubmig unb
SafiliuS feine Spur }u ftnben ift. Sehr bemerlenSmcrt ift, bah groberger feine
Söhne atS gnftrumentiften auSbilben lieh. Über ihn als KapeUmeifter ogl. 3. 183 ff.,
über feine testen 3chicffa(e flehe ben nächflen Abjchnitt „2)ie §offapeHe unter ©ber«
harb m. bis 1657".
groberger, gfaaf, getauft 1605 April 5., murbe 1625 mit 52 fl. unb ben
Aebeneinfünften als gnftrumentijt angefteüt, aber an Martini'' 1628 entlaßen, jebodj
an Michaelis 1629 mieber angenommen, aber je|t atS Saffift in bie Kapelle eingereiht.
Seme weiteren Schicffalc ftc^e im nächften Abfchnitt.
*) ®ie Serfonalien hüben nicht nur biograpbifchen 9Bcrt, fonbem helfen auch zu
richtiger SBürbigung ber fojialen Stellung ber Mufiter. AIS Duetten bienten neben
ber K. K.Ä. bie Kirchenbücher.
186
Soffert
$auß, SRatthftub, 2MSfantift, Sohn beb SBenbel $auß in Saarburg im
SBeftrift, mürbe am 23. 9Cpri( 1624 angefteUi. @r halte ftc^ 1621 SRai 3. mit Katharina,
$oftter beb 3ftrg Kermann von »leifterftetten (»leiftftctten DSL Uraft) »ereheliftt,
ftarb aber ffton 1626 Dooember 21.
^offmann.^^boim^ermann, Xenorift, »gl. SB. »ft. 1910, 339, mürbe na ft
§er)og griebriftb %ob entlaffen, aber am 20. Sluguft 1608 mieber angenommen. $oft
erhielt er am 23. Dpril 1611 aufb neue feinen SCbfftieb. »nein eb gelang ftm 1613
Januar 25. (fauti »efefjrung), au ft neue alb £enorift eintreten zu bürfen. »ei ber
„Deformation" ber KapeUe 3afobi 1618 würbe er zum brittenmal entlaffen, ohne
baß feine fpäteren Sitte n um SBteberannahme »erüeffifttigung gefunben hält™- ®oft
mürbe er 1619 Sttai 12. uoft mit 4 ff. unterfttftt unb ebenfo 1626, alb er noft einmal
um $ienft bat.
$oßfetb, SBenbel, SUtift, »gl. SB. »ft. 1910 339, mürbe 1628 bei ber großen
Debuftion ber KapeUe beibehalten, aber 1631 ©eorgit mit viertel jährigem <3ehali entlaffen.
§opul,30hann8ubwtg # Xenorift u. »ijetapettmeifter, »gl. SB. »ft. 1910, 339,
ftarb 1612 Skjember 18. 2)a „er feinem SBeib unb feinen unerzogenen Kinbern zu
frfib entfallen" mar, mürben ftr bie bem Kirftenfaften fftutbigen 50 fl. erlaffen.
Kr afft, SBenbel, Xenorift unb Kollaborator, »gl. SB. »ft. 1910, 839, ftirbt
1609 Sluguft 17.
Krauß, £ a n b @eorg, $ibfantift, wirb 1626 Difotai (6. Dezember) angeftedt,
aber Sttartini 1628 entlaffen.
Beitgeb, $einr., »affift, »gl. SB. »ft. 1910, 339, ftirbt 1609 naft SRartini.
Bifer, Bop, £enorift, SB. »ft. 1910, 340, mürbe an ©eorgii 1611 entlaffen, befam
aber auf 3afo5i ein Seibgebing »on 24 fl., 1 Sfteffel Doggen, 10 Sfteffel $infel
unb 1 (Sinter SB ein. (Sr ftarb 1629 furz vor ©eorgii.
Bubroig, 3 o b a n n , »afftft, ngt. SB. »jlj. 1910, 340, befommt 1608 zu unb
anberer Dotburft 35 fl., ift oft in finanzieller »ebrängnib, [o baß er Slnteßen machen
unb unierftüßt werben mußte. $a er ftdj auft alb Komponift bewährt batte, mürbe
er auf Simon unb 3ubä (29* Cito ber) 1621 »izefapellnteifter, wofür er 8 fl. £u(age
unb halbe Kleibung (6 fl.) erhielt 3 m §erbft 1628 litt er an langmieriger Kranfßeit
unb ftarb oor 28. Dftober, an m elftem Sag er gleichzeitig mit einem Sohn begraben
mürbe.
Suf}, ftanb HJtartin, Xettorifi, mürbe 1612 Sluguft 6. an »ergexb Stelle in
bie Kapelle aufgenommen, aber bei ber „Deformation" Safobi 1618 entlaffen, jeboft
baib mieber angenommen. 2)ie ftarfe »efftränfung ber Kapelle naft bem $ob beb
.^erzogb brachte au ft ihm an Simon unb §ubä, 28. Dftober 1628, ben SCbfftieb.
©oft mar er nur ein »iertetjaßr außer 2)ienft. 3)eim an $auli »efeßrung, 25. Januar
1629, mürbe er mieber angeftedt. SBeitereb im näftften Dbfftmtt.
^offenti (»offanti), §anb Ulrift, aub Krain, »affift, hatte ftft ffton 1605
um DnfteUung beworben, aber mürbe erft 1609 September 27. in bie KapeUe auf>
genommen, jeboft 1611 Bätare (4. SJiärj) entlaffen. Daft ©itner, »,».D.B, 8, 85, trat
er zur eoangclifften Kirfte über.
Salomo, Daniel, »on ftönigbbrotm, Deffe beb KapeUmeifterb Xob. Salomo,
Sohn beb Sftam Salomo, Spezialfuperintenbenten in »ietigßeim % mürbe an $auli »e-
*) Daft .partmannb DZagißerbuft (K. Sanbebbibliotßef) ift er eher ein Sohn beb
Dt. Daniel Salomo, ber 1587/88 iUofterpräjeptor in Kbmgbbronu mar, 1590 $iafonub
in Reiben heim, 1591—93 Pfarrer in Borft.
3)ie $offapette unter Sohann $riebri<h 1608 — 1628,
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fehrung (25. 3 a nuar) 1614 als NUift angefteüt unb am 12. Nooember 1616 mit Nnna
SRaria, Sodjter be$ 28enb. Kr afft, getraut. (Sr mürbe an SiafoM 1618 entlaßen, aber
am 11. Nooember 162i> triebet angenommen. 3ÜS er an 9K artint (11. November) 1628
jum aroeiienmat entlaffen rourbe, übernahm er SaEobi 1630 bie erfte Klaffe beS fßäs
bagogiumS, meines Nmt er MS 1635 befleibete. (^Sfaff, ©ef dachte ber ©tabt Statt*
gart 1 , 472.) ©r ftarb 1635 23. 3uli / 2. Nuguft.
S djab harot, 9BiUj elm Ulrich, 3Uti|t, ogl. 9B. 1910, 341, verehelichte fi<h
1622 mit Serontta, 9Bitroe beS Saffiften Soljantt ©ottfrieb ©titor (f. u.). ©t blieb bet
ber grofeen Nebuftion ber Kapelle SRnrtini 1628 im Sienft. 23eitered im nädjften
Nbjchnitt.
©(bell, ©ebaftian, 2Jafftft, 33. 5ßjh. 1910, 341, erhielt, mährenb anbem KapeU«
vermanbten baS Koftgelb auf 84 ft. 40 j. h*rabgefe|t mürbe, 40 fl., unb mürbe, obmobt
er eine SriUe beim ©efang beburfte unb feine £eiftange» betreiben mären, hoch 1612
ftuguft Nachfolger beS ^a!. $iritiu3, allein er mürbe an ^afobi 1618 auf £eibgebing
mit 78 fl. gefe|t, ift aber immer noch in Keinen Arbeiten für bie Kapelle tätig, fe|t
j. 8. 1620 ben ©fmralgefang in ^iguralnoten. @r ftarb 1630 Sejember 6.
Sc|enf, Slug u ft in, Slltift, »gl. 3B. Sjl). 19L0, 341, mürbe an ©eorgii 1611
entlaffen.
©c|ü|, Sodann, Nit ift, vgl. 33. SJih* 1910, 341, ftirbt brei Sierteljabre nad)
©eorgii 1614, alfo mobl ©nbe Januar 1615; feine SDitroe erhält ihres NlanneS gangen
^ahreSgebalt.
Schul, 3obann(&b?ift<>Pb' 31 Itift, Sofm beS vorigen, mürbe 1624 SKärg 17.
als SUtift angenommen, <£r o er ehelichte fidj am 25. Oft ob er 1624 mit Ntaria ©alome,
Sachter beS 3o|. Ißeter SRaier, gerne jenen SanbfcbreiberS unb SlmtmannS gu ©tübtingen,
bab. Nmt ©onnborf 1 ). 1628 Ntartini entlaffen, mürbe er am 25. Januar 1629 mieber
angeftettt.
©utor, Johann ©ottfrieb, $affift, Sohn beS Johann ©utor in Cb^ngen,
mürbe 22. Nuguft 1609 angenommen unb oerehelichte ficb 3Rai 1610 mit 2Jeronfta, Xodjtec
beS Nupredjt ©lüf in Stuttgart, ftarb aber fdjon ©nbe 1611 ober anfangs 1612.
Xroll, $rolI, Johann ©eorg, Senorift, oielleicbt Neffe ber erften ©attin
beS XobiaS Salomo, mürbe 1618 3afobi angenommen, aber an Nlartini 1628 entlaffen.
Nach bem Sob feiner erften ©attin, f 1629 Nooember 9., oerehelichte er (Uh als ge;
mefener Cofmufiler 1680 SÄai 4 mit ©ufanna, Softer beS 3Ratth- ^ßeter oon Kirch*
heim u. S., Kanjteifnedjt (©corgii, Sienerbud) 165).
8ieri|, NiritiuS ^afob, Staffifi, ogl. 23. $j|. 1910, 341, mürbe 1611
10. Ntai entlaffen, aber 2. Niai 1612 mieber angeftellt. Nber fdjon 3. Sluguft 1612 erhielt
er mieber feinen Nbfcbieb. 1627 fam er mieber um feine NnfteKung ein unb mürbe am
4. SDejember mieber angenommen, aber an Niartini 1628 mit anbern Nhififern entlaffen.
SSallraff, Nielchior, Stafftft, 23, Sjh- 1910, 341, mürbe nach §er 3 og grieb®
richS Sob 2Km ober 3 un i 1608 entlaffen, aber am 31. Januar IG 09 mieber angenommen.
1620 erhielt er 8 fl. 3 u loge. ©r ftarb 1627 acht Sage nach RSariljoIomät, aifo Slnfang
September, ©eine 2Bitroe Katharina oerheiratete fidj 1629 $uni 16. mit 8iftorinu3
Nefer, Sof>n beS Soh- Nefer, gemefenen KonreftorS im Klofter $eilSbronn bei NuSbadj,
ber 1633 §auSfüchenmeifter mürbe (©eorgii, Steuerbuch ©. 200) “).
*) ©S ift oielleicht jener ©ans ^Seter SKager, ber 1631—1635 3lmtmatm in Corn-
berg mar. ©eorgii, Steuerbuch 459.
s ) 21. Nefer (nicht Nenfer) ftiftetc 1660 für arme Schüler beS ^iibagogiumS,
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Soffert
2 . 9nftrmnextifttn»
A t c$ e t i n , Johann* unb Trompeter, vgl. SB. $j$. 1910/ 345, er*
hält von Jafobi 1608 an 64 fl. 10 j. Aefolbung unb $erbergge(b. @r ftarb 1664
Stovern 6 er 2.
Aich elin, J o 1). J a f o 6 , Jnftrumentift, ivurbe SRartint 1627 angenommen/ aber
SJtart. 1628 entlaffen.
91 uf unbTahin,@(ia?, Jnftnimentift, SB, Ajh. 1910, 342, ftarb im Juli 1624
als ein fehr verbienteS SJZitglteb ber ÄapeUe, bem auch bie Auf ficht aber bie Jnftru?
mente anvertraut mar. ©eine SBitme fanb Unterkunft im Spital, mo fie 1 629 Tejern*
ber 22 . ftarb.
33 c cf , häufig ttedltn genannt, toof)I megen feiner geringen ©röfje, 11 Iri dj,
Jnftrumentift unb $eerpaufer, SB. S|(). 1910, 342, mürbe 1611 ©eorgii mit viertel«
jährlichem (Sieb alt entlaffen, aber balb mieber augefteUt. An Jafobi 1618 mürbe er
mit 20 fl. Seibgebing abgefunben.
SHntel, S3ente l, Ul t i dj , alter ^eerpauter unb Äalfant, SB. 33 |h. 1910, 336
ftarb 1610 Juli 24.
Abbeder, J o a dj i nt , au« Hagenau 1 ), Stift«« unb Stabtmufitu« feit 1618,
verehelicht mit Sin na SRaria St., bie am 20. Oft ob er 1635 begraben mürbe. (Sr folgte
tyr 1636 Juli 19. , menn er ber im Totenbuch Johann genannte „Abbedher" ift.
T i jron, ^ol)ann, ©nglftnber, Jnftrumentift, mürbe 1624 SKartini mit 60 fl.,
roofyl halbjährlichem ®ehalt, angefteUt unb 1623 SHartini mit 10 fl. Abfertigung entlaffen.
1632 ift er mit Clemens Tifon, Jnftrumentrft, an 5er £offapeIIe TreSbe». ©itner,
8 .A.&.S. 8 , 216.
@ d h a r b t , AI b r e d) t , Jnftrumentift unb Trompeter, SB. Ajh. 1910, 342, mürbe
1628 Atartini entlaffen, erhielt aber von ^Sauli Aefehrung (25. Januar) 1629 an ein
2 eibgebing von 1 fl. 30 bie SBodje, von meinem er unter ber fönigtichen Regierung
1633 — 36 nur noch 4 fl. erhielt fo bafj er „in bödjfter Armut unb ©lenb balb nach
®eorgii ftarb" (Ä.Ä.A.). @r mürbe am 21./31. Juli 1635 begraben.
(£ cf h arb 1 , Johann, Jnftrumentift unb Trompeter, SB. Sjh. 1910, 342, verehe-
lichte ftdj nach bem Tob feiner Gattin SHagbalena 9?. 1614 (dom. 7 Trin. proflamiert) mit
©enovefa, SBitme beS Skuoenvalter« Johann §ohL @r ftarb 1621 Auguft 26. 1607
mibmete er bem $er 50 g Johann ®eorg 1 . von Sachfen einen §och}eit«gefang : „SBoftf
bem, ber ben $erm fürchtet." ©itner, S8.A.DJ2. 3, 315.
(Sdb arbt, Äonrab, Jnftrumentift unb Trompeter, SB. Afh. 1910, 342. An Jafobi
1618 mürbe ihm mie anbem Trompetern bie §oflieferung „abgeftrieft" unb ihm bafür
50 fl. ft oftgelb gegeben. (Sr mar noch 1624 AZitglieb ber Äapelle unb eifrig tätig alS
Sehrer junger Trompeter unb Jnflrumcntiften.
<£rben,ßonrab, Jnftrumentift unb Trompeter, SB. Ajh. 1910, 842, mürbe 1608
entlaffen, aber am 6 . Januar 1609 mieber angeftcHt, befam aber balb mieber feinen Abfchieb.
fehler, Seonharb, $eerpauter, SB. Ajh. 1910, 843, von Onolgbadj, ver»
ehelichte f«h 1613 Aovember unb ftarb 1619 im Auguft.
&untt<hft für geborene Stuttgarter, 3887 fl. 30 r. ipfafj, ©eftf). von Stuttgart 2, 461
Slum.
! ) Aadj ben Sitten fam er au« -bageuau. (Sr ftammt aber mohl au« Söeftfalen.
Tenn borthin meift bie Aamengform. Sgl. Abbeten, Aonnenflofter im Stift Staber?
bom, aber auch ben meberrheinifdjen Stameu Aäbecfer. Sgl. Jahrbücher beä Slatift.
A'anbeänmt« 1910, II, 213.
Zie $offapeUe unter Johann Biebrich 1608—1628.
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5(ed, SRübiger, Soh« bed Mutiger gietf von Glberfelb, aus bem §ergogtum
©erg(en), ^nffcrumentift unb (jelbtrompeter, h°tte ftch 1619 November 9 mit ©lagba*
lene, Zoster bed ferner Stuppenlep, verehelicht, unb mürbe 1621 ©eorgii in bie
Kapelle aufgenommen. 1629 (22. Zrin. profl.) verheiratete er ftch 511 m jroeiienmal
mit GhrtfHne, ©Bitroe be 6 Submig ba Gapo, n albern er an ©tartini 1628 entfaffen
morben mar. Gr ftarb 1635 18./28. Slovember.
grep, Gbriftopb/ Sohn bed gleichnamigen §eerpauferd, SB. ©Jb. 1910, 343,
gebilbet non Gbrifiopb ©ioftei unb nach beffen frühem Zob non Konr. Gctbarbt, Snftnu
mentift feit 4. Sluguft 1609 mit 30 fl. ©efjalt, getraut 10. Sluguft 1609 mit ©tagbalene,
Zantel SBecfmannd, Sehrerd am ^äbagogium, Züchter, halb zugleich §eerpauFer mit
34 fl. ©ebalt. Gr mürbe 1611 ©eorgii entlaffen, aber fchon am 6 . $uni on $riebrich
§oguld Stelle mieber aufgenommen unb blieb trop gablretdjer Gntlaffungen anberer
KapeKvermanbten auch 1628 ©lartini in ber Kapelle. Söeitereä fiebe im nä elften 9tbfdjnltt.
Jroberger, Johann Gteorg, geb. 1606 OFtober, bed ©afitiud Sohn, 3 ns
ftrumentift tinb Zrompeter, angefteüt 1625, bleibt 1628 ©tartrni bei ber Kapelle.
^roberger, Sf^at, ngl. S. 185.
§aag, SRubolf, Speter $agd Sohn von Stuttgart, ^nftrumentift unb Zrom=
peter, mürbe 1623 ^jßauli ©eFebrung (25. Januar) mit 32 fl. ©ehalt, 50 fl. Koftgelb,
12 fl. für Kleiber, augeftefft, an ©lartini 1628 aber entlaßen. Gr ^atte {ich 1624
November 1 . mit Margarete, Zochter bed ^aFob langer, verehelicht, in $meüer @he
1637 ©tdrj 11. mit ©taria, Zochter bed Mentlammerregiftratord Konr. StecF.
$ e U e m a n n , © n b r e a d , 3 n ftrumentift, 98. ©jb. 1910, 343, mürbe an ©eorgit
1611 entlaffen.
$efi, Gliad, ^tnftrumen tift, 98. ©jb- 1910, 343, mürbe 1619 nerleibbingt unb
ftarb mentge Zage 00 r ©lartini 1619. Seine Söitroe Katharina befam ftatt balbjäbrigen
Setbgebingd 3 fl. Seine Zoster Güfabetb verehelicht ficb 1621 Slpril 10 . mit ©lag.
Submig ©tagirud, ZiaFonud in ©bppingen, einem Gnfel bed h^rbnngefehenen Stifte
propftd Johann ©tagirud in Stuttgart, 1627 Pfarrer in ©Bangen, 1635 Stabtpfarrer
in ©eftgheim, + 1635 Oltober 19.
$ofsfelb, 3&b<snn SBenbel, Gttner, ©.©.0.8. 5, 210 Johann ©Bengel,
Sohn bed ©itiften ©Benbel $ofsfelt>, mürbe 1616 ©eorgii ^nftrumentift. 91 tt ©Zartini
1618 verabf «hiebet, Farn er am 21. ©tärg 1620 mieber in bie Kapelle, mürbe aber 1628
©tartini aufd neue entlaffen.
froput, griebrtcb, ^nfirumentift, SD. ©fh. 1910, 343, mürbe am 28. Zejembcr
1610 mieber angefteflt. Gr bat um ©eifteuer jum ©ufgug von §eibelberg ober um bad
©taulbronner KlofterfuhnverF, erhielt aber ftatt beffen 6 . Februar 1611 6 fl. Schon
am 6 . 3 uni 1611 ift er mieber aud ber Kapelle verfebmunben, ba Gbriftopb ftrep an
feine Stelle Fam, ©Die verhält ftd) ftriebriep Öoiol, $ofmufiFud in ©tünchen, ju ihm,
ber bort am 26. Xnguft 1647 getraut mürbe ? Gitner, ©.©&.£. 5, 185.
Krauf, ©teldjior, 3nftrumentift (Kr eifilm megen feiner Kleinheit genannt),
SB- ©ft. 1910, 843, ftirbt 1616 ©lai. Seine Zochter 2 lntia ©tagbalena betratet 1630
proFL 19. Zrin.) ben Pfarrer ®t. grriebr. Kiefe in ©rolfachfenheim '), eine groeite Zochter
Katharina 1642 (prolL Jubilate) ©l. 3°b* SRartin Sp eitel, Pfarrer unb ©pejial in
Söhlingen *).
*) 1639 Spegtal in Gannftatt, f 1661 Movember 4.
*) 1626 ZiaFonud in ©eilftein, 1628 Pfarrer in Memtningdbeim, 1634 in ©Beil
i. S<h., 1641 Spejial in ©öblingen, f 1661.
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koffert
ft rauf), Sand 3Md)ior, ^nftrumentift, beS »origen Sohn, mirb feines ©aterS
Nachfolger 4 äBochen nach ©eorgit 1616, ffcirbt aber fdjon 1621 Suli 13. ©eine
3Rutter erhält feinen ©ehalt bis ^afobi.
ftrüger, ftrieger, 3 a( b ar i a 3, Sohn beS Johann ftrüger Don Siebenrofen
in ber lieber läufig (ft.ft.9t. 3 a( h* ©leger non Siefrenrofanj), erft als Supernumerar
unter bie ftapeQfnaben aufgenommen, mürbe 3Rartini 1611 als ^nftrumentift atu
gefteCTt, oereljeltdjte fich 1615 Xugttfl 21. mit ftaih. ©eb. TieftelS Tochter non Statt;
gart unb blieb in ber ftapette auch bei ben Nebuftionen 1618 unb 1628.
ftümmid), © e o r g ö e inri dj , ^nftrumentift unb Trompeter, Sohn beS Taoib
ftümmicb, mürbe 1614 3uli in bie ftapeQe aufgenommen, verehelichte fich 1616 ^uni 25.
mü 9(gneS, Tochter beS 3Q. ftonrab @gen, ©ogt in Sauffen, unb nach beten Tob 1633
(proft. 13. Trin.) mit ©nna aRaria, Tochter beS f ©alty. HRärFlin, ftirchcnratS unb
ftonftfiorialjefrctärS. 1629 mürbe er ^elbtrompeter ttnb ftarb 1635 ©eptember SO.
gtnbenfpür, 2S o 1 f gf r i eb r i d) , 39. 93j(j- 1910, 343, ^nftrumentift, mürbe
SRartini 1628 entlaffen unb trat nun in ftäbtifchen Tienft, mürbe 1636 ©ürgermeifter
unb machte fich gerabe in ben fchroerften Seiten beS Treifcigjährigen ftriegS oerbient
unb btnterlief) bei feinem Tob 1651 rnilbe Stiftungen. 1631 SMai mar er in jroeiter
@be mit Stnna, §an8 aRagerS SÖitroe, 1633 (profl. Duaftm.) mit Slifabeth, Söitwe beS
9nton ^ifdjer in gfreubenftabt, getraut morben.
3R artin, NiFotauS, ^nftrumentift, SB. ©jf>. 1910, 343, mürbe an ©eorgti
1611 entlaffen, aber auf feine ©itte an 3afobi mieber angenommen, ftarb aber fc^oti
nach einem Viertel jabr, neuhbem er [djon 1608 unb 1611 ©abefuren unb ©eifteuem
baiit nötig gehabt h«tte.
aRorell, Sodann unb Tavib, Söhne beS herzoglichen fieibbienerfi ') Säfar
aRorell, eines ©nglänberS, ber ben £erjog auf feiner Steife nach Italien begleitet
batte, grofjeS Vertrauen bei ihm genofi 3 ) unb barum fefjr einflußreich mar bis }u
feinem Tob 1626 ^funi 9., unb feiner ©attin, bie halb Tamiana, batb Tonetta, halb
Antonia heißt unb 1634 DFtober 11. ftarb. SBer § oratio Stör eil ift, bem 1604
aiuguft 27. vom ftirchenfaften ju feiner befohlenen Seife unb Sache 200 fl. bejah lt
werben mußten, unb ber ©üchfenmadjer $ o lj. 3Rorell, mufe noch feftgefteüt »er*
ben. 68 ftnb moljl ©rüber 6äfar3. Sefeterer' wufjte feine ftinber in gute Stet*
lungen ju bringen, ©eine Söhne Johann unb T)a»ib murbeu non ihrem Sdjmager
Johann ©rice als ^nftrumentiften auSgebilbet unb erhielten trofc ihrer §ugenb —
Tavib mar 1603 2. ©eptember geboren — von 1617 an 50 fl. SBartgelb unb jur
Steife nach 6ngfanb 1618 100 fl. ©eifegelb ju ihrem SBartgelb. 1623 traten fie mit
bem ©ehalt uon 52 fl. + 2 fl. 10 £. §erberggelb + 20 fL -j- 50 fl. ftoftgetb unb
66 fl. 44 j. TeuningSjulage als ^nftrumentiften in bie ftapeQe ein. Johann aRorell
hatte ft<h 1625 gebruar 28. mit Urfula 3Ragbalena, Tochter beS ftirchenratsffribenten
3Ratthäu3 §aug, verehelicht, welche als Sßitme 1636 Sluguft 3. ben ©reunerfchen Stalls
meifter ju Ulmen felb in Öfterreich 95al. fyalb heiratete. Tavib aber verheiratete fi<h
1625 (profl. 1. Trin.) mit §ebmig, Tochter beS 3a!ob aRagiruS, f aibiS in fiorch-
Tie eine ©chmefter ber beiben ©rüber, äRargarete, mar bie ©attin beS englifchen
^nftrumentiften ^Srice (f. u.), bie anbere aber, ©gathe, reichte 1626 (profl. dom.
*) Sattler, jperjoge 5, 231.
’) (Säfar aRorell erhob mittelft befonberer Tefrete bes ^lerjogS gro^e Stimmen
ootn ftirchenfaften, fo 1612 19. ^ebruar 700 fl. unb wieber 688 fl. 48 £., 11. 9luguft
910 fl.
2He $of(apeUe unter 3 0 b atln rieb ri 1608 —1628.
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7. Irin.) if)re $anb ®lia$ non Raufen, ©otjn be$ gleichnamigen ©olbarbeiterä in
Strasburg. 9üartini 1628 würben bie beiben SSrüber famt ihrem Schwager $rice
entlaßen. $aoib trat in ben $ienft bed Sanbgrafen von Reffen in 2 )armftabt, ftarb
aber fchon 1638, worauf feine SBitwe 1634 3 uui 10. bie Gattin beb 3 ob« ©eorg
ffroberger würbe. 3oh. SloreU aber ftarb 1632 3Rai 25.
$ftum, ®eorg, Snftrumentift unb Trompeter, ©ohn beb Stieb. $ fluni,
3tabtf$reiber$ in fBöblittgen, feit 1611 in ber AapeUe, heiratet 1612 Seronffa, 9Bitme
bcö Sfurierd ©tephan ft eichart. ©r erhielt 1628 Alartini feinen Abfchieb.
$ r i c e , 3 o t) a n n , 3 nftrumentift au# Sonbon, würbe am 11 . Sooember 1609
mit bem ©eljali non 100 ft., 20 ft. Saitengelb unb 50 ft. Äoftgelb angefteUt ©eit
11 . Sooember 1618 betam er 35 ft. 3 l| lage, 6 alb auch 15 ft. gaugjind unb eine £ 11 *
läge non 100 ft., bie jebo* 3af°&i 1618 in SBegfaU fam. Sur noch ein Sterte! jahr
lang bejog er baoon 25 fl. Aber 1621 erhielt er ftatt emeti @brent(eibd 100 ft. ge=
fehenft unb beaog 1624 wieber 100 ft. ©ehalt, 100 ft. £ttlage, ^auSjmS 15 ft, ©aiten*
gelb 20 ft., 3 u I a 9 e 65 ft. nebft ben Naturalien unb ben Xifö bei §of ober bafür ba«
bare ©elb x ). 3 U feiner ^o^eit mit Margarete StoreU im Auguft 1610 mufjte tym
ber Airebentaften namens bed §erjog$ unb feiner Srüber einen ftlbernen o ergo (beten
Becher tm SBert oon 25 ft. 44 1 . reichen. Stil feinen beiben ©djwttgern unb 3o$. ®i£on
jufammen bitbete er bie englänbifdje Aompagnie unb fpiette mit jenen beiben beim
gerjog bie Aammermufi! *). Sn Startini 1628 würbe er enttaffen, nadjbem er 19 3ahre
eine fehr beoorjugte Stellung in ber $offapeUe eingenommen unb einen weit $b$eren
©ehalt alb ber AapeUmeifler bezogen ^atte. 3unäd)ft blieb er noch ohne 3)ienft in
Stuttgart, wo ihm am 27. gebroar 1629 ein ©o&n 3ofob AUtbetm getauft würbe,
fam aber am 28. Sprit 1629 alö Aammermuftfer nach 3)re$ben, würbe aber bort 1638
entlaßen.
Sibt, $ortunatu$, auö ^faffftetten in £)fterreich, würbe 1623 Startini mit
feinen Ambern, roahrfcbeinlich jwei Söhnen unb einer Tochter Dorothea, mit 262 ft.
©ehalt, Äoft unb Aleibergelb für bie f^crjogtic^c Aammermufit angefteUt, aber et nahm
fchon im 1625 feinen Sbfdpeb unb erhielt 30 ft. $ur Abfertigung. ®r ging
für 18 SBodjen nach Sugöburg (©itner, 33.® C..2, 8 , 223). ©r ift boch wohl jener
bftmeichifche Stufiter ftortunahiö Sieb, beffen jroei Söhne unb Tochter Dorothea oon
Sieb im Anfang be$ 18. 3ah r h u ubert9 Auffehen erregt haben {offen, ©erber, $ift.;
btograph. Se^ifon ber Xonfünftler (Ceipjig 1790) 2, 285, ber wohl ftatt 18. 3ah r b uns
bert 17. fagen foUte.
©acratiuä ober ©aratiuä, Aafpar, italienifcher Stufifer, würbe zugleich
mit fjfrancftco ftrandjini am 3. 3uni 1623 mit 116 fl. 44 j. ©ehalt unb Äoftgelb an-
gefteUt, 30 g aber fchon 1624 ohne Erlaubnis wieber hinweg.
©cf) ad, SBolfgang $rte brich, ©ohn beS Altiften SBolfgang ©d)ad, geb.
1596 ^ehruar 12., 3 nftrumentifi unb Trompeter, geb übet oon ©e. ©traat b. ö.,
wünfthte {ich anberw eilig weiterjubitben, rooju er 1617 April 5. 5 fl. Seifegelb erhielt.
1619 SRartim trat er in bie Aapetle unb oerehelichte [ich 1625 Februar 21. mit
©hnftine, Xorfjter beö Jriebrid? Slegenharbt. An Start mi 1628 würbe er entlaffen.
© dj rt e ib e r , $ a nd Ao n r a b , Sohn bc$ ©rottenuogtä in Slömpelgarb, 1600 ff.
Sehrting bed 3<>h* 'Ainquife, 1614—1617 Trompeter be9 ^erjogö 3ubmig ^riebrich,
würbe aber 1617 Dftober 14. mit 12 ft. abgefertigt. 1622 25. Sanuar würbe er at§
©. 174.
*) ©ittarb 37.
192
Boffert
^nßrumentift utib Trompeter mi ge [teilt. 1624- tft er loieber in Blömpelgarb bei § er 30 g
Subroig griebrid) 'l-
©igel, ©regor, t>ien«icf>t ibentifcfj mit ©eorg ©igel, ^nftrumentiß unb $ront?
peter, erhält 00 m 8 . $uni 1614 an nur nod) 32 fl. ftatt 52 ff., iß aber nod) 1683 tfitig.
Sigel, Subroig, fdjon 1608 3nßrumeutiß unb Trompeter, bebarf mehrfach
Babfteuer, fo 1620, 1621, unb ftirbt 1681 Df tob er 28.
3B a g n er, ö an 3, 3 n ftttttnen tif t unb Xrompeter, 20 . 2t jl). 1910, 345, ftirbt
Df t ober 1610.
25 int er, §an$, ^ußrumentiß unb Xrompetcr, 20. Bjh. 1910, 346, ftirbt
1009 ©ejember 3.
3. Irompctcr.
©anjer, im @t)ebu(b 3 anfer, Sanlo (Johann), non ©illmife in Släbren, 1621
2. ©piph* proflamiert mit ©ibplla, 2ßitwe beb Sfbam ^leftpfoa non Bufcbmife, Ober'
oogtö tn Siebentel! (©eorgii, Dienerbucb 6 . 482) ; angenommen 1622 (©eorgit), wohl
ibentißb mit bem Jdbtrompeter Johann ©anfer 1629 ß., bei ß<b 1937 ttuguß 7. in
^weiter ©b e mit 3 ubitb, 2 Sitwe beö §o$. 3 <rt®b ©enfinger, geiftlidjen BecmalterS in
©röningen, oereheüchte, bie nach feinem %ot 1637 Stooember 7. (3anf ©., Trompeter)
1639 Slugufi 6 . bie ©attin beS XutelarfefretärS ^of). SReldj. tapfer mürbe.
©irarbin, Beter, von ©ränge in Vtömpelgafb, bewarb ftdj fd)on 1606
Januar 4. um Aufteilung, nmrbe 1610 3uli 9. mit 52 ß. ©eljalt angeftettt, ber aber
1612 HRartini auf 82 ß, bentbgefept würbe. 9tacb 1614 bftrfte er auä ber KapeQe
entlaßen worben fein.
$ e n t f d) e ( , jfafpar, würbe mit 52 ß. ©ebaU 1609 ©eorgii angenommen.
1610 ging er aK Trompeter mit $eqog Julius griebrtcb in bie Stieberlanbe, tarn
aber nicht mehr gurätf. Um 1620 war er Sefper an einem ©pmnaßum in Berlin,
wo er f)erau 3 gab: Dratorifd) unb Schall 00 m löblichen Urfprung, biMifdjer Sin?
mutb unb empfinbli^en ftufcen ber rittermäfjigen Äunft ber Xrommeter. Berlin 1620. 4°.
öitner, B.B.EL2. 5, 113.
Berenot, Bernot, Bernot, Bernau, Bernauer, Aifotaus, ©obn
be$ $anä Bernauer (©bebudj) uon Baubencourt („Babencourt" &&.$., „Söenben court",
©hebud)) in ber $errfchaft Blamont (IRftntpelgarb), erfdjeint juerft 1617, oerebeltcbt fub
1622 (proff. dom. 1 . ©pipb*) mit ©ufanna, Tochter be£ Söilhelm ©rofj von 3Rßmpel?
garb, begleitet 1627 ben öerjog 9t. non Saufen, oerfäumte barüber bie ben ÄnpeU?
oerwanbten wie anbern Beamten mabrßbemlid) beim £ob ber SRarfgräßn Barbara
oon Baben, be« £er$ogä ©chroefter, juteil geworbene £rauertteibung, weswegen er
10 ß. ©ntftbdbigung erhielt. Db er berfelbe StifolauS Bernau, f&rftlidjer Xrommeter,
ift, ber 1648 1 er. 2. Faech. mit SRaria 3afobe, tEodjter beS gacbariaS Bettler, beiber
Rechte Dr. unb ©tabtaboofaten, im §au3 mit herzoglicher Erlaubnis getraut mürbe,
waS baS wabrßbeinlidjfte ift, ober fein ©obn, iß noch fraglich.
© $ m i b t i n , Johann, Trompeter, erfc^eint 1628 mit 82 ß. ©ebatt. (Sr war
oer beiratet mit Barbara 9t., welche nach feinem Xob am 8 . DFtober 1646 ben §of*
unb ftelbtrempeter SRarcett MorbS, Sohn beS gleichnamigen bunauifeben Trompeter»
in BucbSweiler, ehelichte, ber auch herzoglicher ©aalmeifter war unb 1675 ftarb (©eorgit,
SMenetbudj ©. 213, 214).
©traal, ©eorg, ber ältere, Sü.Bjb. 1910, 345, erhält oon ©eorgit 160ä an
») ©. 175 .
2)ie SoftapeUe unter Johann griebritf) 1608—1628. 193
ju feinem ©eßalt non 24 fl. unb 8 fl. Zulage weitere 20 fl. Ser fleißige 3Wann ftarb
1621 nor 28. April.
©traal, Georg, ber jüngere, SB. Sjh. 1910, 345, ftarb fchon 1617 SOVära 17.
4» Drganipen.
©dharbt, ©ottfcieb, ©o(jn beS ftafpar ©dharbt non ASalbenburg, ber
mabtfchetnlicb ^ofbfinter, b. h- Xurmroächter unb Surmbläfer im ©dpoß bafelbft mar
(Jßalbenfmrger ßirchenbuch), mürbe 1614 Jebruar 21. ©tiftSorganip, 1617 Januar 25.
aber $oforganip unb verehelichte f«h am 28. Januar barauf mit Katharina, Xodjter beS
S^riftopb 2$omd, reipgen Schultheißen ju ©oH.
©ränge be la, Scremiaö, mirb 1608 nach beS ^erjog gfriebrich Xob
entlaßen unb erhält am 31. Auguft 1608 nod> 15 p. Abfertigung.
2 ol) et, Subroig, 9B. ©jh. 1910, 346, erhält 1609 3uU 11. 30 p. 3ulage,
1613—14 15 fl. $auSginS, ftirbt 1617 11. Januar (©eorgii, Sicner&uch 210).
5. Santeniften.
©orell, AnbreaS, ein ©nglänber, S3. ©jf). 1910, 348, mürbe 1612 3frü$ja$r
mieber an gepellt unb befant 1624 ben Auftrag, jroei Änaben beS ^ortun atu S Aibt auf
ber £aute px unterrichten, wofür er 30 p. Schrgetb erhielt. ®r mar aber pari ver=
mimbet, meShalb Aqtlohn für ihn bejahlt werben mußte, ©ein ©ehalt betrug 100 p.
unb 10 p. ©aitcngclb. SRartini 1628 mürbe er mit 40 p. Abfertigung entlaffen.
gitfchet, ©eorg, englifcher Sautenip, mürbe 1617 SWarttni mit 180 fl. ©ehalt
angeftettt. ©r verheiratete p<h mit Äatfjarina A., welche nach feinem Sob (SJJärj 1624)
ben ©ohn beS ©ifitationSratS 3af. ©pp, ©hnftoph ©PP* fpäteren Älofterppeger ju
Swingen (©eorgii, Steuerbuch 284, 334) am 27. fffebruar 1626 ehelichte. <yaber /
Jamilienpiftungen XXIV, ffftedfdje ©tipung ©. 126, 1 heißt pe fälfcßlich Tochter beS
©eorg ^itfehet, SaumeiperS.
granchini, Francisco, gewöhnlich italienischer SRufifer genannt, in ber
Aedpiung 1626—27 itnlienipher Sauten ip, mürbe am 3. ^uni 1623 angepeKt unb au
SRartini 1628 entlaßen. @r erhielt wegen „auStänbiger Aebenftellung" *) 200 p.
©letter, ©h r *P 0 Ph# erfcheint noch 1610 n(3 Sautenift unb Sistantip,
mürbe aber 1611 entlaffen unb erhielt noch ein vierteljährliches ©aitengelb unb am
Hl. 3uli 80 p. Abfertigung. 3m Sejember bat ber arme Aiann noch einmal um
AKeberanpedung, würbe aber auf* neue mit 40 fl. abgefertigt.
Sentfch, $au(, mahrfcheinlich auS Augsburg, würbe 1612 mit 62 p. ©ehalt
unb 10 p. ©aitengelb angepellt, ©eine ©attin hieß §elene A. 1628 Startini mürbe
er 3 war in ber ÄapeHe behalten, aber baS ©aitengelb unb bie SeuerungS 3 ulage von
66 p. 44 e. mürben ihm entzogen, ©r machte bann all bie f cf) tu erblichen SBBanblungen
in ber §off apeHe burch unb parb 1647 3Jtärj 22.
Jtärget, $an£ ßafpar, mürbe 1610 entlaffen. ©eine fpäleren ©chidfale
fuib nicht betannt.
AIS ^nprumentenmacher unb ftattant biente ber Drgelmadjer Johann
SV aper bis px feinem Xob 1626 Aovember 9. 3hm folgte Submtg Ub ermann.
©ine eigene Älaffe ber ftapeDfoerioanbteu biiben bie ©in gf naben
unb genriffennaffen auch bie Sehtlinge ber Snflrumentifien unb Trompeter.
Sie ber Äapettfna&en, bereu 9?ormQtyaht früher 10 betrug, nmö
*) Ob ©chreibfehfet für AeuanfteKlmg ?
mtu. etcct*fi«hrlt. f . 8«nbcggef$. ».$. XX.
13
194
Soffett
bas Ronjiflorium in feinem Serid&t oom 15. Slpril 1608 toieber Ijer*
geftcHt roijfen wollte 1 ), betrug 1610 roirflid& 10 unb einen Supernume:
rarius, 1611/12 aber waten es 8 , ebenfo 1618/19 mit einem Supers
numerariuS unb 1624 ordinarie 8 a ). Der SupernumerariuS batte roo^l
o^ne3^eifelfiir erfranfte RapeOfnaben einjutreten. Die Verpflegung
mar ©adje be$ Rapethneifters, ber bafiir ein anfebnlicbes Rofigelb unb
reiche -Naturalien erhielt a ). ftür bie Soft, roeld&e bie Rnaben erhielten, tfl
be$eid&nenb, ba§ jur ÜRorgenftippe für jeben 6 Sri ©aber unb 4 Sri Diufel
gegeben mürbe. Sie erhielten alfo morgens ©aberbrei, aber täglich 0,9 5iiter
SSein. Rleibung erhielten fie oom Rircbenfaften geliefert, ebenfo bejahte
biefe Raffe bie Sdjjube. Sc^on 1610 unb ebenfo na<$ grobergerö 2lmts=
an tritt mürbe für bie älteren Rnaben 4 fl , für bie jüngeren 3 fl. S$ub-
gelb angefefet. Slrjt unb Blpottjefe für erfranfte Rnaben bejafitte eben-
falls ber Rird&enfaften, ebenfo für ©e. ßubroig SBinter 1614/15 eine
Sabefur.
3b re mufifaltfdEje Gilbung blieb Sadje be$ RapeümeijlerS. Der Unters
ri$t$ptan in ber Stmtsinfkuftion (Staat unb Drbnung) ^robergerö 4 ) ift ber=
felbe, roie mir ihn früher fennen lernten, 933. SSjl). 1910, 350 ff. Die nötigen
Sudler mürben roie bisher oom Rird&enfaften für bie Rnaben angefd&afft. 1610
3Hä r& 10 ^ören mir auch oon SRec^en^ö ut en, roetd&e oom Sud&binbet
Slnbr. ©rofjfopf für bie Singf naben um 3 fl. 36 j. erfauft mürben.
<5s mären bie$ roo^l ganje Sßergamentbäute, bie $u SiedfjenMättern oer=
menbet mürben.
2Bar ein Rnabe bei ber Aufnahme in bie Rapelle rooljt muftfalifd)
geeignet, aber für ben Unterriebt im ißäbagogium nicht geniigenb oor=
bereitet ober auch ju wenig begabt, bann mürbe er bem SHobtften 6 ) unb
bei nodb geringerer Begabung bem beutfdfjen Scijulmeifter jugeroiefen, fo
3 . 9. grtebrief) SNejger aus SRömpelgarb 1617.
93 rad& bei einem SNuftffnaben bie Stimme, fo mürbe, roie fd&on SB.
93jf). 1910, 351 ff. gezeigt mürbe, oom Ronfiftorium auf ©runb feiner 9e«
gabung unb Renntniffe unb feines ßtjarafterfl entfliehen, ob er in eine
Rlofterfd&ule ober fcboit ins Stift übertreten fonnte. 9luf biefe SBeife
mürben ber Rircfje mujifalifch gebilbete Männer für ifjren Dienft &ugefüt)rt
unb fonnten im Stiftdrepetentenfollegium ftetö Repetentes musices be-
fteUt werben.
*) 0. 158.
*’) 0. 173.
s ) 0. 173.
4 ) Sittarb 6. 45.
b ) ÜNobift ioar 1614 3(bmn Bürger.
Die $offapctte unter Sodann griebrich 1608—1628.
195
SBar ein Knabe jum ^eologteflubium ober überhaupt aum ttniuerfc
tätsflubium ju wenig begabt, fo würbe er mit einer „Abfertigung 1 ' entlaßen,
bie je nach bem ©rab ber ®ebütftigfeit unb ber ®auer feines $itnfies
in ber Kapeße böfjer ober nieberer bemeffen würbe, &althafar&aur 1 ),
ber Sohn beS Kafpar $aur in fierbredhtiitgen, erlieft 1613 9 ft., 1619
Safitius fioput 12 fl., bagegen im gleiten Saht £einrtdfj Offen*
bürget, ber außereheliche ©otjii ber gewefenen fürftfichen KinbSmagb
Anita $orner, 20 fL, @e.2rr. 6te<f 2 )unb 1625 3oh-8ubwig9Raper*),
Sttiar «ßaul uub 3oh- 3af. Suhlet je 30fl. ©c^ta^in^
Raufen würbe bem S&unbatgt unb halbieret Qaf. ©dhmib mit 40 fl.
in bie 8ehre gegeben.
SBaren Kapefffnahen aber tmififalifdh gut begabt unb im $3eftfe einer
frönen Stimme, bann nahm man ftc, wenn ber ©timmwedfjfel ohne
6d)äbigung ihrer Stimme oerlaufen war, wieber in bie Kapelle auf
ober lieb man fte burdfj ^nftrumeiitiften unb Trompeter auSbilben,
um einen Mach wuchs für bie Kapelle ju haben. So (amen Daniel
Salomo, fians (Shtißoph ©chüfc, 3 a< $< Krüger, £ans 3Ret<h.
Krauß, $an* @eorg $rolt in ber Kapelle nur 33erroenbimg. Als
Sehrgclb würbe gewöhnlich 30 fl. jährlich gegeben. $rice erhielt 1621/24
für & an6 2Rich. Krauß im ganzen 600 fl. unb nodb weitere 75 fl., um
ihn in (Sngtaub ober in granfreidb für 6 Sahre unterftubringen.
$ier möge ein Mergeichnis ber Sehrmeißer unb Sehrlinge folgen.
3 ob* Atgeltn 4 ) unterrichtet Stubolf $aag 1615—19, 3°b* 9t at*
geb, Sohn beS $urgoogt$ 3af. Statgeb auf (Straf ened 1615 ff. unb 1623 ff. feinen
eigenen Sohn Johann 3afob. 3tnbrea3 ©ereil, ber Sauienift, unterrichtet erft
1613 — 14 einen ©beltnaben, wofür er 50 fl. erhält, fpäier ben gewefenen fiapeOfnaben
$anS Xbatn Salomo unb 1621—22 einen Sohn beS UauettmeifterS ©afitiuS
grober g er, unb befam für fie je 30 fl. Sehrgelb, 34 ft. 40 j. Äc ft gelb unb 4 fl.
Sihuhgelb. ©liaS Stuf unb Dahin lehrt 9t if. HRarttit 6 ) oom 8. Dftober 1609
an btS ©icorgii 1610 bie $ofaune blafen unb erhält SO ft. Sehrgelb. 3(1 b r e $ t © cf*
harb erhält 1624 Sehrgelb für ttafpar grep uon SJtarienberg in Sachen.
Der 6 of organ ift ©ottf rieb CS cf $ a r b t unterwies Heinrich Df f ettburger*)
auf ber Orgel unb erhielt vom 1. Stuguft 1622 an jährlich 100 ft. Sehr? unb Äoftgelb
unb 1625 auf befonbereS Defret weitere 20 fl. unb 12 ft. für Weiber, 1 ft. für Schuhe
bis }u feines SehrlingS Dob am 30. SKai 1628. *
*) Ob er bennoch fhibierte unb etwa ber 1601 November 7. iu Stuttgart gc--
borene DiatonuS in SRurrharbt 1633—38 ift, ift zweifelhaft.
*) Sied war feit 1614 in ber Jtapetfe.
*) ? 3<>h* fiubwtg 3Rager uon 9tietb, 3Wag. 1631, -j- au ber Peft in Tübingen.
4 ) 6. 188.
•) S. 190.
•) Oben 8- «*
koffert
m
3 oh- ©dharbt unterrichtete Worij #Ürt, ben ©ohn beg oerleibbingteu
fömgleipoftboten, 1612 ff., bann ben ©ohn eineg Subwtg Ku dj (Sehrgelb 80 fl., £oft=
gelb 18 fl., @$u$gelb 3 ft ). Aonrab ©dharbt ^atte 1609 ^ r ift o p ^ fjrep,
1609 big Würg 1618 6ang Slnbreag Schwab, 1618 big Safobi 1620 §and
©eorg (Sifentruder unb 3afob ft red), gwei frühere ÄapeHfna6en, bann feinen
©ohn §ang Äonrab unb $afi(iud fcopul in ber Sehre. ©elbft ber Äapell«
meifter 33af 1 1. ftroberger erhielt für einen feiner ©öljue 1627—28 30 fl. £eljrgelb.
ftft b ige r ft I e d batte einen nicht genannten jungen in ber Sehre. 2)eä jungen (£h*'ftoph
ft rep Spüler war vom 4. ftunt 1616 an ber frühere ÄapeUfnabe Äonr. Stofen*
auer big 3afobi 1619, bann ber ©ingtnabe ftriebr. Wegger au$ Wömpelgarb,
1622 ff. §an$ SBithelm £aag. 2)er frühere Sautenift @eorg öofftetter,
ber jept Stedjenbanfrat war, erhielt vom 10. Wärj 1610 an für feinen ©oljn ißhiüPP
3afob unb für ben früheren tiapeUfnnben an t dp. ©lobatt oon ftetbfirdj Sehr* unb
Jtoftgelb. 35en beiben jungen aber mufc e§ in ber Sehre nicht gefallen haben, benn
©nbe %uti 1613 entliefen beibe. 2)ie Söitroe beg ©attelfnechtg ©erfon Wegger ^alte
ihren ©ohn $an& Subwig Wegger vom 17. (September 1609 an bem Sauteniften
$and Äafp ar Äär ge I in bie Sehre gegeben. $er Jpergog befahl baö Sehrgelb
auf ben ftirchenfnften $u übernehmen. 3)2 e t d>. ft r a u $ h attc Florian © cfj a r p f e n*
ftein bid 1610 in ber Sehre, 3 fl ch«na$ Krüger 1624 ff. Soljann Subwig,
ben ©ohn beg SijefapeDmeifterd ; © e. § e i n r. ft ü m m i ch 1616 ff. ft o h- 3a?.
Sehr (Sehrgelb 40 fl. jährlich), bann @eb. §eim unb von Wartini 1622 an Widh.
ft o ch (Auch). Subwig Sähet, beg Jpoforganiften, Schüler war 1609 ff. § a n g
3 o 1 1 (Sehrgelb 40 fl.) 0* Johann unb & a o i b W o r e 1 1 unterwiefen gemeinfam
ben ©ohu beg Drgetmadherg Slmbrofiug geller 1623—28. 3°h* ^fttice erhielt
am 26. Wai 1610 ben äUeften ©ohn beg SCliifien SBenbet $ofjfelb, Johann
SÜenbet (30 fl.), bann Welch. Ära uh/ bag ftreufjtin, 1613 ff. (60 ft) unb enblich
1621—24 ff. §ang Wich. ft rauf* (ftreujiltn) in bie Sehre. Sefcteren fottte er
3 3 a h^e auf allen Saftrumenten unb tn ber SBofalmuft? unterrichten. Über bag Sehr?
gelb f . ©. 195. S o b- ® «b m i b l i n unterrichtete non ftalobi 1624 an © e o r g Subwig
Sang, ©ohn be$ verdorbenen ©attelfnechtg ftrang Sang. §ang@chneiber in
Wömpelgarb erhielt 1624 100 fl. Sehrgelb für 6 h r i ft o p h 92., ©ohn ber Äinbgfrau
bei §of, Barbara §irnhetm. §ang Ulrich ©teig leb er, *poforganift, erhielt
1617 — 18 80 fl. Sehr« unb ftoftgetb für $aul ©auterg ©ohn Sufag. £!t ©eorg
©traatg ©chüier war 1609-15 ÜBolf ftriebr ich ©ch ad. ©elbft bie 33itwe beg
Stuttgarter £urmbtftferg Wichael 3aig, welche ihre gwei ©Ohne bem XurmMäfer
in ©chomborf in bie Sehre gegeben hatte, erhielt für fie 1617 — 18 ein Sehrgetb oon 30 ft
Satte einer ber ßebrlinge angelernt unb fanb ni<$t fogleid) eine
offene ©teile in ber Kapelle ober foüte er feine Sluöbilbung no<$ anber«
niärtd oerpottfotnmnen, bann befam er leidet SReifegelb, um fi<| an anberen
Orten „ju oerfudhen", fo 1011 Slprit 30. Submig ÜJtejger
jur Steife nach Italien 26 fl v S^nä 3°^ 25 ft v Stnbreafi roab
1613 20 ft-, 3atob $eimfdj, gemefener Trompeter unb ^nftrumenfifl,
1612 10 3J2ori^ Sürt 1614 20 ft., Stnbreaö Slidjeliit 1616
11. Slprii 4ft., £ö^r, £rompeterjunge, 1617 SWai 17. 20 ft.,
’) 3n feinem Unterricht würbe 1609 ftuguft 9. ein (Elaoichorbitim um 4 fl.
ertauft.
3)ie $offapetfe unter 3 o bann ^riebrid) 1608—1628.
197
«and Deubel Sogfelb 1618 20 ft., ffiolf grtebrid^ @$a<f
1618 April 7, 5 ft., Stubolf £aag, flonr. Sttofeuauer unb’©et>.
fieim 3a!obi 1619 Je 25 ft., ©e. ©ifentrud er 1620 Sufi 27. 8 ft.,
3afob 5**# 16-0 Aug. 14. 8 fl.
Sei bern jafjtreidjen 9Za<$nm$d aud ber SJtitte bet ftapeffe uitb ber
immer bringenbet werbeuben Kotwenbigfeit ber ©införänfung ber ftapeüe
unb bet SDlinberung ber ©aben gut Abfertigung fretnber9Mufifet frnrn
ed nid^t ftbetraföeu, baß bad Angebot non außen aHntäfytidj nadtfäßt.
ffioljt mosten befonbere 5Hüdjtc^ten nocf) $u größeren ©aben Anlaß geben,
tote bei bem Sanbdmann bed jtapeOmeiffcrd grobcrger ©am. 6$cut
(©cßeibt) aud fialle a. b. 6. A6er 1621/24 mirb ui^tö an Abfertigung
oerabreid)t unb aud) non 1624 an biö jtim Xob 3o^. gfriebricßd ftnb ed
nur ganj tneuige frembe Stufifer, toeldje unterfttifct roerben.
SBir fcmien fe^t : SJrnolb, § 0 $., 1622 *), Säger, $er. 3o|, von SZümberg,
&en ber ©raf von ©rbadj empfahl, 1614 gfebr. 2G. Send), 2 u f, , Saiftft, 1610
3Rai 8. S i 1 b ft e i n , © a b r. , von SRorburg (mo^l SZeerdburg, vgl. ©itner % 43, wo
Maritiburgum unb Marsberg mol)! SReerdburg ftnb), 1628. $ru<t, SMieh., 1600
April 7. Su|, Wie*., 1610 September 14. ©lepf eltnann, ?eter, von ©ulj,
Jetbtrompeter 1615. 2)orff$mib, 3 ob., äUtift, 1611, geivefener mürjburgi[d)er
SRufifet, ber um Altiftenbienft ant)ätt 1616 Suni 7. @ rf & a r b t , Subtv. ©alomo,
Trompeter unb Snftrumentift 1624. @ber, ($b riftopf)/ SUtiß 1613. ®$r, 3° b-#
von Srieg, ber mit Aafpat Air ft ein von Aottroife aud „©enben" feint, 1611
Auguft 15. ©n gelmann, & grifft au, 1611*). @rtel, Ab am, marfgräflief)
burgauifd)er 3JZuftfer, 1614 Stat 16. g i n cf b > g u n d , S a r t b-, Xenorift, aud ©eld 1611
April unb 1618 gebruar 6. g older, ©b*ift- Xljeob., von ©ulmbatfc, 1614
Atärj 10. $und, £ e o n b>, Ahift 1609. ©eiger, 2JZ a r t„ Xettorift 1609. © l a fe.
Wart., 1609 San. 20. ©üdjtel, $ 0 $., von JranFfurt (roo^I an ber Ober), Xronu
peter 1614. ©rien ©c&neiber (mo^t ©rünföneiber), tiljriftopb/ 3tnfenbWlfer, fuebt
mit feinem ©obn *) $ienft, 1609 SuLi 28. ©ftotter, Sol)., von ©alj&urg, 1613.
Öariub, ©tmon, von Sr&nn (Sri») in 3Rä$ren, Xrompeter 1614 $uli 4.
Tupfer, Anton, von Otlingen, 1616. SmicH), SRelcbior, Drganift 1609.
^dtinger, 5Bolfg., 1608. Aeller, §and, von ©olfmerdbaufen, 1610. Alelin,
Jtafpar unb $eufti, 2Rat., Snftrumentift, bitten mit ^ürfdjrift bed $er$ogd §and
©eorg von Saufen um Sienft 1608 Oftober 27. Alemfer, ©e., Xroinpeter unb
iRufifer, ber mit 5 Ambern vertrieben tvar, 1G08 Auguft 22. Ä n a b , § a n d U r b a n,
*) Amotb, Sol)., 3Ritte bed 17. «rfter Xenorift in Xredben. ©itnev,
aa.s.c.x / . i, 204.
*) ©n gelmann, ©briftian, 1604 3mti 18. ald üofaCift unb ^nftvumentift in
.öeibetberg auf ^ebend^eit angeftedt. ©itner, S.S.D.V. 3, 339. (rr nuif? alfo 1611
feinen Sbftbieb genommen haben.
*) ©rünfthnetber, Xobiad, Xidfaittgeiger, toirb 1617 vom Aurfitrftcn von ©aebfen
tu weiterer SCudbtlbung nach Sialien gefebteft, ftefjt längere .Seit im Xienft bed ©rofc
berjogd von Xodfana, 1629 in Senebig unb mirb von ba in bte MapeUe Xredben
als Xidfantgeiger berufen, ©itner, S.S.O.2. 4, 894.
198
K o f f e r t
ooit Sßajfau, Snftrumentift 1628. 2 a nb er , 3 er., oertriebener neuburgifeber Drganift,
161 8 SKai 2. 2 c t f dj g e , SK i dj. , ooit ©djeibenberg in Saufen, 1628—29. 2 i 5 0
(gi^u*?), 3 a 4w #on Königsberg, 1609. SKangruff, AtUr., 1610 September 14.
ättarfiliuS, A 6 r. , Sßuftler, fo gürfdjrift oon SRarfgraf ©bripian von Sranbenburg
botte, 1627—28 (10 ft.). SK a p e r , $ r a n j , §erforbienpö in ©aebfen, 1616. SK a p e r,
©eorg, 1609. burgauipber SHupfer 1614. SKitnacbt, $einr v oon 2>re3ben,
1615. ißafquino, Kernbarbin, empfohlen vom $er$og oon äRantua, 1616
19. Augup (30 p.) *). $ i ft 0 r iu 4 , © e. fiu b m. , 1608 3uli 10. f(5 b r a f in 6 , © e r$.,
oon Nürnberg, Xenorift unb ^nftrumentift 1609 ftooember 3. planer, @e., Xenorip,
1612 September 25. $tan>e, 3<>b-/ 1609 3uni 19. $ontiu4, £an4, au4
Sotfjringen, 1613 Januar 25. ftautfcbfp, 3o$* (ob Kautpbfrl?)# 1611 SKärj 27.
Ritter, Xaniel, au4 ©aebfen, 1620—21. Ko 11, Xao., £autenift 1613 ftooem«
ber 17. ftofenfelber, ftranj, 1609 Stprit 7. ftoffi, oratio, au4 $iemont,
beffen gebrung beim SOBirt gum Abler 1619 8 p. betrug. SftumeliuS, §of}., oon
Xrier, 1612. ©cbönfelb, 2ßilb-, oon 3un4brud, 1624 ( 6 fL). ©düpier, 3ob-'
Saffift 1609. ©eelinger, 3° © r n ft , oon ©cblacfenroalb, 1608 SKärj 20. © e ti*
ger, Xan., Snftrumeniift 1608 3 U ^ 4. 60 Mat, Anbr., 1608 3utt 16. ©utor,
3 0 1 ). , Xenorift 1618 (6 p.). © u 1 0 r i u 4 , ^o^., btenptofer SKupfer, für melden
©ruf Kraft oon $obenlob e bat, 1617 gebruar20. Xurmer, 3 0 ( 1 . Kern., oon
Sin}, 1610 Stuguft 18. 95 i ft 0 r (tooQI $ipor), $einr., oon Obenburg, 1610 3uti 21.
KSaffermann, ©tep$., oon £abacb (2aibadj), Xenorift, 1608 Dftober 12. (2 p.) r
bat mit SKari. ©lab unb ©eorg SK a ger um Xienft angebatten unb pcb 12 Xage
aufgebalten, 1609 3a nuar 20. (6 p.), ba er mit biefer Abfertigung m$t juf rieben toar,
befam er nod) 1 p. 955 e i fj , X a n., au4 ©dfleften, 1613 Februar 5. 95)eMenauer,
3 ul. an4 Ofpngen 9 ), 1627. 955eMet, ißaul, Drganift tmb 3 nftmmentift, 1608
©eptember 14. SB erlin, Konr., Xrompeter unb Onftmmentift, jur Abfertigung an
anbere Orte 10 p. SBeuol, ©imon, ber p<b mit feinem ©obu jurn 3nftrumentipen
unb SKufifer anbot, 1617 SKai 2. 8 p. SBepbacber, Gbriftopb« Xenorift 1609.
39 epp, 3 ob- @e 6 ., au4 Obringen, Xrompeter unb 3 nftrumentift, 1612 ©eptember 29.
SBolfrab, 3 ob-, au« flauen, 1610. 3 wci ungenannte SKufifer, reelle ber Kipbof
oon Samberg empfohlen batte, erhalten 1608 ©eptember 24. 8 p.
©nglipbe SKufifer io erben genannt: ©arb, Arthur, 9Bo Hermann, ft idj arb,
unb anbere @ef eilen, bie 1608 Oftober 13. auf befmberen Kefebt 6 p. erbalten,
©raum, SBUf). .fieinr., 1610 ftouember 19, 40 p. (!) ©utmepl, 3o&-» engl.
Xrompeter, ^att um Xienft an 1609 (3 p). Sinnt, ft eiebarb, ©nglttnber, ge*
roefener Snftrumentift beb Iperjoges Julius $riebricö, ber bie fürftlicben Kammer« unb
©piefjjungen 4 SKonate im Xanj unterrichtete, 1616 ©eptember 2. 30 p. 2öabe, 30 b,
fiautenift, ber oon ©briftian oon Anwalt oerpbrieben würbe unb feine Xienfte anbot,
man mar aber feiner nicht bebürftig, 1611 SKai 10. (20 p.). 3roei nicht genannte
englifcbe 3nftrumentipen 1613 ftooember 24. (24 p. !). Unftcber ift, ob 3oh- ©Ion,
©tubent unb SKufifer, auch ©nglänber mar, 1611 3uü 14. (4 p.). Anbere ©nglfinber
ftnb : ® ii t f <b i n , 3 0 bv ein Abeliger, ber 8 Sabre bem König oon Ungarn gebient
*) ißafqmno, Kernarbino, fttufifer am baprifeben öof, febrt 1616 nach 3 t*lien
jurüd (nach 9. ©eptember 1616) unb tritt in ben Xienft beö .^erjog® oon SKantua,
©itner, 33.®.O.ä. 7, 329.
*) Aleitenauer, 3ul , Suftrumentift au ber >poffapelle 311 955ien 1637 April 1 . bi4
1643 Suni, ©itner, K.K.O.i;. 10 , 220 .
3)ie ftoffapelle unter 3obann ftriebrid) 1608—1628.
199
fjattr, 1614 Sluguft 15. (3 fl.). £ an g I a u , £ u b ro i g , 1616 2lprit 17. 2K o r r « 9,
Hnbr., „Scfyottlänber", bittet um einen Xrabantenbienft 1615 Stärj 20. (2 fl.).
9?ad&bem mit bad ^erfonal fettncn gelernt fyaben, aus bem bie £of=
fapeOe beftanb, unb bad Stufnahnte in fte begehrte, menben mir uns gu
ben Donroerfeit, roelcbe in ber $offapeHe jur Serroenbung famen.
Sud ber Smtdinßruftion grobergetd erfahren mir, bafi ber Stapellineiffer
eine inufifatiföe Sibliothef gu oermalteu Ijatte. Diefelbe beffanb aud
gebrudten uub getriebenen ©efangbüdhent, foroie aud SWanuffripten
einzelner Donmerfe, welche teild von äJiitgliebem ber Jtapelle, indbefon*
bere nom Stomponiffen, geraffen morben maren, teild non fremben
SRufffern bem £er$og bebijieri ober angeboten morben roaren. Diefe
Sibliothef mürbe ffets oermehrt, unb jmar in erfter £iuie burd& Stauf.
3>ie Stuttgarter Suchbinber, meldhe gugteidh 99uc^^änbler roaren, lieferten
non ber granffurter Mafien* unb $erbflmeffe bie neueffen SKufifroetfe,
bie teilmeife fehr teuer maren. Der Suttybinber ßand 3afob Juni
befam §. S. für Süd&er, meldhe er für bie ^oftopeüe non ber Mafien* bis
jur ^erbfimeffe geliefert ^atte, am 6. ÜRärj 1611 34 fl. 42 p, unb
inieber 36 ff. 57 p, 1612 52 ff. 9 1613 41 fl. 42 p für ein Dabii*
laturbud^, bad er bem £oforganiften Subroig Sohet für feinen Setzungen
geliefert batte, 1609 I fl. 12 y. Daneben beforgten ber ^apeümeifter
ober einzelne Huftier ben (Sinfauf non Litern an anberen Orten. So
toufte Dob. Salomo bei einem Suchbinber in Sugdburg 1617 aller-
lei mufifalifdfje Stüde für 15 ff. ßbenfalld non Slugäburg, feiner
Saterftabt, mirb a u I 3 e n i f <b , ber Sautenift, inufitolifdhe Südfier 1615
für 33 ff. 14 p für bie Stapelte gefauft haben. Sud Nürnberg bejog
1610 bad bortige Stabtfinb, ber Safffff 3<>&* Subwtg, für bie Stapetfe
Süd^er, welche non $aiid $atoh gunf tariert unb an Subroig mit 4 ff.
bejaht mürben. Suf Snweifung bed Stapeflmeiflerd ermarb 3af. Stri*
tiud für bie Stapele acht Sucher, „ ÜJiutetten " non SRiciuä 1 ) in acht Stim-
men, 1611 Sanuar 18. um 4 ff.
Stber nicht nur bur<b Stauf mürbe bie Sibüotbe! ber fioffapeüe
oermebrt, fonbent aud& burdh Stompofftioneit ber eigenen äRüglieber.
2ßar hoch ber Stomponift oerpffidbtet, nach bed StapeQmeiflerd Snmetfung
Xonwerfe pi fegen, bereu Seemen if)m auf gegeben mürben. 916er auch
anbere SRitglieber maren mit Stouipofition befchöftigt. 3 U 9frujabr pflegten
*) SHicciud, Stijiud, Xfjeobor, au» 'Ureäria (Sß. Sft. 1 900, 274), 1567 Üapeflmeifter
an ber AircQe 6t. Sajaro in ©reäcia, 1576 Hapetlmeifter in Sfitöbadi, 1579 mit Start:
graf ©e. ^riebri^ in Königsberg, 1586 wieber in 2lndbatf), f 1603/04. (ritner,
8.®.D.£. 8, 212.
200
99 o f f er 1
bie ßapeHperroanbten bem ßergog eine Äompofttion $u bebijieren,
fie i&re Stteuja&rSüerefining von 100 fl. erhielten.
©erger, © n b r. , empfing 1610 ©pril 13. für eilige ju jweten Stolen Uber«
reichte Äompofitionen 3 fl., Äär gel, §an3 Äafpar, für bie Stüde, welche er bet
beb $ergogS $ochgeit mit 7 Sauten gefpielt ^atte, 1611 Januar 10. 16 fl. Sub wig,
3 oh-, lieferte jur fürftlichen Xauffeier 1616 ©Zuftfftficfe für Ballette, ©oliarben,
Currenten unb (Saprifjett l ), wofür ihm 10 fl. 31 $. bejaht würben. @8 Iftjjt fich nic^t
entfcheiben, ob er fie felbft gebietet ober getauft ober abgetrieben hatte. (Eigene
ffierfe SubmigS waren bie Jtompofitionen, bie er bem §ergog 1617—18 unb 1622 gu
feinem ©eburtstag bebigierte, wofür ihm 10 fl. unb 20 fl. gegeben würben. Saab,
$an3 Konrnb, erhielt 1609 3uli 18. für eine ftompofttion mit 6 Stimmen 12 fl.,
1610 18. Äpril für eine foldje oon 20 Stimmen 20 fl. unb noch 16 1 4, als er längfi
entlaffen war, am 25. gebruar für einige äompofitionen 20 fl. Salomo, X o b.,
mürben am 7. 3um 1617 24 fl. für eine bem $ergog bebigierte Äompofttion guteil.
3)er Slltift 3 ob- S4&4 fertigte etliche ©ejflnge gu 7 Sauten, wofür er 1609 Sooem*
6er 15. mit 3 fl. 33 j. belohnt würbe, 1610 gebruar aber mit 8 fl. für etliche ©efänge.
Karl Xeffier, 50. ©jh. 1910, 349, hatte bem $ergog etliche Stücte überreicht, wofür
feiner ©attin nach feinem Entweichen noch am 23. Sluguft 1609 10 fl. gereicht würben,
©on Katharina, ©Sitwe be$@eorggitfdjet, erfaufie man fünf mufitalifche 3 nflr umente
unb ©ücher ihres f ©atten 1625—26 um 95 fl.
Sehen ben ©titgliebern ber Stuttgarter $offapeffe fteütcit fich auch folche anberer
fürftlichen Kapellen mit ihren ©aben ein, um ihren Ehrenfolb gu empfangen. So
1618 ©tat 8. ein ungenannter faiferlicher ©Zufifer (5 fl.), 1613 Oftober 1. beS ÄaiferS
oberfter KapeUineifter Sambert be § a p n e (21 fl.) 9 ), ©incent 3 e l i cf) , geroefener
3Kufifet beS ErghergogS Seopolb, 1617 ganuar 29. (8 fl.) 8 ), ber furpf&lgifdje Jtapeil*
meifter mit einer ©ratulation jur ^odjjdt 1609 Sooember (15 fl.), ber pfütgifche
©Zufifer 3°b- CuperuS 4 ), ber fünf partes mit etlichen frangöfifchen unb beutfdjen
©efängen überreichte, 1609 Sooember 17. (6 fl.), ber ^effifc^e Äapeltmeifter ©eorg
Otto 4 ), ber auf ©efehl feines durften bem $ergog einen bief oergolbeten ©anb
y ) ©oliarbe, ©agtiarba, fratig. ©aiüarbe, italienifcher, luftig auSgelaffener ftang
im kremierte Uaft, Courante franjöftfche £angmufif im Sro^iroeitels ober $reuriertel;
taft, mit vielen (aufenben Figuren, Capriccio freies ganta fieftücf. So ©athp S. 60,
87, 162.
2 ) Sambert be Sag ne (Eitner ^dlt Sagne für einen 3>ruclfehter für Sapue
unb er wirb recht h®&*n* ®9*- ©aioe Srronb. Süttich Kant. gleron; hoch ogt. auch
ben früheren ©Zufifer Sambert be Sainne, geboren gu Süttich 1549, feit 1. ©Zai 1600
$offapettmeifter beS ItaiferS ©ZntthtaS in Ungarn, 1612 in Jßien. $aS ffierf, für
welches er 21 fl. erhielt, ift wohl „Symphoniac sacrae, qua« vulgo Motetas appellaut.
Editio I. In monasterio Lucensi per Joh. Fidler 1612“. Eitner, ©.©.O.S- 8, 441.
*) Selith, ©inceng, Fluiuinensis Ö. Viti, b. h» von ©. ©eit am $f(aum,
1622 ^riefter, ©ifar, ÄanonifuS unb Suftrumentift beS ErghergogS Seopolb an
©. ©Zaria unb Elfaft 3 ü & ern r ßü* 1 **/ ©.©.O.S. 5, 283.
4 ) Eu peruS, 3°h-- Montonais. ftubiert 1613 in Sepben, 1616— 24 Sang *
meifter in Sepben. ©itner, ©.©.£. S. 3, 124.
4 ) Otto ©eorg, geb. ca. 1544 in Xorgau, 1564 SUumnuS in Sdmtpforta,
1574 ©iuftfuS unb Äantor in 3alga, vor 1588 KapcIImerfter ttt Kaffe l, f vor 1619
Januar 11. Eitner, ©.©.O.S. 7, 260.
2Me §offapeIle unter Sohann griebrid) 1608—1628. 201
IRuietten mit 4, 5, 0, 8 Stimmen oerefjrte, bie er über bie ©oangetien für alle Sonn*
unb geiertage tamponiert hatte, rooffir ihm 1610 fyili 7. 20 ft. gegeben mürben. JDer
tanbgrüfli^e fioforganift $oh* SRot (er 1 ) erhielt 1612 für etliche Sefänge 15 fl., ber
marfgrüflich culmbadjtföe ÄapeHmeifter für etliche ©effttge 1609 Se 3 ember 10 fl.,
Sam. 9$ öltet*), gemefener marfgräflidjer ÄapeUmeifter gu Sagreuth, für etliche Äom*
pofitionen 1616 September 25. 12 ft., ber pfalgmeuburgifche tfapeQmeifier Siagt(c)o
Mari nt*) 1625 Rooember 15. 60 ft. (!)
©eitere (Staben erhielten: $ö l). Ruhr. Rutumnnb 4 ) oon Nürnberg, 1613
Januar 23. (2 ft.), Sern barbin Sorl ab ca aub ©enua 6 ), ber um Stnftettung
bat unb etliche Jtantpofttionen Übergab, 1628 - 29 (37 ft. 80 j. Remuneration unb
Siatifum), SR. Stoff (Srharb von geuchttoangen unb fein SRitgefeS 1610 SRai2ß.,
Reich arb SRang, Organift im Collegium illustre, für eine Rompofition über bab
$o§elieb in 5 Stimmen 1609 guni 12. (12 fl.). (Sie. Dpitiub oon Äipa 1617.
faul Rioanber 0 ) oon SReifien für eine Äompofction mit 8 Stimmen 1614 Ruguft 28.
(2 fl.). Sam. Scheut, bieufttofer SWuftter oon §aUea. b. S. 1627 (30 ft.) *). 3 oh-
Seelinger oon Schtadenmatb in Söhnten für eine ftompofition mit 8 Stimmen
1612 SRai 26. (2 fL). (Sr ab mit 6 SB ib manu erfcheint gioeimal, erft alb frftjeptor
in SBeiferbbeim mit etlichen Rirchengef&ngen 1608 SRärj 14. (8 ft.), bann alb frftjeptor
in Rotenburg a. %. mit etlichen flompofitionen 1614 gebruar 12. (10 fl.) *). Rieht mit
Rainen genannt ift ein SRufiler aub §eibclberg, ber bem §erjog gebrich RchiUeb
eine äompofition oerehrte, 1609 Rooember (2 fl.).
©in britter 2Beg, bie nötigen OTiififiPcrte für bie ÄapeHe ju ge-
Minnen, war bie SSeruielfäftigung berfelben burdj Qngroffieren, b.
Slbfdjriften. So $ören wir non 2 ©eifrigen, für bereu SUbfdtrift ber
Slttifl 3of). Sdjfifr 1609 Oftober 1 fl. 8 y. erhielt, ©in ffeifjiger
unb gefeftiefter Sngrofftfl war ber Saffijl 3 o I). Subroig, ber feit 1609
feine fpärtidjien Mittel but<$ feine fianbfdjrift nerbefferte. ©r fdjrieb otel
*) Rio Iler, 3oh>* $of organift in Sarmftabt €itner, 9 8.D.Ü. 7, 14.
2 ) Sölfel, Sam., aub Üönigbberg, 1606 Kapeümeifter auf ber ißlaffenburg
bei (Sutmbach. @itner, S.S.Q.2. 10, 117.
*) SRartni Siagio aub Srebcia, Siolinift 1617 im 2>ienft oon Seuebig,
1G20 ÄapeÜmeifter an ber ßirche S. ©ufemia unb ber Academi Emirat i in Srebcia,
1622 bei gerbin anb ©onjaga in $arma, 1626 ßapettmeifter beb $er 3 ogb SBolfgang
fbilhelm oon $falj=Reuburg, 1653 in gerrara, 1>54 in Mailanb. ©itner 6, 232.
*) öerbft, 3 oh* Rnbr., oon Rüntberg, geb. 1588, 1616 JfapeUmeifter beb
raabgrafen oon §effen in Sufcba<h, 1619 in 2)armftabt, 1623 in grantfurt, 1636 in
Nürnberg, 1646 loieber in grantfurt. ©itner, 5, 1 15 ff.
*) Sortabca, Sern aub ©aoio bei ©enua, Nobilis, 1610 in ber §of;
fapeüe au SRÜndfren, 1612 SigefapeHmeifter, 1619 £offapellmeifter, 1621—23 »ieber
2>ijefapellmeifter, 1624 nur noch Äonjertmeifter, 1628 enttaffen, geht in feine §eimat.
Sitner 2, 135.
*) Rio anb er, faul, oon Söftnifc, 1613 SRuftter in Rnöbad). (Sitner8, 250.
^Scheibt, Samuel, geb. §afle 1587, f 1054 SRärj 25. 1608 $oforganift
an ber St. SRorijfirche in $aüe, 1620 — 36 Drganift unb RapeQmeifter bafelbft. ©itner
8, 430.
*) Ober ©rabmub äßibmanu ogl, Mtimmerle, (fnjtjffopäbie 4, 324 ff.
202
Öoffcrt
für bie Soweit beA fiergogA 1009, 3, 9* auf Befehl beA ÄapeHmeifterA
8 beutfdje ©efänge unb 2 3 n traben a 2 Bafcen, $änge 1613/ 8 €011=
rauten unb Sitanei-Sntonationen, 1619 33 Stüde, meldje tu ber föniglidjen
Äapelle gu SßariA gefpiett mürben, unb fefcte bie Sßartitur baju, non
melier er and) bie für bie Äapelle nötigen Slbföriften herfteHte. Oben
fdf>oii hörten mir, ba& ber gerne lene Bafitft Sdjell 1619 ben (Sjjoralgefang
in giguralnoten fette, bafür erhielt er 4 ft. .
Bon hohem Sntercffc märe eA, ein flares Bilb non bet Bermenbuug
ber gasreich gu ©ebot fietjenben £onmerfc in ber Äapelle gu gewinnen
unb ihrer Sluffühnmg gu tauften. 91 ber bie Elften geben nid)t ben
nötigen Stuffchluß. 9?ur einmal hebt ftd; ber Sdjleier unb geflattet und,
wenigftenö bie Umriffe beA $onbi(beA einer fcicrtid^cn mufifalifdjen 9Tuf=
f übrung War gu ertennen. (SA gefdjieht biefl in ber Beitreibung ber
Xauffeier beA bringen griebrid) ain 10./20. Wlä rg 1616/ bem Sonntag
Sätare, wie fte 3°h- Sluguftin Stffum gab in ber Schrift „Söarh affte
Relation / Bnb / ^iftorifcher, Spolitifdjer, $öffli<her Discours / Bber befs
®urd>leu<htigen, hodjgebornen gürjiten onb Herren / Herren 3of)aim
griberichen, fierfcogen gu SQürtemberg onb STecf / ©rauen gu 9)tü!u- (
p eigart etc. Herren gu Jpegbenheiutb etc. 3- S- ®n. gungen Sol)tiA /^rinfc
griberidheu / Stngeftelter onb ©efyaltner / (ShrifUidher onb giirftlid)er Äinb
£auf: Sampt barbep begangenem / onb glttdlidj ooQenbtem gürftlichem
^Ritterlichem gremben geft gu ©tuttgarbten / ben 8. 9. 10. 11. 12. 13.
14. etc. Martii Anno 1616. 2Tuf 3- ®n. gnäbigeii Beuehl / oer*
fertiget / £>ur<h / PHILOPATRIDA CHARITINVM. ©etrudt bei; 3° ?
(;ann 2öepri<h SiöRttn onb 3obnnn SUeyanbet (Seflio. Anno Christi
MDCXVI. "
$er Berfajfer betreibt S. 22 ff., mie erft am £ag ber Zaufe, beit
10. 3Rärg 1616, ber fiergog mit bem Äurfürjten 001t ber fßfalg unb ben
anbem gürften unb ihrer Begleitung „auf angefangenen ritterlichen sUaitg
aller württembergifeben Zrommeter unb heerpaufer" ft<h in bie £of=
fapelle begab.
„9luA ifjrern Eingang fjat man jumal auch baA gange unb principal 3D3er! ber
Orgel cmgeljen unb intonieren unb balb barauf liebliche mufifalifcbe $ugen tauffen
taffen, biA bafj auf ber obbefagten £rommeter unb §eerpauter @4renf$aQ bie $tin*
ceffin, sc. bie fturfürftin, farnt bem I)od^(öt>(id)ften fürftlidjen, gräflichen unb abetigen
Jrauenjimmer geinädjlidj Ijernat^fommen. 3 U beren Eingang gleich eine oollfommene,
aitAbfinbtge äRuftca, nämlich Sitbmig 2) a f e r ä „Ecre, nunc benedicite Domino“ etc.
secundi toni non 8 Stimmen mit 4 Stagoten unb 4 ißommerten, tjemacb aber, ba bie
Orgel ifjnen mit einer befonberen tünftlitben Fugu rejponbiert, mieberum baA öerrticbe
Stüd ©regorii SHid) inger A *) „Laudute Dominum“ etc. seit! toni uon
9 ^iriefter, geb. ftegenAburg ca. 1565, feit ca. 1584 Drganift beA ^aufeA flügger,
25ie öoffapelle unter oobann ftricbrid) 1608—1028. 203
8 Stimmen mit 2 3 infen, 4 ^of atmen unb 2 Vagoten faint ben auöerlefenen
Voraliften gehalten unb trefflich geenbet worben. Stach $rebigt unb ©ebet folgte
eine neue unb inniglich anmutige SJtoiette Xobiä Salomo»^, SB. Mapefls
meifterö, nämlich „Deo p;itri eit gloria 1 * oon 6 Stimmen auf ber Orgel neben
2 bauten, 6 Steigen unb 6 (Santanten mufi eiert." Stad) ber J'aufe „ift bet gange Slctuö
bed Mirthgangö mit bem „Te Deum laudumus“ von bem Auctore ^obta Salonton
auf 12 Stimmen in brei nnterf$ieb(i$eu Ghoriö, ber erft mit einer ^ßofitif, 4 Steigen,
2 Sauten, 1 3werchpfeife unb großen Subbaßgeige neben 4 (Santauten, ber anber
mit 1 Slegal, 1 3* n ^ en ' 2 ^Jofaunen, 1 Vagoi neben 4 Vofaliften, ber britt aud) mit
1 Siegel, 8 $ofaunen, 1 Serpentin 1 ) neben 4 SRufifanten, unb fo oft bie 3 Ctfjori
gufammengefaQen mit ber großen Orgel, 1 Corneten -) unb großen ^ommerten?
Wägeten 8 ), unb a(fo ber allerhciligften Zrepfältigfett 311 2 ob unb (Sfyren oor unfern
Obren gnn.j majeftetifdj geenbet unb befdj loffen worben." 3 ur Unterhaltung bei ber
tafel (S. 26) hotte ber fürftlidje Änpellmeifter „mit einer befonberen, auö ber gangen
Äapeße auöerlefenen Äamnrer- unb Xafelmuftca auf italienische, engetlänbifcfje unb
franjöfifche Slrt non ^nftrumenten, Keinen Orgel, 3* n ^ cn / ^ofaunen, Vagoten, Sauten,
©eigen, Viole Vaflarbe, Keinen ^feiflcm unb lebenbiger Stimm ber beften Vocalifteu
in unterjeh löblicher Sluöteilung feiner auf geführten Sompagnie eine innigliche Vefürbe=
rung getan." „SBol accompaignierte 4 ) Sadjfenfetlö *), welche vor biefem etliche ober«
unb nteberfächfifche £5f unb SWai ftftU bebient, l)<iben , . . i^nen felbft ein SBiUfomm
gemacht nnb unter bem Umtrunf ben alten 3 i m oon Vraunfchweig retmenroeiß ge»
fprochen unb gef ungen (S. 28).
So erfreulich ber (£inbrud ift, loeldjeit bie öegeifterte Säuberung
&jfumö oon ber utujtfalifrhett Seiftuttg ber Kapelle bei ber großartigen
Sauffeier in Slmoefeußeit beö hocfjflrebeuben jungen Kurfürften griebrichö
oon ber Sßfalj, beö fiinfltgen SBinterfönigä oon SBöbmen, unb feiner
©ema^lln, ber engüfdjen Königstochter (Slifa&etlj, me ihres englifdjen
&ofprebigerö £orb Scapmann unb beö otel geltenben reformierten £ofs
prebigerö oon fieibelberg SUbrafjam Scultetufl unb oieler anberer giirft=
liebfeiten (unterläßt G ), fo läßt fich bod^ nicht oerbergen, baß bie 3lrt ber
auch an St. Ulrich unb @t. 21fr a, fpätcr tfanonifuö beö St. öertrubftiftö unb (Sljor:
uifar im £om gu SlugÖburg. $ie ©infadjljcit unb eble Schönheit feiner SBerfe er-
innert an bie SBerfe ber höchften ©litte beö 16. $ahrlwnbertö. Gitner 1, 68 .
*) Serpentin gebraucht Slffunt wie ^cfiiic unb Vagot alö fyemin. ift eine
Ärt 3infen, bem man burch 6 ©iegungeu bic §orm einer Schlange gegeben hat*
©atho a * fl- 0. 419.
*) 3 infen,
“) $aö f^agott ift nach ©athij 118 auö bem alten ©ombarbo (com italienifchen
bouibare, brummen) ent {tauben. ÄMer ift wot)l ein großes, tief geßimmlcö (snftrument
gemeint.
4 ) Vielleicht begleiteten bie auö Storbbcutfdjlanb miigcbraditen 3Hufifer ben ©cfang.
*) Stffum gibt eine $robe oon ihrem ©lattbcutfch : ^' I,c ©rem unb Wachtel to
togen unb int ^retfat to hatatn, bat ene Mul) brut fuopen mochte, unb bat man
fehen fcoQe, wie man hi oct enö faften ftiffen Merls linere finbe.
■) Vgl. bagu bie £eiftungcn ber Hriegömufif, wie fic Vflum unb SSainhofer bc-
fchreiben ©. 206 ff.
204
Sof f ert
©rroer6uiig ber Tonroerfe bie fioffapeHe nod^ auf berf eiben Stufe fte^enb
§eigt, raie einfl gut 3^it beß $ergog$ Subraig. ©ß blieb §u oiel bem
3ufaU überlaffen, eß fehlte an einer einheitlichen, planmäßigen, $iel=
beraubten Organisation unb Leitung, raie baß fd^on S. 33jh. 1900, 275
gezeigt raurbe.
Sie bort, fo fehlte eß auch bei ber Sefchaffung ber SRittel für bie
3nffrumentalmufif, ber Onfirumente, ber Saiten unb ber ffeineren Ste-
gutfften au einer eiii^ettlid^en Seitung. ©ß blieb fe^r oiet ber SBiflfür
unb Neigung einzelner SRxtgtieber überlaffen, ftatt baff alleß bur<h bie
&anb beß Rapellmeifterß gegangen unb non ber 3nfpeftiou8bef)örbe ge-
nehmigt raorben wäre. 9fur feiten erfährt man, baff ber Rap etfmeiff er
non ffdh miß etraaß angef$afft hatte, raie 33. Tob. Salomo 1613 eine
Saute auß fftebua. Überhaupt f$eiut man in ber 9lnfdf)affuug neuer
Snffru mente etraaß fparfamer geraorben gu fein. 9lur 3®h* ^rice ift faft
uneingefchränft in ber Änfdwffuug non Snftnnnentcu* 1610 3uli 31.
erhält er 30 fl. für 2 ©eigen, bie ber ©erjog für bie Rapelle erwerben
tieff. 1612 lieff er auß ©nglanb etn „Stiinmroerf" Siofen unb di
Gamba tommen, bie mit ben Uitfofteu auf 1 40 Mcichßtaler = 1 96 fl. tarnen.
3m folgeuben $ahr fd^affte er 6 ©eigen, 2 Theorben 1 ) unb 1 Quart;
pofaune foraie Saiten für 152 fl. an. 1616/17 erhielt er gar 200 ftcidjß*
taler = 240 fl. für eine neue ©rfiiibiing, eine 3Jiola mit 24 Saiten,
welche Subraig Ubermamt na$ feiner Slnraeifung machte. 1618 mürben
iffm für etliche mufftalifche 3nftrumente 150 fl., 1621 für eine SJiola
30 fl. befahlt.
Seit er raurben erraorben: 1610 3Rä r$ eine neue £arfe bur<h ben
Rapeßmeifter SRaab für 40 fl., ein fftanbor*) oon Si^t ftauroolf, Sau;
tenift in Slugßburg, 1609 September 13. für 14 fl. unb bie obenge;
nannte Saute auß $ßabua. ffkul 3emf<h beforgte eine Tififantgeige unb
2 groffe Baßgeigen 1610 3Wär$ 31. für 74 fl. ©ine Tißfantgeige er=
taufte man non ber Sitrae beß frühoerftorbenen Straal b. j. 1618
3anuar 16. für 6 fl., raie oon Sitfcffetß Sitrae 1625 5 mufifatifche
Qnffrumente neben beffen mufifalifchen Büchern für 95 fl. ©ine Tißfant*
geige lieferte auch ber Snfirumentifi unb Trompeter ©eorg Sigel 1622
für 10 ff. 2 Theorben taufte groberger 1625 für 24 ff. 2tn 33 laß;
iuffrumenten raurben erraorben: 1610 mm 3oh- ^tfhatbt für 12 ff.
8 flöten, 1620 Slpril 25. für 12 ff. 1 gagott oon ©Haß 9luf unb
Tahin, ©in ganjeß „Stimmraerf" Trompeten ä 5 ff. lieferte 1620
’) ^tjcorbe, Safjlaute mit fef>r langem $atß unb tiefen ©niten. ©atb? 465.
! ) $anbora, SRanbora, Heine Saute mit fürjerem öalß unb weniger ©aiteu.
2t. a. D. 348.
$ic $offapette unter ^o^ann ^riebric^ 1608—1628.
205
£ans Mümmelmann non Nürnberg für 90 fl., fianS 5t um m ereil
oon Nürnberg 1623 1 Ctuartpofaune, 3 9agpofaunen uitb je 2 Sßofauuen
für S'enor, SUt unb SMSfant bie famt guhrlohn auf 99 fl. tarnen. ©in
„gutt er" glöten, bie noch ntä^t oollftänbig brauchbar waren, machte
©lias Stuf unb $ahin fertig unb erhielt baffir 1610 SRooember 28. 3 fl.
48 y.
©ine neue fieerpaufe foftete bei bem Stuttgarter 5tupferfchmieb ® auib
Geringer 1614 2lpril 25. 7 fl. 30 y. SWcht näher beflimmt ftnb bie
„muftfalif<$en Saiten", rodele ber SBigelapellmeifler 3ol). Subwig ßogul
1612 ton granlfurt für 18 fl. 30 y. erfaufte. ©benfo unbeftiinmbar
ift bas 3nflrument, welkes ber Drgelmacher SWaper 1618 3u ft 3. für
26 fl. in bie fioffapelle lieferte. 3 U einem ber foflümierten Slufgüge
bei ber £auf feier SRärj 1616 würben bei Subwig Ubermann 2 inbia«
nifthe trommeln für 4 fl. 24 r. erlauft, ©in &er$ei<bniä ber 1626 im
©ebraudh flehenben Snftrumente gibt Sittarb S. 47 : 8 $ßofaunen, bar-
unter 2 Srtsfant*, 4 Sefunb* 1 ) unb 1 Ctuartpofaune, bie 1625 (richtiger
1623) 31 t Nürnberg erfauft waren, 1 Serspofaune, 2 Stfsfant«, 2 911t-,
2 £enor=, 2 9aggeigen, 2 £h c o r & e N/ 1 SRegat, 1 Sßofitio, 1 9ag(aute,
1 Duartlaute, 1 Cuintlaute, 1 ©lauidjorbium, baS ber junge £erjog grieb*
brich (gek 1015 £>ejem 6 er 19., f 1681 War# 24.) gehabt hatte, 1 ©laoü
chorbium, bas 3lmbr. geller gemacht hatte, 1 5t ändert ^werchflöte, 4 £e=
not-, 1 9ag*, 1 ftfUeS Sorbingeiglein 2 ), 2 £abulaturbü<her.
Sieben ber Sleuanfdjaffung foftete bie Snftonbhaltung ber 3 nflru=
mente uiel ©elb, $0311 würbe meift ber uielgewaubte Drgelmacher 3<>h-
SRaper bis 31 t feinem Eob 1626 Slooember 9. gebraust, worauf am
11 . SRouember Subw. Ubermann an feine Stelle mit ©ehalt trat. SDZaper
oerfianb bie nerfchiebenften 3 nftrumente ju^uriihten, 3 . 9. 1609 3 groge
&arfen. 3 u 0kt<h würben Schtoffer, 9üchfenma<her, ©ürtler, Sattler,
Itupferfchmiebe bei berartigen Arbeiten hcrangejogen unb litten guten
Serbienfi.
2)o(h beiiüjte man auch auswärtige 5träfte. So lieg ber Sautenift
§ aus 5tafp. 5tärgel ju beu fieben bauten, welche er bei bes ^erjogö
Soweit fpielte, Sachen in Slugsburg rieten, wofür 1610 gebruar 27.
12 fl. 42 y. bejahlt würbe. Sltere üftofaunengiiefe Heg man burch fians
Summer eil in Nürnberg 1623 für 42 fl. wieber gebrauchsfähig machen.
$er £urmbläfer Silian 5tern in 2Röcfmühl renooierte 1609 etliche
*) 25ie 2 9Uts unb 2 £enorpofauiien jdj einen Ijier juf ammengen otnmen ju fein.
Sgt. 3. 2.
0 Sorbin, itatienifö aordo, surdu», ftumm.
IMeonaSmuS wie bie bekannte ©afjfaCiue.
StiUcS 3orbingeig(ein ift ein
206
33 o f f c r t
Snflrumente ttttb burfte audfj für bed #er$ogd Soweit etlic&e ©djalmeien
unb anbered verfertigen. (Sr ift roo^t berfelbe 3Kaun, ber alß ßilian
ferner, Sßfeifenmacfcer, in ©iglingen, 1621 nodj einmal erföeint 1 )*
©elbfl bie unter fierjog Subroig in ©ebraud) gefomtnene, von
©amuel Saifdfj I;ergefteHte „Rriegdrüftung*)", beten $ebeutung unb
Stveif jefct burcfc bie ^efdjreibungcn StfFumd unb fiatnboferd verfiänbli$
gemalt roirb, mürbe 1612, 1615, 1618 triebet für bcfonbere SUtläffe
jugeridjtet, roenn fie and) feit bed ^erjogd Subtrig Xob als eigenartige
muft!alif<^e ©pieletet weniger in ©ebraud) genommen mürbe.
Stffum cr^ä^rt (©. 53), iim 14. ®?ärj 1616 fei roieber ein fürftlid) unb fiberlöftlich
$aupt«33anquet angefteHt worben. „33efouberd aber ift ber Turchlau(cb)tigften ^3rin-
ceffin (sc. ber fturrürftin von ber ^falj) unb anbern werten, lieben ©äften, fo jefcunber
jum erftenmal ^ieftger fl'trft liehe §ofläger begrüffet, bie ßriegdtmtfica, welche jum
anbern (Sang bu«h ben mannhaften $eibd=©warbi £auptmnnn £and (Sänften mit
Trommel(n) uitb pfeifen auf gefügt worben unb erften Sln&litfd mehr einem Gmft,
bann iturjweil gleich fih e t, fctjiet felfefam oorfommen, atd ob man irgentd ein au&
funbfrfjafte, oerbädjtige ^ßerfon, bie fi$ olpibefanbt eingemif^t, eindmahld mit gewährter
§anb Aufheben wollen, bann bie ^nftrumentiften anberft nicht atd wie aufjgerüftete
©olbaten mit ihren alten teutfdjen Kleibern, ^eberbüfchen unb fjfelbbinben, SRufqueten,
§ellcparten, © d) 1 ad) t)d) wertem, Streitäxten, langen ©pieften unb ©eitenwehren bem
§auptmann nach gefolgt unb ben nächften 3öcg ber obem $ürftentafe( ju genommen
unb emftticb umhebt*), aldbann eindmahld auf erftbefagten ihren ©affen ein gang
liebliche 9Kufte oon aUerhattb ©tücftein, ald gleicht am ou|j pfeifen, ganj wunberbarlich
hören taffen, ba auch bie Sttufquctierer, fo alleweil auf; ihren SJZufqueten gepfiffen, ein
©djufc sweeii barju abgehen (affen, bad bie $enfter erjüttert, bie 3uhärer aber in
groffer Stange unb 3 u lauf ftth aum hbcbften uerwunbert unb fonbertich oit unter ihnen
gerümpt, bad bem fürftlichen £au| ©iirtemBerg unb iperffog Subroig feligfter (Sebedjtnud,
bem erften bifed -Warnend, allein bie @h r unb ^noerition gebühr, bad man anjebo
Marti« Apoll inaria unb Apollinis Mnrtialia instrumenta musica auch f«h en unb
hären fonbe," Jpainhoferd (Srjählung ergänzt 3Iffumd Tarftedung in wittfommener
3öeifc, feht aber bad Auftreten ber Äriegdmufif auf bad nächtliche 33anfeti am
13. Stär 3 , währenb 2lffum ed am 14. SRärg beim 33 anfett oon 10 Uhr an bid nach«
mittagd gcfchehen läfjt, wobei er fiel) wohl irrt, benn beim Sanfett am 13. 2Rärj naef)td
war ber Turft, ber „burdj ber Gaoalieri fo lang continuierted ©freiten lmb unfer
3ufehen" erroeät war, „tapfer wieber abgelöfcht" worben, &ainhofer erzählt : „®aft
umb 11 Uhrn in ber Stacht ift man erft jur Tafel gangen, unb atd man ein ©eil
gefeffen, feinbt bie Shififanteu aufj bed regierenben §errn 33orgemach über ben Tennen
(ober $(afe) 4 ) in bie SRiiterftn&en in alten beutfehen ©otbatenfleibern fchmarfc unb
gelb mit emdgejogenen (*nneln, laugen ,§ofen unb Säpen unb fammätin fjochen Sarcten
‘) ©. 208.
-) 2fi. Sih- 1900, 281.
*) Umgefchwcnft, .tiaintjofer: hen»n 6 gc 3 ogen.
4 ) 91cue .f)eibelbei‘ger <>afjrbiit^ev 1, 295 ff.
*) Ter 33orfaaI oor ben fürfttiefjen (Memncheni, in welchen man oon ber fteitet*
ftiege 3 unäd)ft gelangt. 31. a. C. 324.
Sie .poffapeSe unter 3o$ann ftriebrich 1608 — 1628.
207
mit geberleti, aUeS neu, mit irem ©pil ber Xrommet unb pfeifen vorher aufgetreten,
immer Saar umb Saar umb bie dürften tafel herutnb gezogen, atS 2 mit langen SRaiSs
foieffen, 2 mit Schlflchtfdjroerteni, 2 mit ©heitagten, 2 mit §eHenparten, unb 2 mit
Buffeten, unb tote fic umb bie Safel ^erumE> fommen, hoben fte ihre Obtoehten*)
abgenommen, 2 Raufen, ben ainen oben, ben anbern unben bet ber Xafel gemacht
unb au$ ireit Obmehren ein $auf nach bem anbern gar lieblich angefangen ju mufU
eiern. 311S fte nun ein äöeil atfo rausica instrumentali gcmufictert unb echones
gemacht fo ift bamach niusica rocalis auch barein gangen unb hoben fte’g jurn
3. mäht »eifert *) unb bife »ermatnbte Sanbtöfnedjt burch ire Änäbetbärt auf ben
ÜBaffen gucte Arbeit gemacht roeHicher ber $rincefftn unb bem $erm (Shurfürften feer
wolgefaffen, betfs fte aufs rechten Staffen fo lieblich gemtiftciert hoben, toelche 3nftru=
inenta unb SKufic §erjog fiubrotg löblicher ©ebechtnufi machen unb inoenünt taffen.
3U3 nun bife Dtufic oaft fl / 4 6 t unb gemehrt, ift fie miber umb bie dürften Safe! herumb
gezogen unb }u unberft vor ber Safel aug iren äRugceten. gefdhoffen."
Son weiteren Sebürfniffen für bie Sftftrumente erfahren wir: ©iferne
unb f)ö(geme' fiarfennägel unb S$tüffel $ur $arfe [Raffte 1609 ber
ftapedmeifier iRaab au. ©eigcnnägel lieferte ber $>re$er 3<>h* Sßolfrab
1609 für 12 $f. 93icle Arbeit unb Sofien oerurfachte bie flarf gebrauchte
§eerpaufe, beren pergamentene Söben fehr oielfa$ erneuert werben
mufsten. 1609 SDejember 11. erhielt ber Su$binber SlnbreaS ©rofjfopf
für 10 Sßergamenthäute, bie im Sorrat für bie fürftlid&e fiodjjeitsfeier
bezogen worben waren, 7 fl. 30 y., 1611 für 8 $eertrommelböben 6 fl.
24 y. 1609 lieferte er 6 niebertänbifche Söben ä 45 y., 1613 12.
3m 3uh* 1615 bejog man ba$ Pergament ju 12 Söben k 12 Sahen
(48 y. = 1 3R. 37 5ßf*) wm S)anielgalfin Ulm, 1618 ÜRärj 30. oon
Daniel fiofer in Utin A, 14 Sahen (56 y. = 1 3R, 60 Sf-)- 1624
aber lieferte ber ^offattfer §ans flii$le, ber au$ fonfi etlidjc Sattlers
arbeit an ben 3nflrumeitten ■ beforgt h®tte, gelle für bie $’eerpaufe unb
befam für beibes, bie Arbeit unb bie gefle gufammen 14 fl. 56 y. —
24 2R. 60 5ßf.
Saiten aller 3trt, £}armfniteii, mefftngene unb fiä^leme, beforgten
teils bie dRuftfer felbft, vor adern ©lias Slttf unb ©ahtn, bann
3oh. Sli<hele, ©ottfrieb ©df^arbt, 3<>h’ Sßrice, Sßaul 3enifdft
teils entnahm mau fte bei ©ef$äft$leuten in Stuttgart, wie Seb.
flettenaefer 1614 ff., 3Rary filier 1623, am meijleu aber bei
bem Drgelmadjjer 3 oh. dftaper, ber fie oon Nürnberg fommen lieg.
3)0$ beforgte fte au$ ber bortige roürttembergifdje gaftor unb $anbefs=
mann Seonharb 3R ul§ unmittelbar für bieftapede. Slber es lieferten
*) Oömehr = Dberroehr im Unterfchieb oon ©eitengeroehr, olfo 3)lu3feie, ©piefs,
Streitaxt, oielteicht auch @chtachtfchmert — . Sgl. Orimm 7, 1106.
z ) gum brittenmal eine neue 3Äufif begonnen: 1. burch bic Waffen, 2. bmm
burch ®«fang, 3. burch bie Äncbelbärte hinburrfj.
208 koffert, Sie ^offapeHe unter ^o^ami ^riebrich 1008-1628.
Saiten auch ©eorg Unfelb in Ulm 1609 ff. unb ©l. Oftermaper
in SugSburg 1609, ©eorg Regele in Ulm 1617/ SKatth- Spebet
in $üfien 1625/26/ Sans $ürfi in Stuttgart 1614/ (entere brei
romanifdhe Saiten.
$on greifen bot Saiten erfabrm mir: 5 Sufeenb Saiten für bie Streidjinftru*
mente lofhn 1610 Januar 20. 2 fL, 24 33unb SoppeEfaiten 1612 1 fl. 86 4 Dufcenb
grobe ©eigenfaiten 1612 66 s. 40 SJunb Saiten 1616 — 17 2 fL, 1 romanifche
Ümntfaiten für bie ©eigen 1617 SRärj 23. 1 ft. 30 $. 2 gatqe güge (4 12 Slotten)
^nftrumentalfaiten (aus Sra^t) von Nürnberg 1618 7 fl., 47 Stollen berfelben Saiten
4 2 ttafeen 1618 7 fL 16 £.
3um Steinigen ber SlaSinftrumente lieferte meift SUftrerfjt ©it^arbt feit 1609
bie nötigen Starre, 1621 aber Kilian Seiner, $feifenmacher ju Siglingen, 3 Dufcenb
Heine ^fagottrb^lein für 3 fl. 36 £. Xrippel *) $um Steinigen beS SRetaDS ber 3m
ftrumente (11U 16g.) beforgte 1618 unb 1622 ©liaS Stuf unb $ahtUf 1618
au$ bittere SRanbeln, beren Serroenbung nicht flar ift, unb für bie ©eigen Kolophonium.
Der Orgelbau blühte immer noch. Der blinbe ftonr. Schott
arbeitete noch lange, erhielt aber 1624 ein Seibgebing ober ©nabengelb
non 44 fl. Soh* 3Jiager mar äugfeidh Orgelbauer unb Snftrumenten«
macker, roätirenb teueres ©efdmft Sub-mig Ubermann befonbers be-
trieb. &on 1628 erfdheint Slmbr. Seiler als Orgelbauer, Sn Tü-
bingen mar 1616/17 ©eorg SBatbenberger, in (Sannfiatt 1618
Safob (55 au 6 als foldjfer tätig.
Seim SRücfblicf auf bie ©efdjidjte ber Soffapelle unter So bann
griebridh fehen mit/ mic biefes ftunftinftitut nach bem erften Schreien
beim 3lusbru<h beS Dreijährigen ßriegS, ber an Safobi 1618 $ur @nt«
laffung non Tüftlern geführt hotte, jt<h bis jum Tob Sohonn griebrichs
halten tonnte unb neben bem ftarfen £ernortreten ber Sledhinffru*
mente bie 3tusbilbung ber ftammermuftf unter Rührung beS ©nglänbers
Soh- $rice für biefen 2Ibfd)nitt in ber ©ef djicbte ber ftapeüe bemerlenfi«
mert ift. Seite ©langpunfte aus ber SftegierungSjeit S°$- 8rriebri<h$,
feine J&odhjeitsf eier am 6. SWooember 1 609 mie bie Tauf feier bes fßringen
griebtid) am 10. 2ftär§ 1616 unb bie ^ochjeitsfeier bes fierjogs Submig
^riebrich im Suli 1617 roaren jugleich fiöhepunfte ber Stiftungen ber
ftapeKe, bie mohl bemeifen founten, bafj ber fürfilidhe &of in Stuttgart
auf bem ©ebiet ber äRufif mit für ft liehen unb furfürfilidjen £öfen in
ä&ettberoerb treten tonnte. Stber mit bem Tob Sohonit Sfriebridfjs geigte
ftch, ba$ bie fioffapelle unmöglich im bisherigen Umfang erhalten merben
fonnte, unb nüt ber Durchführung bes SReftttutionSebifts, baS ihm ben
Sufluf} ber ÜKittel entjog, gufammeubredhen mu&te.
*) ©elbe, meiere ©rbe.
3>te Budi- unfc ©irtettbruiftmt tor $<rij?n
Saclsfd|ule *)•
Son ftubolf Krauß.
3m 3ahre 1776 glieberte fietjog Äatl @ugen feinet Httilitärafabemie
eine Aupferftedjerfdjule famt Aupferbruäerei an, bie enge mit bem tyty
angelegenen tarnen ©ott^arb 2RütferS nerfnüpft ifl 2 ). £>as ©ebenen
biefefi iubuftrietten SetriebS mußte ben ©ebanfen nahelegen, eine äh ns
lifyt £i(fsanftalt audj für ben 33uchbrucf $u errieten. 6<hon bie 8e*
bfltfniffe bet ÜDftlitärafabemie erfotberten niete £>rutfarbeiten bet ner*
fdjiebenfien 2ttt, unb biefe häuften ft<h feit bet ©tßebung jener §ut ßodj}®
f<hule. 3)a8 alles beforgte bet £of= unb Äanjleibuc^brucfer (Shriftoph
griebtidE) (Sotfa, unb jmat ohne je eine Sfledjmmg batüber oorjulegeti.
Um fo unangenehmer mar bie fibertajtbung bes Aartefdjiulintenbanteit
Dbetfien non ©eeger, als (Sotta im SJtai 1785 feine ©efamtforberung
im betrage non 5530 ft. 36 Ar. präfentierte. Offenbar neranlaßte ihn
bie täftige Aonfurtenj bet inflioifcben begrünbeten Aarlsfchulbruderei bagu,
fi<h bur$ Erhebung feines ©utßabens fdjabfos ju h a ^ e11 * ®lan f$ob
bie ©a$e auf bie lange 23anf. 2llö aber Gotta im grtihi a h* 1787 ein
neues @;hibitum einreid)te, tonnte man fi$ feinen Stnfprüchen nicht länget
entließen; benn bie naine Meinung, et habe biefe Arbeiten „nermöge
feines Sfffotbs" unentgeltlich $u verrichten gehabt, ließ fich nid)t aufrecht
erhalten, unb ba man ihm feine anbte SHegatität ats bie oerfpätete
Übergabe ber Slbtechnung nottnetfen tonnte, mußte man fich mit ißm ba=
*) 3*1 bem großen, vom Sßürtt. ©efdjichtS* unb StUertumSoerem ßemtSgegebenen
fflerfe über „öerjog Kart (Bugen oon Württemberg unb feine 3ett" bat fuß für eine
eingeßenbe Würbigung ber ÄarlSfdjulb ruderet lein Staunt gefunben. 5?ur in bem treff*
licken SGbfcßnitt „©i e treffe" (I ©. B78 ff.) oon Dberftubienrat Br. Karl ©teiff finb
ißr ein paar gelegentliche Semerlungen gemibmet. ©ie öef rfnrfe ber merfmürbigen
Xnftalt finb überhaupt bis Jeßt noch niemals im Sufammenßang gefcßilbert worben,
obgleich ein reiches Ultenmateriat über fte ror liegt, baS jeßt ooßftanbig im K. Staats-
archio pt Stuttgart oereinigl ifl.
*) Sgl. Wagner, ©efeß. ber $oßen <Sarl&6rf)ule I S. 50 f., 472 ff., öeriolb Pfeiffer
in „$erjog Kart (Bugen oon Württ. unb feine 3 cit " I ©. 749 ff. trine abfcßließenbe
©eföichte ber alabemifchen Kupferbrucferei ift noch nic^t oorfjtmbru.
Bürtt. Ciertclja^rtt f. fiaitbeOjjefc*, B-ft. XX. 14
210
ft r a u ft
hin abftnbett, baß man ihm eine jährliche Abfd)(ag$zahlung mm 500 fl.
aus bet £ ermöglichen ©eneratfaffe anmies.
Auch bie für bie 3roede ber Afabemie notroenbigen Schulbücher
mußte biefe gelegentlich auf eigene Sofien ^erfleKen (affen. SöenigfienS
bezeugen bies bie Elften non ber 1779 bei Cotta gebrüllten engtiföen
©h*eftomathie bes an ber Anfiatt angefteüten englifchen Sprachlehrer* ©offe,
ber bafür feinen eigenen Verleger auftreibeu fonnte (f. unten).
©benfo gab es für eine afabemiföe Votenbruderei reifliche Vefchaf-
tigung. Staub bo<h über (amtliche Partituren ber zahlreichen von 3om-
me Hi für Stuttgart fomponierten Dp ern bas alleinige Verfügwtgsrecht
bem £er$og Äarl Cugen zu, uub biefe Schäfte roaren noch niemals but<h
Vervielfältigung ben Vtufiffreunben zugänglich gemadjit worben. Stufier»
bem ivoQte man aber auch gerne ben in ber Afabemie felbfi ^erangebiU
beten £onfeftern ©etegenfteit geben, ihre Söerfe bem pubtifum vorzu»
legen.
So mar für bie Vegrünbung einer afabemifchen Vudj» uttb Voten*
brucferei ftarfe Stimmung vorftanben, als eine Anregung von auften bie
Angelegenheit votfenbs in ©ang brachte. Am 7. ÜRärz 1783 legte ©ott-
frieb grieberidj, ber fidj ^od^trabcnb als „Compositeur de la Musique de
la Societä literaire typographique etablie ä Kehl“ Unterzeichnete, bem
£erjog proben von ihm gebrucfter Voten auf Pergament unb papier
vor unb fegte bie Vorzüge ber gebrudten Vhifif vor ber gerochenen aus»
einanber. ©r fyabe in ©nglanb gelernt unb fei an ber von Vtonfieur
S9eaumara<hais in Paris zu Äehl etablierten SoctetS literaire typographi-
que ange (teilt unb geniefte gute Bezahlung unb Xraftament. 2>ennodj tvoHe
er flc^ in h eT Zogtichen fianben etablieren unb bitte um Privilegium zu
einer afabemifchen VhififDruderei nebft ben Privilegien eines afabemifchen
Sürgers in Stuttgart. „2Sürbe ich," fö^rt grieberich wörtlich fort, „auch
Zu ferneren unb meitläufigeren ©efdjäften privilegiert werben, fo fann ich
nidht nur burd> eigene ©raveure unb Schriftgießerei bie betreffenben
Schriften unb Abbrude verfertigen laffen von allen orientalifdhen Sprachen,
fonbern auch bie lateinifchen Vudjftaben nach ber nämlichen Art bes
weltberühmten englifchen üVeißerS URfr. Vaffervide bruden laffen, hiezu
mürbe aber mehrere Unterftüftung erforbert. " $>er £erjog verlangte von
feinem JJntenbanten Seeger ein ©utachten, unb biefer beurteilte ben Vor»
fchlag im ganzen günftig. Seeger mürbe bamit betraut, bie Verhanb hingen
mit grteberich fortzuführen.
©ottfrieb grieberich mar nach bem Vationale ber flarlsfchule zu Ulm
im 3ahre 1743 geboren, evangelifcher Veligion, verheiratet Sein aus
Sürt ftammenber ©roftvater 3ohann 3ufob Sriebeticft mar Schriftfeger
Sie unb 3totenbrucferei ber $o$en flntfSfdjute. 211
in ber SSagnerfdjen Budjbrudetei $u Ulm unb wegen feiner ßenntniffe
in ber £ppographie gefd^ö^t. Neffen Sohn ©ottfrieb grieberich, alfo
ber gleichnamige Bater unferes griebetid), war juerft ßofirompeter in
£o$ento$e:&$ringen unb feit 1764 Stabstrompeter bei ben württem;
bergigen Sägern 31 t ffSferb. 35er jüngere ©oitfrieb grieberich ^atte
einen Bruber Gljripopl) Tobias, ber als Pfarrer in Urfpring ffarb 1 ).
fCuf biefen beruft er ff<h iit feinen Briefen.
grieberich reifte nun felbff non ßehl nach Stuttgart unb unter-
breitete am 31. 2J2är$ 1783 fdjriftlid) bi e jwet folgenben ©oeutuatüor-
fdjtäge: 1 . Dfffjin auf eigene ftoffen unb ©efafjr, Befdjränfung auf
Sanbfarteits unb Rotenbrud, ftbertaffung non Räumen in ber ßarlsfdjule
einer Dffijin, wofür von jebem gehäuften SRufifaliem ober ßanb tariert-
wer! 8 — 10 Stüde an bie ^ergogtid^e Bibliothet ab$ugeben feien, Schub
bur<h ein $ßriuilegium exclusivum, .©enufc ber Rechte eine« afabemifdjen
Bürgerd, wie fie aud) ben Buchbrudern an anberen Unioerfitäten ju-
ftehen, ober 2 . Berbinbung einer Roten*, ßanbfarten* unb Buchbruderei
mit ber ftaTldfchule, rooju ft$ grieberich als fßringipät in ber Dfftjin
mit Hufffcht über bie übrigen Arbeitet gegen ein Saures geaalt non
500 ff. anbot. @r oerfprach, äeugniffe oon ber Äehler Dfftjin unb ber
bortigen Dbrigfeit beijubringen. Unb wirf lieh fteßte ihm bad marf gräflich
babiföe Slmt in 5tef)l über feine fiebenmonatige £ätigfeit bei ber bortigen
Sojietätdbruderei ein feh* gutes 3^upid uns. ©leidjjettig lieferte
grieberich eine ftoftenberechmmg für eine Rotem, fianbfartem unb Buch*
bruderei mit jroei ißreffen, übrigend linter Sujie^ung eines ^cr^ogtidben
ginangbeamten. 55ana<h foflten bie erften (Siuridjtungsfoften 1679 ff.
betragen. ®ie jährlichen Auslagen (bei 4 Sehern, 4 $>rudem unb
1 Xaglöhner außer bem Bringipat) würben auf 5702 ff. oeranfdjlagt,
ber Ertrag auf 9ÖÖ0ff., fo bafs ein Reingewinn non 3298 ff. in 2lu&;
fidht ffanb.
Dberft oou Seeger entfdjieb ftd) für bie jweite 3Röglicfdeit. Seine
Borfchläge, bie er am 31. HRärj 1783 bem ^erjog unterbreitete, würben
am 13. Rpril non biefem genehmigt Stanadj foUte bas 3nffitut, bad
im erffen StodwerF bed fiauptflügelbauS untergebrad)t würbe, binnen
6 2 Bod)en bei ber ftartdfchule errichtet, grieberich lebenslänglich angeffeüt,
mit $erbeiföaffung ber ©rfotberntffe unb ffltitbringung ber jur Arbeit
benötigten Sßerfonen betraut werben. Seeger meinte mit Recht, bad
3)ebit bürfte „wegen ber in Bergleich mit bem f<hon in bem Befffe ftdj
*) SgL Klbredjt fBegermann, 9leue ^iftori[(^s6iograp^i’(^-artiftifc^e ftac^ridjten oon
QtleQrten unb Äünfttern . . . aud ber »ormafigett fteicf)£ftaM Ulm (XUm 1829) ©. 113.
14*
212
£rau$
befinbenben Seipjig nidht ganj vorteilhaften Sage oon Stuttgart" ber ge*
fä§rli$jte Sßunft bei biefer SCnfkIt fein, ^rieberidh machte fidh anheifhig,
bie erforberlidhen Hortefponbenjen $u beforgen, unb oerfidherte, bab, menn
mit $>tucf ber 3omnteHif(hen SWufif begonnen toerbe unb burdh ein $ßtä=
numerationß4Koertiffement mit Beilegung oon Sprobebogen bie Slnffin^
bigung erfolge / „ber künftige Vorteil fdhon im erfien falben $ahr anß
Sicht gfefct fein mürbe".
grieberuh, bejfen SlnfteOung oom 30. SOtai 1783 an lief, lehrte im
Sfprit mieber nach Hehl jurücf, um bort bie (Einrichtungen für bie $ru*
derei ju beforgen. $a er ftch jebodh in Stefyl, mo man offenbar auf bie
•Keugrünbung eiferfüdhtig mar, allerlei ©dhifanen außgefefct fah, lieg er
eine Sßreffe unb Settern in ©trabburg fertigen, wohin er auch feinen
©o$n alß ©dhriftgieber unb ©raoeur in bie Sehre gab für ben gaff,
bab bie Harlßfdhule einmal eine eigene ©dhriftgieberei errichten mode,
unb befleiße bie „@barafterd" jur SRitftf bei bem Hupferftedher goumier
in Sßariß. er erfte Sranßport mürbe audh richtig in ©trabburg ab
geliefert. @tne weitete Seftellung blieb jebodh monatelang auß, unb alß
fte enblich bod) noch eintraf, glaubte fidh griebetidh nicht mehr gur Sin*
nähme verpflichtet, morüber eß im SJtoi 1784 ju unangenehmen Slußj
einanberfefeungen !am. grieberidh hatte tnjroifchen mit bem ©raoeur £egi
einen Slfforb abgefdhloffen, ben ber Serjog genehmigte, nad&bem ber Harte*
fhulfaffter, Hammmat ©tröljltn, fein ©utadhten barüber erfiattet hatte.
3m Dftober 1783 mürbe ein 3oh<mn ©eorg £f) ener alß ©efeüe bei
£egi eingefteüt; er hatte oorher 3 1 /* 3ahre bei (Sotta gearbeitet. 3)em
©hriftgie§er §egi mufite jebodh wegen fdhledhter Seiftungen halb mieber
gelünbigt merben.
Sunächft alfo ftanb bie 9totenbrucferei im SBorbergrunb. $)ie £off*
nungen, bie man auf biefe fette, erfüllten fidh jebodh nicht. 9tamenttt<h
oerfagte baß Sßublifum bei ber ©ubffription auf bie Qommellifchen Opern
oodfomtnen. ®er Sßrofpeft 1 ) (oom September 1783) fünbigte 15 gTobe
ober feriöfe Opern beß Sfteifierß, 5 Sßafiorale unb 3 fomifdfje Opern an.
SRan fam jebodh über bie Olpmpiabe, mit ber fofort begonnen mürbe,
nicht hutauß. Ohne grage hatte baß grob angelegte Unternehmen ein
3ahr$ehnt früher befferen (Erfolg gehabt. $efet hatte bereitß SRojartß
SJtufif ihren Siegeslauf begonnen unb ber 3ommeHif<he ©efdhmad mar
überholt, fiberbieß mar ber Sßreiß mit 3 SJufaten ober 1 5 fl. Steidhßgelb
für bie Sßartitur $u ho<h gefteUt.
*) Sßgl. $ofep() ©ittarb, 3 ul ‘ <5icfd>irf)te ber SRufif unb beß XfjeaterS am SBürtt.
6ofe II 3. 159 ff., mo bie SCnfünbigung mit ben ©ubffripitonßbebmgungen außjugß*
njeifc mitgeteilt ift.
Sic Shidj« unb Jlotenbrutfctci bn §o$tn ftiurMfdjul«.
213
3 tu 9Rai 1785 oerbanbelte mau mit bet SJirma Slrtaria unb Sie.
in iDiami^eim, metdje bie SHuftfatien bei Aartsfcbule in Äommiffton gutn
Berfötufs neunten füllte; bei ber jDIpmpiabe, bie man ä tont prix tos
werben wollte, hätte man fi<$ mit 6 ft. Metneinabme für ein Syemplar
begnügt, mäbrenb Slrtaria ben BerfaufSpreiS beliebig beftimmen foHte.
üb ber Vertrag jufianbe Farn, gebt ans ben Aften ni$t bwoor, Auch
im Singeloctfauf ging bie afabemifdje 3) ruderet auf 6 ft. für bie Sßar=
titur brtab. Als bei ber Aufhebung bet AartSfrfjute im 2rtübi a h r
bas $noentar aufgenommen mürbe, waren oon ber Dlpmpiabe noch 103
Stüde oorbanben. 9Bo mögen fie bingefommeu fein?
<SMei<$$eitig mit ben Dpern Sommeffis mürbe ein SWuftfjoumat 1 ) an»
gefünbigi. @S führte ben !£itel „ Sßufifatiföe 9Ronatfd)rift für ®e*
fang unb Ataoier, mit unb ohne Begleitung anberer 3fnftrumente £>e r
erfte Jahrgang, 1784, erfd^ien oollfiänbig in 5 geften ju je 24 Seiten 3 ).
£er gmeite, 1785, braute es nur auf 2 gefte. Ätan ftnbet barin Äom-
pofitionen oon Boro ui, Kelter, Scfjubart, bauptfä$ti<jf) aber oon ben
jungen, in ber Aartsföule ausgebilbeten SJtoftfent : gumfteeg, Sibenbeng,
AbeiKc, Bieter. gumfieeg mar am fiärfjien oertreten (au<$ unter ^Sfeiu
bonpmen). SRa<b ber Anfünbigung foHte für bie Abonnenten ber Bogen
gu 4 Seiten 10 Ar. Foften, alfo ber gange Jahrgang mit 120 Seiten
5 fl. Balb jebocg ging man auf 3 ft. für ben Sa^rgang b^rab. SDer
$irma Artaria unb Sie. mürben für ben Bertrieb bes 3Ru|tfjoumats im
SRai 1785 20 % ber Sinnabme (aifo bei 3 ft. 36 Ar. für bas Stiid) am
geboten. 3mar b^ß **, basfelbe finbe megen feiner Abmed&ftung grö=
fieren Abgang als bie Qommeflif^e Dlgmpiabe ; gut !ann es aber au(b
nicht gegangen fein. &enn bei ber Snoentarifierung ber Borräte im
grübjabr 1704 maren no<b oorbanben: oom 1. Jahrgang 1. geft 282
Syempfore, 2. geft 294, 3. 294, 4. 401, 5. 414, oom 2. 3abrgang
l.geft 431, 2. 485. $ie göbe ber Auftage ifi atterbingS nicht betannt.
Aber man fann aus biefen Siffcm entnehmen, baf) es um ben Abfap
oon geft gu geft fdbtimmer befteüt mar. 3mif<ben bm testen geft beS
erften unb bem erften bes gmetten Safjrgangö tag offenbar eine tangere
Baufe. £enn am 4. 3uni 1785 manbte man ftcg mit einer neuen ge?
*) ©ittarb II 162 bemerft, auch biefeS Unternehmen |rf)eme über bie gute Stb?
ftdp nicht hinauSgetommen ps fein. So grünblich h Q t er bie Elften ftubiert, fo eifrig
muh no<h norhanbenen (Sremplaren gef ahnbet!
*) Sin Gjemplar beS 1 . Jahrgangs beftyt bie St. SanbeSbibliothef in Stuttgart.
2er jrocite fcheint verzollen 311 fein, SS eher i'ubroig Sanbdhoff, ber fich in feiner 3um?
fteeg^Siographie S. 50 ff. mit ber w Vtufifalif<hen 3Ronatf<hrift" befch&ftigt, noch Grnft
feiger (S<hubnrt alSSRufiter, Stuttgart 1905 , ©. 119 ff.) hüben fie in £änben*geljabt.
214
Äraufi
brudten Slnfünbigung „an baS muftfalifthe SßubliEum". @4 ^eigt barin:
„®a bie Shisgabe unfern muftfalifdjen äRonatfdjrift but<h z®Tf<hiebene £in»
berniffe einige Qexi liegen geblieben, fo benachrichtigt man ^iemit bie £errn
©ubffribenten, baft ba$ 2öerf burdj eine gefchloffene ©efelifchaft non Äom*
poniften mit neuem Eifer roieber fortgefefct rotrb .... ©as gormat
ift etroaS fleiner unb bequemer ata baS erftere. ©er greift bleibt, weit
nunmehr eigentiid^ed Siotenpapier bogu genommen roirb, unoeränbert,
nämlich für bie #erm ©ubffribenten 1 fl. für bas $eft. 3ebes $eft
■
enthält 6 Sogen. ©ton fann ein» unb austreten, wenn man untt."
gaft ©d&ubartifch Hingt bie ©chluftftelle: „®ie lange wirb man nodj fagen
müffen: ©djabe, b aft ein ©raun, filier, Senba, Stoffe unb mehrere
roadete beutf^e Scanner es noch ntdfjt fo roeit gebracht haben, baft unfere
beutfdhe SRäbchen — beutfche Strien fingen !" Es mar oerlorene Siebes«
müh. ©te 3ahresre<bnungen her Startsfchule oerraten, rote ftäglidh bas
finanzielle Ergebnis mar. Son ©eorgii 1784/85 nrnrben „oor gebrufte
unb uerlaufte SWufiff Triften" (b. h- für bie Dlpmpiabe unb bie ©hift«
falifche ©tonatsfchrift gufammen) 389 fl. 45 Är. eingenommen, 1785/88
96 fl. 36 ftr., 1786/87 25 fl.
©ie ©ruderet ber Äarlsfchule tat alfo flug bar an, fortan auf eigene
muftfalifd&e Serlagsroetfe zu oerzichten unb nur noch *uf Stiftfo anbrer
Sloten zu bruden. ©er erfte Stuf traggeb er roar ber ©efangene vom £often«
afperg. Slnfang ge6ruar 1786 rourbe bas erfte fieft non „ Ehriftian
griebrich ©antel ©djubarts SJtuficalifdhen Sthapfobien" (24 ©eiten in
Ouerfolio) ausgegeben; bie als „93ortrab" begeid^nete Sorrebe ift „fiohen»
afperg im Senner 1786" batiert. ®a$ groeite £eft (mit einer an Sog«
ler genuteten Einleitung) umfaftt <5. 25 — 44; es trägt bas ©atum
„^oheuafperg im Slpril 1786". ©aS britte unb lebte, bem ^auptmann
oon 33ede in SKafferftein geroibmete (©, 45 — 64) folgte . im SJtai beS«
felben Sahres nach 1 ). ®ie Sthapfobien fanben nicht fo leichten Stbfa|
roie bie ©ebichte. Uber ihre fierfteffungsfoften foff im 3ufammenhang
mit ben ©rudfoften ber afabemifchen ©ebidhtausgabe bie Siebe fein 8 ).
3u einer roeiteren mufifalifd&en ^ßublifation, bie gleichfalls in ber
Äarlsfchule auf ^Rechnung ber Äomponiften gebrudt rourbe, taten Reh
Stbeille, Eibenbenz, ©d&roegler unb 3umfteeg zufamnten. ©ie tieften 1790
„SHuftfatifche Potpourri" a ) erfcheinen, bie es nach ben Sahresredhnungen
ber Äarlsfdpile bis 1792 auf 5 $efte brachten. Sn ber Sah^Srechnung
oon 1789/90 roirb ferner eine für gofmuftfus Stehle gebrudte ©ammlung
*) 9iäI)cteS bei ^oljer, ©dpibart als SJiuftfer, ©. 126 ff.
*) *gL unten 0. 226 f.
8 ) Ghva noch vorljanbcne ©jremplare bauon vermag id> ntdjt nadtjuiveijen.
2)ie Sud)* imb SCotenb ruderet ber §o$en Äarföfdjule.
215
beutfcber Sieber nebft einem Slnbang Keiner Planier Rüde 1 ) erwähnt. Da*
mit bürfte ftdf) bie Dätigfeit ber afobemifcben Wotenbruderei erfcfyöpft
Robert.
Das unleugbare giasfo, bas mit bem Vertag ber Sommeflifdben
Partituren unb bet STOuflfalifcben 2 Honatfd)rift gemalt mürbe, trug be=
greiftübermeife nid^t bagu bet, bas Stnfeben gfriebericbs, bes SeiterS ber
Druderet, gu tybm unb feine Stellung gu befeßtgen. 3m September
1784 entmidEj biefer unter $tontra!tbru<b non Stuttgart nadj Ulm. Der
$ergog gab bem Starlsfcbutintenbanten bie Reifung, man folle ihm nicht
nad}f<$itfen, niefotebr barauf ©ebacbt nehmen, baß feine grau unb Stiiu
ber auch halb abgeben, barnit nicht bie SCfabetniefaße noch in gröbere
Stoßen oerfefct roerbe. ^riebericb b a tt* Ü1X feinem ©ebalt noch 34 ß. 1 Str.
$u forbem, mogegen feine Sßafßoa 191 ß. 57 Str. 3 betrugen. 3 m Ver-
lauf ber lebten äftonate mären gegen ibn allerlei Scbulbforbenmgen non
Stebl unb Strafjburg aus beim Sntenbanten Seeger eingetlagt roorben.
Diefent gegenüber entfcbulbigte griebericb in einem ©riefe oorn 18. Sep=
tember 1784 feine gludfit mit erlittenen Scbifanen unb Verfolgungen.
Um fo glüdlicber entroidelte ßcb fortan bie ©ucbbruderei, bie halb
ber Sltabemiefaße einen anfel)nlicben Ertrag lieferte, ©etdebsleiter mar
bis jur Aufhebung ber äLnßalt ber tüchtige gaftor Pb^PP ($einri<b)
$eerbranb(t), nach feinem Nationale erft am 30. SlprU 1786 eingetreten,
bamals 34 Sabre ult, ju ©aliitgen geboten, eoangelifcb, oerbeiratet,
ein ©ruber bes Dübinger ©ucbbänblers Safob griebridb &eerbranbt. @r
mürbe in SBirflicbfeit aber fcbon bur<b Defret oom 21. fflfai 1785 mit
einem ä&ochengebalt non 1 ß. täglich (nebß 3 ß. ©intrittsgelb) angefteüt.
@rft 1793 erreichte er benfelben 3abre$gebalt non 500 ß., beu fein
Kmtsnorgänger griebricb bezogen butte, nacbbem er burcb bas Stufbören
ber Sdbubartfcben Gbroiiif um einen £eil feines ©tnfommens gefommen
mar. fieerbranbt batte fontraftlicb alle Seberjungett gegen bas gemöbn-
liebe „ älnf übrgelb " non 4 ß. in Unterricht 511 nehmen. (Sbenfo erhielt
jeber ©efelle, ber einen jungen anfübrte, 4 ß., groei bet ber Aufnahme,
pei nach ©erßub eines ^alßen Sabres. 3« ben 3«b«u 1787/88 be*
gegnen mir einem ©ucbbrucfergefetlen Settenmaier bei ber afabemifeben
Drutferei, ber jebodb megen beharrlichen Unßeifces entlaßen mürbe unb
oergeblidb bie Erlaubnis na<bfu<bte, in feinem Stuttgarter Saufe eine
eigene Drucferei errichten gu bürfen. 1789/90 Riegen bie Sauf jungen
ober Jamuli ber D ruderet Sinf, SW er f er, ©iebennann (ber Sohn eines
(Sarbegrenabiers, 1787 eingeßeHt) unb geilt. 1794 maren 3 Seher-
') e. 9tnm. 3 6. 214.
216
itraufi
gefeden (©pinbler, ©effenheimer, Sunfleliuß), 7 Xrudergefeden unb 2
Sehtjungen (-SDlaier unb dftetbinger) oorhanben.
An ber Seitung ber Anfiatt war auch bet Uuioerfttätßfelretar 9Sifc^er
beteiligt bet bafür eine jährliche Remuneration non 1 50 fl. erhielt. Xie
Rechnung ber Ruchbruderet $atte ber fiaußmeifter Pflüger gu führen.
Cr hatte auch im Rebenamt bie Aufjtdjjt übet bie fehr beträchtlichen Vor-
räte an SBüdjern unb fonftigen Xrudfacijen foroie über baß Material unb
beforgte übetbieß bie ©pebition. gtir biefe Senkungen begog er 100,
feit 9Rai 1792 150 fl. jährlich. @r erwarb jt<h bie 3ufrieben^eit feiner
Sorgefefcten in ^o^em 3Ra§.
Anfang 1787 würbe auch eine eigene Schriftgießerei errietet unb
gu biefem Söehufe ber bamalß breiunbbreißig jährige, auß (Stuttgart
gebürtige Sodann Heinrich ©utfdEjer (ober flutfd^er) angefiedt, ber normet
beim fiof* unb ftangleibuchbruder Chtijioph griebridh Cotta ©chrift=
gießergefede gewefen war. Saut Äffotb oom 30. Sanuar 1787 fottte er
auf feine Äoften eine Schriftgießerei unter afabemiföem Schufte errieten
unb barauß bie Xiruderei ber ßarfßfdjule mit Settern gu billigen greifen
oerfefjen. Am 1 5. ^uui 1787 lief eine ge^amif^te Sef^werbe Cottaß
bei Oberfl uon ©eeger ein. ©ein ehemaliger ©efcUe fönne ftdjj nicht im
nötigen Vorrat ber teuern Atatriften von berühmten ©djriftföneibern
befinben, ober aber müffe er ihm eine Angaht folcher, bie ber berühmte
©dhrnio gef dritten, entmenbet haben. Alan fode beßhalb bie oon ©utfcijer
nor ge legten Schriftproben ihm gugeheu laffen, um fte examinieren gu
fönnen. Xamit oerbanb Cotta eine weitere Älage gegen ben gaftor
fieerbranbt, ber ihm wie ben Suchbrudern Crharbt unb ÜRäntler außer ber
Seit gegen bie Sudhbrudereiorbnung ©ef eilen für bie ftarlßfdjjule roeg=
gefangen habe (fo bem Cotta fierg unb Sunjeltuß). Crharbt unb Atäntler
flehen auf bem fünfte, bei ber ^öc^fien Sehörbe ftdf> gu befd&raeren, unb
ihn habere nur bie unwanbelbare, tieffle Xeootion gegen ben $ergog,
mit jenen gemeinfchaftlichc Sache gu machen, ©eeger möge bem £eer?
branbt ein foldjjeß Verfahren unterfagen unb anorbnen, baß er bie oer±
führten SBuchbrudergefeden in ihre Df feinen gurüdfenbe. Cnblidj — unb
baß war beß Rubels £ern — bot Cotta ber afabemtfchen Sudjibruderei
Schriften auß feiner eigenen ©dhriftgießerei an. Am 25. guni ermattete
©eeger über biefeß Angebot fein ©utachten an ben gergog. Cotta fei
mit feinem Anerbieten, „bie gönnen feiner paratftehenben ftatenberfchriften
an bie afabemifche Xruderei oerabfolgen ju laffen", fdhon einmal ab*
gewiefen worben, „weil bie erforberlichen ßalenberf driften oorlangft anber*
märtß beftefft worben unb feine gormen auch beßwegen untauglich waren,
ba nach Guer ^erjoglidfjen Xurchlaucht ^öd^ften Intention bei ber neuen
Sie Sud)» unb 92otenbruc!erei ber $o^en Üarl&föule.
217
Ausgabe beä ftalenberö eine gang anbere Cinrichtung getroffen werben
müffe. "
Sei feinem neuen Angebot behauptete Cotta, baß burch bie auö=
wärtd beffedten ©driften für bie Äaffe ber $arldf<hute ein beträtet'
lieber ©(haben entfiele, darauf bemerfte Dberfl non ©ecger: 1. feien
fowoljt gleich bei ber Crrichtung ber Sucßbtuderei ald auch nachher
einigemal oerföiebene ©chriften bei bem ©of* unb Äangleibudhbruder
Cotta beftellt worben, beten Ablieferung betfelbe jebedmal roiber fein
Serfprechen entweber äußerfi oergögert ober gar unterlaßen habe, fo bafj
man in bie Aotwenbigfeit oerfefct worben fei, fich an eine auswärtige
S^riftgießerei gu wenben, bantit bad SBerf nicht fchon bei feiner erften
Cntfiehung ind ©toden geraten möchte, ba Cotta aud; nur etliche toenige
auf eine furge $t\t oerlangte Suchftaben gerabegu oerroeigert habe, 2. fei
burch Sergleichung ber Rechnung über bie oon Cotta ber afabemifchen
$rudetei gelieferten ©chriften unb beö Sreitfopffchen ffSreidfurantd bem
Cotta bewiefen worben, baß er um ein Aamhafteä teurer fet als Sreits
topf* Außerbem Übertreffen nach bem Urteil ber ©achoerfiänbigen bie
Sreitfopffchen ©chriften bie Cottafcßeu weit „forooljl an äußerlicher
©djönheit ald auch an innerem @ehalt unb Stauer", 3. feien nicht wie
Cotta behaupte, 14, fonbern nur 3 1 h Beniner Äalenberf chriften in ber
Sreitfopffchen Schriftgießerei beffedt worben, weil ber angeffedte afabe=
mifche ©chriftgießer ©utfcher „in bem gur Überlieferung feffgefeßten engen
3eürautn" nicht ade Arten ber gum ßalenber erforberlichen ©chriften unb
3ei<hen habe rechtgeitig felbjt liefern fönnen. 4. treffen bie in Seipgig befteHten
3 1 /* 3entner nächflend hier ein, unb @utfdjer habe nach feinem Afforb
auch f<hw ben größten £eif feiner Seffedung unflagbar abgeliefert SDed=
halb fode man außer biefen weit wohlfeileren unb beffeten ©chriften
nicht auch n0 <h bie gang unbrauchbaren CottafdEjen formen übernehmen,
künftig fönne ©utfcher ade ©chriften adein fertigen. 3uglei<h legte
©eeger bem fietgpg nahe, Cotta Reifung gu erteilen, bie afabemifche
3>ruderei in Bufunft nnbehedigt gu Taffen. Am 29. 3uni 1787 oerfügte
ber $ergog bie Ablehnung bed Cottafchen Anerbietend.
Cotta, ber ohnehin burch bie Äonfurreng ber Äarldfchulbruderei unb
namentlich ben Serlufi bed Äalenberpriotlegd 3 ) fernere Cinbuße erlitten
hatte, beruhigte {ich bei biefer Cntfcheibung nicht. Am 3. Sfnli 1787 rieh«
tete er erneute ©Treiben fowohl an ben fiergog felbft ald an ©eeger.
Sidher, erflärte er, habe er bei ben f leinen Sefiedungen feine bidigeren
greife machen fönnen; bei größeren Sefiedungen wolle er nichtiger ald
L ) Sgl. unten ©. 219.
218
ätauft
bie 33reitfopffd^c gtrma liefern. Ja (Iß man ihm bie größeren Lieferungen
$ufommen laffe, rooHe er auch Heineren Bebarf ju Gngroßpreifen abgeben.
31m lü. 3; ult fdifug ©eeger cor, mau möge, faffß ©utfcher bie benötigten
©Triften nicht $u perfertigen imftanbe fei, mit Gotta eine neue Sßrobe
machen, maß ber fierjog am 12. 3ult genehmigte. 3n feinem ©Treiben
an tiefen hatte fid) Gotta erboten, ßd) auf SBunfdj »über mehrere gächer
beß ©tudereimefenß alß Äunßoerftänbiger utib alß getreuer Untertan
gutachtlich h*rauß$ulaffen 2lu<b barauf mürbe jufUmmeub geantmortet.
Xrofebcm fcheint es nicht $u Lieferungen burch Gotta gefommeit §u fein.
SSenigftenö merben in ben oorhanbenen Sßartifularrechnuugen ber afabe=
mifcheit £ ruderet nur ©utfcher in Stuttgart uub Breitfopf in Leipzig
alß Lieferanten auf geführt.
$aß Rapier mürbe non folgenbeit ißapiermachem bezogen: Johann
Ghriftoph Grb in Gelingen, Johann Ghriftian 3ttid) (ober 3&ig) in Dber-
leiiningeu, Johann SßhiüPP Nau in Urach, Slnbreaß Lang in Laufen
(D91. Balingen). Huch Ghriftoph griebrich Neinharb ©ohne in ©tutt*
gart, ber bortige 8u$Mnber ©ottlob fielferich jun. unb ber fiofs uub
^anjleibuchbinber Dieterich erhielten hm unb mieber Aufträge. S)t e
8u<hbrudetfchroär$e, Ol unb anbern Bebarf lieferten bie ©tuttgarter
fianbelßleute 9fteijberte(n) unb älutenrieth.
3m Sommer 1786 mürbe ber atabemifchen 3)ruderei eine eigene
Bud)btnberei angegliebert unb am 5. 3uli beßfelben Sahreß griebrid)
Übel, ber bißherige Obergefeüe beß &ofbu<hbinberß Dieterich, mit einem
3ahreßgeha(t non 150 fl. angeßellt. 2lm 1. Dftober 1786 mürbe ihm
ber ©arbiß ©chlotterbed alß ©e^tffe beigegeben, infolge bicfer Neu-
einrichtung reichte bie ©tuttgarter Buchbinbergunft gegen bie Äarlßf^ule
eine Befdjmerbe ein, bic jebodh alß gaitfl unberechtigt abgemiefen rouTbe.
Schon im SSpril 1788 mürbe bie ©elbßabminiftration ber Budhbinberet
mieber aufgegeben unb mit bem Unu>erßtätß6u<hbinber Übel ein neuer
SCfforb getroffen, rnonad) biefer fortan bie Buchbinberarbeiten für bie
Äarlßfrfjufe auf feine Nennung betreiben uub fein ©eroerbe „hi ber ©tabt"
beforgen foUte. SMe auf Übetß Äonfurrenj eiferfüd)ttge ©tuttgarter Buch'
binberjuuft befchmerte ß<h auch S c 9 cn bie Ginrichtung ber neuen Übel=
fchen Dfßjin mieberholt (fo in ben fahren 1790 unb 1791). Übrigens
tonnte Übel bie gefantte Arbeit, namentlich baß Gtnbinbeu ber Halenber,
nicht adeitt bemältigen, unb fo mürben hierfür auch folgenbe ©tuttgarter
Budjbinber heraitgejogen: 3°h<m n Philipp Bßfterer, Gfjrißoph griefer,
3ohann ftonrab $icrlamm, Johann Safob Blefßng, 2)obel6auer, Ghrt j
ftoph Äricger, Johann Ghriftoph Dieterich/ 3oh°int Ghriftoph fiäußer.
Sie Sudjs unb ÜKotenbruderei bec $ofyen ÜarlSföule.
219
Die Dätigfeit bet afabemifd^en Roten* unb Vtuhbruderet entfaltete
fi<h nach $wei Seiten. Sie unterjojg ficb nidjjt nur ber in i§rem kanten
liegenben Aufgabe, auf frembe Veftellung unb ©efahr Drudarbeiten ju
fettigen, fonbern nafjm auch eine 3lnjo^ VerfagSwerfe in eigenen Vertrieb.
Ohne fidf) burch ben aRifjerf olg ber beiben erfien mufffalifchen Unternehmungen
entmutigen §u laffen, oerfuchte fte es mit bem Verlag von Supern unb
ergiette namentlich mit einigen auf RZaffenabfab berechneten unb burch
Vrioilegien geföüfeten ätrtifetn fe^r günftige finanzielle ©rgebniffe. Da=
bei mochte ff<h manchmal ber SRanget einer eigenen Vuchhanblung un-
angenehm fühlbar machen. 21m 14. Ruguft 1791 erbot fich ein Sodann
Heinrich SBuHen, bie Stelle eines Such heiter s bei einer ber Druderet
angugltebernben afabemifchen Vuchhanblung $u übernehmeu. SJtan lieg
fich jebod> nicht barauf ein. 3) er 93Cbfafe erfolgte teils burch bireften ©injet
oerfauf, teils burch Vermittlung ber Stuttgarter unb in ben größeren
Stabten bes Aanbes gefeffenen Vuchbinber. ferner nahmen bie ©ottafdhe
Vuchhanblung in Tübingen unb einige auswärtige girmen, fo bie „b&
rühmte" be la ©arbiföe Vud&hanblung in Berlin unb bie in ben Säften
gleichfalls berühmt genannte 3ägetf<he Vuchhanblung in granffurt, bie
VerlagSartifet ber Aarlsfchule in Aommtffton.
3m 2Rärg 1787 gog bie afabemifd^e Dtutferei bas Aalenberprioileg
an {ich. 9Uß ber fiof* unb Aangleibuchbruder ©otta, ber fich bisher im
Beftfce bedfetben befunben hatte, um Verlängerung bat, fragte ber £er=
Zog bei Seeger an, ob er es für bie atabemifdjje Druderet für nüfclich
halte. Diefer bejahte: trofc beträchtlicher ©inricijtungSs unb Vetriebstoften
oerfpreche er fich ©etoinn baooit. ©ine genaue, oom 6. SDtärg 1787
batierte Berechnung mürbe aufgefieüt. Danach beliefen fich bie jährlichen
Aoften auf 3476 fl., bie ©inrichtung auf 2000 fl. 18 Ar. (300 fl. für 2
neue Druderprejfen k 150 ff., 1700 ff. 18 Ar. für 22 V 2 gentner Schriften
unb Aalenberjeichen nebft Duabraten, Sinien u. bgl.). Sin jährlichen ©iu=
nahmen mürben angenommen:
60 000 Quartfalenber ä 5 Ar. = 5000 ff.
700 Sthreibfnlenber ä 7 Ar. = 81 ff. 40 Ar.
3000 Sadfalenber i\ 2 Ar. =: 100 ff.
500 fioffalenber ä 1 ff. -= 500 ff.
5681 ff.^40 Ar.
Das ergibt einen Reingewinn von 2205 ff. 4t) Ar. Der Profit am Ver*
fauf frember gerempelter Aalenber würbe auff erb ent noch mit 300 ff.
eingefefet unb bemnach ein ©efamtgewinn von 2505 ff. 40 Ar. ausgerechnet,
ber ffch für bas erfie 3ahr burch bie abgujiehenben ©inrichtungsfoften
auf 505 ff. 22 Ar. ermäßigte. Der fierjog erteilte barauf ber Aarlsfchule
220
raufj
baß Kafenberprimleg unter benfetben Bebingungen, wie eß ©otta bisher
gehabt ^atte ; 1570 fL jährlidj waren ber ©eneratfaffe baffir ju entrid&ten.
Sie fi$ ßotta oergebltdfj bemühte, nun roenigftenß bie Kalenberföriften
ber afabemifd&en Xruderet liefern ju burfen, tfl oben berietet worben.
Stuf baß Sa^r 1788 erfdfjienen bie erften in ber Karlßf<hu(e ge?
brudten württembergifdfjen Kalenber. Sie bebeuteten einen wefent(i$en
Sortfd&ritt gegenüber bem, was (Sotta geboten hatte l ). Sßrälat Sprenger
ju Slbetberg unb ber Karlßfchulprofeffor SRappott würben beauftragt, Ber=
beiferiingßDorf<hläge ju tnad&en. Stoppelt batte gegen ein jährlitheß Ho-
norar non 60 fl. Kalenber gu rebigieren. S)ie Sfcdbnungen ber
2) ruderet unterfdjeiben 4 Sorten oon Kalenbern :
1. ®er Duarttatenber. Bon biefem würben im Sftedfjenjahre ©eorgii
1789/90 56 679 Stüde, im 3ahre 1792/93 57 809 abgefefct. (Sr war
im gangen £erjogtum unter bem Soll Derbreitet. @r verfiel wieber in
ben Stabt? unb £außfalenber unb in ben Sanb? unb Bauemfafenber.
»£«J 09 ß<h s SBirtembergifth gnäbigft privilegierter Stabt? unb $auß?Ka(enber
(bej. Sanb? unb Bauern?Kaleuber) auf baß 3al)r 17 * . mit beigefügten
gemeinnfijli<hen Hbhanblungen unb Stod&ridfjten" (outete ber genaue Xitel,
^m fiaußfalenber für 1789 fianb eine Slbhanbtung auß ber $eber non
Sßrofeffor Stoppolt über bie ©efdjidjte unb Befthaffenheit beß Sttjifeß in
ben württemb er giften Sanbeit. Xaß erregte SCnftoft beim $erjog, weil
infolgebeffen bie Klagen einjelnet Bürger über ben 2tf jiß oorjügtich (aut
geworben feien. Dberfi Seeg er naljm ft$ bcß Berfafferß entfliehen an.
3) ie golge war inbeffen bie, bafc bie bißfjer je nfur freien Kalenber fünftig
ber 3 Ctt fur unterteilt würben.
2. $)er 911mana<h= ober Sdfpeibfalenber. Bon ifjrn würben tm 3®h rc
1789/90 1000, 1792/93 1025 (Exemplare oerfauft.
3. £)er genealogifdje länglichte Xaf<henfalenber. £)er Stbfag betrug
1789/90 2511, 1792/93 2500 Stüd.
4. ®er ßoffalenber. (Sr war ber oornehmfie unb teuerfle.
ber 3a^reßredbnung 1789/90 finb 30 abgefepte (Spemplare beß 3afjr?
gangß 1788, 33 beß 3a^rgangß 1789, 401 beß neueren 3a^rgangß
1790 gebucht. Ungebunben fofiete er 36 Kr., gebunben 1 ft. SOton war
für einen gebiegenen literartfcfjen unb füttftlertfdjjen 3a^a(t beforgt. ®er
Karlßfchulprofeffor 3°b> ©ottlieb Schott lieferte ju ben 3®h r 9ängen
1788 unb 1789 Biographien ber württembergif$en ©erjage 2 ). Sßro*
*) Sgl. Steiff im $er$og ßarfcSBerf I S. 381.
v ) Sgl. Saltyafar $aug, 2)aß gelehrte SBirtemberg (Stuttgart 1790) @. 168. ©bens
ba 8. 133 ift ermähnt, bafj ^oI)ann 9faft $iftorifc§e 3Eufftt$e in ben §ofta(enber gefcbrieben
ijabe.
£ie 33udj<- mtb SVotenbructerei ber $oben Karldfc^ute.
221
feffar (Slben übernahm bie ©enealogie, bie ftatiflifd^en Tabellen jc., n>o=
für er ein fährticbeß Honorar non 50 fl. erhielt $te ©lenen ber Äupfet*
fteherfdjule fertigten bie Äupferftiche, fo ©<hlotterbecf unb Seppolb
bie SBUbniffe non je 6 $er$ogen (nach 3)lün§en unb 9JtebaiHen auß bem
herzoglichen Äabinett).
2)er £offatenber auf 1791 mar norläuftg ber lebte. Qm Qrfihjahr
1791 machte ber begliche Äammerberr Freiherr Q. 3Jt. SBouroing*
Raufen non äBaüenrobe ben Sorfd^lag, einen Safd^enfalenber für SPferbe=
(iebbaber heraud^ugebeu unb auf feine Äofien unb ©efabr in ber Äarlß=
fchule brucfen gu (affen, $a er auch eine geneaIogifc$e Tabelle ber
grölten Käufer ©uropaß beifügen rooßte, empfahl ©eeger baß Nnerbieteu
unb fdjlug nor, biefen £afchenfalenber an ©teile beß bißberigeit fiof*
falenberß treten |u laffen, ber fxch nicht befahlt mache. 25er fierjog ge=
nehmigte eß, unb ber Qntenbaut tonnte biefem mit Rapport nom 22. Sep-
tember 1791 }n>ei Template befl foeben auö ber treffe gefommenen
Souminghaufenfchen Ratenberß auf 1792 norlegen. 33om Qabrgang 1793
ab mürbe ber „£afcbenfalenber auf baß Qa|r . . . . für Sßferbeliebbaber,
Deuter, ^ßferbejüchter, Sßferbeärjte unb &orgefe*te grofer 2WarfiäHe" non
ber Q. ©. ©ottafchen 39u<bbanblung in Tübingen neriegt 1 ). 2)ie Äßrlß*
faule brucfte noch ben Qabrgang 1794, fpäter mürbe er mohl in ber
€ottaf<heu 25nnferei hergefteHt.
Um ben gefamten Äalenberbanbet ju monopolifieren, nermittelte
bie afabemifcbe ©ruderet auch ben Verlauf non außroärttgen ftalenbern,
natürlich ufat ohne ©emimt. Nürnberger Quart- unb anbere fta-
tenber, ber Nugßburger SBanbtalenber, ber granffurtcr #tnfenbe Bote,
ber fieip^iger Jutteralfalenber unb nerfchiebene gejlempelte frembe £of-
falenber ftanbeu bem ©eil befl ?ßubltfumfl jur Verfügung, baß fo(che auß=
tättbifcbe 2Bare nor ben einbeimifcben ©rjeugmifen beoorjugie.
Qerner gog bie ftarlßfaule ben Verlag fafi fämtlicher Solfßfchut* unb
praftifchen Neligionßbüdher an fleh, ber enangelifaen tote fatbolifaen.
Mit erfteren mürbe natürlich ber ftärfte Slbfafc erhielt @ß b an ^t e P<h
hauptfachlidh um bie folgenben 5 prinilegierten SSerlagflartifel :
1. ©aß Äon firmationßbüch lein,
2. Das 3(33<&ä3ü<blein. ©urdj Sßatent nom 3. Quli 1786 erteilte
ber $er}og, nachbem baß Sßrinileg ber ÜNäntlerifaen Sudhbruderei ab=
gelaufen mar, ber Äarlßfchule für bei be ein Privilegium exclusivum
unter benfelben öebingungen mie früher ber SKäntlerifcben ©ruderet,
©et ißreiß beß et ft er en mürbe auf 1 Vs, beß festeren auf 1 Äreujer feft-
’) ftfir ben 3aljrgang 1793 betrug bie ^itffagc 1500.
222
ft taufe
gefefet. Som Äonftrmationfi&üdjrein würben 1789/90 9078, 1792/93
6411 Stüde abgefefct, turnt StS&Südjtein in benfetben Sauren 10555
bejro. 12 100. Sem Verlauf ber SlSS-Siichleins taten namentlich bie fo=
genannten Sieutlinger ^aufterer ©intrag, bie anbere Bibeln in £anbe(
brachten.
3. Sa« Spruchbuch,
4. ©tc Äinb erlebte. 2lm 23. Dftober 1786 teilte ber £erjog bem
&aTt«fdjulintenbanten mit, ba§ er ba« gleichfalls erlebigte ^rinileg biefer
jroet Süd) er ber Studerei juroenbe unter Slnwenbung aller Bisher $um
Vorteil beö Fisci charitativi et publici beftanbenen Aonbitionen ratione
Srud, Sßreiß, Rapier k, Sie girma 3 . 33. Rebler in Stuttgart, bie
bisher ba« Sßrivileg für bie ftinberlehte gehabt hatte, befaß noch betracht*
lieben Vorrat unb fchlug befihalb ber alabemifchen S ruderet por, ihre
neue Stuflage fo lange gurüdguhalten, bie jener verlauft fei. Sie« mürbe
jebodb abgelehnt. Son ber ftinbertehre würben 1789/90 8844, 1792/93
6820 Stüde toögefdjlagen, vom Spruchbuch 1789/90 15968, 1792/93
15064.
5. Sa« Äommunifantenbüchtem. Son btefem betrug ber Stbfafe in
ben beiben genannten fahren 524, bejw. 502 Such (= 52400, bejw.
50200 ©jremplare 3 U je 1 Sogen).
©egen bie in ber Äarlsfchule hergeftellten Sücher würbe auf ber
Spnobalverfammlung non 1789 (laut ^rotoloü vom 21. November 1789)
fafl allgemeine ftfage erhoben. 3Jton beanflanbete fowohl ben blaffen
Srud als ba« fchtechte Rapier; befonber« feien bie ©jremplarien be«
Sprtuhbuch« fo befchaffen, baß fie leine lange Sauer verfprechen. Ser
Sefdjluß würbe gefaxt, beim Äarlöfchulintenbanten Seftfjwerbe ein-
jureichen.
3u biefen 5 gangbarften evangeliföen Schulbüchern gefeilten ft<h
„Summarien, ober griinblidje Sludlegung ber Schriften Sitten (be$ro.
Steuen) Seftamentß" in je $roei Seilen (Quart). Sen Steigen ber fa?
tholifdjjen Serlagöfd&riften eröffnete 1784 ba« von ^oflaplan SBerhneifter
beforgte „©efang-Such nebft angehängtem öffentlichen ©ebethe jum @e*
brauche ber fiergogl. SBirtembergifdjen fatholifchen fioffapeüe", ba« in
tafcher f^olge mehrere Sluflagen erlebte. Saran reihten ft<h 1 786 SDerl-
meifterö „©ottedverehrungen in ber ©harwodhe jum ©ebrauche ber herjogt.
SSirtembergifchen fatholifchen fioffapelle". Slußcrbem erfthien in ber
ßarfefchute baß vom Senebiftinerpater Seba (Sohann Saptifi Silg) ver-
faßte „£ehrbu<h für bie h er S° 9 l* ffiirtembergifdjen fatholifchen fianb*
fchu len" (in 3 Seiten für 3 Schülerflaffen) nebft atphabetifchen Sogen
baju.
2>ie Stuft« unb Stotenbnttfcrei bet $often Hortßfcftule. 223
ferner verlegte bie afabemifche Truderei mehrere in ber Äarlßföute
eingefiiftrte £ehrbß<f>er, fo Tuttenhoferß „2Infangßgrünbe ber SIritbmetif"
(1785), fiaußteutnerß £atehufdfje (Shreftomathie, be (a SBeati?’ „ SJtethos
bffben Untemdftt in ber franjöftföen Sprache" (erfleß unb jraeiteß
©fetnentarbudj in je 4 Teilen, 2 franjöftfdSjen unb 2 heutigen; bie beutfdfte
Überfettung von ^rofejfor ©h** %x. Äaußtcr). Tie Statoren tvurben an«
ftänbtg honoriert ; fo raffen rair, baß be la SBeauz 5 fl. für ben Trud«
bogen erhielt. 3tu<b noch vorhanbene Vorräte von S<bulbß(bern auß
anberem Verlag nahm bie flarlßfchule mitunter in eigenen Vertrieb, fo«
fern fte eigens für ihre 3 roec * c angefertigt raaren, fo namentlich ein
jraeibänbigeß englifdjeß Sefebudj non Sßrofejfor ^ofef ©offe (Master-
Piece s of good writing, collect ed from tbe best english Authors,
Stuttgart, bei <5. % ©otta, 1 779/80) ’)•
Taß ältefte, zugleich in ber Äarlßfcbule gebrudte unb verlegte 9u<$
ift bie „ ©efdftreibung ber $ohen Äarlßfcbule gu Stuttgart" (1783). Ter
bei ber beutfdhen Originalausgabe verföroiegene SBerfaffer ift auf bem
Titelblatt ber 1784 erfdftienenen franjöftföen Überfettung genannt: „De-
scription de rAcademie-Caroline de Stonttgard libremeut tra-
dnite en Frangais de rOriginal Allem and composepar Mi*. Auguste
Fr6d6ric Batz, Professeur en Droit dans cette Academie“. 3Son
raeiteren SSerlagßraerfen ber afabemifdjen Truderei feien h^ oor 0 e ho^ en :
£ofrat fiöfelinß *) Stbhanblung auß bem teutfdjen Staats« unb Sehen«
recht, 5t er n er ß „Flora Stuttgardieusis ober &ergei<hniß ber um Stutt«
gart roilbroaebfenben ^ßflanjen" (1786), „Sdjteiben unb SIntroort Aber
bie in bem äBürtembergif<hen SRarftffeden SBeiltingen auß ©elegenheit
*) $on fonfttgen öütftem, bie auß fremben 2)rucfereten in ben SBeriag bet Harlß*
jcftule übernommen worben ftnb, feien genannt : „3oftann SReinftolb gorfterß .... unb
(3mg gorßerß Beitreibungen ber ©aitungen oon $ flan 3 en, auf einer Steife natft ben
Unfein ber ©Übfee gejammelt, betrieben unb abgejeiiftnet w&ftrenb ben Saften 1772
biß 1775. %uß bem Sateinifcften überfeftt .... burift $oftann ©imon ferner, ber
Botani! 23efliffenen in ber Qeqogtitft SOSirtembergifcften SRUitäralabemie. Stuttgart, gebrutft
bei Sftriftopft ©ottfrieb SRäntler, 1779"; „tDie Äunft, rofte unb calcinirte $otafcfte ju
matften, .... auß bem gfranjbftfdjen überfeftt von (Sftriftopft ^riebneft Hausier, 3öß s
(ing in ber SRilitärafabemie ©einer ^ergoglitften Surdjlaucftt ju SBiriemberg. Stuttgart,
bei (Sftriftopft griebrieft (Sotto, §of« unb ftansleibwftbrwfern. 1780". Slucft bte gebruetten
$rfifungßf(ftriften ber 3^ölinge würben bunft bie HarlSfcftute verlauft, barunter ©eftitterß
„Serfwft über ben 3ufamtnftang ber tierifeften Statur beß üüienfcften mit feiner g eifrigen"
von 1780 (;u 7 Hr.). Stuß bem Saftre 1785 ift ein „Berjeuftniß ber in ber Shuftbruderei
ber §erjogl. §often ßarlßfcftule ju Stuttgart beftnblicften S erlag ßfcftrtfien unb Hupfer»
ftiefte", ein $eft von 8 bebrudteu Dftaof eiten, oorftanben.
*) 33 et Serfaffer nmr Hanjteiaboolat in Stuttgart ; feine ©tftrift ift nirgenbß meftr
aufautreiben.
224
firaufr
ber Slnheftung bet königlich $reu§if(^en SiegierungSantrittS’Sßatente
vorgefallenen £ätli<hf eiten" (1792 — in 500 Gyemplaren gebrudt unb
ba$ Sttid gu 6 & r. verlauft), ferner eine Siebe bes ^ßrofeffors Sßland
bei bem ©ra6e bes fierrn Seutnant S&alter (1783)/ 5 fogenaunte Sitten-
reben über Vibelfieden, einige von #ergog flarl ©ugen bei af ab entließen
geftlid^feiten gehaltene Sieben.
©üblich nmrben eine ©ingelauSgaben von Schaufpielen unb
Opemtepten bureb bie atabemifche SDruderei vertauft. ©s banbeite fidj
um lauter Stüde/ bie bamals bem Spielplane bes Stuttgarter $oftheater&
einverleibt waren. 2>ie weiften waren jebod) in anbem Diftgtnen h eri
gefiedt worben. Slus ber ÄarlSfdjule felbfi flammten j. 9. „£er 3ähnb*
ri(b ober ber faCf(be Verbaut, ein Drigtnal=£uftfptel in brei Shtfgügen
von Schröbern" (1786 gebrudt), ff 2)er Slbjutant, ein Suftfpicl in brei
Sitten" (1787) ’).
Slud) von etlichen abgelebnten Verlagsanerbieten wiffen bie Sitten
gu ergab len. 3tn Sabre 1787 würbe ber &ofabvotat $b^P Kaper
mit feiner „Sehre von bem ©tb unb ber peinigen $rage", 1790 ber
Sienovator Silenter in Äitdbheim u. X. mit feinem „ Schopf locher £orf=
plan" gurüdgewiefen ; in beiben Süden fdbtug man ben Slutoreu vor, ihre
Slrbeiteii auf eigene ßofien in ber afabemifchen Sruderei ^erfteüen gu
(affen. 2lm 9. Januar 1792 wanbte fidb Pfarrer Dr. ©briflmanu in
Reutin g$heim, ber befannte mufifalifthe Scbriftfteder unb Äomponift, an
Seeger mit einem Schreiben folgenben Snbalts : Kan fotfe bas Privileg
für $rud unb Verlag bes rechtmäßigen würtlembergifchen @bora(6u$3
für bie afabemifdje ^ruderet erbitten unb ihm/ (Sbriflmann, bie 2lus=
arbeitung besfelben, bie bas b ermögliche Äonftftorium ihm ohnehin gu-
gefagt f)abz, gegen ein billiges Honorar anvertrauen. @t bnbe erfl fürg;
(ich im Aufträge bes £eibelberger ßonftftoriums ein ©hotatbuch für bie
pfäfgiffytutberifcben ©emeinben gefdbrieben unb bamit ©b rc eingelegt.
Sie Bruder ei ber ßarlsfdhule werbe bavon Vorteil haben r ben fonft ©otta
einftede. — ®aS Unternehmen tarn inbeffen bamals nicht guftanbe.
Säe überaus gasreichen 2)rudfachen, bie von ber Kititäratabemie
fclbft für Verwaltung/ Unterricht/ Slepräfentation u. f. w. benötigt würben,
mußten von ber Sruderei unentgeltlich geliefert werben unb tarnen alfo
überhaupt nicht gur Verrechnung. @8 hobelte ftch gunachft um fjformu*
lare unb Tabellen oder 2trt : Siechnungfiformulare, CtuittungSformulare,
Kontierung stabe den, Äüchengettef für bie Sltabemietüche/ ferner Stegtements
unb Statuten (beutfeh unb frangöftfeh), Vergeichuiffe ber ©rforbemiffe
l ) S^emplare baooit 6cft0t baS StaatSarrtjiu.
Sie unb Staienbntcterei ber $ofien ßarlejdjule.
225
für Reueintretenbe, 93ü<ftcrtabeHen r Rationattifien, Äranfens unb fonjiige
Rapporte. Des weiteren mürben gebrudt : Äonbuitetabeffen, Straflijien,
Sofationen, öffentliche Sßrüfungsorbnungen unb ^ßrüfungstabeflen, $or=
lefungsoerjeichntffe, ^erjeidjniffe ber ben Sßrofefforen ju entrichtenben £o=
norare, Siften ber ©lenen unb Stubierenben, ^erjeidhniffe ber Stabtflubie=
tenben, Rbrefjbücher ber föodhfchule, Rtatrifel, Doftor= unb anbere Di-
plome, ©inlabungsfdhriften, gahrtagSbefdhrcibüngen, Dhefen ju ben Dis-
putationen am Stiftungstag im Dezember, Programme, geflreben unb
gefigebtdhte, Drau err eben auf nerftorbene Sßrofefforen unb Beamte, Sar=
bilis Drauerrebe auf ßerjog flarl Gngen nebft Ginlabungsfchrift jur
afabemifchen Drauerfeier u. f. m. Doch mürbe nur ein Heiner Deil ber
Sieben auf öffentlid^e Äoften hetgeftettt, meiji mufften es bie Autoren
auf eigenes Rififo tun; ebenfo mürbe es mit ben D of t orbiff er tationeu
gehalten. @nbli$ gehörten auch ju ben S|ßfti<htbnideti ber Rnjtalt bie
Ser$ei<hnijfe über ihre SerlagSfdhriften.
Die gebrudten gormularien, bie anbere Seamtungen unb öefjörben
non bet &ar(Sf<hule bezogen, mußten befahlt merben. 2tu<h bie ftomö-
bienanertiffements u. f. m. non ber Äaffe bes ©oftheaters trofc ber engen
Serbinbung, in ber btefeS mit ber ßatlsfchule {taub, ©ben jo, maS bie
herzogliche Atidhennerroattung an Rechnungstabellen unb ähnlichem beburfte.
Sieben Rechnungen aller 2lrt maren bie Seelentabellen mit Spejialfor=
mulaten ein midbtiger Slrtifel ; banon hielt bie Druderei ftets einen *be=
trädbtlidben Vorrat auf Säger. 2Bir hören ferner non Sßflegerechnungs*
tab eilen, äSeintabeüen, Utfuuben für bie Stiftsnermaltiing, bie gebrucft
mürben. Das Stuttgarter Reidhspofiamt, gelegentlich auch bas 2Iugö=
bürget, beftellte Scheine, Quittungen, Dabellen, Serjeichniffe, ©ftafetten in
groben Stengen, gür bie fatholifdje £offapeffe mürben unter anberem
Seichtjettei geliefert. Somohl bie roürttembergifchen Regimenter als audh
fchmäbifche Areistrappenteile gaben Rapporte, SInertiffements, ©rerjier*
reglements bei ber afabemifchen Druderei in Auftrag. Die franjöfifche
®efanbtf<haft lieb fi<h non biefet Sßäjfe unb Slnertiffements anfertigen.
gür Sßrinatteute mürben Sifiienfarten, Drauerbriefe, Seichen* unb
fonftige Reben, Reujahrs-, ©eburtstagö-, fiodhjeits*, Seichem unb anbere
Carmina gebrudt, mobei bie Drutfftätte auf bem Ditelblatt häufig nicht
genannt ift. Sludfj fianblungshäufer, ©afimirte unb fonftige ©eroetbe*
treibenbe bezogen Kopfbogen, Stiifiinbigungen, Rechnungsformulare, gracht*
briefe, $rrisfurants unb bergleidheu non ber Äarlsfchulc.
3u ben Süchern leiten bie aus ber Stnftalt fclbft heroorgcgangencit
Doftorbijfertationen über. Racfjbem mit ber Erhebung ber Rtilitärafa*
bemie jur Uninerfität fie in ben SÖefLfe bes Rechtes gekommen mar,
flfirtt 8ictt«Ua6ttt. f. £anfe«6gcf4> W.g. XX. 15.
226
fit auf)
Softorbiplome $u nerleigen, (egte ber. £er$og SBert batauf, bag banon
{leidiger ©ebraudh gemalt werbe. Slicgt nur bie jungen Seute, bie igre
©tubieu jum 21 bf<f)lu& brauten, fonbern auch folcge, bie bereite früher
bie SXnflatt neriaffen Ratten 1 ), ferner an berfelbeu angefieHte Segrer
würben baju angegatten, fug ben $)oftorgrab 31 t erwerben. 6 ie ade
liegen igre Arbeiten in ber afabemifdgen $ruderei nernielfältigen. ©ocg
blieben bie 2 >oftorpromotionen auf bie mebtsintfdge unb jurifHfcge Sa*
fultät befdgränft, unb audg non ber leiteten liegen nur eine fpärltcge
Sfotsagl non $>iffertationen nor (barunter bie non Stlbert griebricg Sempp
unb Benjamin gerbinanb SRogt). $)urdg bie weit grögere 3 agl ber
Hoftür arbeiten auf ben ©ebieten ber inneren -äftebijin, ber ^^irugie unb
ber Staturwijfenfdfjaft wtrb bie üBerragenbe Sebeutung ber mebijinifdgen
gafultät gefennjeidguet. Unter igren $5oftoranten begegnen wir 3 . 33. gr.
SB. non £onen, ft. gr. ftielmepcr, ©eorg Slemer, gerb. Slutenrietg, ©gr.
£. Sßfaff, ft. gr. SRörife, bem Steter beß ® id^terö
®on ©cgubartß sweibänbiger ©ebidgtßauögabe würbe ber erfte 39anb im
grügjagr 1785, ber 3 : 0 eite einbreiniertel 3agr fpäter in ber afabemifdgen
^ruderet gergeftellt £>er $>idgtet felbjl beflagte ftdg über bie teueren
greife beß ^nftitutß unb regnete für baßfelbe 3 U einer Qelt, ba ber
3 weite 93anb nodg gar nidgt gebrudt unb bie ©efamtabredgnung nodg gar
nic^t ba war, einen ©ettrinn non 2000 fl. gerauß 3 ). ©traug nahm bieß
für* bare SDltinje, unb bie fpäteren ©dgubartbiograpgen gaben igm frittf=
loß nadggerebet, heftige Slnttagen gegen bie ftarlßfdhule unb igren Sßro*
teftor ergebenb. ®ie Sitten Hären bie Slngelegengeit auf. 3n ber „©um-
marifdgen ^Berechnung über bie Slußgaben unb ©innagmen ber 39ucgs
bruderei ber ge^ogtidgen ftarlßfdgule" lefen wir:
Bar 9luß logen Bar ©innafymen
giir Sfoertiffementß unb Sünfün-
bigungßbriefe ber ©ebidhte
unbäRufifalifdgenSRgapfobien 15 fl. 45 ftr. 35 fl. 25 ftr.
*) 2Uiö Schillere Seben ift b dünnt, bajj au cf} er eine 3eittang biefen ©ebanfen
legte.
2 ) 23ei Stogner I S. 630 ff. finbet fut) ein gta^eidjmß fämtlidjer auß ber SKabemie
Beroorgegangencn SDrurf f rf>rif ten^ baß and) bie $o!torbiffertationen, jeborfj nidjt lüdenfoß,
enthält, ©ine Sammlung ber letzteren befiel baß Ä. ©taatßardjio, eine roefentlicB voll«
ftänbigere bie 11. Sanbeßbibttottjef in Stuttgart. 3n Biefer jä^lt man 7 juriftifdte unb
34 meb^iniirfjMtDtunoiffenfcBaftlirtje ^Ibbanblimgeu, bie j}n>if($en 1781 unb 1791 in ber
afabcmifdien 2>ruderei fjergcftellt worben finb ; unter ben lefeteren Beffnben fid) 2 Streit*
fcfjriften 3 ur ©rtaugung ber ^irofefforenroitrbe.
n ) Sgl. Sdju&artß Briefe au feine ©ciiiin oom 80. 2(uguft unb 3. September
1785 (bei Strauß gebrudt).
3>ie ®ud)s unb Siotcnbruderei ber §o(jen Karlöfc^uTe.
227
bat $(iißfagen bat (Siunafjmen
für ©ebidjjte 1 . 53a nb (2luf=
tage 2500) 386 ff. 45 Ä r. 3 609 ff. 20 Ar.
für ©ebidjte 2. 33anb ... 413 ff. 651 ff. 15 Ar.
für bie jwei erflen fiefte ber
S&apfobien 87 fl. 36 Ar. 253 ff. 30 Ar.
SetnnadJ batte bie SDrucfetei an ben 2 ©ebicbtbänben 460 ff. 49 Ar.
3 $. Seingewinn: uod> nicht einmal ber 4. Seif ber non Sd&ubart an*
genommenen Summe. Ser ißroftt an ben Shapfobien mar Dertyättniß*
mägig gröger, weil ber Sotenfafe butd& einen unbefofbeten Sehnungen
beforgt werben fonnte. Sei 43 ff. 48 Ar. Ausgaben belief er ft$ burdfc
fdfjnittlidh für baß $eft auf 82 ff. 57 Ar., affo faft 200 °/o. Aoften unb
Seingewinn beim britten fieft ber Shapfobien werben ungefähr ebenfooief
betragen gaben. Sfudfj eine äfngabf Afeinigfeiten lieg Schubert in ber
afabemifdgen Snuferei anfertigen: ©ebidgte, Prologe unb geftjpiele, nor
allem aber feinen berühmten Dbelißf auf „grie brich ben ©ingigen"
(1786).
Son mifitarifd^en 3®er!en, bie in ber Aarlßfdjufe gebrucft würben,
fei fieutnant grang 3Metö „Seine Saftif ber Infanterie, ©aoatferie
unb Sfrtifferie" (beutfdje unb franjöftfdje Sfußgabe, je groei fiarfe Sänbe,
1787/88) genannt, uonnaturwiffenfdbaftfi^en„ Sodann Simon Äemerß. . . .
Sbbitbung aller öfonomiföen $P fangen" Sanb 4—7 (1791 — 1794;
Sanb 1 —3 bei ©gr. gt. ©otta, 83anb 8 bei ©ebrüber HRäntfer gebrucft)
unb 3ofepg ©artnerß „De fructibus et seminibus plantarum“ erfier
Sanb ( 1 788 ; gweiter SBanb Sübingen bei SB. fi. Schramm), beibe mit
Silbertafefn außgefiattet, non juriftifdgen unb fiaatßrecgtlicgen beß fiof*
unb Somftnenratß Sodann ©eorg $artmann „©efege beß £ergogtgumß
äBirtemberg" brei Seife (1791/92; ber oierte bei 3* 8- STOeftfer 1798),
Aarl € bewarb SBäcgtetß „Über Sudjjtbäufer unb 3udgtgaußftrafen" (1786),
SB. Sf. $r. ©ang’ „Staatßred&tlidje Setradgtungen über bie Süttidgifd&en
Unruhen, vom 3®h* 1789" (1790). Suf bem ©ebiete ber württem*
bergifdgen ©eimatfunbe warb unter anberem SBaltgafar §augö Schrift
„Saß gelehrte SBirtemberg" (1790) unb fiuberß „Senfmaf beß ^ergogfidg
SBirtembergifd^en spräfibenten ber Segierung ©bewarb non ©emmingen"
(1793) in ber afabemifdjjen ©rucferei befaßt. ©e la Seaup lieg
weitere frangöftfdge Sucher, herunter „Essai sur le Peuple“, brucfen,
SDZagifter Aögler, ^ptägeptor am Stuttgarter ©pmitaftum, ein geogra=
phifdgeß Äinberfartenfpief *) u. f. w. ©in oottfiänbigeß SBcrgctd^ni© fämt=
■ - - - ■ «
*) ©• % 3* ©rabmanit, $aß gelehrte @cf}]ua6en 3. 304.
15*
228
ftrau&
lieber aus ber ftarfSfdEjule geroorgegangenen Srudioerfe lägt ft cg um fo
weniger gerfiellen, als ftdj feineötoegs von allen Eyemplare erhalten gaben
ober bodg in nieten gälten ber S3er6leib folget nur fdjroer nacgjuroetfen
ifh Anbrerfeitö ftnb buregauß niegt alle aus ber Äarlsfcgule geroor=
gegangenen Srude äugerlicg als fotdje fenutlicg gemadjjt. 2J7an<gmal
fnüpfte man an bie Srudübernagme gerabe^u bie S9ebingung, bag ber
Srudort ungenannt bleibe. STOit Sftüdficgt auf bie Haffe ftbemagm man
fo jientlüg jeben Auftrag, ffiglte fteg aber boeg bureg ben einen ober anbem
geniert. Erft bie Ausbreitung ber frangöftfegen SRenolutUm magnte gu
gröberer 33otffcgt. £ogengeim ben 28. Satiuar 1792 lieg ber ©etjog
eine Drbre fotgeuben gngatts bem Dberften non ©eeger gufommen :
Surcg ein Sleffript nom gleiten Sage fei an bie Dberdmter Stuttgart
unb Tübingen SBefegt ergangen, ben Sucgbrutfem eingufegärfen, „bag fie
feine an bas Solf genuteten aufrügrerifegen ©egriften ober toiber bie
^Religion, gute ©itten unb ben Staat getriebenen Sücger bem Srude
übergeben"; biefetbe Sorfcgrift fei autg non ber ßarlsfcgutbruderei gu
beoba<g ten, unb ©eeger foüe ben tgm untergebenen 33ucgbrudern bie nötige
SBeifung erteilen.
SBon oerffgiebenen SBerlagflbutggänblern ergiett bie Anffalt ni(gt feiten
Srudaufträge. Sie atfo in ber afabemtfdjen Sruderei gergefleüten SSerfe
noeg feffguftetten, ift fo gut toie unmöglicg, toeil auf ben Titelblättern
nur bie SBerlagSganblung, bie Srudftätte aber meber bort nodj fonfhoo
nermerlt ifl. Smmergtn taffen uns autg in biefer grage bte Alten nitgt
oöQig im ©tieg. toiffen, bag bte Sottafcge SBuigganbtung in Tü-
bingen, ber ebenba fein ©efegäft betreibenbe 3afob griebrieg $eerbranbt,
ein SBruber bes gaftors Sßgilipp fieerbranbt, mit bet Sruderei ber Äarlß-
ftgule gufammenarbeiteten. legerer oerlegte betfpielsioeife bas bort ge*
brudte 2Serf Sßrofeffor 3afob griebridg Abels „Erläuterungen roiegtiger
©egenffänbe aus ber pgilofopgiftgen unb cgriftlicgen Sttoral, befonberS
ber Afcetif burtg Setratgtungen aus ber ©eelenlegre" (1790) J ). 3n
ber Eottafcgen 33u<gganblung erftgienen 1788 bes (Stuttgarter ©pmnafiab
profeffors ©ottl. griebr. dosier „^aturgiftorifege unb Teignologifcge
■Wacgricgteti non ber ©aline gu ©ulg im fiergogtgum SBirtemberg", non
meltger ©egrift bie Alten angeben, bag fte in ber ftarlsfcgute gebrudt
worben ftnb. genier befteffte ber Umnerfltätsbucgbinber Übel eine Am
gagl giftorifeger SBollsetgäglungen, bie er auf eigene SRetgnung o er trieb
(S. SB. eine altbeutfcge ©efegiegte „Margret non öfterreieg", eine altbeutfcge
©efegiegte „Sie geuttge „©efegiegte ber Sräftn Tgefla non
™ ^ V
*) (S&enfo SJitöelS ,,^rafii[cl)e gclbmetifunft" (2. Auflage 1789).
Sie $u$> uat> Sotenbrutfetei bet $o|jen ÄatUfdjuIe.
229
P
$hurn", „Aaifer 3ofeph& £eftament nebft einem ©efptäch im Reiche ber
$oten" 0-
Ruch oerfdhiebene 3 c üuugen 2 ) unb 3eitf$riften mürben in ber afa*
bemifchen Bruder ei bergeflelt darunter bret pofitifche. Schubartö
Saterldnbifche Arontf, bie feine ©efangenfchaft unterbrochen ^atte A mürbe
nach feiner ©rlöfung oom fiohenafperg fofort mieber aufgenommen. An-
fang 3uti 1787 erfchien baS erfle Stfidf. @8 tylfat, ber ©eroinn, ben
biefes Unternehmen ber Aatlsfchufe in ^SCuöficht ft eilte, fei mit ein ©tunb
für bie enbKdjie Befreiung bes Rrrefianten gemefen. Slm 25. 3uni 1787
mürbe ber Sttforb gtmfdhen bem faiferlid^en Reichöpoftamt in Stuttgart,
bas ben Vertrieb bes Qournals beforgte / unb ber ^ruderet abgefihfoffen 3 ).
©eorgii 1789 mar bie Auflage bis gu 2500 geftiegen unb mit bem
9. Stfid bes Jahrgänge 1790 mürbe bas brüte Xaufenb roll. S)er hödfjfte
Stanb (mit annähemb 4000 ©jrempfaren) muh ober erft im gmeiten
Semefter non 1791 erreicht morben fein*). Rach SdhubartS £ob fefete
@. Stänbfin gugunften ber Söitme bas Unternehmen fort. 2fber bie Rbon*
nentengaht ging unabtäffig gurüd. ©eorgii 1792 betrug bie Auflage noch
2100, Neujahr 1793 1600, gufefct nur 1200. 3Rit bem 32. Stüd vom
19. Rprif 1793 h^rte bie Äronif gang auf; am 24. besfefben Monats
*
mürbe bas ihr erteilte priotfegium burdh ein hergogtidhes Sefret gutüd=
gezogen. 911$ Aoften einer Stummer gu 7* Sogen burfte bie $ruderei
nach bem ermähnten Stfforb 8 ff. für bas erfle Xaufenb unb 36 Ar. für
jebes meitere ßunbert anred^nen, atfo beifpiefsmeife bet einer ßöhe non
2500 1 7 ff. Später trat eine gang unbebeutenbe Preiserhöhung ein,
fo bah 3000 ©^empfare mit 20 ff. 18 Ar. (fiatt mit 20 ff. nach bem
Rfforb) begahft merben muhten. £>ie Rechnungen ber £)ruderei buchen
fofgenbe ©innahmen für bie Aroni!:
für 2. Semefter 1788 . .
... 765 fl. 43 Är.
tt
l.
tt
1789 . .
... 697 f(. 45 Är.
ff
2.
n
1789 . .
... 997 fl. 8 Är.
ft
1.
tt
1790 . .
. . . 1087 fl. 7 »r.
ff
2.
tt
1790 . .
. . . 1149 fl. 30 Ar.
tt
1.
t*
1791 . .
. . . 1036 ff. 57 fir.
f§
2.
tt
1791 . .
. . . 1347 fl. 18 flr.
n
1.
tt
1792 . .
. . . 839 ff. 36 Ar.
v ) 9tadj ben Sitten. (Sjemplare biefer SMidjer liefen ftcfj rtic^t auffiuben.
*) 3)te „©tuttgarbifebe privilegierte 3eihing* rourbe ber Cottajdjen £)nttferei nidjt
entzogen.
*) ©ebrueft bei SBagner, ©rgängungSbanb ©. 18 f.
4 ) ©eit bamafS bie §erfieUttng$loften am meiften betrugen (f. unten).
230
firau$
für 2. ©emefter 1792 765 fl. 15 flr.
» l-^KlSö’ 1793 306 fl. 24 ftr.
3fa<h in biefen 3 a ^ en fpiegett fleh roieber ber Retige SCuffd^tmmg
bet ftrontf unter ©djjubarts Leitung unb ihr raffet Sföebergang nad>
feinem Tobe. SSie grog ber ffleingeroimt ber Truderei geroefen iß, lögt
fidfj nid^t genau beßimmen, ba bie auf bas Journal oermanbten Ausgaben
nid&t befannt ßnb ; man fann Um etwa auf bte Hälfe ber SRobeinnabmen
ftbäfcen. 31 ber au<$ Sd&ubart, ber nach feinem Vertrag mit bein SReithS«
poßamt für jebes oerfaufte <5yemp(ar jährlich 1 fl. erhielt, mailte babei
ein glänjenbes ©efd&äft.
©(eidhfalls in ber afabemifd^en &u$brucFerei ^ergeßeDt mürbe eine
furjlebige 3eitfdjrift, bte in erfofgfofen SBettberoerb mit ber ©d&ubart*
f<hen ftronif trat: ber „SBeltfurier". Herausgeber waren bi e jroei ftarls»
fd&ullehrer (5b. gr. Hübner unb 3°h* gr. ©d&lotterbed, bie jebodh als
foldfje auf bem Titelblatte nidfjt $eid£>neten. Ter im gotmat unb na$
SWußer ber ftrontf gehaltene, aber ohne Schubartfc&en ©etß gefdjriebene
„SBeltfurier" erfd^ien nur com 2. gebruar 1791 bis 31. Tejember 1791
jeben SDiittroodfj unb ©amStag im Umfang non 8 — 16 ©eiten. (5r
brad&te es im ganzen auf 96 Hummern. 9?ad& ben 2Bochenrechnungen
ber Suchbrudereifaffe gingen oom Sßoßamt, bas ben Vertrieb ^atte, auf
27. Sluguß 1791 320 ß. 48 ftr., auf 3. SRärj 1792 275 fl. 45 ftr. für
halbjährliche HerßeKungsfoßen biefer 3 e üf^nft ein. Taö lägt auf eine
recht befdb eibene Auflage (im 1. fia[6jaf)t nicht gan$ 1000, im ^weiten
noch weniger) fliegen.
Sßrofeffor (£^rtßian ©ottfrieb Glbens ©d^mäbifdger 3Jter!ur, beffen
erße Kummer am 3. Dftober 1785 erfreuen mar, mürbe feit grühjahr
1787 in ber afabemtfdfjen Truderei angefertigt, mährenb bie 1786 be=
grünbete ©df)it>äbifdfje ftronif ber 3^nfurfrei^eit guliebe in ber benachbarten
Keid&sßabt (5ßUngen ^ergeßeßt mürbe ] ). 3m SRooember 1787 erbot ßch
©Iben, auch feine ftronif in SBerbinbung mit bem STOerfur ganj in ber
ftarlsfdfjute bruden ju (affen, menn ihm für btefe beiben S^tungen bie
3enfurf reih eit auf eigenes Wißfo bem ifligt ober bodfj bie 3 en f ur nuf eine
«fabemifche 3enfur eingefd&ränft werbe. SCuf ©eegevs ©mpfehlung mürbe
ihm wirtlich burch Tefret oom 14. ÜRooember 1787 bie 3enfurfre$eit
unter ber 23ebingung eingeräumt, bag er auch bie ftronif in ber ftarts*
f<hute f)erßeßen Taffe 2 ), ©o geriet bas gefamte Slbeufdge Unternehmen
! ) isgL C. (5 (beit, ftefcbtyte btS 'Scbiöäbifdjen OTcrfurS ©. 12 ff., fl. Steiff in
„.üerjog Marl trugen uon Württemberg unb feine „Seit" I ©. 3S5 f.
-) 3tciberes> bei Wagner, trrglmjungebnnb ©. 8f.
2) ic Surf)- mib SRotenbrucferei ber äo^en ÄarlSfchuIe.
231
in enge gefdjäftfufye Serbinbung mit ber afabemifdjjen ©rucferei. Sluß
bereu SPartifularredhnungen lägt ft 3) bic ber 3*itungsaitffage wenige
ßens für einige 3 a^re nadbtoeifen. 1789 betrug fie 1 1 00, ©eorgii 1792
1400, @nbe 1792 1600. Son ba ab trat eine plöfcliibe Steigerung
ber Stbounentengabt ein; offenbar !am bas €r(öf$en ber ©cbubartfdjen
Äronif bem ©<bmäbtf<ben SMerfur gugute. St» 3<*b r€ 1793 mürben bie
Shmtment 1—6 in 2300, 7 — 42 in 2400, 43—59 in 2500 (Syemplaren
gebrucft ©ie fierRellungsfoften ber 3*ttung beliefen fidb 1789/90 bei
l i* Sogen auf 3 fl. für bas erße günfbunbert, auf 10 Ar. für jebes weitere
fiunbert, alfo auf 4 fl. für 1100 (Syemplare (8 fl. bei einem ganzen Sogen).
3m 3abre 1792 finben mir bie ©runbtaye für bas erfte günffmnbert
auf 3 fL 30 Är. (bei V« Sogen) erhöbt fo baß 2500 6 fl. 50 Är. (bei
einem gangen Sogen 13 fl. 40 Är.) fofteten. 3>n Äalenberjabre 1789
batte Sßrof ejfor @tben inSgefamt 1 024 fL 33 Är. an bie ©riufereifaffe ab
juliefern, im Äalenberjabre 1792 1421 fl. 35 Är. (barunter jebocb 112 fl.
für ein 16 Sogen fiarfes „ttrfuitbenbudf)" in einer Süuflage non 1000).
Som 1. 3&nuar bis ©eorgii 1793 beliefen ftd) bie $erftetfungsfoflen non
©djjtoäb. SKerlur unb Äronif auf 508 fL 50 Är. ©aß babei bie ©rucferei
wie bei ber ©dbubartfcben Äronif mit bebeutenbem SReiiigeroinn gearbeitet
bat, unterliegt feinem 3ro*if*L
©aran reiben fidj einige weitere periobifdjje ©rmffdjjriften. ©aß
non bem Äarlsfdbulprofeffor Sßb- ©. fiaußleutner ^erauögegebene
„ ©dnnäbif dbe Slrdfjin " bradjte es auf groei Sänbe (1790/93). (Sin non
Sßrofeffor grang unb Seutnant non ©cbeler beabfidhtigtes literarifdbeS
Slatt, bas ben ©itel «3ob r ^ücber ber uatertänbifdhen b^b en ®<bulen"
führen füllte, fd^cint nid^t gußanbe gefommen gtt fein. 3lm 4. 3<utuat
1790 befretierte ber £ergog bie Erlaubnis bagu, fügte aber bie Se=
merfung bei, „baß fotd^es in einem befferen ©ttl abgefaßt fein foHte" ] ).
äBabrfdbeinlidb fühlten (ich bie Untemebmer bagu außer jlanbe s ). ®ott=
bolb griebridh ©täublin ließ feinen „SRufenalmanacb fürs 3nb r 1792"
(aber nur biefen Jahrgang) in ber afabemifd^en ©ruderet berftellen. 6ben=
ba mürben auch eine Singabt Qabrgänge bes „betgoglidb Söirtembergifdben
Sbrefibudbs" (b. b* ©taatsbanbbudhs) gebnuft, für bas bamals bie Stellten
bes SReutfammerfanjliften @eorg (Srnfi Sürf ein ^ßritnleg befaßen.
’) „Bohemen €tü" iß eigenbänbig com ^erjog in „befferen Stil" forii giert.
<£ine Sßrobe beS XejtS muß itjm oorgelegen haben.
*) 9lacö äBagner, (ftgftnäungßbanb ©. S [teilte baß Collegium acadomicuiu am
23. §uni 1790 für btefe geplanten ^abrbüdjer nochmals ben SemiUigungSantrag.
232
Kraul
@ö iDä^rte 4 3afjre, biß eß bie Jlotens unb Buchbtucfetei rentabel
gu madjen gelang. Dann roarf fte aber einen anfehnlichen, non 3a^r
gu 3 a & r roacbfenben ©eroinn ab. $n bem für 1783/84 aufgefteQten
Unterhaltungßplan ber Aarlßfdjule mären für bie ©inrichtung ber Druderet
1679 fl. vorgefehen. Diefer 3Cnfd^Xag mürbe roeit Übertritten. bem
genannten Slechenjabre betrug ber älufmanb für bie Slnftalt inßgefamt
6703 fl. 45 Är. 3 Mer. Dem ftanben (Einnahmen im Betrage non
1986 fl. 47 Är. gegenüber, fo ba§ alfo baß Defizit 4716 fl. 58 Ar.
3 £>eüer betrug. 3n ben brei nächfteit Qabreit geffaltete ficb baß ftnan=
stelle ©tgebniß alfo:
Satyr Sinnatymen Ku<g(t&en 3)efijil
1784/85 2017 fl. 51 flr. 3 §. 5264 fl. 41 flr. 3246 fl. 49 flr. 3 $.
1 785/86 3286 fl. 1 9 flr. 4265 fl. 47 ftr. 3 $. 979 fL 28 ftr. 3 $.
1786/87 4133 fl. 30 Sr. 3 & 5104 ff. 32 ftr. 971 ff. 1 ftr. 3 $.
Bon ©eorgii 1787 fyaite auf Verfügung ber Sntenbang £auömeifter
Pflüger alle gur 97oten= unb Budjbrucferei, gur Äupferffecberei, gur Aupfer=
bruderet unb gur Buchbtnberei gehörigen ©innahmen in befonbere Ber?
rechnung gu nehmen. Deßhatb mürben in ber oom Aaffier ber Aarlßfäule,
Sftentfammerrat Str&hlin, geführten fiauptrechnung bei ben ©innahmen
non 1787/88 nur noch einige Wücfftänbe oom »orhergehenben 3<*h r unb
bet ben Ausgaben ' nur noch etliche im 9f eft verbliebene ffSofteu gebucht,
unb in ben folgenben fahren bcfchränften ft<h ©tröhlinß ©in träge über
bie Drucferei auf bie von btefer ber Slfabemiefaffe geleifleten 3ahlungen.
Die 3fntenbang h Q tt e nämlich gleichzeitig oerfügt, ba§ ber bei ber Drucferei
nach Slbgug ber angufdjaffenben Bebürfntffe jebeßmal verbleibenbe ©rlöß
gur Slfabemiefaffe abgeführt merben foUe. Diefe in ben folgenben fahren
an bie festere abgegebenen ©ummen repräfentieren zugleich ben ungefähren
Sfteingeminn (nicht ben gang genauen, roeil Heine Bteffe vom jäfrftcn
Sfteingeminn in ber Drudereifaffe gurüdbehalten mürben), $außmeiffer
Pflüger lieferte ab:
1787/88 704 fL 58 Ar. 3 Mer.
1788/89 1180 fl. 49 Är.
1789/90 2574 fl. 58 Är.
1790/91 2124 ff. 6 Är. 3 Mer.
1791/92 3376 ff. 57 Är.
1792/93 3558 ff. 33 Är.
1793/94 3607 ff. 52 Är.
1794/95 6657 ff. 27 Är. 3 Mer.
Die iinverhältniarnäftig h°h en ©innahmen beß lefcten 3<*h reö erflären
{ich aus ber bamalß erfolgten £iquibation ber Drucferei unb ber Ber*
Sie unb tftoteubrucferei ber $ogen Äarlßfdjule.
233
Äußerung befi gefaulten SSarentagerfi unb Betriebßmaterialfi. Süßer*
bern ift in Betragt $u gieren, baß ber Äartfifdjule alles, was ffe an
Snicffa4en benötigte^ non ber Sruäerei umfonft geliefert unb unter
bem ©ewinn nidgt oerrecßnet würbe. Sie sroei oorganbenen Sagrgänge
ber ißartihilarrecßnungen geben einen Begriff oon ber $öge, ben ber
Umfafc attmägli4 erreicht gatte. 1789/90 betrugen bie (Sinnagmen
14033 fl. 39 Ar. 3$., bie Sufigaben (einfdgließlicg bie jur £auptfaffe
abgelieferten 2574 ff. 58 Är.) 13858 fl. 47 Är. 3 geller, fo baß 174 fl.
52 Ar. oorgetragen würben. 1792/93 ffanben 13267 fl. 47 Ar. ©in«
naßmen 12978 fl. 46 Ar. Sufigaben (barunter bie $ur fiauptfaffe ab'
gelieferten 3558 fl 33 Ar.) gegenüber ; 289 fl. 1 Ar. blieben übrig.
Sie regelmäßigen ©innaßmen ber afabemifcßen Roten« unb Bucß«
btutferei festen ftcß aufi jmei fiauptpoffeu gufammen: aufi bem Berfauf
ber eigenen Berlagfiroerfe unb aufi ben 3aglmigen ber Befteüer oon
Srudtfadßen aflerart. (Sin weiterer Heiner ©ewinn würbe baburdß er«
jielt, baß anberroärtö gebnufte unb oeriegte äöerfe oon Sudjßanblungen
getauft unb an Aarlfifdjüler, bie ißter benötigten, wieber mit Suffdffag
oerfauft würben. Sie laufenben Saßrefiaufigaben bezogen ffdß — oon
ben erffen ©inricßtungsfoffen abgefegen — auf Befotbungen, auf Sn«
ftßaffung non Roten« unb Budßbrutferfdjriften, oon Srutf« unb Rapier«
preffen fowie ©eßfäften, oon Boff«, ©dgreib« unb anberem Srucfpapier,
oon Srbeitfifteug, ©efdßirr, Öl u. f. w., auf Sßorto, Steife- unb
anbre Rebenfoffen, auf wödßentlidjen Srud« unb ©efcerloßn. Seßterer
belief A4 1783/84 auf 927 ff. 35 Är. 3 fieffer, 1789/90 auf 3842 ff.
36 Ar. 3 1792/93 auf 3545 fl. 2 Ar. gfür baß Aalenberprioileg
mußte jäßtlicß 1570 ff. entrichtet werben.
Slfi nadß bem Sobe §er$og Aarl ©ugenö bie Äarlfifdjule aufgeßoben
würbe, badjte man eine 3eitlang baran, bie Srucferei igrer Rentabilität
wegen fortbeffegen ju taffen. (Sotta, ber, gleich feinen übrigen mürttein«
bergifdßen Budßbrucfer» unb Bueßßänblerfollegen, bei ber Hoffnung auf«
atmete, bie läffige Äonfurrenj loflju werben, bat fofort um fäuflicße Über«
laffung ber Snflalt famt bem Aalenberprioileg auf 15 Sagte 1 )- (Sr bot
einen Äauffcßitting oon 5000 ff. unb wollte überbiefi jäßrlicß 1570 Äa«
lenbere;emplare $ur ßerjogtidgen Aammer abgeben. Ser Aartfifdgut«
intenbant, jum ©utadgten aufgeforbert, erklärte fidg am 4. Februar
1794 bagegen. Ser bermalige oorßanbene Snufereioorrat fei auf
3348 ff. 4 1 Ar. oeranfdgtagt, unb ber jäßrtidge ©ewinn aufi bem Äalenber
belaufe ffdg auf 1000 ff. Sajju gefeüe fleh noch aufi bem fßrioilegium
befi ©prucßbudgfi, ber Ainbertegre, befi Äonfirmationfibudgs, befi SB©*
f ) SBagner, Grgän^ungfibnnb ©. 127.
234
5t r aufj , JÖie iüudj= unb 9toteiibructerei ber .po^en Äarlßfcbule.
*
Sud&ß, auß ber Clbenfd&en S^ttung unb auß einigen wenigen für
anbere fjJerfonen gebrudien Sachen ein weiterer gan$ reiner Crlöß non
2962 ft. 51 ftr., fo bafj mit einer jährlichen Reineinnahme oon 3962 fl.
51 Ar. ju redeten fei. flberbieß fei noch alles für bie Slfabemie Genötigte
frei gebrudt worben. SWan fönne auß ber ^rutferei mehr ertöfen, wenn
man fie öffentlich oerfteigere. ®aß jroecfmäfjigfte aber fei ihr gfortbetrieb
im gegenwärtigen Sofale. Sefctereö würbe benn auch befchlojfen. £ro|=
bem frifiete bie ^ruderet nur noch ein ganj fur$eß 35afein. $erbft
1794 fd^eint fie aufgelöft worben ju fein. SSenigftenß lefen wir in ber
fiauptjahreöre^nung ber Aarlsfdjule für ©eoTgii 1794/95/ bag burd&
lehret oom 13. Dftober, be$. 13. Sftooember 1794 bie bei ber Qruderei
ber aufgehobenen Roheit Äarlßfchufe angeflellt gewefenen 3 Sefeer= unb
7 SDrudergefeffen je mit 25 fl., bie §wet Sehrjungen je mit 30 fl. Segr*
gelb unb 13 fl. 38 Ar. Aleibergelb abgefunben worben feien. 3n ber
lebten Sfagreßrechnung ber Aarlßfchule, ber oon ©eorgii 1795/96/ h^t
eß: „9ia(h Aufhebung ber h^oglidhen &ohen Aarlßfchule würbe nicht nur
baß Aalenberptioilegtum neu oerliehen/ fonbern auch zugleich ber Verlauf
ber 2tfabemie-SBu(hbnideret nebft allen baju gehörigen Stequifiten oer=
anflaltet. @ß gefd&ahe biefeß in Seifein beß Sftegierungßratß/ Aammer-
profurator Otto, fiofrat Pfaffen unb mein, beß Rechners, unb nad&beme
ber ^ofbuchb rüder Cotta baß Äalenberprioilegtum alß ber SReiftbietenbe
erhielte/ fo würbe ihm audh bie 2lfabemiesSu<bbnitferei für bie zugleich
anerbotene 3500 fl. überlaffen. * 3)aß Saturn beß SSerfaufö lieg ft<h
leiber nicht erheben 1 ). $)ie Slbred&nung ber ©eneralfaffe mit Cotta über
bie Aauffumme fd£)Ieppte ft<h jahrelang hin. 9lach bem im 9Kärj unb
3lpril 1794 errichteten Snoentar über {amtliche SRöbet unb Cffeften ber
Aarlßfchule war noch ein bebeutenber Sortat an Serlagßfd^riften oor-
hanben. ®ic biß §um Serfteigerungßtermin nicht loßgefd&lagenen Sflefl-
beftänbe fielen wohl bem Aäufer Cotta mit in. SBo bie heute fo feiten
geworbenen 33u<h= unb -Wotenbrude hingefommen fein mögen? ©ewig
würbe bamalß alß SRafutatur betrachtet, wooon heute faum noch wenige
SibUothefen oereinjelte Cyemplare befifcen. 2Bie ber Untergang ber
Aarlßfchule fetbft erwedt audh bie Aufhebung ber mit ihr oerbunbenen
afabemifchen ©rutferei, bie in mehr alß elfjährigem Seftefjen Sebeutenbeß
geleiftet butte, lebhaftes SBebauem ; aber bie Seele jener mufjte fafi not-
wenbig mit bem Seben ihres Stifters unb Senferß erlösen, unb mit
ber Sluftöfung ber Aarlßfchule fjatten auch bie ih r angeglieberten $ilf$ s
anftalten bie Cyiftenjberecfjtigung oerloren.
l ) 3iad) gütiger '?Iitteilimg beß £. ftitiansardiwß in Subroigßburg au$ auß
beit bort aufOen>aC)iten l)erjoi\Iiri)ett föeneratfaffcns9te<$nungeii.
$dtfctfii?:erljaitiilungsn über tan QHnfaU tar
t&irifen in Itßiirttcintarg (miftnpelgaröfdie Bcr-
toüklung), unb (ßrfjarb bim Jtammingcn» babifd^e
ttarmittlung narb Sssnbigitnp ta« „birdi&fttdirn
Ürtegra“ (1590—1599).
$on Dr. ©uftöo ©ommerfetbi in ftönigäberg.
älufl ber wenig tatenreid^en Regierung be$ ^erjogb fiubwig bea
frommen non 2Bür Hemberg (felbftänbig feit 1578, geftorbenö. Sluguji 1593),
bc$ einigen überleb enben ©ohne« beö fiergogS (Eferiftopfe I* l )> ift alö nid£>t
unintereffanteö (Ereignis bie mömpetgarbfd&e Qnnafion $u erwähnen, bie
in ben Saferen 1587 nnb fpäter non Gruppen bes fierjogs non Sotfe*
ringen, fpejiett burdj bejfen ©ofen, ben SÄatquis $enri bu ^]Sont *), aufis
geführt nmrbe, unb über bie wieberfeoit in SBerfen barfieüenber 2lrt iw*
fammenfeängenb gefeanbett worben ift 3 ).
Sferen Stfefdfeluß fanben biefe, mit momjerlei unüebfamen ©pjeffen
oerbunbenen ©tenjfiörungen, bie fi$ roef entliefe in Sßlßnberung beö wefer=
fofen, faum mit einer Sefafeung »erf ebenen wtirttembergifefeen ^errfc^aftö-
gebiete feitenä ber nerrotlberten ©uififd&en ©ifearen äußerten, bur<fe eine
Vermittlung, bie ber ftaifer Stuboif II. 1 590 eintreten liefe, inbem er eine
Äommiffion nieberfefete, bie alte bem ÜOlainjer @rjbtf(feof unb Äurffirfien
SJoifgang, bem Sifcfeof ©ruft non Samberg, bem Sßfalggrafen bei Stfeein
$feifipp £ubwig unb bem Sanbgrafen SBitfeeim non fieffen befianb unb
‘) 8 . Äugler, Gfeiiftopfe §erjog 3 « fflSirfemberg, 8 b. II, ©tuttgart 1872,
€. 633, 5$. 3 . ©ott l er, ©efdjidjte beb $eraogtumd Sorten berg unter ber Regierung
ber gerjdge, 8 b. V, Ulm 1771. £. X. ©pittler, OÜefc^t^te Sirtembergb unter ber
Regierung ber ©rafen unb ^ergoge, ©Mtingen 1783, 6 . 183—204.
*) @0 genannt nach ber Drtfdjaft $ont;ä;9Zouffon.
*) G atmet, ©eftfeiffeie Üotferingenä, 8 b. V, @.803. Tnetey, Les Allemands
en France et l’invasion du comtd de Montb&iard par les Lorrains, 1587 — 1588.
Paris 1883. Storger 8 offert, Ser (Sinfall ber ^rangofen in SJlömpelgarb unb
ifer 3 U 8 nac^ fiotferingen, 1587 — 1588 (SBürtiembergifdje Siertelja^rS^efte 3, ©. 9 — 20 )
gab 1880 aub bem £>1|rmger 3trdjtD eine nur bib 20. Januar 1588 reifen be 3tnf=
jeic^nung über bie mörnpelgarbfc^e Senoicflung beraub. Sen Urbeber beb ©dbrift'
fffidb fuebt er in Dttoeiler, alb Serfaffer nimmt er einen Pfarrer an.
236
©ommerfetbt
ihre SSerbanblungen in granffurt aufnehmen foQte. 3# ben dürften, bie
ate Sntereffenten int Sefdhidung bed Serhanblungßtage* aufgeforbert
mürben, gehörte auch 3ftarfgraf ©eorg Jriebrich non $ranbenb urg-fttäb a<h l ),
auf beffen unter anberem im Sa^re 1561 beim Suftreten ber bamaligen
£riegöbefürtf)tungen ftattgefunbeneß Sttplomatifieren non mir fürjlich auf
©runb ber SIften hingemicfen mürbe in Sfättern für roürttembergiföe
flir<hengef(6i<hte 12, 1908, S. 174—180.
ühinmehr, ant 2. %nV\ 1590, teilte £er}og Subroig beiu föiarfgrafen
©eorg griebrich non feiner SRefibeng ju Stuttgart aus mit, baß bie SSer*
hanbfung na<h Spepet neriegt unb auf ben 3. Sluguft 1590 anberaumt
morben fei 9 ). &er ©runb mar, baß ber lothringer, beffen perfönliched
(Srf feinen auf bem Serhanbtungfltag man münfdtjte, eine Sabefur oor*
fd^ü^te, bie ihn nom 33efu<h jurüdhalte. 2)er nämliche ©runb mar fpäter
für eine abermalige &erf<hiebung auf ben 2. September maßgebenb 8 ).
©eorg $tiebrich beauftragte gunathfi SSernharb non $utten unb
$)oftor Stephan 9Ruhm 4 ) (6$ro. in feiner SBertretung Simon ©pfen) mit
ber Teilnahme an ben ^erijanblungen, bann aber, al« bie Verlegung natf)
Speper beflnitin feftftoitb, unterm 31. Sluguß 1590 feine in Speper
bereite anmefenben SRäte $oftor ©ronberger unb Stoftor halten 5 ). S)ie
SBerhanbtungen heberten nidht, baß ber £erjog non Sothringen ßdfc
Anfang September 1590 abermals einen ©renjüberfaff erlaubte. £>er
Db erriet er beß ÜRömpelgarber £änbcf>enß, ber ß<h Behufs Aufnahme bes
Stotbeßanbs in beit ©renjort URagnp ö ) begab, fanbte barüber einen Bericht
*) über perfänlidje Sejieljungen jn>tfd)en ©eorg ^riebricb unb bem $er}og Subroig
vom Sfapr 1587 fie^e ©. ©ommerfetbt in SRitteitungen bed Seretnß für ©efcfjidjte
ber JDeutft^en in Söbmen 48, 1909, 6. 585, Sinnt. 1.
*) Äünigl. Äreidarc^iü gu Nürnberg, AA*9tften 9tr. 570, Statt 1—4. 3>ie Sink
mort ©eorg <$nebrid)d an fiubmig d. d. Slndbccb, 7. 3util590: Dfr. 570, Statt 5-6,
tfonjept. — Subroigd Setter, ©raf ^riebridj, ber eigentliche ©ebieter SRömpetgarbd,
mar von Württemberg abroefenb, mürbe aber aufgeforbert , fi<b burd} SevoHmäcbiigte
vertreten ju taffen (ßretdartbiv ju Nürnberg a. a. D. Statt 4).
8 ) Schreiben £erjog £ubroigd an SRarfgraf ©eorg ^riebricb d. d. Benenberg,
26. 3uti 1590: fibnigt. Äreißard}iv ju Nürnberg, AA« Sitten Sfr. 570, Slatt 8—9.
Stbförift ber ^nftruftion, bie Vubroig bem nach ©peier gebenben Svten mitgab, ift
beigefügt.
*) Dr. SRubm, ein gemanbter unb ju SRtffionen vom SRarfgrafen befonberd oft
vermenbeter Surift, mar auch in braunföroeigifeben Stngelegenbeiten mieberbott tätig.
Schreiben ber fcer$ogin Dorothea von Sraunfcbmeig^Süneburg an ibn d. d. £üne, ben
15. SRai 1592 (Äonigl. fireidcircbio JU Nürnberg, AA^ften 9fr. 504, Statt 349—350).
fi ) Scrfügung ©eorg g-nebridjß an bie Stäte $u Dnoljbacb d. d. 31. Stuguft 1590
(tfönigt. Kreißardjio ju 9Zümberg, AAsSUten 92r. 570, Slatt 20—21).
fl ) Sei 3)iadmüufter, (SRaffevau;) ogt. Soffert ©. 11.
Sie gdjtujjDerljanbhingett übet ben ©infall ber ©uifen in SBürttemberg. 237
an ben ©tafelt griebridj von 2öürttemberg;9ftömpelgarb ’) d. d. 10. ©ep=
teinber 1590 ein*).
„SDer fDtümppellgarttifihe SroooA ^ommier, fo non gerrn ©raoe
griberühen *u ffiürttemberg naher 2Jlaignp b'Slnnegon 3 ) abgeferttigt
worben, ju erfunben, toad nämblidh aUba burch ettliche ©olbaten für ein
feinbtli<$er GinfaDi gef ebenen, hat uf Sinnigen ber Qnnroobner befif eiben
Drtd ootlgenbermafjen referiret: al§ am jüngftoerfchinen ©onntagA bie Seutt
bep ber 2J?orgenprebigt in ber Äirchen gerne fen, feinbt 18 ober 20
£aif$e 4 ) baljer fpornfiraich gerenbt, barunber ohngefhartich 1 6 geharnef cht
gewefen, welche bie Äirche umbgeben fabelt* ©ttliche irnber inen feinbt
abgefianben unb mitft entbfö&ten SBehren unb ufgejogenen gaanen
ungeftimnuglich in bie Hirnen hineingefafleu unb gerufen: ,-äKorb,
SRorbM, haben ben ißfarrhern bepin Sartt über bie Sänket tyxah*
gezogen, beßgleichen auch ber Mauren unb 3nnwohner bet) 14 an;
griffen unb gebunben, ben 2Bepbern ire ©ürttel, Taften, unb was
fie fonfi foftlid>ets bep inen gehabt, abgenommen; fonberlidj aber haben
fie beA gauptmannfi ©aigefchwefter ain fifberne ©ürttel unb ettliche
ftinge, uf 10 ober 12 fronen roertt, genommen. ®erf eiben Zauber
jwen haben in bafi ©<h!oß fyntin begert; aber beA ermeüteu £aige B )
Wiener ift inen oorlhommen unb gatt bie Srutfheit ufge^ogeu. darnach
feinbt fie hwauA uffA gelb geloffen unb haben fßferbt gefucht unb waA
jte gefunben, baA haben fie hinmedfh Ö e f firt / uf 14 ©tudty an ber 31m
Shal. darnach feinbt fie mitt ben ©efangenett forttgejogen. Slctum,
ben 10. ©eptembriA anno 1590. ©. Sßommier."
Über ben wenig befrtebigenben Sexlauf, ben ber ©peperer Stag ge-
nommen hat/ berichtet ger$og Subrnig bann d. d. Stuttgart, 18. ©ep;
tember 1590 an ben üDtarfgrafen ©eorg griebrid)"), unter gleichseitiger
Beifügung beA ihm non feinem Setter, bem ©rafen griebrich, überfanbten
^rotofollA beA SßÖmpelgarber DberridjterS oom 10. September:
„Unfer freunbtlig ® icnfl , unb wa A toür liebs unb gutA oermögen,
attjeit juoor. gochgeporner gürft, freunbtlicher lieber Setter! 2ötr machen
unA fainen 3roeiffel, ©wer Siebten werben oon S)ero Slbgefanbten nach
©peper aßberait unberthenig bcriccgltct fein, waA in bewußter tapfer;
liehen SommifftonAhanblung $wif<heu uns unb bem gerjoge oon Sotg-
‘) Setter beA gerjogA £ubroig. £ief)e ©pitller^ 6 . 202 unb 205.
2 ) fiönigl. ÄteiAardjio ju Nürnberg, A Ahlften 9tr. 504-, Statt 26—27.
*) heutiges 3Ragnp b'&tiigiton.
4 ) b. i. Seutfdje.
# ) SeA pauptmannä.
•) nbnigl. UreiAartph) 3 « Nürnberg AA^lftcn 91r. 570, Statt 23—24.
238
Sommerfelbt
ringen tractiert tmb enbtlicg oerabfd&ibet worben. ®aß nun ©roer Siebs
ben und mit Slborbnung bemelter 2)ero SRätlj unb Wiener gu uetterlid&em
Sepftanbt alfo wittfarig erfdfnnen, baß fol^e ©roer Siebben Slbgefanbte
burdg initgetgaitte ratsame 23ebenffyen unfern beputierten Hatten
wo$lerfpriegli<fje Hfftftenb getfian, beffen t$un wür unß gegen ©roer Sieb»
ben ganfc freunbtli<$ unb fleigig bebandfyen, fönnben aud& bannen^ero
©roer Siebben gegen unß tragenbe »etterlidfte SCffection roür df) lief) roofjl
oerfptiren, unb follen ©wer Siebben unß ^ünwiberumb gegen benfelben
alfo geßnnet wißen, baß roür fotd^e erjaigte greunbtfd^afft umb ©wer
Siebben in bergleidjjen unb anbertn nadf) 2Küglidjfatt gu oerbienen gan(
genaigt. Unb roieroofjt roür unß verfemen, cß foHte bep Sotfjringen na$
Öefd^affenljait bet Sachen mehrere ©cfjteinigfait erfunben worben fein,
fo müffen wir eß jljebodg, wept es nidfjt anberfl fein wötten, jefcmalß a&n
fein Drt$ fieHen. — SBaß aber bie ©ad) agn i^r felbß unb bie brep
in gemaltem ©peprifd&em Stbfd^ieb fürgefd&lagene Ugträge belanget,
mögen roür ©roer Siebben ug oetterlidjem guttem 33ertraweu nitt pergen:
ob wür unß mo$t äug attberait fürgeloffnen ßanbtungen faine anbere
92adjridjtung gu machen, wan bag Sotgringen oieffeidj)t wenig Sufis ober
willens, ficfj mitt unß bigortß gtitlidj) gu oergtei$en. SBeit ber gleichen
onfreinbtlidje unb gewalttätige beginnen no$ faft weitterß continuiert
werben roößen, wie ©wer Siebben ug inligenbem 9eri<$t, fo unß erfl na$
SSoflenbung angeregttß ©ommiffionßtageß oon unferm freunbtti$en lieben
$ettem, @raoe gribertd&en gu SBürttemberg jufljotnmen, mit megrerm
gu oememen §aben. 3$*bod(j ba eß fte oermög angeregttß ©peprifcgen
Slbfd&tebtß gu unfer ©rflftrung frommen folle, roeren wür bebaut unferß
t&eitß bie erften 2Bege a&n bie fjanb gu nemen, nembticf) ber fapferlidjen
3Rapejiät, unferm aüergnebigflen fierrn, fernere güttti$e ^ractation mitt
wiffenben Gingen, ober uff ben gall felbigeß bep ben Sßartfcepen nütt
fiattfünben wollte, enbtlidjen gütlidjen ©ntfdjjieb ober StugfprudE) med&tig*
Kd& ^aimbguftellen, unb alfo unß fotd) ättittell oor ben anbem beeben be*
lieben gu taffen, 3n fonberlid^er 39eben(fgung, baß bie ©acg barburdf)
f$(einige unb mit wenigerm Uffljatt alg bie anbern beebe Ugträge gu @r=
örtterung gelangen mag, wür unß aud) fatnen 3 weif et rnadjen, 3$t tapfer-
lid&c üftapeftät werben fiierunber, fowobt audjj bero £ofrätfj, na<$ Söefdjaffero
Ijait ber ©a$en bie 39illtc$ait gu oerfiegen für fi<$ fetbften genaigt fein. —
$cmnad) aber ©wer Siebben SDero 3Ibgefanbten empfangner Relation ganzer
fianblung nunmehr gutte Informationen eingenommen, unb wür ban in
biefer ©acgen gefjrn mitt ©wer Siebben unb anberer unferer nee^ft 93er«
roaubten SRatlje (janblen wolten, baßfelbig aud) umb' fooil mel>r, weil
roür gu ©roer Siebben ain fonbers oetterlid^s SSertraroen tragen, unb unß
Sie ©(fylufctjer&anblutigen über ben ßinfaU ber ©utfen in Württemberg. 239
faiiten Steifet maegen, fie werben und hierin Sero roolmainenb SÖebendfgen,
al§ in ainer widrigen £anblung, gutgergig mittjut^ailen unbefegroerbt fein,
alg tjaben roüi ug folgen Uhrfachen nit unbertofen mögen, biefelbe um6
fernere SRittgeibmg Sero ©utatgtend gürunber freunbtlitf) audj gu erfuegen.
©rfanget ^ürauff agn ©wer fiiebben tmfer gang freunbtlicg unb oetterlicg
Ritten, ©ie wollen uns Sero ratgfamb Sebenctgen, was uns big Drtgs
gu tgun am erfprieglidjRen fein möchte, oertrawlicg eröffnen, bamüt wür
uns in ainen ober anbern SSege befto beffer bamaeg gu riegten wiffen.
Sas heget en gegen ©wer Siebben wür ginwiberumb freunbtlicg gu oer=
bienen. SSBit würben ogne baS Serfelben gu angenemer wolgefäüiger
SienRergaigung oorberR gewogen unb erpiettig fegen. Saturn ©tut?
gartten, ben 18. ©eptembris anno 1590; oon ©ottes ©naben £ubwig
Sergog gu SBürttemberg unb SedCg, ©raoe gu 3Rümppeffgart." —
(3lbreffe:) „Sem goeggepornen fürRen, unferm freunbtlicgen Heben nettem,
gerrn ©eorg grtberiegen, marggraoen gu Sranbenburg, in ißreugen :c, " ;
babei $räf entationfloermerf : Dnolgbad), ben 27. ©eptembris 1590" *).
©egr gutreff enberroeife gat Soffert batauf aufmerffam gemacht,
wie bie ^frangofen fegon im 3agre 1588, inbem Re igre Ärme mit 8e*
gier naeg bem ©Ifafj ausRrecften, bas Sistum ©trafjburg oot allem an
einen gfrangofen gu bringen fügten, unb wie ©tragburg fein Sntereffe
barin Rnbet, mit SSürttemberg in enger SSegiegung gu Regen unb ben
$of gu Stuttgart auf bem (aufenben gu galten über bie Vorgänge an
ber frangöRfcgen ©renge.
Ser Sfasbacger 9Rarfgraf ©eorg $riebricg gat aueg gier wieberum
bie £anb niegt unergeblid) im ©piele, inbem er am „bifcgöfltcgen Ärieg ",
ber in ben Sagten 1592—1593 gum 2luStrag fam, niegt nur auf feiteu
ber brei ©täbte ©tragburg teilnagm unb Re mit Sruppen unterftügte,
fonbem aueg bureg ben SlbminiRrator ©. oon SBalbenfels Anfang Februar
1593, ba Re in Rnangiette Sebrängnis geraten waren, eine ©elbbeigilfe
oon 20000 ©ulben geroägrte*).
*) ®in Schreiben fterjog guburigS d. d. Stuttgart, 2. 3ßni 1592 an ben Aut'
ffirften ^Jfaljgraf griebrich (im Ä&nigl. ÄreiSardnn au Nürnberg A Afften 9ir. 525,
Statt 108 — 11U), auf bie ntömpelgarbifchc 8 a die ebenfalls Segug. Eie 9littroort
StiebrichS d. d. $eibelberg, 7. SDlai 1592 fiefye Statt 111. ttl'er bie Steife einer
nmrttembergifdjen @efanbtfd)aft nach Öcibetberg im ^atjre 1592 jnm Scf)itf ber gleichen
Sache: a. a. D. Sir. 262 (34 Statt); ein Schreiben be« frenogS gubroig non SMirttcnr.
an (Steorg $riebri<h d. d. Stuttgart, 18. September 1592: ebenba Sir. 2(52, Statt 13—16.
— Über bie Stellung beS ^crjogS Subu>ig 511 m Könige vetnrirf) non Dfanarra, bjio.
beffen SeuoUmäcbttgten SKfotauS JpalanS non Sami *nf)(reitfie Briefe gubroigS nom
?at)re 1590 in AA^Slten 9ir. 37 (234 Statt) imb 9ir. 117 (32 Statt).
*) 9trd)in ber Stabt Strafsburg, :HatäprotofoUe XXI, 1593, Statt S4 ff. ; ngt.
C. 3iegler, Eie $otitif Straft btt rg$ tuäbrenb be« bifeböf liehen Kriege«, 1592—1593
Aber bie ftüdfgaglung fam eß gu langwierigen Unterganblungen, bie
gdg bis 1599 gingogen, itnb baburdg oewoicfelt würben, bog ©eorg griebridg
gleichzeitig Serganblungen nach Sahen gin pflog, beffen &anbeßgerren beit
Soreltem ©eorg Jriebridjß SCnlegen gewährt gatten, unb beten SRücf*
gaglung jegt gewünfdgt würbe, anbrerfeitß auch ßftötfgraf ©mg gfriebridg
non Sahen im bifchöflidgen Ärieg auf fetten Strafeburgß teitgenommen
gatte 1 ). ®a übet bie 9trt unb ©ntgegung bet Sdfjulben, bie Sahen
gegenüber bem ßRarfgraftum Slnßbadg eingegangen war, bißger faum
irgenbroo etwas Spegießes mitgeteüt würbe, möge gier bie in ©eorg fjrieb-
ridgß SWentfammer gu Dnolgbadg unterm 19. Slugug 1598 oerangaltete,
bcn ©egenfianb flarlegenbe ©nguete gut Seröff ent lidjung gelangen*):
„ Serge idjnuß, maß eß mit ben £au6tfummen, fo biggeto SJiarggtaoe
@rng gtiebritgß fnrftlidge ©naben järlidg auß furgüdger Surdglaucgtigfeit
9tentmeifterep »erging worben, für ein ©elegengeit". — ,,a) 16000 ©olbt«
gulben gaben meplanbt ßßarggraf ©aßmir unb arg graf ©eorg gu
Sranbenbutg von SRarggtaf ©tilgen gu Sahen auffgenommeit, unb barfur
beebe Stett unb ©mbter ©railßgeim unb Söaffertrugenbingen oerfegt,
oermög her Serfdgteibung, anno 1521 batirt. — b) 10000 ©olbtgulben
fegen burdg nedgggodgernante beebe Jürgen oom 9K arggraf ©mg cn gu
Sahen entlegne!, unb barfur gleichfalls Statt unb Slmpt ©railßgeim oer=
pfenbt niorben, laut her Serfdjreibung, anno 1524 batirt. — c) 4000
©olbtgulben gleidgergegalt, barfur baß Slrnpt SBaffertragenbingen oerfegt,
aucg anno 1524. — d) 1 0 000 ©olbtgulben gat ßßarggraf ©eotg godg=
löblicher cgrigfeeliger ©ebedgtnuß, für Rdj unb alß Sormunbt 3ftarggraf
SUbredgtß beß jüngeren, beg STOarggraf ©rnften gu Sahen uffgenommen,
barfur Statt unb Slmpt 9togt oerfegt, anno 1533. Unb ig bet) aßen
Serfdgreibungeu her Termin ©eorgii; baß Stuffdgreiben unb Stblöfung
aber aßein furßtidger SMirdglaudgtigfeit gu Sratibenburg, unb nidgt ben
ßJtarggraoen gu Saben, bebingt unb oorbegalten; Summa summarum:
40000 ©olbtgulben. — 3ln foßidgen 40000 ©olbtgulben gat 10000
Sifferiation, Straftburg, 1906, S. 57, 76—77, 309, nach „Satßprotofotle" im Stabt*
arcfjio ju Strasburg 1593, 4. Februar, i'jjl. auch D. Söintfelmann, Straftburgß
SBerfaffung unb Serwaltung im 16. ^ahthunbert (3- f* ®. b* Dberrheinß 18, 493 ff.),
über ben »oUftänbigen 92iebergang S traft burgS in ftnansieUer £mfidjt, her f<hon 1593
eingetreten roar, fiefte £i egtet ©. 99— 100. 5)ie 3möjal)lung für bie geliehenen
20000 (Bulben hatten bie branbenb. 9t ule juerft unterm 8 . Stpril 1598 »erlangt (Statß;
protofoUe XXI, 1598, $1. 147).
4 ) 3iegler, S. 81, 84—86, 93—96. SigT. baju (Sb. ©frörer, ©traftburger
Änpitelftreit unb bifcfjöflic^er Ärieg im Spiegel ber elfäjftfthen ^lugfchriftenliteratur,
£iff., Straftburg 1906.
-) Jtbnigl. ftreiSardji]) 51 t BJürnberg, AA*5lften 9tr. 508, Statt 10 — 15.
£ie ©$lu£Derl)anbIungen über ben (SinfaU ber ©uifeu in Württemberg. 241
©olbtgutben ©bewarbt oon SBeitterdbaufen, unb 4000 ©olbtgulben ^ß^ilipö
ton gfledenftein an ft<h gelöft, bcnen eö oer$tnft mürbt, alfo baß bem
£ertn 2 Jtarggr affen ju Baben noch 26000 ©olbtgulben pleibt; treffen
in SRünfe 34666 ©ulben 10 Sßaben, bo aber ber funffte £heil, als
5200 ©olbtgulben, ^ er abgewogen werben, hefteten noch 20800 ©olbt*
gulben, bie machen 27733 ©ulben, 1 Drtt, 21 Pfennig. SBeQid^e alt-
Bäuerliche Schulben, fo ben Vertreibungen nach richtig unb befennbtlich,
bie auch in ber Xhailung bed £anbd 3flarggraoe Sllbred^ten uffß ©ebirg
§ugefaKen, aber nach ©einer furfHid^en ©naben Sbjierbcn foldie, als uer=
pfenbte Schulben, mieber hetab ins Unterlanbt in furfHid^er 5Dur<hlauch s
tigfeit Sammet nach Dnolfcbach fomrnen.
Slber nachoolgenbe Sofien fegen fein altte, fonbem neme Schulben,
melliche meglanbt äRatggtaff 2llbre<ht gu Btanbenburg gemalt, bie not
Sudgang ber am !agferti<hen Sammergericf)t mit ben ©laubigem fchme*
benben SRedhtferttigung nicht mol gu johlen, nemlich 6000 ©ulben bem
©(öfter Sulfcberg, järlidjj uff Martini mit 300 ©ulben 511 nerjinfen, barfur
Stabt unb Smpt fioff uerfebt laut ber Betreibung, anno 1 550 batirt,
unb 1200 ©ulben bem ©tlfft Bforfcheim, ungefeljr auch umb bie felbigen
3eit jarlich uff 3acobi ju nerjinfen, barfur Statt unb Srnt Bagreuth
oerpfenbt, laut SKarggraffö ffiarld ju Baben Sautiou, ben 27. 3Rag anno
1566 batirt; barinnen ji$ Seine furftliche ©naben gegen Srnpfa^ung
bet järlidjen Bit uerpunben: mann fich fönfftig gemanbt funbc, ber $u
obgemelten nerfefeten ßmbtem beffer Riecht tytte, bann Seine furftliche
©naben, baß Sie ober ®eto ©rben fcfjulbig fein motten, furftlicher
&ur<hlauchtigteit unb $)ero Kadjfommen gegen benfelben ju oertretten unb
fie allerbin g 3 fchabloß ju h a ^ eiu — ®ahcro ed bann bei follid^er Saution
unb lengerer Berjinfung ber $auptfummen furfUidjer ©urchlauchtigteit
2 ^eild pi Ui<b oerpteiben tbut.
Suffgefünbigt unb non furfUid&er $urcblaudjtigfett megen uff negfc
funfftig Sßetri anno 1599 ju bejaten: ©rfllichen 30000 ©ulben bie
ffanbtdgläubiger beeber ©mbtcr Brockt '), tarnen unb Schlechten Sulm,
jroeitend 10000 ©ulben ©eorg non ftinbtdperg gegen Sbtrettung bed
©utd Alein-Bid^nfelbt, beneben oiertfjalb ^uttbert ©ulben Baucofletid,
jo ju Sefferung berurtd ©utd bewilligt morben, laut ber Vertreibung,
fo batirt ben 13. 9?ooembrifi anno 1572; brütend 10000 ©ulben Bat
thafar SRuffer, Burger ju Schmeinfurt, hat fein Uuterpfanbt, fonbem uff
bie Sammet oerfdjrieben, ben 10 . äJfartii anno 1589 batirt."
fßachbem Strafiburg auf mieberholted drängen ber 3 iäte ©eorg
^riebrtdhd unterm 16. Suguft 1598 geantmortet hatte, nur bie brei Stäube
') 3n Dberfranfen, iimoeit öollfelb.
tBüTlt. Vlcrtf{|a4r*^. f. Äanb««fl«f<$. 9t. 9 . XX. Iß
242
Sommerfetbt
jufammen feien in <5tiaj$burg für bie Angelegenheit fompetent '), beaufs
tragte SWarfgtaf ©mfi grriebrid) feinen ßammerrat unb gewanbteu Unters
bänbter ©rharb von 9tammingen, einen Serroanbten bes ©enerats Qafob
non SRammingen, ber (ich um 1566 in faiferlicben SDienfien ausgezeichnet
hatte, mit fiöfung ber Angelegenheit. £)ie Art, wie Stammingen fid) bes
Auftrags entlebigte, erhellt beS genaueren aus ber „SBerburg", bie er
unterm 18. Augufi 1598 beim 9Rarfgrafen ©eorg griebrich in bejfen
Stefibenj ©aboljburg oorbradjjte 8 ) :
„ &ur<hlau<htigfter, ho^S^orner, gnebigfter gurft unb gerr! 3u
©wer furfHichen £)urchlau<htigfeit hat ber burd&leudbtig hachd^orn gfurft
unb gerr, $*** ©rnfl fjfriberich, ütfarggraff Sahen unb gad&berg,
mein gnebiger $urft unb gerr, midj gnebig abgefertigt, $erfelben &u=
oorberß 3gro furfHichen ©naben freunbtfd&wägerlicb unb {ähnlichen Sienfi,
auch was 3$ ro furfti. ©naben mehr liebS unb guts oermögen, unber?
thenigfi $u oermetben, gnebigji beoohlen. Unb ba es mit ©wer furfUid&en
$)urcblau(htigfeit $>eren 3uflanbt wegen glücflid) unb woüfärig bewenbt
fege, oernemen 3h ro fuiftticge ©naben foid^es erfrerolich unb oon gerben
ganb gern. — Unb ban ©wer furfHichen £)ur<btaudf)tigfeit unberthenigfi
anjufügen : bemnach $ero ohnoerborgen, wasgeftalt 3h re furflUcge ©naben
mit ber Dbem SWarggraffd&aft Sahen obligenben merflichen SdjulbentafiS
mehr als h<><$ befchroerbt fein, auch oon ben Creditoribns oittfältig tm=
portuniert, moteftiert unb mit allerhanbt gerichtlichen ißroceffen angef ödsten
werben, bab fie alfo nottroenbiglidj getrungen, Aiittcl unb SBeg §u fuchen,
wie fie §u etwas AbbrudCung besfelben $u Sßaarfchaft gelangen möchten;
unb nun ©wer furfHid&e $)urd)lau(htigfeit ihren furfHichen ©naben ahn
unberfchiebtlichen ©apitaln ein ähnliche ©untma — welche, ba fie abge=
lebigt, nicht wenig zur ©achen behelflich — , jägrlicgd oerjinfen. Alb
ijl ahn ©wer für (Hiebe £)urd&l«uchtigfett igro furfHichen ©naben freunbh
fchwägerltch unb f ähnlich Sitten unb Segeren, bie wällen fotdjee $u
freunboätterlichen unb fch Wäger liebem ©emiit nemen, unb 3h ro furfHichen
©naben in biefen Sefchwernuffen mit baarer Ablebigung herunter ®api=
taln freunbtoätterlich in ftatten fomen, auch fleh als roittfärig unb ohnroai-
gerlich erroegfen, immaben wie }it £)erfelben ihro furfHichen ©naben
fonb erlich h°<b 9 utt Sertrawen gefielt ift ; ©wer furfHichen &urchlau<httg*
feit unberthenigfier ©rharbt oon SRammingen." — (SRücffeite :) „fjurjllich
‘) oiabtardjiü ju ©trnftburg, 5Hat3protoFoIfe XXI, 1598, Statt 344.
*) nönigt. ftteiSarthiu &u Nürnberg, AA?9ttten Ar. 508, Statt 48 — 44. (Sin
<3rf) reiben fteorg ^riebrichS «1. d. 3d) omberg 2L. ftuguft 1598 an bte Säte ju Dnofabad)
gibt neue Reifung, roie eö mit ber Sdjulbfatbe ju hatten fei (a. a. 0. Ar. 508, St. 61—62).
2 >ie €>d)Iu£DerQanb(ungen über ben (SiitfaQ ber ©ut}'en in Särttemberg. 243
marggrafftfch Sabhnifdfjen ©efanbten (Srharbten oon Stammingen SBerbung,
praesentatem ©abolb&urg, ben 18. Stuguft 1598."
SDer Erfolg mar, bab ©eorg griebridh, ber fi<b bamalfi @abol£«
bürg aufhielt, unterm nämlichen Saturn nodj bie Dnol*badE)er State an*
rote«, über bie Sage biefer SdEjutbfacbe ju referieren 1 ).
©mft $rriebri<h feinerfeit* unterftübte, nachbein er Siammingenfi Se^
rieht erhalten ^atte, bie SEBerbung burdfj bafi nacbftehenbe Schreiben, baft
er am 14. September 1598 non 3R&hlberg aufi an ©eorg ^riebrich ge=
langen lieb *) :
„Unfer freunbtlich 2)ienft, auch maft mir lieb 3 unb gutä oermögen,
affejeit guoor. fiochgeborner görfi, freuublicher lieber Df) eint, Sdfnoager
unb Satter! Und hat un f er ßammerraht unb lieber ©etremer ©rharbt
non Rammingen gu feiner SBiberanheimbtfunfft unberihenigen Seridht
gethan, toeßichergeftattt (Smer Siebben ftdh uf Seine non und ime anbe-
ooQene unb oerrichte SBerbung in bemühter Satten enbtlichen erclert.
flebamfhen un* äuoorberji, bab <5mer Siebben iljne in feinem Sor* unb
Einbringen guttmilKglicben angehört, fi<h audj barauf alfo tnidfährig
ermiefen haben. SSir thönnen aber glei<hmol (Sroer Siebben barneben
nicht pergen, bas ju ber Seit, als ©roer Siebben Soreltern, meilanbt
unftr ehrengeliebter 931^ err, Siarggraoe @rnft gu Sahen miltfeliger
$e<htnuö biefe Summen ©eltft oorgeftrecfht, bab Seiner Siebben etliche
anbere gutte ©elegenheiten bagumaln oorgefianbett, barburch Re fomot
JJr felbften, als bero ganzen IßoRcritet ein titerdlidhen frommen unb
Stuten fchaffen fönben. Slber wegen fouberbahrer tragenber fchmäger«
liehen Buneigung §u bem fiaus Sranbenburg ein foflidjß hi^bangefett,
unb uf obbenannter ©mer Siebben geliebten Soreitem Slnlangen foüid^e
Summen ©elteS bahin oermanbt unb angelegt. Darumben mir oerhoffen
möQen, ©mer Siebben fieh nochmal* mit obgemeltem unferm ©ammerraht,
bem oon Rammingen, ber EKunbforten halber unferm gu $erfelben
freunblich föhnigen Sertramen nadh alfo Dergleichen roerben, bamit mir
nicht fo groben Raehgug an berfelben erbulben unb leiben börffen. Unb
biemeil ime, unferm ©ammerraht, auch anbere Sachen gu o errieten ob«
ligen, baran und oil gelegen, unb feinen Sergug nicht leiben mögen,
alb bitten mir freunbtKdh, ©mer Siebben benf eiben nicht uf halten, fonber
■
*) ÄmSar^b gu Starnberg 506, 33f. 41—42, 3)te Drbre ift untergeidjnet : ©. non
Salbenfetd unb SUgatiuS ©egfjenbftrffer. — 2 )a$ Ärebenjfcbmben @eorg griebricffS für
Stantmingen d. d. €>d)»abad), 25. Eluguft 1598 f>e(jufS feiner SRüdfcfjr nadj 'Baben : (ebb.
Blatt 83). 25ie perfftnlidje Bbfettigung SlammingenS bur$ bie 9Wte ju Dnofjbad) er-
folgte am 26. Äuguft, nadjbem er am 24. SCuguft bei ifjnen Nubien 5 gehabt $citte.
*) ÄreiSarc$iö ju SKtmberg 508, Bl. 21-25. Original, eigen fjänbig.
16*
244
® ommerfelbt
ehifi immer mügtich, wiberumb abfertigen wollen, fiierinnen erroeifen
©wer Siebben und ein fonberbare greunbtfihaffi, unb wir feinbt e« $inwtber
umb ©wer Siebten freunbtlidhen föhnlidj $u befdfjulben, auch ®erf eiben
bebägtidje föienft allezeit $u erzeigen geneigt Saturn SKülberg, ben
14. Septembrid anno 1598. ©mfl griberich, oon ©otted ©naben SRarg«
graue gu Baben 2C." — (3Cbreffe:) „®em botbgebornen gürflen, ©errn
©eorg griberich, 2ttarggraüen gu Branbenburg unb Preußen :c."
$)er ©nbo erlauf, ben bie Sache in ber erwähnten, fo oiel fpäteren
Seit erfi nehmen follte, ftnbet ft<h oorgejeichnet in einem Brief oom
19. 3tuguft 1598, ben bie Dnotgbacher Bäte in Beantwortung oon vier
ihnen burch ©eorg griebridj oorgelegten fünften richteten, ©ft tyify hi* r
ad 3 1 )- »®o nun ©wer furfilidje 3)ur<hlauchtig!eit ©elegenheit hatten,
gu bemfetben auch ^odhgebadhten SRarggraoen gu Baben an obberürter
Seiner furfUidjen ©naben Sd)ulbfumma ber 27 733 ©ulben ben halben
Xheü paar gu bejahten, wie ©wer furfltiche $ur<b(au<htigfeit in SDero
britten Runden erwehnen, ben anbem halben Xheil aber uf bie Straft:
purgifche Schulben gu oerweifen unb bamit gu oergnfigen, wer fotcheft
©wer furfttichen 2)utcblautbtigfeit, atd welche ftdj barburch beft jerlichen
3tnb enttebigten, unb baneben bie oerfefcten ätempter ber $fanbf<haft be*
frepten, unfer unberthenigfien ©rmeffenft nicht gu wiberrahten, fottbem
föntte uf folgen gall mit ben Stbgefanbten £anblung oerfucht werben.
$o<h SU ©wer furfttidjen $>ur<hlau<htigfeit ©efallen geftellt," etc. —
Br. 4 nimmt ber Brief Begug auf eine Spejifxfation ber Schutben ber
Stabt Stragburg (35136 ©ulben) gegenüber bem Btarfgrafen ©eorg
griebrich *).
Bammingen, ber mit ©ruft griebrich* Schreiben oom 14. am 18. Sep»
tember 1598 in Dnolgbadj eingetroffen 8 ) war, fanb, ba bie Borfragen
geregelt waren, bei ben Bäten baft gewünfchte ©ntgegenfommen, unb eft
erfolgte d. d. Dnolgbach, 20. September 1598 ber Bergteich in ber Sßeife,
baft, währenb 26000 ©olbgutben in bar gezahlt würben 4 ), ©eorg grieb*
rieh burdh Seffton bie Summe oon 10852 ©ulben an ben ÜBarf grafen
*) ßreiftartffio ju Nürnberg a. a. D.
s ) $ad Serjeidjnid biefer Spulten fic^c a. a. O. Statt 66 — 67. $ie Stuften
StrafßurgO an ben SRarfgrafen oon Saben werben ebenba Statt 34 mit 34 666 ©ulben
in Stnfafe gebraut.
*) 3Cnt»ortf(breiben ©eorg griebridjft an ben 301 arf grafen ffirnft grtebrid) d. d. Dnofjs
frad), 20. «September 1698 (a. a- O. Statt 16—17).
4 ) 2)ie burdj Stammingen am 20. September ju 0nolj6at$ auftgeftettte duittung
(tfonjept): Äöntgl. $rei£avd)u? gu Nürnberg 608, Statt 26 — 27. Seridjt ber Onolj*
bad)er 9läte an ©eorg ^riebridj in ber S$ulbfa$e unterm 20. September (Äonjept
unb Original ebenba, Statt 18 — 19 unb 22 — 23.)
Sie ©$(ufsi>er$anMtmgeii ü6er ben CpinfaH ber ©uifen in SBürttemberg. 245
€tnfl griebrich oon Stoben abtrat 1 ), ab Teilbetrag, nrie audbrüdlich
getagt wirb, ber am 24. gebruat 1593 oon ber Stabt Strasburg oet=
brieften ©efamtfchulb oon 35 136 ®ulben. <Sft wirb gleichzeitig bemerkt,
bab bie Binfen ber gefamten Schulb feit 1593 noch rüdftänbig feien.
Stachbem ©rnß griebrich in einem Sdjreiben auö ftartsburg oom
21. Januar 1599 bann bei ©eotg griebrich Stefchroerbe geführt ^atte,
bog 3ablung auf bie 3effion bin oon feiten ber Stabt Strasburg bi«
babin nicht erfolgt fei*), unb ©eorg griebridfj unterm 31. ganuar ftch
über ben ©egenflanb auagefprochen hatte 3 ), erfcheint iRantmingen hierauf
am 24. gebruar 1599 auf« neue in Strajsburg, unb es wirb bie burdj
ben SRarfgtafen ©eorg griebrich in bezug auf ibn ausgefteüte Seglaubis
gung oertefeu 4 ).
SRammingen gibt im 2tnfd)fa& baran bie ©rflärung ab, baB ©eorg
griebrich lOOOO unb einige bunbert ©ulben an ben SMarf grafen ©rnft
griebridb gebiert habe, bie man an Stoben fomit fd&ulbig fei; er roofle
gegen Byfang quittieren 6 ), jRacijbem bie Sßerhanbtungen noch einige
3eit toeitergegangen mären 8 ), fommt am 7. 2Rai ein S3rief ©eorg gtiebs
rieh«, in bem er R<b bef(bmert, baB bie Babing ber 10852 ©ulben an
©rnft griebrich bift^er nicht erfolgt fei 7 ). 2lm 12. Sttai befd^Uefet ber
Äat ber Stabt Straßburg, an ©eorg griebrich zu fd^retben über bie ©r=
mittehingen, bie eine Jtommiffion in ber Sdfjulbfad&e angefleHt fyat, unb
roonadb außer ben 30000 ©ulben feinergeit noch 5000 ® ulben für bie
Leiter gefielen maren, barauf inbejfen 10000 ®ulben burch Skanben&urg
be^uf 4 Segabtung be« SBalbenfeld in Abzug gebraut maren, ber 5Be*
trag alfo ftdj> auf 25000 ©ulben bezifferte, oon benen jeftt ein Trittei
an Stoben gezahlt merben foüe 8 ).
gnbeffen fommt SRammingen in einem Schreiben an bie marfgräf-
liehen SRäte }u Ditolzbach d. d. ftarlsburg, 9. guni 1599 normale auf
bie Angelegenheit jurücf, er machte zugleich ©elbanfprüdjje geltenb, bie
*) flöntgl. ÄreiSardji» $u Nürnberg 9tr. 508, Statt 70—73. Original; ba^u aud)
©djeeiben ©eorg ^riebrid&S an äÄeifter unb ftat ber ©tabt ©trafj&urg (e&enba
Statt 74—75).
s ) Är. 508, Statt 1—2.
■) 9lr. 508, Statt 20—21.
*) ©tabtar$ta ju ©trafjburg, IftatöprotoMe XXX, 1599, Statt 55.
*) 9tat$protofofle XXI, 1599, SCatt 57. ftu($ im 9tpril tjat Hamming en ju
©traft&urg ftt$ aufgeljalten, ioo$in ifjm Aufträge ©eorg griebric$3 juge^en.
*) Sie Sftäte d. d. Dnolj&ad), 7. 3lpril 1599 an ben Reiftet unb Üftat ber ©tabt
©trafsburg unter Seaugualjme auf ba& Serfjatien oon ©eorg ^riebritbd Setter, bc$
Abmimfirator* p ©traft&urg, Starfgraf Sodann ©eorg (Nürnberg -Kr. 508, Statt 3—5).
7 ) StattprotoloUe XXI, 1&99, Statt 151 ff.
•) ©6b. Statt 158.
246
@ommerfelbt
ihm wohl infolge einer oom SRarfgrafen ©eorg griebrich gugeflanbenen
Sßenfton gufatnen *).
„©^moefie hochachtbare ! @ud) fegen mein gang gutwillig $ieuft
euferften SÖermögen« guoor. 3nfonber« gunftige, liebe $errn nnb uer*
traute greunbt ! 2Baö uff be« burd)leu<htigften hochgebornen gurften unb
fierrn, herrn ©eorg gribetich«, ÜRarggtaueu gu Sranbenburg ?c., $erfeogen,
meine« gnebigfien gurfien unb ßerrn, jungfi a6gangen Schreiben au
ein erfameu SRath ber Statt Straßburg ber angewißnen 10852 ©ulben
halber btefelben beantworten, habt 3h* im Original! h«bei gu empfahl
welche« $re furfttidhe Shmhlauchtigfeit, ober in $ero Slbroefen berfelben
löblichen Sflätfjen, einjuantwortten, ohnbefdjwert fein werbe, dieweil
bann wir au« bemfelben Schreiben gu oernemen, ber Streitt fo h°<h*
wichtig meine« geringfugen Grachten« nit ifl, ba« bife Sache gu enbtlicher
Kicbtigfett nitt fahn fommen, unb allein umb wenig SBortt, fo 3h rc
furfUidje £>urdjfaud)tigfeit gu fernerer Slnforberung gamicht präjuticierlidj,
wie 3h r au« betgefügtem, an mich abgegangnen Schreiben, unb mitge*
fünfter Copia cessionis, wie foldfjeö gu enbem begert wurbt, gu fehen gu
thun, a({s will ich bienfifreunbtlich gebetten haben, bte Herren rooden
3h^8 ^h e ^ g bie Sefurberung an gehörigen Ortten thun, bamit furber*
(ich gnebtgfte SRefolution erfolgt, unb biefelb nodh rot jefeiger negfifunff-
tiger 3ohan«meb gu Straßburg mir möge gufommen, bamit gu allen
$hctfett biß SBerd gu Gnbt unb dHchtigfeit gelangen möge; unb ift
meinem gnebigjien gurften unb §errit, SRarggraff Gmfi griberichen gu
Saben unb $a<hberg, höchlich baran gelegen, ba« bife beoorfiebenbe 3Reß
folche« alfo befchehe. 3Ba« fünften bie hiuberfieQige Sßenftonen non ben
26000 ©olbtgulben, fo non ©eorgii anno 1598 bi« ben 23. Septembri«:
540 ©olbtgulben thun, unb bann non ben 10852 ©ulben non bem
23. Septembri« oorgemelbt bi« uff Johanni« ©aptiftoe 406 ©ulben
ohngenehrlich thut belangen, bin ich nochmaln ber unberthentgfien £ofnung
unb 3uoetficbt, h^ftgebachte furfiliche &urchlau<htigteit, mein gnebigjter
feerr, werbe mir al« einem armen ©efeden foldjeß oorguhalten nit ge^
meint fein, wie ich bann beßwegen mit bem non SBalbeufelfi*) jungften
gu grandfurth gereb, ber hierin ade gute Sefurberung mir gu thun ftefe
anerbotten unb nerfprochen, unb ift htemit an £u<h mein btenjlfreunbk
lieh ®itt, wollet gu Guch fonbem habenben Vertrauen nach guoorberft bep
*) Äftnigl. Ärei«ar$io gu Nürnberg $Hr. 508, Ölatt 76—77.
*) gJerf Trieben ftatt : 23 aßen fei 8. — 2>ie marfgröf litten SVAte von SBalbenfel«
unb itdjatiu« ©epfenbOrffer f djreibert d. d. Gabolgbuig, 18. $uguft 1598 (namen« be«
SRarfgrafen) an bie Dberrttte ju Dnoljbad) wegen ber „SBerbung" be« babifdjen @e*
fanbten non ftammingen unb forbern gum Seridjt barfiber auf, tnie e« mit ber ©djuß>;
fa<$e ftef)e. — @d)rei6en liegt im nttmli^en gaßgifel bei ©fatt 41—42.
Sie @4) Iujst>erI)<mMiui gen über ben (SinfaU ber ©uifen in Württemberg. 247
furfitid^er &ur<hlau<btigfeit, bann auch bep bem non Skßenfels meinet'
wegen fjierin ba$ hefte furgumenben ©u<b roiflfäbrig enoepfen; unb ob=
wobt mit jefciger $t\t, bet xd) in einem ferneren Sau ftecfe, mit baarern
©ett böd)lüb gebient, fo miß id) bo<h gern unbertbenigft juftiben fein,
ba es bigmabt nitt fein fömtte, bas es, roie id) nebennabt gefdjrieben,
uf ben ©cbrott l ), bas bie 2000 ©ulben, fo an meinem innbabenben
£aubtbrief abgetöfi, wiber ergenpt mürben; ba es aber mugtid), befcbee
mir ein grobe ©nabt, bas icbs an baarern ©elbt gebaben fönbte, ober
nur burd) SBecbfef mit fierrn ^ßeuntbnern unb Jtegelein cergleidjen
mürbe, barin beebe £erm, ba fte roöHen, obn 3 roel jf e l fotd^es ridjtig
machen, unb mir bbdhticb bebient fein fönnen, bas erbeut idj mich in
effectu gegen beeben fierrn atfo unb im SEßerdb bandbarlicb S u befdjutben
unb }u cerbienen, roie and) Söaflenfelfer, bas fte fambtlidj ein ©enugen
batan haben, unb woß jufriben fein foßen. — ©cnften batten
con gledenftein )u SRöbern umb 200 ©otbtgutben, item bie SBinbedifcbe
umb ihre Sinbbejabtuug abn, unb roere ich ju oorgemettem meinem Sau
meiner balbtcerfallenben 3 i n 6 auch benötigt; ba burd) £errn Sßeuntbner
©etegenbeit fan gemalt werben, foI<bes $errn ^egefein ju Nürnberg
ju erlegen ober in Sergleicbung gut gu machen, befcbebe aßen Xbepten
grobe Sfreunbtfdjafft unb ©efaUen. — 2 Beld)e$ idb ben $errn beg 3 ^ 9 ^
begwegen aßein abgefertigten Sotten anjufugen nitt umbgebn foßen, beg
bemfetben uf aßeS £>ero roißfärige SRefolution erwartenbt, bin unb bleib
bieneben ©utb äu aßet Stfenft unb greunbtf dj affter jeigung williger ban
wifltg; göttlicher Slflmacbt uns fambtticb biemit empfehlen. Saturn ©arl&«
purg, ben 9. 3uni 1599, ber Qerren j eher 3 ett bienft= unb gutmißiger
©rbart con SRammingen"*). *
SDaS oben erroäbnte Schreiben bes ©trafeburger 9tats com 12. 3J2ai
1590, baS fi<b originaliter im Rreisarchic gu Nürnberg erhalten bat 9 ), traf
)u Dnolgbadj am 20. Suni 1599 ein unb bat fotgenben SBortlaut :
„ fturtbl eudtfigfier bo<bgeborner gförft! ©wer furftlicben $Durcb(au<b s
tigfeit fegen unfer unbertbänigfte ®ienft jucor. ©nebigfier fierr! ©wer
furftlicben £)urd)laucbtigfett ©Treiben am ©ato bes 7. negftceifloffenen
SRonatS Slpritis, belangenbt ben an uns geforberteu brüten tytil ber
anno 1593 ben bregen ©tänben getfibenen 25000 ©ulben ift uns con
bes burd&Ieudjtigen bodbgebomen, unfers gnebigen dürften unb Herren,
*) @4»tt = Abteilung, Portion.
*) (Sine unbatierte ©rflftning ber ©tobt Strasburg m bejug auf bie ©d)ulbange=
legenbeit, UreiSar^io ju 3tümberg 9Ir. 508, Statt 65, ^at baS Sräfentatum 22. 3)Mrj 1599.
*) Äöttigl. ÄteiSarchtö gu Nürnberg, AA=8!ien 9ir. 508, Statt 68 — 69. Original,
mit gut erhaltenem ftatsfteget ber ©tabt ©trafcburg.
248
Sommerfell)!
2ttarggraoen ©mft griebridbä }u Sahen unb ßadbberg 2 c. albie gewefen
Äammerrbat not wenig £agen ml eingelüfert worben/ beffen mebrem
3nbatt mix unbertbänigfl unb §ut S^otturfft oemotnmen. Sollen ©wer
furjttidben 2)urdb(audjtigfeit unbertbenigft barauf ju oetmelben nidbt unber=
taffen, bas wir niemablen begert beffen abwenbig ju fein ober in 3w*9f e (
ju jieben, wad 3)erfetben oon und ^ieoor jugefagt unb oerfdbrieben worben,
baö wir aber in biwor gleidbmegig bep und befdbeben Sudben nit a(g=
balbt ju wilfabren und erclärt. £)ad ifl aOed baber erootgt, baö wir
oerbofft, in älnfebung unferd bem gemeinen SBefen, fumemlidb aber bem
poftulirten ßcrrn 2tbminiftratoren, unferm gnebigfien durften unb fierm,
$um beften fo oitfaftigen treuroberfcigen $arfepend, fo bunb und ge«
fd^ebrn, au$ fo mlfaltiger Sertröfhmgen, und nit ein S$aben ober Sertufi
bifer gemeinen Sadben wegen Reifen ju taffen, ©wer furfttid&e $Dur<b=
iaudbtigfeit würben ibr nit fyabm juwiber fein laffen, fo leben unfern
britten Xbeit auf b 0( b erin dtd Werten pofiutirten Slbminiflratorid furfb
tidben ©naben anjunebmen, unb und umb fooil anberer mebrem an
Seine furftticbe ©naben babenben fjorberung }u erleudbtern. ©amit aber
©wer furfttidje $)urd&taudf)tigfeit im SBercf fpfiren, bad wir §u fdbuibiger
Sfüdbtigmadbung unferer ©ebür an und nidbtd erwinben taffen, feinb wir
erbuttig, bte 10852 ©ulben bo<bermettd Herren ©ruft ffriberidbd fDtarg=
grauen §u Sahen unb £ad£)berg ?c. furftlid&er ©naben gegen ©mpfabung
©wer furfttidben Surdbtaudjtigfeit Driginatceffton unb Quittung, bodb
ugerbalb ber barin angeregten ©(aufut ber Unoerfdbeibentidbeit, bereu
wir und oermug unferer an ©wer furfllidje $ur<btau<btigfeit ben 14. SRartii
getbanen fdjrifftUd&en ©retärung, niemabten obligirt, beten ©opiam fic
und im ^ebruario jungft gufommen taffen, gutt ju tbun, unb bi e bc§=
wegen gepurtidb }u befribtgen. SBotten ©wer furfttidben Durdfjtaucbtigfeit
wir unbertbenigft nit unoermelbet (affen, unb $erfe(ben ju angenebmefter
£>ienfterweigung unbertbänigfi willig unb bereibt. ©eben Sambdtag, ben
12. SXRaii 1599, unbertbenigfter ©eorg Qacob Socf oom ©rtenburg, ber
SReifter unb ber fftbat $u Stragburg,'' — ff 3)em burdbtaudbtigften bodjj*
gebomen dürften unb fierren ©eorg ^riberidben, 9Äarggraoen 2 c., unferm
gnebigfien Herren."
$ie ätntwort bed 9Rarfgrafen ©eorg griebridb d. d. Dnotgbadb,
13. 3uli 1599 ifl fur$ gehalten unb fagt ju, tag betreffs ber beanftan«
beten JHaufet Stbänberung erfotgen fülle 1 ). Qn ben SRatdprotofotten }u
Stragburg ift oermertt, bag biefe Antwort am 11. Stuguft eintraf, unb
bie abgeänberte 3efß<msforinet beigefügt war 2 ).
*) ttöuigl. Äreiöardjio ju Börnberg, AA*9ltten 92r. 508, 33Iatt 80 — 81. Original.
s ) 'JlatöprotoFoIle XXI, 1599, 391. 293.
Karl <$u$iurttr al * toürJtemfrergtfdier Tßolitiktv.
Son Br. §. $. §ou6en, Seipjig.
@ö war eine fcßarf ^emortrctenbe Eigenart aller Scßriftfiellet be«
weilanb „jungen £>eutf<ßlanbfl", bie Literatur flet« unter bem ©eftd^tö-
punft ber Sßotiti? unb 5tulturgef<ßidßte gu betrauten, Sie ftrebten tajtenb
nach einer literarifcßen gorm, bie ebenfooiel altueüe SBtrfung wie fünfte
lerifdjen SBert beanfprucßen foflte, unb wenn fic bamit autß nicgt nie!
meßr erteilten als eine befonbere Xuflbilbung ber fragmentarifchen 2Wit
teilungflfotm in ©eftölt non Briefen unb ©Rate, fo muß biefer Neigung
bocß nacß gerühmt werben, baß fie bie Siteratur um manche Probleme
befl öffentlichen Sebenfl bereichert unb ein neue« Sefepublifum geworben
|at, baß nie baran gebaut hätte, fuß mit (prifcßen ©ebicßten, roman=
tifcßen Sfcroeffen unb Sucßbramen gu befcßäftigen. äBoHte man aus
$ eine fl unb Sörnefi SSerfen bie ^ßolitif fireicßen, fo bliebe nur ein
befcßeibener 9ieft übrig. 2tuch bie Sdjriftfteller , bie im engem Sinne
unter jenem oerhöngniflooHen Sammelnamen gu oerfießen finb, folgten
mit ^Begeiferung ben Spuren ihrer SBorbilber, unb jeber oon ißnen ßat
Schriften nufguroeifen, bie überhaupt nur innerhalb ber rein politifcßen
Siteratur eine Sebeutung beanfprucßen fönnen. Subolf SBienbarg
ftecfte in feinen „3tfthetif<ßen gelbgügen" (1834) ber Siteratur bie weiteren
weltgefdßidfittichen ©renjen ; in ben oierjiger faßten löfle ftcß feine gange
$robuftion in potitifeße fflrofdjüren über ©teigniffe feiner £eünat Scßtefl;
wig^olfiein auf unb er begann fogar eine ©efd)id)te feine« Satertanbe«,
bie aber in ben Anfängen feden blieb, fteinrieß Saube trat mit
„politifcßen Briefen" unb einet Schrift über Polen guetf an bie breitere
fiffentlicßfeit ; 1836 feßrieb er eine Brofcßüre über bie frangöfifeße 9teoo=
lutton, beren ©rengen er mit ben 3aßreit 1789 bifl 1836 abfedte, unb
er if bann fpäter, unmittelbar oor feiner SBurgtheaterlaufbaßn, ber
$iforiograpß befl erfien beutfeßen Parlament« geworben, bem er ein
breibönbigefl, glängenb gefeßriebenefl Bucß gewibmet hat ©ine ber erfien
Xrbeiten oon Sßeobor SMunbt war eine Brofäüre über „®i e ©inßeit
$eutfcßlanb«" (1832) unb bie Suhl feiner politifcßen Berfucße in Äorte*
fponbengen unb Xuffäfeen, Slugfcßriften unb fpfematifeßen Werfen ift
i
250 $ou Ben
überaus grob, ©elbfl © u ft a o äühne ^at ju mausern politifchen
SCept beS £ages feine Stanbgloffen getrieben, bie er jum Seit in feinem
„£age6u$ in Bewegter Seit" oereinigte.
Vor allen hat aber Äarl ©ufcforo, bet heroorragenbfie biefer jung?
beutfdhen ©emeinfchaft, eine oielfeitige politifche Stftigfeii entfaltet SRit einer
ungewöhnlich föarfen SeobadhtungSgabe auSgerüflet, bie feine 3eitgenoffen
f<hon früh an ihm bemunberten, mar er gewöhnt, afle ©ntmidtungs?
fpmptome bes öffentlichen Sehend tritifdh ju oeratbeiten; ju allen ein?
föneibenben fragen feiner 3 c it pflegte er mit oft befpöttelter Unoer?
meiblid^feit fein Votum abjugeben unb fo mürbe er ber berufene ©dfjöpfer
bes &eitgef<ht<htU<hen Slomans, als ber er in ben „Stiftern oom ©eifte"
unb im „ 3auberer von SRont" poetif^e Xrdhitefturmerfe ^ingefleQt hat,
beren gigantif^e Anlage, gewaltige Etmenfionen unb fünfllerifchc Details
noch ^eute unfere Vewunberung in Slnfpruch nehmen.
©ufcforoS politifä^e 2lnf<hauung hat, bei ber oft fprungmeifen ©nt?
midebmg feines eigenen ©eifles unb feiner aufgeregten 3^, natürlich
manche ©tabien burchlaufen. Sn ben partamentarifdEj flarf bemegten
Sahten nach bem ©eutfdhsSranaöflfdhen flrieg 1870 oft um feine politif$e
^ßarteifleflung befragt, begegnete er fle einmal als einen SRittelmeg
jmifchen Stationalliberalismus unb gortfdjrittspartei, unb er mürbe es
niemals über fldh gewonnen haben, baS Programm einer beflimmten
gfraEtion ohne jahlretche Vorbehalte $u unterfd^reiben. SQs junger SRann
hatte er oiel meiter linls geflanben, unb baS Dbium bes $)emofraten ifl
ihm ba, mo fleh bie SRöglidjfeit non 9lmt unb Würben als Sweater*
intenbant, einmal fogar als Dberbibliothefar, flüchtig $u eröffnen f$ien,
ftets hinberlidh gemefen.
&urch bas Ütlarmflgnal ber franjöflfchen Sulireoolution 1830 nor*
jeitig auf bie öffentliche Sühne gerufen, hat er von ber £onart feiner
erflen SlnfängerroSe immer etmas jurücfbeh alten, unb ebenfo nachhaltig
mirfte auf feinen politifchen ^bealismus ber 3 u f a ^ bag er, ber fßreuge
unb Ser (in er, in jungen bitbfamen fahren unter ffibbeutfegen ©influg
(am unb non feinen literarifdhen Sehr? unb Wanberjahren wichtige 9lb?
fdhnitte in Württemberg «erlebte, bas neben bem benachbarten Saben in
jener ©poche beS aufftrebenben ftonflitutionalismus ben eigentlichen Stenn-
punft ber parlamentarifchen Semegung bilbet. ©ufcfom hatte 1831 in
feiner £eimat Serlin, noch halb ©tubent, feine erfie 3eitfchrift „gforum
ber Soumalliteratur" h^usgegeben unb ber preugifdhe SRinifter hatte
ihm, nachbem er fleh ein halbes Saht als Siebafteur mafelloS geführt/
bie ©rtaubnis erteilt, auf biefem $orum auch politifdhe Stngetegenheiten
ju nerhanbeln. 2Mefe gefährliche ©rtaubnis führte fdhon nach wenig
Karl Ghifcfom aU roiirttem&ergifdjer ^olitifer.
251
SRonaten ein plöfclidheS Enbe feines erften rebnftioneHen Serfudhs herbei.
Ter Herausgeber beS Stuttgarter „£iteraturblatte 8 " 511 m „SRorgenblatt,"
Sßolfgang SWenjet, mar aber auf ben jungen Ärtttfer «ufmerffam
geworben unb lieb ihn im ÜRooember 1831 nach Stuttgart fommen, 100
©ufcfotv als Slmanuenffs bes von ihm bamalfl verehrten ^ßotgbiflors ben
fotgenbeu SBinter subradjte, burdf} Arbeiten für 3ften$els 3citfrf>rift unb
anbere fübbeutfdhe glätter roie ben „fiefperuS" fi<h betreiben btirdffcblug,
ftd) in bas ffibbeutfdje 2 Befen mit Neigung eintebte unb burch bie Ster»
mittelung feines mächtigen ©önners audh fjfihtung mit ^eroorragenben
Parteiführern beS SBürttembergifchen Parlamentes erlangte. 3m Slpril
1832 f ehrte er bann mieber nach Söerlin jurücf, unb bas viel bejcbränftere
öffentliche fieben in feiner preubifcben Heimat laftete fo ferner auf feinem
freiheitslufiigen Temperament, bah es nur eines Portes non Wltntfl
beburfte, um ihn im nächffen äBinter tvieber in bie freiere £uft bes
SftbenS ju ziehen. Seine früheren theologifchen Träume maren längff
entfchmunben ; als Stubent fcbon ein tüchtiger Philologe, mar er burch
fein Stubium auf bie £aufbahn eines Oberlehrers hingewiefen, unb er
hatte auch verfrüht, ft<h mit biefem Beruf ju befreunben, benn er mar
bereits verlobt unb feinte ft$ nach Haus unb H^rb. SSor einem enb*
gültigen ©ntfdhtub aber fhräubte er ft<h, unb bie SSielfeitigfeit feines
Stubiums unb feiner 3 &hl 0 ^^ en faß ihn mit bem ©ebanfen liebäugeln,
vielleicht eine gang anbere Karriere entflogen gu fönnen, bie ihm $ 11 ?
gleich für feine joumalifUfche Tätigfett eine weitere unb notmenbige
©runblage bot. Er wollte nicht mieber einen Sßinter als literarifcher
Hilfsarbeiter giellos in Stuttgart verbringen. Um aber üWenjel bennodh
nahe gu fein, lieb er ft<h in Heibelberg als gurift immatrifulieren unb
beforgte neben biefem neuergriffenen Stubium von bort aus bie Arbeiten,
bie ihm Stengel für bas „ £üeraturblatt " reichlich gumies. Salb fdhon
mar er benn auch fo meit, feine fritifdhe Tätigfeit auf ffaatsmiffenfrhafts
Hdhe Söerfe auSgubehnen.
Stengel hatte bie 9?äbe feines brauchbaren „Stbjutanten" gemünfdht,
iveil er frhon feit Tegember 1831 sunt Sbgeorbneten bes nädjjffen £anb*
tags gemählt toorben mar unb bei feiner bevorflehenben parlamentarifdhen
SBirffamfeit einer rebaftioneUen ^itfc beburfte. Tenn enbtidh muhte
bodh ber neue £anbtag einmal ins £eben treten ! Seit ©ufeforo bas erfte*
mal in Stuttgart gemefen mar, hatte ft<h fyitt bie politifche Sage bes
beutfam jugefpifct. 1830 mar ber vorige £anbtag auseinanbergegangen ;
bie Stahlen für ben neuen marett längft erfolgt, aber noch immer ver*
lautete nichts von feiner Einberufung. Äönig Sßilhelm fdhien fein ver*
faffungsmäfrtges Stecht voll ausnftfcen gu wollen, unb biefes gab ihm brei
252
$oubeit
Sa^re 3eit jur Eröffnung ber Äammer, 5Das 3ößetn bev Regierung
war wohl überlegt; feit bet Sutirevolution 1830 gingen bie politifdjen
Sogen allenthalben feljt ho<h* 3nbem waren bie lebten Salden reichlich
liberal ausgefallen unb bie neuen Slbgeorbneten geigten bereits eine leb:
hafte Ungebulb, ber fie burd& bie ©oller SCbreffe vom 30. Slprit energiföcn
Staöbrud gegeben hatten fo bah ftd) bie ftürmifdjen Vorgänge im benad^
barten babifchen Sanbtag leicht im roürttembergifchen mieberholen tonnten.
@runb genug, erfl einmal abguroarteu, bis fidh bie Aufregung legen werbe.
Slllem Stafdjjein nach begannen aitdh bie Slftien ber ©emegungSpartei gu
fallen. 3n granfreidj fyalte ber ©ürgerfömg Subroig Philipp im 3funi
1832 eine reoolutionäre Erhebung träft ig niebergefchtagen ; bas tonnte
nicht ohne Einfluh auf bie beutfchen liberalen Sßotitifer fein, bie immer
mit einem Sluge nad) ©aris blidten. Entrveber flieg bie Erbitterung
noch/ ober man mürbe oorftdhtiger. £>as leitete mar vorausgufefcen, benn
auch ber Sunbestag batte mieber einmal auf 9Ketterni<hS ©etreiben ein
SebenSjeithen non (ich gegeben ; bie fürglieh veröffentlichten „ Sechs Ärtif el"
vom 28. Suni 1832 hatten bie hauptfächlich gegen bie treffe gerichteten
ftarisbabet fflefchlüffe von 1819 in nachbrüctliche Erinnerung gebracht.
Äönig Sithetm wartete baher erfl ben Einbrud biefer Ereigniffe ab, ehe
er {ich entf<hlo£, feinen Sanbtag auf ben 15. Qanuar 1833 einjuberufen.
Solfgang SWengel mar ber Urheber jener ©oller SCbreffe gemefen,
unb wenn ft<h auch bte liberale Dppofition feit ihrer ErgebniSloftgfeit
ruhig unb befcheiben verhielt, fo muhte im Greife Stengels gu Slnfang
biefes Sinters 1832/33 noch mehr als im vorigen bie ungemiffe parla*
mentarifche Sage ber HJtittelpuntt aller ®efpta<he fein. £)en jungen
©ufcfotp befchäftigte fte nicht minber unb er fühlte fidj berufen, bie grage,
was mit bem fotnmenben Sanbtag, fobalb fein enblicher ©eginn in Sicht
mar, werben mürbe, auf feine Seife gu beantworten. Er tat bies in
einer anonymen ©rofehüre „ SMoination auf ben nädhflen roürttembergtfchen
Sanbtag 41 , bie im November 1832 in fianau bei griebrieh ftönig erfdjien.
3fn einem ©riefe an ben ©erleget Eotta vom 31. Quli 1833 er=
wähnt ©ufefom nebenbei, bah er „einige politifdje g lugf chriften " ge»
fdjrieben habe. Eine biefer gtugfdjriften ift jene „2)ivination" ; von
anberen ift bisher nichts befannt geworben. Sielleicht oerftanb ®u|töw
unter biefem einen Sluffal, ber unmittelbar vor Unterbrüdung ber
„©olittfehen Slnnalen" von SRotted in beten STpril^eft 1832 erfdftenen
war; er hanbelte „Über bie hiftorifchen ©ebingungen einer preu&ifthen
©erfaffung" unb ®u|!ow h at ft*h i m Vorwort gum 10. ©anb feiner
®efammelten Serie (1875) als ©erfaffer betannt. Stach feine Stator*
fchaft ber obigen ©rofehüre geftanb er fthon 1835 ein unb erzählt baoon
253
ßari @11001» alä njürtiemberßifc^er $o(ititec.
audf) in feinem ©ritmerungsroerf „ffi'nfbfide" (1875). Qo^anneö Sptölfc
hat bemnadh auch in feinem reichhaltigen $hu$e „Stoß junge $eutfcf)Ianb"
beibe Arbeiten als jugenbtiche ©erfudEje beß Sßolitiferß ©ufcforo ^erangejogen.
@6 tfi mit aber mittiermeile gelungen, auch bie ©riefe aufgufinben,
bie ©ufgforo feiner „Sivination* falber an ben $anauer ©erteger rötete;
bie Originale gelaugten in ben fflefifc beß £ an au er © e f dh i dfj t ß?
rer eins unb mürben mir f$on oor einigen Sauren bur<h £errn Spro*
feffor <3ucf>ier freimblidfjfi in Sföfdfjrift gur Verfügung gefteHt. SoMje
©riefe aus ©ufcforoß früherer 3«it h a & ert fth nur gang menige erhalten,
unb jebe 3eüe ift beßhalb um fo mittfommener. ®ie hier mitguteilenben Be?
reifem nun unfere ftenntniß non ©u($foroö Xätigfeit inährenb feines £eibet?
Berger ©emefters nidht unwefentlidh. 2lu6erbem fann i<h über bie ©Hrfung
bet ©ufeforoföen ©tof$üre unb ihren tatfädhlidhen fenfationeden ©rfolg
einige neue SRitteihmgen machen, Befonberß über eine ©egenfdhrift, bie
ihr auf bem prüfte folgte, ©eibe ©rofehfiren, bie bur<h einen glüdfidhen
3ufad in meinen ©efifc getommen jinb, bürften gu ben größten ©eiten?
heilen ber ©ufefomtiteratur unb audjj ber roürttembergifdben politifd^en
Literatur gehören. SßriSlfj bemerft / baß fld> baß eingige ©yemplar nur
auf ber ftönig(i<hen öffentlichen ©ibliothef in Stuttgart fyabt ftnben
(affen; bie ©egenfdhrift, bie audh ©rölß unbetannt blieb, ifl jeboef) hier
nidht norhanben.
3» bem erfteu an ben ©udhhänbter fjriebrtdh &önig in £anau
genuteten ©rief trägt ©ufcforo ihm baß eben nottenbete üDtonuffript
feiner ©rofehüre gum ©erlag an. ©r lautet:
§eibelberg, ben 14. November 32.
JBerefjrter £err König!
SieKeicht erinnern ©ie ftch, gerab’ vor einem 3ah r * ben Unieraeichneten mit
3h«r Sefanntfchaft beehrt au hoben. ©ie mären fo gütig, mir in einem ©djretben
an mich, ber idj mich bamalß in ©tuttgart aufhielt, 3h* e buchhänblerifdje $irma
für oorfotnmenbe ftSUt ju empfehlen. 3*h erlaube mir feßt, oon biefem gefälligen.
Anerbieten ben erften (Gebrauch $u machen, inbem itf) 3$nen eine ftrodjüre jum
XmtC Übergeben möchte, bie fich recht eigentlich für 3hren Verlag fchidt. (Sine
Siotnation auf ben ft äfften SBürttembergifcben Lanbtag ift fehr jeitgemäfj, unb ich
habe ben Sorthrit, in biefen Gingen roäbtenb meines Aufenthaltes in Stuttgart
jn einer gerotffen fpejieüen u. geheimen Kenntnis gefommen ju fein. 3<h
traue auf bie Liberalität 3h r * r Genfur, ber bie befcbroichtigenbe, abrathrnbe £en=
benj ber Srochüre nicht anberS alß miHfommen fein fann. SReine Sortierungen
fmb brei fünfte: 1) alß $onorar fjl. 33, 2) bie mögtidhft fcbneQe fublifation ber
©rfjrift u. Überfenbung ber genannten ©umme, 3) bie unbebingte Serfchmiegenheit
meineß Namens gegen Nachfragen oon oben, unten ober $ur ©eite.
. 3<h benutze bie (Gelegenheit, 3hnen noch eine anbre Sitte oorjutragen. Unb
amar um Sefriebigung meiner Neugier.
254
Ö o u b e n
$att’ 3h nen ber ©erfaffer ber ©riefe auS ©erlin audj bie ©ebingung
gepellt, nie ich vorhin, feinen Kamen ju oerfdjroeigen ? 34 wäre fehr begierig,
ihn ju erfahren. ©Bährenb meines bieSjäfjrigen ©ommeraufenthalteS in ©erlin
hat man mt4 allgemein für jenen ©rieffleller gehalten. 34 h fl rie um fo eher
Urfadje, biefe ©utorföaft non mir ju weifen, meit in ber Xhat auch non mir ©riefe,
im ©eriage oon £> off mann & Gampe erfchienen finb, u. id} mid) hoch lieber ju
benen öetenne, bie ich wirtlich gef daneben habe, als $u benen, bie man mir fätfdj:
(ich jufchreibt ©ttgerbem intereffirt eS mich, tteute it. befonberS 3feberfüfjrenbc
fennen ju lernen, benen baS §erj ziemlich auf bem redeten ^lect ft^t, eine @r*
fdjeimmg, bie man in ©erlin f«hr fetten antrifft ©Serben ©ie mich alfo auftlären
bürfen ? ober no nicht bie Güte haben, bem ©nonpmuS meinen Grug $u entbieten
mit ber ©emertung, bajj id) mir wohlgemuth bie $änbe gerieben hätte, als er ben
berlinifchen ißetits ©Raitreb fo arge Schläge oerle^te?
3n ©etreff meiner ©rofdjüre bitt’ ld^ Sie vor allen Gingen um einen fönetten
Gntfölug. 3ui Sfefle fid* Sdjmierigfeiten finben f otlten, fo erfuch’ id) ©ie mir baS
Ktfcrpt. fdjteumgft remittiren.
Ktit ooUfommenfter $odjad)tung
Dr. Äarl Gufefom.
©bb. ©Rtltelbabgoffe bei ©reut
®er Verleget ging auf ben SBorfdjfag ©ufcforos fofort ein, tote ber
nft$fie Srief geigt, ben td) fogleid) folgen taffe, um bann erft auf bie
oon ©ufetoro ermähnten „Briefe aus Berlin" gurüctjufommen :
$eibetberg b. 20fien Kooember 32.
©erehrter $err Äönig,
34 bin begierig auf bie Gntf Reibung SfjreS 3 en f ur inquifttor«. 34 h°fft
er roirb an einigen Strichen genug haben. ®en 3Titet ber ©roföUre betreffend
bin ich Shuen ganj ;u Villen. 34 benle, bie ©utoren haben auf bie Xitel ihrer
_ 4 __
©Berte nur ein halbes Ke<ht wie man bei ber Xaufe eines ÄinbeS ben einen ©or*
namen oom ©ater, ben anbern oom Geoatter nimmt 3)aB ©Bort: ©ioiuation
tlingt 3hnen nicht populär genug. XaS ^opulftrfte ift «. bleibt immer bie (frage.
©Benn ©ie fürs auf ben Xitel fegen wollen: ©BaS Utgt fich oon bem nächften ©B.
& erwarten? fo opfre ich 3h n * n baS atterbingS fehr paffenbe ©Bort: Xioination
recht gern, gür bie @Ue, mit ber ©ie mir nach Genehmigung beS XructeS baS
bebungene Jponorar fenben wollen, mug ich 3h nen im ©orauS fchon fehr bantbar fein.
34 tonnt’ es erwarten, bag ©ie mir ben Kamen beS ©fS. ber ©erliner
©riefe oerfdjweigen würben, bo4 ift eS oieUeidjt möglich, bag ©ie biefer bei oors
fommenber Gelegenheit in ©etreff meiner 3h rar ©erpflichtung entbinbet Xie oon
3huen erwähnte ©njeige biefer ©riefe in ben ©lättern f. 1. U. ift meines ©BiffenS
fchon einige Ktonate alt, u. ift ohne allen £weifel ein deines DpuS beS groben
©Bilibalb ©legis. ©ooiel ich m i4 entftnne, hab’ ich in meinem Schreiben an ©ie
nichts oon bem abfoluten ©Berth ber genannten ©riefe gefügt 34 geftehe 3hnen
offen, bag ich ihnen auch nur einen relaitoen gufchrei&en tann. 34 halte ©erlin
für einen fo jämmerlichen ©ifc literarifcher Gemeinheit, bag man bort mit ©Borten,
bie in anbrer ©ejiehung oielem Xabel auSgefefet finb, ©Bunber au$ richten tann.
34 habe in ©ejug auf bie ©ert ©riefe fchon GinigeS aus eigenem ©ntriebe ge-
than, ihnen aber nirgenbS einen ungetheilten ©eifaQ fchenten tönnen. 34 habe
im Ktorgeu&Iatt u. in ber jefet unterbrüctten Xeutfdien ©Ug. 3eitung mein Uriheil
Äail (Skifcfow als rofirttembergifcher Kolititer. 255
i
toafyin gegeben, ba( es &u wünjchen wäre, bie Sache ber Freiheit fänbe nic^t nur
begeisterte, foribern auch gefdjitfte Vertheibiger, $u ben lebten hub’ id) 3h ren Sinter
nicht wählen fönnen. £etr Sfteitjel trug mir auf, bie beiben ^eile au 4 im Vit
S8L angugeigen, ich ho& F eS aber abgelehnt, weil ich ttic^t gern breimal baSfetbe
lagen möchte, u. Überbieji bem Verfaffer nic^t wefje tun will- <$r h«t mid) ein
halb £>ufcenb mal citirt, er tat ein non mir vor jwei fahren in Verl[in] . heraus»
gegebene^ Journal mit einer Srünblichteit ftubirt, bie mich felbft in ben StuSbrücfen,
bie er öfter wählt, überrafd}t h fl t # er glaubt alfo a priori meines VeifaüS gewijt
gu fein, weShalb id) Stnftanb nehme, meinen $abel öffentlich weitläufig auSein;
anbergufefcen. §r. SRenjel ift wegen beS VucbeS in berfelben Verlegenheit, 3h*
Slutor hat ih“ beflänbig im SRunbe, er uerbarrifabirt fid} mit feinem Hamen unb
wirb eS fich Zaum eriläreu tönnen, bah fein gefeierter $elb mit ihm fo ungufrieben
ift. $ 0 $ werben bie Vriefe batb jur Wngeige temmen, auf bie ich felbft begierig
bin. 9luf bie gegenwärtig im £it. VI. fortlaufenben SCrtifel Aber frangöfifche ÖSe?
föichte folgt uermuthlich unmittelbar eine 3 u f flmm enftellung ber neueften Erfcbei»
nungen in ber humoriftifeben Literatur, 3 U liefen werben bie Vriefe gerechnet, u.
mit ben $einefchen fteifebitoem (2te Auflage) SaphirS Serien u. einigen anberen
jufammengefteHt werben.
3u ^h«r Vermählung meinen aufrichtigsten (Blütfwunfd}. Verfuhern Sie
3hre grau ©emalin meiner achtungSooßften Teilnahme u. unterlaffen Sie nicht
3hf )u fagen, ich hätte bie Vbftcht eine Schrift über bie Äunft beS SebenS heraus*
gugeben, wo ich mir ffir baS Kapitel über bie gUtterraocheit ihre gegenwärtigen
Erfahrungen jur biScreteften Venupung auSbilten würbe.
Stuf bie balbige $öfung beS ©orbifchen knotend h°ffenb
* 3hr ©ptew.
SDie in beiben «Schreiben ermähnten „^Briefe aus Stettin", bie
@ufcfowS Neugier fo fc^r teilen, weil er felbfi, beffen erftes Such
„Vriefe eines Darren an eine Närrin" bamals erfreuen n>ar, baheim
ffir beten Verfaffer gehalten nmrbe unb weil ber anonyme Vrieffc&reiber
gasreiche Sufjerungen aus ©ufcforos im Eingang erwähnter Seitfdftrift,,
bem „Dorant ber Soumalliteratur", als ffltottos gu feinen Vemerfungen
gewählt, ben neruitglücften Verfuch fogar mit töbenben Xenien gefeiert
hatte, waren Dftern 1832 ebenfalls im Äönigfdhen Vertag ju ßanau
erfdfienen. 3h* 2lutor war ein 3ugenbfreunb fietntidb feines, griebridf)
6teinmann, ein Qutiß, ber fich vielfach poetiffh verfugte, 1854 wegen
feiner „®efdhi<bte ber Nenotution in Sßreußen" feiner Stellung am Ober-
lanbesgerid&t in SERüttftcr enthoben würbe unb bort 18T5 als Schriftsteller
ftarb. 911s SDtdhter non unbebeutenbem Talent h a t er fi<h einen üblen
ftuf erworben, inbem er in feinem Suche Seine. $>enfrottrbigfeiten
unb ©rlebniffe aus meinem 3ufammenleben mit ihm" (1857) neben bem,
' was er au Briefen unb SRanuffripten non ßeine befaß, eine Weihe freier
gälffhungen in bie SBelt fette, bie ben fietneforfchern mand&es Äopf-
gerbreiben gemadht haben. 2)ie „Briefe aus Stettin" ftnb ein heute faum
mehr lesbares wüjtes Söudh, baö hb<hfienS als gunbgrube ffir mancherlei
i
$ouien
2n6
berliner Details unb für STnefboten befonbers aus ber literariföen SBelt
$u Slnfang ber dreißiger 3<*h* e in Berlin bem fiißorifer von 3ntereffe
iß. ©ufcforo war, tote ber streite obige Srief $eigt, feinefiwegs rum bem
Suche erbaut 3llS ßritifer tabelte er, ba§ ber anonyme Serfaffer ßdj
nur in ben fleintichen Iiterarifd>en gelben Berlins |erumtretbe unb nicht
viel mehr als Aaffee^auSflatfd^ aufroärme. (Sr nermifjte baran jeben
höheren ©eßchtspunft, ber feiner ^olerm! SBeihe unb 2Bürbe gebe, unb
nannte forooht Sprache roie Inhalt „ein fchroadjeä, nachhaltiges (Sohren
einer fchon längft gefeierten fiefe". Sei allem greiftnn habe ber Sers
faffer feine Ahnung, „baf? man au<h in ben Tempel ber Freiheit mit
einem freier! leibe treten müffe". Siele @infäüe be$ Buches fanb er im
höd&ßen ©rabe trioial, unb Überall fehle £aft unb politifche ttmficht
Jobbern ber preu&iföc Äöntg in ben Sriefen bis in bie Sterne erhoben
roorben mar, mürbe bas Such, bas übrigens in Sertin reifcenb gelefen
mürbe, halb bort fonßsjiert
3<h mürbe ©ufeforo* fritifches Urteil über bie „Briefe aus Berlin'
hier nicht befonbers b^oorbeben, menn nicht ber obige Srief an ftönig
oom 20. Sooember 1832 auf bisher unbefannte Beiträge ©ufcforoS jum
Stuttgarter „Sttorgenbtatt" E)i n fü^ rtc * 3* ne fritifchen Äußerungen finben
fich in ber Summer 202 bes Jahrgangs 1832, unb sroar als Berliner
florrefponbenj. 3$ h a & c ta meinen „©ufeforofunben* (1901) bie Sei«
träge (Subtoros jum „ SRorgen- unb Siteraturblatt" sufammengefieÜt, fo«
meit fte in ber Sritfdjrift felbft burch feinen tarnen ober feine ©^iffre,
ferner burch briefliche luffchlüffe unb burch Sergleich mit ben entfprcchen«
ben 2lbf<hnitten fpäterer Schriften erßchtHch maren. %üx bas 3aljt 1832
bes „SRorgenblatts" fonnte ich jeboch nichts roetter nachmeifen, als bie
gröbere Arbeit „Äus bem Seifetagebuche bes jüngßen Stnacharßs". 3ener
Srief an flönig »errät uns atfo, baß h« r noch mehr aus ©ufcforos gfeber
ju finben iß, unb sroar unter ben &orrefponben$=9iachri<hten aus Sertin.
Sttefe ftnb natürlich überaus zahlreich, unb es iß fetbß»erßänbU<h, baß
eine 3ritung roie bas „3ftor genblatt" mehrere Äorrefponbenten in ber
preußischen ßauptftabt hielt, baß atfo nur ein Seil non jenen Berichten
auf ©ufeforos Äonto fommen fann. $ie oben gitterte ftorrefponbenft
über bie „Briefe aus Sertin" iß mit einem Sternchen gefenn$eichnet;
biefetbe (S^iffre ßnbet ß<h noch unter einer umfangreicheren äorrefponben)
in ben Hummern 131—133, biefe bürfte baher auch non ©u&foro ßammen.
Weitere Hnhaltspunfte fehlen einßroeilen.
$)er grneite Srief an Äönig gibt uns aber noch eine weitere Slach*
rieht berfelBeu Slrt. ®aß ©ufeforo in jener 3rit für bie in Stuttgart
erfchienene, gurjett jenes Briefes fchon »erbotene „$eutfche Allgemeine
tfarl (Sußfow alS württembergi](ßer |$olititer.
257
Seituttg" von @r^atbt be$. Btebotb forrefponbierte, war aus einem Briefe
an ßotta nom 19. Sejember 1833 bisher befannt. Bon bet 2lrt biefer
arbeiten mußte man jebo<b nidjjts. ®ie obige 910% baß er au<$ bort
über bie „Briefe aus Berlin" gefchrieben ßabe r bietet menigfiens eine
ßanbßabe *u weiteren gorfcbungen. auf fol$e aufättig ftdb bietenben «&in=
weife ifi leibet ber Siterarhißorifer nur $u feßr angetoiefen y ba bie Äonto*
bfidßer ber Berleger foldjer oerf^oDenen Saitlingen mit wenigen aus*
nahmen ebenfalls verfd^olleii ftnb.
Blendet brücfte jt(b übrigens in feiner anjeige ber „Briefe 11 ©tein=
manns in Br. 5 bes „Siteraturblatts" oom 11. Qanuar 1833 recht
gelinbe auS; fte mären ißm nicht maliziös genug, bo<h fanb et manches
barin wahr unb luftig, ®ie „Blätter für Itter arifdjje Untergattung "
bagegen ßatten bie beiben aufeinanberfolgenben Bänbe in Br. 204 unb
333 ßeftig heruntergeriffen ; fte feien wahre $ßöbeltiteratur , gerabeju
finbifdh unb ein „ ftotabgang ber Börnefd^en unb ©einefd&en 3Äufe" ; ber
Berfaffer fei vermutlich ebenfalls ein 3ube. ®er mit ber ©htffre 140
gefemtgeidbnete flritifer mar aber ttid^t 3Bil. aiepis, fonbem ber jung»
beutfdße College ^beobor Blunbt.
Bach biefer für bie @ufetowforf<hung wichtigen abf$roeifung nunmehr
jurfi & su ber BrofdEjüre, bie Bnfang Sejember 1832 etfd&ienen fein
muß, unter Beibehaltung bes nom autor vorgefdhtagenen Titels unb ohne
unter bem Botßift bes 3 en f ots wefentlidh ©«haben ju leiben, ©ufcforo
hatte es naturgemäß eilig mit ber Berbreitung feiner aftueüen ©<hrift
unb er ridhtete beshalb anfang Sejember eine Btohnung an ben Berteger
in einem britten unb testen Briefe:
fteibelberg, b. 9. 2)ej. 32.
£iebeT £err Äönig,
SHHr werben mit unfern tßropfjejeiungen post festum tommen, wenn mir
unS fo lange 3eii nehmen. 34 weif; nidji, ob S^nen bie (£enfur $inbemiffe in
ben SBeg (egen mag ober fonft ein lXmftanb ©ie oerßinbert, mir wiKfommene
9ta$rid)t gu geben. 34 ßStte gern gehabt, baß man baS ©cßriftdjen gu SSeifc?
nagten feßon rnieber oergeffen ßätte, weit i4 um biefe 3 e ü iu Stuttgart fein
werbe u. i4 nitßt möchte, baß SWandje, bie midj auS meinem Stil erraten bürften,
mit fjfingem auf muß zeigten. 2)o4 idj werbe eine reeßt fre^e Stirne anneßmen,
u. mieß ju IRußtS befeunen. 3luf jeben f$aU bitt’ idj Sie, mir gefäUigft anjuseigen,
wie weit ©ie mit ber @a$e bis jeßt getommen fmb ; üß ßoffe baßer jiiüerfttfUlicf),
in einigen wenigen Klagen oon 3ßuen ein paar feilen ju erhalten.
SRit ßerjlitßem ©ruß 3ßr
©ßfow.
NB. ©ollien ©ie meine Slbreffe oergeffen ßaben ; fie war : 3Sittelbabgaffe bei ©reul.
3n eben biefen Sagen bürfte bie „Sioination auf ben nädhfien
SBürttembergifihen Sanbtag" erfdEjienen fein. ©ie ift <harafterifHf<b für
attat Btertcila&ffß. f- 2«nb«*te{4. xx. 17
258
$sul>en
ben fixeren Slicf unb bad ruhige, fü^le Urteil bed jungen Serlinerd.
(Sr nahm barin bie 9Riene eine« ^Diplomaten an, ber jroar jtemltch rabifal
benft, aber gleichwohl bie unleugbaren Serhältniffe gang objeftiv abwftgi
©r befhebt ftd), ü6erfcbroengltche Hoffnungen ju serflreuen, SRutloRgfeit
aber aufeuftacheln ohne Serhefeung, unb eine gemeinfame Safid oorfirf>=
ttger 3ßäRtgung gu Rnben, auf ber jebe Partei wenigRend etroad Se*
friebigenbed geminnen tönne. ®r rät gu einer auf ftompromiffen ruhen*
ben, aber poRtioen Sßoßtif. 3wei drittel ber Äbgeorbneten, meint er,
gehöre gur Dpp ofition. ©in SRegieningdwechfel fei aber bedhalb nicht gu
ermatten ; bad fonftftutionette ©tement fei bagu in ®eutf<hlanb noch längft
nid^t bur<bgebitbet genug, tote etroa in §rranfrei<h ober ©nglanb, unb bie
^Parteien fetbR feien fi<h noch feinedwegä Kar unb einig genug in ihrem
Programm, fo baR ihre ©nergie bur$ bie SRannigfaltigfelt ber Meinungen
oon oomherein gelahmt fei. ©in neuer SWiniRer werbe be©^alb fein es«
wegd ber Vertreter ber parlamentarifchen Mehrheit fein, fonbem wie
Bisher fiele bie wiüfürlühe ©Köpfung bed gfirften. SoTaudRchtlich werbe
bie Regierung bie Stbgeorbneten bur<h reifliche SorRhläge unb 8e*
miQigung Keiner gorbenmgen lofaler SStrt hinhatten, wichtiger e fragen
in bie Sahnen fadjmänntfcheT Debatten leiten unb ber allgemeinen poli*
tifchen ^Beurteilung gu entziehen toiffen. 3)amit fei bad Parlament oon
oomherein matt gefefct unb bie Regierung werbe ohne oiel blaue Rieden
baoon fommeit. ©ottte ft$ bennoch bie DppoRtion gu politifdjen „Stotionen"
terReigen, allgemein beutfdbe Angelegenheiten wie SßreRfreihett, Serhältnid
gum Sunbedtag 2 c. in bie tetn württembergifchen miföen wollen, fo mürbe
bie Regierung einfach bur<h bie 3>nteroention bed Sunbedtaged (©ufefow
benft babei offenbar an bie Aufhebung bed eigenmächtigen babifdjen SßreRs
gefefced burch ben Sunbedtag am 28. 3uli 1832) benno# flctd bie Ober*
hanb behalten. 2)ad Übergewicht ber {Regierung fei auRerbem burd) bie
mangelhafte ©inigfeit felbft ber oppofitioneüen Parteien geftcherl. 25ie
Abgeorbneten Räten noch gu fehr in ihren ÄinberRhuhcn. 2)te Aboofaten
gwar bilbeten ein energifches ©rement, Re Ränben unter bem Sann bed
frangöRfchen Siberalidmud , wad ©upfow an ihnen rühmt Aber neben
ihnen habe man als ©langpunfte bed neuen Sanbtagd gu oiel „(iterarifrhe
■JtotabiHtäten" aus Stuttgart unb Tübingen gewählt, bad fei feine fcRwache
©eite. $i e tabifalen Abgeorbneten würben gewiR nicht Uhlaub bad
„Sßatronat" übertragen wollen, Uhlanb fei ber ihm auferlegten {Rolle
nicht gewachfen, ebenfowenig Spfijcr ; ihre DppoRtion fei nicht Rar! unb
hartnäefig genug, Re würbe halb mit ihren perfönlichen Neigungen in
31Mberfpru<h geraten; rücffichtslofe Wahrheit bürfe man oon ihnen nicht
erwarten, ©tatt folget Siteraten hätte man iDtänner wählen foüen,
Pari Sufctoro alt n>ürttemb€Tgi(c$er Sßolitifer.
259
„an bie fid^ nkht alte Erinnerungen anfnfipfen , fonbem bie jugenblich
mit ^eiterm Blide in bie fommenbe &t\i bilden' 1 . Slnbrerfeits fei auch
bie Erbitterung Aber bie fed&S Slrtifel be* Bunbestags nicht ftarf genug,
um biefe nerföiebenen Elemente/ Sbvofaten unb £)t<hter3$ßhi!ofoph en /
bauemb gufammengufchroeißen.
£)ie groeite graftion bes nächften Sanbtags feien bie Stäbter unb
Bauern, bie ft$ um Schott unb feinen „Hochwächter" gruppierten.
$tefe£ Blatt roerbe eigentlich nom gangen Sanbe gef daneben unb habe
bas Berbtenft, bie rüdflänbigen Serhältniffe SBürttembergs in allen
SSinfeln aufgebedt gu haben. Bei allen rabifaten gbeen bet neuen 3*it
habe ber Herausgeber Schott immer an ber ©pifce geftanben. 916er feit
fich bas Blatt nicht mehr auf bie materiellen Sefchmerben ber SEBttrttem*
berger befchränfe, wofür baft Bolf allein ©um habe, fonbem ibeeffe, all*
gemein beutf$e gntereffen vertrete/ habe es niete Anhänger verloren.
$aburdh fei auch beffen B^afur geieigter geworben unb neuetbings bfirfe
ber „Hochwüdhter" nicht mehr fo frei mit ber Sprache h**aus. 2Jtan
fotte fidh nicht fo viel um BunbeStag unb Souveränität ber EinjelRaaten
ffimmem unb nicht glauben/ mit ben dürften gemeinfam Vorgehen gu
fönnen; auf bem fogenannten gef ermäßigen SBege roerbe man überhaupt
nicht ben 3«ftanb hetbeiführen fönnen, „auf ben ©rofjes unb Äleines
in biefen Xagen beutet 41 . Xhrone mit republifanifchen Einrichtungen,
Semofraten Srm in 9trm mit ben gürften, ©roßhergöge mit gafobiner*
müfcen — baö geht wieber auf Baben — feien Unftnn. greiheit vom
BunbeStag erlange man nur burch heimifche greiheit, ber man ben
Rärfften 9tad&brud geben müffe. ®ie Bufutift brauche nicht befreite
nige, fonbem entfeffelte BöUer.
SKe ÄonReHation bes neuen Sanbtags fei alfo einem Rürmifchen
Borgehen nicht günfHg. SERan fönne aber vielleicht, barauf läuft ©ufefowS
Betrachtung hinaus, aus ber roürttembergifdhen DppoRtion eine brüte
Nuance h^ausfcheiben, bie er mit bem Barnen Stengel begegnet.
3n»ar feien bie Xnft<hten über biefen Stann fehr verfchieben ; obgleich er
ber Urheber ber Boiler Sbreffe geroefen fei, roiffe man noch nicht recht,
roaS man von ihm gu erwarten habe unb ob er auch als Bbgeorbneter
bie ShreiRigfeit feines literarifchen Stils beftfeen werbe. Er, ber $MvU
nator, fyaltt Stengel für einen rüdftchtslofen greunb ber Wahrheit unb
einen Stann von Übergeugung, für feinen Sphantaften, fonbem für einen
nüchternen Urteiler mit praftifchem Blid. Seine Bergangenheit laffe
bas erwarten, fein bisheriges Schweigen vielleicht auf wenige, aber
burchgreifenbe $aten hoffen. Stengel fdheine beshalb nicht ungeeignet,
ben Bereinigungspunft aller oppoRtioneüen Elemente gu bilben, befoubers
260
fr o ii b e n
4t
wenn er ftdg mit bem taftfeften oon Wange ngeim jufammenf dg ließe,
bem 1823 entlaffenen mürttembergifdgen TOnifter, bet ebenfalls in ben
Sanbtag gemalt worben mar, aber fpäter nidgt betätigt mürbe, n>eil et
nid^t im Sanbe wognte. 3 U geroaltfamen Wittein, wie etwa ber ©teuer-
»erroeigerung, fegte es an jeher gefegltdgen ©anbßabe unb besßalb fei
baoor nur gu warnen, S)ie oben angebeutete %aft\t ergäbe oietleidgt eine
beffere Susfidßt für bie Arbeiten bes fomtnenben Sanbtags. Stadg beffen
©dgluß — mit biefcr Sfosftdgt entläßt ©ufeforo ben Sefer — motte er in
einer neuen Srofdgüre bie erhielten Siefultate mit feiner £>iuination oer*
gleiten.
4
©ufcforo empfießlt alfo ben rein partifularifiifdgen Stanbp unft, ber
mit möglidgfler Umgebung bes Sunbestags für feine geimifdgen Serßäfc
niffe allein forgte; er tarierte bie bamaligen Sdgmaben burdgauß ridgtig,
wenn er meinte, nur eine foldge egoiftifdge politif fönne &u Energie unb
Segarrlidgteit fügten, unb au<g feine peffimiftifdge Slnfdgauung non ber
möglidgen Wtrffamfeit beß Sanbtagß füllte nur ju recgt begatten: fdgou
am 22. Wärj 1833 mürbe ber „oergebtidge Sanbtag" aufgeläft. ©r mar
gerabe in ben Regler oerfaHen, not bem ©ufcforo gemamt gatte: unter
ber gügnmg Pfhetß unb ber Eeilnagme ttgtanbs, bie beibe non ©ufcfom
fdgmädgtidg eingefdgägt mürben, madgte er $ront gegen ben SunbeStag
unb flettte ftatt ber mürttembergifdgen älngetegengeiten gerabe bie allgemein
beutfdgen in ben Sotbergrunb; Pftjers Wotion nom 13. Februar 1833
nerlangte grabesu bie Verneinung jeher Serbinblidgfeit ber fedgfi Strittet
für Württemberg ; baburdg mürbe ber Wirffamfeit bes ßanbtags ein nor=
zeitiges 3^ 9 ^gt, eine ©ruppierung ber Parteien, mie ©ufefow fte
anregte, gatte überganpt nidgt 3*it ftdg ju entwicfeln, unb bie Regierung
erlangte, nadg ©ufcloTüß Soraußfage, einen leidgten Sieg.
Wte badgte nun Wenjel felbft non biefer politifdgen ftügrerrotte, bie
tgm ein norerji nodg Unbefannter guer teilte ? ©ugfow* 3)ioination be*
rügte auf einer ftarfen Überfdgäfcung feines bamaligen ©önners, non
ber er nur §u balb gurüdttommeit füllte. Wenjelß faß $weibeutige po-
litifdge 3urü<fgaltung nadg ber Voller Sbreffe gefiel igm nidgt; er wollte
ign burcg feine Anregung aus feiner ^räggeit aufrütteln unb igm ba$u
ein Relief geben, oon bem ©ufefom fpäter bei feinem 5tampf gegen ben
früifdgen ©oliatg begauptete, baß eS bie Safts feiner fpäteren Popularität
geworben fei. Sis bagin gäbe SRenjet bei ben einen als „3cfuit ber
gfteigeit", bei ben aubem als „Sefuit ber SReligion" gegolten, befonberS
bei ber Oppofttion gäbe er als oermutlidger Sgoift unb Stdgfelträger in
üblem Stufe geftanben. @rfi nadgbem igm bie „SDürination" einen befümmten
Poften gugemiefen, gäbe fidg SJtenjel mit ben Greifen ber miirttembergifcgeu
Rail Station) at# m&rtfcmtargiftyet Volitifer.
261
Dppofition näher unb offen befreunbet unb burch feine literarifche Stel*
tun gn ahme ab SRebafteur beg mächtigen „föteraturblatteg" bie Einheit bet
Siberalen gef örbert ; bet 3roed bet „$imnation" fei alfo nach biefet
Sichtung bet liberalen Einigung !>tu wirf lieb erteilt worben. SBenn
Stengel in feinen „©enfwürbig feiten" fagt, baß et fdfjon 1831, ab et
gum Sbgeorbneten gemäht würbe, trofe feinet etfl fünfjährigen Ei n*
bütgerung in Württemberg fchon „giemlich populär" getoefen fei, fo iR
bag eine offenbare Sbfage gegen ©ufefom, beffen Vrofchüre et überhaupt
nicht ermähnt, ©ehr roahrf dämlich fühlte Reh SDtenget bet ihm auf*
erlegten parlamentarifchen gßhrerrolle burchaug nicht getoa$fen unb bähet
in größter Verlegenheit, fo fchmeichelhaft Re ihm fein mochte. $ie
Säuberung, bie ©ufefow in feinen „Sfidblicfen" (S. 78) oon Stengeb
neuer unbehaglicher Situation gibt, bürfte ooüfommen richtig fein. $)enn
bie anonpme Vrofchüre hatte Suffehen, ja Senfation gemacht; bie Stp*
RiRfation mar ooüRänbig gelungen, man „mied feinefiwegft mit Ringern"
auf ben „Sbjutanten Stengeb", fonbern bie gefchicft burdhgeführte biplo*
matifche Stagfe beg Verfafferö geitigte gang anbete Vermutungen; man
riet gunächR auf Wangenheim, ber R<h burch bie Vorfchiebung Stengeb
felbR in empfehtenbe Erinnerung gebracht habe, bann auf ben bekannten
SchriftReHer unb früheren StiniRer beg ©roßbergogd oon fjranffurt,
oon VengetsSternau, ja ein ooües $)ufeenb roeitem kanten biefer
Srt fam in grage, unb ab alle Vermutungen Reh ab unhaltbar heraug;
Reiften, tarn fogar Stengel felbR* in ben Verbacht, ber $it>inator gu fein.
Stengel mar bähet nicht menig unb feineftroegs freubig tiberrafebt, oicl-
mehr enttftufcht^ ab fein literarifeber SmanuenRg beim traulichen 2Beih=
nachtftbefuch in Stuttgart hoch nicht bie „freche Stirn" behaupten fonnte,
fonbern Reh ab Verfaffer ber Srofchüre entbeefte. St an oerfpracb Rdh gegen*
fettig Schweigen; ©ufefow brach eg guerR, inbem er 1835 in feiner
„Verteibigung gegen Stengel" ben Hergang um feinem jefeigen
Sfeinbe, bem fein Stifte! gu fdhlecht mar, bie Stöglicbfeit gu nehmen, biefeg
Erlebnig irgenbmte gegen ihn auggufpielen.
©ufeforog Vrofdhüre blieb audj) nicht ohne Sntroort. Stit ungeroöfen*
liehet prompt heit, fchon am 3. Januar 1833, bradhten bie Vrodhaugfchen
„Vlatter für literarifd^e Unterhaltung" eine Sngeige ber „£)imnation",
bie ber anonpmen $lugf<hrift ebenfooiel ©eiR wie allgemeines 3ntereffe
gugeRanb, unb giemlich beuttich auf Wangen beim ab beit mutmaßlichen
Verfaffer hmmiefl, ihm aber recht unlautere SbRcfeten unterfdhob, ab
wolle er, „ein Sbgefanbter beg böfen f^einbed", bie V arte bn ooHenbs
entpeien unb bei aller fcheinbaren rabifalen ©eRnnung, bie fogar bie
„SodEjroächter "Partei noch überbiete, ber Regierung bie Schi Heg f er fe bes
262
$ou&en
neuen ^Parlaments recht beutltch nachweifen. 2 BaA ©ufcforo nur inbireft
auAfpri$t, erläutert ber Äritifer; nicht Ufjlanb, fonbern 9Rengel fole
nach bem 33orfthIag beA dioinators fpräRbent ber Kammer werben, ein
Mafien, -ju bem aber SRenjel noch weniger gef (baffen fei. dann wtbmet
ftcb bie ÄritiE einer energiföen ©erteibigung Uljlanbö unb $ftjerA, gegen
bie ber 39rof<hürenf<hreiber eine offenbare perfönlidje geinbfeligEeit geige.
UhtanbA partamentarifche Vergangenheit unb fßfiger« juriftifche Karriere
fttaften bie gegen fte erhobenen SSerbächtigungen oon ootnheretn Sügen.
der 33 er f aff er ber Kritif war benn auch, wie i(b auA bem SrocfhauAfchen
Verla gftarchio feft (teilte, ein greunb jener beiben SKänner, ©uftao
Schwab, ber fich, wie baA einmal ber Vrauch jener 3eitf<hrift war,
jwar ebenfalls unter einer anonymen Chiffre oerftedte, ftdb aber bo<b
nicht Über „Monsieur l’anonyme“ beruhigen fonnte. Schwab würbe,
wie anbete KritiEen über Schriften ©ufefowA beweifen, noch ganj anberA
gewettert haben, wenn er geahnt hätte, bafc ber ihm wenig fompatbiftbe
berliner ©ufcEoro ber Verfaffet ber „dioination" fei.
SchwabA Kritif war aber nur ein Vorpojlengefecht. Schwerere*
©efd&üfc folgte, unb jroar in ©eftalt einer eben f all A anonymen Vrofdjüre,
bie fafi hoppelt fo umfangreich Ift wie ©ufefowA deyt: „die dioination
auf ben nächften württembergifchen Sanbtag. beleuchtet von einem, ber
weber deputierter noch SÄintjter werben will" (Stuttgart, fiadbetger*
1833). der fireng auf Seiten ber Regierung fiehenbe ©egner oertritt
energifdj ben Stanbpunft beA SunbeAtdgA, ben er nur gefräftigt wiffen
will, halt bie Sßieberherftettung deutfölanbö nach altem Schnitt unb bie
begrünbung einer ©inheit in engerem Sinne für unmöglich# eine teutföe
görberatiorepublif mit ober ohne Kaifer ooüenbA für lächerlich. 5Ra<hbem
er bem dioinator, beffeti Schrift tatfäd>li<h „Senfation* gemacht habe
unb mit f (heinbarer großer SRuhe unb Klarheit abgefafjt fei, umftänblich
Seite für Seite mit fpifcen Porten • unb oiel behagen gefolgt ifi, auch
mancherlei ironifche Schlaglichter fcharf unb wifcig aufgebeeft hat, bie
bem heutigen £efer, ber mit allen detailA unb SRüancen ber dageA«
gefehlte jener $eit nicht mehr fo oertraut fein Eann, leicht oerborgen
bleiben, löft fleh feine Antwort in eine heftige ^^itippifa gegen ben
„politifdjen SBahnfinn, bie SJtobe beA dageA" auf, gegen bie „oerbotene
Stebfchaft beA teutfd^en SttationatgefühlA mit einer oerbächtigen, treulofeu,
unbanEbaren unb habfüchtigen fremben fßolitif" nach fran^öftfch'liberatem
2Rufter, gegen baA er einen befonbcreit £aft oerrät unb oor bem er feine
„f$ti<hten Söürttemberger" bewahren will, gttr ben Setfaffer ber „di*
oination " hält er 3R e n 3 e l felbft, ber $räfibent beA SanbtagA unb bann
SERinifier werben wolle, unb nimmt nun bie SWenjel, wenn auch unfuher.
ßarl ©ufcforo als roücttemBergifdjer $otittfet.
263
nachgerühmten Sorgüge febr bösartig unter bie £upe. „Kur ©iner, ber
non ftdb felbjl 3 cu 0nte/ gleichfam als Vorläufer unb KlefftaS, in einer
$erfon, gibt ober ein fefjt naher Vertrauter unter unnritteibarer Xufftcht,
ober ein Doppelgänger" hätte auf toenig geilen f° bie empfehlenswerten
Seiten bes „ geiflrei^en Äritif erö " ins Sicht fleflen fönnen. Vefonbers
beweiskräftig für biefe Vermutung erfcheine bie Kotig, bafj Klengel ber
Xutor ber Voller Stbreffe geroefen, was man 6isber noch nicht gemußt
habe. Der Gegner rüdt bann Klengel fehr ironifcb feinen männlichen
ff 2Bah r h e ^ tfimwt " gegen @oethe unb fo manche (iterarifdbe Kotabilität vor,
burch ben f<blieBU<h non allen anerfannten Dichtem unb Sßbtlofopben
Deutfdblanbs mir 3* ®öhm, ©örres, Died unb Klengel felbjt Übrig ge=
blieben feien, unb für alles fo von ihm 3erftörte böte nun Klengel feine
„@ef<hi<hte ber brei festen Sabre " gum ©rfafe! Seine Stellung gum
Kepräfentativfpfiem unb beffen giibretn gehe aber aus manchen älteren
Äritifen bes „Süeraturblattes" vor ber Sultrevolution gang anbers tyrvov,
als bie „ Dtoination" glauben machen wolle.
®er anonyme ©egner, über beffen Verfönlichfeit vielleicht ein Spe=
gialhifiorifer ber mürttembergifchen ^ßarlamentdgefdhid^te Xustunft geben
tonn, traf alfo mit feiner Vermutung nicht fo gang baneben. 2öar auch
ber ahnungstofe Klengel nicht felbft ber Verfaffer, fo fprach hoch fein
„Vertrauter" ©ufefom aus, was ber ältere Sreunb bachte; „mir beibe",
heißt es 1835 in ber „Verteibigung gegen Klengel", „glaubten bamats,
in gang SBürttemberg bie eingig vernünftigen Klenfdben gu fein." ©ufcfow
mar feit bem vorigen SBinter mit Klengels Denhoeife völlig vertraut,
unb mas er nicht von ihm gehört hatte, las er ihm mit feinem ange=
Bornen Sdharfftnn von ber Stirne ab. Daher wohl auch bie Xnimofität
gegen Uhlanb unb Vfo cr / bie ©ufcfow in Mefer Schärfe nicht teilte.
Obgleich Klengel mit beiben freunbfchaftlich verfehtte, hatte er wenigftenS
bamats manche Vorbehalte gegen ihre potitifdbe Kliffton, unb er fpridbt
in feinen „Denfmürbigteiten" ohne jebe wärmere ©mpftnbung über betbe,
bie er gemiB nicht gurüdgehalten hätte, wenn er gleidb bem Divtnator,
feinem ©dbo, tmftanbe geroefen wäre, biefe Klänner voüflänbig gu mür*
btgen. Die „Divination" fprach hier gang im Sinne Klengels felbft, unb
©ufcfom beeilte jt<h benti auch f<h° n tu feiner „ Verteibigung gegen Klengel",
bie fdbarfen SBorte über Uhlanb unb Vfiger gurüdgunehmen ober ihnen
tvenigfienS bie perfönliche Spifce abgubrechen.
9e* Baumeißer» $siimd{ J&djttWiarW Xsbenaeitbe.
Son Sertolb Pfeiffer.
©o oft auch $emri<h ©chidhßtbt, ber neben feinem Sehrer ©eorg Seer iroß
mancher 9(u«ftellungeu al« einer ber führenben beuifdjen ftenaiffancebaumetftar gelten
muß, biographifcheJ8ehanb(ung erfahren h^t iß bodj feine Sebenftbauer bi« heute nicht
gang ttargefteUt. Sa bie Ätrcßenbücher non $errenberg, nach benen er am 6. Februar
1558 geboren mürbe, über fein Slbleben frfjroeigen, mar bie frühere Annahme, er fei
in feiner Saterftabt geftorben, abgumeifen; fcßon oor 3 a ^ cn habe idj auSgefprocßen,
baß ißn in Stuttgart, mo er ja ein ftattli^e« $au« befaß (®dc Aanglet* unb (ofpital«
ftraße) unb im SJinter wohl regelmäßig bewohnte, infolge eine« Überfall« burch einen
laiferlitßen ©otbaten ber Sob ereilt ßaben mttffe. Saß bieg nicht, mie nodj 2üb!e
angibt, im Januar 1634, fonbern erft nach ber Störblingcr Schlacht gefdfeßett fein fann,
liegt auf ber §anb. 3m Settrauen auf eine nidjt gu oeradjtenbe Duelle, ba« oon
hergoglichen ftrchioaren geführte Söürttembergifcfje Steuerbuch, ßabe id) nach bem Sor?
gang pon 91. ftlemm unb 2t. ffiintterlin ben 31. Segember 1634 (nach unferer Satie*
rung 10. 3anuar 1635) angegeben. 34 glaube auch jeßt noch, baß ber äReifter wirtlich
an biefem Sage löblich permunbet mürbe. 92un wirb in ben 3öürtt. Sierteljoßräbeften
1910, 6. 454, ein 9tu«gug au« bem Xoienbudj mitgeteilt, wonach er „oon ©otbaten
geflogen" am 14. 3anuar 1635 perfcßibben ift. Sabei bleibt aber unberüdficfitigt, baß
man bantal« groeierlei Datierung batte. 9lm „Sitten ©til" (3utianifcber Jtalenber)
ßielt SBürttemberg gmar noch ba« gange 17. 3 a b*ßunbert binbunß feft Sittern bei
näherer Prüfung be« Stuttgarter Sotenbttdj«, welche« mir ber Sorftanb be« So. Jfirc^en«
rcgifteramt«, $err Pfarrer 9taithe(huber, freunbtichft Porlegte, fanb ich# baß bie (Einträge,
offenbar unter bem Srurf ber Ofterreib^ifc^en Dftupation, oom Stooember 1634 an nach
bem ©regorianifdjen Äalenber erfolgten, nicht burchmeg mit $ingufügung be« um gehn
Sage früheren 3utianifchen Saturn«; erft feit ©nbe Segember 1635 wirb mieber au«*
fchließlich ba« teßtere angegeben, wa« überhaupt für bie mürttembergifche Chronologie
gu beachten fein mirb. ©chidharbt« Sob fiel atfo auf ben 4. Sanuar 1685 alten ©til«.
Sie 3iatf)tid}t oon einem mehrwöchigen Äranfenlager mtrb baburcß mohl auch hinfällig.
(§3 ift nicht richtig, baß Sergeidjniffe ber in jener 3eit beendigten fßerfonen gängticß
fehlen. 2öir ocrbanten pielmehr eine hanbförifttiche 3 u f amm enfteßung ber bemerten«;
merten ©rabfdjriften non färntlicßen ©tuttgarter Äirdjen unb $egräbni«pfäßen bem
©ammeieifer eine« geitgenoffen, M. 3obanne« ©4mib, Pfarrer bei @t. Seonßarb.
fCod. hiät. Dft. 18 ber Ä. Sanbe«bibÜothet; Cod. hist gol. 330 ift ohne fetbftänbigen
2Bert.) ©chidharbt fehlt in biefem Sergeichni«. SBitt man nicht oßne jeben triftigen
©runb annehmen, er fei nach §errenberg überführt motben, fo bietet fuß al« näcßfc
liegenber griebhof ber „ad S. Catharin&m u , b. £)• ber Sßlaß oor ber ^ofpitattircße ; in
jtoeiter Sinie ber 1604 eröffnete <Ergängung«friebhof an ber ^ohenftraße, enblicß ber
feit 1626 beftehenbe ^oppenlaufriebhof.
SSßemt ©chidharbt, mie e« fcheint, überhaupt fein ©teingrabmal erhalten hat fo
mürbe fi$ ba« au« ben 3ritmrtftätiben unfchmer erflären. Sie SQitme floh offenbar
nach Herren berg, roo fie noch im gleichen 3ahre ftarb. 3Be(ch furchtbare 92ot in ©tutt?
gart h^rrfchie, geigt un« ein, mie e« fd)eint, noch nicht beachtetes (Eintrag im Xotenbuch,
wonach in Stuttgart, welche« am Anfang be« 17. 3«h r hunbert« faum Über 10000 Sin«
mohner gegärt h at>en * m 3°hre 1635 gegenüber 226 Saufen 4309 Sobe«fä(Ie
ju nerjeichiten waren, barunter 2208 Srmacbfene. 3u folcher Sage tonnte auch c *n
I) och angef ebener SWitbürger mie »ein rieh ©chidharbt rafch oergeffen werben.
$te urjprfingltdj* Bauanlage be* EluJJera
(Örußkmitlmra.
Son 91. Bettler.
3m £cmbfwdj ber beutfd&eu Hunftbenfmäler (III S. 1 59) fagt $e(io :
„$rofebem jefct Sauioerfe au* a$t 3a^r^unbcrtcn jufammen liegen, ift
bie urfprüngtiche Anlage pon fo burdjbringenber 2Birfung geblieben/ ba§
Homburg, gumat bie 3lnR<ht pon äugen/ ba* Süb eine* befeRigten HloRers
au* bet SSlütejeit be* SBenebiftinerorben* mit fo djarafteriftifdjer Hraft
Sur Stnfdjauung bringt/ tote e* in £>eutf<hlanb faum roieber $u ftnben ift. "
Seit einigen Rafften befifeen mir eine oortreffüche SBefchreibuug bet Hom-
burg au* ber geber be* £anbe*fonferoatorö ©rabmann im Snoentar
ber Hunfb= unb Stttertumsbenfmale im Äömgreicb SBürttemberg, 3>agftfrei*
6. 584 ff*# gnt peranf^auti^t burch Sßlane, 3^^^gen uub ^ßgoto-
grapsen im Mas (33anb II unb III) uub im £ept. 2öie billig, roibmet
ber 35 er f aff er befonbere Sorgfalt unb SSudfu^rlic^feit ben SReRen eben
jener alten HloRerauIage, bem romanifchen Hern be* weitläufigen unb
bunt gufainmengeftöcften Söerf*. 9lber es inufjte ihm, feiner eigentlichen
Aufgabe eitifprechenb, pot allem auf bie formale 33ef$reibung unb Er-
läuterung be* 35orbanbenen anfommen; bie grage nach bem 3 ro e<f ber
Sautichfeiten, nach ihrer einzigen Scbeutung für eine befonbere gorm
flöfierlichen 3 u f antmen ^ben* fianb erft in ^roeiter Sinie. 3 roar ift auch
biefer ©efxdjtöpunft nirgenb* au* bem 3luge oerloren unb manche treffenbe
Semerfung unb SBefiimmung eingeftreut/ aber auf bem ©ebiet ber mönch**
gefdhidhtlid^en Stnalpfe be* HloRer* lägt bie ©arfiellung im Sfnoentar
noch eine SRachlefe übrig. #ier möchte bie folgeitbe Unterfud^ung ergänzen b
eintreten. Sie oerfudjt bie äSenoenbungßroeife einiger noch riid^t befinierter
©ebäube *u ermitteln/ ba* 3ufammemuirfeu ber einzelnen ©efianbteile
ber 2Ü>tei im Organismus be* gemeinfamen Haushalte* unb ©ottes*
bienfte* genauer feftgufiellen unb ber ganzen Anlage ihren Sßtafc in ber
Entroicftungsreihe ber mittelalterlichen HloRerformen beftimmter anju*
weifen.
$en Slusgangspunft unb ba* Material ber Unterfuchung fod nicht
bie literarifche Überlieferung über bie ©rtinbung uub grühgefchichte be*
Bärtt. Blerl*I)»$r#k. f. Sonfcdgefö. Stg, XX. 18
266
Mcttlcr
£[ öfters Mlben, fonberu ber Sau felbft, fomeit er nod) fte^t ober fidler
beftanben hat 1 ).
©3 bürfte groecfmäftig fein, ftatt mit bec int 1 8. $al)rf)unbert erneuerten
Äird&e gU beginnen, juerft bie Aonoentsbauten ins Stage gu f affen. $ett
Sdfjtüffel ju beren SerRanbnis bitbet bie SRarien fabelte (9tr. 7 ber
Stbbilbung 1) in ber SJUtte bes SBeftfffigeld. Sie ift jroat abgebrochen,
aber im ©runbrijj guoerläfftg überliefert. 9Wit Siedet nimmt bas Snoentat
(S. 626) Re fc^on für bie Uranlage bes Alofters in 9tttfpru<h uub bebt
bie Äfjnlicijfeit ber Silbung ihrer Stpftß mit ber oon Ateinfomburg hervor,
©ine SKarienfapeHe im Sereich bes AreuggangS ftnbet Reh guerft bei ben
©luniajenfem. Sie ift und befannt aus ber ctaniajenftftben fiiteratur 2 )
unb aus gahtreidjen Sauten bes DrbenS 8 ). 3)er neben ecclesia ober
capella S. Mariae übliche 9tame ecclesia infirmorum begegnet ixe als
3tnba<htftätte für bie trauten 9Rön<he; auRerbem biente fte im reget-
mäßigen ©ottesbienft als „ groeiter ©hör" unb ata Station bei ben Sßro •
jefftonen burcb ben Areuggang 4 ). Stm ©nbe bes 11. 3ah*hunberts, als
bas Atofter Aombutg gebaut mürbe, mar bie ©rridfftung einer harten'
fapette am Streuggang noch auf ©(uni unb feinen Are iS befdfiränft, bie
Aomburget Aapeffe bitbet baber ein Rd(jere$ 3^i(hen ctuniajenftfd^en ©in*
Ruffes, ben nur fiirfau vermittelt buben fann, mo nach bem SWuRer oon
©tuni eine SKarienfapeÜe fomobt in ben Constitutionen Hirsaugienses
S. Wilhelmi oorgefchrieben, a(s auch im Sßeterstlofter noch erbalten
ift. 3>n Aomburg oerbient noch befonbere Seadjjtimg, baß, obmobt ber
Dfldfior befl SJtünfters ber ÜJtaria gemeißt mar, bennodh eine befonbere
Sttartenfapette nicht febtte. Aber ihre fpejteüe Sage 9^ft^ereö meiter
unten.
©ine groeite tgpifd&e Stummer ift ber im Storbftüget neben bem
Atoftereingang (Str. 3 ber Stbb. 1) gelegene torriborartig geftredte Staunt 2.
*) Unfere SCbbilbung 1 unlerf Reibet nicht groifchen Erhaltenem unb Slbgegangenem.
§iir biefe unb anbere Untertreibungen verweife ich auf ben Sageplan von Sdjlof}
Aomburg im Inventar ber 5hrnft= unb StltertumSbenfmale unb auf bie ©runbrtffe im
SltlaS.
s ) Sgl. über biefe meine 9lbbanblung „2)te gweite Kirche in Eluni unb bie Aireben
in ^irfau* in ^eitfcbr. für ©efcfpcbte ber ürcbiteftur III ©. 274 ff. unb IV ©. 1 ff.
*) Sgl. ®. §ager, 3 ut ©efctjicbte b. abenbUtnb. Alofterantage in Seitf^r. für dhrifil.
Kunft 1901 (XV) 6. 193 ff.
4 ) 3m Inventar (©. 626) rotrb bie Aomburger SKarienfapelle wegen ber Stäbe
ber SlbtSnoohuung (91b b. 1 Sir. 6 a) als Oratorium beS 9tbtS auf gefaxt Stach ber
Alofterorbmmg von 1343 hat ber 9!bt bie bauliche Unterhaltung unb SluSftattung ber
Übtet mit 3ube!)ör, barunter ber SRarienfapcUe, gu beftreiten (Soffert, SBürtt. Uranien III,
<3. 39;. 91 ber bie 3nftftnbe beS 14. 3abrbunbert$ waren von benen ber ©rünbungS'
geit himmelweit verfebieben. 3m 11. 3ahrf)unbert gibt eS noch leine SlbtSfapeUe.
2>ie urjprüngtt^e Stauanlage bed ttlofterd (Srojjfomburg.
207
3m Suventar ifi gefagt, bag er feinen Hudgang nach bem Areujgang
hat. ©etab e bad ifl fennjetdmenb. Sieben bem Äloftereingang, ber
pigleidh ald auditorium hospitum biente, liegt im Alofier ber (Slmtia*
genfer unb ©irfauer bie fdjmale, langgeftredte eleemosynaria
dom us, bie Seile bed flöfterlidjen SÄ Imofenpfleger d *). Sn Sfcvfo*),
ber cluniagenfiftbeu SRetdjöabtei norböftlith non SRom, bie und bie be-
tonnte, für unfere Äenntnid bed ©luniagenferftofterd grunbfegenbe
Sefchreibung ihrer Anlage ^interlajfen h<d/ mar fie 10 Su§ breit unb
60 &u§ lang, biefelbe Breite bei falber Sänge beftfct unfet Dlaum 2 .
Tie eleemosynaria ^otte u. a. bie 93efHmmung, ju 3fug angefommene
©afle über flacht aufgunehmen, mähre nb SReijtge in bem bequemeren
hospitium Unter fünf t fanben.
Aber bie bauti<$e Sefthaffenheit ber eleemosynaria geben 5 m ei
©teilen in 2Bil$etm3 Aonfiitutionen 3 hiff$lufi: I, 1 ... ad conver-
sionem venientes non permittantur int rare, nisi prius (iuxta ver-
bnm S. Benedicti) vel unam noctem extra claustrum morentur;
pedites quidem in eleemosynaria. . . . Qui etiam in hora recep-
tionis suae, sive in eleemosynaria sive in hospitali morentur, ab
ostiario in de in capitulum deducnntur. . . . Prius autem quam intra-
verint, in hospitum auditorio ab eodem ostiario instrueudi sunt,
quemadmodum faciant petitionem suam. Tanad) ntüffen grembe, bie
old 9ßdn$e ütd Alofler treten moüen, eine 9 ia$t augerhalb ber AlaufuT
jubringen, unb jmor bie einfachen Seute in bet SUmofengeDfe. Sft fte
nun, mie iibltdj, in bod Aloflermered eingebaut, fo barf fie gegen ben
Areujgang, ber ja jur Alaufur gehört, feine Türe ^aben. Tie Sitte
um Shifnabme fobanu mirb perfönluh int Aapitelfaal oorgebradjt, ber
regeltnägig im entgegengefeiten glüget am Areu$gang liegt. Sn ben
Aapitelfaat metben bic SBittfleüer 00 m Pförtner geführt, vorher aber im
auditorium hospitum, bem @ingangdern, untermiefen, mie fte ftd) 311
oerhalten fyabtn. Ter 2 Beg aus ber SUmofen^eHe in ben Aapitetfaal
führt bentnach über ben ©ru ; natürlich, benn bie SHmofenjelle hut feinen
Sudgang in ben Areuggang.
Tadfelbe ergibt ftdh aud ber jroeiten ©teile II, 10: Proiectus sive
egressus proprio vitio de monasterio ter est recipieudus, receptus-
que, si caret habitu monachico, in eleemosynaria, sin autem, in
hospitali servandus usque in diem, qua congregationi est associan-
dus. ... Ea vero die ostiarius et camerarius pro eo mittuntur
*) Über bie 06Hegenbeiten bed Stlmofenpffegerd f. Bernardus, ordo Cluniac. I
cap. lg.
*) $ager a. o. O. 167 ff. HRettter a. a. 0. 274.
is*
&ie ttrfprängti^e Stauanlage be8 itloftcrö 0ro&fom6unj.
269
Ifeslnf-
tennm.
(hßws
mxuop
dkoms
varurr
h
fit/umtma,
Capiädum \ftetmm
Hbriatoriu/nJ
Jm, (Abepstoc
k
Camera,
Sormitopium
«M. 2 . Jarfa,
0 S lü 20 SO iO SO loolkss
270
Stettlet
a capitulo. Ab his ergo duobus in anditorio hospitura, sicut mos
est, denudetur et in capitulnm . . . ducitur. Sßieberum muß aus
bet Almofenjelle ber Umroeg über ben Ern gemalt merbett.
3n betit Äomburger Kaum 2, ber mit ber tlirlofen SBanb gegen
ben Äreuggang bie Sage neben bem Stloftereingang o erb mb et, läßt ftd> bie
cluniagenfifche Almofenjelle um fo weniger oerfennen, atA meber in ben
früheren noch in ben fpäteren ftloftertgpen beA KtittelalterA eine ähnliche
Einrichtung begegnet
Samit ift für 2 bejeidjnenbe Stüde, bie SKarienfapeUe unb bie Almofen:
jelle, bie clumajenfxfche fierfunft errotefen. Sa im SOftttelalter jeber bebeuten«
bete Drben feinen eigenen Ätofiertppuö prägt, in bem bie Vefianbteite
ber Saht/ ^unftion unb Dibnung nach feft beftimmt jtnb, unb ba biefer
SppuA für Keugrünbungen oetbinblidh ift, fo berechtigen fdhou biefe beiben
Kümmern )u ber Folgerung, baß ber gange Äomburger ÄonoentAbau
nach cluniajenfifchem Sterna entworfen ifi, unb mir bürfen guoerfichtlith
biefeA Sterna auf bie übrigen Käume aumenben. Unfere Abbilbung 2
gibt atA Kiufier beA normalen Eluniajenf erf lofter $ ben Sageplan von
ftarfa, ber {ich im wefentlichen mit Jagers Kefonjiruftion (a. a. D.
6. 1 69 f .) bedt.
Sei ber Vergleichung non Äomburg unb ftarfa ifi nun aber ber
Verfdjiebenheit ber Sage ber Älaufur, in Äomburg im Vielten, in ffarfa
im ©üben, Rechnung ju tragen. Sie naheliegenbe Vermutung, baß bie
abnorme Sage in Äomburg oon ber Küdji$tnabme auf bie alte ©rafem
bürg, bie fyiex geflanben batte, berühren fönnte, lägt fich nach bem
heutigen ©tanb unferer Äenntniffe nicht begri'mben. AuA ber Uber'
lieferung ifi über ben genaueren ißlafc biefer Vurg nichts 3 UDer ^fftgeA ju
entnehmen *), unb Ausgrabungen haben noch nicht ftattgefunben. Sin Kficfc
griff auf bie ©rafenburg ifi aber auch ßar nicht nötig, bie ©efialt unb
Kioeauoerhältniffe bet Vauftäche reichen jur Erflärung ber ungewohnt
liehen Verlegung beA ÄtofterA auf bie ffieftfeite ber Äirdje oöttig auA.
Ser Äombetg, welcher ber Vurg unb bem Älofter ben Kamen ge-'
geben hat, bitbet eine Ellipfe mit mefiöfllicher Sängenachfe unb hat feinen
einzigen Zugang über einen Sattel auf ber SDftfeite. ©chon hidwreh
mar eine Abmeierung oon ber Korm gegeben. SaA mittelalterliche
Älofter öffnet ftch gegen SBefien ; hier liegt „bie SBelt", im Dften ba*
gegen baA Heiligtum mit bem föauptaltar unb bie äBohnung bet 3Könd(ic.
3n Äomburg mußte ber Eingang auf bie Dftfeüe oerlegt merben. $ier
hat [ich ber alte So r bau beA ÄlofterA erhalten, ein fdhöneA SBert moht
*) Sie 6Hau6roürbigfeit ber Überlieferung, baß bie SRarienFapeUe Stadjfolgerm
ber BurgfapeUe juin t). Bartholomäus fei, roirb unten 0, 276 f. ju prüfen fein.
Sie ittfyjrängli($e Stauanlage be$ ÄlofterS Öroftfotnburg.
271
aus bem Anfang be$ 12. Sahrhunberts, mit gewölbtem Xormeg, auf bem
eine Jtapelle bes 1). SJtichael fleht pifchen jtüei in Srfaben auf=
gelöjlen Xfirmchen. 3)ie ©rünbung bet im 3ah* 1325 juerft ermähnten
9Dti<haelSfa?e(Ie barf imbebenftid) in bie grü^cit bes ßloflerö gefegt
»erben. SDtichaelsfapellen ober =altäre über bem Eingang ftnb alther=
fömmlkh» Sebeutfam ifl ifjt Sßorfommen auch im cltmiajeiijtfthen 5t reis,
j. 3S. in Stomainmötier unb in Sßaperne in ber 2öeftfch»ei$. Qn biefen
beiben fttöfiern lag übrigens bie Äultfiätte bes (Stengels über ber turnu
bewehrten ftirchenvorhatte, nicht »ie in Homburg über bem ftlofiertor.
Xoch fällt biefer ttnterfchieb nicht ferner ins ©erotcht. 3n Homburg war
par auch, wie mir unten fehen »erben, eine Äirchenvorhafle vorhanben,
aber ihre befonbere Sage verbot, fte turmartig ^od^jufü^rcn ober mit
türmen $u ftanfieren. Söeibe fßläfce, über ber SBorhaHe ober über bem
ähifjentor, ftnb pecfentfprechenb ; ber himmlifche Streiter unb brachem
toter foüte hier bas ganje Älofter, bort fein ^auptftücf, bie ßirche, vor
ben feinb licken 9Qtäcf>ten ber fiölle unb ber SBett befdjjüfcen.
®ie DberfläthenbÜbung bes Bügels von Hamburg erlaubte nur in
ber fübticheu fiälfte bie Erbauung eines gröberen ftloflers. £)emt bag
mir es mit einer ftattli$en Anlage $u tun haben, lehrt fchou ein Ser-
gleichung ber Stömejfungen ber ßirdje mit anberen fünftem jener 3*it :
bie ftirche von Äomburg 1 ) hat eine innere Sänge von 68 m, bie von
garfa von nur etma 40, St. Sßeter in fiirfau inigt 69, Maulbronn 67 m,
je ohne Vorhalle, fiier, im Süben bes fiügels, ftanb eine Xerraffe von
etma 130 m Sänge unb etma 50 m Söreite jur Verfügung. Xie übliche
fiibltche ober (feltener) nörblidje Sage ber ftonventsbauten mar alfo aus-
ge fehl offen; vor ber Öftftd&en, mie mir fte &. S. in Sor<h haben, erhielt,
moht in erfier Sinie megen ber natürlichen SBefchaffenheit ber Saufläche,
bie mefHidfje ben SSorpg.
Xie Stupa ff ung an bas ©eläube übte auf bie Slnmeubung bes Schemas
einen tiefgehenbeu ©influg. Stls 3 u 9 an 9 jnr Kirche unb gum ßreujgang
fam nur bie Storbfeite in betracht Stuf biefe Seite mareit alfo bie
©ebäube $u verlegen, bie fonft im SBeftbau untergebracht finb. $olgc-
richtig mußte bann ber fübliche fjlügel beS Schemas hier guni weftlichen,
ber öftlidhe jum {üblichen »erben.
3m Äombutger 9t orbbau ifl 9t r. 1 ber innen 100 5Jug lange
fl eil er*), 9tr. 2, mie mir gefehen haben, bie Sttmofenjeüe unb Verberge
Heiner Seute, 3tr. 3 ber (5nt mit bem ostium claustrale, zugleich audi-
1 ) Sie SäitgenauSbetynung ber ftirdje mürbe burd) ben Umbau nidjt tieränbert.
s ) „infolge feiner Sage an ber SBurgterraffe 2 Üelter übereinnnber", ^nnentar
272
©ieitler
torium hospitum. 2)i efe Knorbnung bebeutet eine iviebeT burdg bas
Terrain bebingte [eicgte $3eränberung bes Scbemad. Kormat Hegt ber
<$ingang6em gtutf^en Äir4e unb Aeller. 3n Aomburg märe aber bie
fiütfe }mif<ben biefen beiben ©ebäuben, mie ber ipian jeigt, wenig ge-
eignet gewefen, ate ßauptzugang, burdg ben grembe ben Areujgang unb
bas Alofter betraten, gu bienen; nadg ben ©teigungsoergältniffen ergab
ii(3b eine bequeme 3 u fagrt erfl weiter weftlidg. Übrigens ^att.e auch bas
Sßetersffofter in ßirfau einen $urdggang in ber flRitte befl nadg äugen
gelehrten gflügets (Kr. 8 auf bem Sßlan non $irfau in SPcizfäcfers Se=
f$reibung bes Älofters).
3m Cbergefdgog bes Korbffiigelö, mo über bem $ßuttba4 bes Arei^
gangg oermauerte Kunbbogen alter genfer fi^tbar finb, oermutet ©rab*
mann bie SBogmmg ber Kooizen. 34 tnödjte bezweifeln, bag bie mit
befonberer Sorgfalt gegüteten Sßrobefanbibaten bed Höfterlidgen SebenS
an ber Stugenfeite beö Alofietoierecfs untergebracgt waren. $ier fönnte
eger $ieuerfcgaft gewognt gaben, galls in Aomburg wie in <Sluni unb
fiirfau bie cella noviciorum ein eigenes £au£ bitbete, gatte biefcs ginter
bem Kefeftorium (5) feinen regulären Sßlag gegabt (ogl. 3eitfd^r. f. ©ef4-
b. 3tr4- HI 6. 275, 1).
®er Kaum 5, helfen ©iibgälfte jegt abgeriffen ift, wirb im 3nnentar
oermutungsweife als ein ©peifefaal, Kefeftorium, gebeutet 3« ber
urfprünglidgen Einlage gab es nur ein einziges Kefeftorium, bas in bem
ber Äirdge gegenüberliegenben glügel feinen ttblidgeii $tag gat. 3 h Setrac&t
fommen alfo nur bie Käume 5 unb 8. Kr. 5 ift im Kergältnis zur
Kuöbegnung ber übrigen Offizinen etwas Hein, aber es lägt ftdg fauni
annegmen, bag bas Kefeftorium bureg bie SKarienfapelte (7) oon Aüdge
unb Aefler getrennt war. 34 gälte bager bie Deutung beS 3noentar6
für geftdgert. SJhitmagen fönnte man, bag Kaum 6, ber als 3iigang
Zur arten fapette biente, urfprünglidg zum ©peifefaal gefdgiagen war
unb ber alte Zugang zur Aapeüe unb £>ur40<wg zum fiintergof füblidg
in Kr. 8 lag. SBom Kefeftorium fügrte je eine £ür in ben Ateuzgang
unb in bas ©etag 4.
Segteres fann nur bie Aü4e gewefen fein. 3 h ©luni unb Jarfa
war bie Äü4e zerlegt in eine Abteilung für bie 3Rön4e unb füT bie
Saien. ®er garte gfrembenoerfegr in bem weltberühmten ©tammftofter
beS gewaltigen Orbens unb in ber oon ben Aaifern oft aufgefudgten
Keidgsabtei im ©abiner tanb tnaegte bie Teilung nötig, in bem abgelegenen
Aomburg war fie gewig fein Sebürfnis.
9Bir bredgen gier bie bisger eingegaltene Kidjtung ber ?ßeriegefe ab
unb fegen am Dgettbe beö ©übflügels wieber ein mit ber ©dgenfen;
Sie urfprünglid)e $<raan(age bed ßiofterd (Sroftfomöurg.
273
fapelle (Rr. 1 2), bem einzigen Äapitclfaal 1 ). tiefer fyat, unter Re»
rüdftchtigung bet SBeftlage bed Areujgangd unb bed SRönchdchord, feinen
regelmäßigen SßlaJ: bem <£$or junächft, ab erfiet Raum ber an bie
Airche angebauten ©ebäubefhuht, ^ter bed fübltd&en, fonfl bed öjllichen
glügeld. Such bad entfpricht ber Srabition, baß ber Aapitelfaat nid)t
oon ber Airche felbfi betreten mitb, fonbern vom Ateuggang ^er / melier
in Homburg gu biefem 3 roe d na<fj ©üben umgebogen unb gu einem
befonberen Rorraum (Rr, 11) bed Aapitelfaald audgeftattet ifi.
Sn Rr. 11 flögt gegen Söefteu ber »grobe Rifarienbau' 1 (10). ©eine
meftti$e gortfefcung (9) ift nicht mehr erbarten. Sab Re einfl oorhanben
mar, gebt unter anberem fjertior aud ber Überlieferung, Sefan Sreut*
nein (1535 — 1536) $abe auch bie SRauer oom ©thlafhaud bis gut Sbtei
(Sbb. 1 Rr. 5 a) gemalt unb roieberau fristen taffen 2 ) ; benn biefe Stauer
fann nur am SBeflranb bed Alofierbegitfd oertaufen fein. Sad „ ©d&lafhaud ",
benannt nach bem im Dberftod eingerichteten Sormitorium ber Stönche,
umfabte nicht bloß ben „großen Rif artenbau", beffen ©runbflädje oon nicht
einmal 300 qm für ben ©chlaffaal bed ganzen Aonoentd auch faum
auögeretcbt butte. 3n garfa erflrecfte fi<h bad Sormeut über ben ganzen
glügel Md gum capitulum (Sbb, 2). gn Aomburg mar roenigflend ber
Rorraum bed Aapitelfaald (Rr. 11) bagugegogeu. Qcf) fd^liege bad aud
einer baulichen (Mgentümlichfeit im ©rbgefdjjoß biefed Rorraumd. Ron
ihm gibt bad Inventar (©. 627 f.) f otgenbe Refchreibung : „ Sn ber
SBeßfeüe ifi oom Äapitelfaal bur<h eine Srfabenroanb ein Rorraum ab=
gefdjnitten, beffen gußboben um oier ©tufen fmh er liegt atd ber bed
Itapiteifaatd. Sie ©djjetbemanb ifi bur<hbro<hen mit einer Runbbogen=
Pforte in ber 3Äitte unb fteben genfierbögen im fübtid^en Sbfdfjnitt. Ser
nörbUche Sbfchnitt ifi bur<h bie SBanb bed Rarodmünfierd unb beren
SBenbeltreppe oerfürgt; er mar aber oon Snfang an oerfdhieben oom
fübltdhen. (Mn Sßfeilerchen unterbricht M er bie Reihe ber Brorgfäulen,
als (Sdpfofien einer Rogenfießutig, metdjje bie glucht ber Rüdmanb bed
Äreuggangd fortfeftt. 3^ ®ö gen oon ungleicher ©pannmeite ruhen in
ber Witte auf einer ©äule, 3 ra ^f^ etl ih r un ^ ^ C¥ Rrüftungdmanb fönnte
ein 3ugang ober Steppenaufgang gut Airdbe gelegen fein. Ser Rogen,
ber oon ber ©äule nach ber SBefimanb bed Rorraumd gefprengt ifi —
föngangdbogen oom Ateuggang gum Rorraum bed Aapitelfaald — fd^eint
nicht mehr urfprtinglidfj ; ed ifi ein gebrüdter Rogen, ber mahrfcheinlich
*) Ser $a((er G^ronift 9Bibmann bat für bie ©cfienfeufapeUe noch bie Ste^eirf)«
nung „atted Äapitelbaud", SCudgabe oon JSolb (SBürtt. $efdjict}t$queUen VI) 3. 78
unb 329.
*) SBibmann (ed. Jto(b) @.189.
274
SRetiler
tiad) Sefeitigung einet S^f^cnfäule, ald Erfafc für groei engere ShinbBögen,
auf geführt würbe. 11 Auffaffenb unb unerflärt ifl bie Abtrennung bes
nötblichen ßnbefl beft SBorraume butdj biefe non 2Beft nach Dft laufenbe
&ogenftettung, non ber ftch noch eine Säule ermatten fyat, mährenb bie
3 weite nach ©rabmanns überaus roahrfchetn liehet SBermutung bei einem
ip ater eil Umbau entfernt mürbe. ®iefe Arfabe tjt nid&t etwa fclog befo=
ratiu, benn ftc hinberte ben 3ugang gum Äapitelfaal. (SBeS^alb fte ja
auch gum £eil nachhe? befeitigt mürbe.) Sie ifl auch nid&t jünger alä
ber Äapitelfaal, mit beffen Sauformen bie noch erhaltene Säule unb ba&
ißfeilerchen übereinfümmen. 9Ba« mar ber biefer SogenfleÜung ?
SRü ber $ier nicht Mog möglichen, fonbem unumgänglich notmenbigeu
Äirdjentüre hatte fte geroig nichts gu tun. tiefer für bie ÜWönche mich'
tigfte Zugang jum Eh ot mug bei ber Erbauung ber gütigen S&enbeltreppe
abgebrochen worben fein ; ein anberer ftanb für ihn nicht gut Ser?
fügung. 3m Snoentar S. 626 mirb angenommen, bag oom Schlaff aal
herab eine Xreppe beim ftapitelfaat in bie ftirdje führte. Auch aus
einer folgen £reppenanfage liege fleh bie SogenfMung faunt elitären,
gang abgefehen bauon, bag für bie frühe 3^1 ih rer Errichtung eine bircfte
^reppenoerbiubung oon Ferment unb Ehor fchmerlich beflanben hnt:
bie Eluniajenfer unb $itfauer gingen oom Schlaffaal über ben ftreuggang
in bie Kirche, i^xe €d^baf faattreppe lag ungefähr ba, mo ber ber ftirche
gegenüberftegenbe glügel bes RloRers an bas Moment flögt 1 ). Es bleibt,
*) Sorment ift burd> eine kreppe mit bent Areusgang oerbunben : Consuet.
Farfenses II eap. 16 post completorium nulluB egredi de dormitorio in claustrmn
(Mreuggang) praesumat ; Constit. Hirsaug. I cap. 44: in armario, quod in claustro
iuxta ascensum dormitorii est. 9iirgenb$ ift von einer groeiten 2>ormenttreppe bie
'Rebe. Atufj bem 9Cuffte^en begibt fi$ ber 9Könd> auS beut ©djtafjaal über ben
ft re n 5 gang iu bie ftircfye. $abei bat er folgenbeS ju beobachten (Const Hirsaug. I
cap. 16) : in gradtim dormitorii sputum non proicere ; nihil omninu de vestimentis
suis in claustro ponore, antequam tres orationes (ju beginn be$ OfftjiumS in ber
ftirdje) tiniantur ; tabulam (fic bängt oor ber ftirdje) aut antiphonarium non inspicere.
(i’benfo ging beim gubeiigeben nad) beut Completorium ber A3 eg aus ber ftirdje über
ben ftreuggang in ben ©djlaffaal: Const. Hirs. II cap. 42 post completorium,
si aliquis ibidem (in claustro) viderit relictos (pannos suos) t in eundo ad dormito-
riutn tollit portatque ad lectum suum.
Ser Drt ber 5)ormenttreppe ergibt ficb aus Urd. Cluniac. I cap. 15 : ordinantur
Cuovicii) alius prope aliura ad parietem refectorii ab ostio eins dem
usque ad gradus dormitorii unb auä Const. Hirs. I cap. 72 : Sie 9fooi.jen
muffen mit ihrer s }Ji ab 1} eit in ber ^ooijenjeUe jettig fertig fein, ut prius ad locum
inclinatiouis veniant, quam conventus de refectorio tranaeat. Qui videlicet locus
est ante refecto rium, ubi post singulas refectiones debent inclinati störe et
erdinati ab ostio refectorii usquead gradnm dormitorii. 3)ie
Situation toirb Har au4 ber AbbUbung 2. 3n ber <9egenb be3 ftalefaftorium* ntufi
Die urfprümgtidje Sauanlage beS ÜlofterS ©rofjfomburg, 275
glaube ich, nur bie ©rflärung übrig, bag bie Sogenflelluitg, bie genau in
ber gludjt bes „großen SßifarienbauS " verläuft, ben 3®^ hatte, eine
obere 2Banb gu tragen, bag alfo ba* £)orntitorium minbeftens bie gur
Söejl feite befl Rapitelfaals burdbgeffihrt mar.
$)a$ (Srbgefdhog non Staum 10 mug nach bern Schema als audi-
torium fratrum, wofür auch fdbon bei ben ©uniajenfem gelegentlich
ber SuAbtucf parlatorium vorfommt, bas oon Sftaum 9 als camera
auf gefügt werben. Sgl. über bie ©eftimmung biefer Dffiginen meine
Slusffibrungen in biefen fieften XVIII (1909) S. 35 ff-, 39 ff., 46 ff.,
wobei gu berücfiuhtigen ift, bag bas cfuniagenftfdbe auditorium gugleich
bie Aufgabe erfüllt, bie fonft ber frateria ober Sriib erhalle gufällt. &as
Romburger auditorium hat bie augerorbentlicbe Sänge von 100 guß
gegen 30 in ^arfa, aber audfj im SßeterSflofter in £irfau iß ber ent-
fpredjjenbe Siaum über 80 3?ug lang.
Stehen ber camera (9) liegt, fd&on im SßJeflffögel, bas abgebrochene
@ebäube 8 unbefanntec SefUmmung. 3)a$ Schema verlegt J^te^er bie
SBärmfittbe. Sluch bie kreppe gum Sdjlaffaal, ber 3ugang gum ©intet-
bof unb vielleicht gut SRarienfapelle mag ^ier angeorbnet gewefen fein.
@S fd&eint, bag gerabe an biefer Stelle bie fpätere &it bas alte Silb
völlig verwifcbt bat*
9tun ift am ftreuggang nur noch bie SJlarienfapclle (7) übrig,
an einem auf ben erjieu Slid völlig überraföenben Drt, ber Rir<he
gegenüber, neben bem Sfefeltorium. £>ie Rapelle bat bei ben (Sluntfc
genfem ihren fefien ©lafc öftlich am Rapitelfaal, mit i^m unmittelbar
gufammenbängenb. StoA lehren nicht nur bie Monumente 1 ), fonbern
auch Sorfdjriften wie Ord. Cluniac. I cap. 23 : Frater infirmus, quam-
vis in c^pitulum non pergat, tarnen in trat ecclesiam beatae Mariae,
prope ostium manens quod in capitnlo legitur anscultat. 9tun
hätte ed in Romburg an Staunt öfHidfj vom Rapitelfaal nicht gefehlt,
wie bie fpäter b^ r angebaute Ruftorie mit ber Qofepböfapelle geigt.
$ann mugte aber bas RranfenhauS nodb weiter öftlich gelegt werben,
benn es burfte nidbt entfernt von ber Rapelle liegen, follte biefe ihren
©auptgiued, eine ben Uranien leicht erreichbare ©ebetsftätte gu fein, nidbt
ein Durchgang vom ftooigenhauS gum Äreujgang »orfjanben geroefen fein, bie Domicnts
treppe mug in ber ©übofiede beS ftreuggangS gelegen bo6en.
$(ucb bem 3iftogienferflofter, baS fidj aus bem clumajcnfifdjcn 2tjp entipidett
$at, fehlte anfänglich bie birefte DreppenverMnbung von (5f)or unb ©rfjlnffaal. 3 um
SemeiS bient Staulbronn, mo fie erft in einer fpäteren $eriobe beS Äirdjen bcmS, nirfjt
ohne jerftörenbe Eingriffe, erfteüt tourbc (vgl. meine Darlegungen in biefen $eftcn XVIII
£. 82 f.).
*) §ager a. n. 0. ©. 193 ff.
276
Stettler
verfehlen, $aö JtranfenhauS hätte aber ^ier, fo ^art neben bem SRünfter,
einen üb(en Sßlafc gehabt.
S)aS Äranfen^auö würbe non alters h er am öftttchen (Snbe bet
ganzen SMage, oom (SingangStor am weiteren entfernt untergebracht.
3n ftomburg mar bie burdj bas (Mänbe gegebene entfprechenbe Stelle bafl
mefUidhe ©nbe ber ^erraffe. £ier muß bas ftrantenhaus gefugt wer=
ben *) unb barnm liegt bie ßraufenfapelle am meftlid^en Äreujgangflüget.
3n ben erften 3*iten beS 3Rönd)tumä mar bie ftranfenfapeüe im
ftranfenhauö felbft eingerichtet. 3tuf bem $Plan non St. ©allen fob amt
ift fte ein felbftänbiges ©ebäube geworben, bo<h mit bem Aranfen$auS
in berfelben 2Beife gufammengebaut, wie bie £auptKr<$e mit bem
fttofier t. e. ©. 2)ie ßtunicijenfer lüften biefen 3 u f animen ^ an 0 unb
fließen bie ÄapeHe an ben nahen Äapitelfaal an, um fte mit bem ftreug?
gang in Verbinbung ju fcfeeu. 3h r niel reifer ausgeftaltetes gotte$;
bienftliches .geremoniell machte ein weiteres Oratorium innerhalb ber
Älaufur unb eine weitere Station für bie ©ountagsprojeffton burch ben
Ärenjgattg nriinfd&enswert. ®er 2Beg biefer $ rojefft on, ber tn VeruharbS
Ordo Glun. I cap. 45 mitgeteilt wirb, ift auf 21BB. 2 leidet )it verfolgen.
SDie erfte Station mirb gemalt in ber Sftarienfapelle, bie zweite nor
bem ©ormitorium, bie britte nor bem SRefeftorium, bie nierte in ber
Vorfälle ber fltrdje unb bie fünfte nor bem ftreugaltar (roefttidh nor bem
fleinen ©hör), worauf ber Äonnent in ben ©hör, non bem er auSgegaugen,
äurücffehrt. @ö bebarf, wie eine Vergleichung non 21BB. 1 lehrt, nur
einer leichten, burch bie Befonbere Sage ber SRarienfapeße Bebingten
SWobifiFation, um biefe Vorfdhrift auch in ftomburg burd^uführen : erfter
$alt nor bem „Schlaf haus ", ^weiter in ber äRarienfapeße, britter im
üßorbflügel ; burch bie Süde gwifdhen ßirdje unb Heller gelangt, ber 3 U Ö
5 itm uierten $alt in bie Vorhalle; non fyev würbe ber ftreujaltar im
Sanghaus (fünfte Station) unb fd&Iiefilid& ber ©h°t (mefilich non bet
Vierung) erreidht.
$er ©hwnift 2£ibmann (S. 155) Behauptet, bie ÜRarienlapette fei
bie umgetaufte alte Vurgfapeüe jum hl- Vartf)olomäu8. Offenbar aber
hat SBibmamt mit biefer Sfagabe nur eine Stelle feiner Vorlage, ber
aus bem 14. Sahrhunbert ftammenben historia de constructoribus
monasterii Kamberg, aus gebeut et. ©S ift bie Stelle : ln huius montis
') $)er Stemm an biefem roeftlidjen ©nbe beS ^MateauS ift jroar tnapp, aber auS*
reiefjenb. CSS ftef)en unb ftanben hier roeftlidj non ber ftbttt (916 b. 1 Sr. 5 a) unb
bem $of jimfchcn il)r unb ber StarienfapeKe cerfc^iebene ©e6ftube, boc| (äfft fub
teineS mefjr mit Seftimmtfjeit als Äraitfen^auS bejeidmen. 9hi<h ift nic^t auSgefätoffen,
bafi Xeile ber Säume 8 ober 9 für bie Äranfen eingerichtet mären.
277
Sie urfprünglitfje Sauanlage beb jtiofterb Orofjfomburg.
*
occidentali parte habebatur capella in honore sancti Bartholom ei
dedicata. (33offert ©. 9 f. unb 14.) 3Rag biefe £Ra<|rid)t ^iflorifd^ fein
unb bie SurgfapeHe, ob fic nun gleich $u Anfang ober, wie ©offert
(@. 27 f.) will, erft unter |irfauif<$em Sinfhtf? bem |t. ©art|o(omäub
gen>ei|t würbe/ auf ber 2Beft|älfte beb £ügelß geftanben loben — , baß
jebenfatt« ift |ö<$ft unma|rf$ein(i<|, bafj für bie 2Ba|l beb Drts ber
SRarienfapette bie alte ©urgfapeBe mafjgebenb war, b. |. bie lefetere
in bie erftere nur umgewei|t würbe. ©enn ber Sßlafc ber SKarien«
tapeOe ift lebiglicl bur$ baß ftöfterli<|e ©ebfirfnt« beftimmt, bur<| bie
Jorberungen ber 9fa<|barf<|aft beb 5tranfen|aufeb unb bie $eran$ie|ung
an ben Jtreu$gang. 5E>iefe hoppelte ©ebingung erfüllte fte einzig im
SBeftbau. 3frgenbein Btoang ber 9Rüdftc$tna|me auf ein ältereb ©ebäube
ift i|rer fpmmetrifdjen Sage in ber 3J?itte beb SBeftffügelb nidgt an^u*
fpüren, unb eb wäre roirlli<| ein wunberbarer 3ufafl, wenn bie ©urg-
fapelle gerabe ba gelegen |ätte/ wo nach ben ©rforberniffen ber cluniagen«
ftfcfien 5tult* unb £auborbnung bie Sttarienfapette liegen muffte.
5T)er Äreujgang |atte bie Aufgabe, bie einzelnen Dfftjtnen unter
fi(| unb mit ber ßtrdje §u oerbinben unb alb $ßrü§effionßffrüfce bienen,
©eiben 3roeden genügt ber fiomburger ßreujgang in feiner überlieferten
©eftalt. ®ie grage, ob einft ein öftli<|er 21 rm baß ©iered geföloifen
|abe, oemeint ©r abmann, wie idj glaube, mit ooHetn 9ted)t. <5b war
|iegu weber ein liturgifc|eb noch ein praftifdjeb ©ebürfnib oor|anben,
um fo weniger, alb eine ©üt in ber SWitte beb n5rbti(|eu unb beb
füblic|en glügelb eine abfürjenbe ftommunifation |erftellte.
©amit wate baß Älofter i. e. 6. biß auf bie Äirche befprodjen.
3wei ©elaffe, bie SRarienfapelle unb bie 2Hmofengetle, laben fith alb
fpegififcl cluniagenfif^e ißrogrammnuntmern |eraubgefteüt, non ben übrigen
wiberftrebt feineb emfttid^ ber Deutung nach biefem ©djema. ©i e ftärffte
Slbroeidjung, bie ungewöhnliche Sage ber SWarienfapelle, finbet i|re aub=
rei(|enbe ©rflärung in ber natürlichen gorni beb ©auplafceb. Äein
wefentlicheb ©tüd ber cluniajenftfchen SCnlage feilt 1 ), fein oor|aubener
SRaum ift überfc|üfftg, jufammen bilben bie einzelnen SRäume ein roo|l=
georbneteß ©gftem, gan$ ba$u angetan, einen nac| ben SBorfd^riften ©luniß
tebenben Äonoent aufjune|men. 5t ein 3ro eifei, bafj ber ©auplan von
$irfau fam, baß erft furj oor|er, alb erfteb ßlofter in ©übbeutfd)lanb,
ben cluniagenftfchen Sftitub angenommen |atte.
Unb nun bie fttrt|e, baß monasterinm.
•) 3Bn urfprünglict) bie ©a triftet log, ift nid^t überliefert; fie wirb irgenbipo
in einem äfabau an bie Äircfje miterge&racftf geroefen fein.
278
ättettler
Die unterfdheibetiben 3ttertma(e bes ©ruubriffes unb ber inneren
Einrichtung eines cfuniajenftfchen HJifinfterS ') mären am Enbe bes 11. $abr«
hunberts fotgenbe:
1. Das langgeftretfte ©ebaube bat bie gönn bes lateinif djen ßreujeß
mit öftlichem Ctuerfchiff. Es jetlegt fich liturgifch in eine Dflf)älfte mit
Sßresbgterium unb Ebor für bie 2ftön<he unb in eine SBeftbälfte mit bem
Äreujaltar, bie and? ben Saien jugänglich ift.
2. Die Anlage ift einchörig, b. b* f« bat nur *in SlltarbauS (pre»-
hyterium), baS ben Dfkrtn bes ßreujes einnimmt. Der ©tanbort bet
Sttöndje (chorus) fdftfiegt fah meftlich unmittelbar an bas Slttarbaus an
unb jerf&fft in ben m&ior chorus, ber ftd) mit ber Gierung becft, unb
ben minor chorus, ber in bas Sangbaus eingreift.
3. Der Dftarm ber Äitdje ift bretfcbiffig, b. b- bas SßreSbgterium
mirb non geftredten ©eitenfapellen begleitet, fogenannten 9ieben<böten,
bie, mit Altären ausgeftattet, für bie ^ßrioatmeffen unb befonberS für
bie fttllen Slnbachten ber 9Rön<he bienten.
4. Die ©loden bangen in einem Einjcltunn über ber Sierung ober
in einem Durmpaar im mefitichen SBinfet jroifchen Duerfdnff unb
Sangbaus.
5. Die ftirdje bat feine ßrppta.
6. Qm SJBeften ift ein IBorbof ober eine SBorbaKe als ©tanbort für
bie $ßro$effton unb als Zugang für bie Saien jur Äirche angefügt $it
reiferen Anlagen ift biefes SBeftibuIum mit jroei SBefttürineu ausgeflattet
Unfere Slbbilbung 2 gibt bas ©cberna, Stöbilbung 1 ben ©runbrifj
ber ßomburger flircbe mit ber uermutUdjen romanifchen Snnentetlung,
fomeit fie für uttS in 33etrad)t fommt *). Sieben baS ©<hema gebalten
geigt biefer ©tunbrig ein fo öerfdpiebenes 58ilb, bag ber befrembenbe
Sffnfcbein entftebt als ob bem unoerfennbar ctumagenfif<b«hrcfautfcben
Äfofler eine na$ ganj anberen ©eficbtspunften angelegte Äircbe gegenüber«
ftünbe. ©iebt man aber näher ju, fo löft ji<b ber fcbeiitbare äBiberfptuch.
SSieberum gilt es, ben Einflug bes ©elänbes, oor allem bie SSirfung
ber ungern ähnlichen Slnorbnung ber ßlojtergebäube im SSeften ber ßtrche,
fi<b ftarjumacben.
Dag bie ben 3ftöncbeu oorbebaltene ftirchenbälfte in unmittelbarem
räumlichem ^ufammenbang mit ihren Wohnungen geben mfiffe, mar eine
natürliche gorberung unb unoerlepliche Xrabilton bes 3ßön<htums. Die
■ — ■ — *
*) SBgl. SeitJ^r. f. @efd>. b. Streit. III 277 ff., IV ©. 1 ff.
B ) fvür: bie JRelonftroftion ber ö ft lieben Partie, a& gef eben oott ber §auptapfi$,
fehlt e$ an SlnfjattSpuntten ; bie 91bfibiolen ber Xfirme fmb meine freie ^utat (natb
bem dufter non iUofterreidjenbadj 091. ffreubenftabt).
Sie urfprüngli$e Sauanlage bei Jtloflerä @ro{jfomburg.
279
Saienabteilung bet Äirdfje burfte ft<h nicht groif^en Alojier unb 9Rönd)§-
chor fliehen, bie ftlaufur mufete, ro aS i^r Rame faßt, ein gefchloffenes
©anges BUben. 9tus biefem ©runbfa( folgte für Äomburg mit Rot*
iceitbigfeit bie 3 uwc W un 9 ber weltlichen ßälfte bes Äircbenge&äubeö an
bie Rtönche, ber öfifidjen an bie Saien.
Sa$ Uturgifdb feit alters gur Älaufur gäblenbe Duerft^iff muffte an
biefer 33ertaufc^ung teilne^men unb mit ttadj SBeften rüden. 3$ b a ^ e
es habet nicht für nötig, für feine fettene Sage jtdj nach auswärtigen
i^orbübem umgufehen, ber Sroang ber örtlichfeit ift ©rflärung genug.
Seim Entwurf beS ©runbriffes ber Söeft^ätftc bot ber SCrd^iteft
furgerhanb fein ©djema um 180° gebrebt unb bie einzelnen Seile, unter
§eftb<rttung ihrer Reihenfolge unb relativen Sage, ftatt nach Cflen nach
SBefien angeorbnet. Saft es baß cluniagenftfche ©chenta mar, bas er gu*
grunbe legte, geigen bie ©eitenränme bes weftlidhen Areugarms 1 )* Sie
liturgiftbe Einteilung biefer Hälfte folgte aber ber architeftonifchen Um=
brebung nicht, fonbern hielt an ber üblichen Orientierung feil. Sie be*
banbeite ben bis gum Ou erb aus (einfdhlieffttdh) reichenben Slbteil ber
$tön<he als ©anges für ft<h unb gerlegte ibn nach ber fefifiehenben
Formel: im Dflen presbyterium, roeftlub baran anfdbließenb chorus.
Ser $aupta(tar mar bemnadb in ber SBientng, bas ©eflübl ber Rtönche
im Sefiarm gu errichten. Ser gur SJleffe oerfammelte Aonoent richtete
auch in flomburg gum Rtterbeiligfien ben Slid gen Oflen. Sie bas
Sab einer Duabratfeite beträchtlich überfchreitenbe Sängenauöbebnung bes
SöeftarmS fdheint mir auf bie Anlage eines minor chorus*) hinter bem
$aupt<hot berechnet gemefen gu fern.
Entfprechenb merben mir auch fü* © eitenraume eine Umfehrung
in ber Serroenbung angunehmen hnben. 2öas in ©(uni bie ©eitern
fapeQen bes Oflarms, bebeuteten hier bie flöget bes OuerhaufeS; ben
Ouerffügeln bort entfprachen liturgifch hier bie Rebenchöre; tag in ©luni
ber Atrcheneingang für bie Rlönche im füblid&en Querfdftff, fo tytx in
bem füblichen Rebenchor : lauter SOerfchiebungen, bie in ber SBefilage ber
Älaufur ihren ©runb hatten.
3m Sßresbifterium ^ing von ber Serie ber Sßierung b cra & be=
rühmte Aronteudbter 9 ). ©roße £ängeleucbter mären bei ben ©luniagenfern
’) $a$ Smoentar bezeichnet e$ nur a(S roafjrfdjeinlich, ba| biefe ©eitenraume
(ftebentgöre) ft^on ber romanifchen Äirche angefjörten. SMefeß „roainfd} ein lieh" bfirfen
wir ftr eichen. 3?adj bem erhaltenen SHforb beS fteu&auS mürbe bie ©übmauer ber
ollen Äirdje nicht abgebrochen. Sttrc^ bie Sage bed äapitclfaatS unb bcfonberS feines
Umgangs ifi nur strftünblid) unter ber StarauSfefeung uon hebend) üren.
*) Sgl ^eitfchr. f. C&eft. b. »rcbit. IV ©. 1 ff. unb unfere 2f6bi(bung 2 .
*) Seht öftlich oerfeht
280
2)teUlcr
fe$r beliebt. Coronae et phari werben in ben „©ewohnheiten" beß
Drbenß oft erwähnt. $aß fünfter in Eluni befaß einen tri&ngulus,
in quo centum et viginti continentur lychni (Bernhardi ordo Clun.
I cap. 50)*
Über ben SB eß türm fügt baß Snoentar ©* 604 f „Er ß a t non
unten herauf gtoei tonnengewölbte Staunte übereinanber, ein fteüergefchoß
(fpäter atß carnarium benfifct), utfprünglich oielleüht Ärppta, baräber
«inen Staum mit großem genßer gegen SBeßett, anfdjeinenb ein Dratorium.
3n welker inneren Serbinbung er mit bem SBeßdjor ßanb, iß beute
nid&t mehr gu erfeben. Sielleicht gehörte er gar nicht bet urfprünglicfjen
Anlage an (wie g. 9. bet Sborturm an ber ©tiftßfirdje ju Dbetßenfelb).
SBielleicht war bte obere SurmfapeKe SUtarraum einer SRonnenempore,
ber untere beßgteidjen für eine ftrgpta. &iefe Mittage wäre aber fcßon
früh, nach Aufhebung beß grauenfonoentß, oeränbert worben, fo baß ber
Ef>or gu ebener Erbe lag. ©o fab ißn im 17. Saßrbunbert ber Eßroniß
SBader." Unb ©. 636 iß gßfagt, baß „bie Saßlifa non Äomburg mit
ihrem ©egemhor, bem Sßarienchor, unb ihrem SBeftturm ohne Slußentür
non fe(6ß ben ©ebanfen an ein &oppelftoßer nabejutegen fdbehtt". 3<h
will bie pothefe, baß in ©roßfomburg in ber erßen 3 dt ein grauen*
fonoent mit bem ber SRönche fombiniert war, tyix nicht nach allen ©eiten
erörtern, fonbern lebiglid) bie non ber baulichen 9ef<haßenbeit >eß 3Rün*
ßerfl f^rgenotnmenen 9eweife prüfen. $iefe fcheinen mir, um eß gleich
ju fagen, nicht ftidhbaltig }u fein; fowoßl ber ©egencßor im Dßen als
auch ber nur non innen zugängliche SBeßturm etllären ßch ohne ©dbwierigs
feit auch unter ber SJoraußfefcung eineß einfachen SRannßfloßerß.
©enn bie boppelchörige Slnlage iß wieber nur eine Äonfequenz
ber Sage. ©ie Umbrehung beß ©gemäß, bie wir für bie SBeßhälfte
ber Äuge feßßeüten, fonnte nicht biß jurn ößlichen Enbe rein bürg*
geführt, alfo an bie Dßfeite nicht ber fiaupteingang oerlegt werben 1 )#
benn in ftomburg oerbot ßch bie Einbringung ber Storhaüe am Dftenbe,
oon anberen ©runben ju fgweigen, fchon burch bie Konfiguration beß
Sßlateauß. daraus ergab ßch aber bie Errichtung eine« zweiten Stttar*
haufeö im Dßen alß eine unabweisbare gorberung ber firgtigen ©itte.
Ober welcher anbere Dßabfchluß |»atte unter btefen Serhältniffen einem
Bauherrn unb SBaumeißer beß 11. QahrhunbertS überhaupt in ben©inn
fotnmen fönnen alß ber in ©eßalt eineß Ehorhaupteß ? ©er Dßgor iß
alfo in Komburg etwaß fchlechthin ©elbßoerßänbticbeß. Elbnorm, tyvc
*) wie 5 . SB. in ^et erlaufen, allerbtngß in genauer 9ta$abmung ber fri%
cfmfütcfjen, alfo umgefetirt orientierten ^eteröfirdje in Kom; ogt. $ager, 3)te romcm.
MiirfieiibaitFunß ©cfjrocit'cu« ©. 11 f.
281
£ie urfprünglicbe Sauanlage be$ Älofterß ÖJrofjfom&urß.
v
aber burdh baß ©elänbe geforbert, ift nur ber SBeftcfmr. ©ie boppefc
porige Anlage mu§ bemnach nicht als Änjeichen eines hoppelten Äon?
oents genommen roerben, btlbet aber e&enforoetttg eine Snftan^ gegen
cluniajenftfchen Urfprung bes Plans. Sludh ein ßfunia^enfer flrengfter
Dbfemanj oerotod&te auf ber ofltidjen Hälfte bes Bügels non Äomhurg
fein attbereS als ein boppe[d)öriges SRünfter $u bauen.
©en SBeftturm fobann möchte ich nicht für eine fpätere 3 u ^at
halten *) ober aus feiner inneren (Einrichtung auf Senüfeung burdjj Können
f$lie§en. ©er ©urm ift ber ©lodenträger für ben Sebarf beS möncht?
f<hen ©ottesbienfles, alfo ein organifcher Seftanbteil ber Söefl^älfte ber
Stird^e unb $mar ein oor anbern flüchtiger, toenn ber ©otteSbienfl nach
duniajenftf ehern Kitus gehalten mürbe. 2Bet<$e Kode in btefem bas
Sauten fpielte, höbe ich an anberem Ort *) ausgeführt. 3n <£(uni roaren
bie ©loden in einem KierungSturm Bereinigt, SBilhetm ooit «§irfau plante
für fein neues Sflünfler ein ©urmpaar in ben SBinfeln gmifehen Du er?
fd&iff unb Sanghaus. Sn Äomburg entflieh man ft<h für ben ©injel?
- türm, ©er ©urm in (Elunt erhob ftdh über bem maior ehorus, bas
$irfauer ©urmpaar foHte ju beiben ©eiten bes minor ehorus flehen.
Sn Äomburg märe bagegen ein SBierungsturm über bas Presbyterium
unb ben $aupta(tar ju flehen gefommen: geroifi ein ungeeigneter Drt,
wenn man bebenft, bafe bie ©loden oom paoiment ber Jtirche aus ge?
läutet $u merben pflegten, ©er Itlurgifdh paffenbfle piafc für einen
©injßlturm in ftomburg mar am SBejlenbe ber ßirebe. Unb ba fleht er
auch, mutatis mutandis an berfelbeu ©teile mie, bie projeftierten ©hot?
türme in $irfau. ©ab er feine ©ür ins grett hot, ift gan$ in ber
Drbnung, ba ein öjtttcber ftreu^gangflügel nicht beflanb. ©ie oorge?
fd&obene Sage bes ©urmeS führte barum auch auben feine Äommuni?
fationsflörung ^exbei unb f<huf innen Kaum für ein, oielleidjjt jroei
weitere Oratorien, maß ftdf) mieber gut in bas Programm ber ©funia?
genfer fügt, bie megen ber Prixmtmeffen unb prioatanbadhteit nicht (eicht
genug ätttäte hoben fonnten. ©as Untergefchofc bes ©umts möchte ©rab?
mann oermutungSweife für ben SlUarrauin einer Arypta holten. (Sitte
firypta unter bem 3ftönchS<hor märe nun aßerbings eine entfehiebene 2lb?
veiebung oon ©lunis Saugeroohnheiten. SSlber ihr Korhanbenfein in
*) SSßibmatm (©. 160) berietet, bafj baß fünfter fomt bem Unterbau ber 3 Eftrme
btS auf 10 @Uen §&b c noch von bem Stifter ooHenbet nmrbe. 3$ 1*0 e Auf biefe
9t ad) riet) t nicht aKpnriet ©enridjt, finbe eS a6er hoch beadjtenSroert, bafi ber (Sbronifi
bie fpätere ©ntftebung ber oberen ©tochoerfe ber ©ürme fennt. Ob man bas ju feiner
3«t auS bem ©til erf cf) liefen tonnte, ift mir b&*bft jroeifetbaft.
*) 3* f- & *>♦ 8tr*b*t IV 6. 4.
ffiürtt. Sterteliatrlb. f. Sonbtfflef*. 91. 0f. XX.
19 *
282
SRettler
Äomburg ift Tein Die literarifchen Quellen toiffett nichts
bavon. Die urfprüngliche Serwenbungsweife bes DurmerbgefchoffeS ift
unbefannt. ©ein Sufcboben fann früher weniger tief unter bem unbe;
fa nuten Niveau bes alten ftircbenpaniments gelegen haben. ^ebenfalls
fehlt jeber Seroeis für bie Epifteng einer eigentlichen SBeftfrppta.
Dagegen hat bis gum Steubau beS SRünftetS eine Arppta unter
bem © e g e n df> o r fid&cr beftanben unb f)itt fdheint alfo wirtlich eine
wetchung vom clunia^enftfthen ßanon vorjuliegen. Mein bxefer erftrecft
fidh gar nicht auf bie Einrichtung bes ©egencijors, weil er einen ©egen-
d^or überhaupt nicht fennt. Die ätusftattung bes bunh bie Örtlichleit
geforberten feiten Ehors war eine grage non untergeorbneter Sebeutung,
in welcher Sauberr unb Saumeifier freie £anb hatten unb ebenfo wie
in ber Hnorbnung ber Dfttürme ber heimifd^en Sauweife folgen tonnten.
Ein nie fehlenber Seftanbteil bes ctuniagenfxfchen Sflünfters ift bie
SoThalte vor bem £aupteingang im SBeflen. 3a Äomburg tnufj ft e,
wenn fie vorhanben war, auf ber 92 orbfeite gelegen haben. 3to<h
Stader 1 ) würbe im 3>ahr 1664 ber $aupteingang ber Stirne verlegt.
Ein neues portal würbe — aber nicht weit vom alten, bas ftugefefct
würbe, errichtet unb §u bie fern 3a>ecf ber ftarner mit feiner Äapelle
niebergelegt. Die Stelle bes alten Portals wirb fuh annahctnb mit ber
bes heutigen gebedt haben, wie ich aus ber Dichtung bes burä) ben fe$S=
ecfigen Sau geführten Stufgangs fchließe.
2Bie es früher hier ausfah, fagt uns eine no$ nicht gentigenb ver-
wertete SRotij SBibmannS. S. 168 f. fd&reibt er: „Stuch haben bieg
ctofler begabt Eonrabt von Sanfcenbach/ Sribridjj von Scheffaidjj,
graff Engelhart von Sobenhaufjen, ber ift ein mün<h jue Ehomburg, ba§
ift ein bertting vor feinem enbte worben. Diefjer gr. Engelharbt, Sub*
wieg fein bruber unbt Heinrich Schneewaber haben auch Unberer grauen
altar gue Ehomburg uf bem lichten <hor begabt, feinb ju Ehomburg im
fürfchopff vornen bep ber weitten thur, ba inner 50 jahrn noch etliche
ftainerne färghe geftanben, begraben worben, etliche ihrer grabftein werbten
nochmal) lb an fotchen orthen gefehen." Der Slusbrucf „ vornen bep ber
weitten thür" begeht {ich beutlich auf bas ©auptportal ber Sßorbfeite,
auf SBaderS ostium templi maius, quod olim fuit. „ fürfchopff" aber
*) Fol. 15: Anno 1664 . . . sacellum cum ossuario remotum fuit propfcer
norum ostium in ea parte statuendum. (2)a$ Inventar gibt ostium ungenau mit
„?lorf)ane" mieser.) Fol. 232: iuxta ostium templi maius, quod olim fuit, sed
anno 1664 ui uro claitsniu. Fol. 11 : Eherhardus . . . Eltershofen abbas Xlll. Circa
an mim 1210 obijt . . . scpultus ad iores ecclesiae Comburgensis . . . Fuit autem
au teil ac vicimnn ostium ecclesiae ibidem.
$ie urfprünglirfje Stauanlage beS HlofteiS ©rofjfomburg.
283
ifi ein im 16* 3ah?hunbert, ba äöibmann fd&rieb, geläufiges 2Bort füt
Storhaffe, vestibulum 1 ). $>amit ifl ein fidleres Zeugnis für bie gefugte
SSorbaQe in ftomburg gewonnen.
£)ie ©itte, oerbiente SR&nner ober grauen in ber SBorhalle gu he-
graben, war im SRittelalter allgemein oerbreitet ; für ftomhurg bebeutfam
ijt, bafj auch im ißarabies ber 3ßetersfirche in fitrfau ein ©teinfarg ge=
funben würbe fönoentar II, ©. 43). 3KuS Söacfers Seiner fung, bafj ber
ums 3a$r 1210 oerftorbene Slbt <5berb<rcb oon @lter$hofen auben oor
bem alten Iftorbportal begraben liegt *), l&bt ft<h bas f)ofye Sitter ber
Sorhalle ableiten* Sie barf ohne Sebenlen in bie £eit ber (Srbauung
ber Ätrdfje $maufbatiert werben. 3$ r Umfang unb ihre ©efialt finb um
befannt. ©ie foSte fo grob fein, bab fie ben Äonoent in Sßrogeffton
faßte. 3n ber gorm fonnte fie fehr einfach gehalten fein, fo war in
©t. Sßeter in fiirfau bas Seftibulum urfprünglich nur ein hafcnumgogenet
offener $of.
£)as Aomburger SRünfter beftfet fomit fämtlid&e pofttioen SRerfmale
ber Glumagenferfirche. $ie Abweichungen hinft<btli<b ber negatioen üfter!*
male laffen ft<h ohne Schwierigfeit aus ber .eigenartigen 39ef<haffenheit
ber S9auffäd)e oerfteljen, eine grunbfäfclid>e £>ifferen§ ift nicht oorfjanben.
$ie 3)ispofttion bes AlofierS unb bie ber Äirdje ftnb nicht heterogen.
Seibe Seile ber (Sefamtanlage ftnb entworfen nach einheitlichem, rein
ctunia§enfif<bem ©runbplan *), ben wir uns über $irfau fyefyex gelangt
benfen mübten, auch wenn fonfi feine Stnbaltspunfte für eine SBerbinbung
AomburgS mit fitrfau oorlägen.
9ta<h fiirfau weift aber auf bas beftimmtefte ber ©tit ber roma-
ntfchen Sauten. 3 roar iß es nicht mehr oiet, was ber ftilfritifchen Se-
trachtung ftch barbietet. $as 3eitafter ber ©rbauung bes Alofters Aom=
J ) ©rimm, &eutf$eS 9Börter6u$ IX, 0p. 1531 f. „@<f)opf" beje irrtet balb ein
fcfottbereS ©ebftube, halb einen Einbau an einem Saufe. 33or$aHe, SorfyauS, äöetter-
bad) oor bem $aufe , porticus . . . vestibulum, propyl&eum. Sorfdjopf, 3!ürfd)opf,
gierfdjopf. ÜBeifpiete : unber bem vorfdjopff an fanct Bieters Firmen ... als er Feinen
ptafc in ber Ftr$en bat, Ijaben fie im ein canfeel unber bem f$opff vor ber fircfyen
auffgericbt.
-) Fol. 247 : Circa annum 1210 objjt . . . Eberhardus Philipsen de Elters-
bofen abbas . . . iuxta antiqnum ostium anno 1664 occlusum foris sepultus.
*) (SS liegt nc&e, auf btefetn Staben audj bie Deutung beS merFroürbigen
ecfigen ©ebftubeS nörblidj von ber Ätrdje ju fugen. $n (Shmg (ord. Clun. I cap. 24)
unb $irfau (Conotit. Hirsaug. II cap. 66) ftanb auf bem fttrgfjof eine capella ad
S. Sepulcrum, in ber am Sglujs ber SSeerbigungen ©otteSbienft gehalten tvurbe. 3) ie
Sage am 9egrftbmSp(a$ unb ber @$arafter a(S 3entralbau laffen fiä für bie Ser:
mutung anfübren, bafj ber C 6 er 6 au bes @ed)SetfS urfprüngticb beS JtlofterS $rtebbof;
fapefle jum ©rab mar.
19*
284
SKettter
bürg, bi e SBenbe be$ 11. unb 12. Saljrfjunbertß, ging noch fpariam um
mit ben leidster oergleichbaren @in$elformen, es legte ben 9ta$bnuf auf
bie (Seftaltung bet SJtajfen, auf bas SRaumbilb, auf flare Berhältniffe
in ©tunb' unb Aufriß. ®icfe großen 3üg« ftnb in ftomburg für bie
Beurteilung oertoren bur<h ben Umbau bes Sttünfters unb bie 3tieber=
legung bet Aforienfirche. Aber bie aus ber Anfangszeit noch erhaltenen
@tn§elglieber unb Tetorationsmotine reben bie echte ^ormenfprache ber
girfauer Baufchule.
Tie Tür, bie aus bem Äreujgang in ben @nt (Abb. 1 Sftr. 3)
führt, ift abgebecft mit einem giebelförmig jugefchnittenen BlodE. Analog
ift ber roagredfjte, flachgieblige Sturj ber nörblichen Tür bes SEureliuS-
münfters in fiitfau 1 ).
Ter SHinbbogenfries bes Zorbaus $eigt bie ^irfauifd^en Spifcfon=
füllen. Tie Sdhachbrettmufterung, bie am gries bes Tors unb an ber
ßampferplatte ber Säule unb bes gegenüb erliegenben Pfeilers hn Bor«
raum bes Äapitetfaats in oerf^tebenen Nuancen auftritt, gehört $um
gformenfchafc non $irfau, mo fte juerfi in ber $ßeterSfir<he norfommt.
91m beutlidhften offenbart ft<h bie Abhängigkeit non $irfau in ber
Bilbung ber Säulen föpfe. @s märe eine intereffante, zweifellos auch
a, b cd
Ht»b. 3. $icfa»er ftapitette.
chronologifch ergiebige Aufgabe, bie ©ittroidlung bes SEBürfetfapitefls auf
bem weiten Arbeitsgebiet ber fiirfauer Schule flar^ufiellen. Jgie r fall fte
nur foroeit nerfolgt werben, als fte für unfere Smdt in Betragt (omint
1. Stufe (Abb. 3, a): Ter fantige, unten f<hma<h gerunbete Änauf
trägt auf ben (entrechten flächen einen h^lbtreisförmigen, non einem
etwas tiefer liegenben fonjentrifchen Sfang gefäumten Sdhitb, ber ft<h an
bas oblonge, glatte Dberftticf anfch ließt. Ter 6<hitbring fdfjneibet ober*
wärts wagrecht ab. Tiefe an ben Arfabenfäulen non St. Aurelius in
£irfau unb an ben ftalbfäulen ber Pfeiler in Sinbelfingen erhaltene
gorm geht wol;l gurücC auf bas ffltünfter in Simburg a. b. fr
2. Stufe (Abb. 3, b) : Tas obere @nbe bes Schilbrings ift nach
außen abgefchrägt, woburch bie für bas lanbläuftge frtfauer Aapiteü
*) Xbgebilbei im StilaS bei Aunffe unb ätltertumSbenfmate in SBürttemberg, Sanb II.
Sie uifprfingli$e Souanfage bei ÄlofterS ©roftfomburg.
285
charafteriftifchen Edzfthfte 1 ) entfielen. ©rftes Auftreten an ben Surm=
fenftern non St. $eter in ßirfau.
3. Stufe (966. 3, c) : SaS obere Dblongunt beS Kapitell« labet
etwas aus unb ift gegen ben unteten Seil f$arf abgefefct, fo baß fi$
bie gform einer Secfplatte ergibt. SDiefe Sitbung ift vertreten in einem
ausgegrabenen Äapiteff von St. Sßeter in £irfau, ferner in 5ftedartaü=
fingen, Slpirsbadj unb fonft.
4. Stufe (96b. 3, d) : Sie (Scfjähite werben an bas auSlabenbe
DberfUid berangejogeu, ber SRing wirb gern oerboppelt ober verbreifacht.
3n Aomburg 6^6 en ber Sorbau unb ber Aapitelfaal nur AapiteUe
ber ^weiten, bie erbeb tob jüngeren oberen Stodwerfe ber Airchtürme unb
bie fedjSedige Aapeüe fotc^e ber vierten Stufe 11 ).
$irfau bat auch bas SBorbilb geliefert für bie genfierbilbung ber
ffieftwanb beS Aapitelfaats. Siefe SBanb ift oberhalb ber Srüfbmg in
eine von 3wergfäu(en getragene 9r!atur aufgelöft, vgl. 9b6. 1 Staunt 12
unb bie 8ef<b? eibung oben S. 273. Siefelbe Stieberung unb 9uflöfung
Zeigt bie noch großenteils erhaltene SB eftwanb beS Aapitelfaats in
$irf au. Sie hat zwar bei ber fpätgotifdjen Erneuerung unb Einwölbung
beS Areu^gangS eine jtarfe fBeränberung erfahren, aber ber urfprüngltche
3uftanb ift, wenigflens in ber {üblichen fiälfte, aus ber Verbauung leicht
unb ftdher herauSzufchäten. Seuttich h c &* PA unmittelbar fflblidh neben
bem gotifchen Sor, bas jefet aus bem Areuggang über Stufen gut Sftarien«
firthe hinabführt, bas fübti<he GSewänbe unb ber Stnfofc ber im fialbfreis
gef stoffenen romanifcheu Aapitelfaaltür ab; ber gotifche SReifter mußte
fte jufefcen wegen eines ©ewötbeanfängerS, ber gerabe ^ie^er zu liegen
!am. Süblich von biefer Sür bis zur Scheibewanb jwifchen Aapitet-
faat unb 9ubitorium finb noch 2 einfache unb ein Soppetfenfier ber
erften 9itlage unveränbert vorhanben, von 2 weiteren fenftern fteefen
bie Anfänge beS SBogenfdjluffeS noch an urfprünglidjer Stelle im gotifchen
SRauenverf unb abermals 2 weitere fünfter, bie ber äBölbung beS Areuj*
gangs geopfert werben mußten, laffen ft<h mit Sicherheit erfdjließen.
Sie Stefonftruftion ift zweifellos: bie weltliche SBanb beS Aapitelfaats
in fiirfau war ju beiben Seiten ber Sür je von einer zufammenhängem
*) 3)tc|c ©cfjäljne 3 . S9. in StpirSbad), 9t edarta Ufingen, SBurmlingen (bei Stötten«
bürg), <$roß» unb flteinfomburg, §aH (@t. SWitfjael), Slufringen, ©aulbronn (Herren«
ZauS), Segenfelb, ©impfen (©aal ber Raifetpfafy).
*) Sin ber ©Üboftecle beS Cluerf^tffS, ba too bie Äüfterei an bie Airdje angebaut
ift, tyat ftc$ 00 m alten ©ünfter noch eine Sifene mit fapiteUiertem Siertelrunbftab er«
Zotten. SaS JtapiteK Z a *, fooiel i$ an einem trüben Sag in bem büfteren ©intet
fe^en tonnte, bie Sform, bie in ber ©tifiSfirdje in ©Uiuangen (abgebilbet im Inventar
SagftfreiS ©. 109 unb 114) oorZerrföl
286
äReitter
ben SReifte von Senflern burd)brod)en ; ber längere füblidje &bfdE)mtt jofilte
8 Öffnungen, von bem ftirjeren nbrblic^en ift wenigfienS nodjj bie ©ot)l s
ban! erhalten. SUfo gang bas Vilb ber Strfabenwanb bes Äomburger
©aal$, bis auf bie fünfetfigen ©elenffteine hinaus, non benen bie Fenfter?
bögen ablaufen. 2) er einige Unterfd^ieb befielt barin/ baß bie 3wif<hen'
ftüften in fiirfau but<h einfad^e merfantige Sßfoflen, in bem ftilifUf<h fort'
gef $ ritten eren ftomburg l ) burdf) ©äuleit gebilbet werben. Sähnlidj ^aben
wir uns bie SBeflwanb bes Äapitelfaals fd&on in Sarfa $u benfen, beffen
XII balcones 2 ) fiager 8 ) tiberjeugenb als 12 gefuppelte Vogenöffmutgen
erflärt.
2He älteren Vaurefte beweifen alfo ebenfo wie bie ganje Anlage bes
Älofiers bie Slbljängigfeit non £irfau. Sttirgenbs eine ©pur eines anberen
als bes l)irfauifd)en ©influffes. 3Wit anberen ^Borten: SSilhelm non
girfau ifi es gewefen, ber ben ©runbplan geliefert unb feine Sauleute
an ben ßo<$et gef dürft h<*t. £>er clumajenfifclje ©runbriß ift aber nur
bas duftete ftenngeidfien bes cluniagenftf$en ©eiftes ber ©ottesnere^rung
unb 3lf§efe, ber in biefen äJtauern walten füllte : Söitfjetm hat ber ©chöp=
fung bes ©rafeit Surffjarb bie geiftlidje Stiftung unb bie duftere gorm
gegeben.
t)abe bie fc^riftlic^en Quellen über bie (Stiftung unb
Seit bes ÄlofterS abfid&ttid) ntöglid^fl beifeite gelaffen, ©ie §aben but<h
©. Soffert in feiner geiftnoüen Stbl)anblung „3ur älteren @ef<hi<hte bes
Äloflers Äomburg" SBürtt. Santen, Sit. F* III (1888) eine fritifdje 8e*
arbeitung unb hiftorifthe Verwertung erfahren unb füllen ^ier nicht noch?
mats bes genaueren verhört werben. 3lber feftflellen will ich bocij, baft
unfer Ergebnis burdj bie Itterarifdjen SRadjjrichten betätigt wirb, ba ge?
rabe bie juüerläfftgflen Autoren SZBil^elm teils bie (Srbauung teils bie
SBieber^erflellung bes Äloflers, {ebenfalls alfo einen maftgebenben Anteil
an bem SEBerfe jufchretöen. Unb umgeleftrt: 2>aS auf bem 2Beg ber bau?
gef<fti<ftttidfjen Slnalpfe unabhängig gewonnene SRef ultat beftätigt bie Duel?
lenberichte. fiinficfttlich ber fiauptfache ftnb bie literarifdfje unb bie mo=
numentale Überlieferung im ©inflang unb {lüften ft<h gegenfeitig.
3um ©dfjluß mögen aus bem 6rgebnis ber Unterfudjung nodfj einige
Folgerungen gezogen werben:
*) 2>er Äapitetfaal in £irfau nmrbe offenbar fogleic^ nadj ber £irrf>e gebaut, alfo
nocf) in ben lebten 3a$ren beS 11. §af)rf)unbertS, ber in Homburg wirb mit 9iecbt an
ben Anfang beS 12. gefegt.
-) Consuet. Farf. II, 1.
*; a. a. D. ®. 172.
Sie uifprünglidje Sauanlage be3 Htofierö @iofifomfairg.
287
1 . SBitbetm würbe, wie er im Prolog gu feinen Honftitutionen mit*
teilt, mit bet cluniagenfifd^en ©otteßbienft* unb fiauSorbnung burch ben
längeren 3tufent^att Semharbs non SJtarfeiHe in fiirfau, burch ben $roei*
maligen SBefuch Ulrichs non ©luni unb beffen eigens für iljn nerfaßte
3ufammen{te(tung ber dumajenfifcfjen ©ewofmbeiten, enblich burch brei=
maf wieberholte (Sntfenbung zweier feiner 3Rön$e nach (Sluni befannt
unb oertraut. 33ernbarb$ Stuf enthalt fällt 1077/78 (Bertholdi ann. ad
ann. 1077). gfrübejtenS am Anfang ber 80er Sabre bürfen wir alfo bei
SBilbelm eine fo genaue Henntnis (Sluniß unb feines Hlofierfdjemaß an»
nehmen 1 )/ wie fte ber ©runbtiß Homburgs norausfefct. Älter als
ca. 1 081 lann bas clunia$enfif$ bisponierte Hlofter Hom-
burg nicht fein, über biefe 3 e it jurücf reicht bie Tragweite unferer
baugefd&ichtlichen Unterfuchung nicht unb läßt (id) eine (Sinroirfung 2ßtf=
fjelmS wenigftenS aus ber monumentalen Überlieferung nicht nachweifen.
2. &ie Homburger Segenbe berichtet, baß ©raf SBurfbarb juerfi nur
in feinen SBurganteit SDWnche aufgenommen ^abe unb baß erft [pater bie
gan$e $8urg non ihm in ein Hlofter umgewattbelt worben fei. gür biefe
Umwanblung beregnet Soffert (0. 28) burcb Hombination mit ber S^t*
gefchichte baß ftafyc 1081. $ie Sftichtigfeit biefer Hombination norauS-
gefe|t, war ber naturgemäße 3*itpunft für bie ©ntjtebung bes ©efamt*
Bauplans, nach bem bann bas Hlofici* tatfädflich errichtet würbe, eben
biefeSSabr 1081. SBir feben, baß es mit bem unter 3tff- 1 berechneten
terminus post quem nicht unoereinbar ift.
3. ©er Slnteil SBilbelmS an ber ©rtinbung bes Hloflerä wirb, wie
gefagt, non ben gtaubwürbigfieu ©ewäbrsmännem bezeugt, aber oer=
f chtebcn beftimmt. ©er einen Sßachridjt: ex integro construxit Wilhelmus
Hirsaugiensis monasterinm Kamberg, fleht bie anbere (bei fiapmo)
gegenüber, Homburg fei eines ber 3 Hlofter, bie SBithelm paene de-
structa restauravit. ©ie ©tfferenz läßt ft<h tn. ©. folgenbermaßen
Ausgleichen. @8 barf als fidler gelten, baß ein wie auch immer be*
fdjaffener, burch Mönche ausgeübter flöfterlicher ©otteßbienft auf ber
Homburg fchon beftanb, als SBilbetm non fiirfau bie ©ebräuche ©lunis
annabm unb nerbreitete. Homburg ift alfo, wie ^iifau felbft, non 3B1I-
belm clumajenfifd) reformiert worben. SEtuf biefe ©atfad&e ber (Sin=
fübrung einer neuen Hlofterorbuung beliebt fich offenbar $agmoS Angabe,
beren SBorttaut nicht gepreßt werben barf, ba ber <5<hriftfteller bie ge-
wiß nicht gleich liegenben 33erhältniffe breier HlÖfter fürs mit einem ein-
zigen Stußbrucf bejeiefmete. Slber auch jenes ex integro construxit be-
*) SftL 3*itfär. f. <$ef$. b. ärdjit. III 8. 276 imn SR. giföer, ©tubien jur
€ntfle$ung ber §ir[auer Ronftitutionen (Xiffeit. 1910) ©. 14 ff.
288 3)! etiler, 5)ie urfprftng(id)e Stauanlage be$ klofterS ©rojjfomburg.
fteht ju SRecht, weil bet 33au bes eigentlichen, baa gange Burgptateau unt=
faffenben fllofterfc, ber ein oödiget Neubau mar, nach äBU^eLmft planen
gefchah-
4. 2)er ©treit ber gräflichen Srüber, ber in bem Sftainger Vertrag
feinen Sluagleich fanb, fyat au f biefeft Steubaua nicht einge*
wirft unb feine monumentalen ©puren hintertaffen. ©ie oon ben fönigas
treuen ©Hebern ber Familie bur<hgefe(ten ftongefftonen betrafen nicht bie
fjorm ber 2ifjefe unb ließen bie bauliche Anlage beö Älofferö unberührt.
Stomburg trägt ba0 unoerfätfchte cluntajenftfch^itfauifche ®epräge.
Aafrifr WaUsbst, ein Bttfr au« freit Anfängen free
toürttentbergijtfien (Sefdpdiffrfiretfrung.
©on (gugeu ©djneiber.
©eit ber sweiten ftatfte bes 15. 3 fl hrhunberts taucht eine Steife
beutfdEjer SchriftReOer auf, bie bie ©efchichte non Säubern unb giirRen;
gefriedetem in einem geroiffen 3 u fammenbang &u fdjilbem perfudjen,
loä^renb bie älteren überwiegenb einseine ©reigniffe unb -ftachrichten
perfchiebenRer 2trt ber 3 ß itfolge nach sufammengefteSt Ratten, Stuf bie
(Shronifen folgt fo admftbtidE) bie ©e f tf d^reibung. Qn SBfirttemberg
wanbte R<h i^r juerR ber Vertraute ©berfjarbs i. S3., Sodann Häufler,
§u, beffen Gbtonif — biefer Staute blieb auch ben SDarRellungen — 1516
Sum erftenmal gebnidt worben ift ©in befonberer ©ifer entroidelte ftch
hier in ber jurnten fiälfte bes 16. SahrlRmberts ; er faitb feinen
punft in SWartin ©ruRuS’ 1595 erfchienenen SchwäbiRhen Slnnalen. 2>te
$auptpertreter ber Slnfänge, bie faß au&fdjliefjlidj bie (Sefchichte bes
Öersogtums SBftrttemberg behanbelten, Rnb ber Stuttgarter WatSberr
SebaRian König (Küng), ber bersogtiche Seibarjt Dsroatb ©ab elf od er
unb ber piel benfifcte 2)apib $ßolleber. Keiner bat R<h bie ©efdjichte
fo ipie biefer sum Sebensberuf gemacht, über feinen bat biefer Sebenö-
beruf fo piel Seib gebraut, feines Seben seigt fo beutlich, unter welchen
SSerbältniffen unb mit welchen ßinberniffen bie ®ef<häftigung mit ber
beimifdben ©eftbidjjte in jenen Anfängen por ft<h ging, gaffen töir $wtächR
fein Seben 1 )/ bann feine SBerfe ins Singe.
SDanib SB o Heber ift um bas 3abr 1555 geboren, toa^cf peinlich S u
©runbach im StemStal, wo wenigRens fein SBater Sßbütpp fpäter lebte,
wäbrenb er felbft su SBeiler bei Sd&omborf ftdb nieberließ. (Sr erlernte
bie Schreiberei, bie ihm ben 3 u 0 an 3 aud) ju fyofyexen Stellen ner*
fc^affen fonnte, unb war Reben 3>abre in Sdjjornborf auf ber Kartei bes
gorftmeiRerS, bann mit ©meuerung bes Seibeigenfchaftsbuchs bes Slmtes
*) 9Zad} 3Kten beS ©taaiSardjiuS. SßenigeS Uber SBotfeBcr finbet fidj in 3* §• ®lofer,
2Btrtembergifd)e Sibliotyef, 70 f. (4. Stuft. 1796), unb in Ä. $faff, Duellen ber äUefteu
mürtiem&ergtf^en @ef$i$te (1831), <3. 30.
290
@<§ncib«r
unb mit Stellung non 3a Errechnungen befcßäftigt <5r befam babei
einen genauen ©inbticf in bie Verwaltung unb bie mit ihr oerbunbene
ftecßtßpflege. ©egen feinen SBiQen hört« bie amtlicße Vefcßäftigung auf.
Daß binberte ihn nid^t, ftdj mit Slpoßonia, bet Dotter eineß Änbreaß
Leiter, gu o erheiraten, ber beß geflrengert fierm Sebajtian Bcßertlein
non fflurtenbacß Seutnant geroefen mar unb bem ©tafen ©eotg fotoie
bem ^erjog Ulrich ßricgßbienfie geteiftet fyatte. Der ©runb für 2Bok
leberß (Sntlaffung auß bem Btaatßbicnft mar rooßl berfelbe, ber ihm and}
fpäter ßiubetlicß mar, bie Neigung, ficß in frembe $änbe( gu mifcßen unb
fein Vlatt vor ben 9Runb gu nehmen, niefleidjt aucß bie Datfacße, baß
er halb ben Scßroerpunft feiner Dätigfeit auf bie roürttembergifcße fiifiorie
neriegte. Scßon etwa gmangtgjährig muß er angefangen haben, ftch mit
biefer gu befcßäftigen. 1579 legte er fein erfteß 2öerf bem fierjog Subroig
nor, ber aber offenbar bantals fd^on gegen ihn eingenommen mürbe. Da
er non ber Schriftfteßerei nicßt leben fonnte, befaßte er ftch ntit Stuß?
fünften in sprogeßfadjen unb Fertigung non Ätagfcßriften. Schon 1585
hatte ber Scßornborfer Untemogt im Auftrag beß herzoglichen Dberamtß
ihm biefe „©ntenmaierei" gu unterfageu, maß giemtidh fchmierig mar, ba
er niel in ben Dörfern h«nnn feinem ©eroerbe uacßgog unb feiten ftch
gu fiaufe treffen ließ. 2t(ß bann 1589 bie Äommiffarien bet Vißtation
in bie ©egenb famen, mürben mieber Klagen über SSolleber laut: er
fteHe ben S euten unnötige Supplifationen unb nerführe foteße, bie gunor
unruhig feien, noch weiter; auch befuge er bie ^ßrebigten nicht fleißig.
Die Äommi ffarten tabelten fein Veneßmen unb nerboten ihm bie Schreiberei
non Supplifationßfchriften, fcheinen ihn aber auf feine grage, maß er
bann treiben foQe, auf bie Sübfaffung non &iflorienbü<ßern hingeroiefen
gu hoben, beren er, mie mir fehen merben, bamalß fchon mehrere bearbeitet
hatte. Natürlich ließ er nicht gang non ben Sßrogeffen, unb baß er Ver=
trauen genoß, ergibt fieß auß ber Übertragung einer an baß Dübinger
fiofgerießt ermaeßfenen Streitfacße beß JJunferß $anß ©eorg non ©aiß*
berg. 216er nor allem feßrieb er jefct gefcßicßtlicße Viicßer. 37icßt nur
feine brei mürttembergifeßen fiauptmerfe finb in ber 3 e ü naeß bem
ViRtationßnerroeiß noüenbß außgearb eitet morben, fonbem aueß meßrerc
fleine SBetfe. Da er beim fiergog non SSttrttemberg nießt anfam, feßiefte
er ße an frembe Sürßen, fo 1591 eine Vefcßretbimg beß Stifts 9Bürg=
bürg unb £ergogtumß granfen an ben Vifcßof Qulinö non SBfirgburg,
ber Re alß mit großem Steife gufammengetragen mit befonberem SBoßU
gefallen aufnaßm, ißm 108 ©ulben feßenfte unb ißn aufforberte, ftdß
fpäter perfönßcß an ißn gu menben. Offenbar hatte äßolleber bem Vifcßof
in ber Vorrebe ftarf gefeßmeießett, mie er benn biefe überhaupt gang
2) 0 mb SßoUebcr, ein 33ilb auö ben Anfängen ber njiirtt. <Sef$i($tfc$ret6iing. 291
nach bem ©tun ber Empfänger abjufaffen pflegte. Daß würbe ihm 311 m
Ungtücf. Denn rote er im Dftober 1591 ein (Exemplar feiner neuen S^oro«
graphie (Sanbesbeföreibung) bem ©r^er^og gerbinanb von üfterreidj
Sufdjicfen wollte, oerurfachte bie Vorrebe berfelben in Ulm ! ), roo fie ein*
gelegen würbe, foldheß Vebenfen, bag bie ßanbfdhrift bem Sergog Subroig
nach ©tuttgart eingefanbt würbe. ©<hon bog bie Vorrebe nach bem
neuen gregortanifchen Aalenber batiert war, ben bie Sßrofeftanien noch
nicht angenommen hatten, erregte Vnflog, noch mehr, ba§ bie oon £er$og
Ulrich im Aabenet grieben Öfterreidf) gegenüber unfreiwillig eingegangene
3tfter(ehenf<haft offen anerfannt unb bag bemgemäg SBürttemberg alß
beß @T5h er 2°9 d anererbteß fiehen bezeichnet würbe. Denn biefeß Ver*
gdllniß würbe im Sanbe fe^r fdjroer empfunben; immer wieber würbe
oerfucgt, eß abjulöfen, waß benn auch nicht lange nachher gelungen ift. 2 Bot=
lebet würbe jur Verantwortung nach ©tuttgart oorgelabeit unb hier am
3. Vooember 1591 oerhaftet Damit begann ber jroeite 2 lft feiner
Seibenßgef<ht<hte.
9to<h am Dage ber Verhaftung erteilte ber ©eheimrat Melchior
Säger oon ©ärtringen unb ber flanier Vidhmann ben beiben herjoglichen
Voten unb ©efchichtfcgretbern ©eorg ©abner unb Dßroalb ©abelfouer
ben Vefehl/ fofort ein Verhör anguftellen. Valb barauf würbe eine &auß=
fuchung in SBeiler oorgenommen. 2 ) er Vürgermeifter unb ber ©tabt=
Treiber oon ©chornborf begaben |t<h in bie ^Bohnung 2Bo Hebers, lafen
feiner $außfrau ben fürfiltdhen Vefehl oor unb befahlen ihr, bie ©e=
machet, Truhen unb Ääffcn, barinnen feine Vücher unb ©Triften gu ftnbert,
auftufchliefjen. Die grau entfette fich unb behauptete, bie ©<htüffe( nicht
$u haben. 2 Bie ein ©chloffer geholt würbe, fanben ftch bie ©chlüffet,
wenigfienß gu ben Vebältern, in benen teine ©Triften waren. (Sin 00 m
©chloffer geöffneter Äaften im §ausgang enthielt allerlei Vücher unb
Schriften, bie in einer entlehnten Vetfetrulje nadh ©tuttgart gefdhidtt
würben. Die metfien berfelben werben wir fpäter alß „Quellen" 3Bol=
leberß fennen lernen; augerbem befanben ftch barunter zahlreiche fürjts
liehe ©tammbäume, namentlich *in öflerreichifcher, ber oorher illuminiert
im Drucf außgegangen unb im Vei<h allgemein auf ben SRathäufern auf*
gehängt worben war. Der Verhaftete fuchte bie fiarntlojigfeit feiner
Dätigfeit nachsuweifen ; feine grau wieß auf bie Vlöbigteit feines fiaupteß
hin unb erreichte wenigfienß bie (Erlaubnis, ihn in ©egenwart beß Vogtß
befudhen $u bürfen. 28ie bie Unterfudhung ftch hi n 5°9' erflärte SBoDeber
feierlich, bag bie beanftanbete ^anbfdfjrift gar nicht gang fertig fei unb
*) ^ßfaff a. a. c.
292
St^neiber
nicht ohne (Erlaubnis beS ©erjogs fortgefchidt worben wäre; er bat
bringenb um SRüdgabe feiner Sdbriften, vor adern auch ber @(ioro grapste,
beren $erfledung ihm allein für BJaler, Budjbinber, unb Boten*
lohn gegen 40 (Bulben Unfoften gemalt fyabt, unb verfprach, biefeS SB erf
na$ feiner Bodenbung an bie ftaitjlei in Stuttgart ein$uf<hiden unb fich
bie Sage feineg Sehend ohne befonberen förmlichen Befehl aller Be*
f Abreibung riürttembergifcher ßiflorien in ©roi gleit ju enthalten. Btan
fällte meinen, bamit hätte er ft<$ bie Freiheit erfauft. Äber ber Bericht
©abnerS unb ©abelfoverö, ber leiber nicht erhalten geblieben i|i, muß
feine Sätigfeit fehr ungtinfttg beurteilt haben. SßoHeber mürbe nur gegen
eine Urfeßbe entlaßen, nach ber er fich lünftig adeS &bvo$ieren$ unb
be* S^reibenß ader fiijtorienbücher gänzlich enthalten unb baju bie
2l(ung mahrenb ber Saft befahlen füllte. 3Hit Stecht brachte er gleich
nach feiner fjreilaffung am 16. November vor, baß er, menn er nicht
auf bie feitherige 9lrt feinen Sebenftunterhalt ermerben bfirfe, irgenbmie
als ©Treiber oerforgt werben möchte ; benn jum (Ergreifen eines anbern
Berufes fei er $u alt. ^ebenfalls aber möge man ihm feine mertooden
Bücher unb ©Triften jurfidgeben, um fo mehr, als er fte §um Seil entlehnt
habe. Sagegen hatten aber ©abner unb ©abeltooer Bebenfen : niemanb
habe ihn ^um fiiflorienf Treiber befiedt, maS er nicht gelernt habe unb
nicht fönne ; menn auch bie gebmdten unb entlehnten Bücher jurfidgegeben
werben, fo feien bo<h bie ©djriften $u behalten, bamit er fie nicht immer
non neuem abfdjreibe unb ©etb baraus mache; er müffe fich auch oer*
pflichten, ades, was er noch non Sebafüan ftönig unb anbem in gänben
habe, abjuliefern, bamit es nicht anberswohin fpargiert werbe. Stan
fönnte ihm ja eine Keine (Entföäbigung guweifen, bo<h nicht für bie
Blühe, bie groß genug gemefen, aber unerforbert unb ungeheißen. Somit
mar ber @eheimrat 3M<hior Säger einoerftanben, unb fierjog Submig
genehmigte ben Antrag. Snftroifchen maren Wochen oergangen. Ser
Beftfcer ber entlehnten Srulje in Schomborf brängte auf beren Stütfgabe.
Sie h ermögliche Äanjlei wollte fie mit ben Büchern nach Schomborf fchtden ;
aber jejt beftanb Wodeber barauf, baß er menigßens in Stuttgart felbfi
abgefertigt werbe. Snfolge ber Wegführung feiner Bücher fei er in Stabt
unb 2fött Schomborf verfchrieen unb verunglimpft worben. Wenn fie ihm
jefct wieber burch bie Amtleute jugefledt werben, fo erneuere fich bas
©efcijrei. Btan behauptete, er fei farnt feiner grau wegen geyerei unb
Seufelsfunji eingejogen worben; er habe bas ganje Saub unb ben gerjog
von Württemberg verraten wollen, ©egen biefes ©erebe, beffen Urheber
er nicht ermitteln tonnte, war Wodeber machtlos. (Er bat baher um
ein amtliches Seumunbsjeugms, bas öffentlich aufigelegt unb von ber
£avü> SBollefier, ein Süilb ou$ ben Anfängen bcr miirtt. (Sejc^idjtföreibimg. 293
Jtangel oerfünbigt werben foffte. S)ie Sitte würbe ihm abgefdhlageu.
$emt es fei unnötig, baf} jeb ermann wiffe, warum er gefangengelegen
fei S)a ihm aber $ißorienfdhteiben unb 2lbo oberen niebergefegt fei unb
er fidh nicht mehr erhalten föntte, f offen bie Äirdhenräte angewiefen werben,
ihn auf jutragenbe Gelegenheit gu beförbem, ba er affein $um beutfdhen
Sdhutmeifier ju gebrauten fei, ber baneben auch geringe Schreiberei
oerfehen fönnte. 2)iefe Verbinbung non Sehramt unb ©emeinbebienfi
war ja bamals gewöhnlich-
Äudh feine Sitter erhielt SBoKeber in Stuttgart ausgehänbigt.
©eine gefdhriebenen #iftorienbü<her aber würben in ber htt$ogti<hen 9fa=
giftratur jurücfbehalten ; fpäter finb fte, wie wir fehen werben, in bie
Sanbefibibliothe! unb bas Staatfiardhiü gefommen, bie für fo gefährlich
gehaltene <S^orogra|>h^ in bie Tübinger UnioerfitätSbibfiothef. SBieber-
holte Vorfiellimgen um ßntfdhäbigung waren ohne ©rfolg : ba er unerlaubt
bas $tftorienf<hreiben für ft<h felbft norgenommen, auch Sadhen in bie
$ßräfation eingeführt, bie ihm nidht gebührt, fo feien ihm neben anberen
Strafen audj fol<he Vüdhet genommen worben. Gr foffe bamit juf rieben
fein, bah bie Jtirdhenräte ihn mit Sienflen bebenfen werben, — fo lautete
ber lefete Vefdheib.
fragen wir nach ben ©rünben, aus benen Sbtänner wie ©abner
unb ©abelfooer ber £ätigfeit SBoffeberS Schwierigfeiten machten, fo fpringt
aus ber ganzen Verhanblung gunädhfi ber ärger ber gelehrten unb hoch 3
oetmögenben h e ^od^ en Berater barüber in bie ätugen, bah ein un=
gebilbeter, bilettantifdher SBinfelaboofat in ein ©ebiet eingriff, mit bem
fie ftdh ernRhsft befdhäftigten. Unb je gröber ihre ©ewiffenhaftigfeit als
©efdhidhtfdhreiber war, befto mehr waten fie geneigt, einen ÜJienfd&en gu
rerurtetlen, ber, ohne Vorfenntniffe, feine eigentliche Aufgabe nidht begriff.
316er baS muhten fie bei ber ißrüfung von 2Boffe6ers $anbf<hriften er=
fennen, bah biefe, wenn audh feinen felbfiänbigen SBert, fo bodh bie Ve=
beutung fleihiger Sammelarbeit h°rien. $>er tiefere ©runb bes ab«
lefjnenben Verhaltens war bie 3luffaffung oon ber Vebeututig ber Sanbes*
gefehlte. fjür ©abner unb ©abelfooer bot bie Sanbeftgefdhidbte £atfadf)en
unb Sehren, bie für bie SRegietenben, nidht aber für bas gemeine Volf
pajjten. Von ben Urzeiten unb oon ben fremben Völfern mochte man
ftunbe o erbreiten, nidht aber oom eigenen Sanbe, beffen Sufammenfefcung,
Sntwidlung, Verfaffung, £ilfsfräfte als Geheimnis beljanbelt würben,
eine Stuffaffung, bie ihre SRadbroirfung, namentlich mit Vegiehung auf
bie ©efdhidhtsqueffeu, bis auf neuere Seiten ausgeübt hat. So l;ot auch
einer ber gelehrteren ^antiliengefchichtsforfcher ber bainaligen 3rit, ©ot=
frieb oon SRantmingen, gemeint, foldEje SDinge gehören nidht oor bas
Sdliieibct
204
^ublifum, unb h at ben SKartin Gruftuö fd>arf getabelt, weit er feine
S<hmäbif<hen Stnnalen brucfen lieg 1 )* 2tfs um biefel&e Seit Simon
Stubion feine 2lr6eit com magren Urfprung bes roirtembergifcheu $aufe$
bem fterjog griebricb non Württemberg roibmete, würbe fte gleichfalls
auf Dsroalb ©abelfoverS Sftat unterbrütft *). 3 a noch in ber erfien
fiälfte bes 18* 3ah r & ut tbert$ mürbe bas württembergifch* Sanbbuch als
Staatsgeheimnis verwahrt 3 ), unb bis 311 ^erjog Äarl mürbe wentgfienS
bie Sahl ber Einwohner ber Stabte unb Smter nicht öffentlich preid-
gegeben 4 ).
Seit bem SCnfang bes 3ahres 1592 verfd&winbet Wollebet faft brei
3 ahre aus ber Öffentlichfeit, ohne baß er etma bie verfprochene Schutt
fiele erhalten hätte. ®r legte ftd) vornehmlich auf bie Slnfertigung von
Stammtafeln angefehcner gamilien, um bafär (Selb $u betontmen. So
erfahren mir fpäter, baß er 1593 unb 1594 als fürfilich wörttem*
ber gif historicus ben Stabten greiburg i. Sr., Sern unb Sürid) einen
großen Stammbaum ber &er$oge von 3ähringen gefdncft h öt * Son
greiburg, ber 3 ähringif<hen ©rünbung, erhielt er 35 föeidjßtaler, nach
bortiger Währung 43 ©ulben 5 Safcen, mährenb bem Soten 2 ©ulben
gefchenft mürben ; Schultheiß unb 9iat non Sern verehrten ihm 20 Sonnen-
fronen, etwas über 40 ©ulben, bem Wiener 2 ftronen, unb verfprachen,
WoDeberS bei ©etegenheit ju gebenfen ; Sprich gab nur 10 Äronen unb
2 ftronen Zrinfgelb mit ber Sitte, für gut gu nehmen, ba bie von
Säbringen nicht ihrer Stabt Stifter feien, daneben fonnte er aber bie
©ntenmaierei nicht laffen, unb fobalb er batüber mieber mit ben Sehörben
ftufammenfiieß, begann ber Schlußaft feines tragifchen ©efchicfs.
3m fernher 1594, als ftch bie h c *ä°0li$ e Aanjlei wegen ber in
Stuttgart herrfäjenben ^ßeft gerabe in Sacfnang aufhielt, erging von hier
ber Sefeht nach Schomborf, ben 5Davib Wolieber megen ber Schreiberei
von SuppIifationSfdjriften, bie er über bas Serbot abgefaßt, jur Strafe
bes Ungehorfams acht Sage auf eigene ftofleu in ben £urm 311 fteden.
$lnt 24. 3anuar 1595 gelang es enbtich bem Untervogt, ihn *u ver*
haften. WoQeber berief fi<h barauf, baß ihm jroar $u ßerjog SubmigS
Setten bas Slbfaffen von Supplifationen verboten morben fei, baß er
ftch bann auf §iftorienbüdjer gelegt fyabe, maS ihm übel erfchoffen fei,
ba man ihm biefeS unb bas Slboofagieren verboten habe. Unter fieqog
Sriebridfj aber habe niemanb etwas gegen bie Supplifationen gehabt.
*) a. a. D., ©. 24.
s ) Cod. hist, ber £ante$bibt. f. 137, 93or6cmer?tmg.
*) Gbenba Ooil. hist. 107, Söorbemerfung.
*) frerjog .Unrt Gugen unb feine I. 157.
$<u>ib Söolleber, ein 39tlb au$ ben Anfängen ber württ. <&efdjid)tfd}reU>ung. 29’)
<£ r mode fünftig ohne hetjoglidK ©rlaubnis feinem SRenten mehr etwas
treiben. 3)or biefe feine Untertreibung jroifd)en Stboofajteren unb
^reiben non ©upplifationen mad^te bei ber Sehörbe feinen ©inbrud,
unb bas Unglücf rooflte, bab/ tnä^renb er im ©efängnis fab, fron
toieber eine frnrfe unb meitläuftge ©upplifation, bie er für einen Sauer
gegen einen Seamten aufgefeftt batte, befanut mürbe. £)ie golge mar,
bab er nor einmal art £age brummen niufete unb eine frarfe Ser»
frreibung für fünftiges Sohloerhalten oon ft geben fodte. Senn ihm
bas ©rreiben aur verboten roerbe, fo flagte er, miffe er fir ntt mehr
ju Reifen; bie $eber fei feine Sage unb fein SßfTug, bie ihn ernähren;
roenn man ihn im Sanbe nirt anftede, möge man ihn feine geringe
£abe in Seiler verlaufen unb in bie grembe fliehen lajfen. 3ht ber
©r orn borfer Unteroogt oermenbete ft für ihn, ba er auf bas ©reiben
angemiefen unb als Heine oemaifelte Kruft (oerlrüppeftes Säunren) flu
harter Arbeit nirt fähig/ aderbings ooü überflfiffiger fiifce fei. 2)ie
Regierung oerfdjob bas 33 erlangen ber Vertreibung; ba märte ein
weiterer g-ad bas SKRafj ood. Kaum mar Solleber mieber frei, fo mürbe
SU Stnnenben ein ©hepaar auf gegriffen, bas in Saiblingen mit Stuten
geftriren unb bes Sanbes oermiefen morben mar. 3)aS ©hepaar wollte
eine ©upplifation übergeben, bie oon Singriffen gegen ben Unteroogt unb
bie Stirter in Saiblingen firofete. Qm Verhör fagte es aus, es habe
nur um ©nabe bitten moden ; aber ber ©rteiber So Heber habe erflärt,
man habe in Saiblingen gegen bie faiferliren Sterte gehanbelt ; er mode
ben Unteroogt oor bem ©eridjt ju Saiblingen herausnehmen mie einen
Qurs aus einem Raufen $Ühner; nirt bas ©ertt, fonbern allein ber
Unteroogt habe Unter*. 3*6 1 fodte Sotteber nor einmal art £age
gefangengelegt unb nur gegen bie ermähnte Verreibung losgelaffen
werben, diesmal hatte er Sinb befommen unb mar entmton*
Sährenb er tanbfiürtig umherirrte, reichte feine Vermanbltaft ein
©naben gef ur beim ßerjog ein. ©r habe in feiner langen £ätigfeit nie
falfre Sriefe ober ©iegel gemärt/ habe/ menn er fir aur manrmal
htftig nnb tarf au&gebrüdt, meifl nur getrieben, maß ihm in bie geber
biftiert toorben fei. Sürbe er bie verlangte Urfehbe t woren, fo wäre
bas für ihn, ben ©Treiber, mie menn ihm beibe fiänbe abgehauen mürben.
Urfehbe müffen auberbem fonfi nur Übeltäter twören; ba er aber un-
tulbig fei, mürbe ihm ber ©rmur ben Verluft ber emigen ©eligfeit
bringen. S)as ©nabengefur mürbe abgetragen. 2lls Solleber fünf
Sonate oergeblt fir im Suslanb um Sienfie beworben hatte, mürbe
es erneuert, ©eine grau ging felbft flu fierjog griebrt nar Vöblingen
unb fiel ihm §u grüben. Sldes oergeblt« 3m SCugufl 1595 mubte ftr
296
Sdjncibcr
SBolleber entfliegen, von Ulm au* ein bemütige* ©efucg an ben £erpg
abgeben p taffen: er befenne, bag er vietmat* p gefcbwinb unb bitf9
geroefen fei unb bie Sachen nicht ganj verflanben habe; er $a6e eben
iebem vertraut unb geglaubt ba ft<b „oftmals b^nach ein befferer ®runb
unb ba* Sßibetfpiel gefunben", weswegen er fich enbticb vorgenommen
habe, fich ferner aller folget unruhiger Seute gänzlich p entffbtagen, bie»
felben ab unb pr Stube p verweifen, bamit ber $etpg fetbft unb feine
bo$töbti<ben unb getreuen State unb Slmtleute jeb errett, foviel möglich,
unbemügt, unüberlaufen unb pfrieben getaffen merben fallen. Ter Ober»
rat befcblog, bem Sittfietter feine Slntroort p geben, bagegen ber grau
p eröffnen, ibr SRann werbe, wenn er fid) in ©eborfam ffeHe unb ba*
ibm Suferlegte leifie, auf fünftige* Supptijieren gebübrenben 9ef$eib
erbalten; im gatt ungeborfamen Ausbleibens falle nach ibm gefabnbet
werben.
3n Scbomborf hoffte man, be* glücbtling« bei einem heimlichen
Sefud) in ber Heimat babbaft p werben, Tie Amtleute weigerten ff$,
einen 3möbrief ber grau au* Anlag einer ©etbaufnabme p beftegeln,
in ber Annahme, jener werbe au* SRitleib mit feiner in ÜRot geratenen
grau ffd) felbff pr Sefiegelung einftnben. SBirtlich hielt fich SBolleber
einige SRale im SBeilet auf, geigte (ich aber nur bei Stabt 911* einmal
ber Dberoogt ftarl ®err p ßimpurg, ©rbfcbent unb femperfrei, felbff
in SBetler üb entartete, ^örte er glaubwürbig, bag SBolleber mit einigen
Bürgern in feinem fiaufe gerecht fyabt. Sofort befahl er bem ©dplt»
beigen, fidj gejagt p machen unb ben unruhigen ©ejeüen beipfangen,
bamit enblicb bie herzoglichen ^Befehle ausgefübrt werben fönnten. Ter
Schult beig lieg ba* fiau* um [teilen. 2Bie ba* )2öeib ben ©inlag mit
glucben unb Schelten verweigerte, würbe er erzwungen, aber ber Sogei
war ausgeflogen. Auch ber ©tabtfne<f>t, ben ber Dbervogt anbent Tag*
mit 3 SBeinlabern von Shotnborf btnabfcbidte, febrte unverrichteter Tinge
wieber um. Tie grau würbe wegen Unbotmägigfeit einen Tag unb eine
Stacht in ba* grauengeffmgnis gelegt, wobei igr ihre Schweflet ©efed»
fchaft leiften burfte. SBolleber war nach ©glingen entfommen unb beftagte
fich beim fierpg, bag ihm Seute mit SBeb* nnb Staffen viermal in*
$au* gefallen feien unb gefährlich erweife, unverfchont feine* Seib* unb
Sebens, affe* £eu unb Stroh/ ba* oben im $aufe gelegen, burcbflocben
haben, ba fie ihn barin vermutet. Tavon wiffe ber $erpg lieber nicht*,
lieber bat er um ©rlaubnis, feine Armütlein verlaufen unb in au*>
wattige Tienfte fich begeben p bürfen.
Tie ©ntrfiftung ber ^Regierung gegen ben fecten glücbtling war fo
lehr geftiegen, bag im Sanuar 1596 an bie Steicb*ftabt ©glingen ba*
£atub SBoileber, ein SJilb aus ben Anfängen ber rointt. (^cfc^ic^tfc^rctbung. 297
Sfaftnnen gefteHt würbe, ihn gegen bie Verfidhcrung, baß baburch ihren
Siechten (ein ©intrag gefächen fotte, an Württemberg ausgutiefem. ©inen
entfpredßenben SReverS füllten bie Sd&ornborfer Slmtteute nach ©ßtingeu
fdjiden nnb ben Sag ber Stustieferung bereben. Slber auch aus ©gingen
entfam WoKeber; er taufte halb nachher in Wiefenjletg auf. Sie
Regierung entfloß ftd), ihm, ba man feiner im fiergogtum gar nidjt
bebürfttg fei, bie Stuswanberung mit Weib unb Äinbem 31 t erlauben, aber
ben Verfauf feiner Witter gu unterfagen unb ihm nur bie ©rträgniffe
berfetben gufommen 311 taffen, darauf lieg ft<h bie grau nid)t ein:
Äinber habe fte (eine, unb ihr Vefifctum uerlaffe fie nicht. ttberbem ver=
fiel bie grau in fernere Aranfheit, fo baß bem ttftann 2 bis 3 Sage
freies ©eleit gugefidjert würbe, um fte gu befugen. Wieber unb wieber
bat Wotteber um ©nabe; es btieb bei bem Vefcfieib, baß er fu$ guerft
fietten fode.
9?un verfugte er auf atibere, Weife, ben £ergog umguftimmen. gm
Collegium illustre 311 Tübingen fpiett fic^ ber ©rbpring Sodann griebrith
auf. f^idte er einen großen «Stammbaum ber gürfien von Stnßatt,
benen feine Sftutter gugefjorte, unb erbot fid), bie ©efchichte, Vruftbilber unb
Wappen bagu gu tiefem. 3um Vermittler wählte er SDtortin ©ruftus,
ber ftdh fofort nach ©mpfang in bas Aottegium begab unb bem Sßrägeptor
bes Sßringen, M. ttRidEjaet Geringer, ben Stammbaum famt einem Vcgteit*
fchreiben übergab. Siefer öffnete fte, unb er wie ©ruftus bewunberten
bie fleißige unb elegante SafeL 99tud^ ber Sßring hatte feine greube baran,
tub ben Sßrofeffor auf 5 Ußr gum ©ffen unb f$enlte ber grau, bie bie
Senbung nach Tübingen gebracht ^atte^ einen ©ulbeu. Ser Stammbaum
■
werbe ben tjergoglidben ©Iteru nad& Stuttgart gefdfjidt, von bort werbe
Wotteber belohnt werben, ätber Dswalb ©abeltooer, ber wieber gu 91at
gegogeit würbe, meinte, bas 3 *U 0 fei ja bo<h alles abgetrieben, unb es
fei eine gretbßeit, es entgegen bem alten Schreibverbot etngufdbiden.
3 n bem Vegleitfchreiben an ben Sßringen unb in einigen anberit
Schreiben aus bem Slugujt 1597 nennt fid) Wotteber einen publicus
notarius. Vielleicht ßat ihm ein faifejdidjer £ofpfalggraf bie Rechte
eines öffentlichen Notars verliehen, vielleicht hat er fte ftd& auch an«
gemaßt *)•
©ße in Stuttgart bie Sache entfdhieben würbe, fiel Wotteber einem
SRaubmorb gum Dpfer. 3tm 8 . September 1597 beforgte er in ©ßtingen
») 9ticf|t gang aiiägefrf)! offen bürfte eine, wenn auch nicht unmittelbare, Entlehnung
auS ’ftauclerä Efjromca (Äöln 1679) fern, t»o SJtönner beS Altertums, bie gefdjtchilidie
Xuftetdjnungen hinterlajfen haben, atS publici notarii rerttra gestarum et temporum
bezeichnet werben (Einleitung A 4*).
SBürtt. Btertelja$r«$. f. £anbrtflej$. 9t. 5 . XX. 'JO
©efchäfte utib §09 in ©efellfchaft eines fremben abgebanften Sanbslnedfts
bem Remstal zu. Sr fott gegen 40 ©utben bei ftd) gehabt haben. Qn
Dbereßtingen mürben fie noch gefehen. Proben im Sßlinger Salb, in
einer Alinge im 3 e ^ er ©au, mürbe er von feinem (Befählen erfragen
unb auSgeraubt. (Sin Gßltnger gorflfnecht fah ben Säter taufen, meinte,
er habe fiolz gehauen, rief ihn an unb blies feinem ©efeDen. Sa marf
ber Sann einen Hantel unb jtuei Säcfe, in benen Söüdher unb ©Triften
fomie Äletber ftafen, meg, unb entfloh* BafäQig toar am Ubenb beS
Sags ber roftrttembergifdje ftloftervogt Sngetharb aus Sfbeiberg in SCltbadj;
ihm melbeten bie ^orftlnechte ben Vorfall, worauf ber £eidjnam in bie
Ätofterfcheune zu 3eß verbracht unb nachher auf Seifung bes Dberrats
auf bem borttgen Äirchhof au einem Ort, ba anbere Seute nicht halb
gelegt mürben, beigefefet mürbe. Sie Segrabnisfoften famt Botenlohn
beliefen fleh auf 23 Saben. 33om Riörber Yonnte eine genaue Sefchreibung
gegeben merben; 33ogt Gngelharb fchicfte fofort jur ^ahnbung in bie
nächften gteden; nach reichlich acht Sagen erhielten non Stuttgart aus
auch bie Unteroögte ber benachbarten Smter entfpredjeitbe Befehle. Ser
RZörber mürbe nicht beigebracht. Sieber mußten Soflebers Sucher 511T
Unterfuchung nach Stuttgart manbem. Siesmal bauerte es nur ein
halbes Saht, bis bie Sitroe fie ^urücf erhielt.
Stob ber Unruhe feines Sehens hat Sofleber eine ftattliche Reihe
hanbfchriftticher Serie hintertaffen. S S ift mir gelungen, fedjjs Serie aufs
gutreiben, bie alle im Original unb zum Seil in zahlreichen Stbfdjriften
erhalten finb. Sin meiteres SerY, bas ihm zugefchrieben mürbe, ein
mürttembergifches Sanbbuch (Cod. hist. fol. 107 ber Sanbesbibtiothel),
Yann Won beshalb nicht non ihm flammen, weil bie barm enthaltenen
Sinmohnerzahlen auf bas Ergebnis ber SanbeSvifitation non 1623 zurücf*
gehen. Rieht gefunben habe ich bie fränYifdje Shronif, bie er bem Bifhof
non Sürzburg uno allem nach auch ber Stabt Rothenburg 0. S. gemibmet
hat. Seine Serie finb vielfach vetfchieben betitelt; ich wähle bie folgen»
ben Bezeichnungen : ^ifloria unb 3 c Wueh, basfetbe in ermeiterter Beatbei»
tung, ßiftorifcbe Beitreibung, &b™nil, ©^orograp^ie Sürttembergs, baju
eine ^mifdhen bem erflen unb zmeiten mürttembergifchen Banb entftanbene
©efchidhte ber Staufer.
Sas Serf &ifloria unb 3sitbudh, beffen Original in ber ©roß»
bezogt, ßofbibliothef in Sarmflabt (Cod. 104) erhalten unb von bem
Yeine Sibfchrift belannt ift, ifl am 12. Rooember 1579 zu Seiler bei
Schomborf von bem Schreiber Saoib Solleber bem fierzog Subroig von
Sürttemberg gemibmet roorben ; fein Sitel ift, mie bei allen Serien bes
RZanneS, fein fäuberlich mit roten Budjftaben geftmücft. Ss ift vom
2)aoti> Sßolleber, ein Selb and ben Anfängen ber nmrtt. <$ef$t$tftfjrei&ung. 299
£erjog nicht beamtet worben, fmbet ftch fdjon 1592 im Befifc bed rofirtterm
bergigen &ofbeamten $and ©eorg oon Serlichingen unb fam am Anfang
bed 17. Fahrhunbertd burch Äauf an bie Sanbgrafen non Reffen, Ed miß
eine eigentliche unb fumtnarifche Pefchreibung non ber Freiherren zu
Seuteldbach/ @rafen unb Herzoge zu Württemberg Sk fünf t, fieben unb
Wefen geben, baju Nachrichten non ben Herzogtümern fteef, Frdlingen,
©cbiltach, ben ©raffchaften Tübingen, Urach, Slchatm, Ealw, fierrenberg,
Saifiingen, Pfullingen, Neuffen, Söroenftein, ben Freiherren zu Weindberg,
Hohenftaufen, Ebersberg, Weifjach, Winnenben, Heibenheim, Cornberg,
Nichelberg, Peilflein, Pradenheim, pfodhingen, Seeburg. £atfäch(i<h
bietet bie £anbförift auch noch eine Pefchreibung non Älöfiern, ©täbten
unb Schlöffen* Württembergs, non ben im Herzogtum gelegenen Neidjs*
jtäbten, oon benachbarten ©täbten, wie Nottenburg unb Horb, oon 9Rö nt*
#
pelgarb unb ben elfäffifchen fierrf «haften, julebt noch eine Ghronif meTf=
TOÜTbiget Ereigniffe oon 1480 bid zu bem fchredlichen, im Nooember 1577
erfchienenen Aometen. £>aS ©anje mifcht furje gerichtliche unb topo*
grapbifdbe Angaben in bunter Folge lintereinanber.
©ine jroeitc ^Bearbeitung oon $ifioria unb 3eitbu<h, beten
Original gleich faß« in ber ©rohh^ogl. Pibliothef zu $)armftabt auf^
bewahrt wirb (Cod. 135), würbe oon Wo Heb er am 8. Nuguft 1585 bem
Sanbgrafen Subwig IV. oon Reffen unb feiner ©einahtin fiebwig, einer
Xochter bed $e^ogd Ehriftoph oon Württemberg, gewibmet. Sie ift mit
zahlreichen, nicht gerabe frönen, farbigen Wappen gefdfomfitft. $)ie Por=
rebe befagt, bafj ber Perfaffer oor wenigen Fahren bem fierzog ftibtoig
oon Württemberg eine württembergifche fiifiorie ohne Wappen gewibmet
habe, bie aber $u furz unb gering ausgefallen fei. 3)ie oermehrte fei
bad Ergebnis oon zehnjähriger Arbeit. ©entnoch hätte Woßeber feit
1575 fich mit Ebroniffchreiben befd)äftigt. ©egenüber ber erflen Faffung
Zeigt bie zweite aßerlei Um fte Bungen unb Erweiterungen, fowte neue 2lb=
fdhnttte über Schwaben unb Sdemannien. $>afj biefe ürbeit Peifaß fanb,
zeigt bad Porhanbenfein einer Slbf^rift (Cod. hist. fol. 108) auf ber
hieftgen Sanbedbibtiothef, bie mit Slbfchriften oon zwei weiteren Werfen
Woßeberd unb oon bem ihm gugefchriebenen Sanbbuch aus ber Pibliothef
bed Ftanffurter Sammle rd 3ad^ariad Eonrab oon Uffenbach unter fierzog
Äarf enoorben worben ift *). Nach ber S3orrebe einer fpäteren fianb«
fchrift (Cod. hist. fol. 699 ber &P.) hot Sanbgraf Subroig bem Per=
faffer eine ftattliche Perehtung zufommen laffen, cbenfo Pfalzgraf Johann
Äaftmir, bem ald einem trefflichen fiiftoriftis ein zweited Exemplar jiu
*) Sgl. % liefet in 3Bürtt. Sierteljaljrähefte für £<mbe3gef$id)te 1904, 141.
20 *
300
<3<$neibcr
gefanbt rourbe. 2tn i^n batte ftdf) SÖoflcber offenbar geroenbet, meil er
ein Sruber bes ^ifatjgrafen Subroig mar, ber, ein ©dbroager bes Sanb*
grafen non £effen, ftd) bie 2Bibmung eines anberen Söerfeö non t^m batte
gefallen (affen.
tiefes SBetf mar eine ©efdjidjte ber © tauf er. $mar unter
SBoltebers Hamen ift feine foltbe erhalten. Stoer in feiner fpäteren
e^orograp^ie gibt er an, bag er furjt>erfd)iener ^a^re bem ^faljgrafen
Submig ein große* Sudb über bie Herren non £ohenfiaufen getrieben
habe unb bag biefes Such ben brüten Sanb feines fiauptroerfs — neben
G^ronif unb ^borograp^ie — bilben folle, unb in einer furzen namen-
Iofen ©efdjjidbte ber Herren non gobenflaufen auf ber SanbesbiMiotyef
(Cod. hist. fol. 71) berietet ber Serfaffer bas gleite non bem großen,
bem Sßfaljgrafen gemibmeten Su unb non feinem/ freilidj miglungenen
Vorhaben, biefes mübfelige 2Berf an bie ßatfcrticbe SÄajeftät mit ßilfe
bierju anerbotener ^od^gele^rter Seute burd) öffentlichen Sbrud ausfommen
gu taffen. 2öenn mir nun in einer ausführlichen namentofen £ofjen=
ftoufengefdbichte ber Sanbesbibtiotbef (Cod. hist. fol. 162) unnerfennbar
Sßoüebers eigene fianbfchrift unb Strt mit farbigen Silbern unb SBappen,
bie ibrerfeits benen ber obengenannten $armfläbter &anbfdbrift gleichen,
mieberfinben, fo liegt uns $metfel(os fyitx eben bas große Sud) SMebers
über bie ©taufen oor. ©r fdjjilbert in ibm ben Urfprung ber Freiherren
von $obenftaufen unb fierjoge non ©chmaben non bem Friebricb an, ber
930 mit Äaifer ßeinridb I. gegen bie Ungarn gezogen fei, bis auf Äon=
rabins $ob, ben er, mie anbere @broniften ber Seit, in bas 3>nbr 1 267
feßt. Sefonberen SSert §at ber Sanb burch bie ältefte farbige SfiMeber«
gäbe ber ©tauferbilber bes Älofters Sord). SBie meit atterbings in
SSirflichfeit SBodeber bas geiftige Eigentum an biefer ©taufergefdjicbte
gufommt, merben mir bei ber Setrachtung feiner Duellen [eben.
5)a Sßfatjgraf Submig, bem biefes SBerf gemibmet mar, 1583 ge=
ftorben ift, fo mug es in bie $eit gmifchen bie erfte unb bie ^meite Se=
arbeüung non öifloria unb Seilbuch faßen. Halber legte ft<h ber Ser«
faffet mieber ganj auf bie mürttembergifcbe ©efcbidjte. Sis $um 3ab rc
1590 reicht SBotteberS £ifiorif<he Sefdbreibung, bis 1588, in
einigen 3lbfd)riften bis 1586 unb bis 1589, feine (§b ron ^* 3<$ fteße
bie erfte noran, meit fie, menn auch gleichzeitig entfianben, bo<b ün ©runbe
eine Sorarbeit }u ber zweiten unb ber ibr fotgenben ©b^ograpbie ift
$>ie fiiftorifche Sefchreibung, beren Original im Staatsarchiv
Hegt (&bfchr, 24), foßte offenbar mieber bem fierjog Submig non SBfirt-*
temberg gemibmet werben. SBenigftens fcheint mir ein 2Bibmungs6latt
non SMeberS fianb, bas ben Unterfudjungsaften gegen ihn entflammt.
&aotb SB c lieber, ein SJilb auä ben Anfängen ber uiürit. Sefc^i^tfdireibung. 301
unb in bein fte|t, bafj er fd^ort oor Sauren bem ©erjog ein ^ifiorien-
unb Beitbud) bebijiert habe, ^ier^erjuge^breu. £er 33 er f aff er ift nicht
genannt 916er aufter ber fianbfchrift weift bie in bem Banb enthalt
tene Bewertung (©. 593), bafe eine Sehaufimg in SBcifcr unter ber
{einigen fte|e, bejUmmt auf Wofleber. 2) er $nhalt ift fe^r ungeorbnet;
oieleö ift jufammen getragen, toie eg bem Sammler in bie fianb fam.
$en Anfang macht bie ältefte ©eneatogie ber Herren non Württemberg,
von jenem fabelhaften ©rafen 9übert an, ber König Sßipins ©roßbofmeifter
geroefen fein {oft, big §u einem ©rafen SUbredht non Württemberg unb
fiöroenftein um baö 3a|r 1075; bann tommen 92ad^rid^ten über ©raf
©bewarb ben ©reiner unb feine 9ta$fommen bis auf Ulrich ben Siet
geliebten, worauf auf bie Nachkommen beg ©rafen 9UbtecE)t gurü cf gegriffen
unb bie Neihe big auf Ulrich, ben Bruber beg ©reiner«, weitergeführt
wirb. $>en ©<h(ufj biefer 9lbteilung macht ein Kapitel über ben nach'
maligen ßer$og $riebri<h I. ©inen aweiten $eif bilben bie fiifioria beg
Serbe er eng ber ©raffdjaft Ntömpetgarb, ber Sinhaltifcbe Stamm unb
Urfprung, eine 9%eif)e non Urfunben, Serjeid^niffe über ben Nürnberger
Neidjgtag non 1487, Nachrichten über aQerlei Herren gefdhledhter unb
Sebengbefd^teibungen ber fierjogin Stnna Sttaria non Württemberg, ber
©emahlin beg fieqogö ©hriftoph, feineg ©ohneg ©bewarb unb feiner,
auch an einen fjeffifd&en £anbgrafen »erwählten Störtet ©abina. 3m
britten 2:eit ftnb Betreibungen non fierrf «haften, ©täbten, Klöftetn
jufammengefaftt, bie |u Württemberg gehörten ober ju ihm Begehungen
hatten. 9(m reichti elften ftnb babei Äirdh^eim, Waiblingen, ©chornborf
bebaut, jroeifelloß, weil über fie fdion ausführlichere Starfteflungen nor=
hanben waren« 2)ab eg jur Überreichung biefeg ©ammeltoertg an ben
£erjog £ubroig (am, ift untoahrfdheinlidh ; auch in Slbfd^rift rourbe es
f
nicht oerbreitet.
3)er erfte Banb non Woüeberg fiauptmerf ift bie mit unb jum STcil
aug ber $iftorifchen Befchreibung entftanbene (^htonif, non ber bie
Original! anbfehtt ft im ©taatgarchin (Mscr. 2), Slbfdjriften ebenba (Mscr.
148,1), in ber Sanbegbibliothef (Cod. bist. fol. 105, 699, 707), in ber
Stuttgarter ©tabtbibliot|el (XX, 1), ber Tübinger Umnerfitätgbibliothef
(H. b. 434, 1) unb ber Seipjiger Natsbibliothrt (roenigftenö nach 3* 3*
SRofer, Wirtemb. Bibliothe! 1796, ©. 71) liegen. ®ie eine Slbfchrift
ift non SDaoib WoÜeber $u Weiter bei ©chornborf am 20. 3Dlai 1589
ber ©tabt Stuttgart geroibmet worben, ba ba§ Werl bo<h nicht in ben
$ru<f fom me, alfo offenbar, weil ber Berfaffer bie erhoffte Unterftüfeung
beg £er$i>gg nicht gefunben hatte. £)ie Slbfchriften weifen aufter ber
Wibmung nodh eine Borrebe, eine Einleitung unb ein Kapitel über beu
302
€>4neiber
Konten Sürttemberg auf, bie bem Original festen, Ruch entfall ein
SCTcif non ihnen bie Vetnerftmg, bah fte nur baS bieten, n >aS oon Dem
burch Ungtücf am Anfang unb Enbe mangelhaft geworbenen Original
noch übriggeblieben fei. S EBaS biefen Mangel betrifft, fo beginnt aüep
bings bas Original mit Seite 46 unb hat gut 3eit, ab 2lbf<hriften ge=
nommen mürben, mit Seite 38 begonnen. Sa aber ber Slnfang oon
Lebenslauf unb Regierungen ber alten ®rafen oon Sürttemberg mieber
mit bem berühmten ©rafen Itbredjt gemalt mirb, fo fann oom Sepie
ber Sotteberfdjen Arbeit felbfl faum etroas oerloren fein. Sahrfcheinlich
roeift oielmehr bie Lüde am Anfang auf Das 3feh(f$tagen ber Hoffnung
auf bie hergoglidje ©nabe. Sie Sanbesbibliothef befifet nämlich einen
oon Safob grifdjlin getriebenen Vanb (Cod. hist. fol. 328) 1 ), ber fi<h
als ben erften Seil ber f(broä6ifcb=roürttem&ergtf<hen Ebrontf oon M. 3afob
gtifcfjlin, Schulmeifier gu Saiblingen, unb Saoib SoÜeber, Vfirger unb
fitfiorifer gu Seiler bei Sdjomborf, begegnet, wie fte oormals nie alfo
im Srucf gefehen unb gelefeit motben fei, unb in beffen an fiergog Subroig
unb ®raf gtiebrich gerichteter Votrebe oom 1. Sanuar 1589 grifchlin
ergabt, fein guter greunb unb mohl Vefannter Saoib Solleber habe jtch
feit langer 3eit mit ber fdhroäbifchen unb mürttembergtfchen ^iftoria be=
müht unb habe, ba er ber lateinif<$en Spraye nidht mächtig fei, ihn
gebeten, ihm fianbteidjung gu tun. ffrifchlin behanbelt in biefer $anb*
fchrift bie 3eit oon Ehlobnrig ab bis etma gum beginn oon SoüeberS
Arbeit. Sie Vermutung liegt fehr nah ß / bah bie Sibmung oon bem
dürften megeit ber Sßerfönlichfeit SoüeberS nicht angenommen mürbe,
ba§ bann ber höfifthe 3frifäUn feinen Anfang für ft<h behielt, SoÜeber
aber fein Original ohne Rnfang für eine beffere ©elegenheit auffparte,
eine Rbfchrift mit ber Einleitung oerfah unb noch in bemfelben 3 a b re
15 BÖ ber Stabt Stuttgart überreichte.
Sie Ehronif ift bie erfte mehr fpfiematifih angelegte Strbeit SoüeberS,
roorin oictteidjt ber Einflug 3a!ob grifcfjlinS gu fehen ifi. Sie führt bie
©efdhtte ber Surren oon Sürttemberg oon ben fabelhaften Rnfängeit in
ununterbrochener Reihenfolge bis auf $ergog Lubrotg. Vefonbers aus*
führlidh ift ber Äricg Ulrichs bes Vielgeliebten mit Ehlingen oon 1449
unb 1450 behanbelt; auch bie ^iftoria bes VerheerenS ber ®raffchaft
ÜWömpelgarb oon 1587 unb 1588 ifi in bem Such mieber enthalten.
2lit bie Ehronif f flieht fi<h als gmeiter Vanb bie Eljorographie
SoüeberS, bie er am 10. Dftober 1591 bem Erghergog gerbinanb wm
öfterreich gewibmet hat unb bie bie &aupturfache feiner heftigen Verfolgung
*) Gnonfjnt bei 3* 3* SÄofer, 38irtcmb. SHbltot^et 1796, ©. 50.
£auib Sollet) et, ein Silb auß ben Anfängen ber rcürtt. (Üef^i^tfc^reibung. 303
in Württemberg gcmorbeit ift. Tas Original non feiner eigenen £anb
beftnbet fidj in ber UnioerRtätßbibliotbef gu Tübingen (M. h. 6); eß
ift mit frönen Wappet\ gefcbmiicft, mabtfcbeinli<b non einem 2Mer fianß
Sorg Seift, ben menigftenß ber SBerfaffet in biefer 3 e ^ befd&äftigt bat-
©ne Sfanbbemerfung non Dßroalb ©abelfooer bei einer Stelle, in ber
Woffeber ben $obann Weffel oon ©röniugen auß SDtarfgrönigen ftammen
lägt, geigt, bafj eß baß ©yemplar ift, baß in ber Untetfutbimg gegen it>n
eine Stoffe fpielte. ©ne funftooffe 9lbfd&rift mit teilroeife no<b fd)Öneren
Wappen gehörte 1700 gut SBibliotbef beß Priitgen Subroig in Pfullingen,
geriet bann in bie fianb einer Senigna CE^riftina Sommereff unb fam
guleftt in bie Sanbeöbibliotfjef (Cod. hist. fol. 217). ©nfacfje 21b[cfjriften
finben ftcb ebenba (106), fomie gufammen mit ben 216 fcbrif teil ber
S^roniE im Staatßardjio unb in ber Stabtbibliotbef gu Stuttgart fomie
in ber Unioerfttätßbibliotbef gu Tübingen. Sin bem Werfe bat Woffeber
laut SBorrebe 18 3abre gearbeitet, fo bafj ber beginn fd^ou in baß 3ab r
1573, oor bie Sammlung ber Sbronif, fallen mürbe. Qn ber Sb° r ° s
grapste jinb bie 23efd;reibungen aller $errf<baften, 3imter, ftlöfter, Stabte,
auß benen Württemberg gufammengefeftt mar, nebft benen ber mid)tigfteit
fierrenfamifien oereinigt. Sie ifl auöftibrlidjer unb ungleichartiger alß bie
fpateren Sanbbüd&er. — Ten britten fflanb beß fiauptroerfs, bie Staufer-
gefdftdbte, haben mir fdjiou fennen gelernt.
©eben mir an bie grage, auß melden Duellen Wolieber geköpft
bat, fo fd^eint fie beßbatb fefjr leidet lößbar gu fein, mcil er felbft in ber
93orrebe gu feinem lebten Wert eine flattlidfjc Steibe oon ©emäbrß*
männern unb Wtdjern angibt. Unter benjenigen, benen er münblidje
unb fcbriftlidbe 2luß fünft oerbanft, nennt er ben Pfalggrafen Soljami,
ben Jreiberru Wilhelm Werner oon SftEobemufi unb Satob
ffrifd&lin, Dßmalb ©abelfooer, Dr. ©eorg ©abner, älnbreaß Büttel,
Sebaftian Äönig, Simon Stubion, 3afob Spinbier, Martin Srufiuß;
unter ben benüftteu Trudfmerfen unb £anbf<briften rnieber Sebaftian
flönig unb Simon Stubion, bann Johann Slaucler, b. b* bejfen
Sb^onif, bie feit 1516 in oerfdbiebenen Auflagen erfebienen mar, Sebaftian
fünfter, b. b* feine 1559 erfd&tenene ßoßmograpbie, tfafpar S3rufcbiuß,
b. b* friti Wert über bie beutfdf>en Älöfter oon 1551, SKoentin, b. b*
feine Saprifc^e Äronif oon 1566 (gebrueft 1580), 3<>b<nw Sleiban, b. b-
feine J8ii<ber de quatuor sumnris imperiis oon 1556, Wonbuß, b. I).
feine Tefaben, bie 1559 gu Safel gebnidft mürben, bie Gbrouif beß Sario,
fortgefept oon 9ttelan<btbon unb peucer, Sußpinian, b. b* frine Äaifcr*
gefdbidbte oon 1540, unb bie beutfd&e Überlegung Äafpar fiebionß oon
1541, Wolf gang Sagtu«, b. b- roobl frin 33mb de gentium aliquot
304
© d) it e i t> e r
migrationibus, Safe! 1557, unb feine f^minbel^afte habsburgifche
©enealogie von 1564, Slbam Sfteißnerö grunbsbergifche £iftoria oon
1 572, ferner eine ©ßlingifche S^ronif unb eine (Sfctnünbiföe fiiftoria, beibe
jro eifellos ^ ant>f rif Wir mißen, baß SoOeber non Sfldhem tat=
fachlich ben ßufpiniait aus bem Seftt bes Pfarrers $auff in ©euren, bie
grunbsbergifdfje $iftoria aus bem bes Scbornborfer 3°HerS, SWfinfterS
Äosmographie* Stoentins ©aprifche €hronif, eine braunfchroeigifdbe unb
eine fdjjroeijerifche (S^ronif, eine Überfefcung Suliufi GäfarS, bie @h?onif
9Man<hthons, ein Seben Luthers, ©ebels Pacetiae, einen 3 au 6 erteufe(,
ein Xuritterbudf), unb jroar bas SRüpners, in &&nben batte, mooon bas
meifte nom ©uchhänbter Dffenbach in Tübingen entlehnt mar, oon £anb-
fünften ben Sebafttan ftönig, bes (ateinifchen Schulmetfters 5 u Scf)orn=
borf ©hnftoph S^teb £iftoria ber brei (Stabte Stuttgart, Saiblingen,
Scfjomborf, eine ©münbifcbe ©efc^ic^te unb einen Süffel Überfettungen
aus Sajius.
Was junächft bie als Duellen angegebenen ©ü<her betrifft, fo ift
nidfrt nur bet ben latrinifch gefdbriebenen, bie So Heb er nicht oerftanb,
fonbent auch bei ben beutf$en fidler, baß er fte nicht benü|t bat.
<£r mar fein ©elehrter, ber gorfchungen anfteflte, fonbem ein Sammler,
ber nahm, maS er erroifdfjen fonnte. 3 u ^ em ift cs mir nur in jmeieu
biefer ©ücher, in bes Sajius de gentium aliquot migrationibus (S. 503 rf>)
unb in SRünfterfl ßosmograp$ie ( 6 . 592 ff.), gelungen, einen jufammen'
hängeuben Slbfdfjnitt über Württemberg aufjuftnben, unb beibe fabelt
Wolleber nicht als Notlage gebient ; menigßens fteljt bas menige, bas er
mit ihnen gemeinfam bat, auch in anberen Duellen unb iß bei ißm mit
nielem grembartigen oermtfdht. Sicher bat er, tote manche ^^roniften
ber 3 e it/ nur DftipterS Sumierbuch benüfet, bas mit feinem fabelhaften
Snbalt bie flaffenben Süden im Wißen über bie ältefte 3 C >1 bequem
ausfüllte. 97i<ht einmal eine ausführliche Stelle aus 9iauc(er über Äon*
rabin, bie ihm Martin (SrufiuS (in einem Schreiben 00 m 9. 97ooemüer
1588) aus§og unb überlebte, hat er nermertet.
iüudb bie ©enüßung oon #anbf<hrifien bürfeit mir uns nicht fo
benfen, baß ihnen Wo lieber einzelne Slngaben entnommen hatte ; oielmehr
hat er fte einfach abgefdEjrieben unb hat fi<h bet einigen baS Serbien#
ermorben, fte für bie 9tachroelt gu erhalten. 3tm auffaüenbften ift bie
©enüftung ber ßfjronif, bie ber Stuttgarter Ratsherr Sebaftian Äönig
1554 abgefchloffen hatte. Äönig hatte in Tübingen ftubiert 1 ) unb mar
hier oon bem SRauclerfchen ©eift beeinflußt morben; er hatte eine hanb*
’) (5r mürbe am 22. 9Mai 1527 immatrifuliert (§ermelinf, $ie SRatrifetn ber Uni*
uerjitiit Tübingen, <5. 2 j9).
3aoib SBoKeber, ein 8ilb ans ben Anfängen ber roiirtt. ©efdpcbtfd}reibung. 305
fdfjriftlidje ©htonif verfafjt, bie nicht ohne Äritif unb mit 31nfa(j ju fpfie=
matifd^er ®arfiellung eine roürttembergifche giiioria von ben älteflen
3eiten an bot unb in ber Votrebe wie in einigen Äapiteln gragen über
ben Stanb ber ©efchid&tfchTeibung, ben Urfprimg ber gerren von 3Biirt=
teinberg, bie gerfunft ber vielen ©raf= unb gerrfdhaften beS Sanbes unb
bie Deutung Des Stamens äBürttemberg beljanbelte. SlUe biefe ßapitel
bat SBoüeber anflanbslos in feine betben ^Bearbeitungen von giftoria
unb 3^tbudö, bie Stuttgarter $bfdhrift feiner ©hronif unb in feine ßfjoro--
graphie ^erübergenommen. Sinnlich bei anberen Slbfchnitten. $er Äanjler
gohann geiler hatte eine ©efdfjidjte ©berharbs int Vart, namentlich
feiner ©rhebung gum get^og, gefdjrieben ; SBoIteber fyat fte ohne weiteres
abgefdhrieben. Dr. ©eorg ©abner, ben er auch unter feinen @ewahrS=
männern nennt, ^atte auf Reifung bes gerjogs Subwig für ben ©r$s
hergog gerbtnanb von öfierreidh bie gergoge ©bewarb im Vart unb
©berharb II., fpäter auch Ulrich unb ©hriftopb behanbelt, wobei ihm bie
SRegiftratoren an bie ganb gingen. $ie betreffenben &bf<hnitte SBoHeberö
erinnem fehr fiarf an ©abner, wobei bahingeftettt fein mag, ob er feine
$arfteßung felbft ober Vorarbeiten bagu benüfct hat. £>a wir wiffen, bafj
er eine ganbfdhrift bes ©chomborfer Sprfigeptors Stieb über bie Stabte
Stuttgart, Sdjornborf unb SEBaiblingen in gänben ^atte, bürfen wir mit
Sicherheit annehmen, baft bie befonbers umfangreichen Äapitel Söoüeberö
über btefe Stabte von Stieb flammen, ähnlich weifen bie Kapitel über
©münb unb über ben fflrieg SBürttembergs mit ©gingen in ben fahren
1449 — 1450 1 ) auf felbfiänbige Sänften ungenannter Verfaffer. Von
ber ausführlichen ©efdEjichte ber Verheerung ber ©raffchaft SRömpelgarb
burdh bie grangofen *), bie SBoflebet in einige Vänbe aufnahm, wiffen
wir, bafe fte fidh auf Vertäte ber Stmtlente fiiifct unb 1588 gebrudft er=
fchien. Von gafob grif chlins ©horographie SBürttembergS, bie SBotteber
vorlag, hat er bagegen haften S ben Stamen benfifct.
Übrigens haben wir flenntnis bavon, bafj ber ©hronift auch burch
perföntidhe ©rftmbigungen fein SBiffen vermehrt hat. Von ©riefen, bie
er mit SRartin ©rufius gewechfelt h a t roar fd>oit bie Stebe. SDaft
©rufiuS ihn achtete, ergibt ftch aus einer Stelle in feinen Annales Suevici
(III, 821). Vei ber Vefchreibung jener Steife im gahr 1588, auf ber
er bie ftberrefie ber Vurg gohenftaufen aufnahm, gibt er an, baß er in
SBeüer bei Schornborf ben S)avtb SBoßeber begrübt habe, ber gleichfalls
ber fchmäbif<$en ©efchichte nachfpüre. $ie gnfchrijten auf ben babtfdhen
*) S5gL ©h r * Sr* °* Stalin, Sirtemb. ©ef($id)te 3, 476 3tnm. 3.
3 ) 3lad) einer ^bringet $anbfcbrift gebrudEt non ©. 'Scffert in $jl/. für mürtt.
$anbe3gef$icbte 1880, 9 ff.
306
6d)ncibct
©rabmälern $u Badnang liefj fl$ SBolIeber von bem bortigen lateinifcheu
Schulmeifier Daniel üftehrabt abfdjreiben 2 ). ©ingelne ©aten über ben
©qheqog gerbinanb erbat er ftdfj von ©hriftoph SBenbfer non Bergen»
robt, bem bflerreitbif^en Statthalter 511 SRottenburg 2 ). 2Rit ben Schul*
reftoren ßhriftdfch Stieb in Schotnborf, 3afob grtfchlin in SSaibtingen,
Simon Stubion in SJtarbach ftanb er in regem Berfehr, wahrfcheinlid)
au$ mit bem ftlofterpräjeptor Qafob haltet in Sordj unb mit 3 afob
Spinbier, einem früheren Sorget SWönch. Über nietes, namentlich
3 eitgenöfftfdhes, §al er jebenfafls auch fonfl ©tfunbigungen entgegen.
SBir ^aben gefehen, ba& SBolIeber ben Urfprung ber Herren non
SSürttemberg fehr roeit jurüdführt. 3)a biefe 3trt ber ©enealogte jahr
bunbertelang bie herrfchenbe blieb, lofmt es fid|, ib>tcr ©ntfiehung nach*
jugehen. 3 n ber gebrudten Literatur jener 3 c ü ftnbe ich nur in ben
f<hon genannten SBerfen non £ajiufi unb Sebaftian fünfter einige 21 m
gaben über bie ätteflen Herren non SSürttemberg, bie wenige* Nichtige
mit wenigem Unrichtigen nermifdjen unb als Duellen für unfere grage
nicht in Betracht fommen, obgleich SERatt^iad fiolfcwart non $orburg, helfen
1568 gebrudter Sufigart neuer beutföer Sßoeterei ju @$ren bem fürfl»
liehen £au$ SSürttemberg 8 ) im Sejifc SÖotfeberS war, feine fpätficheii
genealogifdhen Angaben ber ftosmograpbie SJtünfters entnimmt. 8 tu<h
wenn wir ben Berroeifungen batnaliger ©hronifien auf gebrudte Duellen
folgen, fommen wir nid^t weiter. So beruft fid) Simon Stubion für
bie £ausmeier Sßtpins, @rbentl;al unb ©bewarb non SSürttemberg, auf
Sßeucetö (S-f»ronif (lib. 3, fol. 357); wenn wir aber bie Stelle auffinben,
fo hanbelt fte rootil non ben £aufimeiern, nicht aber non ©rbenthal unb
©bewarb non SSürttemberg. Ober wenn berfelbe für ben ©rafen SSemer
non ©rüningen, ber nach Reffen gezogen fei, fid) auf ÜRaucler (Gener. 38,
f. 178 — in ber Slusgabe non 1579 f. 818) beruft, fo pnbet fid& bort
roieber fein Beweis für bas ©efagte. SBir müffen baher bie älteren banb«
fdjriftltdhen württembergifdhen Shrouifen 511 State ziehen, unb ba wunbert
es uns nicht, wenn wir in ber erflen Bearbeitung non $ifioria unb 3«*=
buch aus bem Sahre 1579 bie Angaben Sebaftian Königs wieberfinben,
ber ftdh feinerfeits auf wenige urfunblidh beglaubigte Angaben unb einige
aus ben bamals für glaubhaft gehaltenen Xuruierbüdhetn befdhränft hat.
Schon bie zweite Bearbeitung besf eiben SSertes non SBolIeber jeigt, ba&
biefer weitere Stubien gemacht h<*t. Seine ©ewährsmänner werben iefei
abroechfelnb Simon Stubion unb ber £ofregiftrator (Slrdjiioar) Slnbreaö
‘) Neffen öricf noin 130 . SZonem&er 1589.
-) Sdircibcn »om 25. 2(uguft 1597.
R ) (rin Gremplar in ber UniDcrfitatSbibliotfjef ju Tübingen.
Souib 23 o lieber, ein ©ilb and ben SUtfängen ber roürtt. ©efdjidjtfdjreibung. 307
Kuttel (feit 1 575 int 9hnt). ®iefe beiben butten, nrie eß bem bamaligen
33rau<h entfpraih, baß Sebürfniß gefühlt, bie Süden im Stammbaum
ber Herren non Württemberg außgufüüen unb ben Stammbaum felbfi
reiht weit gurüdguführen. Kalbern fie im Stafihtuf? an einen Gljroniften
Safob non SRaiug, non bem mir fonfi fe^r wenig miffen *), angenommen
batten, ba§ bie Herren non Württemberg auß gtanfietd) flammen, mar
bie Sßerbinbung mit Äarl b. ©r. ober fchon mit $ipin gegeben. 3)a
man feinen Württemberger faitb, nahm man Kamen auß anberen not;
nehmen ©eföteihtern unb behauptete beren ©leidet mit ben erfleren.
Weit biefe bocb gelebt unb nomehmen ©efchleihtern angehört haben muffen«
So finb ©raf Grlafrieb non (Salm unb namentlich manche Herren non
Sömenflein bei Küttel unb Stubion Herren non Württemberg geworben *).
2)afj bie alteren bann am fränfifchen Vofe mit beit häuften Würben auß«
geflattet mürben, mar noüenbß felbflnerfiänblüh. SD er uainere ©rfinber
mar Stnbreaß Küttel (Mscr. 23 beß Staatßarchioß S. 33 ff. unb
S. 1116 ff.), inbem er bie Keibe burdh Vereinnahme einiger frember
unb burih Wieberholung biefer unb ber echt mürttembeTgifchen bitbete.
Simon Stubion (Mscr. 1 beß Staatßarihinß), ber nerßgemanbte Sateiner,
nerbrämte bie feinige mit gelehrten SSroden unb hat eß gtüdlich bahin
gebraut, baß er biß gur gm eiten Välfte oeß 18. $ahrhunbertß mehr ober
weniger ©tauben fanb. WoÜeber hat guerfl fich an Simon Stubion
gehalten, ber ihm mahrfcheinlich einen Stammbaum auf gefegt hat ; in ber
Vijiotifchen Sefchreibung folgte er plööltch bem Slnbreaö Kuttel, offenbar
f
Quih auf ©runb eines Stuffchriebß, ben er non btefem erhalten hatte.
3u ber ©htonif fehrte er mieber gu Stubion gurüd, nicht ohne burih ein*
jelite ©infchiebungen, Umleitungen unb Weglaffungen gu geigen, ba§ er
auch noch anbere Stufgeichnungen gut Verfügung hatte. $)ie Küttelfihe
Stammreihe beginnt mit Sltbrecht, bem ©rofchofmeifler Sßipinß, unb
©bertat, bem fiarlß b. ©r. ; bie Stubionfdje bietet eine fortlaufenbe Keihe
erfl mit ©bewarb im 3 fl h r 893 unb feinem Sohn ?ßhü4>P, genannt
Slnbreaß.
©ine befonbere Stellung, fomohl maß ben Stoff, alß maß bie Duellen
betrifft, nimmt WoDeberß Stauferge j Richte ein. Woüeber galt für
einen Äenner ber ©efdjichte beß fihmäbifihen Äaiferhaufeß. SKartin
(Srujiuß hat ihm nicht nur bie fchon ermähnte Klitteilung über ßonrabtn
*) Über i$n : $oacf)im, ^ofjanncö 9taucleruß unb feine Gftronif (1874), S. 45 ff.,
#orf$ungen gur beutfdjen ©e[$irf)te 20, 55 ff. $eutfd)e ©cidjitfitöblcitter 10, 72.
f ) 3 n einer ffiibmung non 1597 rü&mt fid) Stubion, ba& er in feinem 1579
getriebenen SEQerf bie Stbftammung non ben GJrafen non ^öioenftein unb Claim auf:
gebeeft bat (Mscr. 1 a beß St. 91.),
308
3$ neib er
aus Staucler gemalt, fonbem auch feinerfeits tyn um SRadjritbten über
bie Königin Srene, bie SRaria ©raeca, roie fie genannt tvurbe, unb über
ihren ©alten Sß^itipp gebeten. Slber von her Stauclerftelle finben mir
nidjts in SBoHebetS $3u<b; biefes madjt vielmehr, roie bie größeren au=
fammen^öngenben Kapitel feiner übrigen 2Berfe, ben Einbrud, a(S ob es
als ©anjeS übernommen roorbeit märe. £>ie$ um fo mehr, ars es na<b
Inhalt unb $arfteEung bie ^ö^igfeiten äBoüeberS weit überfteigt. 3 Us
bem jeigt baS unter feinen papieren nach feinem £ob aufgefuubene
Konjept ni<Jt feine £anbf$rift. 3Ber ber roirftiche Urheber ift, föunen
mir nur vermuten. 3 n ber förderen ©taufergef<bi<$te nennt ber 33er*
fajfet roenigfteus für ben SIbfdjnitt über bie ©täber in Kl öfter £ord& ben
früheren bortigen 9Hön<b 3afob ©pinbler, non bem auch Eruftus
(Ann. Suev. 3, 445) benfelben SCbfd^nitt abbrudt. 3n berfeiben $anfc
fdjrift ift eine furje ©efcfftchte ber Herren von Sfethberg, ber Sfta<hbarn
ber Staufen eine folche ber fetten von Ebersberg, ber ©tifter bes unter
ftaufifdber SBogtet gefianbeiten Klofters 3lbelberg, unb eine ©ef<bt$te ber
©tabt ©münb mit genauer Seföreibung ber burdj bie ©djmalfatbener
SBunbesfürften 1546 erfolgten Sefefcung enthalten. S)a roir von ©pinbler
au<b nod) eine f leine ©enealogie ber Kaifer unb ^erjoge aus ftauftfehem
©tamm fyabm, bie er als Pfarrer in ©münb fd^rieb ’), unb ba roir roiffen,
baß er audj fonft fteß mit ®ef$i<$tf$reibung befaßt bat *), fo liegt ber
©ebanfe feßr naße, baß minbeftens bie füttere ©taufergefcßidjte mit 3 m
gehör ein SEBerf ©pinblers ift. Unb bei ber engen Segiebung, in bie
äBoIIebet felbft bie fürjere unb bie umfaffenbere SDarfteßung fette, ift bie
Vermutung erlaubt, baß auch biefe von ©pinbler flammt, roenn fte audj
in einzelnen Angaben nicht ganj mit jener übereinftimmt. SebenfaQs
fann ber ©cßornborfer ©dßreiber, ber in ber roeiten ©egenb fein ®e=
roerbe als 2Binfelabvofat trieb, tei<f>t eine Arbeit bes 1565 31 t ©münb
geworbenen Pfarrers in feinen SBeftfc befommen haben.
£rofc ber großen Unfelbftänbigfeit ftnb äBoÜeberS SBerfe, roeil feine
befferen gugänglid) roaren, viel benfifct roorben. (Sine Meiße von namen-
lofen fianbfdjriften bes ©taatsardjiv* unb ber Sanbesbibliotbef finb
Slbftßriften ober SluSgüge ber feinigen mit furzen Einfügungen
unb SMadßträgen ( 3 . Cod. hist. fol. 167 ber £,58ibl.); eilte ift bt-
quemer SBeife mit leeren SSlattern burdtfcbofTen, auf ben en eine &anb
vom Anfang bes 17. Qabrbunberts einiges beifügte (Mscr. 26 bes ©t.2L);
eine aubere ift bis 1630 roeitergefübtt (Cod. hist. fol. 185 ber £.Sib(.).
*) 3taaiSai'(f)iD, Mloftcr £ord) 3. 28.
*) 15 In*. Jyr. 0 . 0tiilin, 'itiirtemb. Öeid)i<$te 4> 8.
£noib üttolleber, ein 23ilb auft ben Anfängen ber roürtt. <3e)$idjtfc$rei6img. 3()9
Bo ifl an ihm genau fo gefünbigt roorben , roie er an anberen ge=
jünbigt hatte.
6r gelangte nach bem Ausgeführten unter ben roürttembergifdfjen
©efdhichtfchreibern beß 16. Qa^r^unberlö ju einer bebeutenberen Stellung/
olß er verbiente. ©eßaiKan Äönig mar ein Schüler ^emorragenber
©elehrter. $eß(er unb ©abner / ähnlich auch SBalt^afer 3Aütf<heIiU/ ver*
faßten alß ^oi)e Seamte eine Art hiftorifher Staatftfchriften. ®ie vor-
nehmen unb grünblühen beibeu ©abelfover fammelten unabläfjtg urfunb*
liebes SDtaterial. 3Wortin ©ruftuft mar ein angelegener UnioerfitätSlehrer.
SBoüeber mar Siebhaber unb Sammler, ber ohne genügenbe ftenntniß
mit ©ifer gar viel $ufammenf$rieb unb bie Anfertigung von ©enea=
logien, Drift- unb ^antiliengefdhtdhten berufsmäßig betrieb. 5)aß er ba=
burch ins UnglAcf fam, h a ^ e feinen ©runb nicht nur in ferner eigenen
Unvorftchtigfeit, fonbern auch/ mie mir gefehen haben/ in ber bamaligen
©eltung ber ©efthid^tf^reibung als einer Art vornehmer/ aber gefährlicher
©eheimfunft/ hat aber auch äur grolge gehabt/ baß fein Silb fuh beut-
liehet jeichnen läßt als baft feiner hervorragenberen ©enoffen, über bereu
ruhige Stätigfeit (eine amtlichen Alten erroachfen fiub. ©ft ift immerhin
nicht nur SWitleib mit bem viel geplagten, fonbern auch Achtung vor bem
tapferen unb auf bem ihm vertraut gemotbenen ©ebiete fleißig um fein
&rot ringenben Ataim, maft biefeft S3itb unft einflößt.
Jur (Sefdgidife be« Ijsrsuglidi io firffembergt fdjEit
Eummrrjtenrat».
Sott atrihiorat Dr. SBintterltn.
Stamentlidj in toirtf d^af tflgef d^id^ tlid^ eu Arbeiten 1 ) ift fdhon barauf
bingewiefen worben, bajs im fierjogtum SBürttemberg bcr ©cricbtung eines
ßomnterätenrats, als einer mit ber Aufgabe ber ^örberung non Snbuftrie
unb fianbel betrauten SSebörbe, toie fte nach bem S3orbilb $nm£rei<bs
feit bem @nbe bes 1 7. Sabrbunberts in ^ei^öftäbten itnb gröberen unb
ICeineren beutfd&en Territorien auffam *), befonbere ©d&wierigfeiten
entgegentraten, unb bafj bte SSebörbe, bie bann bod> unter £erjog ©her*
batb Subwig errietet worben war, mit ihrer Tätigtet nid)t eben x>iet
erreichte. Sttan hnt wobt auch im allgemeinen fcbon auf bie Sanbftänbe
unb bie altwürttemhergifdhe S3erfaffung als bie Urfadhe fotd^er (Srföeimmgen
bingetoiefen a ). Allein eine nähere SSegrünbung biefer StuffteHung ifl bis
jefct, foniel ich febe, no<b nidht nerfucbt worben. @s wirb fidfj im folgenben
geigen, ba& bie 3nfamtnen hänge, um bte eö ftdb fyex ^ anbeit, auf befonberen,
eigenartigen S3erhältni{fen bes attmürttembergifdhen SSerfaffungsftaats be*
ruhen.
3n bem mit wedjfelnbem Erfolge ft<b abfptelenben Gingen äwifdfjen
Slbfolutismus unb SBerfaffung fugten feit bem Anfang bes 17.3abrbunberts
bie 23 erf affun gsfreunbe au<b bie SSehörbenorganifation in ben SSereidf) ber
SSerfaffung $u sieben. Sillen Steuerungen gegenüber biefer Drganifation,
bie eine Abweichung non ber in ber 9. ftangleiorbnung nom Saht 1660
feftgefefeten Drbnung enthielten, ftanben fte non oomberein ablehnenb
gegenüber, ba fle ju einer ©efäbrbung ber bort niebergelegten Sicherungen
ber SSerfaffung ju führen fchienen. ©rft als man im 18. Sahrhunbert
in ben fog. gemeinfdjafilicben Deputationen formen faitb, bie im ©eifle
bes Dualismus non fierrn unb Sanb, ber ben alten SSerfaffungsftaat
*) Xröltfcb, £>ie Kairoer 3 eu flÖ an ^J un 9^ om P a S u ^ c unb ihre Arbeiter, 1897,
87, 88.
-) fKofenthal, ©cfrijicfite beö ®erid)tÄroefcn$ unb ber SferroaliungSorganifation
■^BaiieriiS IX, ©.429 ff.
8 ) SrÖttfdj n. fl. D. S. 87.
Sur @ef$i$te bed ^erjoglic^ tuüritembergifdjen JSommerjienratd. 311
beherrfdhte, ben ©tänben mehr (Einfluß ocrfdfjaffteu, fümmten fie leister
ber (Errichtung neuer SBeßörben zu.
Slld bie oornehmfte biefer Sicherungen galt allezeit bad ©eheime
Statdfoüegium, baö fytx nicht atd SBerfjeug bed Slbfolutidmud, fonbem
zum Schufee ber Verfaffung im gemetnfamen fyitereffe non föerrn unb
Sank ju roirfen befiimmt mar. $nbem fein Kollegium unb überhaupt
feine Stelle Veridjte an ben Herzog erftalten burfte, ohne baß ber ®e*
beime Slat feinen 39eiberi<ht bagu erftattete, füllten alle Verfuge einzelner
3iibioibuen, atd Ratgeber im Sinne beö Stbfolutismud aufjutreten, un«
möglich gemalt wetben. Stile Slnhänger bet alten Verfaffung waren
aber noch indbefonbere gegen bie ©rrießtung fotd^er neuen Vehörben, oon
benen fte befürchteten, baß ihr ©efcßäftdfreid befonberd leicht Veranlaffung
geben fönnte, unter Umgehung bed ©eheimen State Sßaßregeln abfohu
tiftifeßer Sßolitif anzuraten, non benen ber ©eheime SRat, als gegen bie
Sanbeduerfaffung oevfioßenb, pflichtmäfiig hätte abraten müffen.
Slächft bem ©eheimen Slat Wien bas Stegierungdratdfollegium als
ein o DTegtum bie Erhaltung unb ben Schub ber befiehenben Stecßtd*
orbnung befonberd ner bürgen, ©d mürbe baher non ben Sanbftänben
ftetd beanfianbet, wenn 3 . 39. aud bem ©ebiete ber Verwaltung, mie wir
heute fagen mürben, etwa aus bem ©ebiet ber ©eroerbepolijei, mo Stacßtds
fragen ober gar abminifiratioe Strafjufltj in grage fam, neue Seßörben
errichtet unb ihnen betartige 3 ufianbigfeiten übertragen werben wollten 1 ).
Von ber ©egenfeite berief man {ich $war im allgemeinen ftetd bar auf,
baß in ber 9. Äanjleiorbnung bie (Errichtung neuer Vehörben nicht aud=
brieflich nerboten fei, fomit auch wettere jeberjeit errichtet werben fönnten,
audh gelegentlich mit 3uftimmung ber Stäube errichtet worben feien,
©erabe kein Kommerzienrat gegenüber haben aber bie Sebenfen, ob eine
folche Vehörbe in Uuterorbnung unter ben ©eheimen Slat }u halten fein
werbe, unb bie Sbnetgung, ihm bie zur 3ttöglicf)feit ber Entfaltung einer
energifchen Eätigfeit nötigen Kompetenzen zu geben, ftetd eine SRolIe
gefpielt.
©in Kommerzienrat, ber im Sinne ber 3eit erfolgreich arbeiten
wollte, hatte ftd) in feinem £eit bie Verroirflidjung ber ©runbfäfee bed
fpäter fog. SRerfantilfpftemd angelegen fein zu laffen. SDie h^trfchenben
wirtfdjaftlichen ©runbfäje brangen natürlich auch in bie mürttembergifche
©efefcgebimg ein 8 ), unb auch bte altwürttembergifchen Konftitutioneüen
fonnten unb wollten {ich ih nen nicht entziehen, allein wo fie wichtige
*) Sgl. meine ©ef$i$te ber tu. Sebörbeitorganifaiion I, ©. 173, 9lote S.
*) Sgl. e<$ott, 3Rerfantilpolitifd)ed aud Württemberg^ ^erjogSjeit, in ben Württemö.
^afnbüc^ern für Siatifti! unb Sanbedfunbe, 1900, II, 6. 245 fr.
312
ÜBintterlin
fünfte ber Serfaffimg gu gefaßten icßienen, [;aben fic ftetß abgeleßnt,
i^nen gu folgen 1 ).
T)aö ©mporbringen ber SRanufalturen galt auch hier als eine £aupfc
aufgabe lanbesfürfHidjet SßoUtif. ßinfußroerbote auf frembe SBaren unb
älusfuhrnerbole für Roßftoffe waren norgüglid) baö SWittel, um regatifierte *)
unb nicht Tegalifierte Rianufaf tuten in bie $öß c ju bringen; fie führten,
namentlich in einem flehten Sanbe, (eicht gu einem Monopol weniger,
fei es bes Regiebetriebs, fei es ber Slbmobiateure (Sßäcßter) ober fongefs
flottierter unb privilegierter SRanufafturiers, ba non nornherein nur für
0 äug wenige gleiche Setriebe uebeneinanber bie ©piflengmögltchfeit beflanb.
Sötte (bie alten SBeggötte) unb SIPgife (aus ber ftdh bie heutigen 3ötte
entwirf eiten) würben nur nom ftsfalifdheit © efichtSpunf t aus, nicht als
SRittel eines Systeme protectenr betrachtet. Tie erfie SIfgifeorbnung in
SBürttemberg ifi nom 3 afjr 1681. @$ gelang ben ©tänben, bie Ser*
waltung ber 2 lfgifeeinnahmen fo weit in ihre £änbe gu bringen, baß biefe
in bie flänbifche ©teuerfaffe, bie Saubfchaftsfaffe, floffen.
Ta$ liberum commercium, greißanbel, ift ber grunbfäfclidhe ©egen*
fab gegen baS inonopolium 3 ). @s ßanbelte ftcb l)\tx &unä<hfl: nicht um
greihanbel im ©egenfafc gegen ein ©Chuhgottfgflem. 5)as ^rinjip beö
liberum commercium will auch nicht tnlänbifdfje mit auslanbifthen Äauf*
leuten gteidhfletten ; biefe lieg man regelmäßig nur infoweit gu, als man
fic reidhSgefebtiCh/ g* S. an Sahrmärften ober auch au f ©nmb befonberer
Verträge, gutaffen mußte. Liberum commercium bebeutet freie unb
gleiche ©piftengbebingungeit für bie Qnlänber im ©egenfaß gu fprioile-
gien für wenige ober eingelne.
ÜBaßrenb man in gang Teutfdhlanb Sßriuatm Duopolen immer ab-'
geneigt war, trat feit bem @nbe beö 17. 3 fahthunberts eine Richtung
non Rationalöfonomen, namentlich Secher in Sägern unb ößerreieß, für
Staatsmonopole ein 4 * ). ©egner ber Staatsmonopole f anbeit fieß anfangs
auch fn anberen Territorien; fo trat in Sägern ber Sigefangler Sdhmib
eine 3eitlang gegen bie ßaatsmonopoliftifdhen fßläne Secßers auf 6 ), aber
im gangen fanben biefe Sbeen bocß in beträchtlichem Umfang Serroirf-
4 ) SBgl. au$ Mümelin, Sieben unb Stuffäfce, Sb. H, S. 406.
s ) *Bg(. über ba® früfjc Sluffommen beö RegaüömuS in S&ücttem&erg : SHoi'cber,
C^cfcgtc^te ber Siationalcfonomte, <5. 164, 876.
3 j Über bie ©efdjirfjtc beö fiampfö gegen bie ättonopole feit ber römiföen ftaifer*
jeit twU. JHerljnnbtiingen beö 26. beutfd)cn ^uriftentagö, 2. Sonb, ©utacfjten, 1902,
(Raubes berget), ©. 294 ff.
4 ) Hgl. über Öcdjer : iCndcn, (iJefdiicffte ber 9IntionaIbfpnomie I # 227 ff.
6 ) %l. iKofentljat n. a. C. 448.
3uc @ef$td)te beö fjerjoglicf) nmrttembergifdjen Äömmerjicnratö.
313
lichung ttnb umreit ein rocfcutlid^er Jaftor ber lanbesfürftlichen politif
bes 17. unb 18. Saljrljunberts.
5Die lanbflänbifd^e gartet in Württemberg h at ftdh unter Berufung
auf Reidhsabfäiebe *), gemeines SRed^t unb einzelne nodjj 3 u nennenbe
SanbeSoerträge flets gegen Monopole, (anbesherrtidhe rote prioatmono=
pole, geroenbet. ®ie Abneigung gegen lanbeö^errlidje Monopole, roie
jte 311 m Regiebetrieb gehörten, erffärte fi<$ jumeift aus bent gfinai^s
recht bes alten Vcrfaffungsflaats. 2 )ie ©infiinfte aller Regiebetriebe,
bie Aon^effionSgelber, padjtgelber unb bergleichen aus prioilegierten
prioatbetrieben floffen alte in bie Äaffc bes lanbesherrlt<hen ftammer;
guts; auf beffeu Vermattung befamen aber bie ©tänbe fetbfi in Wärt*
temberg erfi gan$ am ©nbe bes 18. ^abrhuuberts einigen roenig ge*
fuherten ©inftuft. 3 n bemfelben 3Rafje, in bem fttf) bie ftamtnerguts«
einfünfte hoben, oerminbertc ftcb bas Vebürfnis nach ftänbifcber Selb*
beroidtgung unb bamit nach ber 3lrt bes alten Patrimoniatflaats bie
©arantie für bie ©rhaltung ber Verfajfungen überhaupt. SDaju fatn
auch noch, baß ©infuhroerbote beit ©ctrag ber Stfjife minberten unb
fomit, ba biefe in Württemberg in bie flänbifche Äaffe floß, bereu Mittel
unb Ärebit fdbroäibten.
Unter benf eiben Politiken ©eftcbtspimften roie in Württemberg
rourbe in ©ngtanb f^on im 17. Sahrhunbert ein Äatnpf gegen bie
Monopole unb für free trade geführt 55 ). Ramentlid) unter ©lifabetl;
roareit Monopole unb ^Patentrechte in grober Slnjaht oerlieheit roorbeit.
3 m $ahre 1602 rourben butdjj eine gerichtliche ©ntfebeibung foC<he fönig-
liehe Patente für nichtig erflärt. ©in ©efefc 00 m Qahre 1623 (20,
3 ames I. ©h- 2) beftimmte, baß alle ÜJtonopoIe, bie eine allgemeine Ve*
febränfung ber &aubel3freibeit begrünten, mögen fie nun auf Verleihung
ober Vereinbarung Beruhen, ben ©efefceu bes ßönigreidjs roiberftreiten
unb nichtig feien. SWan barf aunehmen, b aß auch w ©ngtanb jene
SRouopote, roenn fie meift als ©egenleifiung für geleitete £)ienfle oer-
Itehen rourben, ebenfo auch mit bauernbem Vorteile für bie ftrone uer=
fnüpft unb baher ein Mittel roaren 311 ber oon ©lifabeth erftrebteu
Unabhängigkeit oon ben ©etbberoiHigungen bes Parlaments, demnach
mfiffen auch ber Dppofition bagegen biefelben ©riinbe roie in Württems
berg 3 ugrunbe gelegen hoben. Unb beinahe gut felben ßeit, roie in
©nglanb, ftnben roir in Württemberg juerft „©efefce", roetche bie Wono=
pole oerbieteu.
*) 58gt. toaju öudj SJiofer, SBort ber itanbeSfjofyeit in s po(t 3 eifacf)en # 1773, itap. 11.
? ) 93g(. SanbeSberger a. a. 0. 6. 356 ff.
Burtt. BicTtcCJaM. f. Sanbrfaeft. W. §. XX. 21
314
SB in 1 1 e r I i n
9?odj etwas früher atß in Sapern unter 3Ra£imilian bat baß ©pflem
lanbeßfürfllid&et aRad&tpolitil mit feinen beibeit ©runbfäuten miUtärifd&er
3Ka<bt unb aftiuer fianbelsbilang auf ©runb ber (&rridf)tung non 3Ranu«
falturen in &ergog griebrid} I. non Württemberg einen minbefienß ebenfo
energif<$en Vertreter gefunben. Allein ber Wiberftanb bet ©länbe trat
ibm ^ier glei<$ bei feinem erjten Auftreten mit ©rfolg entgegen, infowett
biefeß ©pftem bie alten £anbeßfreibeiten gef ä^rbcte ; fdwn ber £anbtagß«
nebenabfdbieb oom 13. Süpril 1607 l ) unb mehr no<b beß 3Ra<bfolgerfi
fiergogß gobamt griebridfc Wieberberftellung ber £anbeßoerfaffung oora
23. Sprit 1608 brauten hieß gum Stusbrud ©erabe in ben ^läneu
$ergog griebri<bß fpielten Monopole, fomobl fold^e für bergoglid&e 3m
buftrien, wie bie ©ifenwerle, atß audfj Sßrioilegien für tongeffionierte
aRauufalturen, wie bie fieinwanbroeberei, eine grobe Stolle; gegen fte
ridjtete |i(b benn auch bet jtänbifcbe Wiberftanb befonberß.
fiergog gtiebridb I. butte, um bie ©ifenmerte im Vrengtat in bie
$ö$e ju bringen, ein ©infubroerbot auf frembe (Sifentoaren erlaffen, aber
auf bie Vef<broerbe ber ©tdnbe im £anbtagßnebenabf<$ieb oom
13. Stprit 1607 beftimmt: „2>a6 Wir unfere ©ifinfactoreien auf jcfe-
tommenb ©eorgii aüerbingß abfd&affen, einem jeben unferer Untertanen
einen freien Rauf im @ifen ttatb jeber ©elegenljeit gejtatten unb aljo
ben ©ifentauf ohne einige Verbannung in $tm>origen ©tanb tommen
laffen ... als füllen audf) unfere Untertanen einen freien unoerfperrten
Rauf ber ©eege&en, ©idtfen, ©trommeffer unb Wefcftein buben unb a(fo
einem jeben frei unb unbenommen fein, jept gemelte Waren inner' ober
u&erbalb £anbß feines ©efaüenß gu taufen ... nie mir aud) ben Ver-
lauf ber ujjlenbifdfoen ©id&eln, ©eegefien, ©trommeffer uub Wepftein uf
ben öffentlichen gabr« unb Wocbenmärfteu in unferem £ergogtum ^iemit
guebig oergonnen unb g ulaffen. " Sßur fpradj ber fiergog bie ©rroartung
aus, bie Untertanen merbeu feiner „galtoren Waren, mofern felbige
Raufmannßgut (baß ©elb in unferm &ergogtum gu besaiten) oor anbem
ablaufen, meil ihnen babur<b nicht© ab« ober weiter ufgebt".
gm Sanbtagßabfd^ieb oom 17. Suguft 1618*) oerbieft ber £ergog
unter Vegugnabme auf ben £aubtagßabfd&ieb oon 1607 oon neuem, „ben
Untertanen einen freien Rauf in @ifen na$ jebeß ©elegenbeit gu ge«
ftaüen unb alfo ben (Sifenlauf ohne einige Verbannung im alten
©tanb gu laffen' 1 , wieberbolte aber ebenfaüß bie ©rroartung, bie Unter-
tanen werben „baß inlänbifd) @ifen oor anberem taufen unb nit frembß
(Sifeu ins £anb bringen, bamit baß Selb im £er$ogtum bleibe, wie au<b
*) Steuer, ©ammtung ber roürtt. <$efe$e, 9b. 2, Sit. 60.
2 ) Sitten beß R. ©taatSardfiDS.
3uc (&e[rf)td)te bed fyerjoglid) lo&rttembergtfcben tfmnmerjienratd. 315
h
an jebermamt im Sanb b ad ©ifcu ber f)er§og(. Werfe verlauft wer*
ben" foQe.
liefet ^erjsoglid^e (Sifeithanbel fjat auch fpater noch eine gewiffe
Solle gefpiett; ed fauten auch nodj ©infuhrverbote vor; bie Sanbföaft
be fdiit) er te fid^ namentlich über ^Preiserhöhung einzelner Sifenwaren
feilend ber herzoglichen Werfe. ©ewiffe Vefchränfungen im 6ifenhanbet
beftanben immer, wenn auch bie ©infuhr fxembev ©ifenwaren fpater nicht
mehr burchaud verboten werben fouute. ©rft ein ©eneralreffrtpt com
1.3unt 1796 hob alle Sefchräufungen auf.
SDte Sanbftänbe haben ihren prinzipiellen ©tanbpunft iu einer
©ravaminalfdjrift t>om 3. $e$ember 1698 1 ) anläßlich ber ftlagen mehrerer
©täbte wegen bed „©ifenbannd" (bed ©infuhrverbotd guguitflen ber
herzoglichen ©ifenroerfe) einmal bahin aufammengefa&t, »obzwar ex
rationibns politicis bad ©elb fooiel möglich im Sanbe behalten werben
fofle unb ed ein jirafbarer ©igenjtun wäre, wenn ein Untertan bad ©elb
lieber §uin Sanb hmauötrögen, a(d feinem gnäbigen Sanbedherru gönnen
wollte, ba eö ceteris paribus gesehen fonnte, fo ift hoch foldjcS bur<h
begleichen ben Sanbedfompaftaten zuwiberlaufenbe Verbannung unb 6in-
fchränfung bed freien fianbetd nicht, fonbern bergeftalten zu verfügen,
bafe babnreh bie Untertauen nicht noiber ©ebüljr graoirt werben". 3)er
©ifeubann aber fei nicht nur ber libertas commerciorum, fonbern auch
ben vorhin erwähnten £anbtagdabf$ieben von 1607 unb 1618 guwiber.
3eigen ftch h^ ec Sanbftänbe roenigjiend theoretifch ald 2Jterfan=
tiliften, fo haben fte fidh auch gelegentlich gerabeju für ©infuljrverbotc
erflärt. SSSie in ©nglanb 99 ) gab ed in äütwürttemberg auch einen
Slgrarmerfantilidmud. 2lls befürchtet würbe, bie J&enfdjaft SBönnigheim
(jeftt DEL Sracfenheim) bie <hurmaingif<h, im 18. Sahrljunbert, ehe fte
an Württemberg farn, au bie ©rafen von ©tabton verpfänbet war, föniite
burch beffen Jürfprache bad freie Weinfommerzium mit bem Herzogtum
Württemberg, bad fte früher gehabt hatte, roiebererlaitgen, ba fanb ber
engere Ehtdfchuß in einem Einbringen vom 12. Sanuar 1711, baß biefer
freie SBetnhanbel ber Vönnigheimer ben Stfzideinnahmen ber £aubf<haft
höchfi abträglich uub bie baburch entftehenbe ftonfurrenz für ben wärt*
tembergtfehen Weinhanbet in ben benachbarten Dberämtem höchft un*
angenehm fein würbe.
3Ran fleht an biefem Veifpiel beutlich, bah ed untätig wäre, $u
glauben, bie ßanbfiänbe hätten bie wirtfchaftlichen ©runbfäfee bed Sters
fantilfpftemd burchaud abgelehnt, ©runbfäfclich waren fte in rairtfdjafk
*) @öenfo.
») Drnfen a. a. D. 197.
21 *
316
Sintlerlitt
iid)eit Gingen jo gut üEKerfautififien n>ie etnm bie englifdjen Konstitutionellen
bes auSgehenben 17* unb bes J8, 3ahr1)unberts, $. 99. gotfe 1 ), aber in
erfiet iiinte roaren fie Sßolitifer. 3h re gfreiheitsibee mar feine roirtfd^aft*
Itd&e, tuie fpäter bie bet poUtifdj abfolutiflifc^en ^p^pftofraten *), fonbern
eine poUtifd^e mie bie engtifihe 3 ), ihr 3*el bie Srhaltuug bes 2Rittelftanb&
in Stabt unb Sanb, auf bem ihre Selbfivertvattung beruhte.
®er erfte Sßfan zur Srridjitung eines Kommerzienrate ging vom £(jcf
bet SReutfammer, bem Kammermeifier v. Eefftn, aus. Sr fdjhtg im 3afjre
17Ü3 4 ) bem Herzog verriebene Unternehmungen zur Hebung ber Snbufirie
bes Sanbes, unter anberem bie Srrid&tung einer Seintvanbmanufaftur
unb einer Xudrfabrif mit ^errfd^aftlid^en unb Ianbfdjaftftdben Mitteln,
bie 6<hifjbarma$ung bes ÜRetfars, not. 3 ur 3Sermirfli<hung feiner 33or-
fcbiäge verlangte er „ein apartes ßanblungscoKegium, fo in einem
$irector, 9iath unb 2 Siusfdjuf) ober £>eputirte von ber UM. Saubfdjaft
befielen fönnte, tveldje zroeimat bie 9Bo($e ober fo oft es nötig ^ufammen:
fomrnen uub über biefe affaires $ue beliberiren hätten, roeldjen au<h fo
viel pouvoir, a(s anbereu collegiis juegefianben merben müffe, bod> unter
bes SöM. ©eheimen SRatScoflegii bepenbenj, bafc |ie in S. &urdhtau$t
SRamen ausfd&reiben unb ben 9iefpect unter benen 99ebienten gteid& anberen
Soffegiis in Sfonchmung ihrer Bericht erforbern unb auch sugletdj 9Ra<ht
haben fodten, nach Umftänben ber 3«<t bie Sßreis ber fabricirten SBaren
jue minbern uub zu mehren, aud) bie Übertreter befuibeuben Gingen nad)
ZU firafen". £>ie ßauptfaffe — v. Steffin fah bie 99t(bung eines befonberen
§onbs vor, um bie geplanten Unternehmungen ins geben zu rufen —
fottte eines ber lanbfdjaftltd&en SRjtglieber führen.
v. Xeffin fah bie 93ebenfen, bie vorau3ftd)tft<b gegen berartige Sin*
richtungen von feiten ber Sanbfdjaft erhoben roerben mürben, roohl
voraus. Someit fie vom Stanbpimfte ber 99ehörbenorganifation aus*
gehen fonnten, fudjte er fte zu zerftreuen, inbem er bie Unterorbuiig ber
neuen 99ehörbe unter ben ©eheimen Mat ausbrüdlidh betonte. Sr fam
aber ber Sanbfdjaft nod) weiter entgegen, inbem er bie 3bee ber gemein;
fchaftiichen, aus herzoglichen Wienern unb lanbfdjaftlidjen Siuäfdju&mit;
gliebern zufammengefebten 93ehörben vermertete. ®iefe Sinridjtung ent;
ftanb vornehmlich bort, mo für neue Aufgaben neue 99ehörben errietet
*) 3gl. Dntfcn a. a. D. 0. 219.
-) Sgl. Sorgefdjidjte ber 9te»olution I, 0. 145.
B ) Sgl. (Müngberg, £ie ©e)eUf^aftS- unb Staatslehre ber ^bpftoftaten (Staats»
lt. »btferredjtlidje 2lM)nnblungen .fr. d. ^etlinef u. 21nfdjüh, VI. 3. 1907), ©. 76, 78, 86.
4 ) 2)aS fotgenbe nach Elften aus bem ftrtnbifdjen über bie Snorbitung
einer itommerzienbeputation, 1708—1761.
4
ßur be$ Ijerjoglitfy roürttembergi|'djen tfommerjienratß. 31 ?
roerben mußten, unb vor adern bort, roo anbers von bet £anbf<h«ft Fein
©elb für bie neuen Einrichtungen 311 befoutmeti roar. $abur<h, baß nun
auch bie Äaße ber geplanten Unternehmungen gemeinfdhaftlich fein foßte,
hätte auch jene Abneigung ber ©tänbe gegen ben ^Betrieb von dRaiim
fafturen burdjj ben ^ergog, bie in einer befürchteten größeren Unabhängig;
feit von ßänbifcher ©teuervevroidigung unb bamit von ftänbifdjem Einfluß
ihren ©runb hatte/ geminbert roerben foden. SÄuch fdjlug $ejßn feine
.Einfuhrverbote vor, fo baß atfo auch feine Monopole 31 t beforgen waren.
Mein bie Sanbfdjaft lehnte in einem Stnbringen vom 25. 3tpril 1708
ade biefe ißläne ab. ©ie erftarte bie Einrichtung von Sfttanufafturen für
ganj roünfchenSroert, aber mit biejenige burdß private unb, roie fle nicht
oerfäumte beijufügen, nur, roenn feine dRonopole beabßchtigt feien. &ie
nächfte fjfolge roar, baß ber erfie Ej mögliche Älommetjienrat, ber alsbalb
ben noch errichtet roitrbe, feine lanbfdhaftlidhen SHitglieber enthielt.
©a* ©eneralreffnpt v. 13. ©ept. 1709 1 )/ bte Errichtung eines
Äommerjienrats betreßenb, erflärt im Eingang: „demnach 2ßir 31 t
gflot unb Slufnahm Unfers ßergogtums unb £anben, Verbefierung
unferer £anbe$öconotnie, Verfchaßung beßerer Nahrung benen Qngefef;
feiten vor benen Suslänbern, auch Vermehrung aderhanb Xraßgueit,
dRanufactureit unb fianblungeu, fonberlidh bamit bas ©elb nicht außer
£anbes geführt roerben möge, uns gnäbigft refolviret, einen befonberen
Eommercienrat ju etabliren, alfo baß berfetbe ade Eommercia, dRanu«
factuteu, 3 ucf>tv Arbeit- unb äßaifenhaus, Jpanblungö- fträtner; unb
ganbroerfs*, %tofy unb Vergroerfstadjjen, Xabacfs Eultur, £anbpofhvefen,
©traßeubeforgung, auch übriges 311 biefem Vorhaben bienltdfjeS über ßdh
nehmen, veranlaßen, beliberiren, befdhUeßen unb vod 3 ieheu möge 11 . f. ro."
97ach bem 9lrt 1 fodten ^anbroerfs* unb §anblung$fachen nach ben
beftehenbeu Crbnungen roie bisher 3 um ©efchäftsfreis bes Sfegicrungs*
rats ober, rote er bis 1710 bteß, Oberrats gehören, Vergtverfsfadhen,
foroeit es ftch um bereits ftehenbe Vergroerfe hantelte unb bas Rammet;
gut babei interefpert roar, ber SRentfamnier verbleiben, roas aber in bas
commercium unb beffen Verbeßerung einfehlägt unb bie Errichtung neuer
Sergroerfe ben Äommcrjienrat angehen.
3 it 3 lrt. 3 unb 4 roerben Compagnien unb ftabrifauien „von ©eiben,
£einroanb, Seber, fonberheitlidh unb vor aden Gingen aber in ber SBoden
mit £üten, Seugen, roorauf bie Ealroer Eompagnie nicht fpecialiter prioi-
legirt, auch gemeinen unb anbern Büchern", ^Privilegien nach 2Irt ber ber
Ealroer Rompaguie erteilten iu SluSpcht geßefft.
l ) <Hegfdjev, Sb. XII E, €>. 870.
318
aUinttertin
®te 3Crt. 5 — 7 treffen Seftimmungen übet bas ©erichtöoerfahren in
£anbe(sfa<hen. $>ie orbentliche erfle Snftanj foff in &anbetefadjjen nach
ber unter ßaufleuten E}erfömmü$en Sanier fummarifch entleiben, wenn
tyr bie Sache gu ferner erfcheine, fie an ben Äommerjienrat $ur ©im
Reibung ebenfalls sine ullo strepitu judicii nach bem jure mercatorio
oerweifen. 33on beffen ©ntfdjeibung foüte es feine Appellation geben.
Salb §eigte fi<h, baß bas SSebenfen ber Sanbftänbe, b afe fofc^e
Sehörben fi<h bei Unterorbmmg unter ben ©e^eimen SRat entgehen
möchten, begrünbet war. S5er Sßräfes bes ÄommeraienratS, ber ©eheime
SRat ©eubert, ber wegen anberer ©ef$äfte ben ©ifeungen öfters ni$t
beiwohnen fonnte / mußte felbfi beanfianben, bafe fogar ohne fein $or=
roiffen ber Äommerjienrat öfters unmitteibar an ben $ergog berichtet
batte, Anbererfeits fügten auch bie aßen Scfjörben, namentlich bie 5Rent=
fammer, nach wie vor einen gewiffen ©influfe auf bie oon ber neuen
SBehörbe bearbeiteten Angelegenheiten ju erbalten. ©o war auf Anraten
ber SRentfammer entgegen bem ©utachten bes ÄomnierjienratS bie Sabafc
abmobiation eingefübrt worben, woburdb ber uor fur$em im ßaitbe ins
Scben gerufene £abafbau unb £abaffabrifen Sßtioater wieber bena<h=
teitigt würben, jener, weit ben Abmobiateuren bie Einfuhr auch fremben
Eabafs geftattet würbe, biefe burch bie neue 2Ranufaftur. 9Ran folle,
meint ©eubert, bie £Rentfammer nicht in ftommertfenfachen mitreben
(affen, „ba bie SRentfammern gemeiniglich auf etliche wenige taufenb ©ttlben,
bie fie burch begleichen 9Ronopotia gewinnen, mehr ©taat machen, als
wenn bem Sanbe burch bie freien ©ommercien unb äRanufacturen Millionen
föimen geniijet werben".
©egen bas £abafsmouopol ] ), oon bem (jier bie Siebe ifi, führten
m
bie Sanbflänbe einen langen Äampf. $)er Abminiflrator &er$og Äarl
griebridf) plante fchon im 3<*h r 1687 bie Aufrichtung eines herzoglichen
Stobafhanbels* unb gabrifationsmonopols. @6 fain jeboch $unä<hft nur
gnr ©rlaffung eines ©infuhroerbots unb ber ©rteiluug einer ®eneral=
fonjeffton an jroei ^auptfaftoren.
3m 3 a h r 1 700 fdjloß $erjog ©bewarb Subwig mit einem &anbel6«
mann ftotnmamt non Strafeburg einen Vertrag ab, in bem biefer ft<h
gegen ©ewährung eines £abaffabrifationS= unb befchränften &anbe(S:
monopols (AnFauf bes im Sanbe erzeugten SRohtabafS) $ur ©inführung
bes XabaFbaues unb ber £aba!fuftur im Sanbe verpflichtete. URan be-
mühte (ich anfangs jugleidj um Hebung bes Sabafbaueö unb um ©r-
rid^tung von £abaffabrifen. grembe gabrifate burfteu aber immer noch
*) Smrff), Taßafmo nopol in 2Öürltembevg. Sßüctt. 3af)rb. für ©tqtiflif imö
ScinbeSfunbc, 1893, TI, S. 201 ff.
3ur <$kfdji<$te beS $erjo glich würiteinSergifchert ftomtnergtenraiS. 319
gegen Entrichtung bet gewöhnlichen $oU; unb Sttjtfeabgaben eitigefü^rt
werben,
Erft in einem neuen, not bem 9(6 f auf bes alten ber Sache wenig
förbertich gewefenen Vertrag mit ftornmann unb einem SanbSmann non
ihm, namens 9Uto(au6 Sift, einem fog, Slbmobiationsfontraft, nmrbe 6e-
ftirnmt, baß bas $ßrioilegium fleh nun nicht mehr nur auf bie Tabafc
fabrifation, fonbem auch auf ben $aba(f)anbet ber erften fianb er*
ftrecfen fotte.
Tie mit biefem „Tabaf=9lppatbo" fomit oerbunbene 99ef$rän(ung
be* liberum commercium burdj ein Monopol machte nun bie Sanbfchaft
alsbalb ju einer SBeföwerbe (gravamen). Ta$ Rabats- unb anbere be=
abfichtigte monopolia — es banbeite fi<h namentlich noch um ein @al$*
monopol — betreffend beißt es in 9lrt. VIII einer lanbfchaftlichen ©ra=
oamialfcfirift oom 28. San. 1710 J ), oerurfacht ber wiber alles lanb=
fdEjaftliche, nntertänigfte SRemonftrieren unb Sitten einge führte Tabak
Sppalbo ben {amtlichen £anbel£leuten unb fträmem im £anb großen
©(haben ; ber Tabalhanbel wirb baburch in bie benachbarten Territorien
getrieben unb ber 9tfpfeertrag gef db wacht. Stile biefe Tinge feien nichts
anbereS als „ein formales monopolinm, was burd) SReichflgefefce unb
gemeine ^Rechte wie burch bie fianbesfxeiheiten gleichermaßen verboten" fei.
9lu<h fpater noch, 33. in einem Slnbtingen oom 27. SRärj 1734 *),
trat bie Sanbfchaft ben ^Petitionen ber Aaufteute um ©eftattung ber
ireien 3 u f u b* fretnben Tabafs unter Serufung auf bas Riecht bis
liberum commercium unb bie @efäbrbung ber Ianbfchaftlichen Sl^ife^
einnahmen bei; ebeitfo würbe wäbrenb bes 33erfajfungsfonftifts unter
$er)og ftarl Eugen in ber bie ftameralbefchwerben fammelnben Se*
fchwerbefchrift oom *8. SRoo. 1764 3 ) (Seilage D ^ur ^auptbefcbwerbe-
fchrift ad imperatorem oom 16. 5Ro o. 1764) bie Aufhebung bes
neuerlich wieber eingeföbrien TabafSmonopots oerlangt, weit ein mono-
polium „nach bes h^l* 5Rö m. $Re i$S ©ajungen unb'biefes gergogtum*
Freiheiten de genere prohibitorum" fei.
Ter politische ©eftcbtspunft ber Sache wirb burdh bie Se^ugnabme
auf bie Stfgifeeinnabmen befonbers beutlich- 2Bas bie Slbmobtateure
jablten ober bie Siegte einnabtn, floß in bie beweglichen Äaffen, bie Steife
aber in bie Sanbfchaftsfaffe.
Unter ^er^og Aarl Slleyanber trat ber Aommer^ieurat äußerlich oon
neuem ins lieben, w&b?enb man am Enbe ber ^Regierung fiersog @ber=
] ) Sitten beS ft. Staatsarchiv.
-) Sitten beS ginanaarchtoS.
3 ) Sitten beS ft. Staatsarchiv.
320
ä&itittertitt
hatb Subwig« wenig mehr non ih m hörte. 3U« ein bringenbed Etforber*
ui« würbe auch bainat« bie Einführung einer 3Be<hfelorbnung erfannt,
wie eine folche furg juoor in ber Vfalg erlaffen worben fei. E« fam
aber nicht einmal gu Vorarbeiten in biefer 9tidf)tung, unb alle $anbefc
unb Snbufiriefachen gerieten überhaupt unter ben Einflug be« ©eh-
gtnangrat« ©üg Oppenheimer, an beffen Unternehmungen bie eigentlichen
Vehörben unb fo auch bie ßommergienbeputation inbeffen feinen ätm
teil hatten.
3war würbe unter bem 5. Deg. 1734 *) eine befonbere Deputation
niebergefejt, welche alle in baö commercium unb Verpachtungen eim
fchlagenbe Vorfadenheiten beforgett foUe unb au« 2 ©eheimen Späten,
bem Äammerpräfibenten, einem 5Regierung«rat unb 2 9fentfammere?pe«
büton«räten beftanb. Diefe Äommiffton fragte unterm 14. San. 1735 an,
„ob bie hCT3°SK<$ e Sntention bahin gerichtet fei, bag alle unb jebe gu
be« £anbes= uitb Slameralintereffe Vefien eingutid&ten ftehenbe Eommergien,
wie nicht weniger bie fuccejftoe Einrichtung berjcnigen Slbmobiation, fo gu
jenem Verflanb angunehmen fein möchten, oerfianben ober fte einen be=
fiimmten begrenzten Auftrag erhalten werbe". Sie hatte ftch inbeffen
ber Dabaf«einri<htuug bereit« angenommen, aber babei oiele Sebenflich*
feiten, namentlich wegen ber lanbf<haftli<hen Rechte, gefunben.
Ein Meffript oom 18. San. 1735 entfchieb, bag bie Deputation
„ade nicht adein in ba« Eommerciutn, fonbern auch bie £anbeö= unb
herrfdhaftL Öconomie eiufdjlagenbe STOaterien unterfuchen, bie einfom=
menbe Vrojecte au« jebeömahliger 3ttgwh un g berjenigen ^ßerfonen, welche
in Eommercten- -JKauufacturen unb öconoiniefadjen befonber« erfahren,
reichlich überlegen unb namentlich ftch bes ©ctl$- unb Dabafcommercium«
an nehmen fotte". . f
£ergog Äarl 211 ey an ber hatte aber auch unter bem 19. 3luguft 1734
oon ber JRentfammer wie oom Äirdjcurat ein ©utadEjten wegen Etablie>
rung oon SDianufafturen oerlangt. Veibe fonnten nicht anber«, als bie
Errichtung oon gabrifen „unter gehorfamfter Vegiehung auf bie oor
3Iugen liegenbe floriffante Epempet aitberer mit bergteichen Slnrid^tmigen
beglückten Staaten unb 9iepubliquen" im Sßringip bidigen, förberten aber
fo oiele au« ben befonberen Verh<niffen 2Bürttembergß genommene Ve*
beufen gutage, bag man wohl ftel;t, bag fte ftch föne gtogen Erfolge
oerfprachen. ddanufaftureu unb gabrifen, führt bie SRentfammer in einem
©utadEjten oom 13. Sept. 1734 au«, fömten nicht begehen, e« werbe
benn bie Einfuhr oon begleichen SBaren in« £anb oerboten, „biefetn
’) 35a« ^otgenbc und) Sitten bc« K. 3taat«ardjio« unb be« Strdjiu« be« Innern.
3ur ©e)djid)te bet Ijerjoßlidj raürttem&trgifdjen Äotmnerjienratä.
321
ober bie Sanbfdjaft febergeit fogleid) entgegenfiehet, als ein monopolium
anfie^et unb ein gravamen formiret".
Da webet baß ^etjogltd^e Kammergut noch baß ^rioatfapitat im
Sanbe bie nötigen Kapitalien gur Errichtung non 2Jlanufafturen aufgu=
bringen in ber Sage waren, war man in biefen Gingen jietß auf baß
Kirchengut befonberß angewiefen. Der Kirchenrat beurteilt bie n>irtfd§aft=
liehe Sage bes Sanbeß niel gfinfliger, als baß fonfi gefd^al; ; er wollte an
bem rein agrarischen €$arafter beß Sanbeß feftyalten 1 ) unb hoffte bie
Sanbelßbilanj bur<$ ben EBeiitv SSiefc unb ^rudjtaußfuhrhanbel *) hin-
reichenb gtinflig gehalten gu fönnen, wenn eß — bie ewige Klage feit bem
Dreißigjährigen Kriege — nur gelänge, ben äBeinhanbel in bie Schweig,
ber feit bem Kriege an bie öfierretchet unb Etfäffer übergegangen war,
wieber emporgubringen. Sltß ein bem Eyport oon ÜKRanufafturroareit un=
günfiigeß Moment hob ber Kirchenrat ben SWanget au Schiffbaren Strömen
heroor, weil infolgebeffen bie gra<htfofien gu h°<h feien, eine SCnftd^t,
bie fpäter noch König fjriebrich teilte. „Die fchäblidjeu monopolia
omnimodo gu o er m eiben, auf bie Kauffeute, fianbroerfer, unb übrige
Untertanen, baß auch biefe in 39etra<ht ihrer Schweren onerum babei fub=
ftftireu fönnen, beftänbig gu rejlectiren" Schien auch bem Kirchenrat wich-
tiger als bie Einführung von SJtonufafturen, „wobei nad) bisheriger
Erfahrung bie Entrepreneurs aüein ben Sßrofit haben, fchäbliche Sßrioat*
monopolia anwachfen unb ber bem fiergog bem äußeren Slnfehen nach
barauß erroachfenbe üRufeen mit einem weit größeren unb in effectu bod)
wieber auf ben fiergog rebunbirenben Schaben ber armen Untertanen
oerfnüpft werbe." Süß furg nach bem Xobe &ergog Karl 3Uepanberß
(t 2. grebr. 1737) im gebruar 1737 eine Ergängung ber Deputation
nötig geworben wäre, weit mehrere SRitglieber wegen anbeter @ef<häfte
nicht mehr an ihren Arbeiten teilnehmen tonnten, fällig bie Deputation
felbfi in einem Einbringen oom 26. Sebr. 1737 3 ) (ber $räfes ©eh. 9lat
o. Schüfe war ein Einhänget ber ftänbifch gefinnten Partei) oor, fie, „als
welche an unb oor ft<h fetbft in bie cameralia einfehlägt unb bahero mit ber
ftentfammer ehebem combinirt gewefen", mit ber SRentfammer gu Bereinigen.
9Cuf bem Sanbtage 1737/39 nach bem Dobe fieTgog Karl Etteranbeiß
mlangte bie Sanbfchaft, baß „bie überhäuften Sfiebenbeputationen moberirt
*) Xtn nontriegenb agratifchen unb flein&iirgerlichen ß^araher beß Sanbeß be?
tonten auch bie Stftnbe gelegentlich ftarf, fo, atß fie §erjog Äarlß Seftreben auf (Sin
fufjnmg einer äBechfelorbnung entgegeniraten. SBgl. SBädjter, (Mcfd). u. Duellen beß
mfirtt. frioatrechtß, ©. 51 B.
’) Sögt. Schott a. a. D. S. 252.
•) Elften beß Srchinß beß Innern.
322
SBinttertiu
unb bie Drbinarigefchdfte baburch beförbert werben möchten". Durch
ein SReffript oom 30, 9Rärg 1737 würbe unter Vegugnahme auf ben 3m
halt jenes Einbringens oom Jebtuar b. 3* bie Äommerjienbeputatiou für
bie Sufunft mit ber SRentfammer fombiniert, ba bie „bei tf)t tractirten
©efdjäfte mit bem Eameralwefen eine ungertrennliche Eonnejion haben,
folglich weit füglicher bei ber fiirftl. SRentfammer als in einer befonberen
Deputation tractirt werben", ©o war auch h* er burch wie bur<h bie SXuf-
bebung aller Monopole im Sanbtagöabfdjieb non 1739 ber ©ieg ber
alten Verfaffung augenfcf)einli<b gemacht.
Es war mertwütbigermeife 3ol;. Qaf. ERofer, ber Hergog Äatl Eugen
auf bie 2Bege bes ERerfantilfpfiems gu bringen fuchte. 3n ber eigen-
tümlichen 9Me als Sßrioatratgeber bes Hergogs, bie er als £anbf<hafts*
lonfulent eine 3 e ttlang fpielte, 1 ) brang er namentlich unter Hinweis auf
bie fßolitil fjriebrich Wilhelms I. non Preußen fortgefefet in ben ^erjog
einerfeits unb in bie ftanbijchen Slusfchüjfe anbererfeite, etwas gur Hebung
bes ERanufafturwefens im Sanbe gu tun. Die Elusfdhüffe waren jefct
nidjjt mehr fo gegen bie Errichtung einer Äommergienbeputation. 9Rofer
lieg ben engeren EluSfcbuß fagen, er fei ©ereniffimo banlbar, „baß ©ie
bem Eommercienwefen im Sanbe aufguhelfen gnäbigft bebaut feien, inbem
wibrigettfaHs ooUenbs alles bare ©elb im Sanb für frembe äRanufactur
hinausgehen werbe" unb bie gunehmenbe Vermehrung bet SSeoölfetung
bie Errichtung oon ERanufatturen burdjaus notwenbig mache. Sluch nach
ERoferS Vorfdjlag, wie einft gut Seit Hergog Eberharb Subwigs nach bein
bes Eammermeifters oon Deffin, faßte bie Deputation eine fog. gemein-
fcfjafttiche, aus ^ermöglichen Veamten unb Etusfchußmitgliebem gufammem
gefefcte fein.
Sei ber Errichtung ber neuen ftommergtenbeputation bur<h ein
Defret oont 29. 3uni 1755 beftanb fie aus 2 SRegierungSrdten, 2 SRent-
lammen unb 2 ftirdjenratse ypebiti onöräten, bem Sanbfchaftsfonfulenteu
3 . 3 - 3Rofer unb 3 ÜRitgliebern oon ber H<utbelf<haft. 3m 3&h rc
1759 (Defret oom 5. Deg.) (am noch ein SRentEammerqcpebition&rat unb ber
Stuttgarter ©pmnaiialprofeffor Volg als ©achoetflänbiget in phiifali*
fdjen unb mathematifchen EBiffenfchaften bagu.
Hauptaufgabe bes ßommerjienrats war nach bem ErrichUingSbetret
„über bas fo fetjr gefallene Eommercienwefen gu beliberieven unb wie
folgern gum Veften bes Sanbes etwa aufguhelfen fein möchte, an ben
fiergog ihre ohugi elfeblich unterthdnigfie Vorfdjläge gu machen". Des
.ftergogß SB i II e war (SReffript oom 10. 3uli 1755) h<*uptfä<hli<h babiu
*) Sigt. 3lbam, §. 3. SWofcr als rottrit. SanbfdjaftSfonfuEent, 1887, ®. 2i> ff.
3ur ©ef$id)te beß Ijerjoglicty ro&rttemberßifdjen Äommerjienratß.
323
gerietet, „auf Mittel unb SB ege ju benfen, rooburdfj baß ©clD inner«
halb beß $erjogtums bteibe, unb bem bisherigen frequenten ßinauögehen
besfetben foviel nur möglich begegnet, ^icrinncit aber ben ermfmfchten
Enbjmcdt 311 erreichen nichts verträglicher fein fann, ats trenn nach beß
Sanbes Staturertrag SRanufacturen unb was nur immer bahin einfehlägt
errichtet unb fold^e emporjubringen «fleß ftleifjeß getrautet tverbe. "
Ein ©eueralreffript vom 1.3tug. 1755 forberte bas Spublifum jur
Einreichung non ißrojeften auf, mie bas bamals j. 33. auch in Hannover
gefchah, unb ber Hommerjienvat fjatte benn auch eine ziemliche Slnjahl
fotcher JU begutachten*
®tan ^örte junächft auch bie StuftdEjt ber Häuf« unb ^anbetsteute.
Snbeffeu hatten biefe, beren .&auptgefd)äft gerabe ber Import feiner aus«
länbifdher Staren mar, gar fein Sntereffe an ber Errichtung berartiger
einheimifcher gabrifen. ©ie äufjerten (t<h auch gar nicht über biefeu
®egenftanb. 9ludE) ihnen mar bie Stufrechterhaftung aller beftehenben
Siechte, namentlich ber Verbote beß ^aufierhanbels burch Slußlänber, bie
^auptfache, unb ihr Seftrebcn ging in erfter Sinie auf bas ^enthalten
fotcher austänbifcher fiänbter, fo 5 . 33. in Eingaben ber Stuttgarter
ganbtuugsoerroanbten vom 29. ©ept. 1755 unb ber Häuf« unb ßanbelß-
leute non 33aihingen a. E. vom 26. Äuguft 1755.
3Jtan mar in ber 3®it $er$og Hart Eugens, nach bem Urteil eines
heroorrageuben ©acfjfennerß, beß fpäteren Sientfammerbireftors Stuteurieth
(in einem Berichte vom 26. %uni 1797 1 ) bei bem Semtihen, baö 3Jtanu=
fafturroefen ju heben, infofem nicht glücflich, aTß ber £>erjog allerlei Suyuß«
inbuftrien, mie ©eibenfabrifen, ©olbbrahtjiehereieit, SSijouterie« u. $or^eHau=
fabrifen, mit beträchtlichem Stufmanb uuterftüfcte, ohne fie ertragreich ober
überhaupt rentabel machen )u Mmten, mährenb rentable Snbuftrien , 1 mie bie
fieinmanb«, Stoff« unb Saummollinbuitneii, uielfach nicht genügenb Hapital
erhalten fonnten. Snbeffen gelang es hoch allmählich/ vier 33aummoff«
manufafturen — in Hirdhheim, ©ul$, fieibenheim unb Eannftatt — jieinltch in
bie fiöhe su bringen. ®abei jeigt lieh nun auffaffenb, mie bie Hommerjien«
beputation gang im ©inne ber fianbftänbe ängftlich beforgt mar, bafj
feine 9Roitopote entftänben. ©ie fuchte ftets 511 verhinbern, bafe in
ben ^Privilegien ber einjetneu fabrifen Einfuhrverbote jugefichert mürben,
©ie erflärte (Ich ftets bagegen, M bie Freiheit ber Eommercieu burch 9lu=
legung eines Sionopots einjufchränfen", unb hielt baran feft, auch als bie
Stanufafturiers immer bringenber Einfuhrverbote verlangten.
Solange ber £erjog fetbft entfliehen ben Stnfchauungcii beß 9)fcr-
fantilfpftemß hnlbigte, mar es ganj natürlich, bafc er foldhe Stnlichten
*) @taat3ar$ü>, ÄabinettßaFtcn.
324
ftUnttertiu
bet ftominerzienbeputation als eine £mtmung feiner Sßläne empfanb unb
bies bet Deputation oorhiett. Sr möchte, hdßt es in einem Defret oom
5. Dez* 1765 (e$ ^anbelte fid^ um Sinführung non gärb erröte, bie
empfohlen würbe), roünfchen, baß bie Deputation „mit ebenfooielem Sifer
als et gewohnt fei benen Commerden im £anb auf Reifen unb fold^e
in meutere Aufnahmen zu bringen beftiffeu märe." Unb anläßlich ber
Sßrioilegienerteilung für eine 8aumwottfa6ril in ©hontborf im $ebr. 1766
heißt es, ber ^er^og tonne nicht umhin, ber Deputation ben Snbgwecf
ihrer Verrichtungen nochmals oor Singen ju legen, „welcher für$n<h unb
einig barin befiehl, bie Sommerrien unb SRanufacturen in biefem £erjog=
turn emporgubringett, alle alte teiber eingewurzelte Vorurteile auf bie
©eite zu räumen unb nicht mehr wie bisher basjenige ju oerhinbern,
was Re beförbern follte".
Sluch ber ©eh einte Sftat war in feiner Mehrheit ftets ein ©egner
aller ^Monopole. ©o auch ln einem ©utachteu oom 22. Sttpril 1768.
©in Dberamtmann oon ©ulj, 2RüHer, ber in ben 1760er fahren oer=
fchiebene ^Brojette zur Anlage non gabrifeu eingereicht ^atte, legte ber
fiommerzienbeputatiou einen Vorfchlag für bie (Errichtung oon Vaumwoü-
manufafturen oor, ber ganz auf merfantiliftlfcheir ©runbfäßen beruhte.
Der ©eheime 9iat lehnte ben Vorfchlag ab unb fpradj Reh habet über
eine SÄeUje allgemeiner ©eRchtspunfte aus. ©o oorRchtig es gefchieht,
fo Reht man hoch aus ben Shtsführungeu betulich, baß bie Slnfchauung
bes ©eh einten SRats über bie SRotwenbigfeitber (Errichtung oon SRanufafturen
nicht mehr ganz feft in mcrfantilifheit ©runbfähen wurzelte, früher als bei
ber Sanbfhaft zeigt R<h fytt bei bem höhnten Veamtentum eine gewiffe
grunbfäfclihe Slbfchwächung ber merfantitiftifchen Stnfhauungen, ähnlich,
wie Re in grraitf reich tat 18. 3<*h*hunbert fdßon oor ben ^ßhpR^raten
bei Satnhängeru beS fouRitutioneüen ©taatsfpflems zutage tritt, auf ber
©runblage bes Veftrebens, auf bie oerfchiebeuen SntereRen innerhalb eines
fianbeS SRüdfßcht gu nehmen 1 ).
@o richtig auf ber eilten ©eite bie SRegel ift, hdßt es in beit
Anträgen, baß an Srt;a[tung unb Veförberung ber eigenen Sfltanufafturen
in einem Sanb nach oerfchiebeuen Vücf Reiften fehr oietes gelegen, fo rihtig
ift auch auf ber anberen ©eite, baß bie 2lrt foldßer Erhaltung unb Ve^
fötberung aftgeit forg faltig mit anberweiten UmRänben bes commercii
oon benjenigen SBaren, mit welchen bie eigene fabrique offuptert ift,
abguineffen unb teine folche 3wangsmittel ba§u zu gebrauchen ftnb, welche
hinwieberum bem Sanbesherrn in Slufehung feines ^errfdhaftlidßen 3nter=
eftes, als auch fouften bem größten Deil bes Raubes mehr ©haben unb
') Dncfen a. a. C., < £. 26 r>, 260 .
.^ur Öefcfjidjtc bes f)er$ogltrt> roiirttembergifd)en .Hotmnerjietuata.
325
Sfrnhteit bringen fonneu, als bie Vorteile non ben eigenen Manufakturen
importieren. @6 roirb bann au 3 geführt, ba6 bie jutgeit im &ergogtum
befieljenben Vaitmroodfabrifeu namentlich bie gebräuchlichen billigeren
3Baren nid)t in berfelbeit Qualität unb gu bemf eiben Sßteis liefern tonnen
wie bas Sluslanb, unb baran bie Vemerfung gefnüpft, bafj, meun ade auß=
läubifchen bergleidhen. äBaren verboten ober ein höherer ©infuhrgod — mm
biefer Möglichkeit ift fjiet guerft bie 9tebe — auf fte gelegt merben mürbe, es
nicht nur bem Baabe an bem Nötigen fehlen, fonbern auch anbere Äauf=
leute im ßanb, bie bisher mit folgen SBaren bas freie commercium im
Snlanb unb Slustanb gehabt, an ihrer Nahrung gurüdgefefct werben
muffen, an beren Erhaltung gleichroohl bem ßanbesherrn uitb bem
ßanb fo gut als an benen Manufafturiers gelegen fei. 33 on Sinfuhr-
verboten ober hohen 3^ en befürchtet ber (Mjfeime 9tat Sftetorfton ber
Nachbarn gegen bie intänbifchen %ab rifate, (Srbroffelung bes Dranfithanbels,
unb aus ber Verminberung bes Verfeljrs auch roiebet Minbereinnahmen
bei unb 9lf ^if e. (Sr bejroeifelt atfo ben Vorteil folget Maßregeln
felbfi für bie inlänbifcheu ^abttfen unb meint, fie tommen jebenfads nur
wenigen jugute.
Der @vb oergleich non 1770, ber ben Verfaffungsfonflitt Äarl (Sugens
mit ben ßanbflanben beenbigte, erklärte ausbrüdtidj ade Monopole für
oerfaftungsmibrig. Das Veftehen einer Ä onimergienbeputation mürbe jefct
nicht mehr angefodjten ; bie laubfcbaftltchen 8 efchmerbef djriften, inSbe-
fonbeve bie &auptbef<hroerbef<hrift vom 16. November 1764, unb ber
@tbverglei<h befd&räulteu (ich auf bas Verlangen, bgm. bie Slnerfennung
ber Stufrechterhattung ber oerfaffungsmäßigen llnterorbnung oder Äoh
legien unb Deputationen unter ben Geheimen 9tat. ©aßen boch nun
in aden Deputationen bie Mitglieber ber 9luSf<hüffe, um von bort aus
jenes fiäubiföe „ Mitregieren " auSgulibett, baS ber Ie|ten SRegierungSgeit
ßergog Äarl Eugens bas 3ei<hen aufbrüdte. Der fierjog manbte fidj
jefct felbfi aud) phpfiofratifchen Sbeen gu, meuigfienS infofern, als er fein
Sntereffe vornehmlich ber ßanbmirtfchaft mibmete. Mit ben potitifch ab-
folutijitfthen, roirtfdfjaftlid) liberalen Sfreeu ber SßhpHofraten im 8unbe gu
oerfuchen, ben Äampf gegen bie ©tänbe gu führen, ber verloren roorben
mar, als er noch im ©elfte bes Merfantilismus geführt mürbe, bagu
tarn £ergog Äarl (Eugen nicht mehr. Natürlich fybxtzn bie 8e|irebungen
auf Vermehrung ber Manufafturen nun auf; bas Diarium ber Äom=
mergienbeputation geigt, baß man mit fotzen planen immer meniger
fuß abgab.
9ls bann im 3 a h re l^-*7 bie babifdje Regierung um Mitteilungen
über bie (Einrichtung ber Ä ommer gi enb epnt a tio n bat, ba man bort eben-
326
SBintterlin
falls eine fold^e ju errieten beabfid^tigte x fchäfete bie 311 m Bericht auf=
geforberte Deputation ifjre Dätigfeit feit 1755 überhaupt wenig h 0( b ein.
©ie meinte 1 ), bie unwahre 1755 gefächene Slnorbnung einer ftomrnetgien-
beputation fcheine blog eine temporcffe 9lbftd&t gehabt $u b*ben, „wie
bas fo fehr verfallene unb nötlig giflftebenbe commercium int unb au§er-
halb SanbeS nrieber empor$ubringen fein möchte, auch mit melden Manu=
fatturen bem £anb am beften geholfen werben fönnte. 3 n ber gotge=
Seit höbe bie ftommiffton auch eine 9ieif)e ©utachten über bat) in gehörige
©egenftänbe ergattet, aber ihr SBirfungöFreiö fei immer enger gewop
beit/ ba ihr nur noch wenige Stagelegenheiten überwiefen werben« Da
fte non Anfang an nichts felbg nor ihr gorum $abt sieben fömten,
ibr auch niemals burch fortlaufenbe Mitteilungen bie Möglidjfeit einer
flbergdjt über irgenbeinen 3n>etg beS ÄominerjieniüefenS gegeben worben
fei, fo habe fte niemals bas teigen Fönnen, was ein JtommersfoKegium
feinem Begriffe nach leigen folle." 3m Märj 1799 teilt ber ©ehehne
Kat ber babifdjen ^Regierung einen Sluffab mit, ber entfpredjjenb bem
©utachten ber Deputation annabm, bag es fi$ bei beren utfprünglicher
Errichtung nur um eine temporeite Einrichtung habe Rubeln fotten, unb
bie Slngaben über ibre 3 ufammenfefcung mit ber allgemeinen Bemerlung,
bag btet bie roürttembergifdbe Berfaffung in Betragt fomme, begleitete«
©obann führte er aus, bag bie Deputation jroar ein fetbg&nbiges, nur
bem ©ebeimen Kat untergehenbes Kollegium fei, bas in benfetben gormen
wie anbere Kollegien mit anberen Behfttben unb beu Untertanen oep
lehre, bag aber bie Deputation nur eine oorbereitenbe unb gum Deit
ooügiebenbe, nicht aber eine anorbnenbe Aufgabe gehabt bube, hiermit
foflte auSgebrüdt werben, bag bie Deputation eine 3ugänbigteit jur Ep
laffung non Slnotbnungen (©eneralreffrtpten), wie fte nid^t nur ber ®e*
beime Kat, fonbern oielfadb auch Kegierungsrat unb Kentlammer aus-
übten, mögt gehabt habe.
Snsbefonbere bub er aber heroor, bag nach ber württembergifchen
Berfaffung bem Kegierung&follegium bie Dberaufftdbt über bie £anbeS=
polijet unb fomit auch über bie einen ©egenftanb berfelbeit ausmachenben
©ewerbe übertragen fei, bergeftalt, bag, wenn non ber 3 uläfggfeit eines
©ewerbes, non beffeu 2hiSbef;mmg ober Einfchränlung, non ben babei
feftvufefeenben Mobigfationen unb Borfid&tstnagtegetn, non ber Beginn
mung feiner Berbältntffe gegen anbere, non ber Begünstigung ober Be-
fchränfung bes BerFehrS mit bem Stustanbe u. bgl. bie grage entgehe,
bie Regierung entweber für geh ober nach norgftngigem Slnbringen an
‘) 2trrf)tD be$ Snttent.
3»t @4ef$i(fjte be§ (lerjofllid) roürttemt)ergi[d>en Kommerjienratö.
327
bad ©ebeime Statöfoflegium baß ©rforberlicbe auorbne. gür 3ollo 9Lf$ife=,
Umgelb- u. bgl. Sadbeit feien viele eigene fameraliftifcbe Steden vor-
Rauben. So fonrnte e$, bag bie Äommerflienbeputation in bec Stegei auf
kiitädbtlidbe £ugerungen über ©egengänbe, welche Äommcr^ien unb 9ftanu=
fafturen betreffen, an Stegierungd- unb ginanjfoflegien ober audf) an ben
©er$og felbfi befd&ränft fei. SBenn im übrigen bie Deputation über baß
ftommergienroefen eine SRitaufgcbt führe in bor 2lrt, bag ge für bie Ve=
obadfjtung bet bege^enben Verorinungen fotge, bie Pbroeidbuugen abgelle
uftb auf Anfragen ber Vejtrfrteamten in Slnganbßfällen Vefdbeib erteile,
fo fei biefl bodb nur infotoeit möglidij, als ge bur<$ igre Verfügungen
nic^t in bie ©efe|e fetbg ober bie jura privatorum eingreife, b. b- über
Stedbtßfragen enifdbeibe ober toenn Strafen auftjufpredjen feien, benn bies
beibeft fei bem Stegierungßfodegium oorbeb alten; 3unft= unb ©anbroerfs=
fadben gebären Überhaupt nidbt oor bie £ oinmergi enb ep utation.
hier werben alfo bie ©tünbe, warum e$ bie ßommer^ienbeputatum
nidbt $u einer erheblichen ÜBirffamfeit bradf>te, burdjauö in ben eingangs
erwähnten, auf bie Vehärbenorganifatiou bezüglichen teilen ber Verfügung
gefudjit. Dag von Sdbwierigfeiten, bie feiten® ber Staube einer erfolg-
reichen Dätigfeit befi Äommerjienrats bereitet worben wären, tyzt gar
nidbt bie Stebe ig, begütigt eben audb, bag, wie mir gefeben buben, bie
©egenfafee, bie auf bem ©ebiete ber b^r in Vetradbt fommenben Sßolitif
oorbanben waren, weniger $roifdben ben Organen ber ^Regierung einer-
unb ben Canbganben anbererfeitö, als jjroifdben ^reunben unb ©eguern
ber alten Verfügung beganben.
Sie ScEtfaltighettahirdie in Älm.
Sau0eCd|idife uttir BEfdjretbung
von Julius Gnörifc, ©iabtpfarrer an ber 2)reifattigfeit8fircbc.
(Sinleiinng *).
3öir fabelt nod^ feine Sej^reibuug ber ©reifat tigfeitsfirdje, fagt
£aib 1786. 2öir haben ftc bis heute nod> ntc^t ; befonberS bie Saugefchithte
liegt im argen* ®as ift eine empftnblithe Süde in ber fonft fo reidjen
Ulmer Literatur, unb es ifl fjöd^fie Seit, ba§ ftc ausgefüllt wirb. . 2öaö
mir $aben, ftnb meift fur§e, oft bürftige ©dfjilberungen unb gelegenttube
Semerfungeii. ©te Probleme, bie in ber 9augef$i$tc liegen, roer=
ben ba unb bort roofjl gefüllt, aber fte werben nirgenbs grunbfä|üth
in Angriff genommen* ©afütr bat fi<h unbeftritien bis ^ cu t c eine
Übetlief erung fefigefefet, bie (man batte bas langft erfenneu
foüen) in allen §auptpunf tcn falfdbifi; felbffc ber 92ame bes 3tou=
meifiers ber Äirdje iji falfö überliefert. 3n allen ftunfigefdbicbtcn, in
allen £anbbü<hetn ber ftunft ober Jtunfibenfmäler, in allen Seförei;
bungen SBürttembergs unb Ulms erben ftdj unangefochten bie alten 3rr=
t ümer fort. (Ss b at natürlich feine @rünbe, ba§ man bisher an einer
0 Literatur (aujicr ben in ber Einfettung genannten Duetten fon>ie ben Ulmü
jdjen Urfunbenbütbetn) ; 1. 3nr alten 3 p i t al f i r d) e: ©epenuann, tBefdpeibung alter
cf) ein. flirren, fttöfter ufn>. ©reiner, ©efdjicf)te beS Utmer SpitalS im aJttttetafter
(2ttiirtt. Sierteljf}. 1907). 2. 3ur $rebigerfird)e: Fabri, Tractatus de civitate
Ulmensi. ftur fte Radjrirf)t von bem alten $rebiger fttöfter (Arbeiten b. ©etefjrten im
Reicf) 1784). Seefenmeger, Serfudj einer ®efdj. beS e^em. £>om,flofterö in Ulm 1808.
©et) ermann (f. oben), §afeler, Ulm® ftunftgefclj. im äftttetattei 1864. 3Raudj, Sam
fteine ju UlmS ftimftgefcb. (Serb- b. f. ft. u. 9J. 1874). ftornbeef, jur ®ef<$. be$ ^reb.^
ft öfters in Ulm («Mt. b. S. f. ft. u. 3(. 1891). 3. 3ur 3>reifaltig!eitS!ird)<: »c;
fdpeibung ber 9teuen ft. jur b- ®f. (Qufättige Relationen IV. 1717.) §aib, Utm
mit feinem ©ebict 1786. Sieteridj, «e|ct). ber Stabt Ulm 1825. Siaudj, Seitr. j.
febmäb. ftunftgejet). (Organ f. rfjr. ft. 1859). fttemm, 3öürtt. Saunt. it. Silbf). (tßürtt.
Stertcljf). 1882). Vöffler, lltm. Renaiffance 1835. Serfelbe, Starr Otto (SOßürtt. Sierteljfj.
1902). &übfe, ©efd). b. beutfeben Renaiffance. ftepplcr, SBartt. fird^I. ftunftattert. 1888.
©urlitt, fciftoriftbe Stiibtebilber : Utm 1904. $ebio, $anbb. b. beutfdjen ftunftbenfm.
HI. 1908. Sefdjr. b. Oberamts Utm II. 1897. 3)a§ ftöntgreidj Württemberg IV. 1907.
@nbtifs, £ic &reifaltigfeitöEircBe in XUm.
329
SÄrbeii vorbei ging, bie eigentlich von t)Ödjftem $ntereffe ift unb ein gut
6 tfu! Ulmet ©efdfjichte aus verriebenen Sahrhunberten in fih Birgt.
Terfiauptgnmbiftber, babeöausfieht, als ob feine Duetten
uor^anbcu feien, ©ieht man auf ber ©tabtbibtiotBef ben groben
©nchfatalog, bas ©eneralrepertorium, burcB, fo ftnbet Rh ber Titel ©rei*
faltigfeitsfirdje ober ©piialfirdfje überhaupt nicht. @in BöfeS SRiRgefhid
mufj bie unter biefen Titel gehörenben 3tften Betroffen Baben. 3^ar
maß bie Sitten beö Sßrebigerflofters Bjro. ber Sßrebigerfirche Betrifft (benn
bie Treifaltigfeitsfirhe ijl in getviffem ©inn bie ^ßrebiger* ober Tomint*
fanerftoRerfirhe), fo ifl Bier bas Tuntet etroaS gelichtet: bie Rtirnhe
finb 1531 aus ber ©tabt ausgewogen ; mitgenommen Baben fte nichts als
bas Rötigfte; bagegen finb ihnen 1539 alle Sitten nach Rottroeit aus-
geliefert roorben, „nichts ausgenommen" *). 3Bo biefe Sitten Beute Rnb,
ob Re überhaupt noch oorljanben finb, toeib niemanb; es ifl Bis jefct
nid)t gelungen, eine ©pur von ihnen 311 Rüben. Slber er ift bodj erttärt,
toarnm fte in Utrn nicht gu Rnbeit ftnb. StmaS anberes ifl es mit ben
Urfunben Aber ben Sau ber Treifaltigfeitsfirhe. Sttait fottte meinen,
auf ihm als einem Sau beö 1 7. 3aBrBunberts liege bas volle Sicht ber
©efdhidhte. TaS ift nicht Ber %aU. Rtan |at nicht mehr ben Slbrifj, ber
vor Beginn beS Baus bem Rat vorgetegt mürbe, nicht mehr ben Äoftcm
voranfhtag, nicht mehr bie Rechnungen. $ier Bat alles @u<hen feinen
©rfolg gehabt unb tonnte feinen Baben. SJtan Bat früher vermutet, bie
Urfunben feien im ©chmörhauöbranb 1785 jugrunbe gegangen. 3h habe
gefunben, bafj fte fdjon 1704, als man nah ©ufo grub, nicht mehr vor*
Banben waren.
Sucht man bemtoh nach Rahrihteit, bie urfunbtichen SBert Baben,
fo greift man moht juerft nah Ben (SBronifen: fte verjagen faft voll*
Ränbig; Benn fte geben Böhmens eine Sefhreibung ber ßirhe, noh mehr
ber ftirhroeihe. Stuh einige Trudle vom $ahr 1621 finb vorhanben
über bie Äirhe: fo bie (SinweiBungSprebigt von ßonrab Tteterih/ bie
RadbmittagSprebigt beö erfien Pfarrers, Satthafar ©ocfel, fomie ein latei*
nifhsS ©ebidfjt auf ben Sau unb bie SßeiBe ber Äirhe 00 m Reftor bes
©puinaRümS 3ob* Saptifi ßebenRreit. 316er auh biefe Duellen ergeben
für bie Saugefhihte ber Äirhe nicht viel. Tagegeu finb mir nun einige
glücf liehe Sfuttbe gelungen. Riht rechnen fann ich freilich ba 3 u bie Rats^
*) SorBanben ift immerhin baö AtopialbucB beö Jtlofterö : „Grinfommen beö ßjottö-
Baus ju ben ^rebigem alBie begm Spital". — ÜRarfjbem bie Arbeit bereits ab«
geföloffen roar, Bat ftcB n o$ eine eins i gart ige Urfunbe auö Älo ft erj eiten gefunben, eine
$anbfcBrift Consuetudines Conventus Uliuensis von 1488; fie ift in ben 9ta(Bträgen
jum 2. SIbfcBnitt verarbeitet.
Surtt. Ct*rt#Iia$rt&. f. Sanbctgefö. 9t. $f. xx. 22
330
(Silbrig
protofolle, bie jebermann gut £anb ftrtb. Qebod) b at fte niemanb ge«
iefen; fonji ptte ft<h nicht eine fo fatfdje Überlieferung hüben unb
behaupten fönnen. Es mar bocb eine Entbedung, ba| biefe protofolle
oon 1616—21 ein faft ooUftänbiges 83üb vom Verlauf bei Baus geben
unb bamit eine äSibetlegung bet b*rfömmli$en 2lnf<bauung. 9ieu ge«
funben habe ich 1, unter ben Slatbausaften, roo i^n niemanb net mutete,
bcn@runbri§ her alten Spitalfircbe, ber Vorläuferin ber $rei«
faltigfeitsfirche, wahren! noch 1907 ber tefete Erforf<h«r ber Ulrner Spital«
oerhftltniffe fchreibt: non ber ftirche ift feine Spur unb fein plan, faum
noch eine Erinnerung oorbanben ; 2. unter benfelben Sitten ben@runb«
rtg ber Sßrebigerfirtbe ober, um meniger gu fagen, einen 5Äif$, ber
oom aften Söeftonb hoch einiges geigt, nämlich bie groei Steifen von Saufen,
bie bie ftircbe früher in brei Skiffe geteilt haben ; enbii<b 3. auf ber Stabt«
bibiiotbef baS Scbriftjiüd, bas ben 2lnfio& gum Stau ber Sreifattigfeitsfircbe
gegeben bat: bei ministerii 8orf<btag betreffeitb Steparierung
ber gerfaltenen Ptebig er firmen. liefen gunben ftnb einige
(Stabungenber leiten 3wt entgegengefommen. So mürbe im SRai 1 909
im Spitalbof gegraben; babei fab man Spuren ber alten Spitalfirdje.
Unb im Dftober bedfelben Sfafjres, mie man auf ber SBeflfeite ber Stixty
grub, fab man bas bortige gunbament ber ftirdje aufgebedt unb fab
fenfre^t barauf guftofjenbe HRauem, bie nach allem bie ©runbmauem
bei aßen Turmes toaren. Enbßd) barf man nid^t oergeffen, bie aßen
Stabtpläne unb Stabtanf idfiten, bie no(b lange nicht genügen!
oenoertet ftnb, als Quelle gu nennen unb gu gebrauchen.
Unb nun gut Sache: mir wollen oon einer Äirche ergäben. 2>agu
ntüffen mir in biefem gaU, um es paraboj ausgubrüden, oon breieu
berichten; oon ber Spitalfir<be, ber Prebigerfitche unb ber
$reifaltigfeitsfirche. Eben in biefer £atfa<$e liegt ein roefent*
li<hes Stüd ber Staugefdjichte ber einen Äirche. Wtan ^eigt bie 3)rei*
faltigfei tsfirdje gern bie Spitalfirche, genau genommen mit Unrecht; benn
bie Spitalfirche mar eine anbere unb ftanb wo anbers. Erft als fte
ni(ht mehr langer gu brauchen mar, bat man gum Erfafc für fte ait anberer
Stelle bie ®reifaltigfeit$fir<he erbaut. 3)abei bat man biefe fetbfl nicht
neu gebaut, fonbem aus ben Krümmern einen oerfattenen Äirche bet«
auSgebolt, aus ben Krümmern ber Prebigerfirdje, ber einftigen Älofter-
firthe ber prebiger ober $ominifaner. Unb biefer mieber aufgerichteten
Prebigerfird>e f;at man einen neuen tarnen, ben tarnen Sfteifaltigfeits«
firche gegeben. So ift gur ©efchichte biefer Äirche ein Stüdgang auf
bie beiben anberu als ihre Vorläufer unentbehrlich.
Sie SreifaltigfeitSfitcfje in Ulm.
331
L ®ie alte Styttalfirthe.
£aS ftäbtifdje jQofpttat jimt l)L ©eift ift im 13. S^^unbert ent*
flanben; gum erftenmal ftnbet es ftdj in einer Urfunbe non 1240. ©s
fianb junäcbft außerhalb her ©tabt unmittelbar oor bem ©lödflertor. Site
es im 1297 abbrannte, mürbe es auf feinem heutigen ipiafc neu
erbaut.
Son Anfang an mufe eine Air$e, eine ©pitalpfarrfirc&e, oorbanbeu
gemefen fein. Sei unferer $arfiething ift es uns allein um biefe gu tun.
©ine foldje roirb bei allen Slbfafioerleibimgett unb ^a^rjeiteu ooraus*
gefe|t; aber mir miffen nichts über fte. 3ns Siebt ber ©efdbicbte tritt
bie ©pitalfircbe erft i m 3 a b r 1 3 7 2. 3” biefein ftiftete bie
Familie ber Dotb bie Ätrdje jurn ©eift. ©ine Deugrünbung,
fagt ©reiner 1 ), fann bies nirf)t gemefen fein; es famt ficb nur um einen
Neubau ober eine Sergrö&erung ber fdjon oorbanbenett {feineren ftir<$e
banbeln. güt biefe ftireb« mürbe im 3<t$r 1376 bie erfie fog. neue
<ßfrünbe, im 3ab* 1392 eine jroeite gcfiiftet. äBeitere, bie im Unterfd^ieb
oo n biefen beiben an beftimmte 9Utäre gebunben waren, folgten, ©s
roerben uns fe$S SCltäre genannt: ber IKltar bes bl» ©eiftes, ber ber 3ung*
frau SRaria unb ber bl* ©lifabetb, ber Meters unb ?ßautsaltar, ber
Slltar beim Umgang, ber 3lnbrea$= unb ber 3of)anne§altar. $)as $räfen*
tationsred^t für alle ©teilen unb bie D&erauffidjt ^atte ber geiftticbe
©pitalmeifter, hospitalarius, ein grober £err, ber oierfpännig fuhr, jur
3eit ber Deformation ber oornebtnfte Prälat Ulms, ©r batte baS Dedjt
eines Siföofs über oerfebiebene Pfarreien, fett 1446 aud) bas Ded&t,
ben tropft im Dugufltnerfloßer $u ben Mengen gu inoeftieren.
Da<b ber Deformation mürbe bie Air<be junäcbft unb fafi ein 3ab rs
bunbert lang für ben eoangelifdjen ©ottesbienft meiterbenübt unb non
einem Pfarrer unb einem Reifer oerfeben.
Slber mie fab biefe §eiliggeiftfir<be aus? SBon oornberein
f&nnen mir annebmen, bafj fte feinen groben Umfang gehabt bat; ba
fie smifdhen ben ©pitalgebäuben ftanb, batte fie wenig Daum jur @nt=
faltung. ©inige Sluffcblüffe gibt, uns barüber eine mieber aufgefunbenc
Urfunbe erften Danges, bie für einen anberen 3ufammenbang noch be=
beutfamer fein mirb, ber Sorfcbtag ber ©eiftlidEtfeit betreffs Deparierung
ber jetfaüeiien Sßrebigerfircbe oom 3ab* 1616. £ier mirb bie ©pitak
ftrtbe gefdbilbert als eng, niebrig, unbequem unb oiel ?u {(ein für bie
jablteidbe ©emeinbe, fo bafe fte „an ©onn- unb gefttagen nicht alle fifecn
f&nnen unb baburch oiel bes gemeinen ©efinbleins oom ©ottesbienft ab=
^ "■ "
l ) ©efdjidjte Ulmet @pttal$ im SRittelnltec (f. o.).
22 *
2166. 1. ©nmbriffe ber alten Spitalfircfje, unten bet toirfl